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#804467 - 28.02.12 20:29
Re: Von Vancouver nach Halifax 2011
[Re: rayno]
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Deine Art zu (be-)schreiben gefällt mir sehr - ich sehe die Szenen förmlich vor mir. Danke dafür, macht viel Spaß!!!
lytze
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Wer schnell fährt, kann auch schnell schreiben... | |
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#804474 - 28.02.12 20:38
Re: Von Vancouver nach Halifax 2011
[Re: lytze]
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#804681 - 29.02.12 14:32
Re: Von Vancouver nach Halifax 2011
[Re: rayno]
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Unterwegs in Deutschland
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Das is ja auch mal ein To do ;=)
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#804940 - 01.03.12 11:24
Re: Von Vancouver nach Halifax 2011
[Re: rayno]
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Weiter geht es ; jetzt in Kanada. Ontario
Meine Route: http://www.gpsies.com/map.do?fileId=tigclseozqzlwotwWie im Teil 4 berichtet kam ich von Minnesota auf der Küstenstraße, dem Hw 61, am Superior entlang nach Thunder Bay, der ersten größeren Stadt seit langer Zeit. Weit vor der Stadt, kurz vor der Einmündung des Hw 6 in den Transcanada-Hw 17 wird man als Radfahrer auf eine Nebenstraße durch die Stadt verwiesen. Die Orientierung war zunächst etwas schwierig, weil innerstädtisch in Kanada keine Wegweiser stehen. Man muss sich schon an den Straßennamen orientieren. Dazu braucht man eine entsprechende Karte. Zum Glück sind auf meiner Ontario-Karte für die größeren Städte detailliertere Karten enthalten, so auch für Thunder Bay mit seinen 110 000 Einwohnern. Ich fand also durch die flächenmäßig sehr große Stadt zum am östlichen Rand gelegenen KOA-Campground, den ich mir schon frühzeitig ausgesucht hatte. Die KOA-Campgrounds gehören zu der besseren (und teureren) Kategorie; dafür sollen sie auch etwas mehr bieten. Ich wollte sie immer schon mal kennenlernen. Das Ergebnis für mich ist negativ. Das Zusatzangebot besteht aus Animation; und auf die kann ich verzichten. Am Tag und vor allem Abend meiner Anwesenheit wurde Weihnachten gefeiert. Ja Weihnachten! Das Personal lief mit roten Mützen mit weißen Bommeln herum. Etliche Camper, wohl Stammgäste, hatten ihre Wohnwagen und ihren Platz weihnachtlich dekoriert. Auch blieben etliche der reichlich auf dem Platz vorhandene Nadelbäume davon nicht verschont. Und aus dem Platzlautsprecher tönte weihnachtliche Musik. Naja, nun weiß ich jedenfalls, dass KOA-Plätze für mich nichts sind. Am nächsten Morgen ging es recht früh weiter; von jetzt an für etliche Tage auf dem Hw 17, dem Transcanada-Highway. Und da gab es gleich ein kleines Problem. Der C-Platz lag unmittelbar am Hw 17; der allerdings war hier noch für Radfahrer gesperrt, weil weiter unten am Superior eine Nebenstraße lief; und auf der sollten die Radfahrer solange bleiben, bis sie in die Hauptstraße einmündete. Das war aber gut 20 km weiter östlich. Sollte ich also wieder die steile Abfahrt runter zum See und später wieder rauf zur Hauptstraße? Es war früher Samstagmorgen, und ich dachte mir, da wird die Highwaypatrol sicher noch nicht unterwegs sein. Ich fuhr also gleich auf dem Hw 17 los, und das war auch gut so, denn nichts passierte; es war auch kaum Verkehr. Auch im weiteren Tagesverlauf blieb es eine problemlose und recht angenehme Fahrt zum nächsten Etappenort Nipigon. Dort fand ich einen netten C-Platz, auf dem sogar das I-Net funktionierte. In den folgenden Tagen versuchte ich, möglichst viele Kilometer zu schaffen, um möglichst bald mein nächstes Zwischenziel Sault Ste. Marie zu erreichen. Die vielen steigungsreichen Streckenabschnitte machten die Fahrt aber recht mühsam. Über die Etappenorte Terrace Bay, White Lake, Wawa und Montreal River kam ich am Do., 04. August in Sault Ste. Marie an und begab mich gleich zum unter Radlern berühmten Radshop VELORUTION. Der Weg dahin war leicht zu finden. Man musste sich nur nach der in zahlreichen Reiseberichten enthaltenen Empfehlung richten und einfach den hohen weißen Wasserturm ansteuern. Wenn man an dem angelangt ist, sieht man den Radshop mit dem Fahrrad auf dem Dach. Als ich dort ankam, war das Rad aber nicht auf dem Dach, sondern es hatte an der Einfahrt zum Betriebsgelände einen neuen Standort bekommen. Auf dem Dach musste es den neu angebrachten Solarmodulen – für Kanada übrigens etwas noch recht Seltenes – weichen. Ich meldete mich an und stellte mein Zelt im großzügigen Gelände hinter dem Gebäude auf.Es war schon ein anderes Zelt aufgestellt. Mit dem zugehörigen Besitzer, einem Chilenen mit Wohnsitz Chicago, teilte ich mir das Abendessen; ich hatte im nahen Metro einen Restbestand von Hähnchenteilen in Chili, die zum herabgesetzten Preis kurz vor Ladenschluss verkauft wurden, besorgt, er ein Sixpack Bier aus dem Liquorshop gleich nebenan. Im Laufe des Abends gesellten sich noch weitere Radler dazu, insgesamt 6 Personen in vier Zelten. Der nächste Tag war von mir als Ruhetag eingeplant. Neben einem Besuch beim Frisör stand eine Inspektion und Wartung am LHT auf dem Programm. Letzteres hatten auch die anderen Radler vorgesehen. Im Unterschied zu mir überließen sie aber die Arbeit den Fachleuten in der Werkstatt von Velorution. Velorution berechnet nur die evtl. benötigten Neuteile, vor allem ist bei den meisten Rädern eine neue Kette fällig. Für die Arbeit wird nichts berechnet. So ein Service spricht sich unter den Fernradlern schnell herum, zumal Sault Ste. Marie bei einer Transcanadatour etwa auf halber Strecke liegt, egal, ob man von Westen nach Osten oder von Osten nach Westen unterwegs ist. Ich hatte an meinem LHT nicht viel zu tun. Das einzige Problem bestand in den häufigen Reifenpannen im Vorderrad. Ich habe daher die Bereifung demontiert und dem Werkstattchef den Conti TopContact gezeigt. Er konnte wie ich auch nicht feststellen, was der Grund für die immer wieder auftretenden winzigen Lecks sein könnte. Prophylaktisch habe ich einen neuen Schlauch eingelegt; meine drei Reserveschläuche wiesen inzwischen nämlich alle mindestens zwei geflickte Stellen auf. Eigentlich wollte ich auch eine neue Kette montieren; denn nach gut der Hälfte der Strecke mit über 4000 km sollte eine neue Kette fällig sein. Als ich jedoch mit dem Kettenverschleißwerkzeug meine Campagnolo C9 mit einer neuen SRAM 950, welche ein junger Kanadier gerade an seinem Rad montieren wollte, verglich, zeigte sich kaum ein Unterschied. Sie hatte sich nur unwesentlich gelängt. Ich ließ folglich die C9 drauf, säuberte sie lediglich und gönnte ihr ein wenig Fett. Auch sonst war kaum Wartungsbedarf. Lediglich am Vorderrad hatte die White-Nabe ein wenig Lagerspiel, was sich aber schnell beheben ließ. Außerdem habe noch den Schaltzug zum Umwerfer erneuert, weil an der Klemmstelle einige Drahtfäden gerissen waren. Was mein Rad betrifft, konnte Velorution mit mir also kein Geschäft machen. Mit mir persönlich aber schon, denn ich brauchte dringend neue Radkleidung. Ich hatte durch das wochenlange täglich 7-9 Stunden dauernde Radfahren so viel an Gewicht und Körperfülle eingebüßt, dass mir die mitgenommenen Trikots und Radhosen in Größe L bzw. XL am Körper schlotterten. Ich kaufte mir ein neues Trikot und eine neue zweiteilige Radhose (Shorts mit gepolsterter Innenhose) in Größe M. Das war jetzt meine Größe. Ich bin mal gespannt, wie lange ich damit auskomme, wenn ich wieder in gewohnter Umgebung und gewohntem Tagesablauf zu Hause bin. Am Samstag, 06. August, war allgemeiner Aufbruchtag. Außer mir wollten noch ein Kanadier aus Victoria und eine Engländerin in östlicher Richtung fahren. Die beiden hatten ihre Räder am Vortag der Werkstatt zur Durchsicht überlassen und mussten nun bis zur Öffnung der Werkstatt um 09 Uhr warten. Ich bin daher allein schon früher losgefahren. Es wurde bei schönem Wetter eine angenehme Fahrt am Nordufer des Lake Huron entlang, von dem man aber nichts zu sehen bekam, weil die Straße in größerem Abstand zum See verlief. Nach gut 140 km machte ich Station auf einem kleinen C-Platz in der Nähe von Blind River. Fast gleichzeitig mit mir war dort Carol aus Smithers im Norden von British Kolumbien eingetroffen, die auch an diesem Tag in Sault Ste. Marie gestartet war, dort aber nicht bei Velorution, sondern auf einem anderen C-Platz gezeltet hatte. Erst als sie in SSM war, hatte sie von VELORUTION gehört. Carol will ihr Heimatland einmal in seiner ganzen Ausdehnung von Prince Rupert im Westen bis St. John auf Neufundland erleben; und wie kann man das wohl besser als in den zwei oder drei Monaten, in denen man mit dem Fahrrad durch das große Land unterwegs ist Am nächsten Morgen fing es an zu regnen, gerade als wir unsere Zelte abgebaut hatten, und der Regen wurde immer stärker. In Regenkleidung machten wir uns dennoch auf den Weg. Zum Glück war es recht warm, und dann macht die Nässe nicht so viel aus. Zum Regen hinzu kam die Gischt, die von den überholenden und entgegnen kommenden Autos verursacht wurde. Zur Sicherheit hatte ich mein hinteres Diodenrücklicht eingeschaltet. Wir fuhren in größerem Abstand, aber noch auf Sichtweite hintereinander her, Carol voran. Nach gut 30 km überholte mich in langsamem Tempo ein Streifenwagen der Highwaypatrol; der Beifahrer schaute mich und mein Gefährt aufmerksam an und nickte mir zu. Wenig später sah ich, dass der Wagen hinter einer Kuppe angehalten hatte und einen kurzen Moment mit vollem Blinklicht am rechten Straßenrand stand. Als ich an diese Stelle kam, stand dort nur noch Carol, abgestiegen von ihren Rad, und zwar ziemlich bedröppelt. „Sie haben mich vom Highway verwiesen, ich soll nur noch zu der Kontrollstelle für Trucks fahren, die dort unten kommt.“ Wir sind zusammen die wenigen hundert Meter dahin gefahren, sie voran, ich mit meinem Rücklicht dahinter. An der Kontrollstelle stellten wir uns und unsere Räder erst mal unter und warteten, und warteten. Der Regen hörte nicht auf. Inzwischen hatte uns der diensthabende Beamte zu sich hinein gebeten. Er sagte, dass es nach dem Wetterbericht den ganzen Tag und auch noch den nächsten weiter regnen sollte. Und er riet uns, in einem Motel oder Hotel abzusteigen und auf besseres Wetter zu warten. Aber wo ist das nächste Motel oder Hotel? Und wie dahin kommen? Im Telefonbuch suchten wir einige Adressen aus und Carol rief bei der vom Beamten empfohlenen an. Antwort: “Kein Problem, Zimmer frei!“ Wie dahin kommen? Immerhin 18 km. “Auch kein Problem, komme mit dem PickUp und hole euch“. So landeten wir also schon recht früh am Tag im Hotel. Auf der Fahrt dahin erzählte uns der Besitzer, dass er das Hotel erst kürzlich übernommen habe und noch dabei sei, das Restaurant einzurichten. Die Zimmer seien aber bereits renoviert und bezugsfertig. Außerdem erzählte er uns einiges über die Einheimischen, also die Bevölkerung der First Nation, wie man in Kanada sagt, welche dort gerade ihr jährliches PowWow abhielten, wie man an einer Stelle auf dem Wege an den dort aufgestellten Zelten und anderen Einrichtungen sehen konnte. Uns kam der frühe Abbruch der Tagesetappe ganz recht, konnten wir doch im Hotel bei freiem Internetzugang in Ruhe am Netbook die Mails beantworten und die Reiseberichte fortschreiben. Auch die nächsten Tage war ich auf dem Transcanada-Highway in Richtung Osten unterwegs. Über Espanola ging es zunächst nach Sudbury, einer Industriestadt, die man möglichst schnell durchfahren sollte, was wiederum nicht über den Hw 17 möglich war, sondern für Radler nur auf Nebenstraßen. Die Stadt ist bekannt als Kupfer- und Nickelstadt; auch ein offensichtlich noch arbeitendes Bergwerk war zu sehen. Der nächste größere Ort war North Bay, eine mittelgroße Stadt, die mit ihren weiträumigen Strandanlagen am Lake Nipissing einen sehr aufgeräumten Eindruck machte. Auffällig für mich war, dass die Leute hier überwiegend französisch sprachen. Die Provinz Ontario hat einen nicht unbedeutenden Bevölkerungsanteil, der französischsprachig ist. Das gilt vor allem auch für die indianische Urbevölkerung, die von französischen Jesuiten missioniert wurden und daher auch zum großen Teil katholischer Konfession sind. Letzteres war mir auch schon ganz im Westen Ontarios an den zahlreichen katholischen Kirchen und Friedhöfen aufgefallen. Der französischsprachige Bevölkerungsanteil ist auch sicher der Grund dafür, dass die Verkehrsschilder, soweit sie Texte enthaltenen, in ganz Ontario durchweg doppelt vorhanden sind, in englisch und in französisch. Hinter North Bay verläuft der TC-Hw noch ein Stück in östlicher Richtung, bis er in Mattawa am Ottawa River einen Schwenk nach Südosten macht und entlang dem Fluss auf die Hauptstadt Kanadas zuläuft. Bis dahin sind es aber noch einige 100 Kilometer bzw. einige Tagesetappen. Überrascht war ich von der geringen Bevölkerungsdichte im nördlichen Bereich dieses Streckenabschnittes. Die auf meiner Karte eingezeichneten Orte bestanden i.d.R. nur aus wenigen Häusern, bzw. den Briefkästen an den Zufahrten. Aufgelassene Tankstellen und geschlossene Geschäfte waren zu sehen. Auf den ersten ca. 100 km nach Mattawa gab es keinerlei Versorgungsmöglichkeiten. Dafür verlief der Highway nicht, wie von mir vermutet, schön leicht dem Ottawa River flussabwärts folgend, sondern in größerem Abstand über zahlreiche Höhenzüge. Der erste größere Ort war Petawawa, ein Städchen, das offensichtlich in erster Linie von der großen Garnison lebt. Dann ging es an Pembroke vorbei nach Arnprior, wo ich den Transcanada-Highway verließ, um auf Nebenstraßen in südlicher Richtung diesen östlichen Teil Ontarios bis zum St. Lorenz-Strom zu durchqueren. Auf diesem Streckenabschnitt machte ich in dem kleinen Städtchen Pakenham Station. Ich war darauf eingestellt, irgendwo in einem Motel zu übernachten, weil ich in dieser Region wenig touristische Infrastruktur erwartete. Pakenham zeigt sich als idyllisches Städtchen mit typisch englischem Einschlag. Ich fand auch einen Laden, in dem es Bier gab – sogar heimatliches Grolsch aus Enschede!- und auf der gegenüberliegenden Straßenseite einen anderen Laden, der mich schon von der äußeren Aufmachung interessierte, ein Tante Emma-Laden auf englisch-kanadische Art sozusagen. Ich brauchte unbedingt etwas Butter und einige andere Sachen, die ich dort zu finden glaubte. Innen war der Laden noch altertümlicher als außen. Hinter der langen Ladentheke werkelte eine ältere Dame; Selbstbedienung war nicht. Man musste ihr schon sagen, was man haben wollte. Ich fragte, ob es Butter auch in kleinen Mengen gäbe, ich sei mit dem Rad unterwegs und könne die 1 kg-Packungen nicht unterbringen. Kleinere Packungen hätte sie nicht, war die Antwort, und nach kurzem Zögern sagte sie, ich solle einen Moment warten. Sie verschwand in einem hinteren Raum und kam nach kurzer Zeit wieder mit einem kleinen Plastikdöschen, das sie mit Butter – wahrscheinlich aus ihrem privaten Kühlschrank – gefüllt hatte. In der Wartezeit wurde ich von einem merkwürdigen Geräusch aufmerksam. Es kam von oben. Als ich hinschaute, sah ich, wie eine Eisenbahn in LGB-Größe über den Ladenregalen an den Wänden des Ladens herumfuhr. Es war eine White Pass-Bahn, von der ich glaube, dass es sie auch von Lehmann gegeben hatte. Als ich die Dame danach fragte, sagte sie, dass sie sich damit nicht auskenne. Die Anlage habe ihr verstorbener Mann vor Jahren installiert. Aber laufen würde sie immer noch, und zwar ganz automatisch, so wie sie ihr Mann damals eingestellt habe. Mein zweites Problem an diesem späten Nachmittag war immer noch nicht gelöst. Ein Motel oder ein Hotel gab es in Pakenham nicht. Also musste ich wohl weiter zum nächsten größeren Ort, Carleton Place. Gerade hatte ich die Anhöhe südlich Pakenham erklommen, als ich links am Fluss einige Wohnwagen sah und bald darauf auch die Einfahrt zu einem kleinen Campingplatz. Ich bog gleich dahin ab. Es war nichts los auf dem Platz; die Wohnwagen waren unbewohnt, hatten aber Vorgärten mit Blumen und Gartenzwergen. Also ein typischer Platz für Dauercamper, die nur zeitweise oder an Wochenenden ihre Freizeit dort verbringen. An der Officetür musste ich lange klingeln, bis endlich ein smarter junger Mann erschien. Natürlich könne ich dort zelten. Er zeigte mir einen schönen schattigen Rasenplatz. Diese Nacht war ich offensichtlich der einzige Bewohner des Platzes. Mich hat es nicht gestört. Für den folgenden Tag, Freitag, den 12. August, hatte ich mir den St. Lorenz-Strom als Ziel gesetzt. In Brockton sollte ich den Strom erreichen, um dann in östlicher Richtung nach Johnstown zu fahren, wo ich über die Brücke nach Okdensburg im US-Staat New York hinüber wollte. Zunächst verlief es auch wie geplant. Ich erreichte Brockton um die Mittagszeit. Die Stadt machte einen sehr gepflegten Eindruck. Die Weiterfahrt am Strom entlang auf einer Nebenstraße verlief durch Villengebiete. Gelegentlich hatte man einen freien Blick auf den Strom, dessen Größe mich schon beeindruckte. Bis zur Brücke waren es gut 20 km. Als ich zum ersten Mal die Brücke sah, kam mir gleich der Gedanke, ob ich da wohl mit dem Rad hinüber dürfe. In Johnstown machte ich Halt an einer Tankstelle unmittelbar an der Brückenauffahrt, um ein Getränk zu kaufen. Bei der Gelegenheit fragte ich auch, ob man mit dem Rad hinüber dürfe. Keine der vier oder fünf im Laden anwesenden Personen – Personal sowie Kunden – konnte mir meine Frage beantworten. Ich solle dort drüben an der Zollstelle fragen. Ich fuhr also weiter zur Brückenauffahrt. Von der Straße musste ich nach links abbiegen. Ich sah den Wegweiser “Bridge USA“ und schaute genau hin, ob da auch noch das mir bekannte Schild mit dem durchgestrichenen Fahrrad auftauchte. Tat es nicht. Ich also weiter. Nach ca. 150 m ging es nochmal nach links. Wieder das Schild “Bridge USA“, aber auch hier kein Schild mit durchgestrichenem Fahrradsymbol. Dann darf ich also wohl rüber, dachte ich und fuhr auf die Brückenauffahrt, die durch kniehohe Betonwände von der Abfahrt, an der die kanadische Einreisekontrolle stattfand, getrennt war. An der fuhr ich folglich vorbei und hinter der Biegung, die die Auffahrt machte, tauchten weitere Hinweisschilder auf. Und was war dabei? Das runde Schild mit dem durchgestrichenen Fahrradsymbol und zusätzlich darunter als Text “No bicycles“. Was tun? Einfach weiterfahren? Was sagen die Amis auf der anderen Seite? Mit denen ist nicht gut Kirschenessen, habe ich immer gehört. Ich also zurück. Aber wie? Ich befand mich auf der Auffahrtsspur; eine Rückkehr ist nicht vorgesehen. Langsam fuhr ich dennoch ganz links auf dem Seitenstreifen die Auffahrt wieder hinunter. Da musste ich wieder an der kanadischen Kontrollstelle vorbei. Gerade als ich dachte, es geschafft zu haben, kam ein gellender Ruf. Was ich dort mache, woher ich käme? Geladen wie ich war, schrie ich genauso laut zurück, was denn das für eine Ausschilderung sei. Erst zweimal kein Verbotsschild und dann, wenn es eigentlich zu spät ist, soll es nicht weitergehen??! Der Beamte war auf meine barsche Erwiderung offensichtlich nicht gefasst und hat vielleicht auch eingesehen, dass die Beschilderung nicht in Ordnung ist. Er jedenfalls bat mich in freundlicherem Ton durch einen Durchlass auf die andere Seite, wo ein jüngerer Kollege sich meiner annehmen solle. Der schaute sich meinen Pass an und war recht beeindruckt von meiner Reiseroute, die man an den Stempeln der passierten kanadischen und amerikanischen Grenzstationen nachvollziehen konnte. Aber was tun? Sein Vorschlag war, ein Taxi zu ordern, das mich auf die andere Seite bringen solle. Er war mir auch beim Telefonieren behilflich, was aber dennoch nicht klappte, weil das Telefon keine meiner Kreditkarten akzeptieren wollte. Er versuchte es dann von einem Diensttelefon im Gebäude. Nach einiger Zeit kam er zurück mit der Auskunft, die Taxiunternehmen würden so etwas nicht machen; irgendwelcher Vorschriften wegen. Also kein Übergang in die USA. Inzwischen war es Abend und damit Zeit, eine Bleibe zu finden. Einige km weiter in Richtung Cornwall, wo die nächste Brücke ist, sollte es ein Motel geben, so der freundliche Beamte. Auf dem Weg dahin sah ich vor mir einen anderen Reiseradler von der Straße nach rechts, also zum Fluss hin, abbiegen. Und was war dort? Ein wunderschöner Campingplatz. Natürlich blieb ich dort; und es hatten sich noch etliche andere Radler dort niedergelassen, überwiegend französischsprachige Kanadier aus dem nahen Québec. Mit Dreien davon startete ich am nächsten Morgen in Richtung Cornwall, der letzten Stadt vor der Grenze zu Québec. Im Unterschied zu mir hatten die Drei noch nicht gefrühstückt; so dauerte die gemeinsame Fahrt nur die ca. 30 km bis zum nächsten Tim Horton. Ich bin dann allein weiter in Richtung Cornwall. Einige km vor der Stadt begann ein ausgeschilderter Radweg, der nach den in Abständen aufgestellten Schautafeln direkt zur Brückenauffahrt gehen müsste. Ich nahm diesen Weg, der auch über inzwischen stillgelegte Schleusen und an einem Wasserkraftwerk vorbei führte. An der Brücke angekommen wieder dasselbe Spiel. Was sagen die Schilder? Wieder nichts zu sehen von dem runden Schild mit dem durchgestrichenen Fahrrad. Am Beginn der Auffahrt war die kanadische Mautstelle. Ich fragte hier, ob ich über die Brücke fahren dürfe. Ja, die Antwort, aber auf dem für Fußgänger gedachten Seitenstreifen, der durch eine hohe Kante von der Fahrbahn abgegrenzt war. Also mein schweres Rad hinauf gewürgt. Aber wie dort fahren oder schieben? Für ein mit Packtaschen beladenes Fahrrad war der Seitenstreifen einfach nicht breit genug. Ich habe dann einfach die Fahrbahn genommen, und kein Autofahrer hat deshalb gemeckert. Wie überhaupt die Autofahrer mir immer sehr rücksichtsvoll gewesen sind, sowohl in Kanada als auch in den Staaten. Also über die sehr lange und luftige Brücke! Ich richtete meinen Blick immer auf die Fahrbahn und nicht auf den weit unten liegenden St. Lorenz-Strom und kam so gut auf die andere Seite. Wo aber sind die Amis mit ihrer sehr viel gründlicheren Einreisekontrolle? Da kam nichts, zunächst jedenfalls nicht. Bis ich merkte, dass ich noch gar nicht auf der amerikanischen Seite des St. Lorenz-Stromes angekommen war; denn es kam eine zweite, sehr viel höhere und auch neuere Brücke ins Blickfeld. Da erinnerte ich mich, dass der Strom in diesem Bereich aus zwei Armen bestand. Jetzt also noch der zweite Arm. Was, wenn ich diese amerikanische Brücke nicht befahren darf. Dann sitze ich im Niemandsland. Meine Bedenken zerstreuten sich jedoch bald, denn ich sah Schilder mit Hinweisen für Radfahrer. Also keine Probleme, außer dem vielleicht, dass die Brückenauffahrt sehr steil war, was mich mächtig ins Schwitzen brachte. Diese neuere Brücke ist deswegen so hoch, weil sie über den von großen Überseeschiffen befahrenen Arm des St. Lorenz-Stromes führt. Gleich hinter der Brücke die amerikanische Immigration. Da Wochenende, gab es lange Schlangen, überwiegend Autos mit kanadischen Kennzeichen. Wahrscheinlich auf Einkaufstour in die für Kanadier billigen USA. Vor wenigen Jahren soll es noch umgekehrt gewesen sein. Damit bin ich also jetzt, am 13. August, wieder in den USA, im Bundesstaat New York, also schon ziemlich im Osten. Meine Fahrt durch Ontario dauerte demnach zwei Wochen mit 13 Fahrtagen und insgesamt 1 738 km.
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#805053 - 01.03.12 18:09
Re: Von Vancouver nach Halifax 2011
[Re: rayno]
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Hallo Lothar, hast Du immer noch Größe M? Oder hat Dir der "Grünkohlwinter" wieder die Figur geweitet? (ich erwarte nicht wirklich eine Antwort) Gruß Volker
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#805092 - 01.03.12 19:45
Re: Von Vancouver nach Halifax 2011
[Re: Pedalpetter]
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Leider nein! Ich hoffe im Sommer wieder. Muss bis dahin aber noch viel trainieren.
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#806047 - 05.03.12 14:49
Re: Von Vancouver nach Halifax 2011
[Re: rayno]
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Jetzt wieder in den USA: Durchs nördliche New York und NeuenglandGefahrene Route: http://www.gpsies.com/map.do?fileId=bvsgdnnrdzcpbtolFotos ab: http://picasaweb.google.com/103249798526464290620/nordamerika2011#5662534551127372466Aus den kanadischen Ontario kam ich also erst im zweiten Versuch in die USA, nämlich über die beiden Brücken von Cornwall, ON nach – ja wohin? - auf US-Seite des St. Lorenz-Stromes war keine größere Ortschaft. Es ging gleich auf einen Highway, entweder nach Westen oder nach Osten. Ich entschied mich für die östliche Richtung. Schon auf den ersten Kilometern fielen mir eigenartige neue Gebäude auf. Ich dachte erst an moderne Kirchbauten, dann aber sah ich an den großen Aufschriften und Leuchtreklamen, dass es sich um Bingohallen handelte. Angeschlossen waren denen zumeist auch Motel- bzw. Hotelanlagen. Die auffällige Häufung hier an der Grenze zu Kanada zeigt, dass man es wohl auf die Besucher aus dem Nachbarland - oder besser gesagt, deren Geld – abgesehen hat. Mit Erfolg offensichtlich; auf der Straße und auf den Parkplätzen waren die Autos mit kanadischen Kennzeichen in der übergroßen Mehrheit. Von diesem in West-Ostrichtung verlaufenden stark frequentierten Highway bog ich nach wenigen Meilen nach Süden auf eine Nebenstraße ab. Nach dem Wegweiser war Bombay die nächste Ortschaft. So bin ich auch noch nach Bombay gekommen. In der nächsten Ortschaft sah ich ein Motel, welches nach dem äußeren Eindruck wohl nicht zu den teuren gehören dürfte; für mich gerade richtig, zumal gleich gegenüber auch noch ein Liquorshop war, den ich zuerst ansteuerte, um mir eine Dose Lightbier zu gönnen. Die nette ältere Dame sagte, mit Bier könne sie nicht dienen, bei ihr gäbe es nur richtige alkoholische Sachen, wie Wein und Spirituosen. Bier gäbe es etwas weiter die Straße runter in der Tankstelle. Aha, neues Land, neuer Staat, neue Vorschriften. Im Staat New York sieht am es offensichtlich lockerer als anderswo. Hier – wie übrigens auch in den später durchfahrenen Neuenglandstaaten - ist man also recht liberal und macht es den Bürgern nicht unnötig schwer, sich mit Bier zu versorgen. Eine Sorge also weniger. Aber zurück zum Motel. Dort hing an der verschlossenen Officetür ein handgeschriebener Zettel „bin eben nach Malone und bald zurück“. Also fuhr ich zuerst zur Tankstelle, kaufte eine große Dose BudLite und setzte mich damit auf die Veranda vor dem Motel-Office. Und wartete, und wartete. Nichts tat sich. Ich sah mich etwas um und stellte fest, dass das Motel seien besten Tage schon hinter sich hatte. Auch die dort schon – und offensichtlich auch schon länger - einquartierten Gäste machten einen etwas seltsamen Eindruck. So entschloss ich mich, nach Malone weiter zu fahren und mich dort nach einer Unterkunft umzusehen. Ich fand dort auch schnell ein nettes Motel. Nun war ich also in New York. Was wollte ich dort eigentlich? Natürlich nicht in die Stadt New York; nicht auf einer Radreise. Mein Wunsch seit langem war schon, einmal die Adirondacks zu durchqueren. Und die hatte ich jetzt vor mir. Schon gleich nach dem Start in Malone sah ich verschwommene Konturen der Berge, die auf mich warteten. Bald war auch die Grenze zum Adirondack-NP erreicht. Wiesen und Felder wichen zunehmend dichtem Wald; und die Straße ging - kaum sichtbar, aber doch spürbar – stetig bergauf. An einer Kreuzung “ Smith's College“ machte ich Pause an einem Verkaufswagen und genehmigte mir ein Hotdog und ein Sprite. Mit dem netten älteren Herrn hatte ich eine angenehme Unterhaltung. Er gab mir auch Tipps für die weitere Fahrt. Nach wenigen weiteren Meilen tauchte neben mir ein Rennradfahrer auf. Tom, 62jähriger pensionierter Marinesoldat, war auf seiner sonntäglichen Trainingstour in der Gegend, in der er seinen Alterswohnsitz genommen hatte. Auch er gab mir zahlreiche Tipps. Einen nahm ich dann gleich auf. Die Empfehlung nämlich, an der Straßenkreuzung in Harrietstown, über die meine Route führte, Halt zu machen und von dem „besten Eis“ der ganzen Gegend zu kosten. Es war wirklich sehr lecker; und die Besonderheit bestand darin, dass es an jedem Tag nur eine Sorte Eis gab. Es wird nämlich vor Ort ganz frisch von zwei Frauen gemacht. Die Sorte, die es an diesem Tag gab, schmeckte mir ausnehmend gut. Es war Vanille mit irgendetwas anderem noch drin. Beim Eisessen saß ich mit anderen Kunden auf der Bank vor der Eisbude mit wunderschönem Blick über ein weites, bewaldetes Tal zu den Berggipfeln nördlich LakePlacid mit dem Whiteface Mtn im Zentrum. Lake Placid, die alte Olympiastadt, war dann auch mein nächster Zielpunkt. Dort wollte ich mich etwas länger aufhalten. Bis dahin waren es aber noch etliche Meilen. Über Saranac Lake kam ich in die kleine Ortschaft Ray Brook, wo unmittelbar an der Straße- was selten der Fall ist - ein kleiner State Park mit Campground war. Zudem war dort gerade eine Art Ortsfest, welches hauptsächlich darin bestand, in einem großen Zelt mit Livemusik Hummer und andere Leckereien zu speisen. Ich blieb natürlich dort, baute mein Zelt auf und gönnte mir ein großes Steak samt zwei großen Bieren. Die Bedienung war übrigens eine junge Studentin aus Bulgarien. Auf dem Campground hatte ich mich gleich für zwei Übernachtungen eingecheckt; denn am nächsten Tag stand der Besuch in Lake Placid auf dem Programm. Bei leichtem Nieselregen fuhr ich am nächsten (späten) Morgen hinauf zur alten Olympiastadt. Es ging wirklich kräftig hinauf. Als ich in der Stadt angekommen war und die Hauptstraße langsam entlangfuhr, dachte ich so, ganz nett der Ort, schöne Hotels und Geschäfte. Auch einen Fahrradladen sah ich, in dem ich mir gleich einige Kleinigkeiten besorgte. Die Straße weiter ging es noch mal kräftig hinauf und zudem um eine enge Kurve. Und da kam erst das Ortszentrum. Und da sah es schon fast aus wie in den mir bekannten alten Olympiastädten wie St.Moritz, Garmisch-Partenkirchen oder Cortina; die ja alle einen gewissen Charme haben, der den neueren Großstädten, in denen olympische Winterspiele stattfanden, gänzlich abgeht. In Vancouver z.B. war davon nichts zu spüren. Ziemlich am südlichen Ortsende fand ich dann auch meinen eigentlichen Zielpunkt, das Olympia-Eisstadion mit dem Museum. In der Halle war allerhand Betrieb; neben den zahlreichen Besuchern auch zahlreiche junge und auch etwas ältere Mädchen in Eislaufmontur; zwei oder drei junge Herren müssen sich etwas verloren unter den jungen Damen vorgekommen sein. Auf der Eisfläche war gerade die Eismaschine im Gange. Also ging ich erst durch die Wandelhallen, die gleichzeitig Museum waren. Alle Medaillengewinner von 1932 und 1980 waren auf zwei Tafeln verewigt. Dazu natürlich viele, viele Fotos. Auf der Tafel 1932 war z.B. der Name Sonja Henie zu lesen, das Gegenstück 1980 – also Goldmedaille Eiskunstlauf – Anett Pötsch, East Germany. Wie überhaupt 1980 bei den deutschen Medaillengewinnerinnen und -gewinnern vor dem Germany zumeist das East stand. Als ich vor den Tafel mit den Medaillengewinnern 1980 stand, stand neben mir ein Paar mit einer fast erwachsenen Tochter, die sich in einer osteuropäischen Sprache unterhielten; ich vermutete polnisch. Ich lag richtig mit meiner Vermutung. Die hübsche Frau um die 50 etwa sagte, sie sei 1980 mit der polnischen Mannschaft dabei gewesen und jetzt das erste Mal wieder in Lake Placid. Unmittelbar neben der Eishalle befand sich das Stadion für die Eisschnellaufwettbewerbe. Diese Anlage wird heute offensichtlich von einer Schule genutzt. Ich machte mich auf den Weg zurück zum Campground; dachte bei der teilweise rasenden Abfahrt schon mit Schrecken daran, dass ich am nächsten Tag den Weg rauf noch einmal machen müsse, und dann mit schwer beladenem Rad. Am Campground fuhr ich aber erst mal vorbei wieder zurück nach Saranac Lake, wo ich auf dem Weg vor zwei Tagen einen ALDI-Markt gesehen hatte. Dass es ALDI in den USA gibt, war mir bekannt, selbst gesehen hatte ich aber noch keinen. Also auf zu ALDI. Außen und innen sieht es genauso aus wie bei ALDI in Deutschland. Drinnen sieht man dann aber schnell, dass man sich – natürlich – auf die doch etwas anderen Konsumgewohnheiten der US-Amerikaner eingestellt hat. Die Produkte sind auch weit überwiegend amerikanischen Ursprungs; aber auch mir bekannte Marken und Produkte, wie die Schokolade, waren zu sehen. Ich kaufte einige Sachen, die ich ohnehin brauchte; vielleicht etwas günstiger als ich sie sonstwo bekommen hätte. Am nächsten Tag, Dienstag, 16. August, musste ich mein klatschnasses Zelt abbauen; es hatte in der Nacht geregnet , und leicht regnete es immer noch. Ich macht mich also in Regenjacke auf den beschwerlichen Weg nach Lake Placid. Dort wollte ich noch einmal im Radladen vorbei, um mir ein am Vortag anprobiertes wärmeres Trikots zu kaufen. Der Laden machte aber erst um 9.00 Uhr auf; und da es erst halb neun war, setzte ich mich erst mal ins benachbarte McDonalds zu einem zweiten Frühstück und konnte auch einige Dinge im Internet erledigen. Das Wetter wurde dann im Laufe des Vormittags immer besser, sodass ich die weitere Fahrt durch die Adirondacks richtig genießen konnte. Hinzu kam, dass die Berge, zwischen denen ich auf einer kurvigen Straße entlangfuhr, zwar noch etwas höher waren als die nördlich Lake Placid, die Straße aber überwiegend sanft abfallend verlief. Die Talgründe im Bereich von Lake Placid liegen auf einem höheren Niveau als weiter südlich. Bei der Ausfahrt aus Lake Placid kam ich auch am Skistadion und den beiden Sprungschanzen vorbei. Alle Wettkampfstätten liegen also recht nahe beieinander; ganz im Unterschied zu den neueren Olympischen Winterspielen. Ich kam auf meinem Weg nach Süden durch einige nette kleinere Orte mit einladenden Geschäften, Bäckereien und Cafes. Auf einer ruhigen Nebenstraße parallel zur benachbarten Interstate ging es nach Süden. Bald stieß ich auch wieder auf die Northern Tier-Route, der ich bis nach Maine hinein folgen wollte. Nächster Etappenort sollte Ticonderoga sein, der alte Festungsort an der Grenze von New York zu Vermont. Ganz schaffte ich es an diesem Tag nicht mehr bis dahin, sondern machte ca. 20 km westlich davon im Paradox State Park Station. Dann, am Mittwoch, 17. August, ging es folglich erst nach Ticonderoga. Um von dort nach Vermont zu kommen, muss man eine Fähre über den südlichen Teil des Lake Champlain nehmen. Auf dem Weg zur Fähre kommt man an der alten Festung vorbei. Für Amerikaner ein geschichtsträchtiger Ort. Wer da auch alles gegen wen gekämpft hat: Die Siedler gegen die Indianer, die Briten gegen die Franzosen – mit einem großen Sieg der zahlenmäßig weit unterlegenen Franzosen übrigens - , die Franzosen oft verbündet mit den Indianern; dann natürlich in den Unabhängigkeitskriegen die Amerikaner gegen die Briten. Und – wie ich irgendwo gelesen habe – fast auch noch die New Yorker gegen die Vermonter. Die New Yorker wollten sich nämlich früher einmal Vermont einverleiben. Interessant ist, dass alle Seiten, Briten, Franzosen und Amerikaner ihren früheren Kriegshelden auf dem großräumigen Festungsgelände Denkmäler gewidmet und Erinnerungstafeln an die früheren Schlachten aufgestellt haben. Mit der Fähre ging es dann bei schönstem Wetter über den Lake Champlain nach Vermont. Waren es in New York die Adirondacks, so sind es in Vermont die Green Mountains, die ich durchqueren wollte. Die Green Mountains sind ein zu den nördlichen Appalachen gehöriger Bergzug, der dem kleinen Staat auch seinen Namen gegeben hat. Vermont empfing mich dann gleich so, wie ich es erwartet – und befürchtet – hatte. Die Landschaft erinnerte mich an das Allgäu; grüne, hügelige Weiden mit Milchvieh drauf und kräftige Steigungen auf den kurvenreichen Nebenstraßen, über die meine ACA-Route führte. Anders als im Allgäu allerdings die Bauernhöfe oder – besser gesagt – die Farmgebäude. Dazu gehörten auch die typisch nordamerikanischen runden Vorratstürme mit ihren kugeligen Dächern. Der erste Ort, der den Namen Ort verdient, war Shoreham. Dort machte ich Mittagspause in der einzigen Gasstation. Dann ging es weiter zum bedeutend größeren Middlebury. Mir bekannt nur im Wortzusammenhang Middlebury-Gap; eine von Radreisenden gefürchtete sehr lange Steigung mit Steigungsprozenten von weit über 10 % in einigen Streckenabschnitten. Sonst bekannter allerdings ist Middlebury als Standort einer sehr renommierten Universität, worüber mich Amerikaner aufklärten. Es war für mich immer wieder überraschend, welch große Universitäten, wenn man Größe an den Gebäudekomplexen festmacht, in den USA anzutreffen sind. Die Uni hat ihren Schwerpunkt im Bereich der musischen Disziplinen sowie der Lehrerausbildung und hier auch ihren guten Ruf erarbeitet. Ich hatte aber besonders die „Gap“ im Kopf; und bevor es hinter East Middlebury in die Steigung geht, musste ich mich noch einmal stärken. Hinter einer scharfen Kurve ging es dann auch gleich los. Hier musste ich das erste Mal auf meiner Reise absteigen und schieben. Selbst das Schieben meines schwer beladenen Rades fiel mir schwer. Zum Glück sind die besonders starken Anstiege hier in den Neuenglandstaaten immer nur recht kurz; zwischendurch kommen immer Abschnitte mit gemäßigten Steigungen, sodass man einen längeren Anstieg wie diesen in einzelnen Phasen angehen kann. In einer dieser gemäßigteren Phasen hörte ich hinter mir ein Geräusch und dann tauchte neben mir ein Radler auf, besser gesagt eine Radlerin. Christine, um die 30 schätze ich, war auf dem Weg von der Arbeit in Middlebury nach Hause. Da sie auch einen Surly LHT fuhr, hatten wir gleich einen Aufhänger für eine Unterhaltung. Und nach dem woher? Und wohin? Und wie lange? … fragte ich sie, ob sie im weiteren Verlauf meiner Route auf den folgenden ca. 20 Meilen einen C-Platz wüsste. Sie kannte keinen (und es gab dort auch keinen, wie sich am nächsten Tag herausstellte.) Als der Anstieg wieder steiler wurde, gab ich zu verstehen, dass ich mit ihrem Tempo nicht mithalten könne und dass sie doch einfach davonfahren solle. Was sie dann auch tat. Nach einigen Meilen, an einer Abzweigung vor dem Country Store in der kleinen Ortschaft Ripton traf ich Christine dann doch wieder. Sie wartete offensichtlich auf mich. Ihr war mein Problem mit dem C-Platz wohl durch den Kopf gegangen, denn sie sagte, ich könnte bei ihr im Garten mein Zelt aufstellen und dort die Nacht verbringen. Am nächsten Tag könnte ich dann ausgeruht den zweiten Teil der Middlebury-Gap in Angriff nehmen. Ich sagte natürlich gleich zu und fuhr mit ihr über stellenweise steil ansteigenden Schotterwege den ca. eine Meile langen Weg zu ihrem kleinen Häuschen mit sehr großen Grünflächen rundherum. Dort baute ich mein Zelt auf. Gerade war ich damit fertig, ordnete im Zelt meine Sachen, als ich durch die Zeltöffnung ein Vorderrad auftauchen sah, dann das restliche Fahrrad; wieder ein LHT, diesmal sogar im selben Grün wie meines. Es war John, Christines Mann, der – auch mit dem Rad – gerade von der Arbeit gekommen war. Er stürzte sich gleich auf meinen LHT und kommentierte die nicht so gewöhnlichen Komponenten, wie die White-Vorderradnabe, den teuren Chris King-Steuersatz und das klassisch-alte Shimano XT-Tretlager. Was die Gesprächsthemen angeht, war der Abend also gerettet. Christine bereitete eine große Pizza zu, John und ich fachsimpelten über Fahrräder. Zufällig war er gerade dabei, für einen Freund auch einen LHT zusammenzubauen. Die einzelnen Komponenten lagen überall herum; gerade heute war der Rahmen gekommen und bei einer Nachbarin abgegeben worden. Ich hatte immer gelesen, dass Vermont anders sein soll als die übrige USA, und die Vermonter ein besonderer Menschenschlag seien. Die beiden Vermonter, Christine und John, bestätigten das voll und ganz. Ein wenig alternativ und grün; grün wie die Green Mountains. So verbrachte ich also die Nacht in Ripton, einer kleinen Ortschaft in Vermont, die auch bekannt geworden ist als langjähriger Wohnort des amerikanischen Dichters Robert Frost, der an der Universität im nahen Middlebury einer Lehrtätigkeit nachging. Besonders verlief auch der nächste Morgen. Da meine Gastgeber mit dem Rad den nicht gerade kurzen Weg zur Arbeit zurücklegten – Christine knapp 20 km, John 25 km - , bekam ich sie kaum noch zu sehen. Schon ganz früh hörte ich Geräusche vom Haus und später kam John, schon auf dem Rad sitzend, zu meinem Zelt und sagte, in der Küche stände eine Kanne Kaffee für mich, und aus dem Kühlschrank solle ich nehmen, was ich sonst noch möchte. Christine sei schon weg, und er müsse sich auch sputen. Die Haustür sei nicht abgeschlossen, man könne sie auch gar nicht abschließen; das sei dort im Dorf so; die Türen hätten keine Schlösser. So war ich also allein in einem fremden Haus. Den Kaffee ließ ich mir schmecken, vom Inhalt des Kühlschranks machte ich allerdings keinen Gebrauch, hatte ich doch meine Vorräte für das Frühstück am Vortag schon besorgt, wie ich das immer mache. Dann ging es also weiter. Zunächst die kurze Abfahrt vom Haus der neuen Freunde zur Hauptstraße. Dann wieder Middlebury Gap, zweiter Abschnitt. Und der hatte es wirklich in sich; Christine hatte mich am Vortag schon gewarnt. Hier wartete wieder ein zweistelliger Prozenter, und zwar ein besonders langer. Ich ließ mir aber Zeit; machte mehrere Pausen und erreichte dann endlich die Passhöhe, die Gap. Hier war ein breiter asphaltierter Seitenstreifen, auf dem einige Autos standen. Aus einem rief mir jemand zu, ich solle aufpassen, hinter der Kurve stände ein „big Moose“., also ein großer Elch. Ich passte auf; gesehen habe ich keinen. Dann die Abfahrt! Herrlich! Fahren, ohne treten zu müssen. Die armen Radler, die mir entgegen kamen! Und es kamen mir sehr viele entgegen. Bei etlichen bemerkte ich das ACA-Warndreieck, das auch ich hinten über mein Gepäck gespannt hatte. Und zwischendurch kamen Vans mit diesem Warndreieck an der Wagenfront. Muss sich um eine von ACA organisierte Gruppentour mit Begleitfahrzeugen gehandelt haben. Ich wusste aus den Monatsheften von ACA, dass es so etwas gibt. Meine Tour durch die Green Mountains von Vermont führte dann durch verschiedene kleinere Ortschaften wie Hancock, Rochester, Stockbridge, Gaysville, Bethel, Royalton in die Nähe des Connecticut-River, der die Grenze zwischen Vermont und dem Nachbarstaat New Hampshire markiert. Vorher, zwischen Sharon und South Strafford, wartete aber wieder eine fies lange Steigung. Als ich, mein Rad schiebend, an einem einsam stehenden Haus vorbeikam, wurde ich von offensichtlich mitleidigen Bewohnern eingeladen, mich zu ihnen auf die Veranda zu setzen und mich zu erfrischen. Eine Einladung, die ich gerne annahm. Der Hausherr bot auch an, mich die letzten ca. 1 ½ Meilen zur Passhöhe mit seinem PickUp hinauf zu bringen. Obwohl in großer Versuchung, nahm ich die Einladung nicht an. Habe bisher alles ohne fremde Hilfe geschafft, werde ich dieses auch noch schaffen. Kurz vor der Grenze, unmittelbar am Connecticut River, fand ich dann einen C-Platz, wo ich die letzte Nacht in Vermont verbrachte. Am nächsten Morgen ging es dann gleich über den Connecticut River nach New Hampshire. Gleich nach der Brücke musste ich nach meiner ACA-Karte nach links auf eine Nebenstraße dem Fluss folgend abbiegen. Die Straße war allerdings für den gesamten Verkehr gesperrt. Ein junger Mann hatte die Aufgabe, den Verkehr zu regeln und den Autofahrern die Umleitung zu erklären. Als ich ihn fragte, ob ich mit dem Rad nicht doch über die gesperrte Straße fahren könne, sagte er, ich sollte es mal versuchen. An einer Stelle müsste ich dann allerdings ein Stück über die angrenzenden Privatgrundstücke mein Rad schieben und er wisse nicht, was die Anlieger davon hielten. Ich fuhr also die direkt am Connecticut entlang das kleine Sträßchen nach Norden. Bald kam auch der auf meiner Karte verzeichnete „non paved“-Abschnitt; das erste - und einzige – Mal, dass ich auf nicht asphaltierter Straße fahren musste. Der Belag aus Sand und feinem Schotter war aber viel besser als z.B. zahlreiche Streckenabschnitte auf dem Transcanada-Highway. Das Sträßchen führte durch dichten Wald; ab und zu ließ eine Lichtung einen Blick auf den Connecticut-River und die schönen Villengrundstücke auf der Vermontseite zu. Verkehr herrschte natürlich keiner, ausgenommen zwei Radler, die mir hier entgegen kamen; ein älteres Paar auf Rennrädern. Sie hielten an und fragten mich nach dem woher und wohin. Sie erzählten, dass sie vor einigen Jahren den Nordseeradweg gefahren seien; und da sei er auch schon über 70 gewesen; jetzt sei er gerade 80 Jahre alt und könne das Rennradfahren immer noch nicht lassen. Die Baustelle, deretwegen die Straße gesperrt war, erwies sich als für Radfahrer problemlos. Die Rennradfahrer hatte mir auch einen Tipp gegeben, auf welcher Seite man am besten die Baustelle umfahren könne. Und so habe ich es dann auch gemacht. Ich musste nicht einmal absteigen. Die erste Ortschaft, die ich in New Hampshire durchquerte, war Orford; dann ging es weiter über Piermont, Haverwill und North Haverwill; immer am Connecticut entlang, mal direkt am Flussufer, mal in größerem Abstand. Irgendwann musste ich mich aber entscheiden, nach rechts, also nach Osten abzubiegen, wollte ich doch die White Mountains durchqueren. Die Gelegenheit bot sich von selbst. Die Straße, auf der ich unterwegs war, der HW10, machte einige Meilen nördlich von Haverwill einen Schwenk nach Osten, also weg vom Connecticut. Ich blieb also einfach auf HW 10. Als ich in Bath am Ortsausgang gerade eine starke Steigung vor mir hatte, sah ich von hinten eine dunkle Wolke aufziehen und hörte aus der Ferne auch schon leichtes Donnern. Ein Thunderstorm im Anzug! Also gleich wieder zurück in den Ort, wo an der Kreuzung ein alter Trading Post war, also ein Laden, wie es sie früher überall in den USA in den neu und dünn besiedelten Randgebieten gab, ein Laden, in dem es alles gab, von Holzfällerkleidung bis frisch gebackenem Brot. Und heute natürlich all dem Krimskram, den man in Touristengegenden verkaufen will. Ich holte mir aus dem Laden einen großen Becher Kaffee und setzte mich auf die Veranda. Mein Rad schob ich an eine Stelle, wo es vor dem bald einsetzenden Platzregen geschützt war. So wartete ich eine knappe Stunde, bis die Sonne wieder hervorkam. Weiter ging es auf Hw 10. Die nächste Stadt war das wegen einer das Stadtbild dominierenden Fabrik eher hässliche Lisbon. Einige Meilen weiter zweigte eine Nebenstraße nach rechts, also Richtung White Mountains, ab. Angezeigt war Franconia. Dahin bog ich also ab. Der auf meiner Karte als unscheinbares Nebensträßchen eingezeichnete Hw 117 war tatsächlich eine recht breite Straße in sehr gutem Zustand. Es ging auf ihr nur stetig bergauf. Aber mit Steigungsprozenten, die ich noch gut bewältigen konnte. Langsam wurde es ja auch Zeit, aus den Niederungen des Connecticut-Tales in höhere Lagen zu kommen. Über Sugar Hill ging es nach Franconia, wo ich auf einem C-Platz Station machte. Am nächsten Tag sollte es nun ins Zentrum der White Mountains gehen, also dorthin, wo man den höchsten Berg Nordamerikas östlich der Rocky Mountains im Blick hat, den Mount Washington mit seinen 6288 ft, also rund 1900 m. Vom C-Platz ging es auch gleich ganz kräftig rauf, bis ich nach der Unterquerung der Interstate 93 auf Hw 3 war. Auf dem ging es dann ohne nennenswerte Steigungen nach Twin Mountains, wo sich gleich mehrere Straßen kreuzten. Ich war jetzt schon am nördlichen Rand des White Mountain National Forest und musste folglich, wenn ich das Gebiet durchqueren wollte, nach Süden fahren. Dazu bot sich der Hw 302 an, der zudem durch den mir aus der volkswirtschaftlichen Fachliteratur bekannten Ort Bretton Woods ging. Wieviele Jahre oder gar Jahrzehnte tauchte im Unterricht der Name Bretton Woods auf?! Da musste ich also hin und möglichst von dem berühmten Hotel ein Foto machen. Die Straße war sehr breit und in bestem Zustand. Ich befürchtete weitere Steigungspassagen; die kamen aber nicht; der Straßenverlauf folgte in weiten Bögen einer Höhenlinie. Nach links hatte man freien Blick auf den Mount Washington. Mit ein wenig Phantasie konnte man sogar die Trasse der berühmten CogRail, also der auf den Gipfel führenden Zahnradbahn erkennen. Bald tauchte auch das Ortsschild Bretton Woods auf. Wenn in Amerika ein Ortsschild am Straßenrand steht, heißt das aber noch nicht, dass jetzt ein Dorf oder eine Stadt nach europäischen Vorstellungen kommt. Es war links und rechts weiter nur Wald mit grünen Lichtungen zu sehen. Dann hinter einer langgezogenen Kurve links ein langer, asphaltierter Seitenstreifen. Und was konnte man von dort sehen? Das berühmte Hotel, das Mount Washington Resort, in dem 1944, als der 2. Weltkrieg noch in vollem Gange war, Vertreter aus 44 Ländern die Neuordnung des Weltwährungssystems für die Nachkriegszeit entwarfen. Ich machte einige Fotos vom berühmten Hotel und seiner unmittelbaren Umgebung und setzte meine Fahrt fort; immer in Erwartung eines bald kommenden starken Anstieges zur Crawford Gap. Aber es kam keiner. Von der Gap an, also der Engstelle an, ging es nur noch bergab. Mir konnte es recht ein. Mein Tagesziel war Conway, wo ich einen in meiner Karte eingezeichneten C-Platz ansteuern wollte. Kurz von North Conway sah ich einen Outdoorladen, bei dem ein Sonderverkauf von Artikel bekannter Marken wie North Face, Marmot usw. groß angekündigt war. Da ich unbedingt eine neue Gaskartusche brauchte, hielt ich an. Und tatsächlich! Dort hatte man außer den in den USA üblichen zu meinem Primus-Kocher nicht passenden amerikanischen Propankartuschen auch kompatible Kartuschen mit Propan-Butan-Mischung. Außerdem natürlich viele mich interessierende Artikel zu Preisen, die einem die Tränen in die Augen treiben. Leider - oder Gott sei Dank – konnte ich in meinen Taschen keine zusätzlichen Sachen unterbringen. Ich kaufte nur eine Fleecedecke aus echtem PolarTec200-Material mit schönem New Hampshire- Logo für sagenhafte 12,95 $, also wenige als 10 €. Dafür musste ich meine Billigfleecedecke entsorgen, was mir aber nicht schwer fiel. Den C-Platz in Conway fand ich dann bald recht schnell; ganz in der Nähe konnte ich mich auch mit Bier eindecken, sodass der Abend gerettet war. Auf dem C-Platz hatte ich wieder einen von mir ungeliebten großen Stellplatz, der von anderen durch eine Reihe Bäume und Gebüsch abgetrennt war und auf dem man auch drei oder vier Zelte aufstellen könnte. Der übliche Tisch mit Bänken an den Längsseiten gehörte auch dazu. Auf dem ließ ich nach dem Abendessen eine leere Dose (Ravioli glaube ich) und einigen sonstigen Abfall in einer Plastiktüte liegen. In der Nacht wurde ich von einem Geräusch geweckt. Ich sah gerade noch, wie etwas aus dem halb geöffneten Vorzelt huschte und dann ein Scheppern aus der Richtung, in der der Tisch stand. Ich nahm meine IXON IQ und leuchtete in Richtung des Tisches. Drei Porcupines hatten sich an meinem Abfall zu schaffen gemacht. Der helle Strahl der IXON ließ die drei Räuber aber schnell im Gebüsch verschwinden. Ich krabbelte aus dem Zelt, sammelte den umherliegenden Müll ein und hängte die Mülltüte an einen Ast in einer Höhe, die ich gerade noch erreichen konnte. Für den Rest der Nacht hatte ich dann Ruhe. Am nächsten Tag ging es dann von Conway in östlicher Richtung über die Grenze nach Maine. Fryeburg war der erste Ort in diesem weiteren Neuenglandstaat. In Fryeburg verließ ich auch wieder die ACA-Northern Tier-Route; diesmal endgültig. Die NT-Route führt nach Südosten und endet an der Küste in Bar Harbor. Von dort ging bis vor zwei Jahren eine Fähre nach Yarmouth, Nova Scotia. Jetzt leider nicht mehr. Um nach Nova Scotia zu kommen, muss man also einen Umweg über eine weiter nördlich verlaufende Route machen. Konnte mir auch recht sein. So musste ich statt durch die mondänen Orte an der Küstenlinie durch die wenig besiedelte Mitte und den Osten von Maine fahren. Das machte ich dann auch und zwar zunächst auf kleinen Nebenstraßen bis ich auf den Highway 2 stieß, der mich dann über Bangor hinaus bis in den Nordosten begleiten sollte. Die kleine Nebenstraßen haben für Radreisende den Nachteil, dass man dort meist keinerlei Versorgungsmöglichkeiten hat, und das über weite Strecken. Schnell mal an einer Gasstation Halt machen und einen Becher Kaffee holen, ist hier nicht drin. Auf den größeren Straßen, wie dem Hw 20, hat man diese Sorgen nicht. Gerade noch vor einem Gewitter und plötzlich einsetzendem Platzregen erreichte ich ein Motel in Farmington. Dort durfte ich auch wieder einmal einen Platten im vorderen Reifen reparieren. Nach frühem Start vom Motel – wir haben jetzt Montag, 22.August - ging es mit leichtem Rückenwind und bei angenehmem Radelwetter weiter und zwar zunächst nach und durch Bangor, eine der größeren Städte in Maine. Ich fuhr mitten durch die Stadt, die auf mich keinen besonderen Eindruck machte. Am Stadtausgang fehlte an einer Abzweigung wieder einmal ein Wegweiser, und prompt landete ich auf der nach Norden führenden vierspurigen Interstate und nicht, wie ich wollte, auf einer parallel dazu verlaufenden Nebenstraße. Ob ich in Maine mit dem Rad auf Interstates fahren durfte, war mir nicht bekannt. Ich blieb bis zur nächsten Abfahrt darauf, und es hat sich niemand beschwert. Die Abfahrt von der Interstate führte in das Städtchen Orono, welche ein Standort der Staatsuniversität von Maine ist. Das Stadtbild ist folglich auch geprägt durch die Gebäude und Anlagen der Universität. Hinter, d.h. hier nördlich von Orono, war auf meiner Route nur noch wenig Verkehr. Es dominierten die langen mit Holz beladenen Trucks. Warum die in beiden Richtungen beladen unterwegs waren, ist mir nicht erklärlich, sollte man doch eigentlich meinen, dass die Holzstämme aus dem fast nur aus Wald bestehenden Norden Maines in den Süden verfrachtet werden und nicht auch umgekehrt. Meine Straße führte auch hier schon nur durch Wald, aber auch entlang eines sehr breiten Flusses, dessen Namen mir von bestimmten Outdoorartikeln bekannt ist, dem Penobscot. An diesem von Wassersportlern beliebten Fluss liegt auch das Städtchen Old Town, an dessen Eingang ein großes Schild darauf hinweist, dass von hier die berühmten Kanus gleichen Namens kommen. Die Kanufabrik sah ich zwar nicht, dafür aber ein riesiges Werk, in dem offensichtlich chemische Produkte hergestellt wurden. Immer weiter ging es in Richtung Nordosten, und immer einsamer wurde die Gegend. Als ich an einer der seltenen Tankstellen in einem kleinen Ort mit dem Namen Linneus Halt machte und vor dem Gebäude mit dem obligatorischen Becher Kaffee auf einer Bank saß, hielt auf dem großen Parkplatz einer dieser Riesen-PickUps mit langem Anhänger, auf dem ein noch längeres Boot mit Außenborder war. Zwei ältere Männer stiegen aus und kamen nach wenigen Minuten wieder aus dem Shop heraus. Einer war sehr groß und kräftig gebaut, wohl so um die 60, der andere kleiner und auch älter, weniger sportlich. Der Große ging zu seinem Auto, der Kleinere kam zu mir und redete auf mich ein, was ich nicht verstand. Als er merkte, dass ich ihn nicht verstand, wiederholte seine Frage ganz langsam und zwar auf schwedisch! Das habe ich dann verstanden. Er wollte wissen, ob ich über meine Reise ein Buch schreiben wolle. Auf schwedisch antwortete ich ihm, dass ich das nicht vorhätte. Warum hier im Nordosten von Maine schwedisch? Der Mann sagte, seine Vorfahren seien aus Schweden nach hier ausgewandert, so wie nicht wenige andere auch. Deshalb auch der schwedische Ortsname. Er hieße Carl Sjoberg; in Amerika sei aus dem ö ein o geworden, er hieße eigentlich Sjöberg; so sprach er seinen Namen auch aus. Mehrfach wiederholte er seine Aufforderung, doch ein Buch über meine Reiseerlebnisse zu schreiben. Er wolle unbedingt eines haben. Ich vertröstete ihn damit, dass ich vielleicht in einigen Monaten einen Fotobericht ins Internet stellen würde, und dass ich ihm die URL dafür auf einen Zettel schreiben wolle. Was ich dann auch tat. Carl sagte daraufhin, dass er sich mit Computer und Internet nicht auskenne, aber Tom – so hieß der größere Mann, der im Auto auf Carl wartete – habe Internet, und an ihn könne ich auch Mails schicken. Ich versprach ihm, mich nach meiner Rückkehr aus Deutschland über Tom zu melden und auch einige Fotos zu schicken. Beim Wegfahren stoppte Tom seinen großen GMC-PickUp neben mir und reichte mir seine Visitenkarte auf dem Fenster: TomWOLTERS, Registered Maine Guide, Stockholm, ME. Ich konnte ihn leider nicht mehr fragen, wann seine Vorfahren aus Deutschland - möglicherweise sogar aus der Grafschaft Bentheim? - nach Maine gekommen sind. Die beiden Ortsnamen Linneus und Stockholm zeigen, dass sich in dieser Gegend viele schwedische Auswanderer angesiedelt haben. Auf eine ganz andere natürliche Umgebung mussten sie sich hier nicht einstellen. Es war schon Nachmittag, und ich wollte meine letzte Etappe in den Neuenglandstaaten eigentlich mit einer Übernachtung in Maine anschließen. In Houlten glaubte ich, eine Unterkunft finden zu können. Dass es dort keinen C-Platz gab, hatten mir Tom und Carl schon gesagt. Aber ein Motel müsste sich doch finden lassen, besonders auf der Ausfallstraße in Richtung der nahen Grenze zu New Brunswick. Dachte ich; dem war aber nicht so. Und so war ich schneller als geplant an der Grenze. Um über die Grenze zu kommen, musste ich von der Nebenstraße auf die Interstate wechseln. Denn nur auf der unterhalten die beiden Länder ihre aufwändigen Grenzabfertigungseinrichtungen. Da ich von den USA nach Kanada wollte, hatte ich es nur mit der kanadischen Kontrollstelle zu tun. Die nicht besonders freundliche Beamtin stellte die üblichem Fragen, ich konnte sie jedes Mal verneinen; hatte weder Waffen dabei, noch bestimmte Lebensmittel etc. Auf meine Frage, wie ich das grüne Kärtchen, dass mir ihr amerikanischer Kollege bei der ersten Einreise in die USA an der Fähre von Vancouver Island nach Anacortes in den Pass getackert hatte mit der Aufforderung, es unbedingt bei der letzten Ausreise aus den USA an der Grenze wieder abzugeben, zu den US-Kollegen auf der anderen Straßenseite befördern könne, sagte sie, das würde sie übernehmen. Und – ehe ich es verhindern konnte – riss sie das grüne Kärtchen einfach aus meinem schönen neuen Pass, in dem jetzt auf einer Seite ein Stück fehlt. Jetzt war ich also wieder in Kanada. Und damit am Beginn des letzten Abschnitts meiner Reise. Beim Grenzübertritt zeigte mein Radcomputer 6 997 km; die Fahrt durch New York und die Neuenglandstaaten ging folglich über rund 1100 km.
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Geändert von rayno (05.03.12 14:51) |
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#806147 - 05.03.12 19:31
Re: Von Vancouver nach Halifax 2011
[Re: rayno]
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deswegen hast du da an der Grenze viele Kasinos
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#806875 - 08.03.12 14:07
Re: Von Vancouver nach Halifax 2011
[Re: rayno]
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Hallo Lothar,
habe gerade deinen Bericht gelesen und mir deine tollen Bilder angesehen. Das ist wirklich ganz großes Kino. Vielen Dank für das Einstellen des ausführlichen Reiseberichts. Das ist so toll geschrieben wie ein spannendes Buch in Gedanken war ich immer dabei.
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#806900 - 08.03.12 15:50
Re: Von Vancouver nach Halifax 2011
[Re: Jim Knopf]
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Freut mich, Jürgen, dass er Dir gefallen hat. Es fehlt noch der letzte Teil; da bin ich wieder in Kanada: Durch die maritimen Provinzen Kanadas
Gefahrene Route: http://www.gpsies.com/map.do?fileId=yzvdlmhhfvdkclykFotos: ab https://picasaweb.google.com/103249798526464290620/Nordamerika2011#5662607089038762962Von der Grenze musste ich also auf dem autobahnmäßig ausgebauten Highway nach New Brunswick hinein, der ersten maritimen Provinz auf meiner Reise. Wenige Kilometer hinter der Grenze ging ein Abzweig zu einer Touristeninformation steil eine Anhöhe hinauf. Wieder einmal ein Beispiel dafür, dass die Straßenplaner nicht an Radfahrer gedacht haben können. Mindestens 15 % hatte diese Steigung. Ich sah schon von Weitem, dass es schwer werden würde, dort hinauf zu kommen und bin mit ordentlichem Schwung die Rampe hinauf. Ganz bis oben habe ich es aber doch nicht geschafft, ohne abzusteigen und die letzten Meter zu schieben. Letzteres fiel schwer genug. Gelohnt hat es sich aber. Die beiden freundlichen Damen versorgten mich mit Informationsmaterial über New Brunswick und erklärten mir auch den Weg zu einem der beiden Campingplätze in Woodstock, der ersten Stadt, durch die ich kommen musste. Ich weiß nicht, durch wie viele Orte mit diesem Namen ich gekommen bin; das berühmte Woodstock war noch nicht einmal dabei. In Woodstock fand ich dann sehr schnell den Campground und richtete mich ein; diesmal auf einer größeren Freifläche mit bestem Grasuntergrund und nicht in einem abgegrenzten Stück im Wald. Zielort des nächsten Tages war die Hauptstadt dieser Provinz, Fredericton. Die Fahrt dahin verlief ohne besondere Höhepunkte über kleine, sehr verkehrsarme Nebenstraßen. Die Landschaft unterschied sich merklich von der in Maine. Weniger Wildnis, mehr Kulturlandschaft, d.h. landwirtschaftlich genutzte Flächen, die aber immer wieder mit Wald durchsetzt waren. Hügelig war es aber weiterhin. Kurz von Fredericton wechselte ich auf eine größere Straße, weil wieder mal eine Motelübernachtung an der Reihe war. Am Stadteingang von Fredericton fand ich auch gleich ein passables Motel. Die Durchfahrt durch die nicht sehr große Hauptstadt von NB war problemlos, dank der guten Unterlagen der Touristeninformation. Mein Plan, am Stadtausgang auf die andere Seite des breiten St. John River zu wechseln, scheiterte, da die dafür angesteuerte Brücke wegen Renovierung gesperrt war. So blieb ich auf der stärker frequentierten Straße, die aber immer noch eine recht ruhige Nebenstraße war. Auf den parallel verlaufenden Transcanada-Hw musste ich dann hinter Oromocto doch noch wechseln, weil der über die einzige Brücke über den hier sehr breiten St. John River führte. An der Tankstelle vor der Brückenauffahrt erkundigte ich mich, ob ich überhaupt mit dem Rad über die Brücke dürfe. Die Auskunft lautete: „Sie (die Hw-Police) haben es nicht gerne, aber lassen es zu.“ So fuhr ich die große Schleife zur Brücke hinauf, und was sah ich unmittelbar vor der Brücke? Natürlich das bekannte Schild mit dem durchgestrichenen Fahrrad. Ich fuhr trotzdem weiter, aber an der nächsten Abfahrt wieder auf eine Nebenstraße. Auf der war ich dann praktisch allein unterwegs. Sie verlief in teilweise sehr großem Abstand vom Transcanada-Hw durch lichte Waldlandschaft ohne erkennbare Besiedelung. Obwohl also kaum Verkehr herrschte, handelte es sich um eine sehr breite Straße mit zusätzlich sehr breiten geschotterten Seitenstreifen. Offensichtlich war es der alte Transcanada-Hw, bis er durch den neu angelegten weiter südlich verlaufende autobahnmäßig gebauten Highway abgelöst wurde. Als Tagesziel hatte ich das Städtchen Salisbury ca. 20 km vor Moncton geplant. Nach meinen Unterlagen war dort kein C-Platz, also hielt ich nach einem Motel Ausschau. Dabei machte ich einen Fehler, indem ich in Salisbury auf die Nebenstraße südlich des Flusses weiter in Richtung Moncton fuhr. Der Durchgangsverkehr lief über die beiden nördlich verlaufenden größeren Straßen. Und dort haben sich aus verständlichen Gründen die Motels angesiedelt. Ich fand keines; und zurück wollte ich auch nicht, hatte ich an diesem Tag doch schon bald 200 km zurückgelegt. In Moncton spätestens würde ich schon was finden. Um nach Moncton zu gelangen, musste ich auf meiner südlich verlaufenden Route erst durch das unmittelbar an Moncton angrenzende Riverview. Dort hielt ich kurz an einer Tankstelle, um mir etwas Verpflegung für den Abend und den nächsten Morgen zu besorgen. Beiläufig fragte ich, ob in der Nähe ein Campground oder ein Motel sei. Nein! War die Antwort. Erst in Moncton jenseits des Flusses. Dann ging die Kassiererin zu einem Brett mit allerlei Aushängen und zeigte mir ein Kärtchen mit der Adresse einer B&B-Unterkunft ganz in der Nähe. B&B-Unterkünfte hatte ich bei der Planung eigentlich ganz ausgeschlossen, weil sie nach meinen Informationen in Kanada recht teuer sind. In der Situation, in der ich mich jetzt nach 200 km befand, fand ich die Idee, es einmal dort zu probieren, aber nicht so abwegig, zumal die Adresse keine 100 m weiter die Straße hinunter in Richtung Moncton lag. Ich nahm das Kärtchen also dankend entgegen und fuhr die paar Meter weiter zu dem schönen weißen und noch recht neuen Haus. Der freundliche Hausherr sagte, er habe schon zwei Gäste, aber im Untergeschoss habe er eine kleine abgeschlossene Wohnung, die ich haben könne. Der Preis sei 95 $, inklusive Frühstück natürlich. Ich nahm die Wohnung und richtete mich ein. Da die recht geräumige Wohnung eine voll eingerichtete Küche hatte, bereitete ich mir auch ein aufwändigeres Abendessen als sonst üblich. Dazu fuhr ich auch noch einmal zur nahen Tankstelle zurück, um mir ein paar Dinge dafür zu besorgen. Zu einer B&B-Übernachtung gehört nun auch das morgendliche Frühstück. Und auf das war ich besonders gespannt. Abends hatte uns die Hausfrau den Frühstücksraum für die Hausgäste gezeigt und eine Zeit ausgemacht. Ich erschien pünktlich um 08:00 Uhr; die beiden anderen Hausgäste, ein Ehepaar aus Charlottetown, PEI, waren schon anwesend. Es gab ein, wie man mir sagte, typisch kanadisches Frühstück. Zuerst ein großer gefüllter Pfannkuchen, danach Obst und Joghurt. Dazu natürlich Kaffee und Orangensaft. Zu meiner Überraschung keinerlei Brot. Beim Abschied gab mir die Hausherrin noch ein großes Stück Apfelkuchen für unterwegs, wie sie sagte. So habe ich also auch eine kanadische B&B-Übernachtung kennengelernt. Gut, aber auch recht teuer. Auf meinem weiteren Weg durch New Brunswick musste ich zunächst durch Moncton. Dazu hatte mir der Hausherr von der B&B-Unterkunft eine Streckenbeschreibung gegeben, nach der ich dann gefahren bin und die recht große Stadt problemlos durchquerte. Die Stadt machte überhaupt einen sehr aufgeräumten großstädtischen Eindruck, und man würde in ihr eher die Hauptstadt der Provinz vermuten als das kleinstädtische Fredericton. Dieser Tag sollte der letzte volle Tag in New Brunswick sein. Geplant war eine Übernachtung in der Nähe der langen Brücke zu Prince Edward Island. Um dahin zu gelangen, musste ich von Moncton zunächst nach Shediac , wo ich erstmals zum Atlantik kommen würde. Der Fischer- und Touristenort Shediac war auch schnell erreicht. Am Ortseingang musste ich eine ganze Zeit am Straßenrand Halt machen, um eine Kolonne von wohl einigen 100 Motorradfahrern , zumeist auf Harley Davidson-Maschinen, passieren zu lassen. (Einige Tage später erfuhr ich von einem Motorradfahrertreffen mit über 10 000 Bikern irgendwo in der Gegend.) Da ich zur Mittagszeit in Shediac ankam, machte ich eine längere Mittagspause und fuhr etwas in dem von Touristen wimmelnden Städtchen herum. Immer wieder wurde ich angesprochen und mit dem „von wo?“ und „wohin“ konfrontiert. Zum Mittagessen leistete ich mir erstmals Hummer, nicht weil ich darauf unbedingt stehe, sondern weil er hier überall angeboten wurde, sogar bei McDonalds und BurgerKing. Die weitere Fahrt ging jetzt an der Küste entlang über eine schmale Straße, von der man immer wieder einen schönen Blick auf den Atlantik und auf das weit hinten schemenhaft erkennbare PEI hatte. Immer wieder kam mir der Gedanke, „jetzt hast du es eigentlich geschafft.“ Von Küste zu Küste in Nordamerika wollte ich fahren, vom Pazifik zum Atlantik. Am Pazifik war ich gestartet, jetzt fuhr ich am Atlantik entlang. An dessen Küstenlinie wechselten sich felsige und steile Abschnitte mit flachen ab, die mit Kieseln unterschiedlicher Größe, aber auch mit feinem, gelblichen Sand gefüllt waren. An manchen Stellen reichten landwirtschaftliche genutzte Flächen bis unmittelbar ans Ufer. Wenige Kilometer vor der langen Brücke, die man an manchen Stellen schon am Horizont erahnen konnte, fand ich einen State Campground. Durch die Erfahrungen, die ich mit solchen Campgrounds gemacht hatte, hatte sich bei mir eine gewisse Abneigung breit gemacht. Mangels Alternative fuhr ich jedoch den kurzen Abzweig zum State Park. Und war diesmal nicht enttäuscht. Keine abgegrenzten Sites in dichtem Gestrüpp, sondern eine offene, weite Fläche, auf der ich mein Zelt aufbauen konnte. Da unmittelbar am Strand und in offenem Gelände, war nur der Wind ein wenig hinderlich. Zum Essen begab ich mich daher jeweils in eine Art Scheune, wo ich vor dem Küstenwind geschützt war. Die lange Brücke immer stärker ins Blickfeld kommend, fuhr ich am nächsten Morgen zur Brückenauffahrt. Diese, wie die Brücke selbst, gehört zum Transcanada-Hw, auf den ich also von meiner Küstenstraße wechseln musste. Dass ich die 12,9 km lange Brücke nicht per Rad befahren durfte, war mir bekannt. Man muss den von der Provinz PEI eingerichteten Shuttle-Service in Anspruch nehmen. Dazu sollte man, wie ich gelesen hatte, an der INFO im Cafè vor der Brücke telefonisch den Shuttle ordern. Also bog ich zur INFO an der Brücke ab. Ich war noch in der Biegung, als mir aus der ein VAN mit einem Anhänger -37 - entgegen kam. Der Fahrer stoppte und fragte, ob ich über die Brücke wolle. Natürlich wollte ich. Schnell war mein Rad samt Gepäck verladen und schon ging es Richtung Prince Edward Island, der nächsten maritimen Provinz Kanadas. PEI (Prince Edward Island)Da vor der Brücke der gerade losfahrende Shuttle meinen Cafébesuch verhinderte, musste ich den hinter der langen Brücke natürlich nachholen. Nach Auskunft des Fahrers sollte das Angebot an Einkehrmöglichkeiten dort auch reichhaltiger sein. Und tatsächlich; gleich hinter der Brücke boten sich zahlreiche Möglichkeiten an, eine Frühstückspause zu machen. Aber auch, sich über die Insel zu informieren. Ohnehin leistet sich die kleine Provinz einen großen Aufwand, Touristen auf die Insel zu holen und ihnen dort etwas zu bieten. Offensichtlich mit Erfolg, denn der Touristenrummel war gerade hier hinter der Brücke nicht zu übersehen. Neben dem Tourismus spielen Fischerei und Landwirtschaft auf PEI eine gewichtige Rolle. Kartoffeln scheinen eine besondere Spezialität zu sein. Überall sieht man Kartoffelfelder und Verkaufsstände mit PEI-Kartoffeln aus neuer Ernte. Wenige Kilometer auf dem Weg zur Hauptstadt kam eine offensichtlich noch recht neue große schneeweiße Fabrikanlage ins Blickfeld. An einem etwas höheren Gebäudeteil war in großen Lettern der Schriftzug McCain zu lesen. Aha, da werden also PEI- Kartoffeln zu den Chips und anderen Kartoffelprodukten verarbeitet, die man überall in den Läden und Tankstellenshops in den schrecklichen Rascheltüten hängen sieht, und die von den Amerikanern und Kanadiern in für mich unverständlich großen Mengen konsumiert werden. Zusammen natürlich mit Cola, und die aus den Riesenflaschen! Ist das mit ein Grund, warum man so viele dicke Menschen, vor allem auch Kinder, herumlaufen sieht? Meine weitere Fahrt zum Tagesziel Charlottetown, der Hauptstadt der Inselprovinz, wo ich eine Unterkunft in einem Hostel gebucht hatte, verlief ohne nennenswerte Ereignisse. Mit einer Ausnahme: Als ich in Cornwall, dem letzten Ort vor Charlottetown ankam, wurde dort gerade eine Straßensperre aufgehoben. Der Grund war eine Parade, die gerade zu Ende gegangen und das Vorspiel zu einer Versammlung auf einem großen Sportgelände war. Auf großen Plakaten war auch überall der Grund zu sehen: Ein erfolgreicher Sportler, natürlich im Eishockey, sollte für den Gewinn des Stanley-Cups mit seiner Mannschaft, den Boston-Bruins, von seiner Heimatgemeinde geehrt werden. Es ist Sitte, dass jeder Spieler den Siegerpokal für 24 Stunden mitnehmen und seinen Freunden und Anhängern zeigen kann. Und das geschah an diesem Sonntag in Cornwall auf PEI. (Ob es wohl das Original war? Oder gibt es gleich für jeden Spieler eine Kopie?) Zur Siegermannschaft aus Boston gehört übrigens auch ein deutscher Spieler namens Seidenberg. In Charlottetown ging dann die übliche Suche nach der Unterkunft los. Ich hatte zwar eine, wusste auch, dass sie downtown, also mitten im Zentrum liegt; aber welche Straße führte dahin? Wieder keinerlei Wegweiser oder Hinweise an den Kreuzungen und Abzweigungen. Also hieß es wieder einmal, anhalten und Karte studieren und nach den Straßennamen Ausschau halten. Als ich das an einer Tankstelleneinfahrt tat und mit meiner nicht sehr differenzierten Karte nicht recht weiter wusste, hielt neben mir ein PKW; der Fahrer kurbelte das Fenster an der Beifahrerseite herunter und fragte, ob er helfen könne. Natürlich konnte er. Er reicht mir dann auch noch einen riesigen Stadtplan von Charlottetown aus dem Fenster. Auf dem war nun wirklich jede Straße und Gasse verzeichnet. Danach fand ich sehr schnell zum Hostel. Ich musste fast ganz zum Ende einer der Hauptstraßen, fast bis zum Wasser, hinunterfahren. Die Hostelunterkunft hatte ich auch aus dem Grunde gebucht, weil an dem Wochenende die Ausläufer des tropischen Wirbelsturms IRENE den Nordosten Amerikas durchqueren sollten. Ich habe davon allerdings kaum etwas mitbekommen; am Sonntag nur etwas Regen und am Montag war es etwas stürmisch, bei sonst schon wieder sonnigem Wetter. Meine australischen Freunde, mit denen ich in Norddakota und in Minnesota etliche Tage zusammen unterwegs war und die einige Tage später als ich durch die Neuenglandstaaten fuhren, konnten allerdings weiter westlich in New Hampshire nicht auf der geplanten Northern Tier – Route fahren, weil dort etliche Straßen und vor allem Brücken durch die Schäden, die IRENE angerichtet hatte, unpassierbar geworden waren. Ich nutzte die beiden Tage in Charlottetown zu Besichtigungen in der Stadt und zur Materialpflege. Außerdem ist es immer wieder mal interessant, sich mit anderen Reisenden auszutauschen; vor allem, wenn man etliche Tage allein unterwegs gewesen ist. Von Charlottetown ging meine Reise durch den Südosten der Insel zum Fährhafen Wood Islands. Ich erreichte die Fähre gerade noch rechtzeitig und begab mich gleich in das Café. Die eineinhalbstündige Überfahrt nach Nova Scotia wurde durch Livemusik, bei der der junge Akkordeonspieler auch die Fahrgäste zum Mitsingen und Tanzen animierte, eine kurzweilige Angelegenheit. Nun, am 30. August, war ich also in der letzten kanadischen Provinz, in Nova Scotia, angekommen. Von dort hatte ich den Rückflug nach Deutschland gebucht. Nova Scotia zeigt landschaftlich ein gänzlich anderes Bild als PEI und auch New Brunswick; weniger landwirtschaftlich genutzte Flächen, mehr Wald, mit Felsen durchsetzt. Es erinnerte mich schon ein wenig an Schottland. Vielleicht haben sich auch deshalb vor allem Auswanderer aus Schottland dort angesiedelt. Die ersten Kilometer fuhr ich auf einer breiten Straße durch kaum besiedeltes Gebiet; an Pictou vorbei in Richtung New Glasgow. Dort wollte ich Station machen, was aber mit einigen Schwierigkeiten verbunden war. In der dicht besiedelten Region um New Glasgow hat man bei der die Verkehrsführung wieder mal nicht an Radfahrer gedacht. So irrte ich zuerst einige Zeit herum, bis ich mich in einem Motel einquartierte, an dem ich auch schon eine Stunde vorher vorbeigekommen war. Am nächsten Morgen fuhr ich auf dem schnellstmöglichen Weg durch den Ballungsraum um New Glasgow in östlicher Richtung. Dass ich dazu wieder einige Zeit auf einem autobahnartig ausgebauten Highway fahren musste, nahm ich in Kauf. Zum Glück war dieser Hw für Radfahrer nicht gesperrt. So kam ich schon gegen Mittag in der kleinen Universitätsstadt Antigonish an. Bei herrlichem Wetter wollte ich gerade in der Hauptstraße ein Café ansteuern, um dort draußen in der Sonne sitzend Mittag zu machen, als ich von zwei dort schon sitzenden Männern angesprochen wurde. Schnell stellte sich heraus, dass die beiden, Vater und Sohn, aus Bayern waren. Ich setzte mich zu ihnen. Der Ältere, Orthopäde im (frühen) Ruhestand, erzählte, dass er weiter südlich in Nova Scotia ein Haus gekauft hatte, wo er sich zur Zeit mit seiner Familie aufhalte. Überhaupt hätten sich nicht wenige Deutsche und auch Schweizer dort ein zweites Domizil gesucht, auch, weil man dort noch recht günstig und ohne große Formalitäten etwas bekommen könne. Man gab mir auch eine Empfehlung für meinen weiteren Weg in Richtung Halifax und auch eine Anlaufadresse in Sherbrooke, ein von einem Ehepaar aus der Schweiz geführtes Hotel. Da ich auf der Fahrt durch Antigonish unweit des Stadtzentrums einen Campingplatz gesehen hatte und bei dem herrlichen Wetter keine große Lust hatte, noch weiter zu fahren, blieb ich in Antigonish und richtete mich auf dem C-Platz ein. Mein kleines Zelt war das zunächst Einzige auf dem Platz; außer mir nur die riesigen RV's. Am späten Nachmittag gesellte sich dann noch ein zweiter Radler, ein kanadischer Student, hinzu; zufällig mit dem gleichen grünen MSR-HubbaHubba-Zelt. Von dem halben Erholungstag ausgeruht setzte ich am nächsten Morgen meine Reise fort. Den ganzen Nachmittag und auch noch in der Nacht hatte ich hin und her überlegt, wie es weiter gehen sollte. Sollte ich doch noch die große Schleife nach Nordosten zum Cape Breton Island machen? Oder doch hier schon auf Hw 7 nach Süden und dann entlang der Küste nach Halifax? Letztlich gab der Wetterbericht den Ausschlag. Für die kommenden Tage wurde für den Nordosten von Nova Scotia Regen und Sturm vorhergesagt; und das war ein Wetter, das ich für eine Radtour entlang der Küstenlinie auf Cape Breton nun gar nicht brauchen konnte. Also gleich auf dem Hw 7 nach Süden. Die Fahrt nach Süden war sehr entspannend. In sanftem Auf und Ab verlief die Straße durch dünn besiedeltes Gelände, das aber im Gegensatz zum Norden stärker landwirtschaftlich genutzt wurde. Größere Ortschaften mit Einkehrmöglichkeiten oder Tankstellen gab es nicht; lediglich einen Farmershop fand ich, wo ich dann auch einen längeren Stopp machte. Mein Tagesziel war Sherbrooke, in dessen Nähe nach meinen Unterlagen ein Campingplatz sein musste. Kurz vor Sherbrooke sah ich dann auch an einer Abzweigung ein Hinweisschild. Ich fuhr zum an einem See gelegenen C-Platz, der überwiegend von Anglern genutzt wurde. Zu meiner Überraschung gab es freien Internetzugang, den ich dann auch gerne nutzte. Zu mir gesellte sich ein perfekt Deutsch sprechender Niederländer, der mit seiner Frau in einem gemieteten Wohnmobil unterwegs war. Erst spät kam ich am nächsten Morgen in die Gänge und fuhr die paar Kilometer nach Sherbrooke. Da ich auf dem C-Platz nur ein spärliches Frühstück genossen hatte, suchte ich ein Café auf. Mit einem großen Pott Kaffee und zwei Scones setzte ich mich auf eine Bank im Vorgarten. Am Tisch daneben saß ein Herr, mit dem ich schnell ins Gespräch kam. Nach dem üblichen Woher? Und Wohin? kam die Rede auf die Europäer, die sich in Nova Scotia niedergelassen hatten, zumal ich inzwischen gemerkt hatte, dass das Haus nebenan das von den Schweizern geführte Hotel war, auf das mich in Antigonish der Arzt aus Bayern hingewiesen hatte. Da war der gute Mann gleich in seinem Element. Er war nämlich eine Art Grundstücksmakler, der schon manchen Europäern einen Wohnsitz in dieser Gegend vermittelt hatte. Er gab mir seine Visitenkarte und wollte mir auch wohl gleich etwas schmackhaft machen. Nur 5 CA-$ pro Quadratmeter für ein Grundstück direkt am Atlantik; wo gäbe es das sonst noch? Und hier in Nova Scotia ganz ohne Formalitäten und Schwierigkeiten mit Behörden; das im Unterschied zu den USA vor allem. Und ein Haus könne man von der Stange fertig kaufen; es werde nicht vor Ort gebaut, sondern in fertigem Zustand dahin transportiert. Das ginge in wenigen Tagen. Ich fand diese Informationen schon recht interessant, gab aber zu verstehen, dass meine Interessen andere seien. Schon während der Unterhaltung mit dem Grundstücksmakler hörte von nebenan, also von dem Hotel, ungewöhnliche Laute. Die Schweizer Hotelbesitzer verabschiedeten gerade Gäste, die offensichtlich auch aus der Schweiz kamen; denn mit wem sollte man sich hier im fernen Kanada auf Schwyzerdütsch unterhalten. Da ich mein Fahrrad unmittelbar neben der Veranda des Hotels abgestellt hatte, grüßte ich die Schweizer und bestellte ihnen auch Grüße von dem bayerischen Arzt, der gelegentlicher Gast in ihrem Restaurant ist. Schnell kam ein Gespräch in Gang und an das zweite schloss sich gleich ein drittes Frühstück an. So war der Vormittag schon vorbei. Auf dem Hw 7, der jetzt der Küstenlinie folgte, radelte ich in Richtung Halifax, wohin es aber noch ein recht weiter Weg war. Es herrschte kaum Verkehr auf der schönen Küstenstraße, aber auch sonst war nichts los; keine größeren Ortschaften mit Einkaufs- und Einkehrmöglichkeiten. Nach einer Pause auf einem schönen Rastplatz, wo ich, obwohl Sonntag, allein war, fand ich in einem Motel in Port Dufferin eine Unterkunft. Am nächsten Morgen ging es weiter auf der Küstenstraße; jetzt mit zunehmend stärker werdendem Ausflugsverkehr. Das um den Labor Day verlängerte Wochenende lockte viele Kanadier hinaus, zumal es auch das letzte Wochenende in den Schulferien war und das Wetter mitspielte. Ich war nicht lange unterwegs, als ich von unten ein vertrautes Geräusch vernahm: Ein anderer Radler hatte mich eingeholt: Richard, den ich gleich nach den ersten Worten zutreffend als Francokanadier einordnete. Wir unterhielten uns in gebrochenem Englisch, und ich war wieder überrascht, wie schlecht viele Francokanadier Englisch sprechen. Ich war bislang immer der Meinung, alle Bewohner von Quebec würden neben ihrer Muttersprache auch perfekt Englisch sprechen können. Dem ist aber offensichtlich nicht so. Richard aus Quebec City war mit leichtem Gepäck auf einer Dreiwochentour durch die maritimen Provinzen. Als ich fragte, wo er die letzte Nacht verbracht hatte - einen C-Platz hatte ich weit und breit nicht gesehen, und im einzigen Motel war ich der einzige Radler - sagte er, dass er oft wild zelten würde und nur alle paar Tage mal eine Dusche brauche. Wie er aussah, war die jetzt wohl wieder bald fällig. Er war ein lustiger Geselle, trotz Zeltausrüstung mit relativ leichtem Gepäck unterwegs, zudem gut 20 Jahre jünger als ich. In den Anstiegen konnte ich ihm auch nicht folgen. So trennten wir uns nach einiger Zeit. Aber nicht für lange. Als ich mir am frühen Nachmittag aus einer Bäckerei einen Becher Kaffee und ein Stück Kuchen geholt und mich damit auf die Bank vor dem Gebäude gesetzt hatte, sah ich Richard auf der anderen Straßenseite vor einer Eisbude mit einem großen Eis sitzen. Ich setzte mich zu ihm. Da wir mit Halifax dasselbe Ziel hatten, das wir aber erst am nächsten Tag erreichen konnten, sprachen wir uns ab, zusammen zu dem Hostel zu fahren und zu versuchen, dort unterzukommen, obwohl wir keine Reservierung gemacht hatten. Zuvor mussten wir aber für die kommende Nacht eine Unterkunft suchen. Richard wollte wieder irgendwo am Straßenrand sein kleines Zelt aufbauen. Ich entschied mich, einen etwas abseits an der Küste liegenden Campground in einem State Park anzusteuern. Am nächsten Morgen würden wir uns schon wieder auf dem Weg nach Halifax treffen. Das klapptes dann auch. Die Übernachtung im State Park war schrecklich. An der Einfahrt zuerst das Schild „No Vacancy“. Kein Wunder, war es doch das um den Labor Day verlängerte Wochenende, mit dem die Ferienzeit in den USA und auch in Kanada zu Ende geht. Ich fuhr trotzdem die lange Zufahrt zum Office. Der junge Mann ließ mich trotz Überfüllung hinein, sagte aber, einen Platz für mein Zelt müsse ich mir selber suchen. Nach seinen Unterlagen sei alles voll. Aber für einen Radler mit kleinem Zelt müsse sich noch ein Platz finden lassen. So war es dann auch. In der Nacht war es furchtbar laut. Die anderen Camper feierten offensichtlich das Ende des Sommers und ihrer Ferien, nicht nur mit Lagerfeuer und Gesang, sondern auch mit Feuerwerk. Leider ließen sich die Mücken davon nicht vertreiben. War ich während meiner gesamten Reise bisher von diesen und ähnlichen Viechern verschont geblieben, so haben sie bei meiner letzten Zeltübernachtung umso mehr zugesetzt. An nächsten Morgen verließ ich daher in aller Frühe das unwirtliche Gelände. Ich war nur wenige Kilometer auf der Hauptstraße in Richtung Halifax gefahren, kam auch schon Richard von hinten angesaust. Er hatte unweit auf einer Anhöhe neben der Straße die Nacht verbracht, war natürlich ohne Morgentoilette und – wie ich - ohne Frühstück. Erst nach etlichen Kilometern fanden wir ein kleines Restaurant, wo wir ausgiebig frühstückten. Wir waren jetzt schon im Einzugsbereich von Halifax und Dartmouth. Dartmouth ist die Schwesterstadt von Halifax, die wir erst durchqueren mussten. Von dort ging es über eine hohe und sehr lange Brücke, die zum Glück für uns einen eigenen Fuß- und Radweg hatte, nach Halifax hinein. Um zum Hostel zu gelangen, mussten wir das Stadtzentrum auf seiner gesamten Länge durchqueren. Auf dem Weg dahin zeigte mein Radcomputer, dass ich gerade die 8 000 km-Marke überschritten hatte. Ich hatte für die beiden letzten Tage vor dem Rückflug vor einiger Zeit bereits eine Reservierung vorgenommen; jetzt waren wir aber schon früher da. Und Richard hatte natürlich auch keine Reservierung. Vielleicht konnten wir aber dennoch unterkommen. So war es dann auch. Zwar mussten wir etwas warten, bis man uns ein Quartier zuweisen konnte, aber es klappte. Richard erzählte schon unterwegs, dass er in Halifax unbedingt eine bestimmte Brauerei besichtigen wollte. Die solle ein Erlebnis sein. Zudem seien im Preis von 13 CA-$ zwei große Gläser Bier eingeschlossen. Also gleich am nächsten Tag zur ganz in der Nähe gelegenen Brauerei „Keith“. Die Besichtigung war in der Tat ein Erlebnis. Sie fand in einer Art Theaterstück statt; die Darsteller, drei junge Frauen und ein Mann in der Tracht der Gründerzeit, bezogen auch ihre Gäste mit in die Vorführung ein, indem sie sie aufforderten, mitzusingen und zu tanzen. Ich hielt mich da verständlicherweise etwas zurück und wartete darauf, dass es endlich die beiden Biere gibt. Die gab es dann auch. Von den vier Sorten, die im Angebot waren, durfte man sich zwei aussuchen. Ich blieb bei einer Sorte, dem normalen Hellen, welches dem mir aus Deutschland gewohnten sehr nahe kam. Richard blieb nur für eine Übernachtung im Hostel. Wir verabschiedeten uns folglich am nächsten Morgen. Er empfahl mir zum wiederholten Male, doch mal eine Radreise in Quebec zu machen. Dort sei es ganz anders als in dem Kanada, das ich auf meiner jetzigen Reise kennengelernt habe. In der Tat würde mich eine Radreise im französischen Kanada durchaus reizen. Vielleicht in einem der kommenden Jahre. Ich konnte auch die kommenden Tage im Hostel bleiben und verbrachte meine letzten Tage mit Besichtigungen, eine längeren (95 km) Rundtour um Halifax und damit, meine Ausrüstung auszudünnen und vor allem, meinen LHT für den Rückflug vorzubereiten. Dazu besorgte ich mir vom nahe gelegenen MEC einen Radkarton, von dem ich allerdings nur die beiden großen Seitenteile zur Abdeckung des LHT nutzte. Pedale, Schaltwerk und Kette wurden demontiert. Die Kette, eine Campagnolo C9, die ich zu meiner Überraschung auf den gesamten mehr als 8000 km fahren konnte, habe ich entsorgt. Da man zum recht weit von der Stadt entfernten Flughafen nur über autobahnmäßig ausgebaute Zubringerstraßen gelangen konnte, bestellte ich telefonisch mir einen Shuttle. Um auch mein Rad im Taxi unterbringen zu können, musste es ein entsprechend großes Fahrzeug sein. Das sei aber kein Problem, würde nur 5 € mehr kosten. Pünktlich zum vereinbarten Zeitpunkt hielt am nächsten Morgen ein Van vor dem Hostel. Mein Rad sowie die in einem großen Sack verpackten Radtaschen (mit ausgedünntem Inhalt) waren schnell verstaut und los ging es zum 34 km entfernten Airport. Als ich im Airport mit meinem großen Gepäck neben mir auf einer Bank saß und überlegte, wie ich die Stunden bis zum Einchecken überbrücken könnte, sah ich einen anderen Radreisenden mit seinem in einer Riesenbox verpackten Rad durch die Halle schieben. Ich sprach ihn gleich an; es war René aus der Schweiz, der mit demselben Condor-Flug nach Frankfurt wollte. Zusammen brachten wir unsere Räder und das sonstige große Gepäck in der Gepäckaufbewahrung unter. Ich nutzte einen Großteil der Wartezeit dann damit, den freien Internetzugang im Airport zu nutzen. Mit kleiner Verspätung startete die Böing 767 zum Nachtflug nach Frankfurt. Die 6 Stunden Flugzeit gingen schneller herum als befürchtet; fast pünktlich landete die 767 in Frankfurt. Als tolle Überraschung hatte sich auf dem Flughafen ein Empfangskomitee eingefunden: Meine Schwester mit Schwager, sowie meine Schwägerin. Sie waren mir gleich behilflich, mein Rad und die sonstige Ausrüstung so zu entpacken und umzupacken, dass ich damit den restlichen Heimweg mit der Bahn bewältigen konnte. Auch auf dem hat alles trotz knapp bemessener Umsteigezeiten geklappt.
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#806930 - 08.03.12 17:36
Re: Von Vancouver nach Halifax 2011
[Re: rayno]
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Ich hab deine Berichte auch immer gerne gelesen. Mein Interesse ist umso größer, da ich selbst im Sommer in Canada den Rocky Mountain Brevet fahren und nachher noch eine Runde dranhängen werde. Danke für die ausführlichen Schilderungen und weiterhin gute Fahrt wünscht Gerold
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#807020 - 08.03.12 22:31
Re: Von Vancouver nach Halifax 2011
[Re: rayno]
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Schade das die Reise zu Ende ist, hätte gerne weitergelesen... Danke fürs mitlesen dürfen Gustavson
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#807046 - 09.03.12 06:42
Re: Von Vancouver nach Halifax 2011
[Re: rayno]
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Sehr, sehr schön und interessant. Auch ich hätte gerne weiter gelesen. Weil die Geschichte nun leider zu Ende ist, muss ich mit dem Lesen wohl wieder von Vorne anfangen. Besonders gefällt mir auch Deine unaufgeregte Art des Erzählens. Wäre aber auch auf den Schlussakkord gespannt gewesen, wenn Du vom Frankfurter Flughafen per Rad anstatt mit der Bahn nach Hause gefahren wärst .
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Allen gute Fahrt und schöne Reise. | |
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#807067 - 09.03.12 07:56
Re: Von Vancouver nach Halifax 2011
[Re: kettenraucher]
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Ich habe noch etwas:
Resume:
Dauer der Reise: 22. Juni bis 10. September, 81 Tage, einschl. Hin- und Rückflug
Radfahrtage (ganze und halbe) : 70 Tage, an denen nicht gefahren wurde: 8 An- und Rückreisetage: 3
Insgesamt gefahrene Rad-Kilometer: 8 069
davon in Kanada: 2 891 in den USA: 5 178
Kürzeste Tagesetappe: 37 km Längste Tagesetappe: 204 km
Mein Gewicht bei Abreise: knapp 80 kg nach Rückkehr zu Hause: exakt 69 kg
Meine Route:
Schon seit Jahren hatte ich mir vorgenommen, einmal in Nordamerika von Küste zu Küste zu fahren. Die großen Städte und Ballungsgebiete wollte ich möglichst vermeiden bzw. großräumig umfahren. Um herauszufinden, welche Route für mich am ehesten in Frage kommen könne, habe ich in den letzten 2 Jahren zahlreiche Berichte über C2C-Radreisen, vor allem in „crazyguyonabike.com“, studiert. Dabei kristallisierte sich schnell heraus, dass für mich eine eher nördlich verlaufende Route, etwa entlang der amerikanisch-kanadischen Grenzlinie, in Betracht kommt. Ich orderte daher eine 2-Jahresmitgliedschaft bei ACA (Adventure Cycling Association) und den Kartensatz zur Northern Tier – Route sowie einige Einzelkarten für den Bereich der großen Seen, weil ich mir bis zuletzt offenhalten wollte, wie meine Route in dieser Region verlaufen sollte.
Dass ich in Kanada gestartet und auch von dort zurückgeflogen bin, ergab sich bei der Suche nach passenden, nicht zu teuren Flügen für die Hin- und Rückreise.
Dann war zu entscheiden, ob die Route von Ost nach West oder von West nach Ost verlaufen sollte. Beim Studieren der vielen Reiseberichte fiel mir schnell auf, dass die Einheimischen, also Amerikaner und Kanadier, weit überwiegend von Westen nach Osten fahren, die Europäer in der Mehrzahl von Osten nach Westen. Ich entschied mich sehr bald für die West-Ost-Richtung; einmal, weil ich immer lieber in Richtung Heimat unterwegs bin, aber auch, weil man in der Weite des mittleren Westens, den Great Plains, eher mit unterstützendem Rückenwind rechnen kann. (Was sich auf meiner Reise leider nicht bewahrheitete. Ich hatte an den 12 Tagen im östlichen Montana und Nord Dakota nur an einem Tag Rückenwind; sonst kam der Wind immer aus östlicher Richtung.) Ich habe dennoch meine Entscheidung für die West-Ost-Richtung nicht bereut. Oftmals habe ich in den heißen Tagen im Westen in den Mittags- und Nachmittagsstunden gedacht, „Gut, dass du jetzt nicht in Gegenrichtung fahren musst. Immer gegen die starke Sonne; das ist ja schlimmer als gegen den Wind.. Mit der Sonne im Rücken fährt es sich viel angenehmer“.
Meine Route verlief wie folgt:
Start in Vancouver; 2 Tage in Vancouver über Vancouver Island mit der Fähre nach Anacortes, WA; Startpunkt der Northern Tier – Route Auf der NT-Route durch den Norden Washingtons mit den 5 Pässen in den Northern Cascades; durch das nördliche Idaho Sandpoint; von da – abweichend von NT-Route - nach Südosten mit Ziel Missoula; von Missoula nach Osten, dann auf Hw 83 entlang der Rockies nach Norden wieder auf NT-Route zm Glacier-NP; auf Hw2 durch den Osten Montanas und durch Norddakota bis Fargo; von Fargo durch Minnesota, Itasca NP, Bemidji, nördlich Duluth zum Lake Superior; am Superior entlang nach Thunder Bay , Ontario jetzt weiter in Kanada auf Transcanada-Hw Sault Ste Marie, Sudbury, North Bay, zum Ottawa River; entlang Ottawa River nach Südosten bis Pembroke; durch den Südosten Ontarios zum St. Lorenz Strom; in Cornwall, ON über St.Lorenz Strom nach New York State; durch die Adirondacks nach Ticonderoga; über Lake Champlain nach Vermont; in Vermont durch die Green Mountains zum Connecticut River; über Connecticut River nach New Hampshire, hier am Fluss entlang erst nach Norden; dann durch die White Mountains (Mount Washington) südlich nach Conway; dann nach Maine hinein, dort in nord-östlicher Richtung nach Bangor; von Bangor am Penobscot River entlang nach Norden; von Houlten, ME, über die Grenze nach Woodstock, NB; in New Brunswick über Fredericton und Moncton an die Atlantikküste (Shediac); über die Brücke (12,9 km lang, Shuttle-Service) nach PEI (Prince Edward Island); auf PEI über Charlottetown zur Fähre nach Nova Scotia; in Nova Scotia über New Glasgow nach Antigonish; von Antigonish nach Süde zur Küste; auf Küstenstraße nach Halifax, Endpunkt der Reise.
Straßenverhältnisse:
Müsste ich den Zustand der Straßen, auf denen ich unterwegs war, aus Radfahrersicht in einer Schulnote bewerten, würde ich eine VIER geben; und das sowohl für die USA als auch für Kanada. Generell waren die Straßen im Westen besser als in der Mitte und teilweise auch im Osten des Kontinents. Gut waren sie in Washington und überwiegend im Westen Montanas. Die verkehrsarmen Nebenstraßen, die ich dort befuhr, waren glatt und eben, die meist fehlenden Seitenstreifen waren wegen des geringen Kfz-Aufkommens kein Nachteil. Die Steigungen, auch in den Passauffahrten der North Cascades, waren gemäßigt und gut fahrbar. Besonders angenehm empfand ich die schattigen Abschnitte auf verkehrsarmen Straßen in den dicht bewaldeten Gebieten des nördlichen Washingtons. Auf dem stärker frequentierten Highway 2 im östlichen Montana und in Norddakota konnte ich meistens auf dem sehr breiten Seitenstreifen fahren. Der war allerdings nicht immer in gutem Zustand; Splitt, Glasscherben und sonstiger Unrat erforderten ständige Aufmerksamkeit, besonders an den Einmündungen von – meist geschotterten – Nebenstraßen und den Zufahrten zu Häusern und Farmen. Hier habe ich mir auch die Reifenpannen eingefangen.
Sehr enttäuscht, ja geradezu entsetzt, war ich von dem in vielen Abschnitten katastrophalen Zustand des Transcanada-Highway (Hw 17) im nördlichen Ontario, auf dem ich von Thunder Bay bis kurz vor Ottawa rund 1500 km unterwegs war. Als eine Hauptverbindungsstrecke zwischen dem Westen und dem Osten des großen Flächenlandes hatte ich etwas anderes erwartet. In diesem Bereich ist der Transcanada-Highway jedenfalls derzeit keine Visitenkarte des Landes. In weiten Abschnitten fehlen Seitenstreifen, sodass man auf enger Fahrbahn mit dem starken LKW-Verkehr zusammen unterwegs ist. Mehrere Male musste ich in die nicht befestigte Böschung flüchten; was ich den Truckern nicht anlasten kann; die verhielten sich fast immer sehr kooperativ. Hinzu kamen große und tiefe Löcher, Abbrüche an den Asphalträndern sowie Risse, die so breit und tief waren, dass meine Laufräder mit den ca. 35 mm breite Reifen bis zur Felge darin versanken. Die Reparaturversuche waren oft dilettantisch; das Reparaturmaterial lag überall herum, nur nicht dort, wo es eigentlich sein sollte. Im Osten, also in New York und den nördlichen Neuenglandstaaten, aber auch in den maritimen Provinzen Kanadas war der Zustand der Straßen sehr unterschiedlich, insgesamt aber zufriedenstellend, teilweise, vor allem in NY, Vermont und New Hampshire, sogar ausgesprochen gut.
Wie schon erwähnt, verhielten sich die Trucker durchweg sehr kooperativ und rücksichtsvoll. Richtig gefährliche Situationen habe ich nicht erlebt. Auf den vierspurigen Highways fuhren die Trucks zumeist ohnehin auf dem linken Fahrstreifen, weil sie zu meiner Überraschung i.d.R. schneller waren als die PKW`s, PickUps und RV´s. Wenn sie auf zweispurigen Straßen wegen Gegenverkehr nicht ausweichen konnten, machten sie durch rechtzeitiges Hupen auf sich aufmerksam, sodass ich rechtzeitig Platz machen konnte.
Insgesamt war ich von dem Verhalten der motorisierten Verkehrsteilnehmern angenehm überrascht. Dazu gehört auch, dass sich die motorisierten Biker auf ihren zumeist schweren HD´s offensichtlich mehr den Zweiradlern als den motorisierten Verkehrsteilnehmern zugehörig fühlten. Man wurde von ihnen immer gegrüßt und an den Raststätten oft in angenehme Unterhaltungen verwickelt.
Ausrüstung:
Fahrrad:
28“ Surly LongHaulTrucker, 56 cm Kettenschaltung; Shimano XT, Lenkerendschalter Tretlager: Alte XT-4Kant.Kurbeln (M730) auf Dura Ace-Innenlager (BB7400), TA-Kettenblätter 24/36/46Z. Kassette: SRAM 990, 11-34 Z. Pedale: Shimano PD 530 Kette: Campagnolo C9 Laufräder: vorne: 36Lo. White-Ind. Nabe, Mavic A719, DT- Competition, hinten: 36 Lo. XTR-Nabe, Mavic A719; DT-Alpine III Reifen: Continental TopContact, 37-622, Bremsen: V-Brakes Avid Ultima Sattel: Brooks Flyer Lenker: Syntace, Vorbau 120 mm und Rennbügel 46 cm Gepäckträger: Tubus Cargo und Tubus Ergo
Außer einigen Reifenpannen gab es keine nennenswerte Probleme. Keine Speichenbrüche, kein Nachzentrieren der Laufräder; kein Kettenwechsel, kein Austausch der Bremsbeläge. Die White-VR-Nabe hatte nach der Hälfte der Tour leichtes Lagerspiel, was sich aber schnell ohne Spezialwerkzeug beseitigen ließ. Ich hatte bei der vorherigen Wartung eine der drei Madenschrauben zur Fixierung des Einstellringes nicht fest genug angezogen. An den Konuslagern im Tretlager und der HR-Nabe gab es nichts einzustellen; sie liefen auch nach der Reise superleicht und spielfrei.
Bei einer gründlichen Durchsicht in Sault Ste.Marie nach knapp 5000 km, wurde lediglich der Bremszug zum Umwerfer gewechselt, weil sich im Klemmbereich einige Einzeldrähte gelöst hatten. Insgesamt war meine Entscheidung, für die Reise den LHT zu nehmen, goldrichtig. Weder habe ich das Vorderrad mit SON-Nabendynamo, noch meine Rohloff im Hinterrad vermisst. Nicht ein einziges Mal habe ich den zur Sicherheit montierten Batterie-Scheinwerfer (IXON IQ) eingeschaltet; das Diodenrücklicht hingegen bei gewitterbedingt diesigen Sichtverhältnissen auf dem Transcanada-Hw einige Male schon; die Kettenschaltung funktionierte von Anfang bis Ende glatt und sauber; und mit den Avid Ultima fühlte ich mich auch auf den zahlreichen langen und steilen Abfahrten jederzeit sicher. Der Belagverschleiss überraschend gering; Ich habe lediglich die Schalt- und Bremszüge einige Male nachgestellt.
Nicht ganz zufrieden war ich mit den Reifen. Zwar ist der Verschleiß überraschend gering. Ich würde den Conti TopContact glatt eine zweite Reise über dieselbe Distanz zutrauen. Die Reifenpannen rechne ich nicht unbedingt den Reifen zu. Die erste Panne ereignete sich in Montana, als ich den auf dem Seitenstreifen des Highway breit zerstreuten Scherben einer Bierflasche nicht ganz ausweichen konnte. Hinten war durch einen ca. 1 ½ cm langen Schnitt der Reifen sofort platt. Vorne hatte ich mir einen winzigen Glassplitter eingefangen, der sich erst einige Stunden später bis zum Schlauch durchgearbeitet hatte. Am gleichen Tag hatte ich also beide mitgenommenen Ersatzschläuche gebraucht und dann am Abend im Motel die beiden beschädigten Schläuche zum Glück gleich geflickt. Denn am nächsten Tag ereignete sich ein Malheur, das mich bis kurz vor Ende der Reise beschäftigte. Ich hatte mit dem Vorderrad ein kleines Teilstück der vielen auf den Seitenstreifen der amerikanischen Highways herumliegenden Reste von zerfetzten Autoreifen eingefangen. Natürlich sofort angehalten und das im Reifen steckende Stück aus dem Reifen gezogen. Dabei sind offensichtlich zwei Enden der winzigen Drähte im Gummi steckengeblieben. Erst nach und nach haben sich diese feinen Drahtstücke unter Druck beim Fahren bis zum Schlauch durchgearbeitet, was winzige Löchlein verursachte, die auch nur zu einem ganz langsamen Druckverlust führten. Jedenfalls hatte ich über Wochen immer wieder nach zwei oder drei Tagen zu wenig Druck im vorderen Reifen und durfte immer wieder die winzigen Löchlein flicken.
Weil ich zuerst nicht wusste, was die Ursache für den Druckverlust im vorderen Reifen war, hatte ich zeitweise einen als Notreserve mitgenommenen Vittoria Randonneur Hyper am Vorderrad montiert. Damit gab es keine Probleme. Ungefähr 2 000 km bin ich vorne mit dem Hyper gefahren, (der auch schon vor der Reise gut 1500 km gelaufen war;) und zwar auch deswegen, weil er mir im Fahrverhalten besser gefiel als der Conti. Der TopContact reagiert offensichtlich durch die relativ weiche Gummimischung verbunden mit den recht hohen Profilblöcken nur verzögert auf Lenkeinschläge, dann aber umso heftiger, was immer wieder irritierend war. Und mit seinem hohen Mittelprofil läuft er Längsrillen im Straßenbelag nach. Den Hyper auf dem Vorderrad empfand ich jedenfalls als wesentlich angenehmer. Auf dem Hinterrad war der TopContact unauffällig und der Verschleiß überraschend gering, sodass ich auch einen eigentlich geplanten Wechsel zwischen vorn und hinten unterließ. Die verzögerte Reaktion auf Richtungswechsel machte sich aber auch am Hinterrad bemerkbar, und zwar durch gelegentliches seitliches Versetzen, was aber weniger unangenehm war als am Vorderrad.
Wenn ich noch einmal eine vergleichbare Reise machen würde, würde ich vorne den 32er Hyper (etwa gleich breit wie der 37er TopContact) und hinten (vielleicht) wieder den TopContact montieren.
Vor der Reise war ich davon ausgegangen, dass ich nach Beendigung oder sogar schon während der Tour neben der Kette auch das Ritzelpaket und vielleicht auch das eine oder andere Kettenblatt würde entsorgen müssen. Aber weit gefehlt. Die inzwischen demontierte und gründlich gesäuberte SRAM 990 – Kassette weist kaum erkennbaren Verschleiß auf; keinerlei Sägezahnbildung; von einer neuen, noch ungebrauchten 990 kaum zu unterscheiden. Auch die T.A.-Kettenblätter sind weit davon entfernt, entsorgt werden zu müssen. Dabei hatte ich für das kleinste (24 Z.) und mittlere (36 Z.) jeweils ein Ersatzblatt mitgenommen.
Sonstige Ausrüstung
Zelt: Da ich bei der Planung der Reise immer wieder gelesen und gehört habe, man solle für die amerikanischen Campgrounds mit ihren oft sehr harten Böden möglichst ein selbst stehendes Zelt mitnehmen, habe ich keines meiner beiden Hilleberg-Tunnel mitgenommen, sondern erst in Vancouver bei MEC ein MSR Hubba Hubba gekauft. Mit umgerechnet gut 200 € plus 25 € für das Footprint auch kein allzu teurer Spaß. Ich habe es intensiv genutzt, und es hat die Reise ohne Defekte überstanden.
Ganz selbst stehend ist es allerdings nicht. Ohne zwei Häringe lassen sich die Apsiden nämlich nicht nutzen. Auch die restlichen vier Häringe habe ich an den meisten Tagen eingesetzt. Die mitgelieferten 6 Häringe sind übrigens von sehr guter Qualität. Nicht zufrieden war ich mit der Belüftung. Bei geschlossenen Apsiden ist sie nämlich gar nicht vorhanden. So habe ich meistens auf jeder Seite eines der Seitenteile nur teilweise geschlossen. Trotzdem hatte ich auch bei trockenem Wetter morgens oft ein klatschnasses Außenzelt.
Rückblickend muss ich sagen, dass ich mit meinem Hilleberg Nammatj2 eher besser gefahren wäre und die Investition in ein zusätzliches Zelt unnötig war.
Schlafsack und Liegematte
Mein in die Jahre gekommener Feathered Friends Swallow hat sich auch auf dieser lange Reise bestens bewährt. Ich habe ihn immer nur als Zudecke genutzt, und das auch bei den Übernachtungen in Motels. Inzwischen dürfte aber eine gründliche Reinigung fällig sein, vielleicht auch verbunden mit einer leichten Auffüllung der Daunen. Problemlos war auch die Kaikialla-Liegematte.
Kleidung und Schuhe
Wie üblich hatte ich auch auf dieser Reise zu viel an Kleidung eingepackt. Nach etwa 2 Wochen habe ich daher von Montana ein 7-Kilopaket nach Hause geschickt. Vor allem mit Sachen für nasskaltes Wetter, welches ich zum Glück niemals hatte. Ich konnte, von wenigen Tagen in den frühen Morgenstunden abgesehen, immer mit einem kurzärmeligen Trikot fahren; eine lange Hose habe ich kein einziges Mal getragen, von der Regenhose auf einer Fahrt bei Gewitter mal abgesehen.
Wie weiter oben angegeben habe ich auf der Reise viel Gewicht verloren; das vor allem in den sehr heißen Tagen im Westen und auf der Fahrt über die Prairie. Nach 4 ½ tausend Kilometern habe ich mich daher in dem bei Transcanada-Bikern bekannten Radladen VELORUTION in Sault Ste Marie neu einkleiden müssen. Statt Hose und Trikot in Größe L bzw. XL passt mir jetzt Größe M. Ich hoffe, das wird lange anhalten.
Ein kleines Problem hatte ich auf den früheren Radreisen immer mit den Radschuhen, wenn ich auf langen Tagesetappen 7 oder mehr Stunden auf dem Rad unterwegs war. Nach 5-6 Stunden fingen die Füße an zu schmerzen. Mit Sandalen war das weniger schlimm. Gerne bin ich daher mit den Shimano Sandalen anstelle von normalen Radschuhen gefahren.
Kurz vor der Reise besorgte ich mir zusätzlich die gerade neu auf den Markt gekommenen Keen Arroyo Pedal; eine Mischung aus Sandale und Schuh. In den ersten Tagen trug ich dann im Wechsel die Shimano-Sandale und die Keen Arroyo Pedal. Mit beiden kam ich bestens zurecht. Zum Laufen allerdings mit den Keen deutlich besser. Ich habe dann die Shimanos in dem Bekleidungspaket mit nach Hause geschickt.
Eigentlich hatte ich vorgehabt, mir unterwegs irgendwo noch neue leichte Sportschuhe oder Sandale zuzulegen. Die Keen Arroyo erwiesen sich aber auch beim Laufen als so bequem, dass mir der Gedanke im weiteren Verlauf meiner Reise gar nicht mehr gekommen ist.
Es ist überhaupt das erste Mal, dass ich auf einer Radreise auch nach 8 oder 9 Stunden im Sattel keine Probleme mit den Füßen hatte. Für meine breiten Treter sind die Arroyo offensichtlich genau richtig.
Radtaschen und Gepäckverteilung
Wie auf meinen vorherigen Reisen hatte ich hinten zwei Ortlieb-Bike-Packer Plus, in denen ich Kleidung und Schlafsack verstaut hatte; vorne am Lowrider zwei VAUDE-Taschen, die als Hinterradtaschen konzipiert sind, aber ideal auf dem vorderen Tubus Ergo passen. In der einen hatte ich Werkzeug, Ersatzteile und Regenkleidung, in der anderen meine Küche samt den Essensvorräten untergebracht. Beide Taschen waren damit nicht ganz voll; ich hatte somit immer Packreserven für z.B. unterwegs getätigte Einkäufe. Die aus recht dünnem Material gefertigten VAUDE´s sollten eigentlich wasserdicht sein, waren es aber von Anfang an nicht 100%ig. Zudem hatten sie von früheren Reisen etliche Löcher, die ich geflickt hatte. Auf dieser Reise kamen einige hinzu, vor allem, weil man mit den sehr weit nach unten reichenden Taschen oft an Bordsteinen entlang schrammte. Das kann man folglich den Taschen selbst nicht als Mangel zurechnen. Nach dieser Reise dürften sie ausgedient haben, und ich werde sie wohl entsorgen. Die noch neueren Ortliebs sind weiterhin makellos.
Zusätzlich hatte ich hinten – zuerst quer, später längs - einen mittelgroßen roten Ortlieb-Sack, in dem ich die recht sperrige Liegematte, sowie weitere Utensilien verstaut hatte. Das in Vancouver gekaufte Zelt hatte ich in den ersten Wochen längs zwischen den Ortliebs auf dem Cargo, sodass er den Zwischenraum, den die über den Cargo hinausreichenden Taschen frei ließen, ausfüllte. Später stellte ich fest, dass sich im zuvor nicht ganz gefüllten Ortlieb-Packsack auch noch das Zelt unterbringen ließ. Den damit dann recht prall gefüllten Sack konnte ich längs auf dem Tubus zwischen den Taschen unterbringen.
Natürlich hatte ich auch noch eine Lenkertasche, eine Ortlieb, die schon etliche Reisen und Touren mitgemacht hatte. Mit der Zeit hatte sich die innere Verstärkung des Taschendeckels nach innen, statt nach außen, wie gedacht, verbogen, sodass der Deckel immer nach unten gestülpt war, wodurch sich bei Regenwetter dort Wasser ansammelte. Meine Versuche, durch Klebeband die Plastikversteifung in die richtige Form zu bringen und dort zu halten, hatten immer nur kurzzeitigen Erfolg.
Zudem ergab sich bei der ersten Einreise in die USA ein zusätzliches völlig unerwartetes Problem. Die energische Beamtin bei Immigration-Control vermutete offensichtlich unter der mit Klebeband befestigten Deckelversteifung ein Versteck für Sachen, die man nicht in die USA einführen darf. Ich musste die Klebestreifen entfernen, sodass sie sehen konnte, ob sich zwischen Deckel und Plastikversteifung etwas Unerlaubtes befand. Es befand sich dort natürlich nichts dergleichen. Für mich war gab dieses Ereignis aber mit ein Grund, mich bei passender Gelegenheit von der alten Ortlieb zu trennen und eine neue Lenkertasche zu kaufen. Diese Gelegenheit bot sich bei meinem Besuch in der Zentrale von ACA in Missoula. Ich hatte immer schon damit geliebäugelt, Radtaschen von Arkel aus Quebec kennenzulernen. Bei ACA hatte man solche vorrätig. Ich kaufte mir die große Version in leuchtendem Gelb.
An der gefällt mir vor allem, dass sie diverse Innen- und Außentaschen hat, man somit seinen Kleinkram besser sortiert unterbringen kann. Dass sie, da aus normalem Cordura, nicht wasserdicht ist, war mir bekannt. Bei Regen kommt folglich ein wasserfester Überzug drüber. Da ich kaum bei Regen unterwegs war, hat mich das nicht gestört. Ein zusätzlicher Vorzug im Vergleich zur Ortlieb ist, dass sich der Deckel mit einer Hand schnell und einfach öffnen und schließen lässt, was bei der Ortlieb immer in Fummelei ausartete, während der Fahrt folglich recht lästig war.
Rückspiegel
Obwohl ich normalerweise ohne Rückspiegel unterwegs bin, hatte ich mir für die Amerikareise einen Spiegel besorgt und am Lenker an der linken Seite unmittelbar unter dem Bremsgriff montiert. Das war auch gut so! Denn auf den Highways in den Staaten wie in Kanada sollte man schon den von hinten kommenden Verkehr ständig im Blick haben, aber auch gleichzeitig den rechten Fahrbahnrand beobachten, um den Löchern und Rissen im Belag sowie dem dort oft herumliegenden Unrat ausweichen zu können.
Ich hatte einen gängigen Rückspiegel von BUMM montiert, der die gesamte Reise ohne Defekt überstanden hat. Schon vor Reiseantritt hatte ich allerdings die serienmäßige Fixierung mittels einer dicken Madenschraube aus Kunststoff durch zwei kräftige Kabelbinder ersetzt. Kommunikation
Ich war während der fast dreimonatigen Abwesenheit fast immer per Mobiltelefon erreichbar und konnte mit meiner Familie Kontakt aufnehmen. In Kanada funktionierte das mit der normalen deutschen SIM-Karte. Zu meiner Überraschung hatte ich jedoch in einigen Regionen keine Netzabdeckung(Rogers); so in einzelnen Abschnitten auf dem Transcanada-Hw im nördlichen Ontario und später in Nova Scotia.
Für die USA besorgte ich mir vor der Reise in Deutschland eine Cellion-SIM-Karte, mit der ich unter einer normalen amerikanischen Telefonnummer nur ganz kurzzeitig mal nicht über das AT&T-Netz erreicht werden konnte. Da ich mehrfach zwischen den USA und Kanada hin und her fuhr, musste ich also gelegentlich die SIM-Karte austauschen, was aber kein Problem war. Der Erwerb der Cellion-Karte selbst war mit keinerlei Kosten verbunden. Ich bekam lediglich für jeden Monat eine detaillierte Abrechnung über die geführten Gespräche. Und die fielen überraschend gemäßigt aus. Nach der Rückkehr habe ich den Vertrag wieder gekündigt, was auch problemlos und ohne Kosten erfolgte. Neben dem Mobiltelefon hielt ich auch Kontakt per E-Mail. Erstmalig hatte ich zu dieser Reise ein Netbook (ASUS EeePC 1018) mitgenommen. Ich habe damit Zwischenberichte erstellt und meiner Familie und einigen Freunden per E-Mail zugestellt. Außerdem konnte ich mich über das Geschehen in der Welt und Zuhause auf dem Laufenden halten. Freien Netzzugang hatte ich an den Übernachtungsorten fast überall; ich konnte sogar auf etlichen Campingplätzen im Zelt sitzend surfen.
Ich transportierte das kleine ASUS in der linken Ortlieb am Hinterrad, wo es vom Schlafsack und der dort untergebrachten Ersatzkleidung offensichtlich so hinreichend geschützt war, dass selbst die normale Festplatte etliche Umfaller ohne Ausfall überstanden hat.
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#807185 - 09.03.12 15:40
Re: Von Vancouver nach Halifax 2011
[Re: rayno]
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Respekt! Klasse Tour! Danke für deinen ausführlichen Bericht einschließlich der Fotos. Harald
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#819620 - 17.04.12 22:12
Re: Von Vancouver nach Halifax 2011
[Re: rayno]
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Sehr schöner Bericht. Danke dafür!
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#819624 - 17.04.12 22:33
Re: Von Vancouver nach Halifax 2011
[Re: rayno]
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grüner fleck
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Sehr informative Berichte mit Auge für die Schönheit des Nordamerikanischen Kontinents. Stattlicher Tagesschnitt trotz schwieriger Bedingungen und Gepäck. Danke.
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#823345 - 30.04.12 19:19
Re: Von Vancouver nach Halifax 2011
[Re: rayno]
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Hallo Lothar, danke für den tollen Reisebericht. Ich lese sowas lieber im Zusammenhang, so dass sich der Rezensent erst jetzt meldet. Hat mir sehr gut gefallen. So eine Tour steht bei mir ganz oben auf der Wunschliste, nun umso mehr. Hast 'ne jute Schreibe und einen feinen Humor! Alte Schule eben. Danke auch für die vielen Infos nebenbei und konzentriert am Schluss. Auch Deine Überlegungen, die Du Deiner Planung zugrunde gelegt hast, sind für mich sehr wertvoll. Werde mir alles mal ausdrucken und in meine „Plan-Schublade“ legen. Leider sind im Moment 81 Tage im Paket nicht drin. Sei froh, dass Dich der Bär ignoriert hat. Dafür konntest Du bei „gutsituierten Damen zwischen 50 und 60“ punkten. Kein Wunder bei Deinem Kampfgewicht. Nebenbei: Ich habe 1994 in Tucson, AZ eine von diesen Startrampen besichtigt. Die Interkontinentalrakete mit Kernsprengsatz war ein paar Jahre davor infolge START-Abkommen entschärft worden. Da war der Deckel nur halb drauf. Der Motor zum Deckelöffnen war demontiert und durch einen Betonblock ersetzt. Das Ganze war so angeordnet, dass es per Satellit kontrolliert werden konnte. Habe mal gefragt, was das Ziel von dem Feuerwerkskörper war. Die Antwort war, dass das niemand am Standort je wusste. Hätte mich echt interessiert. Vielleicht war die für meinen Vorgarten vorgesehen. Statt dessen soll der „halbe“ Code im roten Köfferchen im Safe hinterlegt gewesen sein. Die andere Hälfte wäre im Ernstfall aus dem Weißen Haus gekommen. Gut, dass das vorbei ist. Freue mich auf den 7.7. Gruß Dietmar
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