Peru, mit 30 Kindern auf Zuckertrip17. November bis 18. Dezember 2013
Gesamtkilometer der Tour bisher: 10.800 KM
Perus Berge haben wir inzwischen hinter uns gelassen, doch nun macht ein kräftiger Gegenwind das Vorankommen mühsam, das Sandpeeling fürs Gesicht gibt es gratis dazu.
Eigentlich hatten wir uns aufs Meer gefreut, aber richtig gute Stimmung will nicht aufkommen. Entlang der Panamerikaner sieht alles unfertig und trostlos aus, viele Häuser sind aus Sicherheitsgründen mit Gittern beschlagen oder vollkommen verriegelt. Auch die Leute sind scheinbar weniger freundlich oder besser skeptischer, desinteressierter als zuvor.
Es ist gefährlich hier, viele Räuber, klingt es ständig in unseren Ohren.
Dani schleppte sich die letzten Tage immer wieder mit Knieschmerzen rum, heute ist es besonders schlimm. Die Schmerzen werden so stark, dass er alle 5 Minuten anhalten muss.
„Hmm, so kommen wir nicht vorwärts!“
Ein einsamer Lockenkopf steht am Straßenrand und hält erfolglos den Daumen in die Luft. Eigentlich wollten wir uns 45 Km weiter im nächsten Ort treffen. Doch glücklicherweise hat Fabi gewartet, denn angehalten hatte keiner. Am Ende blieben wir wo wir waren und schlugen unser Zelt auf einem Hügel in einem halb fertigen Bungalow auf, der uns bei Sonnenuntergang eine fantastische Aussicht über das brausende Meer bot.
Am Morgen ist es mit Dani´s Knie noch das gleiche Spiel, so geht es nur sehr langsam nach Mancora. Kurz vor der Stadt strampelt uns der Kanadia Marc entgegen, der selber viele Jahre mit dem Rad unterwegs war und hier nun eine kleine Familie gegründet hat.
„Kommt Jungs, ihr schlaft heute bei mir!“
Auch bei Marc ist alles verrammelt und verriegelt, die Angst vor Einbrüchen ist hier allgegenwärtig. Wir fragen ob es hier wirklich so gefährlich ist, woraufhin uns der Kanadia eine Horror Geschichte nach der anderen erzählt. Auf dem Weg nach Trujllio, so sagt er, wurden schon viel Radler überfallen und es soll in einem Dorf sogar einen Scharfschützen geben, der auf Radler schießt.
Ist das jetzt Radlerlatein?¿?
Hmm,… im Moment wissen wir nicht wie es weiter gehen soll. Dani braucht dringend eine Pause und Therapie für sein Knie, auch spekulieren wir, bald noch einmal nach Australien zu fliegen um bei der Weinernte mitzuarbeiten. Wir müssen auf kurz oder lang ein Stück weglassen, Marcs Geschichten spielen dabei eher eine nebensächliche Rolle.
Schließlich entscheiden wir uns, die nächsten Tage einen Bus nach Trujillo zu nehmen, wo es das älteste Casa Ciclista (Heim für Fahrradfahrer) Süd Amerikas gibt und wir in Ruhe verschnaufen können. Trojillo hat auch einen Osteopathen, den Dani aufsuchen kann.
Die Nacht schlafen wir auf Marcs überdachtem Obergeschoss in einem für die Kinder aufgestellten Trampolin.
Heute ging es im Haus drunter und drüber, der jüngste der Familie hatte seinen Ehrentag, doch was hier für einen Vierjährigen veranstaltet wurde ist kaum zu glauben! Auf einer Länge von 4 Metern wurden riesige Schüsseln und Tabletts voll mit Kuchen, Keksen und anderem Süßkram aufgetischt, während ein extra engagierter Clown die knapp 30 Kinder auf Zuckertrip zu Höchstleistungen puschte. Dem nicht genug, wurde dann mit Knüppeln auf eine große Piniata eingeschlagen, bis diese übel zugerichtet, alle Bombons ausgespuckt hatte und das kriegerische Spektakel seinen Höhepunkt erreichte, in dem einige Mütter nun ebenfalls über den Boden robbten und gierig den Kiddis die Süßigkeiten vor der Nase wegschnappten. Zum Schluss bekam dann jeder Gast noch eine Tüte zum Mitnehmen, um auch noch die letzten Kariesbomben unter das Volk zu bringen.
Unser Bauch tut weh, doch Charly Wonkas wäre stolz gewesen! :-)
Am frühen Morgen erreichen wir die Stadt Trujillo, wo wir in das älteste und wohl berühmteste Casa Ciclista (Haus für Radler) Süd Amerikas hinein schlitterten und von Lucio dem Eigentümer herzlichst in Empfang genommen wurden. Momentan sind wir die Einzigen hier, so haben wir freie Bettwahl und richten uns schon mal häuslich ein. :-)
Nach kurzer Zeit kannten wir mal wieder die gesamte Nachbarschaft und wussten von wem wir beim Einkaufen die besten Preise bekamen oder wo es das beste Straßenessen gibt.
Die Pause ist nötig! Dani geht jeden Tag zur Massage oder zum Osteopathen, außerdem lernt er Fernando und seine Frau Rita kennen, die eine Chiropraxis mit Physiotherapie besitzen und ihn nicht nur kostenfrei behandeln, sondern auch einen Minijob geben. :-)
In der Zwischenzeit haben wir eine Email aus Australien bekommen, die unsere Weiterreise wieder entschleunigt. Leider brauchen sie uns nicht für die kommende Weinsaison in der Kellerei und somit entfällt nicht nur der rote Kontinent fürs erste, sondern auch die Aussicht auf eine fette Finanzspritze. :-( Naja zumindest können wir mit dieser Gewissheit Südamerika nun etwas entspannter angehen und brauchen nicht zu hetzen.
Im Radlerheim sind inzwischen viele Leute dazugekommen, unter anderem Martin der Österreicher, der uns mit seiner Kochkunst verwöhnte und der Kolumbianer David, der sich ein riesiges Fahrrad zusammen geschraubt hat, mit dem er nun unter Hilfe von Stelzen durch die Stadt fährt um eine kleine Show darzubieten und etwas Geld zu sammeln.
Es ist der erste Advent, in Trujillo herrschen 40°C und außer einem jammervoll dekorierten Plastikweihnachtsbaum im Zentrum der Stadt und etwas Lametta auf den umliegenden Laternen sind wir so weit weg von Weihnachtstimmung, dass Santa selbst, samt Schlitten und einer Horde Rentiere nichts mehr retten könnte. Wir müssen bald weiter!
Die Berge rufen, die Tapis folgen…
Diese und weitere Bilder, Videos und Geschichten gibt es wie immer auch auf unserem Blog
www.tapinambur.deWir haben außerdem wieder ein kleines Projekt umgesetzt, eine kurze Doku über unsere Freundin Cat. Eine taffe Frau die unter anderem, wahnsinnig lustig erzählt wie sie mit ihrem Fahrrad auf 5000 Hm fast krepiert ist.
https://www.youtube.com/watch?v=aVXQqJ2CQjAWenn ihr der englischen Sprache mächtig seit, dann ist es bestimmt keine Zeitverschwendung euch diese Doku zu geben. ;-)