4. und 5. Tag
Für heute ist mal wieder Regenwetter angesagt und so werden wir auch vom prasselnden Regen geweckt. Wir packen also wieder ein klatschnasses Zelt ein, ziehen Regenjacken über, legen für stärkere Schauer die Ponchos bereit. Drüben am anderen Ufer blicken wir jetzt auf Luxemburg. Es regnet ausdauernd und es geht auf die deutsch/französische Grenze zu. Wir möchten uns gern vorher noch von unseren deutschen Pfandflaschen trennen, halten also entsprechend Ausschau. Der Weg führt allerdings eingeklemmt zwischen Autostraße, Bahn und Mosel südwärts.
In Nennig beschließen wir einen Kurzausflug nach Luxemburg und überqueren die Mosel. Der Regen strömt kräftig, so dass wir uns in Remich in ein Cafe flüchten, vor dem bereits diverse Reiseräder geparkt sind. Dort bildet sich eine nette Runde, die ihre Regenausstattung vergleicht und diskutiert. Nach einer ganzen Weile beschließen wir weiterzufahren, da der Regen offensichtlich in absehbarer Zeit nicht nachlassen wird und kehren über die Brücke nach Nennig zurück.
Nach Perl und damit bis zur französischen Grenze ist es jetzt nicht mehr weit. In Perl biegen wir in Richtung Ort ab, um endlich einen Supermarkt zu finden. Das klappt auch. Wir leeren die Pfandflaschen und geben sie ab. Dann rollen wir wieder hinunter an die Mosel und überqueren die Grenze.
In Sierck les Bains kaufen wir französische Mineralwasserflaschen. Die müssen wir nun nicht mehr hüten. Darauf ist kein Pfand. Der Ort gefiel uns beim letzten Besuch schon gut und da hier sogar das Wetter langsam besser wird, also der Regen aufhört, picknicken wir am Mosel-Ufer. Kurz darauf überqueren wir die Mosel und fahren unterhalb von Contz les Bains vorbei durch grüne Wiesen am Flussufer entlang. Ab hier fährt man gefühlt „stundenlang“ auf das Kernkraftwerk Cattenom zu. Dieser interessante Effekt wird dadurch erzeugt, dass die Mosel kräftig mäandert, so dass man aus allen Richtungen drauf zu kommt und immer wieder dran vorbeizufahren scheint. Da es mächtig im Gelände steht, ist das sehr auffällig. Drum herum ist eine Freizeitlandschaft entstanden. Die Franzosen haben da offensichtlich keine Berührungsängste.
Nachdem wir endlich nicht mehr auf das Kraftwerk zu fahren, sind wir so gut wie in Thionville angekommen. Wir fahren ein bisschen im Ort herum, beschließen aber, hier nirgends einzukehren, sondern weiter in Richtung Metz zu fahren. Es geht kerzengerade auf gut asphaltiertem Radweg einen Kanal entlang. Rundum ist es grün, aber man sieht auf der Karte, wie nah die Autobahn, Hauptverkehrsachsen und Gewerbegebiete sind. Regelmäßig unterqueren wir Brücken. Wir überholen viele Radfahrer und begegnen auch vielen. Das Wetter ist jetzt gut. Sogar die Sonne kommt heraus. Wir kommen schnell voran.
Knapp vor Metz – wir sehen schon Ikea – hört der Weg unvermittelt auf. An einem Schild mit der Aufschrift „Fin du Chemin de la Moselle“. Das ist buchstäblich zu verstehen. Wir müssen über eine Wiese und über allerhand Schotter schieben, um auf der Straße anzukommen. Letztes Jahr sind wir das in umgekehrter Richtung gefahren. Da ist der Einstieg von der Straße aus ausgeschildert. Die Stelle liegt aber zurück. Und zurück fahren wir nie. Das wäre noch schöner.
Durch das Gewerbegebiet kommen wir schnell nach Metz und überqueren dort die Mosel, wie der Mosel-Radweg es laut Bikeline vorsieht, auf einer stark befahrenen Brücke. Bis zum Campingplatz, der innenstadtnah am Ufer liegt, ist es nun nicht mehr weit. Nachdem wir unser Zelt aufgebaut haben, fahren wir noch einmal durch die Altstadt und trinken auf dem belebten Hauptplatz ein Bier. Laut Reiseführer kann man hier schön sitzen und günstig essen. Unsere zwei Bier (0,25) kosten uns 12 €. Das bleibt auf dieser tour rekordverdächtig.
Den nächsten Tag verbringen wir in Metz. Wir möchten das Centre Pompidou besichtigen. Das hat sehr ungünstige Öffnungszeiten, so dass wir schon mehrfach verpassten, es mal von innen zu sehen. Diesmal wollen wir das erzwingen. Zunächst einmal waschen wir unsere Wäsche und sehen ihr beim Trocknen zu. Was sehr schnell geht, in der nun strahlenden Sonne. Dann geht es in die Stadt. Wir sehen uns noch einmal in aller Ausführlichkeit die Kathedrale an und holen uns einen Pilgerstempel. Es gefällt uns dort. Wir bleiben eine ganze Weile sitzen und genießen es, heute mal keine Etappe vor uns zu haben.
Im Centre Pompidou lassen wir uns ebenso Zeit und sehen uns die drei dort angebotenen Ausstellungen an. Und natürlich das spektakuläre Gebäude selbst. Endlich mal von innen. Bei einer Cola im zugehörigen Cafe treffen wir die nächsten Pilger. Sie gehen zu Fuß. Jedes Jahr ein Stückchen. Nach einer ausführlichen Radtour um die Metzer Sehenswürdigkeiten kaufen wir ein und fahren zurück zum Zelt. Wir kochen in Ruhe, essen zu Abend und genießen den Blick auf Fluss und Sonnenuntergang. Wir sind hier heute Exoten. Es gibt keine weiteren Radler.