La France à Velo - Nordfrankreich 2012
Zeitraum:01.06. bis 12.06.2012, 12 Tage
Länder: Deutschland, Frankreich, Belgien
Streckenlänge: 1605km
Karten:
Michelin Departements France gelb:
307 Meurthe et Moselle, Meuse, Moselle;
313 Aube, Haute-Marne;
304 Eure, Seine-Maritim;
301 Pas-de-Calais, Somme
101 Zoom France Banlieue de Paris
Ausschnitte aus Michelin Straßen- und Reiseatlas Frankreich
533 Michelin Regional Benelux Belgien Nord und Mitte
Stadtplan Paris von Galeries Lafayette
Orte:
Appenweier - Kehl - Strasbourg - Dabo - Nancy - Vaucouleurs - Grand - Chaumont - Troyes - Nogent-sur-Seine - Provinz - Lagny-sur-Marne - Paris - Neuilly-sur-Seine - Maisons-Laffitte - Verneuil-sur-Seine- Mantes-la-Jolie - Vernon - Les Andelys - Elbeuf - Quilleboef-sur-Seine - Honfleur - Le Havre - Etretat - Fecamp - Dieppe - Saint-Valery-sur-Somme - Abbeville - Naours - Amiens - Albert - Arras - Douai - Lille - Oudenaarde - Gent
eine Karte Tag 1, Freitag 01.06.2012Appenweier -> Dabo, 89km, Ø 18,7km/h
Start: 13:00, Ziel 18:40
Wetter: heiter bis wolkig, 24°C, Wind W / NW
Camping du Rocher in Dabo, 5,10 Euro zzgl. 1,70 Euro für heisse Dusche
Es gibt auch Etagenbetten in Mehrbettzimmern für 15 Euro.
Toller, sehr einfacher Platz unter dem Rocher de Dabo gelegen
NackenstarreUm 04:15 klingelt der Wecker… Bäähh, mitten in der Nacht. Um 05:59 fährt mein Zug ab Bielefeld, es sind 8 Grad, Nieselregen. Zum Glück fahre ich in den Süden. Bis auf den HBF in Dortmund verläuft die Bahnreise sehr gut. Am HBF Dortmund gibt es keinen Lift, vom Bahnsteig 18 führt eine Betonrampe hinunter in den Tunnel. Hier passiert auch fast das erste Missgeschick. Als ich versuche das vollbeladene Rad auf dieser Rampe langsam mit gezogenen Bremsen hinunter zu schieben, rutscht es auf dem glatten Beton weg. Ich kann es mit Mühe halten und stehe dort wie ein Clown. Ein Teenie kommt und hilft mir es hinunter zu tragen. Zum Bahnsteig 16 bemühe ich einen mürrischen Bahnbediensten. Es geht durch die Katakomben zu einem Lastenaufzug. Im EC7 nach Baden-Baden sind andere Reiseradler unterwegs. Da Räder stehen vollbeladen auf ihren und aber auch nicht deren Stellplätzen. Die Gepäckfächer sind ausnahmslos leer. Verstehe ich nicht, aber egal, ich bin nicht betroffen.
Um 12:50 Uhr erreiche ich Appenweier, um 13:00 sitze ich im Sattel. Endlich geht´s los. Es ist schwül. Ich fahre über das nette Kork nach Kehl, werfe einen Blick zurück auf den Schwarzwald. In Kehl geht es über die moderne Rheinbrücke für Fussgänger und Radfahrer, ich bin in Frankreich, in Strasbourg.
Zunächst fahre ich zum Europaparlament. Die Architektur mit der Glasfassade ist beeindruckend. Nebenan ist der deutsch-französische Fernsehsender ARTE. Habe ich doch dort in den vergangenen Wochen viele Dokus über Frankreich gesehen. Es geht weiter in die Altstadt. Im Vorfeld habe ich mich mit Strasbourg nicht beschäftigt, weiß nur, dass die Altstadt schön sein soll. Ist sie, in der Tat. Umwerfend. Beim Anblick des Münsters bleibt mir die Spucke weg. Dunkelroter Sandstein, der Turm ist 142m hoch. Um dort hoch zu schauen, muß man den Kopf weit in den Nacken legen, da die benachbarten Häuser recht nah darum herum stehen.
In Montagne Verte treffe ich auf einen neuen Voie Verte. Es geht auf perfektem Asphalt immer am Canal de la Bruche entlang bis Romanswiller. Sehr schön hier, nette Häuschen mit Grundstücken bis zum Kanal. Manche haben kleine Bootsanleger. Ein Rennradler überholt mich, lässt sich dann zurückfallen und spricht mich an. Auf Englisch, obwohl er Franzose ist. Wir reden miteinander für die nächsten 10 km.
Nach verlassen des Kanals geht es dann stetig bergauf. Kurz vor Obersteigen bekomme ich fast zwei Mal einen Wadenkrampf. Ich dachte, meine Fitness sei so gut wie nie zuvor. Kurze Pause, viel Trinken, getrocknete Datteln essen und dann geht es deutlich besser. Am Col du Valsberg sind die Steigungen dann auf 652m Höhe Geschichte. Es rollt sich überweigend bergab zum Camping de la Rocher kurz vor Dabo. An einer Fichte jagen sich zwei Eichhörnchen den Stamm hoch, ich muß an A-Hörnchen und B-Hörnchen denken.
Der Campingplatz ist toll. Ab 19 Uhr ist die Rezeption nicht mehr besetzt. Wer danach kommt, darf trotzdem bleiben. Kostenlos. Neben mir ist noch eine junge Familie mit umgebautem Feuerwehrwagen sowie ein Reiseradler aus Amsterdam auf dem Platz. Vom Zelt aus sehe ich auf den Rocher du Dabo hinauf. Oben auf dem höchsten Punkt steht eine Kapelle. Tolle Szenerie. War ein langer Tag, ich gehe früh ins Zelt.
Tag 2, Samstag 02.06.2012Dabo -> Villey-le-Sec, 144km, Ø 21,1km/h
Start: 08:30, Ziel 17:45. Wetter: heiter bis wolkig, 25°C, Wind W / NW
Camping de Villey-le-Sec, 11,70 Euro
Sehr guter, neuer und sehr sauberer, gepflegter Platz. TOP
Endlich Sommer!In der Morgensonne sieht der Rocher de Dabo noch toller aus. Ich nehme meine Essenstasche und fahre rund um den Felsen hoch zum Frühstück. Die Aussicht ist toll. Unten wieder angekommen, packe ich zusammen und fahre in den Ort Dabo. Im Cafe treffe ich den Holländer wieder. G. wurde von seinem Arbeitgeber freigestellt und nutzt nun die sieben Wochen bis zur Entlassung, um die 100 Cols Tour durch Frankreich zu machen. Sein Rad ist sauschwer, er hat zuviel Gepäck dabei. Ich wünsche ihm alles Gute und hoffe, dass er es schafft. Ich mag nicht mit ihm tauschen. Um den GCC (Grand Café Crème) zu bezahlen, gehe ich an die Theke und will das ordnungsgemäß auf französisch erledigen. Die ältere Dame dort erklärt mir in perfektem deutsch, dass ich im Elsass ruhig deutsch sprechen könne. Jeder hier würde mich verstehen. OK. Auf dem Markt finde ich ein Glas hausgemachte Mirabellenmarmelade bei einem Stand vom Bauernhof. Es sind zwei ältere Damen vor mir an der Reihe. Die erste spricht mit dem Standbetreiber elsässisch. Die zweite Dame spricht mit ihm französisch, er antwortet ihr auf deutsch, bzw. elsässisch. Nun will ich meinen Kauf abwickeln und spreche auch deutsch. Er antwortet mir… auf französisch… Aber sehr lecker war die Marmelade!
Bei Arzviller stoße ich auf den Canal de la Marne au Rhin. Kurz darauf verschwindet der in einem langen dunklen Tunnel. Wenig später findet in Troisfontaines ein Citroen 2CV-Treffen statt. Es gibt ein kleines Open Air-Museeum mit Enten unterschiedlichster Formen.
In Hesse treffe ich wieder auf den Kanal. Am Himmel kreisen mindestens 15 Störche wie Greifvögel. Ab hier finde ich für die nächsten 40 km keine Einkaufsmöglichkeiten mehr. In Lagarde liegen deutsche und französische Gefallene des 1. Weltkriegs 500m auseinander. Traurigkeit kommt auf.
In Varangéville finde ich endlich eine Patisserie mit eisgekühlter Orangina Rouge und köstlichem Himbeertörtchen. Der Boden aus Mürbeteig, frische Himbeeren darauf gestellt und mit Puderzucker bestreut. So einfach mit sehr viel Geschmack.
In Nancy fahre ich zum Place Stanislas. Mein Gott, was für ein Prunk! Es ist unglaublich schön.
Die Ausfahrt von Nancy nach Maron ist extrem anstrengend. Es geht über viele Kilometer zum Teil sehr steil bergauf. Dafür gibt es kurz vor Maron eine schnelle Abfahrt hinunter zur Moselle. Ab dort führt ein sehr schöner neuer Voie Verte immer am Ufer entlang. An der Staumauer von Villey-le-Sec wechsle ich die Flussseite und fahre zum fantastischen Camping de Villey-le-Sec. Amtssprache ist hier niederländisch. Gefühlt sind hier 98% Holländer. Am Spühlbecken spricht mich eine Frau an, warum hier alle holländisch sprechen. Sie kommt aus Finnland.
Tag 3, Sonntag 03.06.2012Villey-le-Sec -> Colombey-Les-Deux-Eglises , 155km, Ø 17,5km/h
Start: 07:30, Ziel 20:30
Wetter: Regen, 16-18°C, Wind W / NW. Z.T. starker Gegenwind
Chambre D´Hote La Fromagerie in Colombey-Les-Deux-Eglises 35 Euro inkl. Frühstück
Sehr schöne, neue und gepflegte Unterkunft
Der süsse Duft von Fritierfett
Um 5 Uhr werde ich vom Regenprasseln und Gewitterdonner geweckt. Normalerweise macht das um diese Uhrzeit das Krähen eines Hahns, oder mehrerer. Heute nicht. Hier nicht. Es geht also gleich schon im Regen los. So´n Mist. Völlig unerwartet finde ich in Blénod-les-Toul eine Boulangerie. Zum Frühstück gibt es ein Croissant und ein Chausson aux Pommes. Die nette Verkäuferin hat auf Nachfrage sogar einen Kaffee für mich.
In Plagny-la-Blanche-Cote treffe ich auf die Meuse. Irgendwie spannend, bin ich mit meiner Liebsten doch vor zwei Wochen erst in Holland diesen Fluß mit dem Tandem entlanggefahren. Dort heisst er Maas. Für diesen Abschnitt bis Chaumont habe ich mir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten herausgesucht:
Domrémy-la-Pucelle: Geburtsort von Jeanne D´Arc. Daneben steht eine Kapelle mit bunten Fensterbildern, die den Werdegang von Jeanne darstellen.
Basilique du Bois Chenu: große und beeindruckende Kirche mit tollen Deckengemälden. Auf einer Anhöhe gelegen, direkt an der Straße. Absolut toll.
Chateau Bourlémont: Anwesen nicht zugänglich.
Grand: Gallo-romanisches Amphitheater: nicht lohnenswert. Der Dorfkern ist nett.
Die Route verläuft langweilig und dröge. Es geht immer mal wieder bergauf, bergab. Im Regen. Vor Reynel taucht ein Stadttor mit zwei seitlichen Türmen auf, ein wenig wie das Holstentor zu Lübeck, allerdings viel kleiner. Daran sind die angrenzenden Häuser gebaut. Ich fahre hindurch, links und rechts der Straße sind Verkaufsstände, es ist ein Flohmarkt. Die Menschen sind extrem freundlich, sie rufen und winken mir zu. Ich bleibe kurz stehen und quatsche mit einer Frau. Am Ortsausgang weist ein Schild zu einem Chateau. Es ist ein wenig heruntergekommen, die Lage jedoch phänomenal. Die Vorderseite steht auf einem ebenerdigen Grund, die Fassade ist links und rechts von zwei mächtigen Rundtürmen eingefasst. Der Hammer ist jedoch die Rückseite. Es führt ein Weg an einem Geländer entlang um das halbe Haus zu einer großen Terrasse. Von hier fällt das Anwesen steil hinab in einen Wald, dahinter liegt ein kleiner See. Wiederrum dort hinter öffnet sich die Landschaft und gibt eine weiten Ausblick über die Landschaft der Lorraine frei. Wahrlich der schönste Moment an diesem Tag, da damit nicht gerechnet werden konnte und kein Hinweis darauf in der Michelin-Karte verzeichnet ist.
Der weitere Verlauf der Route ist immer noch relativ dröge, lediglich die verfallene Ancienne Abbaye de Septfontaines ist noch sehenswert. Der abgebrochene Uhrenturm hat etwas gespenstiges.
In Bologne treffe ich auf den Canal de la Marne à la Saône. Daneben schlängelt sich die Marne durch Wälder und Wiesen. Der Voie Verte weist einige Schlaglöcher auf, verläuft jedoch sehr schön zwischen Kanal und Marne. Hier führt der Voie Verte auch durch einen Tunnel, zum Kanal nur durch ein Geländer getrennt.
Eine Schleuse unterbricht den Verlauf des Kanals. Als ich hier vorbeikomme, ertönt eine Schelle. Das bedeutet, das bald ein Schiff in die Schleuse einfahren wird. Ich sehe keins. Doch, dort, dieser relativ große Kahn. Mmmh, der bewegt sich ja doch. Der will doch nicht… nee, oder…doch!!! Der vermeintlich viel zu große Kahn will in die Schleuse einfahren. Frau am Steuer, Mann lässig mit Kippe im Mundwinkel läuft auf dem Deck von hinten nach vorne und gibt Anweisungen. Er wird immer unruhiger…und schreit… Sie bugsiert den Kahn in die Schleuse. Dabei ratscht er mit den Gummikanten am Rumpf an der Schleusenmauer entlang. Links und rechts sind jeweils maximal 10cm Platz. Am Bug reicht es für immerhin noch ca. 1,5 Meter bis zum Schleusenschott, am Heck verschließt sich das Schott mit einem halben Meter Abstand zum Seitenruder. Das Wasser läuft ein, der Kahn hebt sich, Schott geht auf, Schiff fährt hinaus. Ganz einfach. Was für ein Spektakel.
Der weitere Verlauf ist sehr schön, zwischen Kanal und Weg säumen gelbe Wasserlilien die Uferzone.
Nach Chaumont geht es dann kräftig bergauf. Die Altstadt ist nett, es riecht nach Fritten und Pizza und mein Hunger danach wird geweckt. Ich beschließe hier nach ca. 125km auf den Campingplatz zu fahren. Ich frage nach dem Weg, zwei Jungens erklären ihn mir. Es geht unter dem dreigeschossigen Eisenbahnviadukt hindurch, der Camping liegt im Tal…ist allerdings bis 15.6. geschlossen.
Also weiterfahren, diesmal auf der schnell befahrenen D619. Aus dem nichts taucht links eine Friterie auf. Der Duft nach heissen Fritten ist unwiderstehlich, Heisshunger auf Grand Frites und Orangina steigt in mir auf. Der Fritierchef erklärt mir, das in etwa 20 km in Colombey-Les-Deux-Eglises Chambre D`Hotes seien. Das erste was ich dort finde, soll 120 Euro für eine Nacht kosten. Bei der “La Fromagerie” sollen es noch 50 Euro inkl. Frühstück sein. Ich erkläre, dass ich eigentlich auf Camping eingestellt bin und soviel nicht ausgeben möchte. “Sind Sie Jakobspilgerer?” “Ähh, ja.” “Wieviel würden Sie für die Nacht ausgeben?” “35 ohne Frühstück” “Sie können für 35 mit Frühstück bleiben, ok?” “OK”… Ich muß dazu sagen, dass die Vermieterin recht stark alkoholisiert war, ihr Mann jedoch noch recht gut bei Sinnen. Nachdem ich mich “installiert” habe, werde ich zum Aperitiv eingeladen, wir quatschen ein wenig und dann lege ich mich zur Ruhe.
Tag 4, Montag 04.06.2012 Colombey-Les-Deux-Eglises -> Saint Hilaire sous Romilly, 148km, Ø 18,9km/h
Start: 08:50, Ziel 19:15
Wetter: stark bewölkt mit Schauern, 16-18°C, Wind W / NW. Z.T. starker Gegenwind
Camping in St. Hillaire, 7,00 Euro
Netter Platz, sehr weitläufig, Zeltwiese direkt am See, aber sehr weit von sanitären Anlagen entfernt
Contre le Vent : Hier ist immer Wind!
… sagte mir mein Vermieter, als ich mich am Morgen verabschiede. In Colombey-Les-Deux-Eglises steht in alle Richtungen weit sichtbar ein riesiges Lothringer Kreuz zu Ehren von Charles De Gaulle. Er hat hier viel Zeit auf seinem Landwohnsitz verbracht und verstarb auch dort. Ihm zu Ehren wurde hier ein riesiges Besucherzentrum gebaut.
In Lignol-le-Chateau fotografiere ich eine Installation aus “Champagnerlagerbrett” und Blumen. Ein Herr kommt auf mich zu, reicht mir die Hand und fragt, ob ich mich umsehen möchte. Er zeigt mir die alten Traubenpressen, die Abfüllung und den Lagerkeller seines kleinen Champagnerunternehmens.
Ich folge dem Verlauf der Aube auf kleinen Straßen bis Dienville. Ich beginnt ein Voie Verte entlang der Seen des Parc Naturel Regional De La Foret D`Orient. Es geht am Ufer der Seen entlang, immer auf dem Deich, absolut eben … gegen den Wind. Wo ich normalerweise mit min. 25km/h fahre, schaffe ich hier max. 16. Der Weg ist öde. Rechts Grashang, links zum Ufer große Gesteinsbrocken. Und heftiger Gegenwind für 25 lange Kilometer. Bei Geraudot hat das Elend ein Ende, der Weg führt durch einen Wald. Die Bäume stehen hier im Wasser, eine Brandung läft bis kurz vor den Weg auf. Schön hier.
Troyes lädt zur Pause ein. GCC in der Altstadt zwischen den vielen schönen uralten Fachwerkhäusern. Die Stadt ist sehr gepflegt. Ab Troyes führt ein sehr schöner Voie Verte zwischen Seine und dem Kanal de la Haute Seine entlang. Der Weg ist von großen Bäumen gesäumt, die den Wind fast komplett abschirmen. Gelegentlich wird einem der Blick auf die natürliche Seine gewährt. Wundervoll.
Auf der Zeltwiese des Camping in St. Hillaire bin ich mal wieder allein. Das Zelt baue ich unter einer großen Tanne direkt am Ufer des ein Sees auf. Mein Abendessen besteht aus Baguette Tradition, Jambon Persillé, Pate Entrecote, Camembert und Rotwein. Über dem See liegt eine friedvolle Ruhe. Ein sehr schöner Abend.
Tag 5, Dienstag 05.06.2012Saint Hilaire sous Romilly -> Torcy, 134km, Ø 21km/h
Start: 08:30, Ziel 17:30
Wetter: stark bewölkt mit sonnigen Abschnitten.Am Abend Regen. 18-20°C, Wind W / NW
Camping Parc de la Colline in Torcy, 24,70 Euro
Netter Platz vor den Toren von Paris, aber etwas ungepflegt. Die sanitären Anlagen haben unbedingt eine Reinigung und Renovierung nötig!
Bonjour Monsieur le cycliste!Die Kühltüme mit dem Dampfausstoß des Atomkraftwerks von Nogent-sur-Seine sind früh und sehr lange sichtbar.
Von Osten her fahre ich nach Provins hinein. Ich habe nur mitbekommen, dass die Stadt auf der Liste der UNESCO-Weltkurturerbe steht. Der Gemüseladen ist schon mal super. Beste Aprikosen und getrocknete Datteln, wie ich sie noch nicht besser hatte. Im Zentrum steht eine alte Kirche mit Figuren an der Eingangstür.
Die Gesichter sind zerstört. Auf einer Anhöhe scheint so etwas wie ein altes Kloster zu sein. Ich fahre dort hin und sehe jetzt erst, daß auf dem anderen, gegenüberliegenden Hügel eine große Kirche und ein prächtiger Wehrturm stehen. Von der Unterstadt aus schiebe ich mein Rad entgegen der Einbahnstraße steil den Berg hoch. Oben angekommen, werde ich von einer mittelalterlichen Stadt mit Häusern aus Fachwerk und Bruchstein empfangen. Überall stehen Rosen, der Duft ist betörend. Provins gilt außerdem als Hauptstadt der Rosenverarbeitung. Eine große Gruppe Kinder kommt mir entgegen. Sie sind vielleicht 6-8 Jahre alt, gehen in Reih und Glied und halten sich dabei an den Händen. Nacheinander begrüßen sie mich mit “Bonjour Monsieur le cyclist”. Einfach süß. Die Oberstadt verlasse im Westen ich durch ein Stadttor. Hier wird die Stadt von einer mächtigen Mauer umfasst. Das erinnert mich ein wenig an Carcassonne im Kleinformat. Ein Besuch ist absolut empfehlenswert!
Von Provins fahre ich zügig weiter nach Montevrain, in der Nähe des Disneyland. Mein Arbeitgeber hat hier im Val D`Europe eine Zweigstelle, die ich besuchen möchte. Um 15:45 Uhr öffnet mir jedoch niemand mehr die Tür, in Frankreich scheint man hier nicht so lange zu arbeiten wie bei uns. Als ich in meinem blauen Trikot, gelber Weste und vollbeladenem Rad auf dem Bürgersteig stehe und noch einen Schluck aus der Wasserflasche nehme, hält neben mir ein Auto. Ein Mann steigt aus und spricht ohne Punkt und Komma mit mir. Es dauert ein wenig bis ich verstehe, was er von mir will. Er denkt, ich sei von der Post und möchte gerne, das ich Briefe für ihn mitnehme. Ich muß ihn leider enttäuschen. Beide lachen wir los.
In Lagny-sur-Marne kaufe ich noch phänomenale Rillettes de Canard und Terrine de Campagne für das Abendessen und folge auf sehr schönem Weg der Marne zum Camping de la Colline. In der Nacht wird es wieder einmal regnen, daher baue ich das Zelt unter einem sehr großen Baum auf.
Tag 6, Mittwoch 06.06.2012Torcy -> La Roche-Guyon, 138km, Ø --km/h
Start: 06:45, Ziel 20:00
Wetter: zunächst Regen, dann stark bewölkt, aber trocken. Ab mittags sonnige Abschnitten, nachmittags Regen. 18-20°C, Wind W / NW
Unterkunft privat.
Berühmte Tote, die Stadt der Liebe und Freundschaft
Vor 25 Jahren bin ich mal um 5 Uhr morgens in Paris angekommen. Da war ich 16. Es roch überall nach frischen Backwaren. Und Müll, da gerade die Müllabfuhr unterwegs war. Diese Gerüche habe ich noch heute in der Nase. Auf der Straße waren wir fünf mit einem damals schon alten und klapprigen 7er BMW unterwegs. Wir fuhren 10 Mal um den Triumphbogen. Nur noch ein Taxi drehte seine Runde.
Mein Wecker klingelt um 5:15 Uhr. Je veux…lalala… Noch dunkel. Ich drehe mich wieder um. Um 6 Uhr stehe ich aber auf. Schnell einpacken und ohne Frühstück losfahren. Der Weg am linken Ufer entlang der Marne ist sehr schön. Die Schokoladenfabrik von Noisiel ist toll, der Weg geht direkt vorher. Der Radweg verläuft zwischen der Marne und kleinen Straßen. Ein Pulk von zig Enten belagert den Weg und den Grünstreifen, ein alter Mann schleppt sich mit Tüten bepackt über den Weg. In den Tüten ist altes Brot für die Enten. An den Straßen stehen kleine Villen. Auf der Marne liegen zu Hausbooten umgebaute Binnenkähne. Sehr nett hier.
Über die Pont de Joinville führt ein Radweg, dann immer gerade aus über Ampeln. Dahinter biege ich rechts ab in den Bois de Vincennes. Dort stehen überall Übersichtstafeln mit Karten. Die Durchfahrt zum Chateau de Vincennes ist leicht. Nach Überquerung der Peripherique biege ich kurz vor dem Place de la Nation noch rechts ab in den Boulevard de Charonne und dann stehe ich vor einem Seiteneingang des Cimetiere du Pere Lachaise. Es ist 8:20 Uhr, der Friedhof ist soeben geöffnet worden. Ich schiebe mein Rad durch den Eingang, ein Friedhofsgärtner weist mich darauf hin, dass ich das Rad nicht mit hinein nehmen darf. Aber… wenn mich die Polizei erwischt, er hat mich nicht gesehen. Ich orientiere mich kurz anhand der Übersichtstafeln. Division 6, Place 30. Ganz in der Nähe von meinem Standort. Ich schiebe kurz über das Kopfsteinplaster des Friedhofs, links geht es steil bergauf. Das Rad lehne ich an einen Baum und gehe zu Fuß weiter. In zweiter Reihe ist das Grab, abgesperrt mit Gittern, an der Rückseite des schlichten Granit sind kleine Grafitties. Auf dem Grab stehen wenige, aber frische Blumen.
JAMES DOUGLAS MORRISON
1943 - 1971
KATA TON DAIMONA EAYTOYIch bin traurig, gerührt und mir wird plötzlich ganz kalt. Die nächsten Tage habe ich Light My Fire von The Doors auf den Lippen.
Nun beginnt meine Sightseeing-Tour durch Paris! Die Sonne kommt raus. Yeahh! Place de la Republic, Place de la Bastille,
…Come on Baby light my Fire….Ile Saint-Louis, Notre Dame, Pantheon, Jardin du Luxembourg, Pont Neuf, Louvre, an den Quais die Seine entlang zur Pont Alexandre III, Place des Invalides, Av. De la Motte-Picquet,
…Try now we can only lose… , Ecole Militaire, Tour Eiffel, Pont de l`Alma, Av. George V, Av. De Champs Elysees, Place Charles De Gaulle mit L´Arc de Triomphe, Av. De la Grande Armee, Place de la Porte Maillot,
…If I was to say to you; Girl, we couldn't get much higher…Av. Charles De Gaulle, La Defense.
…Come on Baby light my Fire….
Paris so zu erleben ist überwältigend. Man kann gut im Verkehr mitschwimmen und bei Stockungen kurzerhand durch kleine Lücken schlüpfen und sich damit ein wenig Platz verschaffen. Der Verkehr ist sogar rücksichtsvoll und das in dieser Mega-Stadt. An wichtigen Straßen können Radfahrer die Busspur benutzen, viele Einbahnstraßen haben Radwegmarkierungen entgegen der Fahrtrichtung.
Zwischen Bastille und Seine gönne ich mir das beste Croissant Amandes meiner Reise. Es ist zwar relativ weich und nicht sehr knusprig, aber die Füllung ist weltklasse! Ausserdem nehme ich ein Pepito, eine Blätterteigschleife mit Vanillecreme und Schokostückchen gefüllt… Den längst überflüssigen Café Crème nehme ich im Cafe am Pantheon ein. Der Kellner amüsiert sich über meine Flasche Rotwein in der Ortlieb-Zusatztasche.
Am Louvre verbringe ich die meiste Zeit. Hier steht für mich die faszinierendste Sehenswürdigkeit von Paris. Der Innenhof mit den U-förmig angeordneten Gebäuden ist sehr prächtig, dazwischen stehen die modernen Glaspyramiden.
Unter dem Eiffelturm wird es dann ernst, ich muß pinkeln… Ich überlege, ob ich bei einem deutschen Reisebus fragen soll, sehe dann jedoch die öffentliche Toilette direkt am Pilier Est. Daneben stehen drei Soldaten mit Maschinenpistolen. Ich vertraue ihnen für ein paar Minuten mein Rad an. Sie grinsen nur, kein Problem.
Ich passiere den Arc de Triomphe und Porte Maillot und bin wenig später in La Defense. Da das Radfahren hier untersagt ist und ich mich daran halte, schiebe ich bis zur Grande Arche.
Westlich von La Defense wird es dann für lange Zeit sehr chaotisch. Ab hier bis Maisons Laffitte empfinde ich die Strecke absolut unangenehm.
Ich plane den Campingplatz von Mousseaux-sur-Seine anzufahren, stelle dann jedoch fest, dass ich mich auf der falschen Seite der Seine befinde. Wie dämlich… Ein vorbeikommendes Paar erklärt mir, dass der Camping genau hier, aber auf der anderen Flußseite sei. Die Anreise dazu beträgt über die nächste Brücke jedoch noch 30km. Etwas später in La Roche-Guyon frage ich einen Mann, der an der Straße Strohballen aus dem Auto holt, nach einem Chambre D`Hote in der Nähe. Als Antwort bekomme ich, dass ich in seinem Haus schlafen könne, er hätte leerstehende Räume. Bei Wein und leckerem Essen verbringen wir einen tollen Abend. Wir verstehen und sofort bestens, haben viele Gesprächsthemen und haben uns bestimmt nicht das letzte Mal getroffen.
Tag 7, Donnerstag 07.06.2012La Roche-Guyon -> Jumièges, 115km, Ø 19,5km/h
Start: 09:30, Ziel 19:00
Wetter: Regen, nachmittags Starkregen. Ab 17:00 sonnig. 20°C, Wind W / NW
Camping de Foret in Jumièges, 13,00 Euro verhandelt (statt 17 Euro)
Schlechte sanitäre Anlagen. Der Platz ist mit 4 Sternen extrem überbewertet.
Der Fluß und die Berge
Die Gespräche vom Abend werden bei Frühstück weitergeführt. Dann verabschieden wir uns und versprechen uns wieder zu treffen.
La Roche-Guyon ist ein sehr schöner Ort. Am Ortsausgang steht ein Chateau, es wurde direkt an die Kreidefelsen gebaut. Auf den Felsen trohnt eine Burgruine über dem Chateau. Kurz hinter dem Ortsausgang bin ich bereits in der Normandie.
Der nächste Stop sind die Gärten von Chiverny. Hier ließ sich Claude Monet für seine berühmten Gemälde inspirieren. Die Gärten sind recht wild gehalten, mit Rosen, Mohn, Veilchen, Glockenblumen usw. Seitdem der französische Chefgärtner gegen einen englischen ausgetauscht wurde, werden nach und nach die langweiligen Geranien verbannt. Durch diesen Nationalitätenwechsel herrscht etwas Aufregung im Ort.
Es folgen weitere sehr schöne Orte wie Vernon und Les Andelys. In Les Andelys steht das berühmte Chateau Gaillard, das Richard Löwenherz erbauen ließ. Leider regnet es wieder und ich kann es nur wenig von unten genießen. Der Regen setzt nun so stark ein, dass ich Strecke mache und weitere nette Plätze auslasse, indem ich zwei Mäander abkürze. In Elbeuf werde ich zum nächsten Halt gezwungen. Starkregen. Unter dem kurzen Überdach eines Stadtplans finde ich etwas Schutz. Nach 10 Minuten reisst der Himmel auf, die Sonne kommt heraus und der Himmel ist endlich blau. In der gereinigten Luft sind die hoch aufgetürmten weißen Wolken imposant. Nun folgt einer der schönsten Abschnitte der gesamten Tour. In Orval fahre ich links ab, es geht durch Le Nouveau Monde (herrlicher Name) und anschließend in einigen Kehren bergauf durch einen Wald. Am höchsten Punkt ist ein kleiner Tunnel, der unter der Autoroute A13 herführt. Am Ausgang steht die Ruine eines Aussichtsturmes, der zu den Ruinen des Chateau de Robert Le Diable (Robert der Teuflische) gehört. Die Aussicht auf die etwa 95m tiefer liegende Seine ist grandios. Es folgt eine schöne Abfahrt nach La Bouille an das Ufer der Seine. Hier geht es für wenige Kilometer durch sehr schöne Dörfer. In La Ronce steche ich wieder links hoch in den Berg. In Kehren werden wieder 85 Höhenmeter auf 2km erklommen, genauso schnell geht es wieder hinunter zur Seine. Dort setze ich mit der Fähre über die Seine. In Jumieges sind die fabelhaften Ruinen der gleichnamigen Abtei leider schon geschlossen. In der Nähe ist ein Campingplatz, der seine 4 Sterne leider nicht verdient hat.
Tag 8, Freitag 08.06.2012
Jumièges -> Les Loges, 142km, Ø 18km/h
Start: 07:50, Ziel 20:15
Wetter: Heiter bis wolkig. Wind W. Sehr starker Gegenwind
Camping Les Loges, 12,00 Euro zzgl. 1 Euro für heisse Dusche
Platz ist ok.
Der Krampf mit dem Kampf mit dem Wind
Prima, die Sonne scheint! Die Laune steigt. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß: Es wird der mit Abstand härteste Tag dieser Reise.
Ich setze erneut mit einer Fähre über die Seine. Der junge Fährmann interessiert sich sofort für mich und mein vollbeladenes Rad. Er fragt, wie viel ich denn so fahre, ob das ein besonderes Rad sei. “Ja, ein Reiserad, das mit viel Gepäck beladen werden kann”. Ob es einen Motor hat…im Hinterrad. “Nein, das ist die Schaltung. Quatorze vitesse- pas de dérailleur, pas des disques”. Er versteht es nicht. Ich drehe am Schaltgriff, simuliere die Gänge. Un moteur… Es dauert die gesamte Länge der Überfahrt, bis ich ihn überzeugt habe. Noch nie gesehen…”produit allemand”. Ah, oh.
Auf der anderen Uferseite geht es gleich wieder steil bergauf in den Wald. Es ist noch sehr früh, durch den Foret de Jumieges führen sehr kleine asphaltierte Strässchen. Im Wald blüht pinkfarbener Fingerhut, auf der Straße krabbeln Tausendfüssler und Mistkäfer und mitten auf dem Weg eine große Damkuh. Sie wittert mich spät, da sie den Wind im Rücken hat und mich nicht riechen kann. Dann gibt sie einen intensiven Laut von sich, wie ein lautes Furzen, und trabt in den Wald. Als ich zurück an die Seine komme, erwarten mich bei Vieux Port traumhaft schöne Häuser. Alte Fachwerkhäuser im normannischen Stil, reetgedeckt und auf dem First wachsen und blühen Lilien und Steingartengewächse. Von der nächsten Anhöhe ist dann bereits der Ölhafen von Port Jerome und die Brücke von Tancarville zu sehen.
Ab Quilleboef wähle ich den Weg durch das Marais Vernier und ab hier bläst mir wieder extremer Gegenwind ins Gesicht. Hinter dem Ort Marais Vernier erwarten mich dann mal wieder 90 Hm auf 1,5km Länge. Die 16% Steigung schaffe ich… mit Schieben. In Fiquefleur kaufe ich noch mal für mein Mittagessen ein.
Honfleur- einer der schönsten Orte, die ich bisher in Frankreich gesehen habe. Ab Honfleur beginnt nun ein Abschnitt mit Orten, wo ich bereits mal mit dem Auto gewesen bin. Auf das Wiedersehen freue ich mich.
Um das Hafenbecken, auf dem kleine Segelyachten schunkeln, reihen sich uralte 4-5 geschossige Häuser, davor sind Terrassen, auf denen riesige Meeresfrüchteetageren von gefräßigen Touristen verschlungen werden. Ich jedoch lasse die Füße von der Hafenkante baumeln, schmiere daumendick die Rillettes und Neufchatel Fermier auf mein Knusperbaguette, dazu gönne ich mir ein Gläschen von meinem Rotwein. Zum Dessert esse ich provenzalische Aprikosen. Mmmhh.
Diese Stärkung war auch zwingend erforderlich, denn nun soll es über die Pont de Normandie nach Le Havre gehen.
Pont de Normandie:
Die Wettervorhersage für heute hat Westwind bis 70 km/h gemeldet. Erst einmal der Beschilderung folgen, da ich ja schlecht die Autobahn zur Brücke fahren kann. An der Brückenauffahrt angekommen, fahre ich auf den “Standstreifen” der vierspurigen, autobahnänlichen Straße, die über die Brücke führt. Auf dem Abschnitt der Brücke, ist dieser Standstreifen als Radstreifen gekennzeichnet und nach rechts hin mit einer flachen Mauer begrenzt. Rechts von diesem Mäuerchen ist dann wiederum der Gehweg mit Geländer. Ich fahre zunächst auf diesem Radstreifen, die Autos und LKW knallen mit 90km/h und einem Meter Abstand an mir vorbei. Das finde ich nicht so prickelnd und steige über das Mäuerchen auf den Gehweg. Hier ist der Asphalt pockenartig aufgebrochen. Dennoch, ich kann hier langsam fahren. Je höher ich nun auf die Brücke komme, um so stärker trifft mich der Seitenwind, aber voll rechtwinklig. Durch die vorbeifahrenden LKW entstehen dabei so starke Verwirbelungen, dass ich mich kaum auf dem Rad halten kann. Es ist mir nicht möglich, so weiterzufahren und schiebe bis zum höchsten Punkt der Brücke. Sogar im Stand kann ich das Rad kaum gegen diese Verwirbelungen halten. Ich beschließe nun, so schnell es geht hier weg zu kommen. Auf dem Oberrohr sitzend, rolle ich mit 8 km/h nun die Brücke hinunter und kämpfe weiterhin gegen die Verwirbelungen. Unten angekommen, brülle ich so laut ich kann meine Erleichterung heraus. Ich hatte schon etwas Angst. Das war das heftigste, was ich auf dem Rad erlebt habe.
Am Ende der Brücke fahre ich durch den Kreisverkehr und biege in die Straße nach Port 2000, bzw. Le Havre ein. Der Wahnsinn ist noch nicht vorbei. Zwar nicht so schlimm wie oben auf der Brücke, muß ich hier nun einige Kilometer frontal gegen diesen Wind ankämpfen. 12 km/h. Es gibt keinen Radstreifen, aber dafür ein Tanklastzug nach dem anderen. Das Verhältnis sind vielleicht 98% LKW und 2 % PKW. Ich möchte hier ein riesengroßes Lob an die französischen LKW-Fahrer aussprechen, die sehr rücksichtsvoll und mit viel Abstand an mir vorbeigefahren sind, sowie bei doch großen Lücken bis zum Gegenverkehr hinter mir gewartet haben. Und sie haben sich über meine Weinflasche in der Ortlieb Aussentasche gefreut. Das Gegurke durch die Hafenanlagen war nicht so doll, einmal roch es nach frisch geröstetem Kaffee. Le Havre habe ich nicht wiedererkannt. Anscheinend werden zur Zeit alle Hauptstraßen im Zentrum neu gestaltet.
Der Blick von Saint Adresse auf die Promenade von Le Havre entschädigt für die letzten Belastungen. Es ist ein Blick zurück, vom nahezu westlichsten Punkt meiner Tour. Hier endet die erste Woche und damit auch der erste Teil meiner Reise…