Rundfahrt in FrankenIm ersten Halbjahr 2021 waren bedingt durch Corona überall die Hotels, Campingplätze und Restaurants für Touristen geschlossen. Als die Einschränkungen gelockert wurden, war ich noch nicht ‚vollständig geimpft‘. Um halbwegs uneingeschränkt reisen zu können und nicht täglich nach Testmöglichkeiten suchen zu müssen, wollte ich mit der Radtour noch warten, bis ich den schriftlichen Nachweis ‚vollständig geimpft‘ hatte. Am 20. August war es dann soweit, ich machte mich auf nach Bamberg. Auf dem Campingplatz an der Regnitz verbrachte ich die erste Nacht. Von hier aus wollte ich eine Rundtour durch Franken starten.
Bildergallery (hier klicken)Rundfahrt Bamberg Coburg Kronach Hof Bayreuth Bamberg (hier klicken)Samstag 21.8.2021 Bamberg – Seßlach, 53 kmBeim Start meiner Radreise lag noch Nebel über der Regnitz.
Das Wetter war hervorragend: sonnig, aber nicht zu heiß!
Der Erste Weg des Tages führte zum Frühstück in die Bamberger Innenstadt. Danach machte ich mich auf zum sehenswerten ‚Alten Rathaus‘.
Weitere Besichtigungen machte ich nicht, denn es war nicht mein erster Urlaub in der Gegend und auch nicht meine
Re: Vom Ruhrgebiet ins Fichtelgebirge (Reiseberichte).
Bis Breitengüßbach folgte mein Weg dem Mainradweg. Hier war er durch eine Baustelle versperrt und ich mußte einer Umleitung folgen.
Genau an dieser Stelle sollte meine geplante Reiseroute die Autobahn unterqueren und kurz danach den Main überqueren. Ich befürchtete schon riesenlange Umwege, aber man hatte Mitleid mit mir und eine provisorische Autobahnunterführung eingerichtet.
Das Ende des flachen Mainradweges war für mich erreicht und der hügelige Teil der Strecke begann. In Anbetracht dieser Tatsache hatte ich die Tagesetappe recht kurz gewählt. Es war jedoch nicht so anstrengend wie ich befürchtet hatte. Ich war schon um 14 Uhr in Seßlach und damit am geplanten Ziel des heutigen Tages.
Der Campingplatz in Seßlach hat zwar einen sehr netten Badeteich, ist aber ansonsten wenig empfehlenswert. Es gibt keinerlei gastronomische Einrichtung und der etwas mürrische Platzwart hat mir noch nicht einmal ein Bier verkauft.
Dafür war abends das Essen im Roten Ochsen in Seßlach um so besser!
Sonntag 22.8.2021 Seßlach – Eisfeld-Bockstadt, 54 kmIch wurde morgens wach und es regnete. Trotzdem machte ich mich reisefertig. Um 8 Uhr hatte der Regen aufgehört und ich konnte trocken in den Tag starten. Bei meiner Besichtigungsrunde durch Seßlach am Vortag hatte ich vorsorglich alle Bäcker und Cafeterien überprüft und festgestellt, daß es hier sonntags keine Frühstücksmöglichkeit gibt. Ich mußte also unterwegs was finden.
In jedem Dorf hielt ich an und schaute nach einem Bäcker, aber alles hatte geschlossen. Dieser Brunnen in Neundorf war für mich wie ein Bilderrätsel: Die Heiligen trinken Wasser, aber sie essen keine Brötchen!
Ich unterhielt mich mit Anwohnern und erfuhr: „Vor Coburg gibt es nichts!“
Der weitere Weg ging sanft bergan. Schloß Tambach lag imposant an der Strecke. Es war noch geschlossen und ließ sich nicht besichtigen.
Gemütlich ging es weiter, bis ich die Knochenmühle passiert hatte. Der Name war Programm: unvermittelt verwandelte sich der Weg in eine Schotterpiste der übelsten Sorte und ging steil bergauf. Ich war natürlich im falschen Gang und schaltete hektisch, aber es nützte nichts: ich hatte die erste Schiebepassage dieser Reise erreicht.
Sobald der Schotter überwunden war, konnte ich wieder fahren. Die Steigung dauerte aber bis Scheuerfeld an. Hinter dem Ort begann eine rasante Abfahrt bis Coburg in Sicht kam.
Fast alle Höhenmeter, die ich erklettert hatte, waren verloren. Am Albertplatz in der Stadtmitte konnte ich schließlich in einer Bäckerei den ersten Bissen des Tages genießen und einen Pott Kaffee trinken.
Bei meiner Weiterfahrt stand ich plötzlich vor dem Rathaus. Bei meiner
Vom Ruhrgebiet ins Fichtelgebirge (Reiseberichte) stand hier eine Würstchenbude, an die ich mich ihrer guten Coburger Bratwürste wegen erinnerte.
Siehe da – die Grillbude stand immer noch und trotz des eigentlich ausreichenden Frühstücks erstand ich eine Coburger Grillbratwurst. Sie schmeckte genauso lecker wie damals.
Das Wetter war wieder unbeständig geworden und es regnete leicht. Kein Mensch war auf der Straße. Diesen Mitbürgern machte das Wetter aber nichts aus.
Hinter Heldritt wurde die Frankenrunde wieder ziemlich ‚naturnah‘. Bergan ging es natürlich auch.
Im weiteren Verlauf kam ich durch Gebiete, wo gerade gerodet wurde.
Dadurch wurde der Untergrund auch nicht besser. Ich war aber froh, daß die Wege nicht gesperrt waren.
Das ersparte mir ungewollte Umwege.
Trotz Regen machte ich an diesem Teich eine kleine Pause. Ich hoffte, irgendwelche Tiere zu sehen, aber im Regen hat sich alles versteckt.
Und plötzlich hatte ich die ehemalige innerdeutsche Grenze erreicht. Ich war in Thüringen.
Ich hatte mein Tageszielgebiet schon am frühen Nachmittag erreicht. Übernachten wollte ich auf dem Campingplatz in Bockstadt. Dort gab es keinerlei gastronomische Einrichtungen. Dafür sollte Harras, ca. 2km entfernt, zwei Gaststätten haben. Weil Harras fast am Weg lag, machte ich einen kleinen Abstecher, um die Öffnungszeiten und kulinarischen Möglichkeiten zu erkunden. Für mich war klar: hier werde ich heute Abend essen gehen!
Doch meistens kommt es anders als man denkt. Kaum stand mein Zelt, fing es an zu regnen. Der Campingplatz hatte einen Unterstand mit Tischen und Bänken. Der Regen wurde immer stärker und ich beschloß, beim Platzwart ein Bier zu holen und von der kalten Küche in meiner Packtasche zu leben.
Ich war noch beim Essen, als der Platzwart vorbei kam und verkündete, daß es an der Rezeption Musik gäbe und alle eingeladen wären. Natürlich ging ich hin. Es waren Stühle aufgestellt und schon einige Gäste anwesend. Ein Campinggast hatte seine Gitarre mitgebracht und sang dazu. Hannes Wader, Bob Dylan und diverse Countrysongs standen u.a. auf dem Programm. Natürlich war auch die
‚Nationalhymne aller Reisenden‘ dabei. Es wurde ein schöner Abend und der Platzwart kam auch auf seine Kosten, denn es blieb nicht bei einem Bier!
Montag 23.8.2021 Regentag in BockstadtIch wurde wach und es regnete. Als bekennender Schönwetterfahrer war es für mich klar: ich bleibe auf dem Platz, faulenze und lese in meinem elektrischen Buch.
Es gab noch ein Reiseradlerpaar am Platz. Sie wollten die Werra abwärts fahren. (Der Werra-Radweg führt hier vorbei.) Der Mann war etwas wetterfester als ich. Er fuhr morgens im Regen nach Eisfeld Brötchen holen. Einen Kocher hatten die beiden auch dabei und so kam ich dank Ihrer Freundlichkeit morgens in den Genuß von Kaffee und frischen Brötchen. Hier nochmals Danke den namenlosen Radfahrern! Sie sind dann tatsächlich im Regen weiter gefahren.
Ich nutzte den Tag mit Detailplanung, um die Strecke für den nächsten Tag zu optimieren. Vor allem die Frühstücksmöglichkeiten interessierten mich. Außer einer Tankstelle am Weg bot sich aber nichts an.
Gegen Abend nutzte ich eine Regenpause und fuhr noch nach Harras ins Gasthaus. Während dem Essen regnete es wieder. Das gab mir die Gelegenheit, mich mit Einheimischen am Nachbartisch zu unterhalten. Als der Regen aufgehört hatte, machte ich mich auf den Rückweg.
Auf dem Zeltplatz befanden sich inzwischen zwei weitere Reiseradler. Da es diesmal keine Musik in der Rezeption gab, unterhielten wir uns noch bis zum Einbruch der Dunkelheit im Schutz des Regendachs.
Dienstag 24.8.2021 Bockstadt – Wallenfels, 79kmUm halb acht war ich abfahrbereit. Nach Regen sah es heute nicht aus. Die Tankstelle etwas abseits vom Weg war mein erstes Ziel. Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht: ich konnte frühstücken. Der Schwerpunkt der Frühstückskarte war allerdings für Schwerstarbeiter optimiert: Bratkaroffeln, Rührei, Schnitzel mit Pommes.
Neben der Tankstelle befand sich eine Gedenkstätte zur ehemaligen innerdeutschen Grenze.
Hier wechselte ich wieder von Thüringen nach Franken. Die Landschaft blieb hügelig und bei Emstadt hatte ich den höchsten Punkt des Tages erklettert.
Wundern sollte mich das nicht, denn ich befand mich jetzt im Frankenwald. Am Froschgrundsee hatte ich das Tal der Itz erreicht, es blieb aber hügelig. Mein naiver Glaube, daß es da wo es Eisenbahnlinien gibt, eben ist, wurde nicht erfüllt.
Landstraßen und Radwege wechselten sich ab.
Zur Mittagzeit befand ich mich in Mitwitz. Das Schloß konnte ich von allen Seiten besichtigen, die Innenräume blieben mir aber verschlossen.
Bald danach war ich in Kronach, ein schönes Städtchen mit mittelalterlichem Flair.
Die höher gelegenen Teile der Altstadt und die Festung Rosenberg habe ich mir allerdings erspart. Den zusätzlichen Steigungen fühlte ich mich nicht gewachsen. Im Nachhinein betrachtet war es vielleicht eine schlechte Entscheidung – Schade!
Andererseits wußte ich, daß der Campingplatz in Wallenfels vom Schwimmbadpersonal verwaltet wird. Das Bad wird bei schlechtem Wetter um 18 Uhr geschlossen und die Mitarbeiter haben Feierabend. Ich wollte also rechtzeitig ankommen.
Es hat sich dann aber gezeigt, daß ich für die reine Übernachtung auch später hätte ankommen können. Auf Duschen hätte ich dann allerdings verzichten müssen, denn das war nur im Freibad möglich.
Um den Campingplatz zu erreichen, mußte ich den Ort Wallenfels in seiner ganzen Länge durchfahren. Vier Gaststätten sollte es hier geben. Die Realität war ernüchternd: Gaststätte Nr. 1 hatte Ruhetag und die nächste hatte den Betrieb aufgegeben. Der nun folgende Biergarten war nur am Wochenende geöffnet und die Gaststätte Nr. 4 hatte Betriebsferien.
Zum Glück war ich rechtzeitig zur Anmeldung im Schwimmbad und der Imbißwagen im Bad hatte noch offen. Ich war der einzige Gast, aber die Dame im Wagen hat extra für mich noch Würstchen warm gemacht. Bier und Kuchen konnte ich auch noch erhalten!
Abends hatte ich noch genügend Zeit für einen Spaziergang entlang der Wilden Rodach.
Mittwoch 25.8.2021 Wallenfels - Joditz, 54kmMeine geplante Frankenrunde führte mich morgens wiederum in Gegenrichtung durch Wallenfels. Die einzige Bäckerei des Ortes hatte geöffnet und so konnte ich gestärkt den Tag beginnen. Es regnete nicht und der himmlische Beistand war mir sicher.
Zumindest erhoffte ich mir das. Der aufsteigende Nebel in den Wiesen ließ jedenfalls auf schönes Wetter schließen.
Solange ich ich mich im Tal der Rodach befand, waren die Steigungen moderat, wenn auch beständig. Am Langenaubach wurde es schon etwas steiler. Als ich aber den Abzweig nach Silberstein fuhr, kam ich ans Ende meiner Kräfte. Es wurde nicht nur steiler, sondern der Weg war frisch geschottert: lauter lose Steine.
Hier habe ich geschoben. Das Schieferbergwerk
Lotharheil wollte ich ursprünglich besichtigen, aber die Aussicht, nochmals 100 Höhenmeter nach oben schieben zu müssen, hielten mich davon ab. Ich nahm den direkten Weg nach Silberstein.
Ab Silberstein war der Weg asphaltiert, trotzdem mußte ich auf der Strecke nach Bad Steben nochmals schieben. Der Anstieg nach Steinbach war zu steil für mich.
Neben der Kirche in Bad Steben gab es eine Eisdiele. Hier machte ich eine Pause und konnte die verbrauchten Kalorien in Form von Eis ersetzen. (Ihr braucht nicht im Geschichtsbuch nachschauen, was Kalorien sind. Heute heißen die Dinger Joule, aber ich benutze meist noch die alten Maßeinheiten)
Kaum hatte ich der Kirche in Bad Steben den Rücken gekehrt, war ich in der ‚Hölle‘. Ca. 20 Minuten hat die Fahrt nach Hölle gedauert. Hier beginnt das
Höllental.
Bis Hölle sieht man nur Berge vor sich. Plötzlich öffnet sich ein wildromantisches enges Tal und ich fuhr auf einem gut ausgebauten Weg abwärts zur Saale.
Ab Blankenstein fuhr ich auf dem Radweg D11 und weiter dem Saaleradweg entlang der Sächsischen Saale.
Obwohl ich mehr oder weniger der Saale folgte, war es keineswegs eben. Es folgte Hügel auf Hügel und auf manchen Wegstücken fuhr ich über faustgroße Schottersteine. Ich war froh, als ich den Campingplatz Auensee bei Joditz erreicht hatte.
Die Rezeption hatte noch geschlossen, aber freundliche Camper zeigten mir die Zeltwiese am See, so daß ich schon mal aufbauen konnte. Angemeldet habe ich mich danach.
Zum Essen abends brauchte ich nicht in den Ort fahren, denn auf dem Platz gab es ein Restaurant mit fränkischer Küche!
Donnerstag 26.8.2021 Ruhetag in Joditz, Ich wurde wach und es regnete. Da ich nicht das Gefühl hatte, heute Bäume ausreißen zu können, legte ich wieder einen Ruhetag ein.
Frühstück gab’s beim Bäcker im Dorf.
Neben der Rezeption hatte es einen Aufenthaltsraum mit Tischen und Stühlen, Steckdosen und einem Getränkekühlschrank. Hierhin habe ich mich während des Regens begeben. Es gab WLAN und das gab mir Gelegenheit, mit Hilfe des Smartfons und einer Landkarte meine weitere Tour zu planen. Eigentlich hatte ich die Absicht, weiter nach Osten bis zur Grenze nach Tschechien zu fahren und ein Stück auf dem
Radweg ‚Grünes Dach‘ zu radeln. Meine allgemeine Bergschwäche und das schlechte Wetter brachten mich zum Umdenken. Die Berg- und Talfahrt auf 800m Höhe wollte ich mir ersparen!
Zwischendurch gab es ein Gewitter mit Starkregen und ich war froh, nicht unterwegs zu sein!
Die Campingplatzgaststätte hatte Donnerstag Ruhetag und so ging ich abends in einer Regenpause nach Joditz zum Essen. Auch hier konnte ich leckere fränkische Küche mit einheimischem Bier genießen.
Freitag 27.8.2021 Joditz – Weißenstadt, 47 km Der Wetterbericht hatte Regen verkündet, aber morgens war es trocken. Ich wollte weiterfahren. Der Saaleradweg sollte mich führen. Ich rechnete mit mehreren Regenschauern, die ich hoffentlich in irgendwelchen Unterständen abwettern kann. Deshalb hatte ich nur eine relative kurze Tagesetappe geplant.
Bis Fittigsmühle war der Weg gut ausgebaut.
Die nun folgende Landstraße nach Saalenstein hatte es aber in sich: ein steiler Anstieg, den ich nur schiebend hoch kam. Zur Abwechslung hatte ich auf der folgenden Abfahrt wieder nahezu unfahrbare Schotterwege. Die nächste Überraschung folgte bald: eine Holzbrücke über die Saale mit Treppen.
Eine Schieberinne für Fahrräder sollte bei der Überquerung helfen. Die Stufen waren naß und rutschig. Ich fand mit den Schuhen keinen Halt und schaffte es nicht, mein beladenes Rad die Rampe hoch zu schieben. Ich habe abgepackt und alles einzeln hoch getragen!
Ich hatte die Stadt Hof noch nicht erreicht, als der erwartete Regen einsetzte. Unter einem Baum fand ich Schutz. Dort blieb ich nicht lange allein, ein Spaziergänger mit Hund gesellte sich zu mir. Zusammen warteten wir auf eine Regenpause. Als ortskundiger Einheimischer erklärte er mir den Weg zum nächsten Bäcker in einem Einkaufszentrum.
Das Einkaufszentrum hatte ich schnell gefunden. Frühstück gab es aber nicht beim Bäcker, sondern beim Metzger nebenan.
In Hof verließ ich den Saaleradweg und bummelte durch die Innenstadt.
Hinter Hof war ich wieder auf dem Saaleradweg, dem ich bis Schwarzenbach folgte. Auf diesem Teilstück war der Radweg im besten Zustand und die Brücken ebenfalls!
Ich näherte mich dem Fichtelgebirge und der Weg führte mit mehr oder weniger steilen Rampen stetig bergauf. Es war aber nirgends so steil wie am Vormittag bei Saalenstein.
In Kirchenlamitz kam nicht nur die Sonne in Sicht, sondern auf dem Marktplatz auch ein Imbißstand. Seit dem Frühstück hatte ich nichts mehr gegessen. Ich nutzte die kulinarischen Möglichkeiten in einer längeren Pause.
Danach fuhr ich weiter bergauf. In der Ferne konnte ich schon das Fichtelgebirge sehen.
Der Campingplatz in Weißenstadt war das Ende der Tagesetappe. Die Zeltwiese war eine Zumutung.
Immerhin gab es am Platz eine brauchbare Gaststätte.
In der Nacht hat es wolkenbruchartig geregnet. Danach war jeder Gang zum Waschraum nur durch zentimetertiefe Pfützen möglich. In meinem Vorzelt stand ca. 3cm Wasser, aber im Innenzelt blieb alles trocken, obwohl die Zeltunterlage komplett abgetaucht war!
Samstag 28.8.2021 Weißenstadt - Waischenfeld, 73 km Der Campingplatz von Weißenstadt liegt romantisch an einem See, der durch die Eger gebildet wird.
Ursprünglich bestand mein Plan darin, hier noch einen Tag zu bleiben und eine Wanderung zur Saalequelle zu unternehmen. Dazu hätte ich gerne schönes Wetter gehabt, was aber nicht in Sicht war. Jetzt wollte ich diesen ‚Wasserübungsplatz‘ so schnell wie möglich verlassen. Ich verzichtete auf die Wanderung und machte mich auf die Weiterreise.
In Weißenstadt fand ich sofort einen Bäcker, allerdings standen die Kaufwilligen in langer Schlange bis auf die Straße. Hier wollte ich mich nicht anstellen und fuhr einige 100 m weiter zu einem anderen Bäcker. Ich war der einzige Kunde und habe hier auch gefrühstückt. Zur Qualität will ich nicht viel sagen, aber ich wußte jetzt, warum ich in dieser Bäckerei die meiste Zeit allein war!
Kurz nachdem ich die Stadt verlassen hatte, begann der Anstieg auf das Fichtelgebirge. Die Quelle der Eger befindet sich hier am Hang nur einen halben Kilometer abseits der Straße. Im einsetzenden Nieselregen wollte ich den Asphalt aber nicht verlassen. Auch diese Quelle ist dem Wetter zum Opfer gefallen!
Die Paßhöhe von ca. 800 mNN hatte ich schon überwunden, als es vor Bischofsgrün nochmals einen Zwischenanstieg gab. Diese Rampe war so giftig, daß ich wieder einmal schieben durfte! Dafür hatte der Regen aufgehört.
Sozusagen zur Belohnung kam hinter Bischofsgrün die Erholung: eine mehrere kilometerlange Abfahrt auf einem Eisenbahnradweg bis Bad Berneck. Gegen Mittag hatte ich bei Bayreuth den Roten Main erreicht.
Weiter in der Stadt ist aus dem Fluß aber ein unschöner Kanal geworden.
Ich hatte meinen Weg durch das Zentrum geplant, damit ich die Innenstadt besichtigen konnte.
Die Stadtkirche mit ihrer sehenswerten Ausstattung habe ich auch von innen angeschaut.
[img]https://up.picr.de/48004267ck.jpg[/img]Stadtauswärts radelte ich nochmals gemütlich auf einem Eisenbahnradweg, bis ich bei Eichenmühle das Tal der Wiesent erreicht hatte.
[img]https://up.picr.de/48004268eo.jpg[/img]Der geteerte Weg war zu Ende und zu allem Überfluß begann es zu regnen. Es hörte aber bald wieder auf und in Waischenfeld auf dem Campingplatz konnte ich das Zelt im Trockenen aufbauen.
Mein Abendspaziergang durch den Ort fand im Gasthof Sonne seinen kulinarischen Abschluß!
Sonntag 29.8.2021 Waischenfeld – Bamberg, 58 km Als ich das Zelt abbaute, fing es an zu regnen. Ich hatte aber keine Lust auf einen weiteren Pausentag und packte weiter. Mein nächstes Zwischenziel war Forchheim. Einen Berg gab es bis dahin noch zu überwinden. Bei der Planung hatte ich auf den relativ ebenen Umweg über Gößweinstein verzichtet, denn meine Fahrradkarte zeigte für den Berg nur einen Steigungspfeil mit der Bedeutung ‚starke Steigung >7%‘ an. Kein Problem, dachte ich, denn auf Asphalt bin ich mit Gepäck schon 10% und mehr gefahren.
Der erste Weg führte in Waischenfeld zum Bäcker. ‚Sonntags Vormittag geöffnet‘ hatte ein Schild verkündet. Ich bestellte ein Frühstück und erfuhr: „Frühstück kann nur die Chefin, und die ist noch nicht da – muß aber gleich kommen!“ Ich wartete auf die Chefin, die auch bald kam. Der Regen hörte derweil auf und ich selbst wurde für die Weiterfahrt auch wieder trocken.
Wie man an den Felsen sieht, war ich jetzt in der Fränkischen Schweiz.
[img]https://up.picr.de/48004269vr.jpg[/img]Ich war auf einer gut fahrbaren Landstraße mit wenig Verkehr unterwegs und kam zügig voran. Bald war ich an der Stelle mit dem Steigungspfeil auf meiner Landkarte.
[img]https://up.picr.de/48004270cg.jpg[/img]Das Schild zeigt es: 18% auf dem nächsten Kilometer. Wieder habe ich geschoben. Von der Paßhöhe hatte ich eine schöne Aussicht – auf die umliegenden Berge in Wolken!
[img]https://up.picr.de/48004271qe.jpg[/img] Dafür folgte jetzt eine rasante Abfahrt nach Muggendorf.
[img]https://up.picr.de/48004272ih.jpg[/img]Ich war wieder im Tal der Wiesent. Hier hatte ich das Glück, einen Museumszug unter Dampf zu sehen.
[img]https://up.picr.de/48004273aw.jpg[/img]Bei der Durchfahrt durch Gasseldorf hörte ich Blasmusik aus der Ferne. Ich dachte sofort an ein Dorffest, drehte mein Rad um und fuhr dem Schall entgegen. Ich fand zwar kein Kirchweih– oder Feuerwehrfest, aber: Hier spielt am Sonntagmorgen noch die Dorfmusik!
[img]https://up.picr.de/48004274zq.jpg[/img]Ich fühlte mich in die ‚Gute Alte Zeit‘ (die es in Wirklichkeit nie gab) zurückversetzt. Im nächsten Dorf entdeckte ich ein altes Backhaus. Man hat es nicht abgerissen, sondern einem neuen Zweck zugeführt. Möglicherweise ist es eine Andachtsstätte, vielleicht aber auch nur das Wartehäuschen einer Bushaltestelle!
[img]https://up.picr.de/48004275tk.jpg[/img]Zur Mittagszeit war ich in Forchheim. Hier fanden im Mittelalter Reichstage statt und wurden Könige gewählt. Ich fuhr etwas kreuz und quer durch den Ort, um die spärlichen Überreste dieser Zeit zu sehen.
[img]https://up.picr.de/48004276tm.jpg[/img]Die Marienkirche habe ich von außen
[img]https://up.picr.de/48004277zt.jpg[/img]und von innen besichtigt.
[img]https://up.picr.de/48004278kh.jpg[/img]In der sogenannten Kaiserpfalz war ich ebenfalls. Leider ist von der echten Pfalz heute nichts mehr zu sehen. Bei dem als Kaiserpfalz ausgewiesenen Gebäude handelt es sich um die fürstbischöfliche Residenz aus späterer Zeit.
[img]https://up.picr.de/48004279ly.jpg[/img]Um einen starken Regenschauer abzuwettern, konnte ich hier unter die dicken Mauern des Eingangstores flüchten.
Obwohl der Regen bald aufhörte, blieben die Wolken bedrohlich.
[img]https://up.picr.de/48004280aj.jpg[/img]Ich fuhr auf dem Radweg entlang des Main-Donau-Kanals. Hier kam ich zwar schnell vorwärts, aber es gibt keinerlei Unterstellmöglichkeit im Regen. Ich fürchtete Schlimmstes, denn das nächste Unwetter war schon im Anmarsch.
[img]https://up.picr.de/48004281ja.jpg[/img]Ich hatte aber Glück. Nur ein leichter Regenschauer hat mich erreicht.
Ich wollte nicht am Kanal bis Bamberg fahren, denn so ein Kanal, noch dazu wenig befahren, ist ziemlich langweilig. Ich bog also vom Kanal ab und steuerte die Regnitz an, die ich auf der Gierseilfähre bei Pettstadt überqueren wollte.
[img]https://up.picr.de/48004282mi.jpg[/img]Hierbei handelt es sich tatsächlich um eine
echte Gierseilrollfähre mit einem Seil, die ohne jeglichen Motor den Fluß überquert. Das wollte ich unbedingt erleben!
An der Fähre hatte mich der Regen wieder eingeholt. Der Wetterbericht verkündete weiterhin unbeständiges Wetter. Ich beschloß, die Radtour jetzt abzubrechen und nicht mehr in Bamberg zu übernachten. Radfahren im Dauerregen macht mir einfach keinen Spaß!
Ich fuhr noch am selben Abend von Bamberg aus nach Hause.
FazitFranken ist schön und das Bier ist gut. Egal, wo man einkehrt: das Essen ist immer hervorragend. Franken ist eine Reise wert – aber nicht im Regen!
Was ich bei der Planung unterschätzt hatte, waren die vielen knackigen Steigungen. Wege mit grobem Schotter und gleichzeitig einer Steigung >9% waren für mich mit Gepäck unfahrbar, aber sie waren als Radweg ausgeschildert! Bei der Reiseplanung im Winter hatte ich mir hierüber keine Gedanken gemacht, denn ich hatte im Sommer die Eifel, den Hunsrück, den Vogelsberg, das Hessische Bergland und das Sauerland ohne konditionelle Probleme gemeistert. Ich frage mich langsam, ob ich zum Radfahren wirklich schon zu alt bin und in Zukunft nur noch Mofa fahren soll?
Noch ein Wort zu Corona: Die Regelungen waren an jedem Ort anders. Das Impfzertifikat wurde meist verlangt, manchmal aber auch nicht. Die Maskenpflicht wurde ebenfalls unterschiedlich gehandhabt. Behindert hat mich das aber nirgends, ich war gerüstet.
Ich hoffe, der Bericht hat Euch gefallen!
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Wie es begann: Bergisches Land - Sauerland - Münsterland (Reiseberichte)Und hier beginnt die nächste Tour: Vom Ruhrgebiet auf Umwegen nach Mannheim (Reiseberichte)