Hallo bs2000,
um dir passend antworten zu können habe ich noch zwei, drei Gegenfragen.
Wirst du auf deiner Tour im März eher einen sportlichen oder einen touristischen Ansatz verfolgen? Sprich, willst du so schnell und direkt wie möglich nach Gibraltar (oder Porto) durchballern, oder willst du möglichst viele schöne Streckenabschnitte und sehenswerte Orte miteinbauen?
Wie du ja schon merkst, erfreuen sich die EuroVelo-Strecken in diesem Forum nicht der allergrößten Beliebtheit und dir wird sogar davon abgeraten.
Das liegt wohl daran, dass die EV-Routen so was wie die Autobahnen unter den Radstrecken sind, Autobahnen benützt man ja um möglichst schnell von A nach B zu kommen, und nicht so sehr um schöne Landschaften zu genießen.
Daran schließt sich die Frage an, ob du nur ein bestimmtes Zeitfenster zur Verfügung hast für die Strecke, oder ob du alle Zeit der Welt hast und noch schöne Strecken links und rechts einbauen kannst.
Falls du nur ein bestimmtes Zeitfenster hast, kommt noch die Frage, ob du auf jeden Fall die gesamte Strecke durchradeln willst, oder ob du dir auch vorstellen kannst langweiligere Abschnitte mit dem Zug zu überbrücken um dafür mehr Zeit für spannendere Streckenabschnitte zu haben.
Es ist halt so, dass es gerade in Spanien wesentlich schönere Routen gibt als die Mittelmeerküste runterzuprügeln, diese Varianten dauern aber in der Regel immer länger als die Küstenstrecke, weil sie mehr Kilometer und auch viel mehr Höhenmeter aufweisen.
Bist du eine oder einer die/der sich jetzt die nächsten Monate ans selber Planen macht und detailverliebt eine eigenständige Streckenführung zuhause am Rechner zusammenbastelt, oder tickst du eher so, dass Du dir gerne einen bewährten Track runterlädst und dann im Frühling einfach losstartest?
Fragen über Fragen...
Zu Spanien ganz allgemein:
Du schreibst von den „großen“ Straßen dort, in Wirklichkeit sind diese vor allem eins, nämlich breit, und das ist gut so. Gerade die Nationalstraßen, also die „großen“, sind so angelegt dass sie einen wirklich breiten Seitenstreifen aufweisen auf dem sich relativ bequem und ungefährdet radeln lässt. Ausnahmen davon gibt es eigentlich nur, wenn die topografischen Gegebenheiten es nicht anders zulassen, also in engen Schluchten, oder auch in alten Tunnels.
Ich habe schon einige Leute getroffen, die von der französischen Grenze bis Gibraltar oder Cadiz hauptsächlich den Nationalstraßen langgeradelt sind und davon durchaus angetan waren. Vorteil, man kommt zügig voran, Nachteil, es ist trotz breitem Seitenstreifen laut und stinkig.
Achtung, in Frankreich ist das keineswegs so, dort sind die Nationalstraßen oft relativ schmal und für radelnde Menschen oft auch ziemlich gefährlich, zumal die französischen Autofahrer und –innen auch zu riskanten Überholmanövern neigen.
In Spanien herrscht Helmpflicht auf Straßen außerhalb von Ortschaften, sowie nachts und bei schlechten Witterungsbedingungen die Pflicht zum Tragen einer reflektierenden Weste. Zweiteres gilt meines Wissens auch in Frankreich.
Prinzipiell plätschert der Tourismus im Frühling in Spanien so vor sich hin und es wird kein Problem sein Unterkunft zu finden wenn du ohne Zelt unterwegs bist, ausgenommen davon ist aber die Osterwoche, Semana Santa auf spanisch, die heilige Woche. In dieser Woche sind wirklich alle unterwegs, eine kleine Hauptsaison, da kann es je nachdem wo du genau bist kurz mal schwierig werden mit Unterkünften (13.-20.4 2025). Nur mal so für den Hinterkopf....
Weil du Sorge hast wegen dem EV3 bezüglich Unterkunft, der EV3 ist die Fahrradversion zum berühmten Jakobspilgerweg nach Santiago und dementsprechend gibt es dort bestimmt eine Fülle von Herbergen. Ich bin den nie gefahren weil mir die Pilgerei an sich befremdlich und dieser Weg komplett überlaufen ist. Zu dieser Strecke gibt es Reiseberichte hier im Forum, sieht nach viel Schotter aus, aber es gibt bestimmt auch Berichte und Tracks zum Thema Jakobsweg mit dem Rennrad, parallel sind da schon auch überall Straßen und Sträßchen. Landschaftlich geht es lange eher monoton durch die kastilische Hochebene.
Wenn du allerdings den EV3 nur bis Höhe nördlich von Madrid fahren willst, und dort dann auf den Ast des EV1 abbiegen willst, der durchs westliche Spanien nach Süden zieht (über Zamora, Salamanca, Cáceres) , dann wird es dort schon ein wenig dünner mit Städten und Hotels. Da musst du halt ein bisschen vorplanen und dir das mal auf booking oder so ankucken, machbar ist aber schon auch ohne Zelt.
Diese Route verläuft durch eine sehr abgelegene und menschenleere Gegend und ist durchaus zu empfehlen, zumindest wenn dir ein paar Tage Einsamkeit nichts ausmachen. Diese Strecke verläuft auch großteils über einen Pilgerweg nach Santiago, der sich via de la plata, der Silberweg, nennt. Die Route ist aber wesentlich weniger frequentiert als der klassische Santiagoweg. Auch zu dieser Route gibt es hier einige Reiseberichte im Forum.
An der spanischen Atlantikküste entlang gibt es in der Tat keinen EuroVelo-Radweg, da musst du dir schon selber ein Route zusammenbasteln. Auch für diese Route finden sich Reiseberichte. Im März kann es dort allerdings noch recht frisch sein, erfrieren wirst du aber nicht, eher kann es sein dass du dort viel Gegenwind hast, da bläst gerne mal ein kräftiger Westwind, vor allem dann Richtung Galizien.
Der EV8 existiert nur abschnittsweise und dort wo er wirklich schön ist, verläuft er meistens über Schotter. Du kannst dich aber schon zumindest bis Almeria die ganze spanische Mittelmeerküste runterkombinieren, dann fährst du insgesamt hunderte Kilometer über Strandpromenaden oder auch z.B. im Großraum Valencia lange durch landwirtschaftliche Plantagen. Fahren lässt sich das schon, von allen Strecken ist das halt die schnellste.
Ab dem Ebro-Delta würde ich ins Landesinnere ausweichen bis vor Castellon, südlich von Valencia würde ich über die Berge fahren bis Murcia und ab Almeria dann durchs Landesinnere über Granada nach Ronda und von dort nach Gibraltar. Ab Almeria müsstest du an der Küste zwingend auf die Nationalstraße, das geht noch halbwegs bis Malaga und wird ab dort verkehrsmäßig richtig unangenehm, das macht keinen Spaß dort zu fahren.
Zu den Pyrenäen, Cerbere oder Perthus, kann ich sagen, dass ich die Küstenstraße über Cerbere zweimal gefahren bin und ich es dort zwar landschaftlich recht hübsch, verkehrsmäßig aber beide Male sehr unangenehm fand, enge Straße auf französischer Seite und sehr viel Verkehr. Ich bin da allerdings zugegebenermaßen empfindlicher als andere Radreisende.
Nach Perthus führt eine Fahrradstraße hinauf die für motorisierten Durchgangsverkehr gesperrt ist, auf der anderen Seite ab La Jonquera gibt es dann Alternativen links wie rechts der Hauptstrecke.
Dass auf einer etwaigen Querung am Fuß der Pyrenäen auf französischer Seite im März noch Schnee liegt, glaube ich übrigens nicht. Das ist ja nicht besonders hoch dort, sofern du nicht in die Berge hochfährst. Das aber nur so nebenbei.
Bei deiner Route bis Perpignan ist mir aufgefallen, dass dich der bikerouter trotz Rennrad-Einstellung doch manchmal in den Schotter schickt, so zum Beispiel südlich von Neuf-Breisach am Kanal entlang. Danach führt deine Route auch durch ein Militärgelände, dort darf man nur am Wochenende langfahren,
Ich würde da ja eher von Neuf-Breisach aus über Fessenheim und Blodelsheim fahren und von dort aus über eine für Kfz gesperrte Straße durch den Hardtwald bis zum Rheine-Rhone-Kanal. So kommst du dann von Osten nach Mulhouse rein, die Strecke fährt sich wesentlich flotter als von Nordosten durch die Vororte.
Nach Mulhouse geht’s dann schön der Ill entlang und über die Schleusentreppe hoch zur Burgunder Pforte und dann sehr lieblich durchs Doubs-Tal an Besancon vorbei bis Dole.
Ab Dole führt deine Strecke dann aber durch flaches Ackerland ziemlich reizarm bis nördlich von Lyon, das ist eine eher langweilige Route.
Lyon selber ist zum Reinfahren von Norden nicht schön, ewig entlang einer Schnellstraße und nach Süden raus aus der Stadt ist auch ziemlich nervig und verzwickt.
Wenn du keinen speziellen Grund hast der dich nach Lyon führt, dann würde ich die Stadt großräumig östlich umfahren. Am besten biegst du schon kurz nach Besancon nach Süden ab und schlängelst bis nach Vienne an Lyon vorbei, wesentlich schöner und auch etwas kürzer.
Der Radweg im Rhonetal führt konsequent eigenständig dahin und man hat mit Kfz relativ wenig Kontakt, das ist ganz angenehm, landschaftlich ist das Tal aber nicht allzu spannend, man fährt entweder übern Deich, oder durch Auwälder oder durch Obstplantagen, wo aber im März noch nichts zu holen sein wird. Am meisten Spaß macht das Rhonetal wenn der Mistral bläst, ein Nordwind der sich in dem Tal kanalisiert und man kann dann mit ordentlich Rückenwind richtig Kilometer machen.
Manchmal bläst der Wind aber andersrum von Süden her das Rhone-Tal hoch und dann wird’s richtig nervig.
Falls dich Avignon als Stadt nicht interessieren sollte, dann wäre es eine Überlegung wert das Rhonetal bereits südlich von Valence nach Westen Richtung Ardeche zu verlassen, dort ist es auf jeden Fall schöner. Oder aber bei Pont Saint Esprit aus dem Rhonetal raus und über Uzes nördlich an Nimes vorbei zu fahren.
Am Meer entlang ist es dann stellenweise auch mal nett, es geht aber auch durch einige Städte durch mit viel Verkehr (Sete z.B.). Ab Adge musst du wieder ins etwas belanglose Hinterland, statt über Beziers und weiter im Hinterland nach Narbonne zu fahren, gibt es noch eine schöne Alternativstrecke wieder am Meer entlang über das hübsche Dorf Gruissan.
Südlich von Narbonne loht es sich auf jeden Fall nochmal ins Hinterland abzubiegen, dort gibt es wunderschönes, karges und sehr einsames Gebirge namens Corbiers mit sehr schönen verkehrsarmen Strecken. An der Küste hingegen reiht sich ab Leucate ein Feriendorf an das nächste. Hier gibt es zwar einen Radweg, der aber meistens parallel zu einer Schnellstraße verläuft, das ist nicht halb so reizvoll wie durch die Berge. Wenn du allerdings über Cerbere nach Spanien reinfahren willst, dann musst du fast am Meer entlang.
Ich hab mal in deinem Brouter-Track ein bisschen rumgeklickt:
Track FrankreichUnd so etwa würde ich eine Route grob analog zum EV8 mit Rennrad empfehlen:
Track Spanien MittelmeerküsteBeide Routen sind von mir recht schnell zusammengeklickt und sollen nur zur Vorstellung dienen, sind jetzt keine fertigen Tracks.
soweit...
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