11. Tag

Wir stehen früh auf, um rechtzeitig in der Kirche zu sein. Durch den schlafenden Ort sprinten wir aufwärts in Richtung Kathedrale. Das Frühgebet ist sehr eindrucksvoll. Mönche und Nonnen stehen vor dem Altar. Das Frühgebet besteht aus gregorianischen Gesängen. Hinter den Fenstern geht die Sonne auf und taucht alles in ein märchenhaftes Licht. Vögel fliegen durch die Gewölbe und zwitschern. Schließlich werden wir zwischen die Mönche und Nonnen gebeten, erhalten unseren Segen, einen herzlichen Händedruck, viele gute Wünsche und ein kleines Buch.

Anschließend geht es „heim“ zum Frühstück. Während nun alle abreisen, sehe ich wohl ziemlich erschöpft aus. Mir geht es nicht gut. Als mir schwarz vor den Augen wird, beschließe ich, mich noch ein paar Minuten hinzulegen und wache am späten Nachmittag wieder auf. Das war wohl nichts mit der Abreise.

Wir machen einen Spaziergang durch den Ort, sehen uns noch einmal in Ruhe die Kathedrale an, besuchen die Abendmesse und sitzen anschließend auf einer Bank hinter der Kathedrale, um die Aussicht auf die Umgebung zu genießen. Sieht in Reiserichtung ziemlich bergig aus.


12. Tag

Gut erholt besuchen wir am nächsten Morgen noch einmal das Frühgebet, frühstücken und machen uns, nun auch bei besserem Wetter, wieder auf den Weg. Es ist Himmelfahrt. In allen Kirchen haben sich die Gemeinden versammelt. Drumherum gibt es Gartenfeste. Alles hat sich herausgeputzt. Und mit unseren endlich ausgeruhten Beinen geht es zügig die Berge hinauf. Ein Wunder, was so ein Ruhetag ausmacht.

Vom Abenteuer Lehmweg habe ich erst einmal genug. Wir folgen also der mäßig befahrenen parallelen Straße. Die Berge sind jetzt klarer definiert. Es geht nicht mehr in kurzer Folge über viele Hügel, sondern lange bergauf über einen Höhenzug und dann wieder hinab ins Tal. Dabei gibt es viele Aussichtspunkte. In der Ferne stehen Schlösser in Weinbergen oder am Waldrand. Tatsächlich schlägt die Straße jetzt auch manchmal Haken, um die Steigung zu entschärfen, statt geradeaus nach oben zu führen. Das fährt sich dann gleich deutlich besser. In Corbigny angekommen, haben wir schon 30 km hinter uns, ohne nennenswert Kräfte gelassen zu haben. Hier finden wir ein paar offene Geschäfte, so dass wir uns mit dem Nötigen eindecken können. Nachmittags haben die Läden offensichtlich wegen des Feiertags geschlossen.

Wir überqueren also hinter Corbigny den Nivernais und klettern gleich wieder aufwärts. Wir möchten heute bis Nevers an der Loire. Also folgen wir tapfer weiter der Straße über Steigung auf Steigung. In Premery erreichen wir die Nievre. Ab hier können wir einer Hauptstrecke folgen oder wieder Haken auf einer schmalen schlagen. Das versuchen wir erst einmal. Es geht auf einem schmalen Weg gleich erst einmal heftig den Berg rauf. Das Tal bleibt hinter uns zurück, obwohl es uns direkt nach Nevers geführt hätte. Aussicht gibt es keine. Es geht stumpf durch den Wald aufwärts. Weiter und weiter. Wir sind brummig. Nachdem wir einen Berg erst überklettert und dann gefühlt auch noch umrundet haben, kommen wir in das Tal zurück.

Jetzt wird es idyllisch. Es geht knapp über dem Talboden durch eine grüne Wildnis, während unten der Fluss in diversen Armen herumschlängelt. Das genießen wir. Aber als der Weg das Tal mal wieder verlassen will, kehren wir auf die Hauptstrecke zurück. Hier geht es zur Abwechslung auch mal durch Orte. Wegen des Feiertags ist wenig Verkehr.

Nevers ist größer als gedacht. Wir fahren eine ganze Weile durch unwirtliche Vororte bis wir endlich an der Loire landen. Der Campingplatz liegt auf der anderen Seite des Flusses. Neben der historischen Brücke. Wir zelten hier „in der ersten Reihe“. Direkt am Wasser mit schöner Aussicht. Zwischen diversen Zelten mit Fahrrädern daneben. Bewohnt überwiegend von Niederländern. Allerdings sind alle auf dem Loire-Radweg unterwegs. Gute Idee. Das machen wir bestimmt auch irgendwann mal.

Aber jetzt machen wir uns erst einmal zu Fuß auf den Weg in die Stadt, da wir noch irgendwo essen wollen. Allerdings hat alles geschlossen außer dem Laden mit dem großen M. Danach ist uns nicht. Wir laufen also einmal durch die Altstadt und kehren dann zu unserem Zelt zurück. Dort ist es zu kalt zum Draußen-Sitzen, so dass wir bald schlafen gehen.