meine Touren in Mitteldeutschland als Maßstab zu nehmen, ist auch ein bissel gemein. Ich bin hier zu Hause, fahre sehr viel Rad und kenne meine Heimat entsprechend gut. Deshalb gehen meine diesbezüglichen "Experimente" hier meistens nicht ins Auge. Im Rest von Deutschland nutze ich das Kartenmaterial von Aldi im Maßstab 1:100.000, das ist kartographisch recht gut, die Papierqualität ist erbärmlich. Daher mache ich Kopien und zeichne mir einen Plan mit Textmarker ein. Unterwegs packe ich mir die Kopien in Klarsichtfolie. Dann kann man sie nach Herzenslust falten. Zudem ist der Überblick hier recht groß. Auch im Ausland gibt es gute Karten, Michelin in Frankreich, Kümmerly und Frey für Norwegen, das sind jeweils keine großen Investitionen, der Maßstab kann aber schon mal 1:300.000 betragen. Aber auch im Ausland gibt es Wegweiser, Flüsse und Bahnstrecken. Einen schönen Weg lasse ich mir dann nicht entgehen, auch wenn er in der Karte fehlt. Meistens geht es gut. Wenn nicht, dann bin ich nicht auf der Jagd. Ist halt Pech und gehört für mich zum Leben einfach dazu. Mein Zeitplan ist zumeist großzügig, gerate ich in zeitnot, knall ich halt mal einen Tag 200km durch. Das hilft viel und Eisenbahn hat man auch im Ausland.
Ich hatte auch schon beschrieben, dass es mir gar nicht darum geht, alle GPS - Nutzer zu verunglimpfen. Das täte mir weh, denn inzwischen bin ich die Minderheit. Mir ging es darum, das Augenmerk darauf zu lenken, dass man mit den tollen Geräten auch etwas aufgibt, was mir zumindest fehlen würde. Eine gewisse Unsicherheit und auch der Anspruch, der mit herkömmlicher Navigation verbunden ist. Und aus diesem Anspruch resultieren auch Fähigkeiten, wenn man sich ihm stellt. Das bedeutet auch, wenn ich einen schönen Weg gefunden habe, freue ich mich darüber mehr, als jemand der ihn hinterhergeschmissen bekommt. Ausserdem bin ich sehr unabhängig. Deshalb verzichte ich bislang auch aufs Mobiltelefon. Dass das nicht jeder schätzt, ist mir klar. Aber ich vertrete hier eben meine Sicht. Und die beinhaltet auch den Blick auf Fahrradlenker von anderen Fahrradfahrern. Manchmal glaub ich, die wollen in den Krieg. Ich will eigentlich nur ein bissel Radfahren. Es gelingt mir trotz meiner geringen technischen Ausstattung recht gut. Ausserdem habe ich für mich festgestellt, das Leute mit umfangreicher, teurer technischer Ausstattung oft sehr ängstlich sind und glauben, sie könnten fehlende Erfahrung damit kompensieren. Sie bekommen viel abgenommen, aber sie benötigen eben Strom und es darf nichts ausfallen. Mich würde das auch beunruhigen und ich möchte mir gern selbst helfen können.
Zeitdruck habe ich nur in Deutschland, wenn ich mal in zwei Tagen nach Gießen zu ner Dienstreise will. Deutschland empfinde ich als sehr gut erschlossen. Auch in Eile finde ich dann gute Strecken, ich schätze ja auch Radwege und nutze sie auf langen Strecken auch. Man muss dann halt früh los und hat die Freude des Sonnenaufgangs.