Mitte Oktober startete ich am Samstag Nachmittag nach der Arbeit mit meinem Elliptigo und Campinggepäck zu einer 5,5-tägigen
Mosel-Runde. Kurz vor Kirchheim fängt es bei beginnender Dunkelheit an zu regnen, aber ich hatte ja für die erste Übernachtung eine
private Unterkunft gebucht, das Zelt konnte so für die erste Nacht im Anhänger bleiben.
Bei windigem und kühlem Wetter geht es am nächsten Morgen bereits um 7.30 Uhr Richtung Bad Münstereifel und weiter aufwärts bis
zur Wasserscheide bei Esch , danach rollt es fast wie von alleine abwärts bis nach Schuld und an die Ahr. Mein Trek führt mich
weiter quer durch die Eifel Richtung Daun, dabei sind insgesamt ca. 900 Höhenmeter zu überwinden. Als ich unterwegs an
einem langen Anstieg ein Panorama-Foto schießen will, hält neben mir ein entgegenkommendes Elektro-Auto an und die Beifahrerin
fragt, ob alles in Ordnung sei: ja, in der Hocheifel passt man aufeinander auf :-) .
Bereits gegen 16 Uhr erreiche ich den Bahnhof Daun, hier startet der wunderbare Maare-Mosel-Radweg (MMR). Erst geht es sanft
aufwärts, ein erster Tunnel (von insgesamt Vieren) ist zu durchfahren, dann folgt man der ehemaligen Bahntrasse überwiegend
leicht abfallend Richtung Mosel.
Das Wetter entwickelt sich immer freundlicher und nach ungefähr einer Stunde Fahrt errichte ich mein Lager im ehemaligen
Udler-Saxler Bahnhofshäuschen.
Die Nacht wird ruhig und ich schlafe 11 Stunden nonstop, gute Voraussetzungen für die nächste Etappe. Bei moderaten 7 Grad
Celsius und trockenem Wetter folge ich weiter dem MMR, zwei Rehe flüchten vor mir aus einem Maisfeld. Hatte ich sie beim
Frühstück gestört?
Richtung Wittlich geht es immer weiter abwärts, weitere 3 Tunnel sind zu überwinden, dann erreiche ich rechter Hand den örtlichen
Friedhof: erst mal 3 Liter Wasser bunkern.
Später vereint sich der MMR mit dem Lieser-Pfad, einer der schönsten Eifelvereins-Wanderwege.
In Lieser treffe ich dann auf die Mosel mit ungewohnt braunem Wasser, auch die Radwege sind teilweise mit Schlamm bedeckt.
Angeschwemmte Äste und Holzreste gilt es zu umfahren. Ein wenige Tage vorher abgeflossenes Hochwasser hatte seine deutlichen
Spuren hinterlassen.
Als ich in Bernkastel-Kues die Mosel überquere, wird das Wetter zusehends trüber.
Nachmittags setzt Dauerregen ein, am frühen Abend erreiche ich dann meinen Campingplatz kurz vor Pünderich. Leider hat er bereits
geschlossen, dennoch finde ich bald eine ruhe Wiese für mein Zelt. In der Nacht kühlt es kaum ab und mit milden 11 Grad Celsius
geht es am nächsten Morgen bei stetigem Gegenwind und trübem Wetter, aber trocken, weiter entlang der Mosel bis Neef.
Hier wechsle ich auf die linke Flussseite und fahre jetzt nur noch weiter entlang der Straße, da der Radweg oft sehr schlammig
ist.
Cochem ist wie immer voller Touristen, ich stürze mich ins Getümmel und verschicke noch schnell eine Ansichts-Karte für eine
Liebhaberin analoger Urlaubsgrüße, da wird sie sich freuen!
Mein heutiges Etappenziel ist ein bewährter Übernachtungs-Spot bei Winningen, ich trete also noch mal ordentlich rein und erreiche
mein Ziel tatsächlich noch vor Einbruch der Dunkelheit: passt.
Es bleibt weiterhin mild und bei leichtem Regen fahre ich am nächsten Tag Richtung Koblenz, ab hier klart das Wetter auf
und es wird tatsächlich warm und sonnig: geht doch!
Nach einem kurzen Foto-Stopp gegenüber dem Deutschen Eck steuere ich den nächsten Netto an, um meinen Proviant aufzufüllen, zur
gleichen Zeit fährt ein älterer Herr mit seinem offenen China-Elektrodreirad beim Discounter vor und parkt neben mir. Nach
dem Einkauf kommt er mit ca. 20 Flaschen „Rotkäppchen Sekt“ zurück und fängt an die Flaschen unter dem aufgeklappten Sitz
seines Gefährtes zu verstauen, dann verschwindet er wieder im Markt mit seinem jetzt leeren Einkaufswagen. Als ich gerade
meine dritte Banane verspeise, erscheint er erneut mit weiteren 15 Flaschen der gleichen Marke, diese werden dann sorgfältig im
oberen Koffer des E-Mobiles verstaut: die Silvester-Party kann kommen... .
Bei sonnigem Wetter und angenehmen Rückenwind folge ich dem Rhein-Radweg nordwärts Richtung Andernach.
Später mache ich eine kurze Pause an der Burg Namedy und fahre über die neue Ahr-Brücke: wenn man die alte überdachte Holzbrücke
noch kennt ein ungewohnter Anblick, „verziert“ wird sie dann noch von einem Kunstwerk aus farbigem Kunststoff-Gespinst: mmmh … .
Unterhalb des Rolandsbogen bei Remagen und gegenüber der Insel Nonnenwerth errichte ich am frühen Abend mein Zelt auf dem örtlichen
Camping mit Blick auf den Drachenfels/Siebengebirge: schön!
Die Nacht wird sehr windig, dann setzt Regen ein.
Nach dem Frühstück mit Ausblick auf die beleuchtete Drachenburg fahre ich weiter bis Bonn, hier verlasse ich das Rheintal und es
geht jetzt westlich aufwärts und nach Waldorf/Bornheim mit schönem Weitblick (ca. 20km) auf Köln mit Colonius und Dom.
Mein Trek schlängelt sich auf kleinen Wegen über weite Ebenen vorbei an üppigen Kappes–Feldern bis es nicht mehr weiter geht:
eine große Baustelle mit umfangreichen Kanal-Arbeiten muss weiträumig auf Landstraßen umfahren werden = zusätzliche 8 Kilometer.
Allmählich kenne ich mich wieder aus und schalte für die letzten 25km das Navi aus, gegen 17 Uhr rolle ich dann zufrieden im
Basislager ein.
Kleines Fazit: bevor die dunkle Jahreszeit Einzug hält nochmal eine kurze Tour direkt von der Haustür aus los und dorthin wieder
zurück: das war der Plan.
Leider war das Wetter eher so lala und die Mosel-Radwege oft schlammig, in der Rückschau nach ein paar Tagen aber eine gelungene
und schöne Tour.
Man muss halt zu dieser Jahreszeit seine Komfortzone verlassen und einfach losfahren... .
Danke für eure Aufmerksamkeit, es grüßt Helmut!