Hallo,
spiele mit dem Gedanken nächstes Jahr eine Mehrtages-Radtour u.a. durch die Gebirgsregionen Kalabriens (Aspromonte und Sila-Gebirge) zu machen.
U.a. dachte ich an folgende Strecken:
- S 183 Melito di Porto Salavo - Gambarie - Motalto - Gambarie - Delianuova - weiter zum Passo del Marcante und weiter über Gerace nach Locri
ich bin vor 2 Jahren in April von Melito bis Sella Entrata geradelt, und die Strecke zwischen Plati' (Piano Zillastro) und Locri. Beides empfehlenswert , verkehrsarm, dezenter bis gutem Zustand des Belages
- S 110 von der Küste über Stilo nach Serra San Bruno
auch eine schöne Strecke, Anmerkungen wie oben
- Straßen im Sila-Gebirge u.a. mit Lago Ampollino, Lago Arvo
ich kann dir die SS.179dir empfehlen (ab Albi oder Sersale, über Villaggio Mancuso und Villaggio Racise) aber auf jedem Fall den Verkehr von Catanzaro vermeiden (SS.19q. und 109bis). Auch sehr schön die Auffahrt zur Sila aus Longobucco (SS.177)
wünderschön ab Morano Calabro, vorher weiß ich nicht. Lohnt sich auch nach San Domenica di Talao weiterzuradeln (Besuch vom Kleindorf Avena empfohlen), und sich die Kuste zwischen Scalea und Sapri (in Campania) gönnen. Das aber in November, im Sommer ist die Straße wahrscheinlich verkehrsreich
- Strecke im Pollino über Rotonda und Viggianello
Schöne Auffahrt, wünderschöner Blick auf dem nahen Apennin daoben und auf dem ersten Teil der Abfahrt. Bergab war der Belag aber in schrecklichem Zustand bei ca.15% Neigung. Der Rückkehr durch Rotonda fand ich uninteressant
- ist es im Aspromonte gefährlich? Dazu folgender Artikel:
http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/572/69503/print.htmlZitate daraus: "Wer sich Plati von der Küste her nähert, den wird das nicht wundern. Ein rabiater Winterregen treibt eine umbra-braune Brühe die Straße hinunter, die sich aus Schlaglöchern zusammenzusetzen scheint. Die Verkehrsschilder sind von Schüssen durchsiebt. "

"Bei uns ist ein Mord nichts Außergewöhnliches, sondern das Normale. Er gehört zum Leben."

Der Aspromonte ist ja von der Ndrangheta beherrscht.
Und hier noch ein anderer Artikel, der im Forum zitiert wird:
http://www.politikforum.de/forum/showthread.php?threadid=41211Zitat daraus: "Das Gebirge des Aspromonte ist das Stammgebiet der ‚Ndrangheta. Weitläufig, unzugänglich und kaum besiedelt. In den meisten Städten führen staatlich eingesetzte Kommissare die Amtsgeschäfte. Doch ihr Einfluß ist kaum spürbar. Die Luft ist bleihaltig. Orte wie Plati gelten als komplett von der Mafia beherrscht. Kein Bürgermeister. Nur eine Handvoll Carabinieri. Sie sind isoliert. Denn es gilt, was der Clan-chef sagt. Es gibt keine Hotels und keine Zeitschriftenläden. Nur Gerüchte dringen nach außen. Monatelang stand das Dorf unter Beobachtung, da hier die Spuren gesuchter Killer endeten. Dann schlugen die Fahnder zu: Vergangenen Juli riegelten Armee, Polizei, Carabinieri und Spezialkräfte den Ort ab und rückten mit schwerem Gerät und Dynamit ein. "
Ich kann leider die Behauptungen der zwei Artikeln nur bestätigen. An vielen Kreuzungen waren keine Schilder vorhanden: ich habe einen Bauer nachgefragt, er hat freundlich die Schulter erschüttert und einen tiefen Seufzer ausgestoßt...
Als ich durch Platì durchgeradelt bin, hat mich ein Kind das Gegenstand in seinen Händen angeworfen...glücklicherweise war es nur einen leeren Eisbecher aus Kunststoff. Die anwesenden Großgewachsene haben es gesehen und nichts getan...
Der Aspromonte ist auch nicht die einzige Gegend In Kalabrien wo so was vorkommen kann; nämlich in der Provinz von Vibo Valentia habe ich überall eine "schwere Luft" gespurt, entweder von Angst oder Bedrohung...ich wurde in der Nähe von Tropea von Kindern auf einem Balkon angespuckt, als ich vorbeigeradelt bin und in der Nähe der Hauptstadt von einem "Gang" von Jugendlichen provoziert. Dazu von Autos verfolgt, als ich einen Platz für die Nacht in einem Urlaubsort suchte. Und mehrmals einfach feindlich angelacht.
Trotzdem...
Man begegnet in Kalabrien auch jede Menge freundlicher Menschen, vor allem an der Kuste. Ich übernachtete bei den geschlossenen Betriebe an der See, und obwohl ich nie die Möglichkeit hatte, vorzeitig um die Erlaubnis dazu zu bitten, waren die Inhaber immer tolerant, und oft schenkten sie mir Obst und anderes Lebensmittel.
Und ehrlich gesagt, habe ich für mich oder meine Sachen nie wirklich Angst gehabt, nur am schlimmsten ein bestimmtes Gefühl nicht willkommen zu sein.
Also, sich nicht von diesen Geschichten erschrecken lassen. Ich fand das Erlebnis sogar sehr interessant obwohl stressig und bereure nicht dahin gereist zu haben. Mafia ('ndrangheta) "first hand"
Noch ein Vorschlag für die Reiseplanung: wenn du nicht gerade in Hochsaison dahin reist, würde ich die Kustenstraße von Pollino nach Cilento (Süd Kampanien) bis nach Agropoli oder Paestum in Betracht nehmen: anreizend, ruhig und wechselhaft
ciao