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#1264137 - 04.02.17 17:13
Streifzüge auf dem Altiplano
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Beiträge: 546
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Dauer: | 18 Tage |
Zeitraum: | 19.12.2016 bis 5.1.2017 |
Entfernung: | 0 Kilometer |
Bereiste Länder: | Bolivien Chile
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In Fortsetzung der Lagunas Route in Südbolivien sollte es diesmal im Norden Chiles weitergehen. Offroad zwischen den Vulkanen auf dem Altiplano umher fahren, den einen oder anderen Gipfel erklimmen, und nicht zu letzt auch die Atacamawüste rund um San Pedro de Atacama erkunden. Akklimatisation 1: Hitze und TrockenheitGestern bin ich in San Pedro de Atacama angekommen. Zuerst mit dem Inlandsflug aus Santiago nach Calama, dann per Bustransfer nach San Pedro. Das Fahrrad steht zusammengebaut und startklar in meinem Hostelzimmer. Jetzt versuche ich mich an das heiße, trockene Klima zu gewöhnen. Es gibt viel zu entdecken rund um das kleine Oasenstädtchen, von dem aus man den Vulkan Licancabur am Rande des Altiplano stets im Blick hat. Ich entscheide mich, in einer Tagestour das Valle de la Luna zu erkunden, das interessante Wüsteneindrücke verspricht. Und ich beschließe, zur Eingewöhnung mit vollem Gepäck zu radeln. Ich kaufe noch Getränke: Wasser und diverse bunte Brausegetränke, insgesamt etwa drei Liter. So am frühen Nachmittag komme ich los. Bereits nach 5 Kilometern, am Kassenhäuschen für das Valle de la Luna, quält mich der Durst. Der Wind, der ab Mittag vom Pazifik her auffrischt, wirkt wie das Gebläse eines Föhns. Ein kalter Saft aus dem Kühlschrank am Ticket-Office schafft Abhilfe, sobald ich aber wieder dem Wind und der brennenden Sonne ausgesetzt bin, ist der Mund sofort wieder wie ausgetrocknet. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, mit vollem Gepäck zu starten… Zum Glück gibt es am Pistenrand immer wieder überdachte Rastplätze, meistens dort, wo es Besonderes zu sehen gibt. Ich besichtige eine Höhle, die das Wasser und der Wind in die Lehmformationen geschaffen hat, aber bereits an der großen Sanddüne ist es mir zu anstrengend, da auch noch hoch zu wandern. Längst schiebe ich die steilen Anstiege über die Cordelliera del Sal, das Salzgebirge. Es sind spitze Lehmberge, durchzogen mit Gips und Kreideadern. Es sind zwar insgesamt nicht mehr als 300 Höhenmeter zu bewältigen, aber mein Körper ist die unglaubliche Trockenheit nicht gewöhnt, und so fühle ich mich mit jedem Atemzug wie ausgedörrt. Mein Getränkevorrat schwindet. Endlich bin ich oben, und nun kann ich die Fahrt vorbei an steilen, roten Lehmwänden und über weiße Salzflächen auch genießen. Belohnt werde ich dann auch noch mit einer langen Abfahrt. Es folgen dann aber noch einmal quälende fünf bis sechs Kilometer auf einer Wellblechpiste, ohne Schatten. Meine Energiereserven sind schon längst verbraucht. Mein Wasser ist auch fast leer, und mir wird schlecht. Im Flimmern der Luft sehe ich da, wo die Piste auf die Teerstraße aus Calama trifft, eine Betonmauer. Schatten. Bis dahin noch. Dann eine Pause. Etwa eine Viertelstunde sitze ich in dem Schatten und versuche, den zu hohen Puls wieder unter Kontrolle zu bekommen, bevor ich langsam weiter fahre. Ich muss noch wieder 250 Höhenmeter zurück über die Cordelliera del Sal, diesmal zwar auf Teerstraße, aber die Höhenmeter bleiben. Ich fühle mich so leer, wie meine Wasserflasche es nun fast ist. An jedem schmalen Schatten, den die Verkehrsschilder werfen, pausiere ich kurz. So teile ich den Anstieg in winzige Etappen ein, und dann bin ich auf einmal oben und habe sogar noch ein paar Schluck Wasser übrig! Dies ermöglicht mir, noch eine längere Pause an dem Aussichtspunkt über das Valle de la Luna einzulegen. Der Wind ist jetzt am späten Nachmittag zum Sturm geworden, zum Glück für mich von nun an von hinten. Kurz vor Sonnenuntergang nach etwa 45 Kilometern rolle ich dann wieder in San Pedro ein. Ich gönne mir ein Essen in einer Kneipe, trinke viel. Trotz aller Anstrengung in dem noch ungewohnten Klima bin ich zufrieden. Ich weiß, dass ich gut regenerieren werde, und dass mein Körper ab heute gut mit der Trockenheit zurechtkommen wird. Fortsetzung....Akklimatisation 2: HöheZur Höhenakklimatisation möchte ich am nächsten Tag das Geysirfeld Tatio auf 4300 m besuchen. Es hatte ein wenig gedauert, einen Touranbieter zu finden, der mich mit samt dem Rad hochfährt und mich aussteigen und zurückradeln lässt. Aber jetzt um 5 Uhr morgens geht es los. Etwa eineinhalb Stunden dauert die Fahrt, dann erreichen wir das dampfende Geysirfeld. In den kalten Morgenstunden kondensiert das heiße Wasser in der kalten Luft und bildet eindrucksvolle Dampfwolken. Die Geysire selber spucken nicht besonders hoch, und das Wasser ist auch nicht besonders heiß, weil auf 4300 m das Wasser ja schon bei etwa 80°C siedet. Dennoch ein schönes Erlebnis, zwischen den dampfenden Quellen umherzulaufen und zum Abschluss kann man auch noch in den heißen Quellen baden. Ich bin überrascht, wie gut ich mich fühle, die Höhe spüre ich nicht. Gegen Mittag radle ich dann wieder in Richtung San Pedro de Atacama, mache aber noch einen kleinen Abstecher zu ein paar Schlamm-Blubbertöpfen nicht weit von den Geyirfeldern entfernt, deren Dampfwolken ich bei der Anfahrt weiter oben am Hang entdeckte. Braune, graue, und feuerrote Schlammtöpfe gibt es hier zu sehen. Hier bin ich dann auch ganz alleine, nur ein paar Vicunias schauen neugierig herüber. Als ich die thermophilen Pflanzen an einem der Schlammlöcher näher anschauen will und vorsichtig an den Schlammlöchern vorbei balanciere, bricht mein Fuß durch den brüchigen Lehm und meine Zehen tauchen kurz in den feuerroten, heißen Schlamm. Was muss ich da auch rumlaufen... Brandblasen auf den Fußzehen sind dann prompt die Strafe. Eine grüne Wiese mit Bach in der Nähe lädt zum Verweilen ein, aber als ich mich hinsetze, muss ich feststellen, dass das Gras hart und spitz wie Nadeln ist, es kommen sogar ein paar Blutstropfen aus den Einstichen in der Haut. Damit ist meine Idee, hier zu zelten dann auch zunichte gemacht, und ich mache mich auf den Rückweg. Die Piste ist größtenteils eine sehr gute Salzstraße, nur wenige Abschnitte gibt es, die mühsam zu fahren sind. Das Profil ist recht wellig, kürzere Anstiege wechseln mit entsprechenden Abfahrten. Am späteren Nachmittag erreiche ich ein Sumpfland: Flamingos, Enten, Gänse, Vicunias sind zu beobachten, und sogar auch ein paar Nandus. Hier werde ich das Zelt aufbauen, den Sonnenuntergang genießen und dann hoffentlich eine gute Nacht auf 4300 m verbringen. Die Nacht ist kalt, -8°C, aber ich schlafe sehr gut. Am nächsten Morgen lasse ich mir Zeit und packe das Zelt erst ein, als die Sonne den nächtlichen Kondensschnee getrocknet hat. Über das Dorf Machua geht es dann rasant bergab in Richtung San Pedro. Als ich den oberen Rand des Canyon de Guatin erreiche, worin die Puritama Hot Springs liegen, verstecke ich das Fahrrad hinter einem Felsen und steige in das Canyon hinab, um in den heißen Quellen ein Bad zu nehmen. Das Canyon ist satt grün: Pampagras, Artemisia und Binsen bilden einen starken Kontrast zu den rotbraunen Felsen. Ein kaum zu erkennender Fußpfad führt die Steilwand hinab, dann stehe ich zwischen mannshohen Artemisiabüschen. Hier muss ich mir dann einen Weg bahnen, bis ich den Wanderpfad erreiche, der von den heißen Quellen talabwärts bis Guatin verläuft. Nur noch etwa zwei Kilometer talaufwärts, dann erreiche ich die Quellen. Wunderschön! Das Wasser fließt in durch mehrere Becken, umsäumt von Pampagras. Nach ausgiebigen Bädern in den verschiedenen Pools wandere ich dann zurück zu meinem Fahrrad. Am oberen Rand des Canyons, auf 3800 m verbringe ich dann die zweite Nacht zur Höhenakklimatisation. Am nächsten Morgen bin ich innerhalb von eineinhalb Stunden wieder in San Pedro. Ich lege einen Essens- und Einkaufsstopp ein und mache mich dann am späten Vormittag an den langen, steilen Anstieg hinauf auf das Altiplano, der mich fast zwei Tage in Anspruch nehmen wird. LicancaburNach zwei Übernachtungen mehr oder weniger neben der Fernstraße erreiche ich dann endlich die Laguna Verde, ganz im Süden Boliviens. Hierher hatte ich es ja im letzten Jahr nicht mehr geschafft. Gegen Mittag erreiche ich das Refugio und beschließe, dort auch die Nacht zu verbringen. Ohne Gepäck radle ich dann noch um die Laguna Blanca herum und werde auf dem Rückweg vom Nachmittagssturm fast von der Piste geblasen. Da ich merke, dass es mir in der Höhe sehr gut geht, beschließe ich, am nächsten Tag den Licancabur zu besteigen. Um 3 Uhr morgens geht es los. Eine Stunde bis zum „Parkplatz“ an einem Stein auf 4600 m. Dann weiter zu Fuß, 1300 Höhenmeter sind zu überwinden. Der Weg ist im Schein der Stirnlampe und im Licht des Sichelmondes und der Sterne gut zu finden. Irgendwann geht die Sonne auf, und die Landschaft bekommt langsam Farbe. Ab einer Höhe von etwa 5500 m werden meine Beine plötzlich bleischwer. Nach jedem Schritt bin ich außer Atem, insbesondere auch dadurch, dass öfters auch mal größere Felsbrocken zu überschreiten sind, die unregelmäßige Schritte erfordern. Noch 400 Höhenmeter, das wird ja wohl noch gehen! Ich versuche, langsam und gleichmäßig zu gehen, aber es fehlt einfach an Sauerstoff. Immer wieder muss ich verschnaufen. Dennoch, nach insgesamt 3 Stunden und 55 Minuten bin ich plötzlich auf dem Gipfel, 5920 m! Es ist noch windstill. Ich blicke in den Krater, an dessen Boden sich ein See befindet, in dem es auch Lebewesen gibt. Gerne würde ich da hinunter gehen, und mir das genauer ansehen, aber ich fühle mich zu schwach. Ich setze mich auf einen Stein und schaue in den Krater. Dabei muss ich eingeschlafen sein. Plötzlich schrecke ich hoch, etwa 30 Minuten sind vergangen und ich habe plötzlich Kopfschmerzen. Das ist gar nicht gut, also nichts wie runter. Der Abstieg über loses Geröll ist quälend. Ich muss mich zwingen, mich trotz der Kopfschmerzen auf jeden Schritt zu konzentrieren. Weiter, immer weiter, bergab. Ich weiss nicht mehr, wie ich nach zwei Stunden Abstieg dann die 10 km zum Refugio zurück geschafft habe. Ich erreiche das Refugio aber am späten Vormittag, lange bevor der Wind zu stark ist. Den ganzen Nachmittag verbringe ich dann mit Kopfschmerzen im Bett und lausche, wie der Sturm am Dach des Refugio zerrt. Erst nach dem Abendessen geht es besser und ich bin zuversichtlich, dass ich am nächsten Tag zu meiner Radtour aufbrechen kann. Die höchstgelegene Teerstraße AmerikasVon dem Refugio an der Laguna Verde radle ich nun, bepackt mit 10 Litern Wasser auf guter Teerstraße in Richtung Argentinien. Die Straße ist eine Fernstraße, die Antofagaste mit Salta verbindet und verläuft östlich von San Pedro de Atacama größtenteils auf über 4500 Metern Höhe mit etwa 4880 Metern als höchsten Punkt (so genau weiss ich es nicht, weil es kein entsprechendes Schild gab, gemäss der Höhenlinien auf der Karte ist es zwischen 3850 und 4900m). Es ist damit die am höchsten gelegene Asphaltstraße in Amerika. Es ist auch eine sehr einsame Gegend: keine Dörfer, keine Refugios, nur weite, einsame, karge Landschaft. Trotz des welligen Profils aus leichten Anstiegen und kurzen Abfahrten komme ich sehr gut voran. Es ist wenig Verkehr, nur einzelne LKWs. Die Fahrer halten Abstand und grüßen freundlich. Ich fahre meist auf dem breiten Seitenstreifen. Die Landschaft ist atemberaubend: Überall erheben sich Vulkangipfel, 5500 bis 6000 m hoch, dazwischen rote Steine, keine Vegetation. Ab und zu mal eine Lagune mit unterschiedlichen Farben des Salzes. Vicunias sind zu sehen, am Wasser auch diverse Vögel. Es macht Spaß auf so guter Straße durch diese Landschaft zu rollen. Auch mit dem Fatbike läuft es sehr angenehm, obwohl dieses ja für andere Oberflächen gemacht ist... (Fortsetzung folgt...)
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Anhang: Chile_2016-12_0205.JPG (36 x heruntergeladen)
Geändert von wal (05.02.17 11:01) Änderungsgrund: Fortsetzung |
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#1264353 - 05.02.17 19:03
Re: Streifzüge auf dem Altiplano
[Re: wal]
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Danke für den - wie von Dir gewohnt - sehr guten Bericht mit tollen Bildern. Karl
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#1264389 - 06.02.17 05:50
Re: Streifzüge auf dem Altiplano: Offroad
[Re: wal]
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... ich mach' mal hier weiter, dann ist es besser zu finden: Off-Road
Eben noch rollte ich gemütlich mit 20 km/h auf der Teerstraße von einer kleinen Kuppe abwärts zur nächsten Lagune. Und jetzt: Mit quälenden 5 bis 7 km/h arbeite ich mich durch den weichen Vulkansand. Die Umstellung könnte nicht kontrastreicher sein. Die Fahrspur, der ich folge ist nutzlos, zu weich, zu zerfahren. Daher holpere ich jetzt über die Steine neben der Piste. Natürlich ist das eine Enttäuschung. Zweifel machen sich breit: Will ich das wirklich? Noch kann ich ja umkehren… Nein, das wird schon. Es ist mehr Trotz als Überzeugung, was mich weiterfahren lässt. Sicher ist auch, dass hier schon länger kein Auto mehr gefahren ist. Die Spuren sind aber trotzdem eine gute Orientierungshilfe. Ich befinde mich jetzt im „Nichts“ zwischen der asphaltierten Fernstraße über den Paso Jama im Norden und der Piste über den Paso Sico im Süden. Es gibt zahlreiche Fahrspuren, die hier das Gelände durchziehen, und einer solchen Spur folge ich an einer Lagune entlang, über einen kleinen Sattel zur nächsten Lagune und so weiter, bis ich dann die Piste im Süden erreichen werde. Dazwischen: nichts. Kein Dorf, kein Rifugio, keine Versorgungsmöglichkeiten. Mit dem Fatbike sollte sowas ja gehen. Dennoch ist der erste Tag sehr zermürbend. Ja, man kann mit dem Fatbike auf dem weichen Vulkansand fahren, aber es ist langsam und kostet ziemlich viel Kraft. Zudem ist mein Systemgewicht mit den zusätzlichen, inzwischen nur noch 8 Litern Wasser auch schwerer als gewohnt. Am späten Vormittag schiebe ich die kleinen Anstiege lieber, als dass ich fahre, noch später schiebe ich dann zur Abwechslung auch mal auf ebener Strecke. Schieben oder fahren, gegen Ende des Tages ist beides in etwa gleich schnell. In der Ferne sehe ich Felsstrukturen. Das wäre ein guter Platz zum Zelten, wegen Windschutz… Wie weit mag es sein? Ich schätze auf 5 Kilometer, am Ende sind es dann 10, also nochmal zwei Stunden. Ich versuche mir die Tage so einzuteilen, dass ich kurz vor Sonnenaufgang, so um 7 Uhr losfahre und spätestens um 15 Uhr das Zelt wieder steht. Denn der frühe Nachmittag ist die Zeit, ab der der Wind Sturmstärke erreicht, und weiterfahren dann noch mühsamer wird. Dafür ist es gegen 14 Uhr auch maximal heiß, das heißt im Zelt liegen ist so früh am Nachmittag auch nicht wirklich eine angenehme Option. Ich nutze die Zeit dann meist noch für kurze Erkundungen zu Fuß, bevor auch das wegen des Sturms zu unangenehm wird. Nachts wird es dann kalt, manchmal bis -10°C. Obwohl es morgens unangenehm ist, mit kalten Fingern das Zelt einzupacken oder das Eiswürfel-Wasser zu trinken, so ist es doch die beste Zeit zum off-road radeln: der Boden trägt dann richtig gut. Der Sand ist härter und es fährt sich leichter. Kalte Zehen und Finger nehme ich dafür gerne mal in Kauf.
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Geändert von wal (06.02.17 05:53) |
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#1264418 - 06.02.17 08:28
Re: Streifzüge auf dem Altiplano: Offroad
[Re: wal]
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Faszinierende Farben. Vielen Dank dafür!
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Gruss Markus Forza Victoria !
When nothing goes right -> go left! | |
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#1264495 - 06.02.17 13:50
Re: Streifzüge auf dem Altiplano
[Re: wal]
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... Pampagras, Artemisia und Binsen bilden einen starken Kontrast ... Umwerfend fasziniernde Reise und Dokumentation. Eine Frage zwischendurch: Handelt es sich um die auch bei uns auf ruderalen Flächen verbreitete Artemisia vulgaris?
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Allen gute Fahrt und schöne Reise. | |
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#1264640 - 07.02.17 05:51
Re: Streifzüge auf dem Altiplano: Offroad 2
[Re: wal]
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... und weiter: Zwei-einhalb Tage sind vergangen, an denen ich meine Fatbike-Spuren im Vulkansand hinterlassen habe. Mein Wasservorrat ist (fast) aufgebraucht. 2.4 Liter pro Tag ist meine Ration, jetzt habe ich noch genug für eine Übernachtung. Um meine geplante Strecke weiter zu fahren, muss ich also neues Wasser finden. Meine Gedanken kreisen um die Lagune, die ich heute erreichen werde. Die Satellitenbilder sahen vielversprechend aus, dass dort eine Quelle sein wird. Aber ich weiß das natürlich nicht sicher. Ich weiß auch nicht, ob das Wasser trinkbar sein wird. Wird es zu mineralhaltig sein? Oder kontaminiert durch Tiere? Wenn ich an der Lagune kein Wasser bekommen kann, reicht mein Vorrat noch bis zu einer Piste, wo öfters Bergsteigergruppen mit Geländewagen vorbeikommen. Da müsste ich dann jemanden anhalten. Ich konzentriere mich auf das Gelände, um den Abzweig zu der Lagune nicht zu verpassen. Ausgerechnet hier gelange ich dann noch in ein übles Sandfeld, das auch mit dem Fatbike kaum zu fahren ist. Also eine halbe Stunde schieben… Schließlich erreiche ich den Sattel zwischen zwei Hügeln, über den es dann zur Lagune hinab geht. Wie aus dem Nichts verdichten sich die Fahrspuren, und für einige hundert Meter bin ich plötzlich auf einer ganz passablen festen Piste. Grandiose Landschaft umgibt mich: Ich sehe bereits die Lagune mit blauem Wasser, gelbe Grasbüschel und in der Ferne die hohen Vulkane. Darüber blauer Himmel mit weißen, zerfetzten Wolken. Aber etwas stört mich: An der Piste vor mir sehe ich ein Schild. Was soll denn hier ein Schild? Als ich näher komme, erschrecke ich: Das Schild warnt vor Landminen, die hier noch in der Landschaft liegen. Ein entsprechender Bereich rechts und links der Piste ist eingezäunt und mit roten Warnschildern versehen. Jetzt bloß nicht die Piste verlassen… Etwas später biegt die Piste nach rechts ab, aber um die vermutete Quelle zu erreichen, muss ich nach links. Also Offroad. Für ein paar Minuten zögere ich, das Minenfeld ist ja noch gar nicht so weit entfernt… Schließlich beschließe ich, dass das Minenfeld eingezäunt war, und jetzt, wo kein Zaun mehr ist, auch keine Minen mehr sein sollten, und fahre den Hang hinab in Richtung Quellgrund. Ich muss nur wenige Minuten suchen, dann finde ich eine der vielen Quellen, die hier entspringen. Und eine davon ist perfekt: gute Schüttung, direkt aus dem Boden, klares, gutes Wasser, nicht zu mineralisch! Ich bin zufrieden, und natürlich auch ein bisschen stolz darauf, diese Quelle gefunden zu haben. Obwohl es noch früh am Tag ist, baue ich das Zelt zwischen den gelben Grasbüscheln auf und verbringe den Rest des Tages damit, ausgiebig zu trinken, Klamotten waschen, zwei warme Mahlzeiten zu kochen und die Tiere zu beobachten. Ein Fuchs huscht in die nahen Felsen, weiter unten an der Lagune gibt es Enten, Gänse, Flamingos und natürlich auch Vicunias. Die Felsen in der Nähe sind weißer Bimsstein, der wie eine Mauer auf dem roten Vulkansand steht. Es sind unglaubliche Farbkontraste: weiße Steine, weißes Salz, roter Boden, gelbes Gras, dunkle Vulkane, blauer Himmel, weiße Wolken… Natürlich gibt es abends auch wieder einen schönen, farbigen Sonnenuntergang. Die sternklare Nacht ist hier auf der feuchten Wiese besonders kalt.
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#1264641 - 07.02.17 05:54
Re: Streifzüge auf dem Altiplano
[Re: kettenraucher]
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Es gibt in Südamerika nicht so arg viele verschiedene Artemisia-Arten. Ich vermute, dass es was anderes ist als der bei uns heimische Beifuss. Die Blätter enthielten irgend ein Öl, das, als ich auf dem Rückweg mit kurzen Hosen und somit nackten Unterschenkeln da durch geglaufen bin, eine üble phototoxische Reaktion auf meinen sowieso schon sonnenverbrannten Beinen hervorrief.
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#1264644 - 07.02.17 06:20
Re: Streifzüge auf dem Altiplano
[Re: wal]
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Sehr interessanter und schöner Bericht Dankeschön
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#1264649 - 07.02.17 06:43
Re: Streifzüge auf dem Altiplano
[Re: wal]
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Ich staune und staune. Vielen Dank für die herrlichen Bilder und den spannenden Bericht.
Hans
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#1264710 - 07.02.17 12:54
Re: Streifzüge auf dem Altiplano
[Re: wal]
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Einfach nur super. Und Dein Rad gefällt mir.
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#1264719 - 07.02.17 13:52
Re: Streifzüge auf dem Altiplano
[Re: wal]
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Deine Touren gehören schon in eine ganz besondere Klasse von Radreisen. Ich finde das faszinierend und beeindruckend. Ich bin schon gespannt auf Deine nächsten Touren und Berichte!
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Gruß, Arnulf
"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot) | |
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#1264723 - 07.02.17 14:04
Re: Streifzüge auf dem Altiplano
[Re: Mütze]
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Einfach nur super. Und Dein Rad gefällt mir Danke, liebe Mütze, du hast es auf den Punkt gebracht. Mehr zu sagen, gibt es dazu eigentlich nicht. Man könnte zu diesem Bericht vielleicht noch etwas fragen, aber das wäre im Grunde eine Mischung aus unwesentlich bis ahnungslos. Wals Reisen, ihre Herangehensweise und ihre Darstellung sind ganz, ganz außergewöhnlich, berührend, faszinierend und schlicht großartig.
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Allen gute Fahrt und schöne Reise. |
Geändert von kettenraucher (07.02.17 14:14) |
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#1264838 - 08.02.17 06:07
Re: Streifzüge auf dem Altiplano: Offroad 3
[Re: wal]
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... wieder ein Stück weiter: Nach dem halben Ruhetag an der Quelle radle ich mit frisch aufgefüllten Wasservorräten weiter. Nun habe ich nochmal vier Tage, die ich hier zwischen den Lagunen und Vulkanen verbringen kann. Mein Ziel ist jetzt ein kleiner Minikrater, auf dessen Rand ich gerne radeln möchte. Ich folge einer Fahrspur, die in meine gewünschte Richtung führt, aber als die Fahrspur plötzlich bergauf nicht in eine andere Richtung verläuft, beschließe ich direkt über die Lagune zu radeln. Das geht anfangs ganz gut, auch wenn das grobe Salz recht holprig zu fahren ist. Zwischendurch gibt es immer wieder flache, sehr gut fahrbare Salzflächen, auf denen ich sehr gut vorankomme. Plötzlich aber ist Wasser vor mir. Mist, ich hatte gehofft, hier auf kein Wasser zu stoßen. Ich schätze die Strecke zum Ufer, wo ich hin will, auf etwa einen Kilometer. Ich fahre hin und her, versuche, das Wasser zu umgehen, finde aber nichts. Der Wind hat heute schon sehr früh Sturmstärke angenommen, es wird unangenehm. Was tun? Ich beschließe, durch das Wasser zu fahren. Die Flamingos, die im Wasser stehen, stehen ja auch nicht so tief drin, dass man da nicht fahren könnte. Also los. Ich bin überrascht, denn das Wasser reicht dem Fatbike nicht einmal bis zur Felge. Also habe ich es hier nur mit einer überdimensionalen Pfütze zu tun... Die Fahrt durch das Wasser geht zunächst recht gut, dann kommen aber ein paar Stellen, an denen der Boden aus einem glitschigen, tonigen Schlamm besteht, worin auch das Fatbike ausrutscht. Als ich das Ufer erreiche, muss ich noch ein paar unwegsame Pflanzenpolster und kleinere Pfützen überwinden bevor ich wieder festen, fahrbaren Boden unter den Reifen habe. Da der Wind schon sehr unangenehm stark ist, suche ich mir einen Zeltplatz an einem einzeln stehenden, großen Felsen als Windschutz. Der Platz stellt sich als richtig perfekt heraus. Schatten durch die hohe Felswand und kompletter Windschutz! Es ist sehr erholsam, den rest des Nachmittags ohne den permanenten Wind zu verbringen. Der Minikrater Am nächsten Vormittag erreiche ich einen kleinen Sattel (4500 m), von dem aus sich der Minikrater erhebt. Es sind nur etwa 70 Höhenmeteter bis zum Kraterrand. Ich schiebe mein Rad hinauf und bin überwältigt von der Aussicht: ich befinde mich erhöht an einem Kraterrand und rund herum stehen ein großer, perfekt kegelförmiger Vulkan neben dem anderen! Tief schwarze Steine bedecken den Kraterrand, das Innere des Kraters ist beiger Sand, der Himmel ist dunkelblau und mein orange farbenes Fatbike passt auch gut dazu. Dies hier ist auf jeden Fall ein ein Höhepunkt meiner kleinen Tour! Ich genieße jeden Meter, den ich zwischen den groben Steinen rund um den Kraterrand radle, auch wenn es auf 4570 Metern Höhe doch recht anstrengend ist. Immer wieder halte ich an, um das unglaubliche Panorama aus den hohen Vulkanen zu bestaunen: Acamarachi, Aguas Calientes, Lascar, Chiliques, Miscanti, Puntas Negras, und so weiter. Und gleich nebenan geht es hinab in den kleinen Krater. Der Minikrater hat keinen Namen, etwa 450 Meter Durchmesser und erhebt sich nur ca. 70 Höhenmeter über die Umgebung. Dennoch hat man das Gefühl, ganz oben, dem dunkelblauen Himmel ganz nah zu sein. Vom dem Krater ist es dann nicht mehr weit bis zur Laguna Lejia, wo ich zelten werde. Als ich die Laguna erreiche, bin ich erneut überwältigt von der faszinierenden Schönheit der Landschaft: in der Wasseroberfläche spiegeln sich die umliegenden Vulkan zu einem perfekten, stillen Bild. Erst, als am späteren Nachmittag der Wind zu stark wird, wird das Spiegelbild zerstört. Zum Sonnenuntergang, wenn der Wind wieder abflaut, entsteht das Spiegelbild wieder, zusamemn mit den bunten, fast kitschigen Himmelsfarben.
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#1264857 - 08.02.17 08:34
Re: Streifzüge auf dem Altiplano: Offroad 3
[Re: wal]
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unfassbar schöne Tour Gruß Lutz
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#1265010 - 08.02.17 19:57
Re: Streifzüge auf dem Altiplano: Offroad 3
[Re: wal]
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wie immer tolle Eindrücke . Das sieht wirklich so aus, als wärst du mutterseelenallein auf einem fremden Planeten unterwegs gewesen. Wie lenkt sich eigentlich das ganze Geraffel am Lenker- und wie lange braucht man, bis man da alles so verpackt hat, dass nichts mehr störend wackelt? Ist aber vielleicht auch eine Übungssache. Gruß Nat
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#1265068 - 09.02.17 06:17
Re: Streifzüge auf dem Altiplano: letzte Etappen
[Re: wal]
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... und der letzte Teil: LascarDie Laguna Lejia ist Ausgangspunkt der Piste zum Vulkan Lascar. Die Piste führt über 10 Kilometer bis auf etwa 4800 Meter, von wo es dann nur noch 800 Höhenmeter bis zu Kraterrand sind. Der Lascar ist ein der aktivste Vulkan Nordchiles, der mehrere überlappende Gipfelkrater enthält mit sehr aktiven Fumarolen. Der Lascar ist 2007 zuletzt ausgebrochen, und momentan steigen wieder verstärkt Dampf- und Gaswolken auf, so dass eine neue Eruption in naher Zukunft sehr wahrscheinlich ist. Gegen 9 Uhr morgens erreiche ich das Ende der Piste und gehe zu Fuß weiter. Zwei Geländeautos parken hier bereits, die Gruppe hatte mich bei der Anfahrt überholt. Jetzt sehe ich die Gruppe etwas weiter oben im Gänsemarsch langsam aufsteigen. Inzwischen bin ich perfekt akklimatisiert und habe die Gruppe zum Erstaunen der Guides in kurzer Zeit eingeholt und abgehängt, ohne mich groß anzustrengen. Erinnerungen an den für mich quälenden Aufstieg zum Licancabur werden wach... Aber jetzt fühle ich mich leicht und fit. Nur eine Stunden brauche ich bis zum Kraterrand und blicke in den bunt farbigen Schlund, aus dem in regelmäßigen Abständen Dampfwolken aufsteigen. Es sind dann nochmal 20 Minuten bis zum östlichen Gipfel (5592 m). Die alten Lavaströme ragen wie Finger in die karge Landschaft. Die weißen Flöckchenwolken am Himmel sind so nah, dass ich das Gefühl habe, mir eine fluffige Wolke zu pflücken zu können. Ich fühle mich gut, also gehe ich nach dem Ostgipfel auch auf den Westgipfel, der aber nicht so interessant ist. Zufrieden steige ich ab, als die nicht akklimatisierte Gruppe den Kraterrand erreicht. Hinab in die AtacamaSchließlich, nach 9 Tagen zwischen Vulkanen und Lagunen verlasse ich etwas wehmütig den windgeschützten Zeltplatz an der Laguna Lejia und mache mich auf zurück nach San Pedro der Atacama. Der Wasservorrat geht zuende, der Proviant ist fast aufgegessen und damit ist meine Zeit auf dem Hochland auch vorbei. Es beginnt mit einem etwa Anstieg von etwa 100 Höhenmeter, aber alles fahrbar. Wie zum Abschied steht eine Herde Vicunias direkt am Weg. Als ich die Anhöhe erreicht habe, freue ich mich auf eine gemütliche Abfahrt. Aber weit gefehlt… Es geht zwar zunächst bergab, aber der nächste lange Anstieg ist schon zu sehen. Trockental, Hügel, Senke, Anhöhe, immer im Wechsel. Und alles durchgehend auf Wellblechpiste. Für einen kurzen Moment sehne ich mich wieder auf den sandigen Vulkangrus des Altiplanos. Inzwischen bin ich nur noch auf 3800m Höhe. Es gibt jetzt außer dem gelben, borstigen Gras auch diverse dornige Büsche, ich muss also aufpassen wenn ich am äußersten Pistenrand dem Wellblech ausweichen möchte. Als ich dann am frühen Nachmittag den markanten Südknick der Piste erreiche, wo auch vom Laskar ein kleiner Bach fließt, mache ich erschöpft eine Pause. Die knapp kalkulierten Rationen an Proviant und Wasser der letzten Tage machen sich halt doch langsam bemerkbar... Leider ist das Wasser nicht gut, zu viele Lamas und Ziegen weiden am Ufer. Im Schatten einer Felswand sitzend rechne ich es einmal aus: 600 Höhenmeter abgefahren, 300 Höhenmeter summiert aus kleinen, giftigen Anstiegen. Sozusagen für jede zwei Höhenmeter bergab ging es auf den letzten 30 Kilometern einen Meter bergauf… Dann aber, als ich den Anstieg aus dem Canyon überwunden habe führt die Piste endlich zügig abwärts. Dennoch ruckle ich im Schneckentempo bergab, die Wellblechpiste erlaubt nicht mehr. Erst ab dem Dorf Talabre gibt es dann eine gute Teerstraße, die Topographie bleibt aber wellig. Ich genieße die nun rasante Abfahrt auf gutem Asphalt und erreiche kurze Zeit später die Fernstraße nach Toconado. Nun bleibt es flach, mit einem Mal bin ich nur noch auf 2600 m. Noch 10 km bis Toconado, das schaffe ich locker, so denke ich. Da gibt es was zu essen! Also mache ich mich auf. Allerdings habe ich die Hitze unterschätzt, und auch, dass es eben nicht nur gerade flach geht, sondern auch hier einige Tälchen zu überwinden sind… Als ich mich auf den kurzen, steilen Anstieg nach Toconado hinein befinde, zeigt mein Thermometer 48°C. Am ersten Laden halte ich und kaufe ein kühles Getränk. Zu essen gibt es dort aber nichts, dazu muss ich in den Ort zur Plaza. Also wieder etwas zurück bergab… Alles ist zu, Mittagspause… Nach einigem Suchen finde ich doch ein Restaurant, das offen hat und esse ein warmes Sandwich mit Hähnchenfleisch. An der Plaza im Schatten der Bäume mache ich Pause bis 17 Uhr, dann fahre ich trotz nachmittäglichem Wind aus dem Ort heraus, um einen Zeltplatz zu finden. Der Wind ist stark, ich bin etwas verzweifelt, wie ich hier in der sandigen Landschaft einen gescheiten Platz finden soll. In der Ferne sehe ich einen grünen Streifen. Bäume oder Büsche. Dort werde ich sicher Windschutz finden. Wie weit wird es sein? Ich schätze auf 5 km, am Ende werden es quälende 10 Kilometer, voll im Gegenwind. Dann die Enttäuschung: die Bäume sind dornige Akazien, der Boden darunter voll von runtergefallenen Dornen. Wenig später entdecke ich jedoch nicht weit von der Straße entfernt eine Picknickbank, auf der ich dann meinen Schlafsack ausrolle. Beim Einschlafen blicke ich auf den Licancabur, der im Sonnenuntergang rot erstrahlt. Morgen werde ich zurück nach San Pedro kommen, und die Rundtour beenden. Mit Gedanken an das viele Essen, das mich erwartet, schlafe ich ein. Über den Salar de Atacama zurück nach San Pedro Die Nacht war nicht gut. Zu warm, das bin ich nicht mehr gewöhnt… Als ich aufbreche fühle ich mich unausgeruht, aber mit jeder Pedalumdrehung wird es besser. Die Teerstraße ist mir zu monoton, so beschließe ich einen Umweg über den Salar de Atacama zu machen und dabei auch die Lagunen im Salar zu besuchen. Es ist im Wesentlichen eine flache Strecke auf sehr gut fahrbaren Salzpisten. Ich lasse mir Zeit. Ein kurzes Bad in den Ojos del Salar erfrischt etwas und an der Laguna Cejar bin ich überrascht über die grünen Wiesen, die sich rund um die Seen entwickelt haben. Am frühen Nachmittag erreiche ich dann San Pedro. Müde und ausgehungert fahre ich in die Stadt und als erstes kaufe ich mir als erstes eine leckere, große Empanada bei einem netten Straßenverkäufer. Es folgen dann ein paar Tage, an denen ich von morgens bis abends nur esse: Kuchen, Omlett, Empanadas, Reisgerichte, Kartoffelpuffer, und so weiter. Dazu jeweils frisch gepresste Obstsäfte und jede Menge Eis. So kann ich nach 10 Tagen auf über 4000 Metern und jeder Menge einsamer Offroadkilometer wieder gut regenerieren. Ein wissenschaftliches Highlight war für mich war dann noch der Besuch im Kontrollzentrum vom APEX, einem Projekt der eurpäischen Südsternwarte. Einer der leitenden Mitarbeiter dort war die erste Person, die ich - abgesehen von der Bergsteigergruppe - bei der Abfahrt vom Altiplano getroffen hatte. Beeindruckt von meiner Reise hatte er mich dann eingeladen, das Kontrollzentrum zu besuchen. Jetzt weiss ich endlich auch wie Radioastronomie funktioniert...
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#1265069 - 09.02.17 06:24
Re: Streifzüge auf dem Altiplano: Offroad 3
[Re: natash]
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als wärst du mutterseelenallein auf einem fremden Planeten unterwegs gewesen ... naja, ein bisschen war es schon auch so: zwischen dem Refugio an der Laguna Verde und dem Vulkan Lascar habe ich in der Tat für 8 Tage niemanden getroffen. Und ja, die Landschaft kam mir auch sehr unwirklich vor, aber auch unglaublich schön. Wie lenkt sich eigentlich das ganze Geraffel am Lenker- und wie lange braucht man, bis man da alles so verpackt hat, dass nichts mehr störend wackelt? Ich empfinde das Fahren mit so einer Lenkerrolle als sehr angenehm. Es kommt mir viel wendiger vor, was sich gerade auf Pisten oder im Gelände sehr angenehm bemerkbar macht. Das Packen dauert auch nicht länger als wenn man die häufig übliche Rolle auf dem hinteren Gepäckträger festmacht, und wacklen tut es auch nicht (ordentlich festzurren muss man es natürlich). Vom Gewicht her habe ich vorne Schlafsack, Isomatte, Zelt, die Kamera und ein bisschen Kleinkram, schätze ca. 4.5 kg. Gruß, waltraud
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#1265073 - 09.02.17 06:48
Re: Streifzüge auf dem Altiplano: Offroad 3
[Re: wal]
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Was Du an Bildern hier ablieferst ist sensationell. Stellenweise könnte man meinen Du wärest auf dem Mond gewesen. Einfach toll.
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Gruss Markus Forza Victoria !
When nothing goes right -> go left! | |
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#1265075 - 09.02.17 07:12
Re: Streifzüge auf dem Altiplano: Offroad 3
[Re: wal]
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Hi Waltraud, nachdem ich gesehen habe, dass Du mit 52/13 den Chasseral hoch gefahren bist, wundert mich nichts mehr. Da man ja von dir viel lernen kann, frag ich dich, warum Du einen Teil des Gepäcks nicht auf den hinteren Gepäckträger sondern an die Sattelstütze montierst? Benutzt Du den Zwischenraum fürs Wasser? Nochmals herzlichen Dank für die Eindrücke aus dieser Himmelslandschaft. Jürgen
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#1265157 - 09.02.17 11:38
Re: Streifzüge auf dem Altiplano: Offroad 3
[Re: wal]
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#1265181 - 09.02.17 13:07
Re: Streifzüge auf dem Altiplano: Offroad 3
[Re: Juergen]
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Hallo Jürgen, nachdem ich gesehen habe, dass Du mit 52/13 den Chasseral hoch gefahren bist, wundert mich nichts mehr. die Zeiten sind leider vorbei , aber es ist auch so o.k. warum Du einen Teil des Gepäcks nicht auf den hinteren Gepäckträger sondern an die Sattelstütze montierst? ist doch klar: weil ich so eine schöne Satteltasche habe . Etwas ernsthafter: Ich hatte eigentlich ohne die Packtaschen fahren wollen, brauchte diese dann aber für das Wasser (ein 5L-Sack je Seite) und Benzinflasche/Kocher. Weil diese dann entsprechend nicht wirklich voll waren, wäre es instabiler gewesen, etwas größeres oben auf dem Gepäckträger zu haben. Es hat sich dann sehr bewährt mit dem Gepäck unter dem Sattel, das war recht fest verzurrt und wackelte nicht, war sehr angenehm zu fahren. Ich hätte den Inhalt der Satteltasche auch in die Packtaschen tun können, wollte das dann aber nicht, da ich ein schmales, wendiges System haben wollte. In der Satteltasche waren sowieso nur leichte Dinge, im Wesentlichen nur ein paar Klamotten.
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#1265270 - 09.02.17 19:23
Re: Streifzüge auf dem Altiplano
[Re: wal]
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Hallo Waltraud, Super Bericht!!!!!! Schöne Bilder!!!!!!!!! Beeindruckende Tour!!!!! Hattest Du die neue Kollektion von Ortlieb Bikepacking Taschen mit?! Wie haben sich die auf der Tour bewährt? Sind die zu empfehlen ? Überlege mir gerade diese mal auszuprobieren, allerdings nur Lenker- und Rahmentasche. LG Ralf
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#1265337 - 10.02.17 05:54
Re: Streifzüge auf dem Altiplano
[Re: Wittmundertorfbrand]
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Hattest Du die neue Kollektion von Ortlieb Bikepacking Taschen mit?!
ja, das sind diese. Wie haben sich die auf der Tour bewährt? Sind die zu empfehlen ? sehr gut ist, dass diese Taschen aus einem Material sind, das bei Kälte nicht so hart wird wie das Material der "klassischen" Packtaschen, aber genauso robust. Auch die neuen Klickverschlüsse haben mir gut gefallen, weil sie bei Kälte nicht so leicht brechen, wie die anderen. Satteltasche ist super geräumig, war erstaunt, wieviel da reinpasst. Lenkerrolle hat mir auch gut gefallen (ist schon praktisch, wenn man von zwei Seiten Sachen reinstopfen kann), allerdings habe ich sie in ein anderes Befestigungssystem eingespannt, weil ich ja noch das Zelt darunter hatte. Insofern kann ich zu dem Befestigungssystem der Lenkerrolle selber noch nichts wirklich sagen. Rahmentasche ist schick, an meinem Rad mit dem gebogenen und relativ dicken Oberrohr passt sie aber wirklich nur gerade so. Sie könnte für meinen Geschmack auch etwas größer sein, aber es gibt ja glaube ich jetzt zwei Größen. so long, Waltraud
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#1265461 - 10.02.17 14:22
Re: Streifzüge auf dem Altiplano
[Re: wal]
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Ich bin zutiefst beeindruckt! Das gilt für Bilder, Bericht und Tour gleichermaßen.
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Leben und leben lassen Liebe Grüße, Peter | |
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