Heute mal ein Reisebericht für Radreisende mit Kind und daher auch unter "kinderspezifischen Gesichtspunkten" geschrieben.
Meine Tochter ist 8 und einigermaßen radreiseerprobt. Wir fahren zu zweit und ich gehöre eher in die Kategorie "vorsichtige Mutter"
Wir leben in Leipzig und da das Wetter im April ja bekanntlich recht wechselhaft ist, wollte ich keine langen Vorplanungen mit Zuganreise und Co, sondern an der Haustür starten.
Ich erkor daher den Parthe-Mulderadweg aus und von der Quelle der Parthe (Grimma) sollte es dann entlang des Muldentalradweges bis zur Mündung der Mulde in die Elbe in Dessau gehen.
Wir fuhren in Leipzig los - hier die Parthe im Abtnaundorfer Park.
Von dort aus sollte es über Thekla und Plaussig auf den äußeren Ring gehen, auf welchem wir bis nach Naunhof fahren wollten. Wollten ... da Leya nach 10 km in Thekla einen Platten am Hinterreifen hatte und ich diesen leider nicht flicken konnte. Getreu dem Motto "wer sein Fahrrad liebt - der schiebt" ging es einige Kilometer zurück zum nächsten Fahrradladen ... in welchem Schlauch, Mantel und auch gleich der Bremszug gewechselt wurde
... ich sag ja, das Kind braucht ein neues Rad. Aber für die nächsten Tage würde es auch das gute 20er Puky noch tun.
Die Beschilderung des Radweges war außerhalb Leipzigs sehr gut, in den Randgebieten von Leipzig wies sie jedoch gewisse Schwächen auf. Mit Hilfe der Karte "Leipzig und Umgebung - Grüner Ring Leipzig" fanden wir den Weg über Taucha, Borsdorf, Beucha und Naunhof aber recht problemlos.
In Naunhof gibt es einen Kletterwald und Eis.
Von dort aus ging es über den Brandiser Forst und Parthenstein nach Grimma. Die Parthe kreuzte immer wieder unseren Weg und wurde zusehens schmaler.
Nach 60 km in Grimma angekommen (ohne den kleinen Ausflug zum Fahrradladen wären es wohl ca. 50-55 gewesen), bezogen wir unser Quartier direkt in der Innenstadt und wanderten dann noch etwas an der Mulde und durch den Stadtwald.
Am nächsten Morgen ging es zuerst auf der rechten Seite der Mulde bis Neichen. Der Weg ist angenehm zu fahren, immer entlang der Mulde und asphaltiert ... aber langweilig. Daher wecchselten wir in Neichen die Uferseite und fuhren vorbei am Schloss Trebsen auf der linken Seite weiter.
Die Wege dort waren meist Feld- und Waldwege ... aber landschaftlich deutlich schöner.
Vorbei an Wurzen blieben wir weiter auf der linken Seite. Die rechte führte entlang einer größeren Straße, die linke wieder durch Wiesen und Felder.
Kurz hinter Thalwitz wichen wir von der Route ab, da sie auf einer (wenig befahrenen) Straße entlang führte, ich es aber bitte noch ruhiger haben wollte. Ein gut befahrbarer Wanderweg führte durch den Wald und zur großen Freude (und vielleicht auch Verwunderung
) meiner Tochter trafen wir nach wenigen Kilometern wieder auf die eigentliche Route.
In Eilenburg gibt es einen schönen Stadtpark mit Spielplatz und einem Tierpark. Dort verbachten wir den Nachmittag.
Ich hatte vorab auf halber Strecke zwischen Eilenburg und Bad Düben ein Zimmer reserviert. Wir fuhren ab Eilenburg wieder rechts der Mulde und mussten zu unserem Zimmer auf die linke Seite. Das sollte eine Fähre erledigen. Irgendwann dämmerte mir, dass Fähren sicher begrenzte Fahrzeiten haben und ich trat etwas schneller in die Pedale um vor 18 Uhr dort zu sein. Meine Tochter war zu diesem Zeitpunkt nicht in die Problematik eingeweiht. Ich befürchtete Leistungsverweigerung.
Pünktlich 18.02 Uhr erreichten wir nach ca. 60 km Tagesleistung die Fähre Gruna und klingelten nach dem Fährmann. Der kam leider nicht ... dafür aber eine Fährfrau. Sie sagte uns, dass sie auch das Gasthaus (rechtes Muldufer) betreiben und die Fähre bedienen so lange Kundschaft da ist. Glück gehabt ...
Man kann dort also ganz in Ruhe im Biergarten speisen und sich dann übersetzen lassen.
Unsere Unterkunft befand sich in der Nähe der Fähranlegestelle und erwies sich als Glücksgriff. Darf man verlinken?
http://www.pension-muldenaue.de/beschreibung.html
Für nur 25 Euro incl. Abendesssen und Frühstück bewohnten wir dieses Haus. Dazu gab es andere Kinder die auch nicht um acht ins Bett müssen ;), Katzen, Klettergrüste, Schaukeln ... also alles, was das Kinderherz begehrt.
Am nächsten Morgen ging es weiter in Richtung Bad Düben und von dort eigentlich über eine "mäßig befahrene Straße" nach Schnaditz, Tiefensee und Roitzschjora. Von dort konnte man dann auf eine Alternativroute direkt an der Mulde entlang weiter nach Pouch. Mäßig befahren war mir aber zuviel und daher schlugen wir uns ab Schnaditz über Wiesen- und Feldwege zum Alternativweg durch. Die meisten Strecken konnte wir fahren ... teilweise musste aber auch geschoben werden. Das lag aber nur daran, dass eine Schafherde den eigentlichen Weg versperrte.
Nach einem Abstecher nach Löbnitz, wo wir auf einem Reiterhof Springreitern zuschauten, ging es nach Pouch. Der Weg dort ist komplett asphaltiert und toll zu befahren.
Im Vergleich zur sonstigen Strecke waren dort auch recht viele Radler unterwegs. Ansonsten waren uns im Verlauf unserer 3 Tage vielleicht 5 Radreisende begegnet. Der Muldentalweg war also nicht gerade überfüllt.
Von Puch aus ging es über Bitterfeld, Greppin und Jessnitz nach Altjessnitz. Ab Bitterfeld begegnete uns bis Altjessnitz nicht ein einziges Radwegschild. Die bisherige Strecke war sehr gut ausgeschildert. Nun weiß ich nicht, ob wir einfach von der Route abgekommen waren oder sich Sachsen-Anhalt keine Schilder leisten kann? Jedenfalls war die Strecke ab dort deutlich schlechter. Nur entlang an Straßen, teilweise ohne Radwege ... einfach unschön.
Da ich ursprünglich aus Dessau stamme, kannte ich zumindest das letzte Stück Altjessnitz - Dessau und wusste, dass das nichts für eine 8jährige ist. Vielleicht wird wegen dieses Stücks der Muldentalweg erst ab 12 empfohlen? Meine Tochter durfte die letzten 20 Kilometer jedenfalls im Auto zurücklegen (Oma sei Dank ;)) ... natürlich nicht ohne vorher den Irrgarten in Altjessnitz besucht zu haben.
Ich fuhr die letzten 20 Kilometer auf Ortsverbindungsstraßen mit Tempo 100-Limit ohne Radweg. Es ging über Raguhn, Retzau, Sollnitz und Mildensee bis nach Dessau. Man hätte streckenweise von der Straße abweichen können ... aber auf dem größten Teil ließen sich vielbefahrene Straßen ohne Radweg nicht vermeiden.
Mein Fazit: eine schöne Tour über knapp 200 km und bis Bitterfeld auch mit Kindern unter 10 gut machbar. Von dort aus kann man mit dem Zug in ca. 20 Minuten nach Dessau fahren und dann auf dem Elberadweg weiter. Dafür reichte aber leider unsere Zeit nicht aus.
Liebe Grüße
Nancy