Am nächsten Morgen packen wir schnell zusammen und entfliehen dem kartenspielenden Rentnerparadies und den allgegenwärtigen Handtaschenhündchen. Wir fahren die kurze Strecke zum Bahnhof nach Bussoleno und besteigen samt Fahrrädern den nächsten Zug nach Oulx.

Dort angkekommen gibt es zunächstmal leckere Törtchen als Frühstück. Neben einem Sportgeschäft befindet sich im Kellerabgang eine Fahrradreparaturwerkstatt. Dort ersetzen wir die Halterung der Querstrebe an meinem Gepäckträger durch ein Provisorium. Die Halterung hatte sich offenbar gelockert und ist irgendwo auf einer Holperpiste am Mont Cenis abgefallen. Also öfter mal die Schrauben kontrollieren...

Anschließend kaufen wir ein paar kulinarische Leckereien für unseren Ruhetag und fahren die kurze Strecke wieder talabwärts zwischen Salbertrand und Oulx liegenden Camping Gran Bosco. Dort mieten wir uns für zwei Tag ein, schließlich soll heute ja unser Ruhetag sein. Der Platz ist groß und voll, auf der Zeltwiese hinter den obligatorischen holzverkleideten Wohnwägen finden wir aber so früh am Tag noch ein schönes Plätzchen mit Bank und Stühlen.

Wir verbringen den Tag mit Waschen, Essen, Lesen, Faulenzen und etwas Tourenplanung per iPod im Internet. Am Nachmittag laufen wir zur Bushaltestelle um den kostenlosen Shuttlebus nach Susa zu nehmen. Im Alta Valle Susa gibt es während der Hauptsaison zu Ferragosto einen kostenlosen Shuttlebus-Service mehrmals am Tag (u.a. nach Susa, Oulx, Bardonecchia, Sestriere und zum Col de Montgenevre). Der Bus der uns samt Rädern am Vortag nicht mitnehmen wollte bringt uns als Fußgänger bequem hinunter ins schöne Städtchen Susa. Leider sind zu Ferragosto viele Läden geschlossen. Trotzdem genießen wir zur Abwechslung einen Stadtbummel und einen Eisbecher.







Am späten Abend bringt uns der Bus wieder bequem zurück und wir können sogar direkt vor dem Eingang des Campingplatzes aussteigen. Der Platz ist fest in der Hand von italienischen Familien und deutschen motorisierten Offroad-Piloten mit zweirädrigen und vierrädrigen fahrbaren Untersätzen. Wir unterhalten uns noch sehr nett mit zwei Endurofahrern aus dem Rheinland, die hier eine Woche verbringen und die zahlreichen auch für Motorisierte erlaubten Schotterpisten abfahren.

Es ist schon recht spät, als wir endlich im Zelt liegen und schlafen wollen. Doch plötzlich dröhnt lauthals ein "Buona sera, benvenuti, benvenuti" durch die Lautsprecheranlage. Yippieh, quer über den Platz werden in unüberhörbarer Lautstärke die Gewinner des Fußballturniers von heute mittag gekürt. Und zur Belohnung gibt es noch ein ausführliches Musikprogramm. Unsere Zeltnachbarn beruhigen uns, das sei hier jeden Abend so, nach zwei Stunden sei aber alles vorbei. Und im übrigen sei morgen abend die allseits beliebte Kinderdisco, ebenfalls zu nachtschlafender Zeit zu der müde Schotterpistenpiloten üblicherweise längst in der Heia liegen.

Benvenuti, so ist das eben zu Ferragosto in Italien.

Konsequenter Einsatz von vorsorglich eingepacktem Ohropax (eher gegen Schnarcher bei evtl. Hüttenübernachtungen gedacht) ermöglicht uns dann doch noch eine geruhsame Nacht.