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#855053 - 16.08.12 08:58
Re: Jakobsweg mal wieder
[Re: lufi47]
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Ich mag den Frühsommer wegen der Blüte. Außerdem wollten wir Südfrankreich durchquert haben, bevor es dort allzuheiß wurde.
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#855168 - 16.08.12 15:17
Re: Jakobsweg mal wieder
[Re: lufi47]
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Hallo, wir starten in 2 Wochen ab Pamplona. Was ich deutlich herauslese ist wohl die Tatsache, dass die Suche nach der Route eine ziemliche Nervensache ist. Hat jemand eine geeignete Route zufällig mit gespeichert und würde ihn zur Verfügung stellen? Ich habe im Gpsies z.b. diese route gefunden. Von demjenigen "Verfasser" gibt es die restliche Teilstrecken auch. Viele Grüße Rennrädle
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Geändert von Rennrädle (16.08.12 15:18) |
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#855170 - 16.08.12 15:24
Re: Jakobsweg mal wieder
[Re: Rennrädle]
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Schau mal im wiki, da gibts was.
Detlef
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#855177 - 16.08.12 15:49
Re: Jakobsweg mal wieder
[Re: Deul]
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Was ich dich schon fragen wollte: Ist das die Bikeline-Route? Da fehlen gegenüber der vom Radreisebuch 2000 Höhenmeter. Kann das sein?
Das Wichtigste ist, in Leon den richtigen Abzweig zu nehmen.
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#855178 - 16.08.12 15:53
Re: Jakobsweg mal wieder
[Re: Fricka]
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Das wird ne Mischung sein, wir sind damals komplett ne straßenalternative gefahren, die wurde wohl gemichst mit einer die hauptsächlich auf dem Pilgerpfand.
Unsere Quelle war der führer von christina Brugger und Alexandra Fritschi.
In Leon hab ich mich auf das GPS verlassen und bin einfach nach Navi gefahren.
Gruß Detlef
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#855183 - 16.08.12 16:19
Re: Jakobsweg mal wieder
[Re: Deul]
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Dann vermute ich mal, dass du auf Leon zu auch die Autobahn genommen hast. Das ist die einzige Alternative zur Fußgängerbrücke.
Wir hatten nichts Navi-mäßiges dabei. Auch keine Karte. Wir sind nach den Bikeline-Karten gefahren. Unter Berücksichtigung der alternativen Vorschläge der beiden anderen Bücher, die aber keine (Radreisebuch) oder unübersichtliche (Bruckmanns) Karten enthielten. Das ging im Grunde.
Inwieweit man den "echten" Jakobsweg benutzen kann, ist natürlich nicht nur geschmacks- sondern auch witterungsabhängig.
Trotzdem sind es auffallend wenig Höhenmeter.
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#855191 - 16.08.12 17:07
Re: Jakobsweg mal wieder
[Re: Deul]
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vielleicht eine Anfängerfrage:
wie kann ich eine kmz-Datei für ein Garmin fähige Datei machen?
Rennrädle
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#855211 - 16.08.12 18:23
Re: Jakobsweg mal wieder
[Re: Fricka]
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Nee Autobahn war nicht bei, ich hab einfach uf ein Stück witer draußne gezeigt, und dann einfach routen lassen.
Detlef
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#855212 - 16.08.12 18:24
Re: Jakobsweg mal wieder
[Re: Rennrädle]
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einfach in basecamp importieren und dann sollte es gehen.
Detlef
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#855321 - 17.08.12 06:53
Re: Jakobsweg mal wieder
[Re: Fricka]
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37. Tag
Eigentlich möchten wir jetzt in Santiago ankommen. Von weiteren Highlights ist nicht so recht die Rede. Die speziellen Herausforderungen haben wir bewältigt. Es sind noch knapp 150 km, also zwei Tage. Passende Campingplätze sind nicht mehr in Aussicht. In Sarria wäre noch einer, aber das ist nur einen Ort weiter. Also mal sehen. Der Bruckmann-Führer bezeichnet das, was nun noch kommt, als „entspanntes Ausrollen über Galiziens grüne Hügel“. Wir stellen allerdings bald fest, dass diese Hügel so in etwa Harzformat haben und sehr, sehr zahlreich sind. Zudem geht es meist durch den Wald, so dass von Landschaft und Aussicht wenig die Rede ist. Und ein großer Teil der Strecke, wird auf einer stark befahrenen Straße zurückgelegt. Der Jakobsweg ist größtenteils hier für unsere Räder nicht befahrbar. Zu schmal. Zu steil. Zu steinig. Und zu bevölkert. Auf dem letzten Stück sind ganze Heerscharen von Pilgern unterwegs. Überwiegend Spanier.
Eine Bergkette nach der anderen baut sich vor uns auf und will überklettert werden. Die Straße führt meist im Bogen drüber. Zunächst ist sie noch relativ wenig befahren. Es gibt auch einen Seitenstreifen. Und an den Steigungen wird es dreispurig. Das ist machbar, ohne dass es allzu eng wird.
Sarria erweist sich allerdings nicht mehr als hübsches Örtchen, wie wir sie bisher hatten. Eher Ponferrada in klein. Plattenbauten. Verkehr. Und viele Geschäfte. Nachdem wir im ersten Supermarkt gleich eingekauft haben, weil wir bisher selten an welchen vorbeigekommen sind, passieren wir einen nach dem anderen. Eine lange gerade Straße durchquert den Ort. Am Ende überqueren wir eine große Kreuzung bevor es wieder steil nach oben geht. Bis wir an den Stausee von Portomarin abfahren, bleibt die Landschaft unverändert. Ab und zu treffen wir die Niederländer, mit denen wir immer mal wieder zusammen gezeltet haben. Alle wollen jetzt ankommen. Langsam aber sicher reicht es. Durchhalteparolen werden ausgegeben.
Der Stausee liegt ganz nett da. Wir überqueren mehrere Brücken, wollen aber weiter. Portomarin sieht in erster Linie schon mal vergammelt aus. Wir lassen es liegen und machen uns an die nächste Steigung. Irgendwie fühlt sich das heute so an, als ginge es ausschließlich bergauf. Ab Portomarin ist das definitiv der Fall. Ab und zu geht es durch ein Gewerbegebiet. Die Straße ist von Autos nun fast unbefahren. Daneben führt der Fußweg durch die Büsche. Er ist hier ausgesprochen ungepflegt. Das Gras wuchert hoch. Oder es ist gerade gemäht aber das Mähgut liegt noch drauf.
Fünf MTBs werden auf die Straße getragen. Sie haben sich im Gras verfangen. Ihre Fahrer versuchen, die langen Halme aus Schaltung und Speichen zu ziehen. Die Wanderer lachen sich tot und fotografieren sie dabei. Die Sportradler zwischen den Fußgängern sind nicht besonders beliebt. Ein Rad hat es erwischt. Es hat einen bösen Achter im Hinterrad. Kein Problem, der Besenwagen erscheint. Die Fahrradwerkstätten fahren mit Vans und Fahrradträgern beständig Patrouille.
Mit uns mühen sich viele, viele Radfahrer die Dauer-Steigung hinauf. Alle ohne Gepäck. Dazu werden die unterschiedlichsten Techniken benutzt. Die Männer schieben ihre Frauen hoch. Väter ihre Töchter. Das sieht ziemlich anstrengend aus. Unser eigenes Geheimrezept lautet: Zurückschalten und geduldig treten. Sehr geduldig heute. Hier wird man auch weder mit schönen Ausblicken belohnt, noch gibt es nette Bars am Wegesrand. An einer einzigen kommen wir vorbei. Keiner fährt oder läuft dran vorbei ohne Einzukehren.
An einer Kreuzung verlieren wir die Straße. Eigentlich hätten wir nur geradeaus fahren müssen, aber es gab kein geradeaus. Wir übersehen einen schmalen Abzweig und sind Sekunden später erheblich tiefer auf einer ganz anderen Straße. Wir beschließen, nicht umzukehren, sondern Feldwege quer über die Hügel zu benutzen, um auf den Jakobsweg zurückzukehren. Sofort landen wir in einer landwirtschaftlichen Idylle. Richtig schade, dass wir dank der Hilfe der Anwohner sehr bald wieder auf der richtigen Strecke sind.
Die ist nun ein winziges Sträßchen geworden, das durch winzige Dörfchen verläuft. Eine echte Verbesserung. Die Steigung ist auch verschwunden. Wir kommen an eine Säule neben einem Rastplatz. Der Ort wird mit „Pilgerfriedhof“ bezeichnet. Unheimlich. Die Säule ist mit Totenköpfen verziert. Der ideale Ort für ein gemütliches Picknick. Es sieht eher wie eine Gerichtssäule aus. Also diese Dinger, die auch als Pranger und Galgen benutzt wurden.
Wir durchfahren Ligonde und erreichen Einaxe. Nun sind wir endgültig im ländlichen Spanien angekommen. Wir kehren erst einmal in die einzige Bar ein, die urgemütlich ist. Ein Bier führt zum nächsten. Hier sitzen bereits jede Menge alte und neue Bekannte. Der Regen hört auf. Die Sonne kommt durch. Warum weiterfahren?
Gegenüber gibt es eine Pension mit zwei Zimmern. Die sind schon vergeben. Und ein Refugio. Darin ist noch Platz. Es ist modern, neu und sauber. Trotzdem würden wir lieber draußen schlafen. Wegen der frischen Luft. Wegen der Ruhe. Und wegen der angedrohten Bettwanzen. Wir fragen, ob wir unser Zelt aufbauen dürfen. Und falls ja, wo. Egal. Wir sollten die normale Übernachtungsgebühr bezahlen. Dann können wir zelten und im Refugio duschen. Toiletten sind sowieso nie ein Problem. Es gibt überall welche. Und man muss nicht „Gast“ sein, um sie zu nutzen.
Das einzige Stück Rasen ohne Kuhfladen ist der Dorfplatz. Da stellen wir unser Zelt hin. Nebenan weiden die Kühe bis sie neben unserem Zelt getränkt werden und ins Dorf laufen. Ein Pilger mit Esel pflockt das Tier neben uns an, um auch im Refugio zu übernachten. Sehr malerisch das alles. Komplettiert noch durch einen Hund in Stiefeln mit Rucksack und eigenem Pilgerpass. Nichts fehlt mehr.
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#855346 - 17.08.12 08:28
Re: Jakobsweg mal wieder
[Re: Fricka]
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Wir fanden damals das "gemütliche Ausrollen" als das härteste Stück auf dem Camino.
Detlef
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#855363 - 17.08.12 09:08
Re: Jakobsweg mal wieder
[Re: Fricka]
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Wir sind nach bikeline gefahren und die Strecke hatte auch Nichts von gemütlichem Ausrollen. Aber für uns war es nicht die schwerste Etappe, da fand ich die Steigung aus Pamplona heraus und später zum Eisenkreuz hoch deutlich anstrengender. Aber Platz 3 hat die Strecke sicher.
Gruß Lutz
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#855369 - 17.08.12 09:20
Re: Jakobsweg mal wieder
[Re: lufi47]
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Ich kann das so eindeutig gar nicht sagen. Am schwersten fiel mir die Tour durch den Hunsrück. Weil da von Kondition noch nicht die Rede war.
Aber das letzte Stück war absolut heftig. Es ist relativ schwer, einen Sinn darin zu sehen, auf so einem Seitenstreifen Steigung um Steigung abzuackern. Außerdem wurde der Regen immer stärker. Weshalb wir auch drauf verzichtet haben, nach Finisterre weiterzuradeln. Es regnete am Ende praktisch ganztags ausdauernd. Und auch zwischen Santiago und Finisterre änderte sich an der Strecke nichts.
Wir haben das dann mit dem Auto erledigt. Das hatte was nach der langen Tour.
Ab Pamplona hat Bikeline eine merkwürdige Wegführung. Da sind wir nicht gefahren. Einfach nur so irgendwelche Straßen lang - das finde ich ziemlich demotivierend.
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Geändert von Fricka (17.08.12 09:24) |
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#855467 - 17.08.12 15:32
Re: Jakobsweg mal wieder
[Re: Frank-a-D]
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ich habe mir die 3 ganz normalen Michelin Straßenkarten besorgt und darin die Bikeline Route mit Leuchtstift eingemalt.
Mit den Michelinkarten habe wir in Frankreich/Bretagne ganz gute Erfahrungen gemacht. Diese wird auf jeden Fall mitkommen.
Vielleicht male ich die vom Kay Weyror auch noch hinein.
Gruß Rennrädle
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#855469 - 17.08.12 15:40
Re: Jakobsweg mal wieder
[Re: Rennrädle]
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Keine schlechte Idee. Dann kannst du je nach Wetter, Lust und Laune entscheiden, welche du nehmen willst. Der Bruckmann nutzt ein Zwischending.
Die Bikeline-Strecken sind teilweise ziemlich langweilig, weil weit entfernt vom Jakobsweg. Auf anderen Strecken sind alle drei Varianten gemeinsam unterwegs. Es hing bei uns auch von der Tagesform ab und wie weit wir an dem Tag noch wollten/mussten. Bei knapper Zeit waren wir Umwegen nicht so aufgeschlossen und eher bereit, mal mehr Verkehr in Kauf zu nehmen, was oft die Alternative ist.
Was die Benutzung des Fußwegs betrifft, kannst du dich im Großen und Ganzen auf den Wewior verlassen. Wenn der meint, dass der für Räder fahrbar ist, ist er das auch. Und falls nicht, nimmt man den nächsten Abzweig zur Straße. Weit ist das nie. Man kann also ruhig probieren, ob man das mag. Die Fußweg-Führung ist die landschaftlich schönste. Außerdem hat man nur dort das Jakobsweg-Feeling durch die Gemeinschaft mit all den Pilgern.
Bis einem das Schotter-Gerumpel zuviel wird. Oder der Betrieb. Oder die Straße wirklich direkt neben dran ist.
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#855604 - 18.08.12 06:31
Re: Jakobsweg mal wieder
[Re: Fricka]
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38. Tag
Am Morgen klingelt der Bäckerwagen neben uns. Das ist ein Leben. Nun gibt es auch noch ein Frühstück. Der Esel hat sich über Nacht losgerissen und ist verschwunden. Sein Besitzer (na gut, das sind Leihesel, die kann man mieten) macht sich auf die Suche. Wir können uns von diesem Ort kaum trennen. Heute wollen wir bis Santiago. Also los. Das, was wir gestern nicht mehr gefahren sind, kommt heute dazu. Ein kurzes Stück geht es noch auf dem schmalen Sträßchen weiter. Dann stoßen wir an einem Cafe auf die Hauptstrecke Lugo-Santiago. „Hier endet der idyllische Teil des Camino.“ Kann man im Reiseführer lesen.
Ab jetzt geht es wieder auf dem Seitenstreifen die Straße entlang. Die Radfahrer asphaltiert. Daneben der Schotter für die Fußgänger. Auf und ab im Nieselregen durch die bewaldeten Hügel Galiziens. Das wird jetzt zur Pflichtübung. Die Orte passen sich an. Sie sind unendlich öde und hässlich. Plattenbau an Plattenbau. Und nebenan der starke Autoverkehr mit all seinem Lärm und Dreck. Palas de Rei, Arzua, Ort um Ort, Kilometer um Kilometer geht es voran.
Noch eine lange Steigung hinauf zum Flughafen, am Kreisel abbiegen und da steht er, der Grenzstein. Santiago. Alle stehen Schlange, um sich daneben zu fotografieren. Der Flughafen scheint nicht sehr belebt. Während wir an ihm entlangfahren, startet gerade mal ein Flugzeug. Wir fahren bis zum Terminal, um uns anzugucken, wie es da in Richtung Fahrradversand aussieht. Wir erfragen Preise und sehen ankommenden Radfahrern zu. Zerlegt wird hier nicht. Alle bringen ihre Räder in Kartons, so dass der Verpackungsservice Däumchen dreht.
Es regnet jetzt stärker. Unsere Führer raten davon ab, den Fußweg über Monte Gozo zu nehmen. Wir bleiben auf der Straße. Es geht noch über mehrere Hügel. Santiago ist sehr uneben. Wir müssen uns noch einmal heftig verausgaben, um zur Altstadt zu kommen. Einmal falsch abbiegen, kostet viele, viele Höhenmeter. Aber schließlich biegen wir auf den Platz vor der Kathedrale ein. Geschafft. Da steht sie. Der Parador nebendran. Wir lassen uns zwischen den vielen anderen Pilgern nieder, die hier liegen und sitzen. Wir trinken die mitgebrachte Flasche Sekt. Da sind wir nicht die einzigen. Das ist schon ein irres Gefühl. Heute und in den nächsten Tagen treffen wir noch einmal alle Leute, mit denen wir unterwegs Teilstrecken gemeinsam zurückgelegt haben. Sogar die, die mit uns zusammen aus Vezelay aufgebrochen sind. Das hat was von einem schlechten Film, wo zum Happy End alle Mitwirkenden noch einmal auftauchen.
Wir holen uns im Pilgerbüro die schwer verdiente Compostela ab, indem wir unsere Pilgerpässe vorlegen. Jeder hat inzwischen zwei, weil einer nicht gereicht hat. Danach holen wir uns in der Touri-Info einen Stadtplan und lassen uns zeigen, wo der Campingplatz ist. Einige Bekannte sind schon dorthin aufgebrochen. Ansonsten scheint Santiago ausgebucht zu sein. Viele suchen heftig nach einer Unterkunft. Nach einem Bummel durch die Altstadt fahren wir auf den Campingplatz, entdecken dort einen großen Pool, bauen unser Zelt auf und beginnen uns von Pilgern in Touris zu verwandeln.
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#855633 - 18.08.12 08:07
Re: Jakobsweg mal wieder
[Re: Fricka]
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schreibt bitte noch etwas über die restlichen Tage und wie ihr die Rückfahrt erlebt habt. Danke Jürgen
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° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° Reisen + | |
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#855809 - 19.08.12 06:57
Re: Jakobsweg mal wieder
[Re: Fricka]
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39. Tag
Wir schlafen gründlich aus und erreichen gerade noch um 12 Uhr die Innenstadt, um am täglichen Pilgergottesdienst teilzunehmen. Die Kathedrale ist bis in den letzten Winkel voller Menschen. Wir treffen wieder viele Bekannte. In den Seitenschiffen hängen Großbildschirme, um die Messe zu übertragen. Die Rucksäcke stapeln sich. Die meisten Pilger sehen so aus, als wären sie im Moment angekommen. Wahrscheinlich sind sie das auch. Es herrscht eine ausgelassene freudige Stimmung.
An einen Sitzplatz ist gar nicht zu denken. Wir schaffen es aber, einen Stehplatz zu finden, der einen Blick auf den Altar erlaubt. Über dem Altar sieht man die goldene Statue des Jakobus. Da es zum Pilgern gehört, ihn zu umarmen, sieht man in kurzem Takt die sich von hinten durchstreckenden Arme der Leute, die sich endlich dorthin durchgewartet haben.
Höhepunkt des Gottesdiensts ist das Schwenken des Botafumeiro. Eines riesigen Weihrauchkübels. Er schwingt durch die Seitenschiffe 30 m hoch. Sechs Mönche hängen unten dran und halten ihn in Bewegung. Alles fotografiert. Am besten sieht man das übrigens vom Querschiff aus. Guckt man aus dem Hauptschiff, sieht man ihn nur vorbeisausen. Die Begeisterung der Menschen hat jetzt ihren Höhepunkt erreicht. Sie sind kaum noch zu bremsen. Aber um das doch noch hinzukriegen, gibt es eine Nonne am Mikrofon, die laut Silencio ruft und die Freude niederzischt. So verlassen alle geordnet die Kathedrale.
Wir durch das Nordportal. Dort treffen wir auf ein hochgehaltenes Schild, auf dem „Deutsche Gesprächsrunde“ oder so ähnlich steht. Ein pastorales Projekt des Bistums Stuttgart-Rottenburg. Wir gehen mit und landen in einem Stuhlkreis, wo das übliche Gespräch über das „woher, wo lang und warum“ geführt wird. Das ist immer wieder interessant.
Speziell auch gruppendynamisch. Wir treffen diesmal u.a. auf drei Teilnehmer einer Vierer-Fahrrad-Männer-Gruppe. Der erste berichtet, er habe auf dieser Fahrt gelernt, seine eigene Meinung und seine eigenen Interessen zurückzustellen. Es gehe auch, wenn man einfach mal mitmacht und sich selber zurücknimmt. Der zweite erzählt, dass man andere keineswegs so nehmen müsse, wie sie sind, sondern ihnen auch deutlich die Meinung sagen müsse. Ohne Rücksicht auf Verluste. Der Bericht des dritten entspricht dem ersten. Und der Vierte? Ist zwar in Santiago. Guckt seine Reisegenossen aber nicht einmal mehr mit dem Hintern an. Die Tour können wir uns lebhaft vorstellen.
Wir werden noch zu einem „spirituellen Rundgang“ und einem deutschen Gottesdienst eingeladen, bevor es uns wieder auf Touri-Pfade verschlägt.
Auch sonst gibt es viel zu sehen. Schön auch die belebten Altstadtgassen. Santiago swingt. Überall fröhliche Menschen und Musik an allen Ecken. Wir klappern die Fahrrad-Transporteure und Kartonläden ab. Langsam sinkt der Preis.
Aber im Grunde ist dies unser Santiago-Tag. Wir gehen gemütlich essen. Sitzen in Cafes. Amüsieren uns in den Andenkenläden. Heimflug und Leihwagen haben wir vor ein paar Tagen schon im Internet gebucht. Der Autoverleih war telefonisch der Meinung, unsere Räder könnten dort so lange stehen bleiben.
Es regnet weiter wie aus Eimern. So bin ich froh, nicht mit dem Fahrrad nach Finisterre zu müssen. Durch die grünen Hügel Galiciens. Über unglaublich viele Höhenmeter. Es tut gut, sich mal auszuruhen.
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#856097 - 20.08.12 07:01
Re: Jakobsweg mal wieder
[Re: Fricka]
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40. Tag
Wir fahren mit den Rädern zum Flughafen, um unseren Leihwagen abzuholen. Es regnet wie aus Eimern. Die Verleihstation ist in einer der diversen Tiefgaragen des Terminals. Wir finden die richtige Einfahrt nicht und müssen schließlich mit dem Fahrstuhl fahren. Abgehetzt und tropfend kommen wir beim Verleiher an. Leider können wir unsere Räder dort nicht abstellen, wie man es uns eigentlich zugesagt hatte. Der Flughafen bietet dazu eine Möglichkeit an. Es würde uns 20 € pro Tag kosten. Da wir 10 Tage unterwegs sein wollen, ist uns das deutlich zu teuer. Also laden wir die Räder in das Auto und fahren zurück zum Campingplatz. Kein Problem, dort dürfen sie bleiben. Sie werden in einer Art Garage eingeschlossen.
Wir brechen mit dem Auto nach Finisterre auf. Es ist eine Art Unterwasserfahrt. Wir genießen das. Wir haben die Heizung aufgedreht und unsere nassen Sachen zum Trocknen auf dem Rücksitz ausgebreitet. Cap Finisterre ist im Grunde unspektakulär. Da haben wir am Atlantik schon ganz andere gesehen. Obwohl die Felsen nicht besonders aus dem Wasser ragen, kann man das Wasser von oben in Regen und Nebel kaum sehen. Es bläst ein Wind, der einen beinahe von den Füßen weht. Am Cap steht ein Metallkreuz, über dem verkohlte Ausstattungsreste hängen. Es steht zwar ein Verbotsschild bezüglich solcher Aktionen daneben, an das sich aber wohl keiner hält. Die Fläche um das Kreuz gleicht einer Müllhalde. So bleiben wir nicht lange.
Die Umgebung ist schön. Wir übernachten in einem Hotelzimmer mit Blick über Terrasse und Strand, suchen am nächsten Morgen Jakobsmuscheln und fahren weiter die Küste entlang, besuchen La Coruna. Besuchen Einkaufszentren, die uns deutsche Landeier staunen lassen und kehren über Lugo zum Jakobsweg zurück. In Lugo erleben wir eine faszinierende Fronleichnamsprozession. Mal wieder. Der Jakobsweg fasziniert uns immer noch. Wir besuchen noch einmal Cruz de Ferro und Cebreiro. Verbringen eine Nacht auf dem Campingplatz in Golpejar bei Leon. Und fast noch einmal eine auf dem in Villafranca. Wir können uns gerade noch bremsen, als mal wieder ein Wolkenbruch einsetzt und flüchten in ein Hotel in Trabadelo.
Von Leon aus fahren wir nordwärts und verlieben uns in die Picos. Dort besuchen wir S. Toribio und Covadonga. Besonders gut gefällt es uns in Riano. Nun haben wir auch Super-Wetter. Das allerdings nicht bis an die Küste reicht. Wir besuchen Bilbao und Santander, verbringen einen Tag an der Küste, wo es zu kalt zum Baden ist, kehren in die Picos zurück. Nun schlägt das Wetter um. Von einem Tag auf den anderen gibt es eine Affenhitze.
In Santiago machen wir noch die Kathedralen-Dachführung.
Nun finden wir auch noch die üblichen Supermärkte. Und statten dem neuen Kulturzentrum von Peter Eisenman einen Besuch ab. Sehr eindrucksvoll und völlig abgedreht.
Letztendlich haben wir in einem Fahrradladen für 5 € das Stück zwei Fahrradkartons gekauft und die Räder auf dem Campingplatz zerlegt und verpackt. Dank Leihwagen hatten wir mit dem Transport zum Flughafen kein Problem. Und dort auch keins. RyanAir schob die Räder lässig auf das Band und in Hahn kamen sie zwischen den anderen Gepäckstücken auf dem Förderband wieder zum Vorschein. Zuletzt wurde es ungemütlich. Die Kartons auf dem Rollwagen passten nicht durch die Türen. Und es entstand ein heftiger Ansturm auf den Bus. Wären wir nicht trotzdem sehr schnell gewesen, hätten wir die Räder dort sicher nicht in den Gepäckraum bekommen. Um die letzten Sitzplätze wurde sich beinahe geprügelt. Von der Bushaltestelle haben wir uns abholen lassen. Keine Lust mehr, dort die Räder wieder zusammenzuschrauben.
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#856149 - 20.08.12 09:53
Re: Jakobsweg mal wieder
[Re: Fricka]
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Vielen Dank für Deinen schönen Bericht! Normalerweise mag ich diese langen, ausführlichen Berichte eigentlich gar nicht so gern, aber ich habe in den letzten Tagen und Wochen immer mal bei dir reingeschaut. Alles Gute, Gottes Segen und gutes Wetter! (ich will Regen!!!!)
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#856478 - 21.08.12 10:03
Re: Jakobsweg mal wieder
[Re: Fricka]
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Noch ein bißchen Allgemeines?
Gefahren sind wir mit 2x Koga Miyata Randonneur, in Herren- und Damenversion. 10 Jahre alt. Gebraucht gekauft. Vorher 4000 km gelaufen. Dran gemacht haben wir nicht viel. Ein Vorderrad ausgetauscht wegen urzeitlichem Nabendynamo.
Unterwegs hatten wir fünf Platte. Alle vorne. Sonst nichts.
Nach 2900 km zusätzlich sind jetzt Kette und Cassette abgenutzt. Und die Bremsbeläge.
Die Aufhängeschiene einer Vaude-Radtasche ist gebrochen (Vaude hat das inzwischen repariert.) Das Hilleberg-Zelt hat sich klaglos bewährt. Der Benzinkocher hat fleißig gekocht. Die Camping-Ausrüstung scheint inzwischen erprobt.
Es gab keine Stürze. Keine Verletzungen. Keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Die Fitness ist gewaltig gestiegen. Die Berge zu Hause sind deutlich kleiner geworden.
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#861252 - 06.09.12 19:10
Re: Jakobsweg mal wieder
[Re: Fricka]
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Hallo Fricka, ein schöner Reisebericht, detailreich und interessant zu lesen. Schade, dass Euch der Regen über die letzten 200 km so zugesetzt hat, vielleicht hätte es Euch dann in Galizien noch besser gefallen. Speziell zwischen Sarria und Santiago ist der Wanderweg auf langen Abschnitten ein wunderschönes Naturerlebnis. Überwucherte Hohlwege, scheinbar seit Jahrzehnten verlassene Siedlungen , Kastanien- und Eukalyptuswälder und und und... Danke für die schönen Lesestunden, Gatzek.
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#861340 - 07.09.12 06:24
Re: Jakobsweg mal wieder
[Re: gatzek]
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Ja, vielleicht. Aber er ist so überlaufen (zumindest im Juni war das so)und war in so ausgewaschen, dass man mit dem Fahrrad auf die Straße angewiesen ist. Und auf die trifft das eher nicht zu.
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#1301718 - 10.09.17 17:47
Re: Jakobsweg mal wieder
[Re: Fricka]
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abwesend
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Auch jetzt - Jahre später, ich weiß - noch einmal Dankeschön für den tollen Reisebericht, den ich gerade erst bei der 'Wohin nächstes Jahr' Recherche entdeckt habe. Er ist so lebhaft und trotz des wechselhaften Wetters mit leisem trockenem Humor geschrieben, dass ich große Lust verspüre, die in meinem Kopf entstandenen Bilder mit der Wirklichkeit selbst mal abzugleichen :-) Bin halt so gar nicht religiös im 'traditionellen' Sinne (und wäre deshalb bei den Emmaus-Brüden vielleicht nicht untergekommen), aber dennoch ist Reise-Radfahren, eine Strecke zurücklegen für mich nicht nur Sport, sondern auch 'innere Einkehr'... oder wie immer man es nennen mag... Vielleicht denken wir über den Jakobsweg mal nach für 2018... Danke, LG Anna
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