13.06
Sonntagmorgen auf Mallorca. Was macht man das so auf Mallorca. Ich gehe sonntags gerne mit meiner Familie ins Cafe. Oder ich schlaf mal aus, lese ein Buch etc.. Hier waren Scharen an den See gefahren und versuchten sich im Angelsport. Also ich esse Fisch lieber…
Erst nach dem losfahren wurde ich entdeckt. Beim Wegfahren sah ich in den Blicken der Leute, dass etwas Verrücktes hinter mir sein musste. Konnte aber wieder nichts entdecken.
Heute hatte ich wahrlich heldenhaftes vor. Ich wollte den Puig Major hinauffahren. Am Pass Serra de Torellas angekommen, stellte ich fest, ich bin vorbeigefahren. Also wieder zurück. Am einzigen Abzweig wurde mir dann klar, dass ich auch hinkommen werde.
Militärisches Sperrgebiet. Ein von mir angehaltener Militärbus brachte dann Gewissheit. Ein netter Soldat erklärte mir mit fließendem Englisch, dass hier für Touristen pardon Zivilisten kein Weiterkommen sei. Kein hehres Ziel, ich durfte die 1000m absolute Höhe nicht knacken, was für eine Schmach.
Nun die folgenden Kilometer sind sicher die Ehrenrettung gewesen. Man(n) will ja zu Hause was vorweisen. Cala Calobra. Nach dem es zum Abzweig stetig bergab ging, führte der Weg zur Cala Calobra erst mal stramm Berg auf. 723 hm zeigte das GPS, ich rollte in die Tiefe und dachte darüber nach, wie der Rückweg wird.
Diese Stecke ist (pardon) einfach geil. Fast unten angekommen entschied ich mich für die linke Bucht. Also noch mal 150 hm rauf, dann wieder runter und ich befand mich in einer schönen Badebucht.
Dort hielt ich mich vom Vormittag bis zum frühen Nachmittag auf. Badete, aß und trank (Wasser). Der Rückweg war so, wie ich es mir dachte. Die ersten 400hm war es extrem heiß und es gab kein Fitzelchen Wind. Ich brauchte auch hier so viel Flüssigkeit wie ein Auto. (ein größeres Auto).
Auf dem Weg nach oben überholten mich zig Rennradfahrer und unzählige Autos.
Ich bekam einigen Beifall und staunende Blicke. Bisher hatte ich keinen meiner Art entdeckt. Irgendwann war ich oben angekommen. Ich war ein Held!
Durch die Berge fuhr ich zurück zum Kloster Lluc. Nachdem ich an einem Brunnen das Salz von meinem Haar befreit habe (das Größte immer zuerst), nahm ich ein fantastisches Abendessen im Kloster ein.
Beim Essen rollte eine deutsche Famile mit Trackingrädern ein. Vater, Mutter und zwei Töchter. Respekt. Ich war von den Socken. Die Damen in meinem Umfeld sind tendenziell rad- und sportscheu. Wie hatte der Mann seine drei Damen in die Berge gelockt. Sie gingen ins Kloster, so dass ich sie nicht ansprechen konnte.
14.06
Nach einer sehr ruhigen Nacht in der Nähe des Klosters fuhr ich zum Frühstück zurück aufs Klostergelände. Im Cafe saß die deutsche Familie. Wir kamen schnell ins Gespräch. Eine nette Familie! Nach den ersten Sätzen war klar, dass wir aus der gleichen Gegend waren und sogar mit dem gleichen Flieger zurückfliegen werden.
Meine Illusionen wurden jäh zerrissen. Die Räder waren geliehen, die Radübergabe war oberhalb vom Kloster Lluc und die Familie war an ihrer ersten Etappe ins Kloster zur Übernachtung gerollt. Von dort aus ging es dann heute weiter berg ab Richtung Pollenca. Dann über die Ebene Richtung Palma mit Endstation Flughafen. Mein Weltbild war wieder hergestellt.
Ich fuhr (natürlich) wieder Bergauf zurück Richtung Serra de Torrellas. Dort angekommen nahm ich ein Picknick am Pass auf 800m Höhe ein.
Wirklich angenehm. Ich lernte ein junges Paar kennen, dass bei Wetten das tatsächlich Eintrittskarten für Mallorca ergattert hatte. Wir unterhielten und eine Weile. Man merkt, dass solche Radtouren ziemlich abstrakt für manche Menschen sind. Ich fuhr weiter Richtung Sóller. Angesagt waren über 30°C im Schatten. In der Sonne fühlte sich das nicht besser an.
An Sóller vorbei ging es dann wieder bergauf. Das geplante Schwimmen ließ sich nicht realisieren.
So kam ich nach Valldemossa. Ein wirklich schönes Städtchen.
Dort hab ich (ja ja) einen Cafe con Letche getrunken, ein wenig eingekauft und anschließend nach 64 KM meinen Schlafplatz angesteuert.
15.06
Jetzt könnte ich eigentlich aufhören zu berichten. Heute rollte ich nach Palma runter (ca. 30km) und nahm ein Frühstück dort ein. Mein erster Eindruck war hässlich. Das sollte sich aber am folgenden Tage noch verbessern. Gegen Mittag kam ich an mein gebuchtes Hotel an. Es lag in der Nähe von El Arenal. Was soll ich sagen. Nicht meine Gegend.
Die schlimmsten Fälle zieht man damit vielleicht hinter die 7 Meilengrenze?
16.06
Der Tag in Palma war schön. Ich besichtigte die (ich glaube) Basilika von Palma und anschließend die Innenstadt. Gegen Mittag aß ich Tappas. Gut dass ich vorher ein paar KM geradelt bin. Nachmittags bin ich dann zurück und an den Strand. Borat habe ich nicht mehr gefunden. Ein paar Souvenirs für meine Familie und nach dem Abendessen ein Spaziergang an der Spaßmeile. Jetzt weiß ich wie es hier ist. Das Hotel war auch ganz ok. Ab ins Bett.
17.06
Heute geht’s zurück. Pünktlich am Flugplatz, die Verpackung wiedergefunden, verpacke ich gut geübt mein Rad und checke ein. Nach dem Einchecken, bis hier war noch alles gut, begleitet mich die Dame zum Sperrgepäckschalter. Ich soll das Rad aufs laufende Band legen. Mich beschleicht das Gefühl, das Rad passt hier nicht durch. Nach Sekunden die Gewissheit. Es passt nicht durch. Die Zeit verrinnt. Wieder zurück zum Ryanairschalter. Ich soll warten. Es soll jemand kommen. Eine junge Ryanair Angestellte fordert mich auf mitzukommen.
Wir laufen und laufen und stehen dann vor einer großen Röntgenmaschine. Ich bin froh, es passt durch. Jetzt geht es ein Stück zurück durch den Flughafen. Rein in eine Sperrzone. Dort soll ich das Rad hinstellen. Ein Mitarbeiter hohl es ab, da es nicht aufs Band passt. Ein letzer Blick, einmal drüberstreicheln. Ich denke, dich sehe ich nie wieder. Auf die Frage an die junge Ryanairmitarbeiterin , ob das klappt, bekomme ich ein Lächeln und yes, of course!
Nach gefühlten Kilometern komme ich kurz vor knapp am Flieger an und gerade so mit. Das war´s jetzt. Mein neues treues schönes Rad. Jetzt ist es weg. Den Rückflug kann ich nicht richtig genießen. Am Flughafen Lübeck, ein Wunder, das Gepäck und mein Rad: alles da und alles heile.
Es hat sich gelohnt. Das Radfahren auf Mallorca ist wirklich angenehm und die Verkehrsteilnehmer rücksichtsvoll. Man findet geeignete Möglichkeiten zum Zelten. Ich hab meinen Müll grundsätzlich mitgenommen. Ich hoffe, wie alle anderen auch. Meine GPS-Route stelle ich euch auf Anfrage gerne (natürlich kostenlos) zur Verfügung. (GPX-Datei)
Die Insel ist immer eine Tour wert.
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Bis zur nächten Radtour.