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#872142 - 15.10.12 19:56 Canal des deux mers / Atlantik-Mittelmeer
marcofago
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 2
Dauer:10 Tage
Zeitraum:20.9.2012 bis 29.9.2012
Entfernung:550 Kilometer
Bereiste Länder:frFrankreich

Ich möchte mit diesem, meinem ersten Beitrag vorrangig Gleichgesinnten Infos bei der Planung einer ähnlichen Tour geben.
Deshalb verzichte ich auf Fotos und Anekdoten...

Reisende: zwei Jungs Anfang 30
Räder: Einfache Tourenräder mit ca 15kg Gepäck pro Person (jeweils zwei Ortlieb Back Roller plus eine Packrolle, ein Rad zusätzlich mit Lenkertasche)
Übernachtung: überwiegend im Zelt
Route: Arcachon - Bordeaux - Creon - Moissac - Toulouse - Belflou - Carcassonne - Narbonne

Empfehlenswert
  • Düne von Pyla/Atlantikküste
  • Bordeaux, Moissac, Toulouse (Altstadt), Carcassonne (mittelalterliche Altstadt), Strasbourg
  • Radfahren abseits der Kanäle (und auch die Piste Cyclable Roger Lapébie machte Spaß)
  • SNCF: Kurzfristige Umbuchungen von Tickets problemlos, TERs (Regionalzüge) ohne Fahrradkarte, allerdings mit Fahrplan-Loch am Mittag


Tipps / Das würden wir nächstes mal anders machen
  • Zuvorderst: nicht so viel an den Kanälen fahren! - man sieht nichts vom Land und es sieht immer gleich aus (wie in einem Tunnel, auf Dauer sehr ermüdend), besonders an der Garonne und am Canal du midi zwischen Toulouse und Castelnaudary, wo man auch noch in Sicht- und Hörweite einer Autobahn fährt, das ist nicht empfehlenswert. Danach ist der Canal du midi soweit wir gesehen haben eher was für MTBs. Mir ist auf 10km Holperpiste bei Carcassonne eine Speiche rausgebrochen, und derart liest man in den Foren häufiger.
  • Viel besser hat es uns gefallen, auf selbst gewählten kleinen Straßen zu fahren - man sieht etwas von Landschaft und Dörfern, hat Abwechslung und es geht auch mal etwas rauf und runter
  • Mehr Zeit am Atlantik und im Medoc verbringen (Tipp von einem französichen Radkollegen) und dort auch mal Weinprobe/Übernachtung in einem Chalet mitnehmen
  • Dafür eher noch mehr Zeit in der Mitte einsparen (also mit dem Zug überspringen)
  • optimale Reisezeit ist wohl im Frühjahr. Im Sommer ist es wohl sehr heiß. Bei uns Ende September war es wettermäßig okay, dafür ist das Land schon recht braun und ausgedörrt.
  • Wir hätten uns gerne noch die Airbus Werke in Toulouse angeschaut - bei Interesse vorab informieren
  • Ob es einen schönen Mittelmeer-Strand gibt auf der Route weiß ich nicht, bei Vias ist es jedenfalls grauenhaft (Urlaubsbunker und kein schöner Strand). Bei Narbonne/Gruissan ist es ganz nett. In jedem Fall kann es nicht mit dem Atlantik mithalten.


Planung
Ich hatte wenig Zeit zum planen und nennswerte deutsche Literatur habe ich auch nicht gefunden.
Die Informationen im Netz sind auch relativ spärlich. Wir hatten nur eine Ahnung von den Highlights und wo es sich anbieten würde, mit dem zug zu überbrücken.
Wir hatten diese Übersichtskarten, zusätzlich noch Michelin-Karten für die genaue Orientierung vor Ort (Achtung: die gibt es in zwei Auflösungen, welche man wählt ist eine Abwägung zwischen Genauigkeit und der schieren Masse an Kartenmaterial).
Französische Zugfahrkarten mit Fahrradreservierung von Deutschland aus zu kaufen haben wir nicht geschafft. Am DB-Schalter geht es bekanntlich nicht und via Email/Hotline vom deutschen SNCF Büro kam keine Antwort. Also beschlossen wir die innerfranzösichen Tickets und die Rückfahrt in F zu kaufen und zu hoffen, alles möge klappen.

An-/Abreise mit dem Zug
Nachtzug ab München nach Paris mit der DB problemlos. Dank Wiki Wegbeschreibung ebenso mit dem Fahrrad in Paris 7km vom Bahnhof Est nach Montparnasse.
Dort mussten wir allerdings über 4h warten, um nach Arcachon weiterfahren zu können, da die ersten 2 TGVs keine freien Fahrradplätze hatten.
Die Rückfahrt konnten wir spontan umbuchen, wir nahmen den Nachtzug vom Montpellier nach Strasbourg. Von dort nach Kehl mit dem Fahrrad. Ab Kehl nach München war es ein Desaster, weil erstens der IC ab Karlsruhe keine Fahrradplätze mehr hatte und zweitens ein Zug in Stuttgart entgleist war, so dass sich alles verschob. Die Details erspare ich mir, ab wir mussten ca 5 mal umsteigen und waren erst nach 9h in München.

Reisebeschreibung
Zunächst, es war eine schöne Tour, auch wenn sich das teilweise anders anhört. Sie hätte nur eben viel mehr Potential gehabt...
Wir kamen am Do Abend in Arcachon an und fuhren nach einem Abendessen noch etwa 15km zur Düne von Pyla. Wir schlugen in der Dunkelheit am zufällig (gut) gewählten Camping "La Foret" auf und bauten unser Zelt auf.
Der erste Anblick am Morgen war die großartige Düne. Die Küste dort ist sehr schön, auch wenn es zum Baden zu kalt war. Ein Franzose empfahl uns, von unserem Plan abzuweichen und die Küste Richtung Garonne-Mündung abzufahren und von dort Kurs auf Bordeaux zu nehmen, damit würde man das Schönste mitnehmen. Ich denke wir hätten auf ihn hören sollen, aber wir hatten uns eingebildet von Meer zu Meer zu fahren (mit einer kleinen geplanten Abkürzung mit dem Zug) und wollten nicht gleich am Anfang unsere Pläne ändern. Da wir dank Zug zu spät angekommen waren beschlossen wir, noch eine Nacht dort zu bleiben und erst am Sa nach Bordeaux aufzubrechen.
Da die Route von Arcachon nach Bordeaux nicht vielversprechend aussah kürzten wir mit dem Regionalzug ab. Wir hatten eh wenig Zeit für Bordeaux, das einen sehenswerten und sehr lebendigen Eindruck auf uns hinterließ. Der Vorwärtsdrang hielt uns allerdings davon ab, uns länger als wenige Stunden am nachmittag mit den bepackten Eseln im Gewusel in der Stadt aufzuhalten und den Abend dort zu verbringen (was sicher lohnenswert gewesen wäre), sondern weiter zu fahren auf der Piste Cyclable Roger Lapébie.
Das ist eine stillgelegte, als Radweg ausgebaute Bahntrasse, auf der man wunderbar fahren kann durch hübsche Natur und durch ein paar kleine Dörfer.
Wir erreichten den Campingplatz bei Creon in der Dunkelheit. Da wir beschlossen hatten, am nächsten Tag um 11:20 Uhr den Zug in La Reole zu nehmen, um von dort bis nach Agen zu fahren, standen wir früh auf. Eine gute Entscheidung, denn wir hatten etwa 50km mit deftigem Gegenwind zu bewältigen.
Von Agen nach Moissac am Garonne-Kanal war es dann zwar trotz Gegenwind gut fahrbar, aber zunehmend langweilig. In Moissac gibt es einen hübschen Campingplatz auf einer Halbinsel an der Garonne und das Städtchen ist ganz nett.
Von Moissac fuhren wir Richtung Toulouse. Nach gleichförmigen Stunden am Kanal kamen wir in die nördlichen Ausläufer von Toulouse, viele häßliche Industrieanlagen. Dort ist auch ein Campingplatz, der aber gruselig aussah von außen und außerdem viel zu weit vom Stadtzentrum weg war. Nicht auszudenken, diese Strecke mehrmals zu fahren. Also nahmen wir ein günstiges Hotel in der Altstadt, eine gute Entscheidung.
Toulouse macht von der Peripherie kommend keinen guten Eindruck, die Altstadt ist sehenswert, ohne besondere Highlights zu haben. An Bordeaux kann es nicht heranreichen.
Gerne hätten wir noch das Airbus Werk besichtigt, aber wir hatten schlecht geplant und hätten damit dann sehr viel Zeit verloren.
Ab Toulouse geht es dann auf den Canal du midi, der Charakter ändert sich jedoch nicht. Weiter gleichförmige aspahltierte Kilometer auf der Platanenallee, diesmal jedoch meist neben einer Autobahn. Das sollte man sich sparen. Wir hatten dann nach 3 Tagen auch endgültig genug davon und beschlossen, nicht bis Castelnaudary zu fahren, sondern an einem Campingplatz bei einem See in der Nähe zu nächtigen.
Camping Le Cathare bei Belflou ist eine ehemalige Abtei, dort gibt es auch eine Herberge und man serviert schmackhafte regionale Küche zum fairen Preis.
Am nächsten Tag beschlossen wir, uns auf kleinen Straßen übers Land nach Carcassonne durchzuschlagen, war ganz gut ging und endlich sah man auch mehr von der Landschaft. Leider erwischte uns am Ende der Regen, so beschlossen wir schweren Herzens uns nicht auf dem sicherlich schönen Campingplatz vor der mittelalterlichen Altstadt einzurichten und anstattdessen ein günstiges Hotel nahe dem Stadtzentrum zu nehmen. Von Carcassonne sollte man keine falsche Vorstellung haben: die besagte kleine und sehr touristische Altstadt gilt zurecht als sehr sehenswert (mit überraschend günstigem und wirklich gutem Abend-Menü mit Cassoulet im Restaurant Adelaide), die eigentliche Stadt kann man aber getrost links liegen lassen.
Am folgenden Tag fuhren wir spontan der Nase nach übers Land, oft in der Nähe des Canals, diesen allerdings wohlweislich meidend. Wir genossen den Tag zumeist auf kleinen Straßen fahrend und den ein oder anderen Obstbaum plündernd. Am Abend kamen wir schließlich am Bahnhof von Coursan an und fuhren mehr oder weniger zufällig nach Vias, weil es auf der Karte okay aussah und es dort Campingplätze gab.
Vias-Plage (wir kamen nachts dort an) stellte sich allerdings als fast schon grotesk häßlicher 80er Jahre Touristenort für französiche Familien heraus. In der Nachsaison zudem ziemlich tot und daher besonders trostlos. Die Strände sind auch nicht besonders. Wir fanden noch einen Campingplatz, der offen war und bauten fassungslos-belustigt über unsere Zufalls-Destination unser Zelt auf.
Am nächsten Vormittag übersetzten wir per Zug nach Narbonne, wo wir aufgrund der Wettervorhersage den Zug umbuchten (ein Tag früher) und uns anschließend auf den Weg ans Meer machten. Die Strecke durch die Seenlandschaft ans Meer nach Gruissan war nochmal ganz nett und ein guter Abschluss der eigentlichen Tour. Danach gings an den Bahnhof nach Port-la-Nouvelle, dort trafen wir noch einen echten Freak.
Über Montpellier (hat einen schönen Hauptplatz und scheint sehr belebt) gings dann mit dem Nachtzug nach Strasbourg. Dort verbrachten wir noch einen halben Tag, eine sehr schöne Stadt, wenn auch fast schon museal anmutend angesichts der vielen Fachwerkhäuser. Von dort ging es dann ab Kehl nach Hause.
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#872688 - 17.10.12 13:56 Re: Canal des deux mers / Atlantik-Mittelmeer [Re: marcofago]
edwin
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 238
Hallo Marco,

auch wenn ich gerne Fotos und Anekdoten mag, hat es mich doch gefreut, Deinen Bericht hier zu lesen. Ich plane schon seit längerem mal die weitere Gegend von Carcassonne zu betouren, da habe ich mich insbesondere über die Rubrik "Was wir nächstes Mal anders machen würden" gefreut.

vg

edwin
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