Hier nun der letzte Teil meiner Sommertour (
hier nochmal der Track).
Nach der Überfahrt über die Donau (13 Lei etwa 3,50 Euro) kommt erstmal noch der Grenzübergang. Speziell dieser Übergang zwischen Rumänien und Bulgarien, also zwei EU Staaten, wirkt irgendwie völlig aus der Zeit gefallen. Ich werde auch einfach durchgewunken, nicht mal den Ausweis will man sehen. Man ist dahinter sofort mitten in der Stadt Silistra, was die Grenze noch komischer macht.
Als wir vor 30 Jahren zu erstenmal diesen Übergang benutzten, gab es tatsächlich noch krasse Unterschiede: In Rumänien war es zunehmend schwierig, Lebensmittel zu bekommen - selbst das Brot war rationiert. In Bulgarien haben wir erstmal Brötchen, Butter, Milch und Joghurt gekauft und kräftig geschlemmt. Damals waren wir auch für die Grenzer mit unseren Rädern noch die absoluten Exoten, zumal wir nach zwei Wochen Rumänien ziemlich runtergekommen ausgesehen haben müssen.
Jetzt bin ich also wieder in Bulgarien und will erstmal Geld holen. Dabei muss ich feststellen, dass nicht jeder Automat mit meiner VISA Karte kooperieren will (obwohl das Zeichen dranklebte). Diese Erfahrung habe ich noch einigemale machen müssen, auch in Sofia. In den anderen Ländern gab es solche Probleme nicht. Schließlich bekam ich dann doch mein Geld und bin erstmal zu Donaupark gefahren um mein Rad vom Schlamm zu befreien. Leider war der größte Teil des Parks wegen Bauarbeiten gesperrt, einen Rasensprenger, den ich zum Fahrrad waschen umfunktionieren konnte, hab ich aber doch gefunden.
Über Razgrad ging es zunächst nach Veliko Tarnovo. Was sofort auffällt auf Bulgariens Straßen ist, dass die Ränder nicht gemäht werden. Bei wenig befahrenen Straßen ist das ganz nett an bunten Blumen und Büschen entlang zu fahren. Problematisch ist das aber bei viel Verkehr. Man kann kaum ausweichen und insbesondere in Kurven wird man schlecht gesehen.
Hotel im Park von Razgrad
Radwege sind in Bulgarien eher selten. Hier bei der Ausfahrt aus Razgrad an der 204
Bis Razgrad ging es gemütlich auf kleinen ruhigen Straßen. Aus Razgrad in Richtung Westen gibt es aber zur recht stark befahrenen 204 keine Alternative. Die ersten 5km fährt man allerdings auf einem Radweg neben der Straße. Ab Popovo kann man wieder auf kleinen Straßen über Medovina fahren. Warum ich trotzdem die Fernverkehrsstraße 53 genommen habe, kann ich jetzt nicht mehr sagen. Nun, es war Sonntag und der LKW Verkehr hielt sich in Grenzen, aber unangenehm ist es trotzdem. Der Rest der Strecke ist ohne Probleme, bis auf den Abschnitt kurz vor V. Tarnovo. Da gibt es nämlich einen sehr unangenehmen Anstieg auf einer schmalen Straße mit sehr starkem Verkehr. "Belohnt" wird man mit einer sehr steilen Abfahrt hinein in die Stadt.
14% Abfahrt nach Veliko Tarnovo
Die Altstadt ist sehenswert
V. Tarnovo ist ein touristisches Zentrum mit sehr vielen ausländischen Besuchern, insbesondere aus Asien. Ich fand es vor allem tagsüber sehr hektisch. Erst abends, wenn der Verkehr ein bisschen nachlässt, wird es ein erholsam. In der Altstadt gibt es ein paar hübche Ecken, ansonsten verstehe ich nicht so recht, warum so viele Menschen dorthin wollen. Über die Unterkunft braucht man sich übrigens keine Sorgen zu machen. Gefühlt jedes zweite Haus ist ein Hotel und auch die anderen Häuser vermieten mind. die Hälfte ihrer Zimmer. Man wird sofort angesprochen, wenn man in die Stadt kommt, ob man eine Unterkunft braucht.
Die Ausfahrt war wesentlich entspannter. Nachdem ich die Stadt hinter mir gelassen hatte ging es auf kleinen Straßen Richtung Balkangebirge. Leider wurde das Wetter zunehmend schlechter und in Tryavna musst ich meine Mittagspause schon um eine Stunde verlängern, weil es aus Kübeln goss.
Richtung Balkangebirge
In Tryavna hat es erstmal ziemlich geschüttet
Der Bach war hübsch angeschwollen
Ich wollte mir eigentlich schon ein Quartier suchen, als es dann doch erstmal wieder aufhörte mit Regnen. So bin ich dann doch weitergefahren Richtung Trevnenski Pass. Dass der Dryanovska Fluss sehr stark angeschwollen wahr, hätte mir eigentlich zu denken geben müssen. Aber zunächst ging es ziemlich angenehm vorwärts.
Trevenski Pass
Nach dem Regen dampft der Wald
So große Regenwürmer hatte ich auch noch nicht gesehen
Wenn man hinter Plachkovsi durch den kleinen Tunnel unter der Eisenbahn hindurch gefahren ist, hat man die Straße praktisch für sich allein. Der Anstieg zum Pass (860m) ist moderat und der Zustand der Straße recht gut. Gleich hinter der Passhöhe trifft man im Dorf Krastets wieder auf die Eisenbahn, die das Gebirge in mehreren Tunneln durchquert hat. Wie man sieht, ist die Bahn außer Betrieb und die Gleise entfernt. Vermutlich wird die Strecke saniert. Ich hoffe, sie wird wieder in Betrieb genommen, denn die Fahrt soll recht spektakulär sein und ich wollte das eigentlich irgendwann mal machen.
Leider hört in Kraskets auch der Asphalt auf. Das wusste ich schon, jedoch wusste ich nicht, in welchem Zustand die Straße danach ist - Total aufgeweicht und mit Pfützen übersät. Das hätte ich auch noch toleriert aber nach ein paar hundert Metern fing es nicht nur wieder an zu regnen sondern die Straße kam an eine Furt. Mit meinen Tevas bin ich schon mal durchgewatet. Der Bach war ziemlich geschwollen, aber hier wäre es noch gut gegangen. Ein paar Meter weiter gibt es dann aber in einem Tunnel unter der Bahn eine Längsfurt, die mir unüberwindbar erschien.
Hier wäre ich noch durchgekommen, aber dahinter ging es nicht mehr weiter
Also hoch aufs Gleisbett. Leider fängt ein paar Meter weiter das Gleis wieder an...
...wie man auf diesem verwackelten Dashcam Foto sehen kann.
Was tun? Ich bin also fast bis Krastets wieder zurück gefahren um auf das Gleisbett zu kommen. Dort sollte ich besser vorwärts kommen, dachte ich. Leider war aber das Gleis nicht auf der gesamten Strecke entfernt, wie ich gehofft hatte, sondern nur auf ein wenigen Metern. Von dort an habe ich mein Rad bis zur nächsten Station über die Schwellen buchsiert in strömenden Regen. Das waren zwar nur zwei km aber es war sehr mühsam und ich war ziemlich geschafft. Außerdem war es mittlerweile fast dunkel. Zum Glück habe ich eine ordentliche Beleuchtung am Rad, denn die Abfahrt hinunter nach Dabovo ist nicht ohne und die Straße, jetzt wieder teilweise befestigt, hat auch schon bessere Zeiten gesehen. Normalerweise fahre ich auf Radreisen nicht im Dunkeln. Und schon gar nicht in Bulgarien. Schlaglöcher und streunende Hunde sind nachts noch einen Tick herausfordernder als bei Tageslicht. Einzige "Entschädigung" war der Anblick der Gewitterfronten in der Ferne, als ich endlich in der Ebene war. Gegen 23 Uhr hatte ich mein Hotel in Yagoda erreicht.
Hotelanlage in Yadoga
Die restliche Tour nach Sofia startet mit einem kurzen Stück auf der Fernstraße Nr. 5. Die ist vierspurig und hat eigentlich einen Randstreifen. Der ist leider vollständig zugewachsen, was einen dazu zwingt, viel weiter links zu fahren als einem angenehm ist. Danach ist die Strecke jedoch ruhig und angenehm zu fahren. Streckenweise sogar - völlig Bulgarien untypisch - ganz flach. Allerdings hat der liebe Gott vor die Hauptstadt noch ein kleines Gebirge hingepackt, dass einen nochmal auf über 1000m Höhe zwingt.
In 1000m Höhe liegen die Wolken auf
Bushäuschen bei Sredishtna
Kurz vor der Hauptstadt ergoss sich dann ein derartiges Unwetter über mich, dass innerhalb weniger Minuten die Straße cm hoch unter Wasser stand. Glücklicherweise war eine Tankstelle in der Nähe, wo ich Unterschlupf fand und mir ein Taxi bestellen konnte, dass mich schließlich ans Ziel brachte.
So, geschafft! Das wars erstmal.
Freue mich über Kommentare, Fragen und Bemerkungen.
Gruß, Uwe