Radtour von Stockholm zum Nordkap.
Termin: August 2008 / 15 Tage / ca. 1500km
Viele Spaß beim Lesen - Euer Michi Koller
www.michi-koller.de 
Das Nordkap ist eines der Ziele für Reiseradler schlechthin, einmal an der Spitze Europas stehen, das wäre schon was. Aber von Deutschland würde ein derartiges Unternehmen via Fahrrad sicher 5 Wochen in Anspruch nehmen, was im Rahmen des normalen Urlaubs kaum möglich ist. Ich entschied mich also die in 2 Blöcke einzuteilen: a) Deutschland - Helsinki und b) Stockholm - Nordkap. Der Punkt b) war nun im August 2008 an der Reihe und so flog ich mit der Ryanair über Berlin nach Stockholm Arlanda.
Ab jetzt hatte ich 15 Tage Zeit. Zuerst ca. 1000 km in Schweden auf der Inlandsvägn - Route zu radeln und dann kurz Finnland zu durchqueren, und weiter nach Norwegen über Alta das Nordkap zu erreichen. Die Inlandsvägn begann in der Studentenstadt Uppsala und brachte mich über den bekannten Skiort Östersund weit hinauf in den Norden Europas. Die Route durch Schweden war schön abwechslungsreich immer bergauf und bergab im sanften Rhythmus. Praktisch und stressfrei war die Tatsache, dass es immer auf der gleichen Straße entlang ging und somit eine Landkarte kaum nötig war. Wald, Seen und Dörfer waren meine ständigen Begleiter. Skandinavien ist schön und ruhig und ganz besonders in der zweiten Hälfte im August.
Die Campingplätze waren bis auf ein paar Schweden stets leer und auch der Verkehr auf der Route war ziemlich übersichtlich. Die erste Woche war mit schönem Wetter gesegnet, aber so ab Tag 8 begann eine Negativserie mit einigen Regentagen, aber mit entsprechender Regenbekleidung konnte man auch dieses Tief gut überwinden. Eine lange Pause bei Regen war nicht eingeplant, da ja ein Flugticket für Tromsö - München bereits in meiner Tasche war. Nach einer sehr langen Zeit in Schweden kam ich endlich nach Finnland.
In der Bergwerksstadt Karesuando ging es über die Grenze und nach einem knappen Tag schließlich war ich bereits aus Finnland wieder raus und auf norwegischem Boden. Bei Kautokeino radelte ich durch eine traumhafte und endlos lange Schlucht, die mich bis nach Alto ans Meer führte. Endlich mal ein an einem richtigen norwegischem Fjord zu stehen war toll, und der Alta - Fjord hatte es besonders in sich. Von Alta waren es noch ca. 400 km zum Nordkap, was zeitlich gesehen auf jeden Fall machbar war.
Nun radelte ich auf der bekannten Straße E06 in Richtung Norden. Die E06 ist im Juli bekannt für seine endlosen Wohnmobilschlangen mit Urlaubern aus ganz Europa. Ende August war das aber nicht mehr so, so dass die Zeit sehr gut war, zwar etwas kälter, relativ trocken und wenig Touristen. Fahrradfahrer traf ich auch nur selten welche, einen Holländer, zwei Deutsche und eine Hand voll Slowenen mehr waren es nicht in 15 Tagen. Irgendwann erreichte ich Hönnigsvag in der Komune Nordkap und somit war das Ziel zum greifen nahe. Jetzt hatte ich auch die erste Reifenpanne auf der gesamten Tour und das gerade jetzt 10km entfernt vom Nordkap. Es war ein sonniger Tag und ich hatte die berühmte Weltkugel bereits einmal von weiten gesehen, aber leider zog das Wetter jetzt zu und die Reifenpanne hatte mir die schöne Sicht an der Spitze Europas leider verwehrt. So stand ich jetzt mit einer handvoll Leuten ganz oben aber gesehen habe ich fast nichts. Ich nahm es mit Humor und schrieb ein paar Postkarten, warf diese im nördlichsten Postamt ein und machte mich wieder zurück auf dem Weg nach Hönnigsvag. Geplant war, dass ich in Hönnigsvag noch eine Nacht bleibe und am Tag darauf um 6 Uhr mit dem Hurtigroutenschiff zurück nach Tromsö fahre. Die ca. 100 Euro teuere Fahrt sollte 12 Stunden dauern. Nach einem Stop mit Landgang in Hammerfest, der nördlichsten Stadt der Welt schiffte ich fröhlich weiter nach Oxford und entschied hier, das Schiff wieder zu verlassen. Ich wollte bei dem schönem Wetter noch die letzten 100 km bis Tromsö radeln. Am Campingplatz in Tromsö lernte ich einen Taxifahrer aus München kennen, der insgesamt 8 Wochen mit dem Fahrrad in Skandinavien unterwegs war. Nach einer Wanderung auf den Tromsdaldilden dem Hausberg von Tromsö und einem Bier für 8 Euro flog ich wieder heim nach München. Die Nordkap - Tour stand bei mir schon lange auf dem Wunschzettel, nun wurde mein Wunsch erfüllt. Eine Tour im sonnigen Süden ist sicher angenehmer, aber das Nordkap ist eben mal das Nordkap.
abwesend
Finnland
Norwegen
Schweden
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