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#902834 - 24.01.13 22:30 Zwischen Rofan und Watzmann
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Zeitraum:
Entfernung:576 Kilometer
Bereiste Länder:deDeutschland
atÖsterreich



2 Kurzreisen zwischen Rofan und Watzmann

Mit diesen kulturell eher unterbelichteten Touren knüpfe ich an meine vorjährigen KurzreisenZwischen Bregenzerwald und Karwendelgebirge 2011 an – insbesondere ist es eine Fortsetzung der Montafon-Karwendelroute, wenngleich wenige Kilometer zwischen Vorderriß/Isar und dem Ostufer des Sylvensteinsees fehlen, um einen direkten Berührungspunkt zu haben. Auch bilden die Strecken parallele Routen und Kreuzungspunkte mit meiner Königssee-Zillertal-Herbstrunde 2007. Schließlich konnte ich mit der zweiten Tour auch die Lücke zufahren, die sich auf meiner Tour Ostalpen Österreich-Slowenien 2010 aufgetan hatte, weil ich aufgrund einer Schlechtwetterfront die abschließend geplante Strecke zwischen Salzburg und Kufstein streichen musste. Es handelt sich also um eher weniger bedeutende Pässe und Strecken am nördlichen Alpenrand Bayerns und Tirols, die aber landschaftlich eine Reihe von sensationellen Ausblicken erlauben. Gewiss gibt es auch hier einige steile Anstiege, allerdings selten lang und in puncto Gesamthöhenmeter auf moderatem Niveau. Kleinere Pistenanteile gab es nur auf der ersten Tour.

Bei Kurzreisen in den oberbayerischen Raum stellt die An- und Abreise mit der Bahn immer wieder eine große Herausforderung dar. Mit 5 ½ - 6 Stunden Reisezeit für eine Strecke im Regionalverkehr muss man schon rechnen – langfristige Planungen mit Fernverkehrszügen verbieten sich jedoch, da solche Reisen nur Sinn machen, wenn auch das Wetter stimmt. Auch kostet die Hin- und Rückfahrt schon eine ordentliche Stange stabile Währungseinheiten. Es fallen zwei Ländertickets an, ein reguläres Ticket mit Bahncard 25 ist allerdings bei den meisten Zielen noch ein wenig günstiger. Samt Fahrradkarten reichen so 80 Euro nicht, eher muss man mit knapp 90 Euro rechnen. Gegessen, getrunken und geschlafen hat der Binnenreisende dann noch nicht. So komme ich manchmal auf verwegene Kombination aus Rad- und Bahnfahrten, um ein wenig einzusparen. Auf der ersten Reise entfällt der Freitagnachmittag auf eine recht flotte Fahrt von Stuttgart nach Ulm, so die Sonne und Albanstiege nutzend, um dann bei Dunkelheit auf dem bayerischen Schienenetz den eigentlichen Startpunkt der Reise zu erreichen. Auf der zweiten Tour bereits mitten im Herbst war das schon jahreszeitbedingt nicht mehr möglich. Hier wäre ich aber fast gescheitert, weil am Stuttgarter Hauptbahnhof ziemliches Chaos wegen Gleisproblemen herrschte – zum Glück reiste ich im Nahverkehr, von den Fernzüge fielen über die Hälfte aus – Bayern geradezu unerreichbar.


Tour 1: Schliersee-Rofan-Wendelstein-Runde

3 Tage | 346 km | 4425 Hm

Fr 17.8. Stuttgart - Neuhausen - Nürtingen - Reudern - Dettingen/Teck - Neidlingen - Kirchweihbuckel (742m) - Wiesensteig - Lämmerbuckel (791m) - Hohenstadt - Laichingen - Berghülen - Asch - Blaustein - Ulm 21:24 || DB/BOB || 1:02 Schliersee Bhf – See-Camping
108 km | 18,2 km/h | 5:54 h | 1355 Hm
E (Ulm Hbf): Doppel-Whopper, PF, Bier, Ananasstücke (Mchn) 12,80 €
Ü: C Schliersee 1 € (nur Dusche)

Ich erlaube mir, die Albroute nicht zu beschreiben, da ich sie auch nicht reisegemäß gefahren bin. Über die allfälligen bayerischen Zunft- und Trinkbräuche auf internationalen Bahnhofsgestaden könnte ich natürlich noch ein paar Worte verlieren, erspare ich aber mal unseren bayerischen Forumsfreunden. grins Nachts am Bahnhof Schliersee fehlte mir ein Ausschilderung zum Campingplatz, der irgendwo am Nordufer liegt. Ich kämpfte mich auf dem Kies des Uferweges (ohne Sicht auf den See) vorwärts, kurz vor dem Camping stoße ich auf die Straße, mit der auch der Camping erschlossen ist. Personal ist natürlich nicht mehr zu sehen, aber ein paar Feriengäste direkt am See sind noch in Partylaune. Kann sich also niemand beklagen, wenn ich noch etwas Zeltgeklappere hinzufüge. schmunzel

Sa 18.8. Schliersee Camping - via Westufer - Neuhaus - Spitzingsattel (1128m) - Valepp - Wechsel (1031m) - Rottach-Eggern - Kreuth (Radweg rechtes Ufer) - Achenpass (941m) - Sylvensteinsee Ostspitze - Achental - Oberbergalm Isar/Inn-Wasserscheide (1029m) - Steinberg - Außersteinberg - via Piste - Pinegg - Aschau - Kramsach (Stadlerhof)
110 km | 14,8 km/h | 7:23 h | 1295 Hm
E (Camping): Knoblauchbaguette, Grillteller, PF, Gem., Rw, Holunderkuchen, Cafe 23,60 €
Ü: C Stadlerhof 14 € (m. Pool)

Statt eines GPS-Tracks biete ich euch für die 2-Tagetour eine übersichtliche, politisch korrekte Gewässerkarte an. schmunzel Man kann nur immer wieder staunen, wie grenzenlos die Welt gebaut ist – das schreit doch förmlich nach gut nachbarschaftlichen Beziehungen zwischen Bayern und Tirol. bier



Als Radfahrer darf man wie die Bahn den Schliersee auch am Westufer befahren – das sollte man auch nutzen – viele freie Badestellen, idyllische Plätze und weniger Betrieb als den Uferstellen am Ostufer. Irgendwo gibt es auch einen Almwirtbetrieb für Tagesgäste. Im Gegensatz zum hübschen Panorama auf Schliersee-Ort sind benachbarten Orteile Fischhausen und Neuhaus seefern gelegen und für Touristen nur als lokaler Versorgungspunkt interessant. Es gibt zwar durch den Ort eine steile, alte Straße zum Spitzingsattel, nach Begutachtung von oben sind aber zumindest Teile davon schotterig und damit für eine Auffahrt ungeeignet. Auch die neuere Straße zum Spitzingsattel – erst ortsausgangs in Richtung Bayrischzell anfahrbar – ist ein recht steile Angelegenheit. Kaum hat man den Ausblick über den Tegernsee genossen, ist dann aber auch schon die Passhöhe in Sicht.

Erst jetzt beginnt der landschaftliche Reiz der Strecke. Der Spitzingsee liegt am Morgen noch vollkommen ruhig zu Füßen, die touristischen Einrichtungen halten sich in Grenzen. Am alten Wirtshaus vorbei geht es dann der Roten Valepp entlang – abwärts, auch manchmal annähernd flach. Abwechslungsreich Almwiesen, Wasserfälle, Flussauen, dann dunkle Schlucht mit Nadelhölzern. Hier ist Autofahren verboten, umso mehr Wanderer und Mountainbiker unterwegs (aber alles asphaltiert). Das Wirthaus Valepp ist angeschlossen über die enge Straße von Tegernsee her entlang der Weißen Valepp. Nach Süden kann man Piste weiterfahren auch zu meinem Tagesziel – nur kürzer. Wahrscheinlich auch reiseradtauglich, wenn auch wohl mit Anstrengung.

Die Weiße Valepp ist zum greifen nah, heller im Flussgrund und mehr durchgehend ein Gebirgsbach. Nach der Passhöhe eher eine Mittelgebirgslandschaft, irgendwo noch ein See – mehr Fischteich. Rottach-Eggern ist am See auch recht hübsch – kenne ich aber schon, fahre daher möglichst uferfern in Richtung Kreuth. Dabei aufpassen, nicht Richtung Wallberg zu fahren. Die Straße ist wie heute am Wochenende kein Zuckerschlecken – es gibt aber einen gut fahrbaren Radweg bis Wildbad Kreuth. Da geht der Radweg vielleicht sogar weiter – ich würde aber Straße empfehlen. Der Achenpass ist im Gegensatz zu seinem „Bruder“ See eine langweilige Angelegenheit. Immerhin flottes Bergtempo möglich.

Für eine gute Badestelle radele ich etwas weit hinunter zum Sylvensteinsee – allerdings ohne den See zu sehen. An seinen östlichsten Ausläufern kehre ich um, ich möchte nicht in Tagesstress kommen. Ein paar Badestellen (nicht unbedingt tief) gibt es auch nahe der Kreuzung Achenpass-/Sylensteinsee-/Achenseestraße. Radweg gibt es überall – Bavaria Tyroliensis“ – es sei aber gewarnt: Verschiedene Stellen sind tückisch, teils grob schotterig und führen über unnötige Rampen. Bei Achenwald ist meine Geduld endgültig zu Ende: Auf eine Rampe auf Piste in den Wald hoch würde ich gar nicht hochkommen, die Reifen würden durchdrehen. Die Straße ist zwar gut befahren, aber nicht übermäßig.

Ohnehin endet in Achental diese Fahrt. Es geht geruhsam und recht gemäßigt in Richtung Steinberg – so ein bisschen Luftkurortatmosphäre, aber mit eine paar großen Bergpanoramen. Eindrucksvollste Erhebung hier ist die Guffertspitze. Man fährt dann nicht nach Steinberg-Ort ein, sondern zweigt am Ortsanfang mit verschärfter Aufwärtsstrecke in Richtung Außersteinberg ab (Pinegg ist nicht ausgeschildert). Etwas unsicher, treffe ich auf einen bayerischen Wanderer. „So was wie hier, der Ausblick, die Berge – gibt es etwas Schöneres? Was willst du mehr?“ frägt er fordernd und mit einer weiten Geste auf das eindrucksvolle Bergpanorama des Rofangebirges. Wir kommen ins Gespräch, Korsika kennt er auch. Ich erzähle, dass ich u. a. auf die Wanderung zum Lac de Melo im oberen Restonica-Tal verzichtet habe. Er ist entsetzt. „Das ist… - ach, was sag ich, das kann man nicht beschreiben, du musst einfach dooaaah gewesen sein!“ So ist es, man kann solche fantastischen Landschaften eigentlich nicht bewörtern, nicht fotografieren – man muss einfach da gewesen sein – es ist schlicht sprachlose Schönheit. Ich notiere den Spruch des Jahres, mehr noch: ein Grundartikel der Reisephilosophie, Buch Zarathustra, Satz 1: „Du musst einfach dooaaah gewesen sein!“ bravo – Und ich weiß, dass ich regelmäßig auf meinen Radreisen daran scheitere. traurig Nur heute bin ich aber dooaaah!

Außersteinberg lässt sich noch asphaltiert erreichen, dann beginnt Piste. Nicht nur einfach zu fahren, aber durchaus machbar. Bergauf wäre es reichlich anstrengend – mit Gepäck würde ich es nicht empfehlen. Die Strecke windet sich, zieht sich. Bei Pinegg ist wieder Zivilisation. Straße, Parkplätze, Busse und auch begehrte Badeplätze. Zur Kaiserklamm möchte ich nicht mehr fahren – richtig besucht könnte es zu lange dauern. Vielleicht ein anderes Mal. Von hier an geht es nicht bergab, sondern mehr bergauf. Die Brandenberger Ache kann man zu beiden Seiten befahren – allerdings nur weit oberhalb. Deswegen sind einige Steilrampen zu meistern, bevor es talwärts zum Inn geht.

Noch vor Kramsach im engen Tal der Brandenberger Ache liegt auf dem linken Ufer ein frei zugänglicher Skulpturenpark – der Künstler Alois Schild lebt unweit erkennbar in Kramsach, nochmal ein paar große Skulpturen dort. Gerne modelliert er rostigen Stahl in naturnahe Formen. Ich treffe im Restaurant des Campings auch noch ein holländisches Paar, wobei sie eine Künstlerin ist (Monique Box). Sie arbeitet gerne mit Steinen und Naturmaterialen oder bildet sie nach. Ihr Mann muss daher häufig Material im Urlaub schleppen - naja, nur die Strecke zum Auto. Aber wir wissen daher wieder, warum Männer kürzer leben als Frauen. lach Wir unterhalten uns über vieles, auch die Unterschiede zwischen Niederlande, Belgien und Deutschland. Wer mal reinschauen will, was die Dame so macht: Video 4:23 min. (nur zum Teil von ihr).

So 19.8. Kramsach (Stadlerhof) - Reintalersee - Breitenbach - Schönau - Mariastein - Kufstein - Marblinger Höhe (683m) - Thiersee - Hinterthiersee (862m) - Landl - Ursprungpass (836m) - Bayrischzell - Sudelfeldpass (1129m) - Tatzelwurm - Brannenburg - Kleinholzhausen - Bad Feilnbacher Moor - Bad Feilnbach - Rossruck (~ 800m) - Hundham - Aurach - Schliersee 19:02 || BOB/DB || 0:00 Stuttgart
128 km | 14,7 km/h | 8:39 h | 1775 Hm
E (München Hbf): Hähnchen, PF, Bier) 7,35 €

Jenseits des Ortes Kramsach gibt es gleich mehrere Campings, der Stadlerhof hat auch noch Pool und Wellnessanlage. Gleich dort sind auch mehrere Seen, Krummsee und Reintalersee verfügen auch über Badebereiche. Morgens hat es noch Tau und Nebel, sodass ich schöne Morgenstimmungen erleben kann. Das Terrain ist einfach zu befahren und recht offen. In Breitenbach geht es dann etwas stärker hinauf, wenn man die Alternative zur Inntalstrecke fahren möchte. Man überquert nahe der aufragenden Felswände und bei Schönau den höchsten Punkt. Nach Mariastein hat man zwei Möglichkeiten, ich fahre zunächst runter und dann durch die Aue auf die exponierte Wallfahrtskirche auf einem Felsen zu. Ursprünglich war das nur ein Wohnturm, der auch zur Bewachung des Tales diente. Es soll dann eine Marienerscheinung gegeben haben, die dem Ort eine neue Bedeutung verliehen hat.

Selbst in der Grenzstadt Kufstein erhält der hungrige Radler sonntags kein Brot oder Brötchen. Bäckereien arbeiten nicht, die Cafes verkaufen nur opulente Torten für Sitzgäste. Kitschläden haben aber auf – Schnaps ist ja auch wichtiger als Brot. verwirrt Immerhin gibt es in einem Laden Tiroler Speck – auch mit Semmeln. Die Ladenbesitzerin meint, Sonntagsbrötchen gibt es zwar mittlerweile auch in Österreich, sei aber noch ein zartes Pflänzchen. Kufstein ist mit sein alten Gasthäusern ein schöner Augenschmaus, die Abbildungen und Sprüche auf den Fassaden zeugen von großer Trinkfestigkeit der durchreisender Fuhrleute und heimischen Handwerkern. wein Es macht hier sicherlich Spaß, mal einen Abend zu verbringen.

Der Anstieg zur Marblinger Höhe ist anstrengend, man sollte auch an Ausflugstagen guten Autoverkehr einplanen. Auch gibt es Autofahrer, die die Parkplätze hier nutzen, um zum Hechtsee zu wandern. Von der Ostseite hat man wegen Wald weniger Aussicht. Mit Blick auf den Thiersee ergibt sich dann aber ein Postkartenpanorama – da musst du dooaaah gewesen sein! Der See mit dem markanten Kuppenberg Pendling und den Hügelketten hinter Thiersee-Ort ist einfach ein überragend schönes Ensemble aus Grün und Blau. Eine Seeumrundung sei empfohlen – wer will, kann auch baden – ist natürlich ein wenig kommerziell.

Von Thiersee kann man einfach der Thierseer Ache zum Ursprungpass folgen oder besser – weil noch mehr traumhaftes Panorama – steil über Hinterthiersee einen weiteren Berg einbauen. Zur anderen Seite geht es dann wieder tief ins Tal hinunter, bevor es zum eher moderaten Anstieg zum Ursprungpass kommt. Der Ursprungpass ist dann nach Norden ungewöhnlich flach im Gefälle – eigentlich eine Hochebene. Ein Wasserfall ist etwas abseits der Straße zu finden.

Bayrischzell ist weniger pittoresk als ich erwartet habe – eine Gelegenheit aber, Kaffee, Kuchen oder Eis zu verspeisen. Gleich noch im Ort beginnt die Steigung zum Sudelfeldpass, eine ziemlich harte Nummer, besonders wenn es heiß ist. Die Strecke ist auch bei Motorradlern beliebt, da einige Kehren. Die Westseite ist recht offen im Vergleich zur bewaldeten Ostseite, dafür aber mit herrlichem Blick auf den Wendelstein mit seinem Observatorium markant in den Himmel gezeichnet.

Ohne den Tatzelwurm-Wasserfall zu besuchen zweige ich dann auch eine sehr ruhige Nebenstrecke nach Brannenburg ab, zwischen drin ein kleiner See und eine Steilrampe durch ein kleinen Tunnel, am unteren Ende zur Seite versteckt hinter Bäumen auch ein schöner Wasserfall. Die folgende Route im Flachen ist wenig prominent, Radwegausschilderungen zu folgen ein gewisses Risiko, da nicht eindeutig und auch mal Piste. Ich entschließe mich noch zu einem Abstecher zum Feilnbacher Moor – dazu muss man absolut flach von der direkten Linie abweichen. Das lohnt aber nur, wenn man sich für Naturbeobachtungen Zeit nimmt – wohl am besten morgens oder abends.

Mir drückt langsam der Zeitschuh für die Rückfahrt. Von Bad Feilnbach nach Rossruck wartet nochmal eine unbarmherzig steile Rampe – wohl nicht weniger steil als die Rampe bei Thiersee. So wird der Schlussteil nur noch eine Raserei, ein Fastest-delivery-Schlierseebad bringt noch die nötige Erfrischung. Eigentlich sollte man dort ausgeruht im Biergarten verweilen bier – Schliersee finde ich entspannter als Tegernsee. In Bayern ist es zudem schwer, an Fahrkarten nach Deutschland zu bekommen. lach Die Automaten der BOB kennen nur München als entferntes Fahrziel, Fahrradkarten sind explizit nur „bayerisch“ zu haben, werden aber offenbar auch im Rest der Republik toleriert. Erstaunt war ich dann in München – da gab es dann sogar wieder Fahrkarten bis Stuttgart. erstaunt Sehr weltstädtisch halt, die Bayern – in München! lach

Bildergalerie Tour 1 (100 Fotos), bitte Bild anklicken:



Hinweis: Ich habe in diesem Bericht leider keine Bildbeschriftungen verwendet. Die Touren sind aber recht übersichtlich, dass man die meisten Bilder unter Hilfestellung des Berichts ohne Probleme zuzuordnen sein sollten.

Tour 2 folgt
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen

Geändert von veloträumer (12.02.19 18:58)
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#902872 - 25.01.13 07:45 Re: Zwischen Rofan und Watzmann [Re: veloträumer]
snowrider
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 153
Hallo Matthias,
so schön, wieder mal aus meiner Heimat zu lesen, am Schliersee bist Du bestimmt an meinem Lieblingsbadeplatz kurz vor dem kleinen Bahnübergang gekommen, und die alte Spitzingstrasse kenne ich auch gut. Vom Kaiserhaus nach Brandenberg will ich auch mal fahren, da werde ich dann auf die Skulpturen achten. Zu den Reintaler Seen fahre ich im Sommer von IBK zum Baden und oben rum über Kundl zurück. Respekt, von Kufstein rauf an einem Sonntag und auch aufs Sudelfeld, mein früheres favorit Snowboardgebiet.In sehr kurzer Zeit hast Du viel erlebt, danke für den Bericht und die Bilder.
Viele Grüße ,Ursel
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#902875 - 25.01.13 07:50 Re: Zwischen Rofan und Watzmann [Re: veloträumer]
radius
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 156
Danke für diesen schönen, aussagekräftigen und sehr informativen Bericht! Wilfried
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#902914 - 25.01.13 09:50 Re: Zwischen Rofan und Watzmann [Re: veloträumer]
Rennrädle
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 7.954
Hallo Matthias,

echt wieder toll und nett geschrieben. Deine Berichte lese ich immer wieder gerne und die kleinen Spitzfindigkeiten (DB in Bayern oder Brötchen in Österreich) - nur zu gut grins

Rennrädle
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#903426 - 26.01.13 22:57 Re: Zwischen Rofan und Watzmann [Re: veloträumer]
veloträumer
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 17.338
Tour 2: Vom Berchtesgadener ins Kufsteiner Land

2 Tage | 230 km | 2685 Hm

Fr 19.10. Stuttgart 18:02 || DB || 23:25 Teisendorf - Anger (Ü: C wild 0 €)
Sa 20.10. Anger - Piding - Großgmain - Grödig - Marktschellenberg - Scheffau (620m) - Berchtesgaden - Bischofswiesen - Loipl (886m) - Hochschwarzeneck (1040m) - Ramsau - Hintersee - Hirschbichl (1148m/1183m?) - Weißbach - Lofer - Waidring (777m)
121 km | 13,7 km/h | 8:47 h | 1770 Hm (Daten Fr-Nacht mit Sa zusammengefasst!)
E: Gulaschsuppe, Kässpätzle, 2 x Rw, Cafe 21 €
Ü: C wild 0 €

Ich fasse etwas unorthodox mal die Anfahrt in der Nacht mit dem Folgetag zusammen, da diese 15 Kilometer keine wirkliche Etappe darstellen – zumal im Dunkeln. Gleich in Teisendorf herrschten teils Nebel und recht tiefe Temperaturen. Zu der kleinen Anhöhe oberhalb des Höglwörther Sees wird es milder, der Nebel verschwindet. Leider finde ich keine geeigneten Plätze um ein Zelt aufzustellen. Ich gelange hinunter nach Anger – nur Ort und landwirtschaftliche Nutzflächen. Also spiele ich obdachlos und schlafe an der Bushaltestelle ohne Zelt. Es ist recht zugig, die Nacht kurz, der Morgen kalt wie Sau. Als Fußgänger wäre ich besser gestellt gewesen – ich hätte in den ersten Bus am Morgen gleich vor meiner Schlafzimmertür einsteigen können. grins Ein paar Meter gefahren, und meine Finger können kaum noch die Kamera bedienen. Trotzdem soll es schön werden – so sagt es die Morgensonne über dem Wiesennebel. Laut Wetterbericht war mildere Luft gemeldet. Tatsächlich wird es an beiden Tagen zum späten Mittag hin recht warm – allerdings nur aufgrund der gnädigen Herbstsonne.

Während die Saalach bei Marzoll/Weißbach ein weit geschnittenes Tal mit Ebenenflucht Richtung Freilassing und Salzburg bildet, führt die südliche Strecke nach Bayerisch Gmain bereits durch ein enges Tal (nicht Bundesstraße Richtung Bad Reichenhall fahren!). Hier ist es hübsch und ruhig. Ohne nach Bayrisch Gmain einzufahren, kann man gleich in das österreichische Großgmain abzweigen. Nun fährt man kurz wieder zurück Richtung Salzburg, nimmt aber wenig später den Abzweig Richtung Grödig. Jetzt ist es wieder einsam, unrhythmisch steigt die Strecke teils recht steil an. Teils mit Ausblicken, teils durch feuchten Wald gelangt man zu einem Hochpunkt, wo das Untersbergmassiv markant in Erscheinung tritt. Um den Untersberg rum gibt es drei Naturbestattungsplätze. Falls jemand mal beim Radfahren zu früh ins Gras beißen sollte, findet er hier ein still-romantisches Örtchen, um seine Naturverbundenheit auch im Jenseits fortzusetzen. Der grüne Tod. Alles Öko – über die Leiche hinaus. schmunzel Der Berg scheint wie in der Mitte abgetragen und bildet eine breit Scharte. So ist es auch kein Zufall, dass hier einst die Römer Bergbau betrieben – Marmor. Die Römer verstanden noch nichts von Öko, nur von Raubbau. Deswegen haben sie uns viele eindrückliche Landschaftsbilder hinterlassen. Die Zeit heilt Wunden. Wer mehr wissen möchte, kann den Lehrpfad des Untersbergmuseums ablaufen. Die Schätze sind aber schon gehoben – z.B. römische Münzen, die man 1855 entdeckte.

Wieder in Stufen bewegt man sich über eine Zwischenebene mit einer größeren Landgutsanlage nach Grödig hinunter, das recht heimelig an der Kreuzung nach Norden (Salzburg) und Süden (Berchtesgaden) liegt. Auf den Hausberg Geiereck führt eine Seilbahn. Wieder über die Grenze Salzburg/Bayern nach Marktschellenberg ist das Tal hier recht romantisch, zumal mit den bunten Herbstfarben. Marktschellenberg ist ein schöner Ort für eine Rastpause, empfohlen sei die Konditorei mit Stühlen direkt an der Berchtesgadener Ache. Wer es leichter mag, fährt auf der B 305 weiter. Nach Scheffau hingegen gibt es einen knackigen Anstieg durch Wald. Oben leuchten wunderbar grüne Almwiesen. Man kann einen Hauch Salzburg ahnen, Hallein liegt nur wenig entfernt den Hang hinunter nach Osten.

Es gibt aber auch eine Fortführung der Route nach Berchtesgaden, ebenfalls mit einer steilen Rampe – diesmal natürlich hinunter. Nun hat man den Watzmann im Blick und wenig später auch Berchtesgaden. Ich bleibe diesmal am Hang bei den historischen Häusern, weil ich nicht zum Königssee will. Die Fassaden sind sehenswert, aber das Kriegerdenkmal von Josef Hengge an den Hofgutarkaden am Schlossplatz nebst Stiftskirche vermögen meinen Geschmack nicht zu überzeugen. Stil und Motive sind doch zu augenfällig Ausdruck kriegssoldatischer Verklärung – unweigerlich an einem von Hitlers wichtigsten Wohnorten doch ein gewisses Geschmäckle. Bayern muss man lieben, aber nicht alles, was die Bayern lieben.

Wieder herrliche Herbststimmung Richtung Bischofswiesen. Güldenes Laub, Silberband über den Wiesen, majestätische Bergspitzen, plätschernder Weidebrunnen. Hier gibt es erneut eine Möglichkeit die Bundesstraßen über eine Nebenroute mit ein paar kräftigen Steigungen zu überbrücken. Die dreifachen Häkchen auf der Karte erscheinen mir aber übertrieben. Bevor man zur Passhöhe Hochschwarzeneck eher leicht auffährt, muss man nochmal in eine Talmulde zurück. Auf der Abfahrt von Hochschwarzeneck erfüllt grandioses Panorama den Blick – Watzmann und die gesamte Bergwelt des Nationalparks Berchtesgaden. Die Postkartenidylle setzt sich unten fort – Ramsau hat wohl Deutschlands bekanntestes Kalenderblattmotiv: eine mittelmäßige Zwiebelturmkirche mit einer schmucklosen, baufälligen Holzbrücke, die nicht deutschen Sicherheitsbestimmungen unterliegt, weil das Geld für ein zweites Geländer nicht reichte. Aber es kommen ganze Sightseeing-Armeen in Buskolonnen, um das zu sehen. Sowas funktioniert aber nur in Bayern – wegen der Berge. schmunzel Die Sonne steht schon tief, im matten Licht weicht der Glanz dem stillen Charme.

Bevor man den idyllischen Hintersee (den bayerischen, es gibt nach einen Salzburger Hintersee, durchaus konkurrenzfähig) erreicht, passiert man noch den Zauberwald – hier soll es Geister und Feen geben. Wer Zeit hat, sollte den Wanderweg laufen - geheimnsisvoll. Soviel Mystik und Idylle scheint kaum schlagbar, doch darf der Radfahrer – nicht der Autofahrer – noch auf Steigerung der Szenerie hoffen. Über den Hirschbichl-Pass besteht die einzige asphaltierte, reiseradtaugliche Möglichkeit, den Nationalpark Berchtesgaden zu durchfahren. Die Straße ist bis auf Ausnahmen für Autos auf der bayerischen Seite gesperrt. Da der Pass in den oberen Teilen höllisch steil ist und viele Radler unterwegs sind, aber eben auch wenige Autos, sei Vorsicht geboten. Auch dient die Straße als beliebter Wanderweg. Unten ist die Strecke nahezu flach, steigt dann in Stufen an und oben kommen dann die berüchtigten Steilrampen, von denen ich eine geschoben habe, weil es mir zu gefährlich war, dass mein Rad ohne Lowrider-Beladung nach hinten wegkippen könnte. Die eigentliche Sensation sind aber die Berge, die man insbesondere im mittleren Teil zu sehen bekommt. Das ist ein 5-Sterne-Panorama!

Die Passhöhe (unauffällig) befindet sich schon hinter der Grenze (mit Gehöft und Teich). Die Westseite ist weit weniger alpin, aber im Herbst auch sehr schön. Nicht weniger steil allerdings. Das Straßenschild behauptet gar 30 % Gefälle. Wer Nervenkitzel will, klingt seine Bremsen aus und versucht es mit Fußbremse. Deswegen auch weiter oben mein Hinweis auf die Möglichkeit der Naturbestattungsmöglichkeiten. teuflisch zwinker Im Salaach-Tal angekommen warten zunächst Musikantenfiguren, die auf die bäuerlichen Herbstfeste verweisen. Wenig später bei der Vorderkaserklamm wird es dann außerirdisch: DieWildenTschaggalaggas sind gestrandete Bewohner des Planeten Jupiter und nur nachts aktiv, tagsüber stehen sie als gewöhnliche Steinskulpturen an der Straße. Näheres zu dem wissenschaftlichen Thema vgl. Bilderrätsel 791.

Es handelt sich hier auch um einer der 24 Skulpturen, die den noch recht jungen “Skulpturenradweg Steinbergrunde“ zieren. Der 65 km lange Radweg führt um die Loferer und Leoganger Steinberge, ist relativ leicht zu fahren, da keine steilen Anstiege vorhanden. Mehrere Radservice-Verleihstationen und E-Bike-Stationen richten sich auch an nicht Epo-verdächtige Wadenbeißer. Offizieller Start ist in Leogang mit umgekehrter Fahrtrichtung zu meinem Teilabschnitt. Ich bin allerdings nur selten den Radweg exakt gefahren, Teile davon sind auch Piste und führen manchmal nicht an den gewünschten Orten vorbei. Wer alle Skulpturen sehen will, muss sich aber an den Radweg halten. Für jede Skulptur war ein anderer Künstler zuständig, alle Arbeiten sind letztlich gemeinschaftlich mit verschiedenen Schulen und Bildungseinrichtungen der Region entstanden. Für die Tschaggalaggas zeichnet die Bildhauerin Ursula Beiler und die VS St. Martin/Lofer verantwortlich, die Kinder entwickelten zudem eine Geschichte dazu (vgl. Bilderrätsel bzw. Website). Den direktesten Bezug zum Radeln hat die Skulptur „LangeStreckenSchnecken“ in Saalfelden, die ich aber nicht in Augenschein nehmen konnte. In der Bildergalerie taucht noch der bunte Vogelschwarm „FlyingHigh“ südlich von Waidring auf. Wenn man Glück hat, findet ihr an den Stationen auch einen erklärenden Flyer zu allen Kunstwerken.

Unter Umgehung von Lofer (kannte ich bereits, ein Besuch lohnt) gelange ich flott bei einbrechender Dunkelheit nach Waidring. Damit sind die kleinen Zwischenspiele im Salzburger Land vorbei und es beginnt die Tiroler Route - nicht Osttitrol, sondern „nur“ östliches Tirol – wie man korrekt sagen muss. wirr Entsprechende Diskurse über schwer verständliche Straßenschilder und Geografiebezeichnungen hatten wir ja schon an anderer Stelle des Forums abhandelt. Auch hier gilt ähnliches wie für Bayern: Österreich muss man lieben, aber nicht alles verstehen, was ein Österreicher zu Protokoll gibt. Der Pass Strub ist kein Bergpass, sondern lediglich ein Engpass. Es gibt zwar am Ortseingang Waidring einen Camping, dort ist aber das Restaurant geschlossen. Nachdem ich in der Ortsmitte ordentlich gespeist habe, möchte ich aber nicht mehr zurückradeln, zumal mir eine Dusche nicht mehr nötig erscheint. Ich suche irgendwo im Wald ein Plätzchen, nahe einem bewohnten Forsthaus. Es sei gesagt, dass die Gegend zum Wildcampen ungeeignet ist, weil auch dann eine Schlucht folgt.

So 21.10. Waidring - St. Ulrich/Pillersee - Flecken (860m) - St. Johann/Tirol - Ellmauer Sattel (820m) - Scheffau - Beinstinglhof (923m) - Hintersteinersee - Scheffau - Kufstein - Ebbs - Wildbichlpass (746m) - Aschau - Bernau - Prien 18:08 || DB || 23:40 Stuttgart
109 km | 17,0 km/h | 6:28 h | 915 Hm
E (Hbf Mchn): 1/2 Hendl, Wedges, Bier 7,55 €

Was schon am Vortag ein Problem war, ist auch heute wieder eines: Es ist nur wenig über 0 °C, die Finger sind bereits nach 1 km nicht mehr zu gebrauchen. Nach der Teufelsklamm folgt die Vogelschwarmskulptur, gleich anbei beginnt ein Bienenlehrpfad entlang dem Skulpturenradweg zum Pillersee. Würde man dem Radweg folgen, würde man auch die Pilgerkirche Sankt Adolari nebst Gasthof etwas oberhalb an der Straße verpassen. Der Gasthof ist auch als Pilgerherberge ausgeschrieben. Jetzt erst verstehe ich die Anspielung des besoffenen Tirolers am Abend zuvor, der in mir einen Jakobsweggänger vermutete. Pilger hin oder her, ich brauche einen warmen Kaffee. Im Gasthof ist gerade mal ein Ehepaar zu Gast, auf einen reinen Frühstücksgast ist die Angestellte nicht vorbereitet. Was könnte ein Frühstück kosten? – Nach telefonischer Rücksprache mit dem Inhaber darf ich für 8 Euro auf das Frühstücksbuffet zugreifen. Es braucht mindestens das halbe Frühstück, bis die Finger wieder auf Normaltemperatur hochgefahren sind.

Diese Herbsttage mit den kalten Morgenstunden haben den Nachteil, dass man nicht wirklich früh starten kann. Es braucht eine Anwärmphase von mindestens zwei, eher drei Stunden ab Helligkeitsbeginn. Das ist dann schon ein Problem, ein vollwertigen Reisetag abzuradeln – zumal wenn man nicht nur durchheizen möchte. Endlich aber erstrahlt der Pillersee wenig weiter langsam im Sonnenlicht. Eine erholsame Ruhe mit wunderbarer Herbststimmung zu Füßen der Loferer Steinberge. Der Hochpunkt hier ist kaum zu bemerken. Nach St. Ulrich bei Straß hat man ein weites Panorama, wenngleich weniger aufregend. Allfällige österreichische Spaßtempel gibt es hier an der Strecke und warten schon auf die nächste Touristensaison. Jetzt ist alles still.

Ab Fieberbrunn befinde ich mich wieder auf bekannten Pfaden. Die Sonne des Tages lässt das Panorama des Kaisergebirges grandios hervortreten. Auf das sehenswerte St. Johann/Tirol gehe ich auch bildnerisch diesmal nicht ein – ich habe das hier schon mal vorgestellt. Ärgerlich, dass mein geliebter Schokoladenladen nicht geöffnet hat, wo ich einst spezifische „Radlerschoki“ erhalten habe. traurig Folgend fahre ich teils auf der recht stark befahrenen Bundesstraße, etwas weiter oben bei Going und Ellmau hat man eine gute Alternative (Nebenstraße ist als Radweg ausgeschildert). Auch hier immer begleitend die tolle Sicht auf den Wilden Kaiser. Den Werbespruch „Ellmau ist ein Kaiserreich“ darf man als gelungen bezeichnen. Mehr Krönungskulisse kann man auch nicht mit Gold kaufen.

Trotz der Verzögerungen am Morgen erlaube ich mir noch den Exkurs zum Hintersteinersee. Und es wäre eine Strafe gewesen, es nicht zu tun. Es gibt eine unrhythmisch teils sehr steile Anfahrt über ein bisweilen sehr enge Straße. Nach einem Hochpunkt geht es kurz wieder hinunter, wo man im Spiegel des Sees die ganze Romantik des Herbstes bewundern kann. Es ist jetzt in der Sonne sogar noch warm genug für ein Sonnenbad – die Erfrischung im See erspare ich mir dann doch lieber. Von der Westseite des Sees kann man wahrscheinlich auch per Piste kürzer zur Straße nach Kufstein gelangen. Mir war das aber zu unsicher, ob dieser Weg fahrbar ist. Vielleicht ist jemand im Forum dort schon gefahren und kann berichten? – Ich habe lieber den längeren, aber flotten Straßenumweg genommen.

Mittlerweile musste ich schon die Uhr im Auge behalten und durchquere das bereits in Tour 1 berücksichtigte Kufstein ohne Halt. Der nächste Anstieg ist weithin am Hang mit seinen Kehren offen sichtbar. Bei der Auffahrt zum Wildbichl besticht nach Süden das Panorama auf den Zahmen Kaiser, grüne Bergwiesen mit buntem Laub hingegen gibt es zu beiden Seiten. Die Passhöhe ist noch nicht erreicht, wenn man die Scharte durchfährt, die den Blick nach Süden abschneidet. Von dort geht es dann moderat bis flach weiter bis fast nach Sachrang, wo die Straße dann bei sehr geringem Gefälle nach Aschau runterführt. Direkt in Wildbichl (Gasthof an Straße, mit Kinderspaßklimpes) gibt es auch ein unbemannte Radservicestation in einem Blechkasten. Ich habe mal reingeschaut was drin ist – zu sehen in der Bildergalerie (gegen Ende).

Leider kann ich das imposante Schloss Hohenaschau nur mit einem kurzen Blick würdigen. Zwar hätte ich mit viel Eifer vielleicht noch Rosenheim erreichen können, weil es noch ein Zug später gegeben hätte, aber die anziehende Abendkälte hätte mich dann nicht glücklich werden lassen. Als ich in dem recht vollen Zug war, fragt so ein Einheimischer, der wohl schon ein bisschen am bayerischen Nationalgetränk genippt hatte, warum ich denn überhaupt mit dem Zug fahre, ich häbe doch ein Rad. „Es ist dunkel und kalt.“ Fällt meine nüchterne Antwort. „Ach was, so einem Sportsradler macht das doch nichts!“ erwidert er schon etwas entrüstet. Tja so ist das, du kannst dich einen ganzen Tag abstrampeln und dann musst du auch am Abend immer noch mehr leisten als der, der den ganzen Tag schon im Biergarten gesessen hat. Wenn du Rad fährst, gönnt es dir keiner, mal die Beine auszustrecken. Aus der bayerischen Küche reicht es nur noch für ein schnelles Hendl und Bier im Münchner Kopfbahnhof. So war das also in Bayern und Tirol – noch ohne Grenzen und Passkontrolle. Hoffen wir, dass es so bleibt. Dann komme ich auch wieder. bier bier

Bildergalerie Tour 2 (127 Fotos), bitte Bild anklicken



Schee woars bei euch!
Das woars von mir.
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen

Geändert von veloträumer (12.02.19 18:58)
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