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#1413849 - 29.01.20 14:45
Re: Westliche Pyrenäen 2019
[Re: Tom72]
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Grandiose Tour, deren Beschreibung ich mit großem Interesse verfolge. An vielen Punkten gibt es Überschneidungen oder teilidentische Abschnitte mit meiner Pyrenäentour von Bilbao nach Barcelona, so auch hier in Ordesa y Monte Perdido. Der Nationalpark ist tatsächlich beeindruckend. Durch die gute Infrastruktur ist auch für Reisende, die eigentlich nicht hauptsächlich zum Wandern dorthin kommen, ein Eintauchen in diese außergewöhnliche Gebirgslandschaft gut machbar. In Torla erlebten wir nach unserer Tageswanderung zur Cola de Caballo bei strahlendem Sonnenschein kurz nach der Rückkehr zum Hotel eine im wahrsten Sinne des Wortes faustdicke Überraschung, die auch zum Leidwesen der mit dem Auto angereisten Urlauber ihre Spuren hinterließ und uns vor Augen führte, wie schnell das Wetter im Hochgebirge umschlagen kann. Ich bin auf die Fortsetzung Deines Berichts über die letzten Tage dieser Reise gespannt. Gruß Martin
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Geändert von Bafomed (29.01.20 14:47) |
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#1414280 - 02.02.20 00:09
Re: Westliche Pyrenäen 2019
[Re: Tom72]
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18. Tag (17.07.2019), Aínsa – Cañón de Añisclo – Aínsa Strecke: ca. 60 km Höhenmeter: ca. 930Entsprechend dem gestern gefassten Plan steht heute die Fahrt durch den Cañón de Añisclo auf dem Programm, wo ich auch eine Wanderung vorgesehen habe. Abends werde ich dann wieder nach Aínsa zurückkommen. Ich lasse also mein Zelt stehen und nehme nur eine Packtasche mit meinen Wanderschuhen und meinen Rucksack mit Picknick-Proviant mit. Ich fahre zunächst von Aínsa nordwärts ein Stück auf der A-138, einer der Hauptverkehrsachsen zwischen Spanien und Frankreich, die den Pyrenäen-Hauptkamm oberhalb von Bielsa durch einen mehrere Kilometer langen Tunnel unterquert (der übrigens, was ja hier im Forum schon mehrfach thematisiert wurde, für Radfahrer gesperrt ist). Ich folge dieser hier im unteren Bereich nur sanft ansteigenden Hauptstraße aber nur etwa 10 km bis Escalona. In Escalona zweigt das winzige Sträßchen (HU 631) nach Westen ab, das durch den Cañón de Añisclo führt. Ab dem nächsten Ort, Puyarruego, gilt talaufwärts, also Richtung Westen, durch die Schlucht eine Einbahnregelung (was ich aber vorher wusste und eingeplant habe); für die Rückfahrt werde ich daher eine südlich parallel und wesentlich höher verlaufende Alternativstrecke nehmen, so dass ich ab hier eine Schleife fahre, die mich wieder hierher zurückführen wird. Die Fahrt durch die enge Schlucht mit teilweise überhängenden Felswänden ist grandios. Unten fließt der Río Bellós. Ich erreiche den Parkplatz, an dem die im Wanderführer (Rother-Verlag, „Pyrenäen 1“, Tour 28) mit drei Stunden angegebene Wanderung beginnt. Ich bin jetzt wieder im Parque Nacional de Ordesa y Monte Perdido, in dem ich bereits vorgestern von Torla aus gewandert bin, wenige Kilometer Luftlinie von hier entfernt. Der Wanderweg führt zunächst ein Stück weiter in den Cañón de Añisclo hinein. Ich komme an der Ermita de San Úrbez vorbei, einer historischen Einsiedelei, deren Mauern sich in eine Spalte unter der auskragenden Felswand schmiegen. Ich folge der Schlucht noch etwa einen weiteren Kilometer, dann führt mich ein steiler Pfad an den Hängen des Canyons hinauf auf eine Hochebene und zum verlassenen Dorf Sercué, in dem aber einige Häuser von offenbar Neuhinzugezogenen wieder hergerichtet wurden. Die Fauna bietet heute mal etwas Anderes als Schafe, Pferde und Kühe: Die Aussicht in die Añisclo-Schlucht ist fantastisch. Auf dem Abstieg zurück zur Straße komme ich über ein verwunschen wirkendes uraltes Brückchen (Puente de la Espucialla). Ich erreiche den Parkplatz, auf dem mein Rad auf mich wartet. Nun geht es heftig aufwärts. Es ist nicht mehr weit bis zu der Stelle, wo ich die westwärts führende Straße (HU 631), auf der ich, wäre ich ihr weiter gefolgt, nach Broto gelangt wäre (wo ich ja gestern durchgefahren bin), verlasse und auf das Sträßchen abbiege, das mich Richtung Osten zurück nach Puyarruego bringt. Es geht ein paar hundert Höhenmeter weiter aufwärts, bis sich kurz vor dem höchsten Punkt der Straße ein einmaliger Blick in den Cañón de Añisclo bietet, in dem ich vorhin auf meiner Wanderung unterwegs war: Tief unten der Río Bellós und (am unteren Bildrand in der Mitte) die Ermita de San Úrbez, links oberhalb der Schlucht die Hochebene, auf der auch das durchwanderte Dorf Sercué liegt, und unten links die Straße, auf der ich hier heraufgefahren bin. Im Hintergrund wäre wohl, wenn nicht Wolken die Sicht versperren würden, das Massiv des Monte Perdido zu sehen. Das Valle de Ordesa, wo ich vorgestern gewandert bin, befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zur Añisclo-Schlucht. Die Straße führt hinauf bis auf etwa 1300 m; die Landschaft begeistert, Kfz-Verkehr findet fast überhaupt nicht statt (allerdings ist die Straße leider voller Schlaglöcher). Schließlich kann ich eine wunderbare Serpentinenabfahrt nach Puyarruego genießen, wo sich die Runde schließt. Zurück geht es dann wie auf dem Hinweg; in Escalona treffe ich wieder auf die Hauptstraße A-138, die mich abwärts zurück nach Aínsa führt. Heute Abend bleibe ich auf meinem Campingplatz; nachdem ich ja gestern in der Altstadt von Aínsa zum Abendessen war, genieße ich jetzt ein Steak auf der Terrasse des Campingplatzrestaurants mit Blick auf Aínsa. Beim Abendessen fasse ich auch endlich den endgültigen Plan für die verbleibenden drei Tage (plus zwei Bahn-Rückreise-Tage): Morgen verlasse ich erstmal die Pyrenäen Richtung Südwesten durch den Parque Natural de la Sierra y los Cañónes de Guara, ein den Pyrenäen vorgelagertes kleines Gebirge, das mich in meiner Michelin-Karte neugierig gemacht hat; Tagesziel Huesca. Übermorgen fahre ich dann von dort mit dem Zug nach Canfranc-Estación auf etwa halber Höhe des Somport-Passes, und über-übermorgen überquere ich den Somport, verbunden mit einer letzten Wanderung, und beende die Reise auf der französischen Seite in Oloron-Sainte-Marie. Zug-Rückfahrt von Pau, TGV nach Paris, dort Übernachtung, ICE zurück nach Deutschland. Die Buchungen mit dem Smartphone für den TGV Pau-Paris und den anschließenden ICE (in Frankreich herrscht im Fernverkehr ja Reservierungspflicht) sowie für das Hotel in Paris kosten mich bei der wackligen W-LAN-Verbindung auf der Terrasse des Campingplatzrestaurants noch Einiges an Zeit, Nerven und Flüchen. Aber schließlich gelingt es, und ich habe eine optimale Planung für den Rest der Reise unter Dach und Fach. 19. Tag (18.07.2019), Aínsa – Huesca Strecke: ca. 110 km Höhenmeter: ca. 1380Die heutige Etappe wird mit etwa 110 km die längste der Tour. Es geht durch die den Pyrenäen südlich vorgelagerte Gebirgslandschaft der Sierra de Guara bis Huesca, um von dort morgen mit dem Zug wieder in die Pyrenäen hinein nach Canfranc-Estación auf etwa halber Höhe des Puerto de Somport zu fahren, dessen Überquerung dann übermorgen auf dem Programm steht. Wie viele Höhenmeter mich heute erwarten, ist anhand meiner Michelin-Karte nur schwer abzuschätzen, jedenfalls ergibt sich aus ihr, dass das Sträßchen, das ich ausgewählt habe und das den Parque Natural de la Sierra y los Cañónes de Guara ganz im Osten in Nord-Südrichtung durchquert (A-2205), durch die entsprechende grüne Markierung als landschaftlich reizvoll ausgewiesen ist und über zwei Pässe von 860 und 810 m führt. Vor diesem Hintergrund ärgert es mich, dass es fast 13 Uhr ist, als ich vom Campingplatz in Aínsa endlich loskomme (das beginnt damit, dass ich erstmal lange ausschlafe). Zunächst genieße ich ein ausgiebiges Frühstück auf der Terrasse des Restaurants des Campingplatzes. Zudem muss ich erst noch eine der beiden gestern Abend online getätigten Fahrkarten-Buchungen für die Rückfahrt wiederholen, weil es gestern doch nicht geklappt hat. Das kostet bei schwachem W-LAN wieder Zeit und Nerven. Eine der beiden Fahrkarten ist auch kein Handy-Ticket, sondern muss ausgedruckt werden, was aber der hilfsbereite Señor in der Campingplatz-Rezeption problemlos für mich erledigt. Das verzögert meinen Aufbruch aber weiter. Ich lasse Aínsa auf dem winzigen Sträßchen A-2205 hinter mir und bin kurz darauf in einer beeindruckend einsamen und kargen Landschaft. Die Sierra de Guara weist zwar nicht mehr den Hochgebirgscharakter der Pyrenäen auf (die man beim Blick zurück in der Ferne sehen kann), hat aber aufgrund ihrer Abgeschiedenheit und extrem dünnen Besiedelung einen ganz eigenen Charme. Auf der A-2205, die mich in den Naturpark hineinführt und auf der sich ständig kurze, anstrengende Anstiege mit kurzen Abfahrten abwechseln, begegnen mir nur äußerst selten Fahrzeuge. Ich komme durch die Dörfer Guaso, Arcusa und Eripol, kurz darauf erreiche ich den ersten der beiden heutigen Pässe, den Collado de Eripol mit (im Vergleich zu den Pyrenäenpässen der vergangenen Tage bescheidenen) 860 m. Mir kam das ständige Auf und Ab bis hierher aber schon recht anstrengend vor. Mir steht daher der Sinn nach einer Einkehr, aber alle Orte, durch die ich komme, weisen keinerlei Gastronomie auf. Zum Glück habe ich zu Not noch eine Chorizo und etwas Baguette als Proviant dabei. Etwas abseits der Straße, bei dem Dorf Lecina, steuere ich einen in meiner Karte verzeichneten Campingplatz mitten im Nirgendwo an in der unrealistischen Hoffnung auf ein Restaurant, und tatsächlich, hier bekomme ich wider Erwarten ein kühles Bier und dazu ein paar Oliven und Erdnüsse (warmes Essen hätte es wohl auch gegeben, aber ich habe noch einiges an Strecke vor mir, daher will ich mich nicht allzu lange aufhalten). Auch die Sierra de Guara kann mit Schluchten aufwarten. Obgleich die Gegend sehr einsam wirkt und tatsächlich extrem dünn besiedelt ist, hat sie eine gewisse touristische Bedeutung, offenbar vor allem bei Wanderern, von denen mir ganz vereinzelt ein paar auffallen. Schließlich ist der zweite Pass erreicht, der 810 m hohe Collado de San Caprasio, von dem sich ein weiter Blick über die Sierra de Guara bietet. Ich kann eine schöne, relativ lange Abfahrt in ein tief eingeschnittenes Tal genießen, dann geht es auf der anderen Seite nochmal aufwärts zum Dorf Colungo. Ab hier hatte ich die Karte eigentlich so interpretiert, dass ich jetzt abwärts aus der Sierra de Guara herausrolle und dann auf der restlichen noch recht langen Strecke bis Huesca nicht mehr mit allzu vielen Höhenmetern zu rechnen ist. Doch weit gefehlt. Es geht weiterhin ständig auf und ab. Nach den Dörfern Adahuesca und Abiego habe ich zwar das eigentliche Gebirge verlassen, aber auch die nun direkt Richtung Huesca parallel der Autobahn (Autovía 22) verlaufende Nationalstraße A 240, die in der Karte recht „flach“ wirkte, zieht sich in mehreren langen, wenn auch nicht allzu steilen Anstiegen von Höhenrücken zu Höhenrücken durch mehrere dazwischenliegende Täler. So habe ich, als ich auf die Nationalstraße treffe, noch gut 30 sich endlos anfühlende öde Kilometer ohne landschaftlichen Reiz vor mir, und es ist schon nach 19.30 Uhr. Als ich mich schließlich Huesca nähere (die erste Großstadt seit Bayonne vor gut anderthalb Wochen), hat sich die Nationalstraße zu einer verkehrsreichen Schnellstraße mit autobahnähnlichen Ausfahrten entwickelt. Ich bin froh, sie an einer geeignet erscheinenden Ausfahrt verlassen zu können (es ist versehentlich eine später als nötig). Es ist fast 21 Uhr. Recht unproblematisch finde ich den Weg in die Innenstadt von Huesca und treffe auf Wegweiser zu mehreren Hotels. Das erste, auf das ich stoße, das große, moderne Hotel Abba Huesca, hat vier Sterne und ist dementsprechend teuer. Aber ich bin nach 110 km und fast 1400 Höhenmetern erschöpft, es ist spät, und ich habe Hunger und keine Nerven mehr, nach einer preiswerteren Alternative zu suchen. Also quartiere ich mich hier ein. Mein Zimmer entpuppt sich als regelrechte kleine Suite mit separatem Wohn- und Schlafraum (beide Räume haben einen Fernseher) und einem Bad mit in die Badewanne integriertem Whirlpool. Man gönnt sich ja sonst nichts... Das Rad kann mit aufs Zimmer. Nun ist es nach 22 Uhr, es ist mir zu spät, um noch zum Abendessen in die Altstadt zu gehen oder zu fahren, und so bin ich froh, dass das Hotel eine recht lange geöffnete Tapas-Bar hat. Fortsetzung folgt…
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Geändert von Tom72 (02.02.20 00:17) |
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#1414474 - 03.02.20 15:29
Re: Westliche Pyrenäen 2019
[Re: Tom72]
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Auch die Sierra de Guara kann mit Schluchten aufwarten. Obgleich die Gegend sehr einsam wirkt und tatsächlich extrem dünn besiedelt ist, hat sie eine gewisse touristische Bedeutung, offenbar vor allem bei Wanderern, von denen mir ganz vereinzelt ein paar auffallen.
Du bist da insgesamt etwas dem Irrtum aufgesessen, dass man die Landschaft in einem leichten Federstrich per Rad zu sehen bekommt. Tatsächlich fährst du auf der von dir geradelten Route nur am Rande entlang. Um die Schluchten tatsächlich zu erschließen, musst du mindestens wandern (und auch mind. einen Tag einplanen), ggf. aber auch erstmal in die Stichstraßen reinfahren, um zu den Ausgangspunkten für die Wanderungen zu gelangen. Die herausragenden Elemente sind dann nicht nur Schluchten, sondern regelrechte Felsnadeln und Steinskulpturen oder auch Steinbrücken. Die teils auch ausgetrockneten Flussbetten in den Schluchten sind zuweilen nicht einmal begehbar, sondern können nur durch Canyoning erschlossen werden. Entsprechend treffen sich dort als touristische Spezialgruppe vor allem die Felskletterer bzw. Canyoning-Spezialisten. In der Szene ist das Revier sogar weltbekannt. Die Wanderer sind also nur die "Laienrandgruppe", die da rumläuft, aber natürlich zahlenmäßig auffällig genug ist. Die Parkplätze an der von dir gefahrenen A-2205 sind dabei gut geeignet, um kürzere Wanderungen zu machen mit Geierbeobachtungen usw., also eher die Tagestouristen. Du hättest noch eine Route südlich der Sierra de Guara fahren können (A-1227), die zumindest in Sichtweite verläuft, Bierge ist dabei noch ein Basisort für den Canyoning-Tourismus am Rande. Sonst sind die Zentren eher Rodellar, Vadiello oder Nocito (von Norden oder Westen aus zu erreichen). In den Zentren kann man bei Bedarf aber Ausrüstung leihen und Kletter-/Canyoningkurse belegen, da sind dann auch die Camping-/Unterkunfts-Schwerpunkte, wenn es auch immer wieder am Rande kleinere Basisorte gibt. Canyoning und Klettern ist allerdings nichts für mich, indes ist das Wandern da aufregend genug. Obwohl die A-1227 auch nur Randstrecke ist, bleibt diese auch sehr hügelig und dauert nach Huesca um einiges länger als die von dir gewählte Route bei der Autobahn, die zwangsläufig langweiliger sein muss (das überblickt man sehr gut von einem Aussichtspunkt, wenn man Richtung Rodellar fährt).
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#1414511 - 03.02.20 21:32
Re: Westliche Pyrenäen 2019
[Re: veloträumer]
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Dass die Sierra de Guara eine Hochburg des Canyoning ist, hatte ich im Nachgang der Tour auch gelesen. Die Wanderer sind mir tatsächlich vor allem an den Parkplätzen entlang der A 2205 aufgefallen, von wo sie ihre Touren starteten.
Natürlich konnte ich die Sierra de Guara auf meiner gefahrenen Route nicht erschöpfend erkunden und alle landschaftlichen Highlights erleben. Darum ging es mir aber auch nicht. Die Sierra (mit zugehörigem Parque Natural), von der ich zuvor noch nichts gehört hatte, fiel mir in meiner Michelin-Karte erstmals während der Reise, ein paar Tage zuvor, bei den Überlegungen, wie die verbleibenden Tage sinnvoll zu gestalten sind, auf; in Kombination mit der Entscheidung für Huesca als Etappenziel (wegen der Lage an der Bahnlinie Richtung Somport-Pass) fiel dann angesichts der Ausweisung des Sträßchens, das sich durch das östliche Ende des Naturpark schlängelt, als landschaftlich reizvoll (grüne Markierung) spontan die Entscheidung. Ich habe sie nicht bereut. Etwas anstrengend bzw. stressig kam mir die Etappe lediglich deswegen vor, weil ich viel zu spät aufgebrochen bin.
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Geändert von Tom72 (03.02.20 21:33) |
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#1414514 - 03.02.20 22:07
Re: Westliche Pyrenäen 2019
[Re: Tom72]
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Die Wanderer sind mir tatsächlich vor allem an den Parkplätzen entlang der A 2205 aufgefallen, von wo sie ihre Touren starteten. Das gleicht sich alles, so auch auf meiner Tour Die Sierra (mit zugehörigem Parque Natural), von der ich zuvor noch nichts gehört hatte, fiel mir in meiner Michelin-Karte erstmals während der Reise, ... Immer diesen Pirineosaurus lesen... Ja klar, um die Kurve noch zu kriegen, musstest du irgendwie einen schnellen Bogen drehen. Huesca hätte ich sogar vermieden, wenn die Gegend nördlich davon nicht so ausgestorben wäre - gibt da kaum etwas zu essen, keine Läden usw. Von Huesca aus hatte ich erst in Arguis wieder eine geöffnete Bar gefunden. Leider hatte ich zuvor in Huesca wegen früher Abfahrt auf Einkauf verzichtet. Und auf der Südtangente der A-1227 gab es vortags auch fast nichts, irgendwo bei einem fast verlassenen Camping fand ich noch etwas Brot, mittags auch kein Essen, nur abends. Hätte mich morgens besser in Rodellar eindecken müssen, obwohl das Campinglädele da auch nicht opulent bestückt war.
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#1414522 - 04.02.20 03:50
Re: Westliche Pyrenäen 2019
[Re: Tom72]
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Dein Bericht begeistert mich nach wie vor Falls es mich mal in die Pyrenäen verschlägt werde ich bei Dir das eine oder andere abgucken. Was sieht man bei Tag 16 für gelbes Zeugs in den Hängen: sind das Blumen oder Gräser?
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#1414547 - 04.02.20 09:46
Re: Westliche Pyrenäen 2019
[Re: Biotom]
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Was sieht man bei Tag 16 für gelbes Zeugs in den Hängen: sind das Blumen oder Gräser?
Ich würde auf eine Ginster-Art tippen. Und auch ich finde den Bericht weiterhin großartig! Gruß Uli
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#1414563 - 04.02.20 13:17
Re: Westliche Pyrenäen 2019
[Re: Biotom]
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Das ist sogar definitiv Ginster. Um hier den Bericht nicht zu stark zu löchern, habe ich einen eigenen Beitrag zu Ginster-Routen erstellt, zunächst mal nur mit Beispiel/Tipps aus den Pyrenäen: Die Welt in Gelb: Bedeutende Ginster-Routen.
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Geändert von veloträumer (04.02.20 13:18) |
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#1417277 - 26.02.20 21:44
Re: Westliche Pyrenäen 2019
[Re: Tom72]
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20. Tag (19.07.2019), Zugfahrt Huesca – Canfranc-EstaciónHeute steht im Wesentlichen die Zugfahrt nach Canfranc-Estación auf dem Programm. Der Ort liegt auf etwa halber Höhe der Auffahrt zum Puerto de Somport. Dort endet seit etwa 50 Jahren die ehemalige internationale, die Pyrenäen durchquerende Bahnlinie von Saragossa nach Pau. Bereits auf meiner Pyrenäen-Tour 2016 hatte ich die Bahnverbindung genutzt (allerdings damals vom direkt am Fuß der Pyrenäen gelegenen Jaca aus, während die Fahrt ab Huesca noch deutlich länger ist); und wie damals werde ich anschließend den Rest der Somport-Auffahrt aus eigener Kraft absolvieren, um wieder auf die französische Pyrenäen-Seite zu wechseln. Auf der ehemaligen pyrenäenüberquerenden internationalen Bahnstrecke, die vor Jahrzehnten auf der französischen Seite stillgelegt wurde, verkehren derzeit täglich nur zwei aus einem Triebwagen bestehende Züge pro Tag von Saragossa über Huesca und Jaca nach Canfranc-Estación, aber immerhin mit Fahrradmitnahme. Ich habe mich für den Zug am Nachmittag entschieden (kurz vor 17.00 Uhr), weil mir der am Vormittag zu früh ist, da ich mich auch noch ein wenig in Huesca umsehen möchte (obwohl ich mir von der Stadt nicht allzu viel verspreche und sie vor allem wegen der Zugverbindung ausgewählt habe). Ich stehe spät auf und mache ausgiebig von der Badewanne mit Whirlpool-Funktion in meinem Hotelzimmer Gebrauch (der zweite Whirlpool dieser Reise nach dem Hotel auf dem Col du Pourtalet), dann checke ich so spät wie möglich aus, lasse mein Gepäck an der Hotelrezeption und radle kreuz und quer zum Sightseeing durch die Innenstadt. Entsprechend meinen geringen Erwartungen hat Huesca keine besonderen Höhepunkte zu bieten, weswegen ich mich auch mit dem Fotografieren zurückhalte. Hier die Kathedrale und hier die Stierkampfarena. Immerhin bekomme ich in einer der Altstadtgassen ein vorzügliches Mittagessen. Schließlich hole ich mein Gepäck aus dem Hotel und begebe mich zum Bahnhof; es handelt sich, wie ich das schon häufig in Spanien erlebt habe, um einen gesichtslosen modernen Zweckbau. Die Bahnfahrt dauert knapp drei Stunden; sie führt durch kaum besiedelte, karge, aber beeindruckende Landschaften über Sabiñánigo und Jaca am Fuß der Pyrenäen, wo ich auf meiner Tour vor drei Jahren in den Zug eingestiegen bin, so dass ich die restliche Strecke ab dort bereits kenne. Die Bahnlinie (und die Straße zum Puerto de Somport) folgt ab Jaca dem Tal des Río Aragón aufwärts, der namensgebend für die Autonome Gemeinschaft Aragonien ist und unterhalb des Somport-Passes entspringt. Gegen 19.40 Uhr erreiche ich Canfranc-Estación. Der Triebwagen wirkt etwas verloren vor dem im Vergleich riesigen, heute ungenutzten Empfangsgebäude. Ich gebe hier zum eisenbahnhistorisch sehr interessanten Bahnhof Canfranc der Einfachheit halber nochmal meinen Text aus meinem Bericht von meiner 2016er-Pyrenäen-Tour wieder: Die umfangreichen, heute weitgehend ungenutzten Bahnanlagen mit dem eindrucksvollen, über 200 m langen historischen Bahnhofsgebäude wirken seltsam überdimensioniert und in dem engen Hochgebirgstal irgendwie deplatziert.
Die internationale Bahnstrecke Pau – Saragossa wurde 1928 eröffnet. Die Strecke von Frankreich aus führte durch einen ca. 8 km langen Tunnel unter dem Somport-Pass, dessen südliches Portal unmittelbar nördlich des Bahnhofs von Canfranc liegt. Der auf spanischem Gebiet gelegene Bahnhof Canfranc war die Grenzstation, in der aufgrund der unterschiedlichen Spurweiten umgestiegen werden musste – auf der einen Seite des Empfangsgebäudes endeten die normalspurigen Gleise der französischen Strecke nach Durchquerung des Somport-Tunnels, und auf der anderen (auf der auch mein Zug angekommen ist) endeten (und enden noch heute) die Gleise in iberischer Breitspur der spanischen Strecke von Saragossa über Jaca kommend. Der französische Abschnitt war, anders als der spanische, von Anfang an elektrifiziert.
Die Strecke hat während der gut vier Jahrzehnte ihres Betriebs nie die erwartete Bedeutung für den internationalen Bahnverkehr erlangt und hat sich wohl letztlich als Fehlplanung erwiesen. Sie konnte als Gebirgsbahn mit entsprechend langen Fahrzeiten im Endeffekt nicht mit den schnelleren Bahnverbindungen zwischen Frankreich und Spanien an der Atlantik- und der Mittelmeerküste konkurrieren. Deshalb nahm die SNCF den Einsturz einer Brücke infolge eines Bahnunfalls 1970 als willkommenen Anlass, die Strecke auf französischer Seite stillzulegen. Seitdem findet nur noch auf der spanischen Teilstrecke ein bescheidener Bahnverkehr nach Canfranc-Estación statt; derzeit täglich zwei Regionalzugpaare von Saragossa über Jaca.Ich hatte schon vor längerer Zeit gelesen, dass das historische, nunmehr funktionslose Bahnhofsgebäude dem Verfall preisgegeben sei und war bereits vor drei Jahren umso überraschter, dass offenbar in neuester Zeit mit der Renovierung begonnen wurde – der gesamte Dachbereich ist augenscheinlich in jüngerer Zeit komplett und originalgetreu erneuert worden. Der Ort Canfranc-Estación besteht im Wesentlichen aus einer Gebäudezeile entlang der Hauptstraße gegenüber dem Bahnhof. Dort sind auch einige Hotels; ich frage in einem davon nach einem freien Zimmer. Ich bekomme ein recht preiswertes, mit dem ich sehr zufrieden bin, und erfahre gleichzeitig, dass der Campingplatz ein Stück oberhalb des Ortes an der Passstraße, den ich auch in Erwägung gezogen hatte, über dessen Existenz ich im Internet aber widersprüchliche Informationen fand, tatsächlich nicht mehr existiert. 21. Tag (20.07.2019), Canfranc-Estación – Oloron-Ste.-Marie und Wanderung auf den Pico de Canal Roya Strecke: ca. 70 km Höhenmeter: ca. 580Heute ist der letzte Fahrtag. Ich werde ein letztes Mal den Pyrenäen-Hauptkamm über den 1640 m hohen Puerto de Somport überqueren und somit eine mir von meiner Pyrenäentour drei Jahre zuvor schon bekannte Strecke wiederholen. Auch damals war ich mit dem Zug bis Canfranc-Estación hinaufgefahren. Aus der Erinnerung weiß ich daher, dass die nun verbleibende restliche Auffahrt zum Pass (es sind nur noch etwa 500 Höhenmeter) landschaftlich einiges zu bieten hat und angenehm zu fahren ist, wozu auch beiträgt, dass ein großer Teil des Durchgangsverkehrs den Pass durch einen 2003 eröffneten unterhalb des Ortes beginnenden Straßentunnel unterquert und die Strecke über den Pass daher angenehm wenig motorisierten Verkehr aufweist. Von Astún oberhalb der Passhöhe habe ich außerdem eine Wanderung auf den 2345 m hohen Pico de Canal Roya geplant, auf der ich in Sichtweite des Pic du Midi d’Ossau unterwegs sein werde und damit nur wenige Kilometer von der Route meiner vor neun Tagen vom Col du Pourtalet aus unternommenen Wanderung entfernt. Bevor ich losfahre, sehe ich mir nochmal den Bahnhof an, der das Ortsbild dominiert; hier der Blick von der Hauptstraße, an der auch mein Hotel liegt, über den direkt vor dem Bahnhof verlaufenden Río Aragón auf das Empfangsgebäude. Davor steht noch der Triebwagen, mit dem ich gestern Abend hier angekommen bin; er wird kurz darauf als erste von zwei der heutigen Zugverbindungen wieder über Jaca und Huesca nach Saragossa abfahren. Am Geländer des Bahnsteigs hängt ein Transparent mit dem Slogan „¡¡Reapertura!!“. Ob dieser Ruf nach Wiedereröffnung lediglich einen frommen Wunsch nach der durchgehenden Wiederinbetriebnahme der Strecke durch den Somport-Bahntunnel zwischen Spanien und Frankreich zum Ausdruck bringt oder Bezug nimmt auf aktuelle Entscheidungen, die dies tatsächlich realistisch erscheinen lassen, weiß ich nicht; jedenfalls habe ich später gelesen, dass derzeit die zuständigen Akteure eine durchgehende Wiederherstellung ernsthafter prüfen und vorbereiten als in den vergangenen 50 Jahren. Unmittelbar nördlich des Bahnhofs endet der Passtunnel der stillgelegten französischen Strecke. Die Gleise sind demontiert. Die Passstraße, auf der mich mein Weg gleich aufwärts Richtung Puerto de Somport führen wird, verläuft direkt oberhalb des Tunnelportals. Auch 50 Jahre nach der Betriebseinstellung stehen noch die Oberleitungsmasten und hängen noch Reste der Fahrleitung. Die spanische und französische Flagge am Portal hingen dort, als ich das letzte Mal hier war, noch nicht; auch dies vielleicht ein Hinweis darauf, dass die Reaktivierung der Bahnstrecke durch den Passtunnel aktuell ernsthafter als bisher in Erwägung gezogen wird? Die mir ja bereits bekannte Auffahrt zum Somport ist von der Steigung her nicht allzu anstrengend, führt aber landschaftlich sehr reizvoll durch einige schöne Serpentinen und ist bei Radfahren sichtlich sehr beliebt und insbesondere von Rennradfahrern stark frequentiert. Spätestens ab dieser Stelle wurde mir bei meiner Tour vor drei Jahren der Blick auf die umliegenden Berge durch tiefhängende Wolken verwehrt. Diesmal habe ich aber Glück und bei blauem Himmel einen ungestörten Landschaftseindruck. Ich habe daher, als ich den 1640 m hohen Somport-Pass erreiche (wenn ich richtig gezählt habe, erreiche ich hier zum sechsten Mal auf der Reise die Grenze und zum fünften Mal den Pyrenäen-Hauptkamm), klare Sicht, während ich drei Jahre zuvor hier oben wegen des Nebels nicht allzu viel sehen konnte. Bevor ich allerdings vom Pass auf der französischen Seite hinunterrolle, fahre ich die an der Passhöhe abzweigende, etwa zwei Kilometer lange Stichstraße weiter aufwärts zum Wintersportort Astún, von wo aus ich noch eine Wanderung geplant habe. Deren besonderer Reiz besteht darin, dass ich mich, diesmal von Westen her, nochmal dem Pic du Midi d’Ossau annähern werde, in dessen unmittelbarer Umgebung ich ja bereits vor gut einer Woche vom nicht viel mehr als 10 km Luftlinie östlich des Puerto de Somport gelegenen Col du Pourtalet aus gewandert bin. In dem Skiort ist auch jetzt im Sommer einiges los, da viele Wanderer unterwegs sind, und auch ich schnüre hier das letzte Mal auf der Reise meine Wanderschuhe. Einer der Sessellifte ist für die Wanderer in Betrieb; ich entscheide mich aber, aus eigener Kraft aufzusteigen, auch wenn die Skipisten, über die der Weg führt, außerhalb der Wintersaison keinen allzu schönen Anblick bieten. An der Bergstation des Skilifts hat eine Hütte geöffnet, wo ich eine kurze Imbisspause einlege. Kurz darauf komme ich an einem kleinen Bergsee vorbei, von dem aus der Weg weiter ansteigt bis zu einem Pass, über den die Grenze zu Frankreich verläuft (im Bild im rechten Viertel). Vom Pass (Collado de Astún) ergibt sich der Blick auf den Pic du Midi d‘Ossau und rechts davon den Pic Peyreget, auf dessen Gipfel ich vor acht Tagen vom Col du Pourtalet aus gewandert bin. Vom Ziel der Wanderung, dem 2345 m hohen Pico de Canal Roya, reicht der Blick bis zur nur noch wenige Kilometer entfernten Straße über den Col du Pourtalet knapp unterhalb des Passes, wo ich letzte Woche von Laruns kommend hochgefahren bin (im Bild etwa in der Mitte, leider zu klein, um es zu erkennen; links nochmal der Pic du Midi); ich erkenne in der Ferne auch den Parkplatz, von dem ich am folgenden Tag meine Wanderung zum Pic Peyreget gestartet habe. Hätte ich etwas mehr Zeit, könnte ich weitergehen und würde bald auf meine Wanderroute von neulich treffen. Aber ich kehre, nachdem ich den Gipfel des Pico de Canal Roya erreicht habe, um und marschiere zurück auf einer teilweise etwas anderen Route, die mich an einem weiteren kleinen Bergsee vorbei (natürlich immer mit Blick auf den Pic di Midi) führt, zurück über den Collado de Astún auf die spanische Seite und zur Bergstation des Sessellifts. Angesichts der noch recht langen heute zu fahrenden Strecke nach Oloron-Ste.-Marie (auch wenn es nur noch abwärts geht) nehme ich für den Abstieg zurück nach Astún und zu meinem dort wartenden Rad den Lift in Anspruch. Als ich zurück am Puerto de Somport bin, kommen von der französischen Seite, auf der ich jetzt hinunterfahren werde, tiefhängende Wolken heraufgezogen, so dass ich nun wieder ungefähr dieselbe Wettersituation habe wie bei meiner letzten Passüberquerung drei Jahre zuvor (damals hatte es dann später auch noch angefangen zu regnen, so dass ich am Ende die letzten 20 bis 30 km im Regen fahren musste). In meinem Bericht dazu hatte ich ja scherzhaft die Vermutung geäußert, dass dies die Strafe bzw. der Zorn der Berggötter für meinen Frevel war, mich teilweise mit dem Zug „heraufzumogeln“… (Wobei ich auf der aktuellen Tour die Situation Sonne und blauer Himmel auf der spanischen Seite/Nebel und Regen auf der französischen Seite ja auch schon mehrfach hatte). Ich bin aber froh, dass ich die Wanderung noch bei vernünftigem Wetter durchführen konnte. Die Abfahrt ist trotz der tiefen Wolkendecke landschaftlich reizvoll. Auch nach der Stelle, an der der Verkehr aus dem Somport-Straßentunnel wieder auf die Passstraße geführt wird, bleibt das Kfz-Aufkommen erträglich. Parallel der Straße sieht man die Viadukte und Tunnel der stillgelegten Bahnstrecke zum Somport-Passtunnel und nach Canfranc-Estación. Die Bahnstrecke wurde, kurz nachdem ich das letzte Mal hier war, bis Bedous, etwa auf halber Strecke zwischen Oloron-Ste.-Marie und dem Somport-Passtunnel, wieder in Betrieb genommen. Bei diesem Bahnviadukt bei Escot, das schon im wiedereröffneten Abschnitt der Bahnstrecke liegt, schließt sich der Kreis; der geneigte und geduldige Leser wird sich an das entsprechende Foto von vor 10 Tagen erinnern, das ich an gleicher Stelle (und bei deutlich weniger bewölktem Wetter) gemacht habe, bevor ich, aus der Gegenrichtung, also von unten, kommend die Somport-Passstraße, auf die ich erst wenige Kilometer unterhalb, von Westen kommend, gestoßen war, Richtung Col de Marie-Blanque wieder verlassen habe. Und ziemlich genau hier beginnt auch aus der tiefhängenden Wolkendecke der Regen, der zwar zu erwarten war, von dem ich aber gehofft hatte, dass er mir erspart bleiben würde. Also fahre ich doch wieder, genau wie das letzte Mal vor drei Jahren, die letzten 20 km bis Oloron-Ste.-Marie im Regen. Er ist allerdings etwas schwächer als damals, trotzdem bin ich froh, als ich endlich Oloron erreiche (das Gefälle der Straße ist längst nicht mehr ausreichend, um es rollen zu lassen, so dass ich engagiert strample, um die Regenfahrt möglichst zügig zu beenden). Der Blick von dem am Fuß der Pyrenäen gelegenen Städtchen zurück auf die Gebirgskette, der offenbar recht malerisch ist, bleibt mir wegen des Mistwetters somit zum zweiten Mal verwehrt. Es ist schon recht spät. Ich steuere auf der Unterkunftssuche zunächst das Hotel von vor drei Jahren an, aber die Rezeption hat schon zu. Im einfachen und preiswerten, aber sympathischen Hotel „Le Bristol“, das damals geschlossen war, habe ich dafür diesmal Glück. Und ich muss – es regnet immer noch – das Hotel auch gar nicht mehr verlassen, denn im zugehörigen, sehr gut besuchten Restaurant bekomme ich in sehr netter Atmosphäre zu einem sehr fairen Preis ein ausgezeichnetes viergängiges Menü. Ich bin sehr zufrieden mit dem heutigen letzten Fahrtag und der letzten Wanderung. Fortsetzung folgt…
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Geändert von Tom72 (26.02.20 21:56) |
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#1417299 - 27.02.20 08:06
Re: Westliche Pyrenäen 2019
[Re: Tom72]
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Da Teile Deiner Route auch zu meiner ersten großen Radreise (mit drei Freunden) 1981 gehörten, lese ich mir Deinen Bericht gerne durch. Die Bilder z. B. von der Atlantikküste bei Arcachon lassen die Erinnerungen wieder hochkommen. Auch wenn ich ein miserables Namensgedächtnis habe, kann ich mir doch sehr gut die Bilder meiner Radreisen einprägen und ich bin immer wieder selber erstaunt, wie genau sich diese über so viele Jahre im Kopf eingebrannt haben. Und das gilt insbesondere für Radreisen oder Wandertouren, wo offensichtlich die körperliche Betätigung die Aufnahmefähigkeit deutlich erhöht. Nochmals danke für den Bericht!
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Gruß, Arnulf
"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot) | |
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#1418225 - 06.03.20 11:09
Re: Westliche Pyrenäen 2019
[Re: Tom72]
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Super Bericht und auch toll, daß man in die verlinkten Bilder reinzoomen kann.
Mal eine Frage zu den Campingplätzen: was kosten diese im Schnitt/Nacht? Gibt es hohe Preisunterschiede?
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#1422175 - 25.03.20 22:04
Re: Westliche Pyrenäen 2019
[Re: Tom72]
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22. und 23. Tag (21.und 22.07.2019), Bahn-Rückreise über ParisHeute beginnt die Bahn-Rückreise; zunächst mit dem Regionalzug nach Pau und von dort mit dem TGV nach Paris, wo ich übernachten werde. Es regnet nicht mehr, aber die Pyrenäen, die man von dieser Brücke, wenn man nach rechts schauen würde, eigentlich in der Ferne sehen könnte, sind nach wie vor in Wolken gehüllt (wie ja auch schon bei meinem letzten Aufenthalt hier vor drei Jahren). Die Brücke führt über den Gave d’Aspe, dessen Verlauf ich gestern vom Somport-Pass durch das Vallée d‘Aspe abwärts gefolgt bin. Kurz vor 10 Uhr steige ich am winzigen Bahnhof von Oloron-Ste.-Marie in den Regionalzug mit Fahrradmitnahme nach Pau (er kommt von Bedous an der bis dorthin vor wenigen Jahren wiedereröffneten, ehemals weiter zum Somport-Passtunnel führenden Strecke). Eine gute halbe Stunde später bin ich bereits in Pau. Mein TGV nach Paris geht erst um kurz nach halb drei, so dass ich ein paar Stunden zum Sightseeing habe. Erst vorgestern war Pau der Schauplatz der 13. Etappe der Tour de France, als hier das Einzelzeitfahren stattfand. Die Spuren des Ereignisses finden sich noch überall in der Stadt; so sind auf dem Asphalt der Straße, die hinauf zur auf einer Anhöhe oberhalb des Bahnhofs gelegenen Innenstadt führt, die Namen der Sieger der Tour-de-France-Geschichte in chronologischer Reihenfolge aufgemalt. Oberhalb des Bahnhofs, von dort auch über eine historische Standseilbahn erreichbar, liegt der Boulevard des Pyrénées, wo ich mich auf der Terrasse eines der zahlreichen Bistros niederlasse. Der sicher beeindruckende Blick auf die Pyrenäen, den man normalerweise von hier hat, bleibt mir heute aber, wie auch schon vorhin in Oloron, wegen des bewölkten Wetters leider versagt. Hauptsehenswürdigkeit von Pau ist das Château. Im Rahmen der diesjährigen Tour de France wurde auch des 100jährigen Jubiläums der Einführung des Gelben Trikots gedacht. Für die Fahrt mit dem TGV nach Paris, für den ich mir ja vor wenigen Tagen mit dem Smartphone online eine Fahrkarte gebucht habe, muss ich, wie auch auf der Hinfahrt, mein Rad wieder teilweise demontieren und in meine Fahrrad-Transporthülle verpacken. Aber das ist ja für mich seit etlichen Jahren im französischen Fernverkehr Routine. Die Fahrt dauert etwa viereinhalb Stunden; ab Bordeaux ist es dieselbe Strecke wie auf der Hinfahrt. Das Hotel, das ja ich erst vor wenigen Tagen online gebucht habe, ist am Fuß des Montmartre gelegen, also mitten in einem der touristischen Hotspots, trotzdem war ich überrascht, es (zumal so kurzfristig) für 50 € bekommen zu haben. Es liegt günstig zur Gare de l’Est, von wo aus morgen mein ICE nach Deutschland fährt, und bietet mir heute Abend noch einen willkommenen Anlass, von der südlich des Stadtzentrums gelegenen Gare Montparnasse, wo mein TGV ankommt, Richtung Norden eine schöne lange Tour durch die gesamte Innenstadt zu machen und an einigen Sehenswürdigkeiten vorbei zu radeln. Ich überquere die Seine (hier nochmal, wie schon auf der Anreise, der Blick auf die durch den verheerenden Brand drei Monate zuvor ihres Dachstuhls und des Vierungsturms beraubte Kathedrale Notre-Dame). Für ein Foto vor dem Eifelturm nehme ich einen längeren Abstecher Richtung Westen entlang des nördlichen Seine-Ufers in Kauf. Das letzte Mal, dass ich mein Rad vor dem Eifelturm fotografiert habe, war 2011 zum Start meiner Radreise Paris-Barcelona. Der Louvre Es ist schon fast halb zehn, als ich mein Hotel (Hotel Audran) am Fuß des Montmartre erreiche. Das Zimmer ist einfach, aber okay, und das Viertel ist sehr interessant und lebendig, und das Hotel hat auch ein Restaurant, vor dem ich auf der Terrasse auf dem schmalen Trottoir in typischer Pariser Atmosphäre ein hervorragendes Entrecôte genießen kann. Nach dem Abendessen erreiche ich nach wenigen Minuten Aufstieg durch die Gassen des Montmartre-Viertels die Basilika Sacré-Coeur, mache aber nur kurz ein paar Fotos, da aufgrund der Touristenmassen selbst jetzt am späten Abend keine Lust auf ein längeres Verweilen aufkommt. Am nächsten Tag geht mein ICE um kurz vor elf; von meinem Hotel zur Gare de l’Est ist es nicht mehr weit. Wie oft ich in den vergangenen gut zehn Jahren mein Rad an dieser Stelle vor dem Pariser Ostbahnhof fotografiert habe, kann ich spontan gar nicht sagen… Natürlich muss ich auch heute für die Fahrt im ICE das Rad wieder teilweise demontieren und in meine Fahrrad-Transporthülle verpacken. Wieder wird, getreu der französischen Unsitte, das Abfahrtsgleis erst recht spät angegeben. Da aber nur auf einem Gleis ein ICE steht, ist schon vor der offiziellen Ankündigung klar, wo ich hinmuss, so dass ich in Ruhe am Beginn des betreffenden Bahnsteigs das Rad für den Transport präparieren kann. Nach Erfurt gelange ich mit nur einmal Umsteigen in Stuttgart, das ich in dreieinhalb Stunden erreiche. Der anschließende ICE nach Erfurt fährt in Stuttgart am selben Bahnsteig gegenüber, so dass ich das verpackte Rad nicht weit schleppen muss. Perfekt. Knapp vier Stunden später bin ich zurück in Erfurt. Fortsetzung folgt…
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Geändert von Tom72 (25.03.20 22:11) |
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#1422332 - 26.03.20 20:23
Re: Westliche Pyrenäen 2019
[Re: Tom72]
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Eine gute halbe Stunde später bin ich bereits in Pau. ... Oberhalb des Bahnhofs, von dort auch über eine historische Standseilbahn erreichbar, liegt der Boulevard des Pyrénées, wo ich mich auf der Terrasse eines der zahlreichen Bistros niederlasse. Der sicher beeindruckende Blick auf die Pyrenäen, den man normalerweise von hier hat, bleibt mir heute aber, wie auch schon vorhin in Oloron, wegen des bewölkten Wetters leider versagt.
Von diesem Blick habe ich auch im Reiseführer gelesen, aber nichts gesehen. Mir scheint, der den gibts weniger "normalerweise", sondern nur ausnahmsweise - wahrscheinlich Reiseführerautoren, die dort ein halbes Jahr verbringen und dann von den selten Ereignissen berichten. So langsam wirds Zeit, dass deine Reise zu Ende geht, denn ich bekomme so langsam das Gefühl, du wärest Jahre unterwegs gewesen... Gelohnt hat es sich aber allemal. Auch wenn man mal nichts sieht, die Pyrenäen sind halt immer zum
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen | |
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