Pyrenäen rundumeine Radreise mit einigen Höhen17,5 Tage, ca 1660 km ca 30 000 hmdie Strecke findet Ihr
HIER Start und Endpunkt: Bordeaux Anreise- TGV Strasbourg - Bordeaux und retour zuzüglich Radan- und Radabreise Karlsruhe- Strasbourg und Strasbourg-Achern
Reisende mgabri und natash
Fahrräder: klassische Randonneure aus den 90gern mit ca 15kg Gepäck pro Person
Die Pyrenäen stehen schon länger auf meiner Wunschliste. Ich mag bekanntermaßen Berge und etliche Berichte (einige davon auch aus diesem Forum
) haben meinen Wunsch beflügelt auch dieses einmal kennen zu lernen. Für viele weitgereiste Globetrotter mögen die Pyrenäen ein sehr bescheidenes Reiseziel abgeben – für mich selbst waren sie Herausforderung genug. Und zwar eine in jeder Hinsicht lohnende.
Das Gebirge weit im Westen Europas, an der Grenze zwischen Spanien und Frankreich gelegen, hat nicht nur eine fantastische Gebirgslandschaft zu bieten, sondern auch eine wechselreiche Geschichte hinter sich.
Hier stritt man sich über Grenzverläufe, Schmuggler nutzten die Unwegsamkeit des Geländes ebenso wie Partisanen im Kampf gegen den Faschismus und für etliche deutsche Juden boten diese Berge den letzten Zufluchtsort vor den Häschern des Naziregimes.
Seit dem Mittelalter erklimmen Heerscharen von Pilgern auf der Suche nach Vergebung und Seelenheil seine Übergänge, wohingegen die meisten der heutigen Pilgerströme eher eine Auszeit von den Verpflichtungen des modernen Alltags suchen.
Auch die Tour de France verschaffte den Pyrenäen Berühmtheit und deshalb sind die Pyrenäen, vor allem auf ihrer französischen Seite auch Pilgerort für Rennradfahrer aus ganz Europa.
In diese modernen Pilgerscharen also, gedachten wir uns dieses Jahr einmal einzureihen um die Pyrenäen in ihrer gesamten Pracht von West nach Ost und Ost nach West kennenzulernen. Und weil wir einfache Anreisen bevorzugen, starten wir in Bordeaux, auch wenn das noch ein Stückchen von den Pyrenäen entfernt liegt.
In nur 6-6,5 Stunden ist man im Hochgeschwindigkeitszug TGV von Straßburg nach Bordeaux unterwegs und weil einige dieser Züge auch Fahrräder mitnehmen und wir in radelbarer Entfernung von Straßburg wohnen, fällt unsere Wahl auf diese Zugverbindung.
Nach dem Frühstück schwingen wir uns aufs Rad und starke 90 topfebene Kilometer später, es ist bereits mittags, fahren wir in Straßburg ein.
Wir haben Zeit genug, der Zug fährt erst am Nachmittag, gemütlich durch die Stadt zu flanieren, es findet gerade ein Musikfestival statt, bevor wir uns zum Bahnhof begeben.
Am Bahnhof geht es zu wie auf einem Kasernenhof. Gepanzerte Militäreinheiten patroullieren an Eingängen, im Wartebereich und den Bahnsteigen – sichtbare Präsenz zum Zwecke der Abschreckung, sollte hier jemand ein Attentat verüben wollen.
Ich fühle mich jedoch eher unbehaglich, denn geschützt und verschanze mich hinter einer Ausgabe der örtlichen Zeitung.
Im Zug ist es dann heiß, stickig und voll. Dank der verpflichtenden Sitzplatzreservierung ist das aber kein Problem, ich bin trotzdem froh, als wir in den Abendstunden nach Bordeaux einrollen, denn die Klimaanlage funktioniert nicht so recht, was die mitgebrachten Wassereserven schnell zu Neige gehen läßt.
Unser Hotel liegt direkt am Bahnhof und es kann temperaturmäßig mit dem Zug voll mithalten. Auch haben wir an der recht geräuschvollen Nachbarschaft teil, aber immerhin mussten wir uns im Dunkeln nicht mehr durch die Stadt navigieren.
Schlaf finden wir jedoch nicht sehr viel.
Übermüdet wursteln wir uns am nächsten Morgen zusammen mit dem Berufsverkehr aus der Stadt, die einfach kein Ende nehmen will.
Irgendwann passieren wir jedoch einige Weingüter und kommen dann in den großen Pinienwald, der sich über viele Kilometer über eine große Ebene Richtung Süden erstreckt. Es ist heiß, riecht harzig und die Zikaden brüllen – so duftet und klingt der Süden
.
Der Wald wird nur selten von kleinen Dörfern unterbrochen. Gegen Nachmittag kommen zu meiner Erleichterung Hügel in Sicht und wir gelangen nach Mont-de-Marsan, wo wir mitten im Berufsverkehr landen.
Nach kleineren Verfahrern gelangen wir zum hübschen Campingplatz in Saint-Sever, wo wir direkt neben einem kanadischen Reiseradlerehepaar zelten.
Wir kommen ins Gespräch und erfahren, dass die beiden sich auf Europatour befinden und das Verkehrsverhalten in Frankreich sehr abschreckend finden. In Spanien hätte man mit erheblich mehr Abstand überholt.
Ich verrate Ihnen, dass wir da aus Deutschland ein deutlich übleres gewohnt seien und Frankreich als sehr entspannend empfänden. Vielleicht hatten die beiden ja einfach nur Pech und wir überreden sie, dem Land noch eine Chance zu gehen bevor sie auf einen Zug ausweichen.
Unser abendlicher Snack wird durch einen köstlichen baskischen Schafskäse abgerundet – die Pyrenäen können nicht mehr so furchtbar weit weg sein.
In der Nacht kommt ein Unwetter auf, der nächste Morgen beginnt mit einem feinen, warmen Nieselregen, wie er in Südfrankreich nicht unüblich ist.
Wir begeben uns ins örtliche Hügelland, das uns im Sonnenschein sicherlich besser gefallen hätte.
Und obwohl wir nur kleinste Straßen fahren und nur wenige kleine Orte passieren, ist das Verkehrsaufkommen hier tatsächlich erstaunlich hoch.
Mittags hört es kurz auf zu regnen als wir in eine schmucke Ortschaft einfahren
Von hier aus könnte man die Pyrenäen sicherlich sehen, wenn nicht Regen und Nebel die Sicht erheblich einschränken würden.
Gegen Nachmittag erreichen wir die ersten eindeutig baskischen Orte.
In Mauléon-Licharre , ein Ort, der im Eingang zu einem zunächst sanft ansteigenden Tal liegt und von einer imposanten Burg überragt wird, stocken wir unsere Lebensmittel auf, während der Regen an Intesivität zunimmt.
Wir fahren noch einige Kilometer das Tal hinauf, wo entlang des Straßenrandes der örtliche Schafskäse beworben wird.
und bauen dann unser Zelt auf der Campingwiese hinter einem Bauernhof auf.
Zwischen zwei großen Bäumen stehen wir nahezu trocken und wir sind die einzigen Gäste auf dem rustikalen Anwesen, bis ein französischer Campingbus einfährt.
Der nächste Morgen ist leider nicht trockener als der Abend zuvor. Wir verstauen unser feuchtes Zelt und fahren zunächst einmal in den hübschen Ort Larrau, wo wir in angenehmen Ambiente unser Frühstück einnehmen, bevor wir den Porte de Larrau, ein Paßübergang der uns nach Navarra und damit nach Spanien führt, in Angriff nehmen.
Die ersten Rennradler, durchtrainierte schmale Herren, sind bereits an uns vorbeigezischt.
Hinter Larrau gewinnt die Steigung an Intensität und ich bin froh, dass ich mir eine bergfreundliche Übersetzung gegönnt habe.
Die Landschaft wäre sicherlich beeindruckend, wenn man denn etwas sehen könnte, was weiter als 20 Meter vom eigenen Lenker entfernt liegt.
Irgendwann taucht eine Kuh in meinem Sichtfeld auf
und weiter oben, kurz vor der Passhöhe, tauche ich aus dem Nebel auf, wie ein Schiffsbrüchiger aus dem Wasser
der Anblick ist gerade zu fantastisch. Wie berauscht starren wir in die Tiefe.
Und dann sind wir in Navarra, und lassen Nebel und Regen hinter uns
was die Abfahrtsfreuden beträchtlich erhöht. Wir fahren noch einen weiteren kleinen Pass, ein Stück durch ein schönes Flußtal
erneut bergauf und in dem Moment, an dem die Straße schlechter wird steht auch ein neues Schild, das uns in Aragón willkommen heißt.
Die Aussicht oben ist recht hübsch, aber die weiter führende Straße läßt nur mit viel Fantasie vermuten, dass sie schon einmal asphaltiert gewesen ist.
Unten wartet jedoch ein Campingplatz, neben einem auf einem Hügel gelegenen Ort.
In der Bar serviert man uns ein kühles Bier und wir stoßen erfreut auf die Tatsache an, dass unser Tag doch noch ein sonniges Ende nimmt.
Der nächste Morgen ist, es hat in der Nacht einmal wieder geregnet, was dem draußen zum Trocknen aufgehängten Trikot sehr abträglich war, warm und dampfig. Gewitter hängt in der Luft.
Wir fahren zunächst wieder einmal bergauf, wir haben ja in einem Flußtal genächtigt.
Die Straße ist beeindruckend in und durch den Fels gehauen worden und außer einem entgegenkommenden Rennradler treffen wir in den Morgenstunden keinen Menschen.
Kurz darauf gelangen wir nach Hecho, einem liebevoll reaturierten Ort mit engen Gassen, der in einer beeindruckenden Berglandschaft eingebettet liegt. Hier gönnen wir uns zunächst einmal unseren Morgenkaffee, bevor wir uns auf die Suche nach einer Bäckerei machen.
Danach geht es oberhalb eines schmalen, langezogenen Flußtals wieder kräftiger aufwärts und zwar auf einer kleinen Straße, die sich in verschiedenen Stadien des Zerfalls befindet.
Gerade in den Serpentinen erschweren schottrige, bröselige Abruchkanten die Auffahrt. Bergab hätte ich zu meiner eigenen Sicherheit vermutlich lieber geschoben. Immerhin beglückwünsche ich unsere Entscheidung, statt der üblichen 25mm Rennreifen breitere 28er auf die Felge zu würgen. Das schleift zwar gelegentlich an den Schutzblechen, erhöht aber den Fahrkomfort auf solchen Streckenabschnitten ganz erheblich.
Mehrere Wanderkennzeichnungen weisen darauf hin, dass hier der ein oder andere Wanderweg entlangführen muss.
Am Pass treffen wir zwei radreisende Belgier die in der Gegenrichtung unterwegs sind, und schauen uns gemeinsam mit ihnen den örtlichen Refugio an. Weil aber noch nicht einmal Mittag ist, haben wir noch keinen Bedarf an einer Notunterkunft.
Die Abfahrt, die Straße ist hier gottlob in einem weniger erbärmlichen Zustand wie beim Auffahren, öffnen sich in den Kurven sehr schöne Blicke auf die umgebende Bergwelt
Wir vespern an einer öffentlichen Grillstelle, an deren Brunnen ich das von der Nacht nasse Trikot an einem Bunnen aufhänge. Dort hängt es, wenn es niemand an sich genommen hat, jetzt vermutlich immer noch.
Eine weitere Auffahrt bringt uns in eine heiße, ausgedörrte, hügelige Gegend, die wir versuchen schnellstmöglichst hinter uns zu bringen
Wir gelangen in den umtriebiegen Ort Jaca, den wir nach hinreichender Getränkezufuhr, hier ist es nun mörderisch heiß, schnell wieder verlassen um uns eine kleine verwunschenen Straße den nächsten Hang hinauf zu kämpfen.
Die Hitze zerrt schwer an meiner Kondition und ich bin heilfroh, als wir in eine waldigere Ecke gelangen.
Hier blüht der Ginster gelb zwischen den Bäumen, dazwischen wächst sanft duftender Lavendel in dem sich zart flattende Schmetterlinge tummeln,
Da vergisst man glatt Hitze und Anstrengung und auch die Tatsache, dass der Straßenbelag einmal wieder schwer zu wünschen übrig lässt. Uns kommt ein leicht zerlumpt aussehender Wanderer entgegen, der irgendetwas ruft, was ich nicht verstehen kann. Ich winke einmal vorsorglich und grinse debil.
Dann erreichen wir eine Ausflugsgästätte mit Brunnen und einer Aussicht, die bis zum Gebiet des Monte Perdido reicht
Davon zehre ich auch noch bei der Abfahrt, bei der sich der Straßenbelag einmal wieder verabschiedet hat, was mit größeren Schlaglöchern ausgeglichen wird um die ich der Vorsicht halber lieber herumschiebe, weil ich einen Durchschlag befürchte. Micha ist weniger zimperlich, den habe ich schon längere Zeit aus den Augen verloren.
Unten angekommen, ich werde schon ungeduldig erwartet, geht es über die nächste Erhebung, in der die Kräuter der Macchia süß duften.
Und dann versuchen wir, erfolglos, einer stark befahrenen Nationalstraße auszuweichen.
Alle Feldwege enden im Nichts und wie müssen uns wohl oder Übel in den Wochendrückreiseverkehr einreihen, der sich jedoch mit ungewohnter Gelassenheit und viel Rücksicht auf uns den nächsten Hügel hinaufquält.
Wir sind trotzdem froh, nach wenigen Kilometern in ein Flußtal abbiegen zu können.
Und weil der Abend naht, suchen wir uns einen schönen Zeltplatz am Fluß, der durch ein breites kiesiges Flußbett von uns getrennt ist. Wir besuchen ihn zum Zwecke der Abendtoilette, bevor wir uns in unser Zelt begeben. Dann bricht ein Gewitter über uns herein, das einen drohenden Weltuntergang sehr glaubhaft zu simulieren weiß.
Wir haben in der Nacht kein Auge zu getan. Es donnert und blitzt um uns herum, dass es eine Freude ist. Dazwischen kommen kleine Wasserfälle vom Himmel und es donnert und blitzt erneut.
Und immer wenn man glaubt, es hätte sich ausgewittert, geht das Ganze von vorne los.
Ich sehe uns vom Blitz versengt und vom überlaufenden Fluß ersäuft und rolle jedes Mal, wenn der Blitz im Gestein oberhalb unseres Tales einschlägt auf meinen Ehegatten zu. Irgendwie erscheint mir die Vorstellung tröstlich nicht alleine frittiert zu werden, eine Meinung die Micha anscheinend nicht teilt, weil er behauptet ich würde ihn am Schlafen hindern.
Irgendwann am Morgen, es dämmert bereits seit einiger Zeit, ist der Spuk vorbei. Und weil wir ohnehin nicht mehr schlafen werden, räumen wir unser Geraffel zusammen und rüsten uns zum Aufbruch. Der Fluß ist noch in seinem Bachbett verblieben, um uns herum liegen einige Äste, mein Ledersattel hat die schützende Plastiktüte verloren und gleicht einem Schwamm. Das gleiche läßt sich über meine Schuhe und Socken sagen, die standen nämlich an der Zeltöffnung und da hat es hineingeregnet. Aber wir sind gesund und unversehrt und das ist schon einmal eine Menge wert.
Bei eher trüben Wetter nehmen wir die Weiterfahrt talaufwärts in Angriff. Die nächsten gut 30km kommt kein Ort, danach hoffen wir, vielleicht einen Morgenkaffee erstehen zu können.
Die Straße führt an sehr schönen Felsen entlang
unten tost, trübem Wetter zum Trotz türkisfarben-schlammig der Bach
an dieser Stelle hätte es sogar eine Wandererhütte gegeben, in der wir die gewittrige Nacht sicherlich besser verbracht hätten, aber schlauer ist man hinterher zumeist.
Die Straße steigt nach einigen Kilometern stärker an. Diesmal ist der Hang mit Ginster übersäht, wohin man nur schaut leuchtet es gelb und grün, obwohl es zwischendrin gelegentlich anfängt zu regnen
Die größte Ortschaft an der Strecke besteht aus vielleicht 20 Häusern, die sich den Hang hinaufziehen. Es gibt keinen Laden und auch keine Bar, kein Mensch läßt sich blicken.
Der Kaffeedurst muß also noch ein wenig warten.
Uns überholen drei Motoräder, ansonsten ist die Straße wie ausgestorben.
Mittlerweile sind wir an den höheren Punkten der Straßenführung angelangt und sind nun auf einer Gratstraße, die ein wunderbares Panorama auf die umliegende Gegend eröffnet
über uns kreist ein Adler, der offenbar nur darauf wartet, dass wir verschwinden, um sich über seine Beute herzumachen
Dann geht es in berauschender, nicht minder aussichtsreicher Abfahrt nach unten.
Im Ort Boltaña genehmigen wir uns erst einmal den ersehnten Kaffee, essen eine Kleinigkeit und begeben uns nach Aínsa (sobrabre), wo es einen Campingplatz gibt.
Es ist zwar erst kurz nach Mittag, aber wir wollen dringend unser Zelt trockenlegen sowie unsere matschigqen Kleidungsstücke waschen.
Wir treiben uns dann noch ein wenig in Ort und Umgebung herum und als wir abends auf dem Campingplatz unsere Weinflasche auspacken, verblüfft uns ein benachbartes englisches Ehepaar mit der Zugabe von Weingläsern um unserem Abend einen gewissen Schliff zu verleihen.
Ein augenscheinlicher Kontrast zum gestrigen Abend läßt sich in der Tat nicht leugnen.
Am nächsten Morgen geht es gut ausgeruht und bei nun wieder schönem Wetter auf die Nationalstraße, die stellenweise ziemlich aussichtsreich durch die örtlichen Gesteine gebrochen wurde
Man hat immer wieder sehr schöne Ausblicke.
der Verkehr ist extrem spärlich und wir haben die Straße in voller Pracht nahezu für uns alleine, nur gelegentlich kommt einmal ein Auto oder ein LKW vorbei.
Die Straße führt in angenehmen Steigungsprozenten auf und ab und so habe ich Muße genug die Gesteine am Straßenrand zu bewundern
in Campo, einem sehr hübschen Ort, in dem wir ein ausgedehntes Frühstück einnehmen, verlassen wir die Straße zugunsten einer kleineren die in Richtung La Puebla de Roda führt.
Bei zunehmend steigenden Temperaturen wird die Gegend um uns herum zunehmend karger und felsiger.
Auch interessante Orte hat es
Hinter La Puebla de Roda beabsichtigen wir auf eine kleinere Straße ins Gebirge abzuzweigen, die ich auf meiner IGN-Karte entdeckt habe, um uns eine weitere Fahrt auf einer Nationalstraße zu erparen. Die fahren sich zwar besser als gedacht, aber die kleinen Sträßchen sind dennoch interessanter.
Dass wir keine Abzweigung finden, macht uns nicht mistrauisch, wahrscheinlich sind wir bergab einfach daran vorbeigesaust, laut meiner Karte gibt es aber noch eine andere Möglichkeit durch den vor uns liegenden Gebirgszug zu kommen.
Das sieht zwar recht schweißtreibend aus, aber wegen der Berge sind wir ja schließlich da.
Diese Straße finden wir auch problemlos und fahren zunächst sehr einsam durch schöne Steineichenwälder bergan. Die Straße zieht sich weiterhin bergauf und wir gelangen nach einigem hin und her nach Castigaleu, ein Ort, der leider noch nicht einmal über einen Laden verfügt, geschweige denn, dass eine Bar offen gehabt hätte. Unsere Wasserreserven können wir bei netten Bauarbeitern auffüllen, die einen Wasserschlauch in Verwendung haben.
Dann kommen wir auf eine schöne aussichtsreiche Hochebene und unsere Straße mutiert zu einem Weg, der sich recht steil einen Berg hochzieht.
wir fahren hoch, um festzustellen, dass hier nur noch ein grobgeschotterter Pfad weiterführt.
Wir fahren zurück, versuchen eine andere Variante mit gleichem Ergebnis. Laut meiner Karte ist dieser Pfad eine Landstraße.
Wir fahren also erneut hoch, bemühen uns auf die Schotterstrecke und stellen dann fest, dass diese in einen Wanderweg übergeht. Da ist nun für uns wirklich Schluß. Das schaffen wir nicht mit diesen Rädern im Gebirge und auch nicht mit Gepäck.
In der Zwischenzeit ist das Wetter einmal wieder gekippt und uns hängt ein weiteres schweres Gewitter im Nacken
Der einzige Unterstand befindet sich auf einer naheliegenden eingezäunen Kuhweide. Ein Blick auf die uns mistrauisch beäugenden Rindviecher, die mit prachtvollen, ausladenden Hörnern gesegnet sind, läßt uns von der Idee bei Ihnen Unterschlupf zu suchen, jedoch Abstand nehmen.
Wir fahren also, der Vernunft gehorchend bis zum letzten Ort zurück, ab da gab es einen Abzweig, dessen Straße zumindest dort existent aussah und die uns auf eine Nationalstraße und somit in hoffentlich wieder besiedeltes Gebiet bringen kann, wo wir uns eine Unterkunft oder zumindest eine Bar suchen können, in der wir das Unwetter abwarten können.
Die vorher durchquerte Landschaft rauscht in Windeseile an uns vorbei, es geht nun ja bergab und nach einiger Zeit erreichen wir die Nationalstraße und fahren ein Stück zurück in den Ort Tolva.
Der Ort ist liegt sehr malerisch, jedoch gibt es weder Läden noch Unterkünfte, die vorhandene Bar ist verrammelt. Wir sehen nirgendwo eine Menschenseele und es ist bereits Abend.
Aber Wasser gibt es, wir füllen also unsere Flaschen, begeben uns wieder auf die Straße und biegen nach einigen Kilometern auf einen Feldweg ab, der sich steil den Hang hinaufzieht. Hinter einem Wäldchen finden wir eine freie Fläche, die sich eignet um ein Zelt aufzustellen.
Es riecht angenehm nach Thymian und das Unwetter ist auch an uns vorbeigezogen.
Am nächsten Morgen gelangen wir dann nach einigen Kilometern hinter Puente de Montañana nach Katalonien. Nun geht es auf einer wunderschönen Aussichtsstraße zum Coll de Montllobar.
Die Strasse ist wunderbar ruhig, vergleichsweise sehr gut in Schuss, außer einem Rennradler treffen wir keinen Menschen und die Blicke in die Landschaft werden mit jeder Kurve schöner
Eine schöne Abfahrt bringt uns in den Ort Tremp, wo wir zunächst einmal einen Fahradladen aufsuchen. Bei Micha haben sich nämlich vor einigen Tagen zwei Speichen verabschiedet. Und weil wir die letzten Touren immer Speichen mitgeführt haben, ohne diese jemals zu benötigen, haber wir sie diesmal daheim gelassen. Die Speichenbrüche hatten zwar keine weiteren Folgen, aber weil dies der erste größere Ort ist, durch den wir seitdem hindurch kommen, versuchen wir nun einmal unser Glück.
Und das ist uns hold, es gibt nicht nur einen bestens sortierten Fahradladen, sondern nebenan ist ein Kaffee. Und während wir dort gemütlich unseren verspäteten Morgenkaffee schlürfen, wird das Laufrad wieder aufgepäppelt.
Danach genemigen wir uns noch eine kleine Rundfahrt durch den sehr lebendigen Ortskern und wenden uns erneut der Straße zu, diesmal in Richtung Isana.
Dort müssen wir dann schnell einen Unterstand suchen, weil schwarze Wolken aufziehen.
Nach einem kurzen Guß geht es dann weiter durch schöne Baumplantagen und am Wegesrand gibt es ein paar Gedenksteine, die an die Kämpfe des spanischen Bürgerkriegs erinnern.
Danach geht es wieder in die Berge und zwar auf einer sehr lang und eher langsam ansteigenden Straße, was bei Temperaturen, die knapp 15°C erreichen, mit relativ wenigen Schweißtropfen von statten geht.
Die Strecke hat einmal wieder fünf Sterne verdient.
und dann kommen wir nach Bóixols und das aus der Ferne anrückende Gewitter leider auch
Wir stellen uns unter dem Vordach eines Versammlungsraums unter, etwas anderes läßt sich im ganzen Ort nicht finden und während um uns herum Regen und später Hagel niederprasselt, gesellt sich noch eine Motoradgruppe aus Östereich zu uns. Gemeinsam packen wir unser Vesper aus, während wir dem mehrfach verstärktem Donnergrollen lauschen. Unter unserem Vordach herrscht fast Partystimmung.
10 Minuten später ist der Spuk vorbei und wir machen uns winkend an die Weiterfahrt, die mit prachtvollen Aussichten weiter in den Ort Coll de Nargo und dann nach Organyà führt, wo ein Campingplatz existiert. Der letzte Teil der Straße führt auch in Richtung Andorra und ist vollgestopft mit Autos die in eben diese Richtung fahren. Da wissen wir schon einmal, wo wir auf keinen Fall hinfahren möchten.
Der Campingplatz liegt auf einem Hügel und bietet eine ansehnliche Aussicht. Als wir dort eintreffen geht ein weiterer Hagelschauer nieder, der die Zeltwiese in eine Sumpflandschaft verwandelt. Kurz entschlossen mieten wir uns eine Holzhütte.
Tags drauf ist die Temperatur um etliche Grade gefallen. Das ist zunächst einmal nicht weiter störend, weil es die nächsten Stunden ohnehin bergauf geht. Nur der kalte Wind, der überwiegend von vorne und von der Seite bläst, ist unangenehm.
Wir fahren zurück, bis kurz vor Coll de Nargo eine kleine und verkehrslose Straße nach Cambrils abzweigt..
Die windet sich durch eine schöne, bergige Landschaft bergauf
und wir gelangen nach einiger Zeit an eine Kammstraße, die sehr aussichtsreich um einen Berg herumführt
Der Wind hat an Insensivivät zugenommen, was sich nicht nur an der Kräften zehrt, sondern auch das Anlegen weiterer Kleidungsstücke erforderlich macht.
Unsere Mittagspause machen wir im Windschatten des Bergs, wo wir uns in der Sonne an einem aussichtreichen Platz zwischen wilden Kräutern sitzend aufwärmen
Gut gestärkt machen wir uns an die Weiterfahrt in Richtung Sant Llorenç de Morunys , die Straße windet sich weiterhin auf und ab und schöne Aussichten hat es zu Genüge
Im weiteren Strassenverlauf treffen wir nun auch eine Rennradlerin, weitere Rennradler folgen.
Und dann sehen wir die Stadt Berga malerisch an türkisfarbenen Stauseen unter uns liegen
Nach einer Abfahrt, die von einem starken Seitenwind behindert wird, weshalb ich gelegentliche Pausen einlege, gelangen wir in den weniger malerischen, aber sehr geschäftigen Ortskern.
Der örtliche Campingsplatz ist eine schicke, mit Wohnwagen vollgestopfte und von Schnellstraßen umgebene Urlaubs - Hölle an einem Spaßbad, in dem man sogar auf dem tadelos sauberen Locus mit sanften Musikklängen beschallt wird.. Ich wäre am liebsten wieder ins nächste einsame Bergland geflohen, kann aber leider meinen Mann nicht von diesem Vorhaben überzeugen. Und so suchen wir uns das netteste verfügbare Eckchen in diesem sterilen Urlaubswunder und lindern unser Unbehagen mit einem leckeren Abendmahl und einer Flasche Wein.
Der nächste Morgen ist zwar immer noch windig, aber ein paar Grade wärmer. Wir fahren zurück in die Innenstadt von Berga zum Zwecke des Frühstücks und begeben uns dann aus dem Tal hinaus, wobei wir die schönen Stauseen passieren
an denen sich nun auch die Straße recht angenehm bergan schlängelt. Es folgt ein Paß mit kurzer Abfahrt und dann geht es mit ständigem Auf- und Ab durch eine hübsche Mittelgebirgslandschaft, die so ähnlich auch vor unserer Haustür vorzufinden ist.
In Ripoll legen wir eine längere Pause ein. Nun wollen wir ein Flußtal aufwärts in Richtung des Col des Ares der uns am morgigen Tag zurück nach Frankreich bringen soll.
Nach einigen Metern auf einer stark befahren Straße, entdecken wir einem tadellos ausgebauten Bahntrassenradweg, dem wir bis Sant Joan de les Abadesses folgen.
In einem zum gemütlichen Kaffee umfunktioniertem Bahngebäude trinken wir unseren Nachmittagskaffe, folgen dem Radweg einige Meter in die falsche Richtung, bemühen uns zur Abzweigung nach dem richtigen, aber der hat nicht nur einen holprigen Untergrund, sondern auch abwegige Umwege im Programm und so begeben wir uns auf die Straße in den Wintersportort Campodron.
Einige Kilometer hinter dem Ort befindet sich auch ein Campingplatz, den wir trotz des frühen Zeitpunkts aufsuchen, weil abermals schwarze Wolken aufziehen. Die Dame am Empfang ist ganz begeistert von unserem Auftauchen und möchte unbedingt ein Foto von uns und unseren Rädern machen.
Später kommt dann ein Gewitter, dessen folgende, sehr ergiebige Regengüsse für eine Abkühlung kurz über dem Gefrierpunkt sorgen.
Daß wir an den Pickickbänken auf dem Platz unser Abendessen anrichten, kann man auf dem Campingplatz, der sich mittlerweile mit den Teilnehmern eines MTB-Rennens gefüllt hat, nicht verstehen. Wir werden mehrmals besorgt in den warmen Aufenthaltsraum gebeten. Aber nach dem Regen ist die Luft draußen schön frisch und klar und in unseren warmen Pullovern sitzen wir draußen ganz gut, zumal wir ungerne unseren Kocher in geschlossen Räumlichkeiten ausgepackt hätten.
Übrigens befinden wir uns natürlich nach wie vor in Katalonien, die an jeder Ecke und auf etlichen Berggipfeln plazierten Fahnen lassen in dieser Hinsicht keinerlei Zweifel aufkommen.
Zum Col des Ares geht es durch eine eher mittelgebirglich anmutende, grüne Landschaft gemütlich bergauf. Es ist in der Früh noch außerordentlich frisch und wir haben uns vorsorglich einmal warm eingepackt.
Am Col sind wir dann entäuschend schnell angelangt, man merkt kaum, dass man einen Pass hochgefahren ist.
Ein letzter Blick geht zurück nach Spanien (Katalonien), bevor wir uns nach Frankreich ( ebenfalls Katalonien
) wenden.
Am Strassenrand befindet sich eine Mauer, auf die allerlei Unflätigkeiten gegen Spanien und den König aufgepinselt sind. Außerdem findet man am Pass ein überdimensionales Schild, das einmal wieder auf den Jakobsweg hinweist, ich möchte gar nicht wissen, wieviel Abzweige der hat, gefühlt befindet er sich überall, einen Gedenkstein zum spanischen Bürgerkrieg und und eine verrammelte Kneipe, die schon einmal bessere Tag gesehen hat.
Aussicht hat man auch
Nach einer sehr erfrischenden Abfahrt, Richtung Westen ballt sich bereits das nächste Gewitter zusammen, gelangen wir in den hübschen Ort Prats-de-Mollo , wo wir in der Sonne im Windschatten sitzend erst einmal einen Morgenkaffee einnehmen.
Erst nachdem wir wieder gänzlich aufgetaut sind, geht es weiter und zwar durch ein schöne Schlucht, die weiterhin abwärts führt.
Dabei kommt uns ein Zufall in Gestalt eines Reiseradlers entgegen, mit dem wir erst im Frühjahr auf dem Forumstreffen in Erfurt zusammen getroffen sind.
Wir stehen also erst einmal am Wegesrand und ratschen, bevor wir wieder auseinandergehen. Vielleicht sehen wir uns am Tourmalet wieder, dort wollen wir nämlich alle noch hoch, aber wann und wie, weiß freilich noch keiner. Lassen wir uns also überaschen.
Micha und ich fahren weiter nach Amélie-les-Bains-Palalda, einem Kurort, der einen alternen Charme ausstrahlt und begeben uns auf eine kleine Straße in die örtlichen Hügel
die sich für die nächsten Stunden recht aussichtsreich überwiegend aufwärts, sehr verkehrsarm durch die Landschaft schlängelt.
Zwischendrin fängt es an zu regnen während im höheren Bergland ein Gewitter tobt.
Unser Schauer ist jedoch von kurzer Dauer und wir können dann sogar einen Blick auf das Mittelmeer erhaschen, das in der Ebene unter uns liegt
Später gelangen wir durch eine schöne Schlucht am Fluß Boulès abwärts fahrend in das breiter werdende Flußtal. Leider bläst mittlerweile ein ausgewachsen starker Wind, der mich dazu zwingt gelegentlich abzusteigen, weil ich befürchte in die Schlucht geweht zu werden.
In Ille-sur-Têt steigen wir im örtlichen Zeltplatz ab, der mit seiner übersichtlichen Größe und einfachen Ausstattung ausgesprochen angenehm ist.
An einem frisch gezimmerten Picknickensemble genießen wir unser frisch zubereitetes Abendessen.
Am Tisch nebenan speist eine spanische Familie und gemeinsam kommen wir nicht daran vorbei Zeugen einer sehr lautstarken Unterhaltung zweier französischer Familien zu werden, in denen ausgesprochen nationalchauvinistische Meinungen Anklang finden.
Gelegentlich habe ich die Befürchtung, dass unser Europa ein fragileres Gebilde ist, als man annehmen möchte.
Unterdessen nimmt der der Wind an Fahrt auf und bläst mit einer Freude, die bereits an Herbststürme erinnert.
Während wir am nächsten Morgen Richtung Bélesta bergauf pedalieren, kommen wir an schönen Felsformationen, Orgues genannt, vorbei.
.
Diese Auffahrt war offenbar im Windschatten. Als wir die erste Hügelkuppe erreichen, bläst der Wind mit einer Stärke, die mich wie ein welkes Blatt über die Straße segeln läßt. Mit Mühe kann ich mich fangen.
Micha hält sich besser, aber auch er hat Schwierigkeiten.
Und dann geht es sehr mühsam weiter: Wir fahren ein paar hundert Meter, vielleicht sogar einen Kilometer, dann kommt der nächste Windstoß, der einen absteigen läßt. Dann fahren wir wieder und es bläst uns erneut vom Rad undsoweiterundsofort. Zuweilen ist schon das Schieben eine enorm schwierige Angelegenheit und wir kommen nur im Schneckentempo vorwärts.
Nach einiger Zeit beschließen wir das nächste Kaffee aufzusuchen und eine Wetterbesserung abzuwarten.
Das tun wir dann in sehr gemütlichem, Ambiente, das ein wenig an manche ländlichen Kulturprojekte aus den frühen 80ern erinnert. In der Zeitung werden Windstärken von 85 Stundenkilometern und Böen von 120 prognostiziert. Die halte ich nicht für unrealistisch.
Irgendwann werde ich ungeduldig und möchte weiter. Micha meint, das habe wenig Sinn, aber ich habe schon wieder vergessen, wie unerfreulich ich den Wind empfunden habe - draußen scheint die Sonne und ich möchte nicht drinnen hocken.
Wir mühen uns also weiter. Da psst dieses Schild, das eine Kachel an einer Hauswand ziert, eigentlich recht gut.
Der Wind ist nicht schwächer geworden. Wir kommen nun durch Weinberge, die zum Anbaugebiet Roussillon gehören, wie ein Schild, wenig überraschend verkündet
Auch sonst ist es dort sehr hübsch
Wir queren einen Stausee, es bläst uns bei dieser Gelegenheit beinahe hinein
und wir beschließen im nächsten Ort erneut zu pausieren.
Das tun wir dann in Saint-Paul-de-Fenouillet , wo wir solange im Windschatten in der Sonne hocken und unser Energiedepot wieder auffüllen, bis der Wind soweit abgenommen hat, dass man, wenn auch mit Schwierigkeiten , weiterfahren kann.
Wir wenden uns zu den Gorges de Galamus. Hier hat der Fluß Agly eine beeidruckende Schlucht gegraben, die zusammen mit einer in den Tiefen liegenden Einsiedelei eine bekannte Sehenswürdigkeit abgibt. Es ist Sonntag und wir machen uns auf größere Menschenmengen gefasst.
Die halten sich dann aber noch in Grenzen, was auch durch die Tatsache begünstigt wird, dass die sehr schmale Strasse nur stundenweise in eine Richtung freigegeben ist und Wohnmobile gar keinen Zugang haben.
Etliche Wanderer sind unterwegs und das auf einem Parkplatz in einem Container untergebrachte Kaffee hat Hochkonjunktur. Hier ist nämlich der Abzweig zur Einsiedelei und ich nehme an, dass es dort heute alles andere als einsam sein wird.
Die Blicke in die Schlucht jedoch sind grandios und die Tatsache, dass auch die Schlucht im Windschatten liegt, erhöht den Fahrgenuß ganz enorm.
Als wir die Schlucht verlassen, bringt sich der Wind noch einmal mit wütendem Gebläse von vorn energisch in Erinnerung.
Die Windstärken vom Vormittag werden jedoch nicht mehr erreicht, man kann fahren, wenn auch nicht sehr schnell und auch nur mühsam.
Auf diese Weise kriechen wir gleichermaßen durch eine hübsche Landschaft, bei der rechts und links von eher engen Flußtälern etliche Burgen an den Berggipfeln kleben. Eine davon versuchen wir, den Hügel erklimmend, anzuschauen. Richtig an die Burg kommen wir jedoch nicht heran, weil das Gemäuer auf eingefriedetem Privatgrund steht und so kommen wir lediglich in den Genuss eines Straßenfestes, das im angrenzenden Dorf stattfindet.
In Espéraza beenden wir die Tour für heute, auch wenn wir erst die Hälfte der für den Tag grob anvisierten Strecke hinter uns gebracht haben, was ich angesichts der Bedingungen immer noch als ganz ordentlich empfinde.
Unser Zeltplatz wird von einigen übriggebliebenen Hippies bevölkert, im Ort endete gerade ein Esoterik-Festival.
Am nächsten Morgen,versuchen wir über einen Wanderweg auf die von uns geplante Route zu gelangen, die auf eine kleine Straße nördlich unseres Aufenthaltortes entlanggeführt hätte.
Der Weg führt sehr steil durch schöne mit wilden Sträuchern bewachsene Pfade bergauf und mündet in einen Karrenweg, dem wir bis zur Bergkuppe folgen. Danach geht der Weg in einen sehr engen Wanderpfad über, der sich über Felsen und durch Bäume ins Tal schlängelt. Hier kommen wir leider nicht weiter.
Mit leisem Bedauern saugen wir die schönen Landschaftseindrücke ins uns auf, das Tal liegt nun malerisch zu unseren Füßen und drehen wieder um, um zurück in den Ort und dann auf die Landstraße zu gelangen.
Die führt zunächst nach Quillan und dann über einen Paß und von dort abfahrend auf eine zart abfallende Hochebene.
Hier begrüßt uns zwar ein kräftiger Gegenwind, aber der ist nur ein sanfter Abklatsch des gestrigen Getöses, was wir mit großer Erleichterung feststellen.Nie hätte ich gedacht, daß ich mich dermaßen über den mir sonst verhaßten Gegenwind freuen würde, aber wir wissen ja nun, dass das Wetter deutlich ungemütlichere Einlagen im Programm führt und sind ausgesprochen zufrieden.
Da wir uns im ehemaligen Katharergebiet befinden, möchte ich auch endlich einmal eine Katharerburg besichtigen.
Die Bewegung der Katharer war im hohen Mittelalter vor allem in dieser Region besonders stark und wurde, wie viele andere damalige christliche Ketzerbewegungen von der Inquisition als Häretiker erbittert verfolgt, weil jede dieser Bewegungen das übliche Machtgefüge seiner Zeit in Frage und auf den Kopf stellte. Die sehr akribische Verfolgung der Katharer führte dazu, dass hier ganze Landstriche nahezu ihrer gesamten Bevölkerung beraubt wurden.
Die Anziehungskraft der katharischen Lehre, die ein eher unfreundliches Weltbild zeichnet, ist aus unserer heutigen Sicht nicht mehr so recht nach zu vollziehen.
Die Katharer hielten nämlich das Leben auf Erden für die Hölle, wohingegen die diesseitige spirituelle Sphäre des rein geistigen den erstrebenswerten Himmel darstellte.
Um der Hölle, also dem Leben, zu entkommen, musste man ein radikal enthaltsames, genügsames und vollkommen asketisches Leben führen.
Kein vor Lebensfreude sprühendes Weltbild also, das jedoch eine stetig wachsende Gefolgschaft verzeichnete und im Gegensatz zu vielen anderen christlichen Ketzerbewegungen dieser Zeit auch viele Anhänger auf Seiten des okzitanischen Adels anzog. Und die bringen nun die erwähnten Burgen ins Spiel, auf die sich die Katharer im Zuge ihrer Verfolgung zurückzogen und deren Überreste hier auf uneinehmbar wirkenden Berggipfeln liegend, besichtigt werden können.
Usprünglich wollte ich die Burg Montségur, einen Hauptort katharischen Widerstandes besichtigen, aber als wir am entsprechenden Abzweig vorbeikommen, hängt in dieser Richtung ein übel aussehendes Gewitter über dem Gehügel, das uns von der angedachten Route Abstand nehmen läßt.
Wir begnügen uns also mit dem unbedeutenderen aber sehr sehenswerten Gemäuer Puivert .
Nachdem wir den steilen Burghügel hochgeächzt sind, haben wir die Burg, die aktuell auch als Heulager Verwendung findet, zunächst ganz für uns alleine.
Schön ist auch eine mit Klängen untermalte Ausstellung im Burgturm, die sich unter anderem den Troubadouren widmet, die hier ein größeres Treffen abgehalten haben sollen.
Nun mag man über die Katharer denken was man möchte, sie haben sich jedenfalls in einer wirklich schönen Landschaft niedergelassen, die wir mit einem Blick vom Turm bewundern können.
Unser weiterer Weg führt dann wenig spektakulär an teils ausgestorbenen Orten und abseits liegenden dunkelen Gewitterwolken vorbei in den touristischen und netten Ort Tarascon-sur-Ariège .
Von hier nehmen wir den Abzweig in Richtung Col de Port, den wir für den nächsten Morgen anvisiert haben.
Ein Campingplatz soll sich im unteren Teil des Anstiegs befinden, was, wie wir dort ankommend festellen müssen, jedoch schon einige Zeit zurück liegt.
Wir fahren also wieder hinunter und finden einen Zeltplatz gegenüber des Prähistorischen Museumparks liegend am Beginn der Anstiegs.
Der Platz ist überaus angenehm und der Betreiber freundlich und zuvorkommend. Im Laufe des Abends gesellt sich ein junger französischer Reiseradler mit Minimalgepäck zu uns, der jedoch zu sehr mit seinem Mobiltelefon beschäftigt ist, um eine Unterhaltung zu führen, die über zwei Sätze hinausgeht. Das gleicht eine junge Familie aus, während wir uns unserem Abendessen widmen.
Leider sind unsere aktiven Französischkenntnisse nicht sehr beeindruckend, aber als wild gestikulierende Zuhörer machen wir uns durchaus ganz passabel.
Es dürfte keine Überraschung sein, dass uns der nächste Tag zunächst auf den Col de Port führt, den ersten Teil der Auffahrt kennen wir ja bereits schon vom Vortag.
Man fährt recht angenehm durch Wald und Weiden aufwärts, Verkehr hat es am Morgen auch so gut wie keinen, nette Hinweisschilder hingegen schon.
Weil der Col de Port in der kommenden Woche auch auf dem Programm der Tour de France steht, stehen hier bereits entsprechende Hinweisschilder auf der Strasse bereit.
Oben angekommen, treffen wir einen Trupp Heilbronner Rennradler, die ebenso wir wir die Aussicht bewundern und dann rauschen wir bergab, durch kleine Dörfer und Weideland.
In St Girons legen wir eine Mittagspause ein und dann geht es zum nächsten Pass, dem Col de Portet d’Aspet.
Hier ist die Tour de France nun allgegenwärtig, der Kreisverkehr wird durch ein Riesenfahrad geziert, große Banner umwerben interessierte Rennradfahrer mit dem Versprechen die schönsten Tourstrecken der Region abfahren zu können und der örtliche Supermarkt wird bei unserem Eintreffen gerade mit Tour-Motiven verschönert.
Zum Col de Portet d’Aspet zieht sich die Strecke zunächst einmal sehr langwierig ein Flußtal hinauf während Temperaturen und Straße ansteigen.
Die Hitze macht mir ganz schön zu schaffen, da kommt mir ein Brunnen am Wegesrand gerade recht, auch wenn ich bei diesen Temperaturen nur eine klägliche Bergziege abgebe.
An für sich ist der Paß einfach zu fahren, aber die Temperaturen erhöhen den Schwierigkeitsgrad ganz erheblich, ich hechte von Schatten zu Schatten.
Und Micha, der im letzten Ort auf mich gewartet hat, hat seine Flüßigkeitszufuhr vernachlässigt und fällt deshalb ausgetrocknet hinter mir zurück.
Oben gibt es jedoch Schatten in den sich zwei französische Rennradler neben uns fallen lassen. Auch einen Brunnen hat es und wir lassen das köstliche Nass unsere Kehlen hinab rinnen.
Ein bebildertes Schild versucht Wanderer zu einem konfliktarmen Verhalten mit den örtlichen Hirtenhunden zu verhelfen.
Die Abfahrt führt angenehm schattenreich hinab. Wir passieren dabei ein Denkmal zur Erinnerung an den 1995 bei der Tour de France an dieser Stelle verunglückten Fabio Casartelli .
Unten angekommen beschließen wir mit dem Col de Menté den dritten Paß des Tages zu erklimmen, weil wir hoffen in Saint-Béat einen angenehmen Übernachtungsplatz finden zu können.
Der Anstieg geht zunächst einmal angenehm durch den Wald und schraubt sich dann in steiler werdenen Serpentinen langsam bergauf.
Während ich den Paß aufgrund der abnehmenden Hitze am späten Nachmittag als erheblich angenehmer empfinde als seinen Vorgänger, kämpft Micha noch gegen die letzten Auswirkungen der vorangegeangenen Dehydration. So kommt es, dass ich entgegen sonstiger Gewohnheit ein paar Meter voraus fahre. Kurz vor der Paßhöhe schließt er jedoch wieder zu mir auf und wir begeben uns auf einen Paßkaffee in die dortige Gîte, vor der bereits ein weiteres Reiserad parkt.
Das Reiserad gehört einem drahtigen Niederländer, der hier übernachten wird und der die
Cent Cols abfährt. Er entpuppt sich als richtiger Pyreenäenfan, der das Gebirge bereits mehrfach zu Fuß und mit dem Rad in verschiedenen Varianten gequert hat. Wir unterhalten uns angeregt und vergessen darüber fast die Zeit.
Wir ziehen kurz in Erwägung hier ebenfalls zu nächtigen, entscheiden uns dann jedoch für die Abfahrt, die tolle Ausblicke und eine nicht unerhebliche Steigung bietet.
Der Campingplatz in Saint-Béat wird gerade renoviert, es gibt jedoch noch einen zweiten Platz, der vollkommen verlassen wirkt.
Eine aus dem angrenzenden Haus kommende Dame verrät mir, dass der Platz geschlossen sei. Wir haben jetzt absolut keine Lust mehr weiter zu fahren, wer weiß, ob die Plätze in den kommenden Orten existieren und außerdem hat der dritte Pass doch mehr Kraft gekostet, als wir gedacht haben.
Wir überreden die Dame also uns dennoch auf den Platz zu lassen, was sie, mit dem Hinweis, dass es kein warmes Wasser gäbe, dann auch tut.
Die Sanitäranlagen haben, ähnlich wie der ganze Ort, bereits bessere Tage gesehen, aber weil wir uns hier ganz alleine ausbreiten können, macht das nichts. Der Aufenthaltsraum dient hingegen als Lager für allerlei Gerümpel. Dafür ist der Rasen sehr gepflegt und die Hitze des Tages hat die Wasserrohre aufgeheizt, so dass wir nicht einmal kalt duschen müssen.
Seit gestern befinden wir uns auf der Strecke, die die Tour de France in einer Woche fahren wird. Seitdem wir uns dieser genähert haben, treffen wir manchmal im Minutentakt Rennradlergruppen aus ganz Europa und darüber hinaus, die die berühmten Strecken abfahren. Ich glaube ich habe noch nie auf einer Radreise dermaßen viele Radfahrer getroffen, schon gar nicht im Gebirge.
Man kann diese Touren buchen, wie wir feststellen. Etliche werden von Bussen begleitet, abgesetzt und von dort aus auch betreut, bevor, während und nachdem sie einen Paß hochfahren.
Andere sind alleine oder in kleineren Gruppen auf eigene Faust unterwegs, etliche schleppen Rucksäcke mit sich herum.
Am nächsten Morgen begeben wir uns auf einfacher Strecke nach Montauban-de-Luchon, wo wir eine Frühstückspause einlegen, bevor wir uns dem Anstieg zum Col de Peyresourde widmen.
Es ist bereits am Morgen sehr heiß und nachdem ich sowohl mein Unterhemd als auch meinen Helm auf den Gepäckträger verbannt habe, fährt es sich gleich wesentlich luftiger.
Der Anstieg zieht sich, nachdem man die Orte hinter sich gelassen hat, gemächlich an Bäumen und später an Weideland entlang hoch.
Obwohl die Fahrer der Tour de France erst in einer Woche hier entlang fahren werden, haben bereits die ersten ihre Wohnmobile an der Strecke in Stellung gebracht, Länderfähnchen und allerlei Wimpel aufgehängt und sitzen nun auf mitgebrachten Klappstühlen vor dem Wagen und feuern mit Inbrunst jeden Radfahrer an, der vorbeikommt. Und das sind gar nicht wenige.
Oben angekommen, vor uns ist ein junges französisch - sprachiges Paar mit zwei Kleinindern im Schlepptau hier hochgeradelt. Auf dem Gepäckträger des Vaters schwankt ein Wäscheständer, der mit allerlei Babywäsche behängt ist. Das stelle ich mir nun doch recht anstrengend vor, aber es scheint allen Beteiligten gut zu gefallen. Hier oben legen sie eine längere Pause ein.
Oben am Paß befindet sich eine Hütte, auf der Crêpes und andere Snacks zu sensationell günstigen Preisen feilgeboten werden.
Wir trinken einen Kaffee und beobachten das Treiben. Die Stühle sind dicht besetzt von Rennradlern jeden Alters, die in vielerlei Sprachen das neueste Radlerlatein austauschen.
Von einem britischen Radlerbus leihen wir uns eine Standpumpe und bringen so unseren Reifendruck bequem wieder auf Vordermann.
Dann geht es aussichtsreich bergab ins nächste Flußtal und hinter Arreau weiter in Richtung Col d’Aspin.
Währendessen sind die Temperaturen stetig gestiegen. Ich hoffe auf schattige Straßen und erfrischende Winde, beides ist leider nur spärlich zu haben.
Glücklicherweise führen wir beide zusätzlich zu unseren Trinkflaschen jeder zwei große PET-Wasserflaschen auf dem Gepäckträger spazieren. Das ist Zusatzgewicht, dass sich heute voll auszahlt, ich finde heute sogar heißes Wasser köstlich.
In Gesellschaft zahlreicher Rennradler fahren wir aufwärts. Beim Überholen sagt einer, unsere Räder musternd, zu seinem Freund: “Das sind Östereicher”! Wie er darauf kommt weiß ich nicht, an meinem ialienischem Trikot und Michas russischer Mütze kann es schon einmal nicht liegen.
In einer Serpentine steht ein französisches Auto mit nun leerem Radträger. Die Insassen bieten jedem Radfahrer der vorbeikommt einen Schluck Wasser und anfeuernde Rufe an, was ein Rennradler, dessen Schultern ein Frankfurter Trikot ziert und der mich gerade mit viel Mühe überholt hat, gerne annimmt.
Ich treffe ihn oben am Paßschild wieder. “War ich doch schneller oben!”, triumphiere ich, worauf er mit einem charmanten französischen Akzent einwendet, er würde ja auch langsam alt. Wir vergleichen unser Alter und stellen fest, daß ich in dieser Hinsicht 3 Monate Vorsprung habe.
Wir fotografieren uns gegenseitig vorm Passschild, so bin ich auch einmal mit Micha zusammen auf einem Bild. Die am Rand posierende Kuh ist jedoch um Längen fotogener.
Bevor wir uns an die Abfahrt machen, werden wir noch nach unserem Herkunftsort gefragt. “ Ach, aus Karlssruhe”, lächelt unser Gegenüber “dann seid Ihr ja selbst halbe Franzosen”.
Mir fallen zwar auf Anhiebe mehrere Karlsruher ein, die das ganz gewiss anders sehen, aber wir winken nur fröhlich und machen uns an die Abfahrt.
Wir beenden den Tag recht früh in Sainte-Marie-de-Campan, wo wir auf der Wiese hinter einer gemütlichen Pension zelten. Während wir unseren Wein zum Abendessen genießen, beobachten wir die über uns kreisenden Raubvögel. Wir freuen uns bereits auf die morgige Auffahrt zum Tourmalet und hoffen, dass das Wetter halten möge, wenn auch zehn Grad weniger vollkommen ausreichend wären.
Am nächsten Morgen geht es zunächst einmal entspannt auf zunächst eher sparsam ansteigender Straße bergauf. Viel los ist nicht, auch von der gestrigen Hitze ist nicht viel zu merken. Dafür bläst ein recht frischer Wind in kräftigen Böen.
Bevor man in den Skiort la Mongie einfährt, dessen betongeschwängerte Trostlosigkeit im Winter sicherlich durch ein weißes Kleid abgemilder wird,
muss man durch eine Galerie fahren, vor der mich eine gemeine Seitenböe ins Schlingern bringt, so dass ich lieber anhalte und warte, bis ein mir entgegenkommender LKW die Stelle passiert hat.
In La Mongie angekommen, fängt es, passend zum Ambiente, auch noch an zu regnen. Wir legen Regenjacken an und nachdem ich ein verloren herumstehendes Maultier gekrault habe, dass sicherlich als Gepäcktransporteur zu mieten ist,
nehmen wir die restliche Strecke bis zur Passhöhe des Tourmalet in Angriff, die überraschend verlassen wirkt.
Im Vergleich zur gestrigen Hitzeschlacht ist das Auffahren recht angenehm, auch wenn hier mehr Höhenmeter zu absolvieren sind. Nur der Wind stört ein wenig, das Wetter kann mir also auch rein gar nichts recht machen
, wie es scheint.
Oben angekommen, Micha wartet bereits ungeduldig, was aber immerhin für ein schönes Poserfoto sorgt
verschwinden wir kurz auf ein wärmendes Heißgetränk in der dortigen Wirtschaft, die mit allerlei antiken Rädern und sonstigen Rennrad und Tour-Devonotionalien geschmückt ist.
Wieder draußen, treffen wir einen weiteren Reiseradler, mit dem wir uns kurz austauschen und machen uns an die Abfahrt, die mir landschaftlich ausgesprochen gut gefällt
während es im Verlauf der Abfahrt immer wärmer wird
Etliche Meter tiefer in Luz-Saint-Sauveur angekommen, ist es sogar ausgesprochen heiß. Wir lassen uns dort zunächst in einem Straßencafé nieder und beobachten das Treiben, dass nun auch aus zahlreichen Rennradgruppen besteht. In der jetzigen Hitze von hier auf den Tourmalet hochzufahren, stelle ich mir ausgesprochen schweißtreibend vor, da hatten wir das deutlich einfacher.
Der Hitze zum Trotz, sieht man bereits das nächste Gewitter aufziehen, weshalb wir darauf verzichten auch noch den Col d’Aubisque zu fahren, was ich im Nachhinein sehr bedaure. Allerdings wäre der als Zweitpass in der Nachmittagshitze eine ausgesprochene Herausforderung gewesen und bereits ab Mittags zu pausieren und ihn erst am nächsten Morgen in Angriff zu nehmen, was sicherlich die klügere Wahl gewesen wäre, hätte uns in Zeitnöte gebracht, wir müssen nämlich langsam an die Rückfahrt denken.
Das Wetter gibt also den Ausschlag und wir fahren weiter abwärts, zunächst durch eine hübsche Schlucht und ab Argelès-Gazos über eine
voie verte , die recht angenehm ausgebaut auf einer ehemaligen Bahntrasse entlangführt.
Ein älterer Rennradler hängt sich in unseren Windschatten und will wissen, ob wir aus Belgien kommen, was wir verneinen müssen.
In Lourdes biegt er dann am Vereinsheim des örtlichen Fahradclubs, das in einem Bahnwärterhäuschen untergebracht ist, ab.
Wir durchqueren die überfüllte Stadt schnellstmöglichst, die außer einer schönen Markthalle viel Verkehr und ebensoviele Pilger zu bieten hat, auch mit geweihtem Wasser gefüllte Plastikmadonnen hat es in ausreichender Menge überall zu kaufen.
Der am Ausgang der Stadt gelegene Campingplatz gefällt uns gar nicht, ein weiterer außerhalb, hat seine Existenz aufgegeben und wir fahren weiter bis kurz vor Tarbes, wo wir einen angenehmen Platz fernab vom Trubel finden. Und weil die Sonne in voller Kraft vom Himmel brennt, das Gewitter haben wir im Gebirge zurück gelassen, springen wir mit voller Begeisterung in das kühle Nass des örtlichen Schwimmbeckens.
Tags drauf machen wir uns dann an die Abreise Richtung Norden. Wir werfen einen letzten bedauernden Blick auf die Pyrenäen, die nun in unserem Rücken locken und rollen durch die bereits am Morgen heiße Ebene, durch ruhige, geradezu ausgestorben wirkende Dörfer
während die Temperaturen stetig steigen. Ich wäre erheblich lieber auf den Aubisque gefahren. Aber der liegt nun weit weg und erst im Armagnac - Gebiet wird es wieder etwas hügeliger, wo wir auf einer am Hügel liegenden Burg pausieren
Dann geht es weiter durch eine Gegend, die vor allem durch Weinbergmonokulturen geprägt ist. In der Hitze wird jeder Hügel zu einer Herausforderung, sogar das übliche Nachmittagsgewitter wäre uns nun willkommen.
In Cazaubon finden wir einen Campingplatz, der ganz hübsch an einem See gelegen ist. Zu unserer Überraschung handelt es sich um eine sündhaft teure Ferienanlage, in der von der Palmenbar, über das Schwimmbad bis zum Karaoke-Abend alles geboten wird.
Aus Mangel an Alternativen und weil das Schwimmbad doch stark verlockt, bleiben wir dennoch dort, auch wenn ich persönlich eine Wiese mit Toilettenhäusle vorgezogen hätte.
Uns wird ein ausgesprochen schöner Zeltplatz direkt am See und weitab vom Bargeschehen zugewiesen. Während wir auf einer Holzbank unser Abendessen einnehmen, bewundern wir die hochmoderne Angelausrüstung unserer Campingnachbarn. Ein entsprechend spektakulärer Fang läßt ebenfalls nicht auf sich warten und analog zu unseren Passfotos posiert man hier mit einem Fisch im Arm statt an Rad und Passchild zu lehnen. Der stolze Gesichtsausdruck hingegen ist genau der gleiche
HIER GEHTS WEITERHIER GEHTS WEITERHIER GEHTS WEITERAm nächsten Tag geht es , nachdem zum Frühstück sowohl eine Enten- als auch eine Nutriafamilie zu Besuch erschienen, durch Barbotan-les-Thermes und dann Richtung Norden, in den großen Wald Forêt des Landes , den wir bereits bei unserer Hinfahrt kennengelernt haben.
Weil es wieder sehr heiß ist, finde ich die ausgedehnten Waldgebiete vielleicht keinen Höhepunkt landschaftlicher Vielfalt, aber der Schatten und die Stille sind recht angenehm. Das Fahren dort hat beinahe meditative Wirkung.
Nur selten kommt ein Ort, aber es gibt natürlich auch hier Burgen
und Kirchen
Wir hätten eigentlich recht problemlos bis Bordeaux durchfahren können, aber nach dem Besuch einer Großstadt mit Ihrem geschäftigen Treiben, dem Lärm und Verkehr haben wir beide kein Verlangen, deshalb lassen wir uns, nachdem wir den Fluss Gascogne auf einer von Herrn Eiffel erbauten Brücke überquert haben, bereits Nachmittags im Ort Cadillac nieder.
Das berühmte amerikanische Auto heißt nicht zufällig genauso, einer der Gründer des Produktionsortes (Detroit) kam aus dieser Stadt. Womit die Gemeinsamkeiten jedoch bereits aufgebraucht wären.
Auf dem örtlichen Campingplatz, der eigentlich nur eine kleine Wiese hinter dem Freibad ist, treffen wir ein niederländisches Reiseradlerpaar, das von Rotterdamm aus hergeradelt ist und in Dax in einen Fahradbus Richtung Heimat steigen wollen.
Sie befahren die niederländische Version des Jakobswegs, der so scheint es, sich einiger Beliebtheit erfreut.
Zusammen verbringen wir einen lustigen Abend, nachdem wir uns den festungsähnlichen Ortkern angeschaut haben. Am nächsten Morgen soll es dann nach einem Schlenker über den mittelalterlichen Ort Rions, wo ein Theaterfestival stattfindet, weiter nach Bordeaux gehen.
An der Garonne entlangfahrend, erreichend wir die Innenstadt von Bordeaux bereits am frühen Mittag.
Das liegt auch daran, dass wir auch größere Strassen fahren, die jedoch am Sonntag Morgen eher ausgestorben wirken. Wir treffen nur ein paar Rennradlergruppen und wenige Autos.
In Bordeaux angekommen, pausieren wir zunächst an der Garonne und lassen uns dann durch das Gebiet der Innenstadt treiben, die hübsch hergerichtet, sehr überschaulich und mit Touristen aus aller Welt vollgestopft ist. Bei den doch eher schweißtreibenden Temperaturen finde ich das anstrengender als das Befahren eines Pyrenäenpasses.
Gegen späten Nachmittag begeben wir uns zum außerhalb gelegen Campingplatz, der so voll ist, dass nach uns bereits keine Besucher mehr aufgenommen werden.
Wir zelten gemeinsam mit einem Wanderer auf der in die Jahre gekommenen Boulebahn, was nicht gerade der Gipfel der Gemütlichkeit ist, aber immerhin haben wir noch einen Stellplatz bekommen.
Tags drauf besuchen wir erneut die Innenstadt und begeben uns gegen Mittag zum Bahnhof, nicht ohne auf dem Weg dorthin von einem kräftigen Gewitterschauer begossen zu werden .
Unser Zug ist im Gegensatz zum Bahnhof nicht sehr voll und wird hinter Orly, wo die allermeisten Reisenden austeigen, sogar ausgesprochen leer, was nicht gerade für die Beliebtheit des Elsassses als Reiseziel viele Franzosen spricht.
Von Straßburg radeln wir dann nur noch noch bis Achern, ein sich über dem Schwarzwald zusammenbrauendes Gewitter überzeugt uns hier die restlichen Kilometer nach Hause mit dem öffentlichen Nahverkehr zurückzulegen
Insgesamt war unsere kleine Pyrenäenrundtour eine ausgesprochen gelungene Reise mit sehr schönen Eindrücken.
An- und Abreiseverliefen durch die gute Zugverbindung sehr entspannt, ob ich noch ein drittes Mal durch die bewaldeten Ebenen und Weinbaumonokulturen südlich von Bordeaux radeln möchte, weiß ich noch nicht. Zum ein- und ausrollen war es für dieses Mal nicht unangenehm.
Man könnte das jedoch sicherlich auch mit einer weiteren Zugfahrt abkürzen.
Den Atlantik haben wir leider nicht gesehen, das hatte ich fürs Ende angedacht, aber das fiel mit dem Ferienbeginn in Frankreich zusammen und wurde deshalb verworfen.
Dass wir den Aubisque nicht doch noch gefahren sind, hat mich dann tätsächlich ein wenig gegrätzt, ich muss also noch einmal wieder kommen und das nachholen, ebenso wie das Befahren vieler anderer Pässe und Strecken, die wir nicht kennengelernt haben.
Dennoch fand ich unsere Streckenauswahl ausgesprochen vielfältig, gerade auf der spanischen Seite der Pyrenäen, die in jedem Fall die einsamere ist, erwartete uns hinter beinahe jeder Kuppe ein anderes Landschaftsbild mit neuen Gesteinsformationen. Auch die zahlreichen Raubvögel konnte man dort aus nächster Nähe beobachten.
Anstrengend war vielleicht auch ein wenig die Topographie, in jedem Fall aber das Wetter. Das konnte sich von jetzt auf gleich von Sonne und 35°C auf Regen und Graupel und +4°C ändern und umgekehrt. Manchmal auch mehrmals täglich. Dazu gab es dann sehr kräftige Winde bis hin zum Sturm, was das Fahren ebenfalls stellenweise stark einschränkte.
Das ist jedoch nicht weiter wild, wenn man in der Planung ein wenig flexibel bleibt und sich auf die örtlichen Gegebenheiten einstellt.