- Der Tende ist einfach zu fahren und eigentlich ein Muss! Er wurde in der Zeit um den Ersten Weltkrieg für Kanonen-Gespanne trassiert, hat um die 40 Kehren und m.W. nie über 8% Steigung. Der wenige noch verbleibende Schotter ist recht zahm und auf etlichen Kilometern gibt es eine Art Einfach-Asphalt (das, was sie in Südamerika „Consolidado“ nennen) – war für mich mit dem Trekkingrad kein Problem, wenn auch zugegebenermaßen ohne Gepäck.
Das Gepäck macht nicht selten den Unterschied.

Ich muss dich hier in der historischen Darstellung doch korrigieren. Die neue Trassierung des Tendepasses mit den 48 Kehren auf der Südseite erfolgte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch die Savoyer. Unter Napoleon wurden verstärkte Bemühungen um den Ausbau der Strecke gemacht, mussten aber auch wieder abgebrochen werden. Auch der heutige Tunnel wurde schon von 1873 bis 1882 gebaut, um die Serpentinenfahrt zu vermeiden - also bereits deutlich vor dem 1. Weltkrieg. Genaugenommen wurde das Tunnelprojekt schon 1612 und wiederum 1784 aufgegriffen, die Arbeiten an diesen Tunneltrassen wurden aber wieder eingestellt.
Für den gründsätzlichen Übergang als Salzstraße reichen die Belege bis 1220 zurück, gemäß Felszeichungen (Vallée des Merveilles, im Museum in Tende, leider nicht besucht) in der Region muss man aber davon ausgehen, dass der Übergang in der einen oder anderen Variante bereits in der Steinzeit genutzt wurde. Lange diente auch westlicher der Fenestre-Pass als Alternative, weil er politisch weniger umkämpft war, auch der Bau eine durchgehenden Straße samt Tunnel wurde für den Weg zwischen St-Martin-de-Vésubie ins ital. Gesso-Tal (Entracque) angedacht. Weit mehr als der obere Tendepass, war lange Zeit das Roya-Tal südlich St-Dalmas-de-Tende das Hauptproblem des Ausbaus, weil die Schlucht undurchdringlich war und die Felsen erst gesprengt werden mussten. Deswegen führte die Route nach Tende lange über östliche Nebenrouten abseits der Roya über La Brigue. Mit dem Durchbruch an der Roya verlor La Brigue dann Bedeutung als alte Handelsstadt an der Salzstraße.
Im ersten Weltkrieg wurde die Pisten der Ligurischen Grenzkammstraße zu beiden Seiten des Tendepasses geschaffen, dürften aber auch schon auf bereits vorhanden Varianten der Via del Sale zurückgegriffen haben. Für historische Hintergründe der Alpenpässe empfehle ich die vierbändige Edition "Alpenpässe - Geschichte der alpinen Passübergänge" von Steffan Bruns, der Tende-Pass wird in Band 1 behandelt.