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#1234564 - 10.09.16 17:56
Zum EV 6 und bis Mulhouse
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Dauer: | 1 Monat, 7 Tage |
Zeitraum: | 15.5.2015 bis 20.6.2015 |
Entfernung: | 3000 Kilometer |
Bereiste Länder: | Belgien Deutschland Frankreich
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Nachdem wir den EV 6 schon benutzt hatten, um die Donau entlang in die Ukraine zu fahren, war es irgendwie logisch, die andere Hälfte auch noch zu erkunden.....
15.5. Samstag
Mal wieder geht es mit Verspätung los. Einen Tag später als geplant. Mittags statt Morgens. An der Abreise müssen wir definitiv noch üben. Glücklicherweise fährt der Zug nach Koblenz jede Stunde. Am Samstag eines langen Wochenendes haben wir eigentlich nicht mit überfüllten Zügen gerechnet. Zumal bei mäßigem Wetter. Diese Rechnung geht aber nicht auf. Der Zug füllt sich schnell. Aus der gemütlichen Fahrt am Rhein entlang wird also nichts. Wir finden keinen Sitzplatz. Zudem haben wir bald Verspätung, nachdem wir ein Weilchen vor Wiesbaden herumstehen. Aufgeholt wird dann nichts mehr. Als wir in Koblenz einlaufen, ist der Anschlusszug weg.
Kein Problem, sagte die Schaffnerin. Einfach den geplanten Bahnsteig anlaufen. Da fahren immer wieder Züge nach Köln. Es steht auch einer da. „Bitte einsteigen und die Türen schließen.“ Hilfreiche Hände verfrachten unsere schwer beladenen Räder durch eine hochgelegene Tür. Direkt dahinter treffen wir auf eine Menschenmenge. Irgendwie finden wir Platz. Weit weg vom Fahrradabteil. Und ohne die Möglichkeit, es zu erreichen. Um uns geht es hoch her. Allein in Sichtweite sind drei Junggesellenabschiede in Aktion. Die irgendwann erscheinende Schaffnerin kontrolliert die Fahrkarten und schafft die Leute aus der 1. Klasse, die sich dorthin gerettet haben. In Köln finden wir ohne Probleme einen fast leeren Zug nach Aachen und fallen erleichtert auf die Sitze. Als wir in Aachen ankommen, ist es 18 Uhr. Und es nieselt ergiebig. Was tun? In Aachen zelten? Wäre kein Problem. Wir wollen aber noch ein Stück fahren. Eigentlich noch 40 km. Zuerst einmal fahren wir in die Stadt und kehren ein. Richtung Belgien stellen wir fest, dass es besser gewesen wäre, das Navi mal vorab auszuprobieren. Die Stromversorgung funktioniert nicht. Wir fahren also auf Verdacht. Ohne großen Erfolg. Nach Bewältigung diverser erheblicher Steigungen sind wir in erster Linie klatschnass. Und es dämmert. So biegen wir gerne ab, um einem Campingschild zu folgen. Es führt uns auf den Campingplatz in Sippenlaeken. Wir bauen unser Zelt im Regen auf der Zeltwiese auf und lassen uns in der zugehörigen Gaststätte nieder. Geht doch. Bestimmt ist morgen besseres Wetter.
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Geändert von Fricka (10.09.16 17:57) |
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#1234581 - 10.09.16 19:31
Re: Zum EV 6 und bis Mulhouse
[Re: Fricka]
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Der Zug füllt sich schnell. Aus der gemütlichen Fahrt am Rhein entlang wird also nichts. Wir finden keinen Sitzplatz. Zudem haben wir bald Verspätung, nachdem wir ein Weilchen vor Wiesbaden herumstehen. Aufgeholt wird dann nichts mehr. [...] Um uns geht es hoch her. Allein in Sichtweite sind drei Junggesellenabschiede in Aktion. Die irgendwann erscheinende Schaffnerin kontrolliert die Fahrkarten und schafft die Leute aus der 1. Klasse, die sich dorthin gerettet haben. Bei dem Lesen dieser Zeilen muss ich zwangsweise an Mike Supancic denken .
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#1234617 - 11.09.16 07:45
Re: Zum EV 6 und bis Mulhouse
[Re: Friedrich]
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Passt gut. So war das. Jeder in diesem Zug verhielt sich irgendwie regelwidrig. Wir standen an einer Stelle, wo Fahrräder nicht erlaubt waren, so eingeklemmt, dass all die Leute, die in dem völlig überfüllten Zug nach einem Plätzchen suchten, drüberwegsteigen mussten. Die anderen beschäftigten sich mit Gröhlen, Saufen und Kotzen. Das einzige, was störte, war aber, die paar Leute, die sich in die völlig leere 1. Klasse gerettet hatten.
Wir waren immerhin dankbar, dass man uns nicht vor die Tür setzte.
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#1234618 - 11.09.16 07:51
Re: Zum EV 6 und bis Mulhouse
[Re: Fricka]
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16.5. Sonntag
Erfreulicherweise scheint die Sonne. Die nasse Wiese dampft. Wir packen zusammen. Vor Abfahrt kaufen wir im Campingladen noch Baguette und Wasser. Wer weiß, was wir am Sonntag an offenen Läden finden.
Die Landschaft gefiel uns schon gestern abend im Regen. Bei Sonne ist sie noch schöner. Sieht allerdings etwas anstrengend aus. Sehr hügelig. Wir fahren Richtung Hombourg und hoffen, auf den RaVel 38 zu treffen, einen Bahnradweg, der uns nach Lüttich bringen soll. Zahlreiche große und kleine Gruppen von Rennradlern sind unterwegs. Einige überholen um Haaresbreite. Sehr unangenehm. Dazu kommt uns ein Konvoi von ca. 50 Oldtimern entgegen. Wir stehen am Straßenrand und winken.
Hinter Hombourg kreuzen wir irgendwann den RaVel und biegen auf ihn ein. Er ist nicht befestigt, lässt sich aber gut fahren, obwohl er von den gestrigen Regenfällen noch aufgeweicht ist. Wir haben einen weiten Rundblick und versuchen in der Ferne das Meuse-Tal auszumachen. Wir fahren jetzt ständig bergauf. Vorbei an den üblichen Bahnradweg-Accessoires wie einladende Gaststätten in gewesenen Bahnhöfen. Weil Sonntag ist, sind auch hier etliche Radler und Wanderer unterwegs. Der Radweg ist gut ausgeschildert. Als wir an einem Hinweisschild auf einen Flohmarkt vorbeifahren und viele parkende Kombis Kleinbusse usw. sehen, biegen wir ab. Wir vermuten einen Bratwurststand. Der Flohmarkt findet auf dem Gelände eines ehemaligen Viehmarkts statt. Ehemalig? Kann noch nicht lange her sein. Überall liegt Mist herum. Die Verkäufer haben ihre Handelsware auf dem Betonboden ausgebreitet und sitzen daneben. Viele Kunden sind nicht zu sehen. Überall wird zusammengepackt. Das Zeug wird direkt vom Stand zu den Containern vor der Halle gebracht. Hier warten wieder andere, die sich aus den Containern heraussuchen, was sie meinen, gebrauchen zu können. Tatsächlich gibt es auch einen Bratwurststand. Damit ist für das Mittagessen schon einmal gesorgt. Wir sind zwar an vielen Supermärkten vorbeigekommen. Aber keiner hatte geöffnet. Und das mitgenommene Wasser hat eine Temperatur erreicht, die man bei Badewasser komfortabel finden würde.
Irgendwann erreichen wir den höchsten Punkt und nun geht es genauso ausdauernd ab- wie vorher aufwärts. Bald ist der Weg auch asphaltiert. Die Strecke nach Lüttich verringert sich zügig. Auf einmal endet der Weg abrupt. Da er das auf der Karte auch tut, habe ich mir eine Straße in Lüttich herausgesucht, die zum RaVel 1 gehört, dem wir ab hier folgen wollen. Das Navi funktioniert nach einigem Gebastel endlich zuverlässig. So sind wir schnell unten im Tal. Es folgt ein Gekurve um die vielen Hauptverkehrsstraßen zu über- und unterqueren, die noch zwischen uns und der Meuse liegen. Und auf einmal haben wir sie erreicht. Es führt kein Weg direkt dran entlang. Aber zwischen den Häusern durch, sehen wir sie. Die Wohnhäuser lassen wir bald zurück, um durch nicht endende Industriegebiete zu fahren. Bzw. durch den Hafen. Obwohl Sonntag ist, ist hier heftig Betrieb. Keine Rede von Industriebrachen. Es lärmt, qualmt, staubt und stinkt. Große LKWs werden mit Schrott beladen. Der RaVel 1 ist mal ausgeschildert, mal nicht. Ausgeschildert meist, wenn es sowieso einen gut erkennbaren Radweg gibt. Häufig geht es aber Straßen entlang und über unübersichtliche Kreuzungen – das natürlich stets ohne Wegweisung. So richtig den Weg verlieren, kann man natürlich nicht – rechts die Meuse und links endet das Tal seitlich schnell, aber schön ist irgendwie doch anders.
Die Gewerbebetriebe dünnen sich mit der Zeit etwas aus, bleiben aber allgegenwärtig. Uns wird klar, dass wir keinen, der von uns herausgesuchten Campingplätze mehr erreichen werden. Aber auf den RaVel-Karten sind zusätzliche eingezeichnet. Allerdings existieren die nicht unbedingt tatsächlich.
Kompliziert ist immer wieder das Überqueren der Brückenauffahrten. Irgendwann geraten wir auf die andere Seite. Mehr oder weniger unabsichtlich. RaVel 1 ist aber meistens auf beiden Seiten. Also bleiben wir dort. Hier ist das Tal schmaler, so dass es gleich bergauf geht. Bald sehen wir auf der anderen Seite ein Kernkraftwerk. Und danach kommen wir auf Huy zu. Der Ort hat eine sehr eindrucksvolle Silhouette. Burg, Kirchen, alles da. Nur haben wir jetzt keine Zeit mehr. Wir brauchen eine Übernachtungsmöglichkeit. In einem Dorf, gleich hinter Huy, mit dem schönen Namen Bas Oha ist einer eingezeichnet. Wir fragen ein paar Passanten, ob der tatsächlich existiert. Sie sind unterschiedlicher Meinung. Aber jedenfalls liegt er direkt an der Meuse. Schließlich kommen wir auf Bas Oha zu. 1,5 km noch. Da ist die Straße Richtung Ort gesperrt. Eine Umleitung führt steil in die Höhe. Wir folgen ihr trotzdem und stehen sozusagen „plötzlich und unerwartet“ vor einem vergammelten Campingschild an der Einfahrt zum Platz. Ein paar Dauercamping-Wohnwagen stehen drauf. Menschen sind nicht zu sehen. Jetzt am Sonntag Abend ist offensichtlich niemand mehr da. Als wir auf der Wiese unser Gepäck abladen, erscheint der Platzwart und bittet uns in sein Vorzelt. 8 € möchte er von uns haben. Duschwasser ist frei. Wir bauen unser Zelt auf und gehen in der ungewöhnlichsten Dusche dieser Reise duschen. Es gibt reichlich heißes Wasser in einer Art selbstgebastelten Hütte mit sehenswerten Do-it-yourself Installationen. Die Bodenbretter biegen sich bedenklich durch, halten aber noch. Der ganze Boden ist so schief, dass das Wasser durch den Raum bis zur Tür läuft, die offen stehen muss, da es sonst drinnen kein Licht gibt. Wir kochen uns unser Abendessen und verbringen eine sehr ruhige Nacht.
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#1234638 - 11.09.16 09:48
Re: Zum EV 6 und bis Mulhouse
[Re: Fricka]
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Das war bestimmt der RE Koblenz-Wesel, glaub da habe ich schon mit meinem Rad in jeden Einstiegsbereich gestanden.Bin immer öfters F-KO mit Rad gefahren und von da dann nach DU mit dem Zug (Familie usw). Für die ganze Strecke radeln hatte ich da nicht die Zeit gehabt. Von Fr bis So ist da das Radabteil sowieso immer voll.
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#1234641 - 11.09.16 10:03
Re: Zum EV 6 und bis Mulhouse
[Re: Oldmarty]
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Meine letzte Zweiradfahrt in der Art. Deshalb habe ich mich bisher gescheut, das aufzuschreiben.....
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#1234655 - 11.09.16 11:37
Re: Zum EV 6 und bis Mulhouse
[Re: Fricka]
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Meine letzte Zweiradfahrt in der Art. Deshalb habe ich mich bisher gescheut, das aufzuschreiben..... Bald kommen halt die 3-Rad Fahrten dazu
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#1234661 - 11.09.16 11:51
Re: Zum EV 6 und bis Mulhouse
[Re: Oldmarty]
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Stimmt. Deswegen bin ich da jetzt auch entspannter. Waren gerade drei Tage durch die Eifel unterwegs. Ging ganz gut. Das Trike rollt. Die ersten 500 km habe ich rum. Nur Übernachtungen im Zelt sind noch undenkbar. Das ist mein nächstes Ziel.
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#1234666 - 11.09.16 12:24
Re: Zum EV 6 und bis Mulhouse
[Re: Fricka]
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die komme auch noch, nur nichts überstürzen da
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#1234782 - 12.09.16 08:46
Re: Zum EV 6 und bis Mulhouse
[Re: Fricka]
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17.5.2015 Montag
Wir wachen erholt und entspannt auf. Und stellen fest, dass wir zum Frühstück weder etwas dabei haben, noch in diesem Ort etwas kaufen können. Es gibt also nur einen Kaffee vor dem Aufbruch. Wir folgen weiter der Meuse und nutzen die nächste Brücke, um wieder auf die andere Seite zu kommen. In Andenne finden wir eine geeignete Brücke und auf der anderen Seite einen großen Supermarkt, wo wir uns ein umfangreiches Frühstück zusammenkaufen. Wir picknicken auf einer Bank in der Nähe – bereits im Schatten. Die Sonne ist heftig. Und wir haben noch genug von gestern.
Richtung Namur lockert sich die Industriebesiedlung zunehmend auf. Wir müssen noch etliche Betriebe umkurven, aber so langsam wird der RaVel 1 zum Flussradweg auf dem ehemaligen Treidelpfad. Nun zunehmend mit verkanteten Betonplatten belegt. Gleichzeitig frischt der Wind auf, der natürlich von Westen kommt. Also aus unserer Fahrtrichtung. Über die Platten rumpelnd, müssen wir uns mächtig ins Zeug legen.
Die Meuse ist von diversen Lastschiffen befahren. Etliche liegen auch am Ufer. Langweilig wird die Strecke nicht. Trotzdem freuen wir uns, als Namur in Sicht kommt. Hier mündet die Sambre in die Meuse, der wir ab hier weiter nach Westen folgen wollen. Auch Namur hat wieder eine vielversprechende Stadtsilhouette. Dekorativ thront die Burg über der Sambre-Mündung. Kurz davor überquert eine Brücke die Meuse. Daneben liegt die Altstadt.
Wir schieben unsere Räder über die Brücke und genießen von hier aus die Aussicht. Anschließend machen wir einen Stadtbummel. Schön mal aus der Sonne und dem Wind zu sein. Die Straßen sind sehr belebt. Überall sitzen die Leute in Straßencafes. Wir bald auch. Das Wetter wird schlechter. Der Westwind frischt ordentlich auf, so dass einem allerhand um die Ohren fliegt. Der Himmel bewölkt sich. Leichter Regen setzt ein. Zeit aufzubrechen. Wir beschließen, in Floreffe zu campen. Von da aus könnten wir es morgen bis in die Nähe der französischen Grenze schaffen.
Wir fahren Richtung Sambre, überqueren sie und biegen wieder auf den RaVel 1 ein. Der führt ab jetzt direkt am Ufer entlang . Mit einem Belag aus großen verkanteten Betonplatten. Die Sambre ist deutlich schmaler als die Meuse. Folgerichtig fahren hier kleinere Lastkähne. Dazwischen die typischen Urlaubs-Leihboote. Wir halten kurz an einer Schleuse, an der ordentlich Betrieb ist und sehen dem munteren Treiben zu. Die Freizeit-Kapitäne haben durchaus Schwierigkeiten, die Schleuse zu treffen. Sehr unterhaltsam. Hier ist wieder viel Industrie und wenig Idylle. Neben dem Radweg führt eine stark befahrene Straße entlang. Praktisch. Bald passieren wir eine Tankstelle und nutzen die Gelegenheit, mal Luft in die Reifen zu schaffen. Zu Hause haben wir das irgendwie versäumt.
Bald danach erreichen wir den Abzweig nach Floreffe. Der Campingplatz hier liegt nicht am Fluss, sondern oben auf dem Berg. Seit Bas Oha haben wir keinen mehr am Ufer gesehen. Die Bergankunft ist also unvermeidlich. Unser Navi, das zu Steigungen ein entspanntes Verhältnis hat, führt uns gleich erst einmal steil nach oben und wieder nach unten in den Ort. Ein bißchen weiter hätten wir den ebenerdig erreichen können. Wir finden eine Bäckerei und kaufen Baguette und Croissants zum Frühstück. In Sachen Abendessen sind wir schon versorgt.
Nun geht es aufwärts. Und aufwärts. Und aufwärts. Und steiler aufwärts. Bald sehen wir von oben auf die Abbaye de Floreffe herunter. Ein imposanter Anblick. Und weiter geht es steil aufwärts. Wir verlassen den Ort und sehen weit über uns ein Gehöft liegen. Zuerst müssen wir noch komplett hoch bis zum Grat. Dahinter geht es steil abwärts. Und links von uns sehen wir in einiger Entfernung den Campingplatz liegen. Wir werden freundlich empfangen. Die Dauercamping-Anwesen sind verlassen. Sonst ist niemand da. Die Platz-Kneipe hat noch einige Gäste. Da der Himmel nach Wolkenbruch aussieht, bauen wir erst einmal das Zelt auf. Wir haben freie Platzwahl und überlegen, wo wir denn wohl Morgensonne haben werden. Das Sanitärgebäude ist eine Baustelle. Eine Toilette und eine Dusche mit Münzeinwurf sind benutzbar. Die Aussicht von der Toilette aus ist dank fehlender Außenwand überaus beeindruckend.
Als wir auf der Terrasse der Kneipe noch ein Bier trinken wollen, treibt uns ein Wolkenbruch ins Gebäudeinnere. Es gibt freies W-lan. Wir sehen also nach dem Wetterbericht. Fein. Morgen soll es Westwind mit 60 km/h geben. Also werden wir versuchen, früh aufzubrechen, da es morgens meistens windstill ist.
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#1234965 - 13.09.16 06:38
Re: Zum EV 6 und bis Mulhouse
[Re: Fricka]
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18.5. Dienstag
Auch hier war es nachts völlig still. Der Regen hat allerdings ordentlich gerauscht. Morgens ist alles klatschnass. Der Himmel bedeckt. Es macht also keinen Sinn, darauf zu warten, dass das Zelt trocknet. Wir frühstücken zügig und reisen ab. Beim Abwärtsrollen brechen wir alle Rekorde, kommen aber unten leider nicht an der gleichen Stelle an. Dank Walkie-Talkies finden wir uns schnell wieder – beim Bäcker. Gleich um die Ecke erreichen wir die Sambre mit ihrem Betonplatten-Begleitweg und machen uns rumpelnd und hoppelnd auf den Weg.
Man sieht jetzt zwar links und rechts auf grüne Hügel, aber am Fluss passieren wir immer noch Industriebetrieb um Industriebetrieb. Bald frischt auch der Wind auf und wird immer stärker. Das Rumpeln auf den Betonplatten ist derart mühsam, dass wir irgendwann auf die begleitende Straße ausweichen. Leider biegt die bald ab und führt uns oben um den nächsten Ort herum. Schließlich brauchen wir das Navi, um aus den Hügeln heraus zur Sambre zurückzufinden. Dort überquert der RaVel den Fluß.
Weiter geht es über die geliebten Betonplatten. Der Gegenwind wird immer stärker. Ab und zu ist der Radweg gesperrt. Entgegenkommende Radfahrer versichern jeweils, „vous pouvez passer“ und das machen wir auch. Aber irgendwann ist der Radweg so effizient abgesperrt, dass man tatsächlich abbiegen muss. Dort steht ein Umleitungsschild. Aber nur dieses eine. Danach keines mehr. Unsere Versuche, wieder zurück an die Sambre zu kommen, scheitern. Schließlich landen wir auf einer Hauptverkehrsstraße Richtung Charleroi, die einer Autobahn von km zu km ähnlicher wird. Wir retten uns schließlich über eine Ausfahrt wieder in ruhigere Gefilde.
Nach einer Umfrage unter Passanten bekommen wir schließlich eine Auskunft, die uns wieder an die Sambre zurückführt. Inzwischen führt die durch einen dichten Industriegürtel. Die Betonplatten sind bröselig und teilweise überwachsen. Mehr und mehr Müll liegt herum. Die Szenerie ist gespenstisch. Dummerweise fliegt der Müll wegen des starken Windes auch durch die Luft. Gemeinsam mit all dem Staub. Kohlenpott. Einige Berge sehen verdächtig nach Abraumhalden aus.
Immerhin führt der RaVel uns auf diesem Weg zuverlässig bis in die Innenstadt. Unser Versuch, hier ein bißchen bummeln zu gehen, scheitert allerdings. Zunächst einmal erwischt es mich bei der Durchfahrt unter einer breiten Brücke. Ein Styroporblock fliegt mir in die Speichen des Vorderrades. Wenn dafür genug Platz gewesen wäre, hätte ich jetzt einen Salto geschlagen. So haut es mich gegen den Brückenpfeiler. Resultat: ein paar blaue Flecken und Schürfwunden. Glück gehabt.
Vor allem auch, um aus dem Wind herauszukommen, nehmen wir den nächsten Abzweig Richtung Stadt. Wir überqueren zunächst eine Art Uferpromenade. Überall ist der Verkehr extrem. Auch mit dem Rad gibt es kein Durchkommen. Charleroi wirkt insgesamt heruntergekommen. Die meisten Straßen sehen so aus, dass wir uns hier eigentlich nicht aufhalten möchten. Bald machen wir uns also auf die Suche nach unserem neuen zu begleitenden Wasserweg: dem Canal Central.
Irgendwann finden wir ihn und setzen unseren Weg Richtung Norden fort. Dadurch gibt es keinen Gegenwind mehr. Und da der Kanal eng von Bergen gesäumt wird, auch keinen Seitenwind. Es fängt ein bißchen an zu tröpfeln und bald darauf schüttet es wie aus Eimern. Wir flüchten unter den Leitstand einer Schleuse unter dem auch schon andere stehen. Irgendwann wird aus dem Wolkenbruch wieder ein Tröpfeln. Wir ziehen uns unser Regenzeug an und fahren weiter.
Bei Luttre ist ein Campingplatz eingezeichnet. Eigentlich haben wir keine große Lust mehr auf Gegenwind, Regen und Betonplatten. So halten wir interessiert Ausschau. Der Platz liegt direkt am RaVel. Sieht nett aus. Auf der anderen Kanalseite, bequem durch eine Brücke erreichbar, lockt ein Supermarkt. Und zwischen beidem biegt der Kanal Richtung Westen ab. Schon in der Kurve werden wir vom Wind schier rückwärts geblasen. Also beschließen wir, frühzeitig Schluss zu machen. Wir kaufen uns etwas Nettes für die Abendmahlzeit ein und suchen noch eine Tankstelle auf, um uns mit Brennstoff zu versorgen. Durch den Ort erreichen wir den Platz. Viel los ist hier nicht. Einige Dauercamping-Gehöfte. Ein Wohnmobil. Und wir. Das Sanitärhaus ist sauber und bietet ordentliche Toiletten und Duschen mit viel warmem Wasser. Was will man mehr.
Na gut. Eine Regenpause wäre nicht schlecht. Wir sitzen erst unter einem Baum und dann unter dem Vordach der Rezeption, um unser Essen zu kochen.
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#1235229 - 14.09.16 06:50
Re: Zum EV 6 und bis Mulhouse
[Re: Fricka]
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19.5.2015 Mittwoch
Alles trieft. Zelt. Wiese. Bäume. Aber es hat aufgehört zu regnen. Vom Campingplatz aus kann man über eine Planke direkt auf den RaVel gelangen. Wir rumpeln also bald wieder entspannt über die Betonplatten. Natürlich bei Gegenwind, der sich heute aber im erträglichen Rahmen hält. Vermutlich wird das bis Saint-Nazaire so bleiben, da wir bis dahin beständig Richtung Südwesten unterwegs sein werden.
Bei Seneffe verzweigt sich der Kanal. Geradeaus geht es nach Brüssel. Wir biegen mit dem Canal du Centre nach Westen ab. Etwas später gibt es wieder eine Verzweigung. Hier führen sozusagen beide Kanäle nach Rom. Inzwischen sind mehr Radfahrer mit uns unterwegs als an den vergangenen Tagen. Keine Reiseradler. Eher Regionalverkehr. Aber immerhin ist nun der RaVel besser ausgeschildert, was bei diesem Verzweigungs- und Brückengewirr nicht schlecht ist. Der Wegweisung folgend landen wir auf der linken Seite der rechten Verzweigung. Mit der Zeit stellen wir fest, dass der Kanal im Vergleich zur Landschaft immer höher liegt. Bald sogar hoch über den Dörfern seitlich. Dazu ist er hier neu ausgebaut. Schließlich stehen wir staunend vor einem gewaltigen Schiffshebewerk, dem Ascenseur Strépy Thieu. Tief unter uns setzt sich der Kanal fort. Der Radweg endet abrupt. Nachdem wir das Bauwerk von oben ausreichend bewundert haben, kehren wir um, um einen Weg nach unten zu suchen. Von unten sieht das Hebewerk nicht minder eindrucksvoll aus. Kurz danach mündet der andere Kanal wieder ein. Auch mit einem Hebewerk, nur nicht ganz so hoch. Das ist das historische Hebewerk. Sehr nett anzusehen. Wir legen eine Picknickpause auf einer Aussichtsterrasse ein.
Am Rand gibt es mal wieder reichlich Industrie. Ein Zementwerk. Kiesgruben, die einen fabelhaften LKW-Verkehr auslösen. Hafenanlagen. Wenig Idylle. Mons lassen wir links liegen. Zwar ist zu vermuten, dass das Nato-Hauptquartier vielleicht nicht mittig in einer Industriestadt liegt, aber wir wollen das nicht mehr ausprobieren. Keine Lust mehr auf belgische Städte. Wir wollen nach Frankreich.
Wir kommen nun flott voran. Der Kanal verzweigt sich noch einmal. Beide Abzweige führen in Richtung Schelde, auf Französisch „Escaut“. Wir nehmen den linken, südlicheren Abzweig. Ein Stück kommen wir noch weiter, dann ist der Treidelpfad nicht mehr befahrbar und wir weichen auf Straßen aus. Wir fahren ein Stück südwärts und erreichen bei Quièvrain die französische Grenze. Sofort werden die Straßen besser und die Orte sehen nicht mehr so ärmlich aus. Geradewegs geht es nun nach Valenciennes.
Unser Reiseführer vermutet dort keinerlei Sehenswürdigkeiten. Endlos geht es einen Radweg entlang. Die Straße daneben ist stark befahren. Irgendwann landen wir im Stadtzentrum. Und – Überraschung – finden eine attraktive Stadt vor, so dass wir erst einmal eine Runde durch die Innenstadt drehen. Sowas hatten wir auf der ganzen Reise bisher noch nicht. Um von Valenciennes nach Cambrai zu kommen, müssten wir einfach nur der Schelde folgen. Aber irgendwie biegen wir zu oft falsch ab und landen in den Hügeln seitlich des Scheldetals in Saulzoir. Von hier aus geht es immer geradeaus nach Cambrai. Über einen Hügel nach dem anderen. Wir werden müde. Cambrai ist nicht ganz so imposant wie Valenciennes, hat aber ein Camping Municipal. Und wir die Adresse. Unser Navi führt uns also auf direktem Weg dorthin. Was auch Zeit wird. Es dämmert längst. Ist also schon wirklich sehr spät. Wir kaufen noch ein. Etwas unheimlich. Um den Laden herum bricht eine Schlägerei aus. So sind wir froh, als wir das Tor des Platzes erreichen. Hier ist es still. Niemand mehr in der Rezeption. Das Sanitärgebäude ist neu und steht freundlicherweise offen. Dahinter stehen viele Wohnmobile, vor denen noch Menschen sitzen. Und im Hintergrund einige Zelte. Da stellen wir uns dazu.
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#1235437 - 15.09.16 06:33
Re: Zum EV 6 und bis Mulhouse
[Re: Fricka]
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20.5.2015
Am Morgen um 9 Uhr ist auch niemand in der Rezeption. Obwohl laut Aushang ab 8 Uhr geöffnet ist. Wir stehen gerade mit unseren Rädern davor, als ein Gemeindeangestellter erscheint. Ohne zu zahlen, möchte er uns verständlicherweise nicht abreisen lassen. Kassieren „kann“ er aber auch nicht. Der Preis hängt aus. Wir einigen uns schließlich insoweit, als ich ihm das Geld gebe und er mir eine Quittung. Er kann das Geld dann an den eigentlichen Hüter des Platzes weitergeben. Auf der Quittung prangt der Gemeindestempel. Mir reicht das. Er ist aber immer noch unzufrieden. Ich müsse eine Rechnung bekommen. Sonst gehe das nicht. Ich muss ihm noch meine Adresse aufschreiben, damit man sie zuschicken kann. Was auch tatsächlich inzwischen geschehen ist.
Nicht weit vom Platz treffen wir auf die Schelde und ihren Seitenkanal. Wir können dem Kanal noch ein Weilchen folgen. Hier ist der Uferweg perfekt asphaltiert. Alles grünt und blüht. Die Vögel zwitschern. Urlaubsgefühl kommt auf. In Marcoing verlassen wir den Kanal. Der Radweg endet hier. Und der Kanal knickt nach Osten ab. Auf Straßen geht es weiter. Zunächst auf einer kaum befahrenen durch idyllische Dörfchen. Wir nähern uns der Somme. Schon gestern sind wir immer wieder an Kriegsgräberstätten vorbeigefahren. Auch heute passieren wir einen nach dem andern. Dabei überwinden wir Steigung um Steigung, um aus dem Scheldetal hinüber zum Sommetal zu kommen. Ab Gouzeaucourt wird der Verkehr dichter. Und in Fins landen wir auf einer stark befahrenen Straße Richtung Peronne. Schon von weitem sieht man das breite Sommetal liegen. Zügig geht es jetzt abwärts durch den üblichen Gürtel aus Vororten, Gewerbegebieten und Umgehungsstraßen. Von Peronne sind wir auf Anhieb begeistert. Ein hübsches Städtchen mit mittelalterlichem Kern. Es gibt Geschäfte jeder Art, viele Straßencafes und Restaurants, eine Burg, Museen, Kirchen – und zwei Campingplätze. Wir würden gerne etwas Essen. Aber es ist schon zu spät. Da ist man hier streng. Vor dem Abend wird es nichts, aber auch wirklich nichts essbares mehr geben. Nachdem wir das öfter erleben, geben wir den Versuch auf und kaufen lieber ein und kochen selber. In Peronne aber beschließen wir, zunächst zu campen und anschließend am Abend noch einmal einen Stadtbummel zwecks Abendessen zu unternehmen. Der C Municipal hat geschlossen. Der andere ist gut besetzt. An der Rezeption ist niemand. Wir suchen uns ein Plätzchen am Zaun zum Kanal und richten uns ein. Wir waschen unsere Wäsche und hängen sie in die Sonne. Und sitzen bald so gemütlich mit Blick aufs Wasser, dass wir beschließen, den Abend hier zu verbringen. Auf dem Kanal fährt die Walhall vorbei. Ein Schiff, dass wir seit Namur immer wieder getroffen haben. Ab Peronne aber dann nicht mehr. Die ganze Zeit fuhr es ohne Ladung. Auch jetzt noch.
Wieder zu Hause habe ich das Schiffchen im Internet gesucht, weil ich wissen wollte, warum man solche langen und komplizierten Touren ohne jede Ladung unternimmt. Die Walhall ist schon sehr alt. Zu Beginn ihrer Karriere wurde sie noch getreidelt. Von Pferden, die einen Stall an Deck hatten. Heute ist sie eine der letzten ihres Typs und noch gut unterwegs. Damals war sie längst über den Canal du Rhone au Rhin zum Rhein zurückgekehrt, hatte verschiedene andere Touren ausgeführt und dampfte gerade mit riesiger Bugwelle schwer beladen rheinaufwärts. Das Schiff nutzt den Vorteil, auch sehr schmale Kanäle befahren zu können. Es ist verstärkt worden für große Lasten und transportiert hauptsächlich Maschinenteile, die auf der Straße nur schwer zu bewegen wären. Dafür lohnen sich anscheinend auch lange Anfahrten.
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#1235463 - 15.09.16 08:41
Re: Zum EV 6 und bis Mulhouse
[Re: Fricka]
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Am Morgen um 9 Uhr ist auch niemand in der Rezeption. Obwohl laut Aushang ab 8 Uhr geöffnet ist. Wir stehen gerade mit unseren Rädern davor, als ein Gemeindeangestellter erscheint. Ohne zu zahlen, möchte er uns verständlicherweise nicht abreisen lassen. Kassieren „kann“ er aber auch nicht. Der Preis hängt aus. Wir einigen uns schließlich insoweit, als ich ihm das Geld gebe und er mir eine Quittung. Er kann das Geld dann an den eigentlichen Hüter des Platzes weitergeben. Auf der Quittung prangt der Gemeindestempel. Mir reicht das. Er ist aber immer noch unzufrieden. Ich müsse eine Rechnung bekommen. Sonst gehe das nicht. Ich muss ihm noch meine Adresse aufschreiben, damit man sie zuschicken kann. Was auch tatsächlich inzwischen geschehen ist. Für solche Fälle habe ich inzwischen immer ein Blatt Papier dabei, aus dem ich eine kleine Papiertasche bauen kann. Da kommt dann der Betrag rein, außerdem schreibe ich ein paar freundliche Worte samt Name, Adresse und Platznummer drauf. Wenn ich morgens losfahren will, kommt die in den Briefkasten an der Rezeption und los geht's. Einmal ist bisher auch tatsächlich eine Rechnung gekommen. Viele Grüße, Stefan
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#1235633 - 16.09.16 08:17
Re: Zum EV 6 und bis Mulhouse
[Re: Fricka]
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21.5.2015
Die Sonne scheint. Das Zelt ist trocken. Die Wäsche auch. Als ich in die Rezeption gehe, um für die Nacht zu bezahlen, wird es ungemütlich. Die Dame dort ist eindeutig empört und will das Verbrechen aufklären. Wenn sie nämlich nicht in ihrem Häuschen sitzt, schließt sie das Tor ab, sagt sie. So können wir mit unseren Rädern nur über den Zaun geklettert sein. Dass am Tor ein Zettel hängt, dass man sich, bei unbesetzter Rezeption installieren solle – „wir kommen dann vorbei“, sei ungültig. Irgendwann regt sie sich so weit ab, dass sie unser Geld entgegen nehmen kann. Und wir reisen ab.
Wir planen heute nur eine halbe Etappe. Die Somme entlang nach Amiens. Dazu folgen wir zunächst der D1 über Biaches und Herbecourt nach Cappy, wo wir an einem hübschen Plätzchen eine Frühstückspause einlegen. Es ist warm geworden. Die Sonne scheint. Das macht sich an den Steigungen bemerkbar. Die Somme haben wir bisher nicht gesehen. Als wir sie nun in Richtung Bray überqueren, treffen wir auf einen Radweg, der am Seitenkanal entlang von Peronne her kommt und hier endet. La veloroute de de la vallée de Somme. In unserer Richtung findet sich nichts. Wir fahren also rauf nach Bray. Dort besichtigen wir erst einmal die eindrucksvolle Kirche.
In Ortsmitte treffen wir einen Wegweiser Richtung Veloroute. Es geht wieder ins Tal und über die Somme. Am Ufer entlang gibt es dort einen Weg. Zwar keinen Wegweiser, aber wir versuchen es trotzdem. Es geht durch Wasserwelten mit reichlich Vogelbesatz. Einige Angler sitzen am Ufer. Der Weg wird immer schlechter. Aus zwei Reifenspuren wird eine. Die Löcher werden immer tiefer, das Gras immer höher. Schließlich schieben wir. Irgendwann erreichen wir eine Schleuse, an der eine Straße die Somme kreuzt. Auf beiden Seiten gibt es einen Picknickplatz. Und während wir es uns gemütlich machen, kommt ein Schiff angetuckert, um sich schleusen zu lassen. Ein historisches Schiff. Mit brauner Besegelung und einem Kräutergarten an Deck. Aus England. Der Schleusenmeister wartet schon. Er ist mit dem Auto angereist. Von einem Kasten aus steuert er die Schleuse.
Über Morcourt, Cerisy und Le Hamel geht es weiter. Der Radweg ist jetzt ausgeschildert, auch wenn er zunächst über Straßen führt. Wir passieren einige nette Schlösser mit Schautafeln. Während nach dem Krieg offensichtlich von den Dörfern nicht mehr viel übrig war, blieben die Schlösser erhalten. Die brauchten die Militärs zum Wohnen und Verhandeln. Schließlich biegt der Radweg auf den Treidelpfad ein. Er ist hier offensichtlich neu angelegt und nett gestaltet. Die Oberfläche lässt keine Wünsche offen. Regelmäßig gibt es Rastplätze mit blütenweißen Steinbänken.
In Corbie machen wir einen Abstecher in die Stadt und sehen uns die Kirche an. Weiter geht es am Ufer entlang. Hier ist jetzt viel Radverkehr. Große Gruppen, darunter etliche Schulklassen folgen dem Uferweg. Auf dem Kanal fahren allerhand Boote. Meistens Urlauber. Wir sind schneller. Und natürlich werden sie auch jedesmal durch die zahlreichen Schleusen aufgehalten.
Der Radweg führt uns bis in die Mitte von Amiens. Von der Seite kennen wir die Stadt noch nicht. Mit dem Auto waren wir schon öfter dort. Die Fahrt den Uferweg entlang hat relativ lange gedauert, da wir jeder Flussschlinge gefolgt sind. Als wir an der Kathedrale ankommen, ist es kurz vor 18 Uhr. Wir freuen uns, dass wir noch hineinkönnen, bevor sie schließt. Wir finden sie immer wieder eindrucksvoll.
Anschließend holen wir uns in der Touri-Info gegenüber noch einen Stadtplan und lassen uns zeigen, wie wir zum Campingplatz kommen. Nach einem ausführlichen Bummel durch die Fußgängerzone, wo wir verschiedene Besorgungen erledigen, wenden wir uns stadtauswärts. Der Platz liegt in der Nähe des Kanals. Er ist relativ groß, relativ teuer und ziemlich belebt. Jetzt am Freitagabend. Hauptsächlich von Wohnmobilen. Es stehen aber auch mehrere Zelte mit Fahrrädern daneben drauf. In den Duschen herrscht sozusagen „Landunter“. Aber man wird sauber. Mehr wollen wir nicht. Den Abend über reisen noch viele weitere Wohnmobile an.
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#1235847 - 17.09.16 06:51
Re: Zum EV 6 und bis Mulhouse
[Re: Fricka]
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22.5.2015 Samstag
Unsere diversen Nachbarn laufen nun alle in Fahrrad-Montur herum. Rennräder werden bereitgestellt. Es bilden sich Gruppen. Nachdem wir unseren Hausstand auf die Räder verladen haben, kann ich also leicht fachmännischen Rat in Sachen heutiger Reiseroute einholen. Unsere Räder werden neugierig inspiziert. Einige möchten sich unbedingt damit fotografieren lassen. Eine Gruppe Tandemfahrer formiert sich ebenfalls.
Unser Navi bringt uns komplikationsfrei quer durch Amiens bis nach Salouel, wo wir auf die Selle treffen, der wir weiter folgen. Wir unterqueren die Autobahn und treffen auf ein breites Tal, wo wir mehr oder weniger in Sichtweite der Selle durch idyllische Dörfchen folgen. In Plachy-Buyon wechseln wir auf die andere Flussseite und folgen der D8. Langsam wird das Tal enger und die Straßenführung dadurch welliger.
Es ist ruhig und grün. Wir halten an einer alten Kirche, um auf einer Bank gegenüber ein Picknick einzulegen. Kaum mal fährt ein Auto vorbei. Bald ändert sich die Landschaft. Wir nähern uns der Quelle der Selle, die hier Celle heißt. Fontaine-Bonneleau ist da schon ein vielversprechender Ortsname. Wenn auch orthografisch etwas originell. Die Quelle liegt aber erst bei Catheux. Von hier aus geht es nun durch ein langgezogenes Tal steiler nach oben.
Es gibt hier begleitend eine stillgelegte Bahnstrecke, die als Wanderweg ausgebaut ist. Wahrscheinlich hätten wir sie nehmen sollen. So müssen wir uns etwas abmühen, erreichen aber bald Crèvecoeur-le-Grand. Ein Wallfahrtsort wie der Name schon vermuten lässt. Das Städtchen sieht recht nett aus, wir fahren aber nur durch, da wir den Nachmittag in Beauvais verbringen wollen. Hinter Crèvecoeur geht es auf einer gut ausgebauten und stärker befahrenen Straße weiter über eine Art Hochebene, die kontinuierlich in Richtung Beauvais abfällt. Man hat einen weiten Fernblick. Und wir nehmen eine erhebliche Geschwindigkeit auf. Bald kommen die Türme von Beauvais in Sicht. Wir bummeln durch das Stadtzentrum, bewundern die Fachwerkhäuser, und erledigen ein paar Einkäufe. Irgendwann treffen wir auf die Touri-Info. Tatsächlich gibt es in der Nähe von Beauvais keinen Campingplatz. Der nächste liegt in Besles – 15 km in die falsche Richtung. Das ist uns zu weit. In unserer Richtung liegt der nächste noch weiter entfernt. Trotzdem entschließen wir uns dazu, den aufzusuchen.
Zunächst einmal besuchen wir aber noch die spektakuläre Kathedrale. Es steht nur der Chor. Aber die meisten anderen Kathedralen würden da reinpassen. Weiter ist nicht gebaut worden, da von Anfang an Einsturzgefahr bestand. Heute wird sie von riesigen Stahlkonstruktionen gehalten.
Da es nun schon nach 18 Uhr ist, brechen wir auf. Der Übernachtungsplatz liegt in Le Coudray Saint-Germer. Unser Navi wird uns da schon irgendwie hinbringen. Außerdem haben wir in der Touri-Info einen Radwegplan bekommen. Wir folgen einem davon, der so etwa in unsere Richtung führt. Nachdem wir durch einige Dörfer gekurvt sind, fahren wir durch den Wald auf einem Weg, der irgendwie nach Bahnradweg aussieht. Jedenfalls ist er gut ausgebaut und führt durch relativ ebenes Terrain.
Wir kommen am Parc Saint-Paul vorbei. Ein riesiger Vergnügungspark, der praktischerweise gerade schließt, als wir vorbeikommen, so dass wir uns durch eine Menschenmenge schieben müssen, die auf dem Weg zu den Parkplätzen ist. Daneben befindet sich ein ebenso riesiges Einkaufszentrum, in dem wir uns mit dem versorgen, was wir am Abend kochen wollen. Und dem nötigsten für das Frühstück. Wir folgen dem Radweg weiter, weil er sich so gut fährt. Er führt zwar nur in etwa in unsere Richtung, aber immerhin. Erst bei La Chapelle-aux-pots biegen wir ab Richtung Saint-Aubin-en-Bray. Es geht sanft aufwärts. Als unser Navi meint, dass es nicht mehr sehr weit sei, baut sich vor uns ein Berg auf. Sollen wir da etwa noch drüber? Vor uns sehen wir die Straße, die die Steigung mit einer langgezogenen S-kurve nimmt. Weiter und weiter geht es nach oben. Le Coudray liegt nicht auf der anderen Seite, sondern oben drauf. Als wir den Ort erreichen, ist es schon spät.
Im Dorf gibt es einen Wegweiser Richtung Camping à la Ferme. Ein passendes Schild hängt irgendwann an einem Tor. Das Gras auf dem Weg dahinter ist etwa einen Meter hoch gewachsen. Wir arbeiten uns durch. An einer Hütte hängt ein Schild mit „Reception“. Aber es ist niemand zu sehen. Auf dem Platz gibt es etliche leere Stellplätze mit Hecken drumherum. Die meisten sind nicht gemäht. Auf etlichen lagert Müll. Auf der anderen Wegseite gibt es die üblichen Mobilhomes. Zwei sind belebt. Eine Frau erklärt uns, wir sollten uns nur einfach niederlassen. Vielleicht käme irgendwann jemand, vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall würden wir niemanden stören.
Leider haben wir kein Benzin mehr. Können also nicht kochen. Als unsere Nachbarin das feststellt, bringt sie uns einen Topf Tomatensuppe. Dazu haben wir Baguette und Käse. Auf der Parzelle stehen zwei Gartenstühle. Wir machen es uns gemütlich. Natürlich nicht vor dem Duschen. Wir finden ein kleines Sanitärhäuschen, das überraschend liebevoll gestaltet ist. Nach einer heißen Dusche sieht sowieso die Welt gleich ganz anders aus.
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#1235987 - 18.09.16 07:15
Re: Zum EV 6 und bis Mulhouse
[Re: Fricka]
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23.5.2015 Pfingstsonntag
Auch am Morgen taucht niemand auf, bei dem man sich anmelden könnte. Es sieht nach einem strahlenden Sonnentag aus. Das Zelt ist allerdings nass. Wir brechen frühzeitig auf. Im Dorf sammeln sich mehrere Radsportgruppen. Offene Läden oder eine Bäckerei entdecken wir nicht. Wir haben beim Frühstück die Radwegkarte studiert und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass wir von hier aus hinunter ins Tal der Epte rollen können, die irgendwann in die Seine mündet. Also sozusagen eine bergab-Etappe. Schnell finden wir den richtigen Abzweig und sausen ins Tal. Minuten später sind wir in Sérifontaine an der Epte, der wir nun bis an die Seine folgen wollen. Zunächst bleiben wir auf der Straße, in der Hoffnung hier irgendwo einen offenen Laden zu finden. Woraus nichts wird. Aber immerhin finden wir eine Tankstelle. Als ich beim Bezahlen auf die Frage nach unserem Ziel antworte, dass wir nach Saint-Nazaire wollen, werde ich angestaunt. Das sei doch weiter als 100 km weg. So weit könne kein Mensch Rad fahren.
Kurz drauf entscheiden wir uns doch dafür, den Radweg zu nehmen. Anscheinend mal wieder ein Bahnradweg. Leicht und kontinuierlich geht es abwärts. Durch grüne Landschaft. Schlösser auf den Hügeln, verträumte Dörfer.
Bei Gisors biegen wir Richtung Stadtmitte ab. Auf der Suche nach offenen Läden und Abwechslung. Das mittelalterliche Stadtbild ist hübsch. Die große Kirche sieht vielversprechend aus. Aber wegen eines mehrstündigen Pfingstgottesdienstes muss eine Besichtigung ausfallen. Wir kaufen in einer Bäckerei noch warmes Baguette. Und lassen uns in einem Cafe am Fluss mit Blick auf die Kirche nieder. Es sind viele Menschen in Feiertagsstimmung unterwegs.
Die Stadt zu verlassen und den Radweg wiederzufinden, gelingt uns nur dank Navi. Der Radweg fährt sich weiterhin gut. Leicht bergab durch die grüne Landschaft bis wir bei La Roche-Guyon die Seine erreichen. Hier endet der Radweg und wir folgen nun der Straße nach Vernon. Leider hält sie Abstand von der Seine. Aber das nächste Dorf ist Giverny. Bekannt dadurch, dass Claude Monet hier gewohnt und gearbeitet hat. Haus und Garten ist jetzt Museum. Wir würden uns beides gern ansehen, erkennen aber, dass das an einem Pfingstsonntag-Nachmittag nicht klappen wird. Unabsehbare Menschenmengen wollen das auch. Die Warteschlange reicht von beiden Ortsanfängen bis zum Gartentor.
Im Dorfgebiet kann man nur schieben. Es geht zu wie auf einem Rummel. In jedem Haus ist entweder ein Andenkenladen oder eine Galerie. Überall hängen Reproduktionen von Monets Bildern. Und die Gärten geben sich aller Mühe, dazu zu passen. Zum bunten Getüpfel auf grünem Grund. Die Jahreszeit tut das Ihrige.
Vom Ortsende aus gibt es einen Fußgänger-/Radweg nach Vernon. Das Gedränge ist aber so groß, dass wir bald abbiegen und lieber auf der Straße weiterfahren. Vernon liegt auf der anderen Seite der Seine, so dass wir sie nun samt allerhand Schiffen drauf endlich in voller Pracht zu sehen bekommen. Hier, jenseits von Paris hat sie eine beachtliche Breite. Die Stadt selber ist mittelalterlich, idyllisch zum Bummeln – und heute ebenfalls völlig überfüllt. Es findet eine Art mittelalterlicher Rummel statt.
Wir wollen jetzt über einen Zug Hügel aus dem Seine-Tal ins Eure-Tal wechseln. Auf unserer Karte ist hier nur eine Hauptstrecke eingezeichnet, von der man uns abrät. Zu stark befahren. Bergauf ist das nicht schön. Aber Alternativen gibt es auch nicht. Da es nur eine Straße gibt, nehmen wir also grob die Richtung bergauf in Angriff. Kann dann schließlich nicht falsch sein. Es geht steil nach oben. Relativ lange. Und wir stellen bald fest, dass es hier jede Menge Straßen gibt. Und uns nicht alle davon ans Ziel führen. Das Navi muss also wieder helfen. Das letzte Stück landen wir doch noch auf der Hauptstrecke. Bergab ist das nicht weiter schlimm.
In Pacy-sur-Eure hat offensichtlich ein Radrennen stattgefunden. Die Teilnehmer schieben noch ihre Räder spazieren. Die Hauptstraße ist mit Girlanden geschmückt. Und diverse Läden haben geöffnet. Wir können also unsere Vorräte so ergänzen, dass Abendessen und Frühstück nach Wunsch ausfallen werden. Auch hier gibt es eine Art Rummelplatz, wo heftig gefeiert wird. Wir machen uns allerdings bald auf den Weg, da wir bis zum nächsten Campingplatz noch allerhand Kilometer zurücklegen müssen.
Auch hier soll es einen begleitenden Radweg geben. Der Einstieg ist allerdings erst einmal nicht zu finden. Nach mehreren Versuchen nehmen wir die Straße. Der Verkehr ist dünn. Der Fluss nicht zu sehen. Das Tal aber nicht zu verfehlen. Wir treten tapfer in die Pedale. Ein Gewitter zieht auf. Wir werden schneller und schneller. Kurz vor dem Zielort Ézy-sur-Eure finden wir auch noch den Radweg, können ihn jetzt aber nicht mehr so richtig schätzen.
Im Ort findet sich keinerlei Hinweis auf einen Campingplatz. Die reichlich herumstehenden Einwohner haben auch noch nie von einem gehört. Was sie nicht hindert, uns reichlich Ratschläge bezüglich der einzuschlagenden Richtung zu geben. Nur einig sind sie sich nicht. Wir kehren also erst einmal nicht um, sondern fahren weiter und erreichen auch bald ein Campingschild. Es zeigt zurück. Nein, da war nichts. Das hätten wir gesehen. Die Mannschaft eines Döners gibt uns schließlich den richtigen Tipp und bald stehen wir am Tor.
Eine große grüne Wiese an der Eure. Darauf einige Anwesen, teils aus Zelten, teils aus Wohnwagen, mit den üblichen Firmenautos daneben. Wanderarbeiter. Handwerker auf Montage. In einem Mobilhome wohnt der Hüter des Platzes, der sogleich herbeieilt, um uns freudig zu begrüßen. Im aufziehenden Gewitter mit heftigen Böen bauen wir Zelt und Tarp auf. Gerade noch vor Einsetzen eines Sturzregens gehen wir duschen und sitzen dann unter dem Tarp und kochen. Boeuf Bourguignon mit Ratatouille.
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#1236112 - 19.09.16 07:40
Re: Zum EV 6 und bis Mulhouse
[Re: Fricka]
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24.5.2015 Pfingstmontag
Am Morgen verlassen wir den Ort schon früh. Niemand ist unterwegs. Läden und Bäcker haben geschlossen. Ein Stück geht es noch die Eure entlang. Nun auf dem gut ausgebauten Radweg. An der Mündung der Avre in die Eure biegen wir Richtung Muzy ab. Der Abzweig ist gut ausgeschildert. An der Avre gibt es keinen Radweg. Das Flüsschen ist eher ein Bach, das Tal schmal. Eine kaum befahrene Nebenstraße durchquert kleine Dörfchen. Hier ist anscheinend das Zentrum der französischen Windkraft-Gegner. Schilder mit Aufschriften wie „Éoliens – non“ hängen überall. Sogar ein kleines gallisches Hüttendorf passieren wir. Die Sonne kommt durch und wir verzehren unsere letzten Vorräte bei einer Rast auf einem gemütlichen Kirchplatz. Hier gibt es sogar einen Wasserhahn, so dass wir uns einen Kaffee kochen können.
Zügig kommen wir nach Nonancourt. An der Zufahrt gibt es einen Satz der üblichen Supermärkte, die auch geöffnet haben, so dass wir uns mit allem versorgen können, was wir heute brauchen möchten. Das Tal wird jetzt noch idyllischer. Die Häuser und Höfe sehen eher nach Wochenend-Domizilen aus. Viele sind sehr herausgeputzt. Die Straße folgt nun weniger der Avre. Immer wieder geht es hinauf auf die Hügelkämme und wieder herunter. Uns wird warm. Das Sträßchen teilt sich die Richtung nun mit der N12, die Autobahn-ähnlich ausgebaut ist. Es wird immer schwieriger, sich davon fernzuhalten. Wir kommen nur noch langsam voran. Schließlich aktivieren wir das Navi. Es hat zwar keine Ahnung von Topografie und lässt keinen Hügel aus, aber es hält uns immerhin fern von der Hauptverkehrsstraße während wir uns Verneuil sur l’Avre, dem nächsten Zwischenziel, weiter annähern. Die Häuser sind inzwischen eher Landsitze. Das Wetter allerdings wird nicht besser. Der Wind pfeift uns immer stärker entgegen. Es fängt an zu nieseln. Irgendwann kommen wir doch unaufhaltsam auf Verneuil zu. Ein Traktor erzeugt beim Pflügen eine riesige Staubwolke. Und beim zwangsläufigen Überqueren der N12 lernen wir das Fürchten. Aber dann sind wir doch im Stadtzentrum. Der Kern von Verneuil ist mittelalterlich. Es gibt eine eindrucksvolle Kirche, in der wir einige Zeit verbringen. Wobei wir es genießen, mal aus dem Wind zu sein. Diverse andere Touris sind hier auch unterwegs.
Anschließend würden wir gerne irgendwo einkehren. Eigentlich haben wir schon keine Lust mehr, noch großartig weiterzufahren. Aber hier gibt es keinen Campingplatz. Der nächste wäre in La Ferté Vidame. An dem imposanten zentralen Platz hat nur ein einziges Bistro geöffnet. Da man draußen nicht mehr sitzen kann, ohne durchnässt davonzuwehen, sind die Plätze im Inneren stark frequentiert. Wir finden ein freies Eckchen und beschließen, einen heißen Tee zu trinken und Erkundigungen über den weiteren Weg einzuziehen.
Einheimische sind hier knapp. Aber schließlich finden wir einen Radfahrer im bunten Dress, der sich hier auskennt. Nach La Ferté gibt es die D941, die schnurgerade dorthin führt. Von der Entfernung her gut zu bewältigen. Stark befahren? Keine Ahnung. Es ist Pfingstmontag. Also wohl erträglich. Nach Süden. Also der Wind nicht mehr von vorne. Steigungen? Hm, das ist natürlich relativ. Im wesentlichen nicht. Schwer vorstellbar. Aber in der Richtung liegt die Perche. Eine Landschaft, von der wir noch nie gehört haben. Eine Ebene.
Das Navi hilft uns aus der Stadt. Wir müssen wieder die N12 überqueren. Diesmal freundlicherweise mit Hilfe einer Ampel. Die Straße ist kaum befahren. Führt kerzengerade durch eine leicht gewellte landschaftlich genutzte Ebene. Nach der bisherigen kurvigen Bergtour macht uns das Spaß. Wir fliegen geradezu dahin. La Ferté ist so bald erreicht. Scheint ein hübscher Ort zu sein. Aber der Tag ist um. Wir biegen gleich am Ortseingang in Richtung CP ab. Der Platz ist ausgeschildert. Es geht ein Stück durch den Wald und vorbei an einem eindrucksvollen Schloss mit großem Park. Vom Schloss steht nur noch die Vorderfront. Der Campingplatz liegt im Park. Er beherbergt einige Wohnmobile. Eine Gruppe Motorradfahrer, die die Mobilhomes besiedelt und für uns gibt es eine Zeltwiese, auf die man vielleicht zwei Zelte stellen könnte. Wir haben sie für uns.
Die sanitären Anlagen sind neu und sauber. Es gibt reichlich heißes Wasser. Und so sitzen wir bald im zugehörigen Restaurant und beschließen den Tag mit einem Bier.
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#1236328 - 20.09.16 06:51
Re: Zum EV 6 und bis Mulhouse
[Re: Fricka]
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25.5.2015 Dienstag
Das Wetter ist besser. Die Sonne kommt heraus. Ausgeschlafen, sauber und mit Prospekten und einer Departements-Radwegkarte versorgt, brechen wir auf. Wir wissen jetzt, dass die Perche die Heimat der Percherons ist – der größten Pferde der Welt. Sie stehen hier überall auf den Weiden und sehen prächtig aus.
Es bleibt erst einmal eben und geht durch den Wald. Natürlich nicht lange. Bald reihen sich wieder die Hügel. Trotzdem sind wir schnell in Longny-au- Perche. Auf dem Marktplatz erwerben wir uns ein Frühstück und setzen uns in die Sonne. Es herrscht munteres Treiben. In der Kirche findet eine Beerdigung statt.
Wir folgen jetzt der Commeauche bis zu ihrer Mündung in die Huisne. Alles, was hier fließt, landet irgendwann in der Loire. Das Tal ist sehr schön. Den Fluss bekommen wir nicht zu sehen. Er fließt tief unter uns. Die Straßenführung auf halber Höhe beschert uns schöne Aussichten über die umliegende Landschaft. Es ist wenig Verkehr, das Wetter gut, der Gegenwind moderat, Landschaft und Dörfchen idyllisch/mittelalterlich. Wir kommen zügig voran.
Bei Boissy-Maugis treffen wir auf die Huisne und finden Wegweiser in Richtung Voie Verte. Wir überqueren die Huisne und biegen in einen Bahnradweg ein. Hier ist ein kleiner Rastplatz ausgebaut. Aber es ist noch etwas zu früh für eine Mittagspause. Der Weg lässt sich gut fahren, liegt überwiegend direkt am Flussufer und führt durch grüne Landschaft. In Condé-sur-Huisne endet der Radweg. Auch hier gibt es wieder einen schön ausgebauten Rastplatz, den wir nun nutzen. Unsere Departements-Karte meint, dass es einen weiteren Radweg bis Nogent-le-Rotrou gibt. Ansonsten könnten wir auch die Straße nehmen. Wir erkundigen uns im Ort und man beschreibt uns den Weg zum Beginn des Radwegs. Der ist nun das genaue Gegenteil von dem komfortablen Weg, den wir bis hierher hatten. Es geht aus dem Huisne-Tal steil hoch bis auf die umgebenden Berge. Na gut. Sehen wir das Tal mal von ganz weit oben. Das hat auch seinen Reiz. Auf Nogent zu geht es wieder abwärts. Der Ort ist recht groß. Wir fahren eine Bahnlinie entlang und durchqueren ein großes Gewerbegebiet. In Zentrumsnähe biegen wir ab. Wir wollen uns das Stadtzentrum ansehen und hoffen auf eine Touri-Info. Bald werden wir wieder eine Departementsgrenze überqueren und hätten dann gerne wieder eine passende Karte, um Radwege und Campingplätze finden zu können.
Es gibt recht imposante Gebäude. Und auch eine Touri-Info. Man hat dort gerade alles in Kartons verpackt, um umzuziehen. In dem Karton, in dem sie sein müssten, liegen die gesuchten Karten vom Nachbar-Departement leider nicht. Da kann man nichts machen. Die Stadt ist eng und stark befahren. Wir machen uns also lieber wieder auf den Weg zurück zur Huisne, um ihr weiter zu folgen. Die Nebenstrecke folgt der Bahnlinie bis Le Theil, kurz vor der Grenze zum Departement Sarthe. Es bewölkt sich und ab und zu setzt leichter Regen ein. Aber auch diese Straße ist kaum befahren und wir kommen gut voran. Le Theil ist bald erreicht.
Ein deutlich kleineres Örtchen als Nogent. Wir kaufen ein, um unsere Vorräte zu ergänzen. In der Touri-Info sucht man eifrig nach der gewünschten Karte, die man auch „eigentlich“ im Angebot hat. Uneigentlich lässt sich aber keine auftreiben. Aber man meint, dass wir in La Ferté Bernard einen Campingplatz finden werden.
Zur Orientierung haben wir jetzt noch unsere Straßenkarte. Und das Navi. Beide meinen, dass uns jetzt nichts anderes übrig bleibt, als die D323 zu nehmen. Die ist ziemlich dick eingezeichnet und auch real ordentlich ausgebaut. Der Verkehr ist reichlich. Und es wird sehr schnell gefahren. Es gibt einen Seitenstreifen. Die Straße führt schnurgerade nach La Ferté Bernard. Da wir uns hier nicht lange aufhalten wollen, stellen wir geradezu einen Geschwindigkeitsrekord auf. Dazu kommen immer mehr Steigungen. Und natürlich fällt auch der Seitenstreifen weg. Ungemütlich.
In La Ferté-Bernard fahren wir also erleichtert ab und erreichen bald darauf die Innenstadt. Sofort sind wir begeistert von der hübschen Altstadt. Die Stadtmauer ist noch fast intakt. Es gibt einen imposanten Torbau, viele alte Fachwerkhäuser, eine Kirche, hübsche Plätzchen und Cafes. Und natürlich auch eine hilfsbereite Touri-Info, in der man umfassend ausgestattet ist und sogar deutsch spricht. Wir nehmen die Unterlagen für einen Stadtrundgang mit. Und erfahren, dass es zwar einen Camping-Platz gibt, der aber wegen Umbauarbeiten geschlossen sei. Der nächste ist in Tuffé. Und bis dahin sind es noch etliche Kilometer.
Trotzdem machen wir erst einmal den Stadtrundgang uns sind weiterhin begeistert von dem netten Örtchen. Wir trennen uns ungern. Aber das muss jetzt sein. Um den Ort in der richtigen Richtung zu verlassen, brauchen wir das Navi. Es geht weiter das Huisne-Tal entlang, in dem jetzt auch noch die Autobahn verläuft. Es gibt aber eine Nebenstrecke, die näher an der Bahnlinie verläuft. Die Strecke zieht sich. Eigentlich haben wir keine Lust mehr. Der Tag war lang genug. Wir zählen die verbleibenden Kilometer rückwärts. Irgendwann kommen wir in Tuffé an. Der Ort ist überraschend groß. Es gibt von Anfang an Camping-Schilder. Wir müssen aber zunächst noch den Ort komplett umfahren, bis wir an dem See ankommen, wo der Platz liegt. Der ist überraschend gut ausgestattet. Ergänzend zum See gibt es einen Pool. Der Verwalter sitzt noch in der Rezeption und begrüßt uns freudig. Wir bekommen eine Parzelle zugewiesen. Der Platz ist gut besetzt. Nur Radler gibt es außer uns keine.
Wir waschen noch unsere verschwitzte Wäsche und hängen sie auf eine Leine, kochen und sitzen am See, um den Sonnenuntergang zu beobachten.
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#1236360 - 20.09.16 08:38
Re: Zum EV 6 und bis Mulhouse
[Re: Fricka]
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Le Theil ist bald erreicht. [...] Zur Orientierung haben wir jetzt noch unsere Straßenkarte. Und das Navi. Beide meinen, dass uns jetzt nichts anderes übrig bleibt, als die D323 zu nehmen. Die ist ziemlich dick eingezeichnet und auch real ordentlich ausgebaut. Da gibt's doch ne gemütliche kleine Straße auf der anderen Seite der Huisne. Ich erinnere mich, dass ich genau dort mal nen Speichenbruch hatte (was aber nicht an jener speziellen Straße gelegen haben dürfte). Viele Grüße, Stefan
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#1236571 - 21.09.16 07:23
Re: Zum EV 6 und bis Mulhouse
[Re: Fricka]
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26.5.2015 Mittwoch
Wir starten guten Muts in den sonnigen Morgen. Unsere Wäsche ist über Nacht draußen auf der Leine getrocknet. Auch das Zelt ist völlig trocken. Eine Premiere. Es wird Sommer. In zwei Tagen wollen wir an der Loire sein. Das gibt uns Schwung. Genauso wie das Gelände. Zunächst einmal geht es zügig abwärts ins Huisne-Tal, wobei wir Autobahn und Bahnlinie queren.
Bis Le Mans ist es nicht mehr weit. Dort mündet die Huisne in die Sarthe, in deren Tal wir die Loire zu erreichen gedenken. Laut Karte gibt es einen Radweg „La Sarthe à vélo“. Bis Yvré-l’éveque kommen wir relativ zügig voran. Dann wird die Orientierung schwieriger. Das Gelände wird hügelig und ist dicht besiedelt, die Straßenführung schwer zu verstehen. Wir folgen jetzt den Straßenschildern erst Richtung Le Mans, dann Richtung Zentrum. Wie immer ist die Einfahrt in die Stadt nicht so ganz lustig. Wir kehren in einer Art Burger-Laden ein, auf der Suche nach Internet und Toiletten. Und freuen uns über die Klimaanlage. Draußen ist es überraschend warm geworden.
Auch die Einfahrt nach Le Mans ist nicht besonders spaßig. Es geht durch stark befahrene Straßen, die so schmal sind, dass für uns kaum Platz ist, aber als wir schon brummig werden, stehen wir auf einmal auf einmal vor den Quinconces. Gigantische moderne Bauten. Ein riesiges Kino. Ein Theater. Viele Menschen. Scheinbar auch eine Tagung. Und gegenüber ragt die Altstadt auf. Wir sehen direkt auf den Chor der Kathedrale.
Wir schieben unsere Räder hoch zur Kathedrale und parken sie auf dem mittelalterlichen Platz davor im Schatten. Eine Weile sitzen wir auf den Eingangsstufen. Schön ist es hier. Noch schöner wäre es natürlich, wenn der Vorplatz nicht zum Parken vieler Autos genutzt würde. In der Kathedrale ist es dämmrig und kühl. Auch hier sitzen wir eine Weile und ruhen uns aus.
Die Altstadt dahinter ist einfach beeindruckend. Eine unübersehbare Fläche voller Fachwerkhäuser. Eines schöner als das andere. Läden, Bistros, Restaurants und auch hier viele Menschen. Die Altstadt liegt an einem Hang. Wahrscheinlich hätten wir unsere Räder besser stehen lassen. Irgendwann sind wir wieder an der Kathedrale und machen uns an den Abstieg zum modernen Stadtzentrum. Wir suchen die Touri-Info. Besonders viel Hilfe bekommen wir dort nicht. Die Karte zum Sarthe-Radweg ist vergriffen. Auf dem Stadtplan zeigt man uns zumindest den Einstieg. Danach sei es ganz einfach. Wir werden sehen.
Auch in den Geschäftsstraßen hier unten ist es nett zu bummeln. Aber wir haben noch ein Stück vor uns. Unter der Altstadt führt eine breite Straße durch einen hohen Tunnel. Da müssen wir durch. Auf der anderen Seite treffen wir auf die Sarthe, überqueren sie und biegen nach links ein, um ihr zu folgen. Der Blick zurück auf die Altstadt ist atemberaubend. Wir schieben also erst einmal ein Stück, um ihn zu genießen.
Wie man es uns geraten hat, überqueren wir am Yachthafen die halbe Sarthe und durchqueren eine Art Freizeitpark, in dem viele Menschen in der Sonne liegen. Dann wird es unübersichtlicher. Es gibt keine Ausschilderung. Und auch keinen Radweg in dem Sinne. An der Sarthe stehen nun riesige Plattenbauten. Später kleinere Häuser. Und bald geht es die Sarthe entlang nicht mehr weiter. Wir schalten unser Navi ein und wechseln auf die D 51. Der Verkehr hier ist recht stark. Dazu gibt es ordentliche Steigungen. Ungemütlich. Da es sich um den Feierabendverkehr handelt, sind wir froh, dass wir nicht mehr besonders viele Kilometer vor uns haben. In La Suze-sur-Sarthe gibt es einen Campingplatz. Der nächste ist dann relativ weit entfernt, kommt also nicht mehr in Frage.
Angekommen im Ort, ist der Platz ausgeschildert. Mal wieder ein Municipal. Der Hüter wohnt in einem Mobilhome und ruft uns zu, wir sollten uns irgendwo „installieren“, er habe schon Feierabend. Ein Stück weiter ist die übliche Wohnwagen-Ansiedlung mit einigen Klempnerautos daneben. Die Wiese ist groß. Wir versuchen zu raten, wohin die Morgensonne wohl scheinen wird und bauen dort unser Zelt auf. Das örtliche Hallenbad liegt nebenan. Ist aber geschlossen. Die sanitären Anlagen sind recht basic, aber nutzbar. So sitzen wir bald vor unserem Zelt und kochen.
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#1236575 - 21.09.16 07:54
Re: Zum EV 6 und bis Mulhouse
[Re: Fricka]
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Ich hab ja keine Ahnung, welches Navi euch immer ins Nirwana schickt. Doch wenn Du magst, könnte ich dir das Garmin erklären. Dauert ca. intensive 3 Stunden und Du bist fit. Referenzen hier im Forum liegen vor. Bin froh, dass Du den Bericht schreiben kannst. Danke Jürgen
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#1236577 - 21.09.16 08:26
Re: Zum EV 6 und bis Mulhouse
[Re: Juergen]
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Nicht ins Nirwana. Nur gerne über jeden Hügel.
Wir hatten auf dieser Tour den vorgeplanten Track gleich hinter Aachen verlassen und sind dann speziell nach Frankreich ziemlich so gefahren, wie es uns gerade einfiel. Haben abends oder morgens mal kurz auf die Straßenkarte gesehen, um die Grobrichtung einzuhalten. Und für die Feinplanung die Radweg-Detail-Karten der Touri-Infos benutzt. Das ging eigentlich ganz gut.
Das Navi ist ein schlichtes uraltes Auto-Navi, über Nady betrieben, dass wir benutzen, um aus Städten herauszufinden, Autobahnen zu vermeiden oder bestimmte Adressen aufzufinden. Dazu hatten wir Autokarten für die Grobrichtung. Und ab EV 6 dann ein Bikeline und einen Satz EV 6-Karten. Das Bikeline war mächtig veraltet. EV 6-Karten, obwohl neu gekauft, die vorletzte Ausgabe, die auch nicht wirklich stimmig war. Der EV 6 war, solange er Loire-Radweg war, meistens gut ausgeschildert. Der EV 6 häufig nicht so. Ging aber auch, da es schwer ist, Flüsse/Kanäle wirklich nachhaltig zu verfehlen. In den Städten war häufig gar nichts markiert. Da waren wir dann doch froh über unser Navi.
Und ja. Ich schreibe jetzt bereits wieder zehnfingrig. War ein hartes Training. Aber hat sich gelohnt.
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Geändert von Fricka (21.09.16 08:27) |
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#1236578 - 21.09.16 08:31
Re: Zum EV 6 und bis Mulhouse
[Re: Fricka]
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Das sind ja gute Nachrichten. Nicht aufgeben.
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Cycling is an addiction, it can drive you quite insane. It can rule your life as truly as strong whiskey and cocaine. |
Geändert von Deul (21.09.16 08:31) |
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#1236744 - 22.09.16 06:59
Re: Zum EV 6 und bis Mulhouse
[Re: Fricka]
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28.5.2015
Heute werden wir die Loire erreichen. Entsprechend freudig packen wir unsere Sachen zusammen. Die Rezeption ist jetzt besetzt. Wir dürfen bezahlen. Die Frau des Hüters möchte raten, wo in Frankreich ich aufgewachsen bin. Sie könne es nicht einschätzen und sei normalerweise stolz darauf, das auf jeden Fall zu können. Ich gebe ihr einen Tipp. Nicht „aufgewachsen“, nur zeitweise in Frankreich gelebt. Nun will sie natürlich wissen, wo. Avignon. Oh Schreck. So spreche ich nicht. Ich kann das zwar halbwegs glaubwürdig imitieren, käme aber nie darauf, das in anderen Gegenden Frankreichs zu tun. Sie findet, ich hätte einen bretonischen Akzent. Das finden die meisten. Der norddeutsche Einschlag? Und wenn man wisse, dass ich deutsche sei, könne man deutlich erkennen, dass ich spräche „comme Romy Schneider“. Weiter geht es die Sarthe entlang. Wir folgen teils der den Fluss begleitenden Nebenstraße, teils einsamen Feldwegen. Die Strecke ist ausgeschildert. Weniger als Sarthe-Radweg. Aber die Strecken zu den an der Sarthe liegenden Orten für Radler sind ausgewiesen. Die Straße ist nicht besonders befahren. Und die anderen Wege führen durch kleine Dörfchen und idyllische Landschaften. Alles ist sattgrün mit den bunten Tüpfeln der blühenden Feldblumen. Schön. Zumal bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen. Der Gegenwind ist da wie immer. Das haben wir nicht anders erwartet, da wir beständig Richtung Südwesten unterwegs sind. Aber ab Saint-Nazaire! Da geht es nur noch nach Osten bzw. Norden. Da werden wir auf der ganzen Strecke Rückenwind haben. Wir freuen uns schon drauf. In drei Tagen werden wir dort sein.
Die Strecke ist zwar schön, macht es uns aber nicht immer leicht, uns zu orientieren. Nebenflüsse erfordern lange Umwege. Dazu kommen Baustellen. Die Umleitungen sind für Radler indiskutabel umständlich. Wir umfahren also meist die Absperrungen. Ab und zu mal die Räder durch Baugruben zu tragen oder über Geröllfelder zu schieben, macht uns weniger aus. Die Arbeiter winken uns meist freundlich durch. In einem kleinen Örtchen biegen wir seitwärts ab, weil dort ein Wegweiser steht in Richtung eines Aussichtspunktes. Schon das Dörfchen ist ganz reizend. Mit Schloss natürlich, in Privatbesitz mit vielen Verbotstafeln. Die Aussicht ist sehr eindrucksvoll. Man sieht über das weite Tal der Sarthe, die wir bisher selten gesehen haben auf die Abtei im nächsten Ort. Eigentlich suchen wir nach einem Plätzchen für ein Frühstück. Das finden wir hier nicht. Alles verboten. Zudem lockt uns die Abtei.
Zurück auf der Straße geht es nun steil abwärts. Die Abtei steht auf einem Felsen an der Sarthe. Den Radwegschildern folgend überqueren wir auf einer schmalen Brück die Sarthe nach Solesmes. Bereits in Sichtweite der Abtei Sainte Cécile. Ein Riesenkasten. Am schönsten vermutlich von außen. Was wir nicht überprüfen können, da man sie nicht besichtigen kann. Im Ort finden wir einen Bäcker. Und bald sitzen wir gemütlich an der Sarthe auf einem Picknickplatz. Mit Blick auf die Abtei natürlich.
Kurz hinter Solesmes liegt Sablé-sur-Sarthe. Ein etwas größerer Ort mit Einkaufsmöglichkeiten. Einem malerischen Hafen. Einer großen Kirche. Einer Burg hoch oben drüber. Und einer Altstadt. Wir gehen also zunächst einmal einkaufen. Wir wüssten gerne, wie der Radweg weitergeht. Weshalb wir nach der Touri-Info suchen. Es gibt ein paar Schilder. In Stadtmitte hören sie auf. Als wir fragen, wie es weitergeht, erfahren wir, dass sie oben an der Burg liegt. Wir sollen einfach die Treppen hoch. Und schon sind wir da. Da die Treppen Schieberinnen haben, schaffen wir uns samt Rädern hoch, um dort festzustellen, dass die Touri-Info erst in mehreren Stunden öffnen wird. Die Touri-Karte mit dem Radweg, die wir gerne hätten, hängt allerdings im Schaukasten. So merken wir uns also soviel wie möglich, schieben unsere Räder über die Treppen wieder nach unten, überqueren die Sarthe und folgen weiter den Fahrrad-Wegweisern. Das Tal ist hier eng geworden. Der Fluss fließt in einem tief in eine höher gelegene Ebene eingeschnittenen Tal. Folgerichtig geht es aus dem Ort heraus erst einmal steil nach oben. Am Golfplatz vorbei. Durch allerhand Wald. Auf schmalen Wegen oben entlang. Und schließlich runter in den nächsten Ort, der unten am Fluss liegt. Das wiederholt sich ein paarmal. Schön ist es hier. Und still. Wenn wir manchmal nicht so recht wissen, wo es lang geht, richten wir uns nach der begleitenden Bahnlinie.
Hinter Pincé trifft der Radweg auf die D 159 und folgt mit ihr zusammen der Bahnlinie. In Morannes sind wir mal wieder unten an der Sarthe und sitzen ein Weilchen am Fluss. Auch der Ort ist sehr einladend.
Étriché, Tiercé – wir kommen voran. Die D 52 ist jetzt stärker und stärker befahren. Angers kommt näher. Speziell an den Steigungen wird es unangenehm. Der Karte nach wird die Straße irgendwann zur Schnellstraße. Es ist laut, staubig, viele Lkws brettern an uns vorbei. In einem der Orte sehen wir auf einen Busplan und biegen dann an einer Brücke ab, um über einen ziemlich schlechten Weg auf eine weniger befahrene Parallelstrecke nach Angers zu wechseln. Es geht durch einen sumpfigen Wald und die Mücken lehren uns mal ordentlich das Fürchten. Anhalten, um mal auf die Karte zu gucken, fällt hier aus. Im nächsten Ort finden wir die ersten Wegweiser in Richtung Centre und folgen ihnen. Wie immer dauert es lange, bis wir im dort ankommen. Vororte und Gewerbegebiete wechseln sich ab. Aber irgendwann sind wir in der Altstadt. Dort steigen wir ab und schieben durch die Fußgängerzonen. Eine belebte, schattige Innenstadt mit hübschen Lokalen. Wir setzen uns in ein Straßencafe und ruhen uns aus.
Angers liegt nicht an der Loire. Deshalb wollen wir hier nicht übernachten, obwohl es innenstadtnah einen Campingplatz gibt. Praktischerweise können wir uns jetzt wesentlich besser orientieren, da uns Bikeline Loire dabei hilft. Zusätzlich haben wir die EV6-Karten. Wir wollen von hier aus nach Saint-Nazaire weiter, aber auf dem Rückweg nicht mehr nach Angers kommen. Und so statten wir jetzt also der Kathedrale einen Besuch ab. Und umrunden auch das interessante Schloss an der Maine mit den auffälligen gestreiften Rundtürmen. Besichtigen können wir es nicht, da es bereits geschlossen ist. Es ist schon nach 18 Uhr als wir die Maine überqueren, um an ihr entlang die Loire zu erreichen. Es geht durch einen ausgedehnten Erholungspark, der jetzt, nach Feierabend, entsprechend belebt ist. Es gibt Fußwege. Und Radwege, getrennt in Mountainbike und sonstige Wege. Häfen. Badestellen. Joggingrouten. Große Wiesen. Alles sehr schön gestaltet. Erst am Lac de Maine entlang, dann wieder am Fluss kommen wir nach Bouchemaine, also der Maine-Mündung in die Loire. Wir bewundern die Loire, wie sie so breit und mächtig mit ihren vielen Sandbänken daliegt, möchten aber jetzt gern irgendwo zu Wiese kommen. Der eingezeichnete CP liegt gleich hier an der Mündung. Und Überraschung: Es ist ein Wohnmobilstandplatz. Dazu ein besonders hässlicher. Eine kahle Fläche. Ein vergammeltes Sanitärgebäude. Mist. Zwar gibt es auch ein Plätzchen für Zelte, für das wir ein Parkmärkchen ziehen könnten, das uns Zutritt ins Sanitärgebäude verschaffen würde. Aber hier ist es nicht schön. Ein Blick auf die Karte und Abreise. Jetzt die Loire entlang Richtung Atlantik.
Wir stellen fest, dass wir nunmehr auf einem vorbildlich ausgebauten und ausgeschilderten Radweg angekommen sind und freuen uns an dem Blick auf Loire und Bouchemaine. Nicht lange. Nach Passieren der Base nautique ginge es theoretisch ein Stück durch den Ort. Aber dort wird gefilmt. Nach Deko spielt der Film in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts in einer schönen Kulisse. Aber: „Betreten verboten“. Wir dürfen hier nicht weiter. Während wir ein bißchen ziellos herumfahren und überlegen, wo es wohl weitergeht, kreuzen wir zufällig den Radweg und folgen ihm senkrecht nach oben. Da es inzwischen milde dämmert, fragen wir uns, ob wir wohl noch auf dem richtigen Weg sind. Es geht ordentlich nach oben. Durch ein Gebiet, in dem riesige Mücken herumsummen und gleich wieder genauso steil abwärts zurück an die Loire.
Ein kurzes Stück zwischen Fluss und Bahn entlang, die Bahn kreuzend nach Savennieres. Schon wieder ein ausnehmend hübscher Ort. Mit interessanter romanischer Kirche. Jetzt vermutlich geschlossen und Zeit haben wir auch nicht. Genauso wenig wie dazu, hier in reizender Umgebung ein Glas Wein zu trinken. Wieder geht es steil nach oben und über den Chemin de l’Aiglerie hinüber nach La Poissonière, dem Ort mit dem CP. Wir treten kräftig in die Pedale. Im Ort angekommen geht es bergab, den Camping-Schildern nach. Unter der Bahn durch. Und neben dem Yachthafen liegt der Campingplatz. Zwei Wohnmobile stehen drauf. Weiter hinten einige Zelte mit Klempnerautos. Eine Rezeption gibt es nicht. Ein kleines Sanitärhäuschen mit einem Anschlag zu den Gebühren. Alles ist neu und sauber. Ab und zu donnern Züge vorbei.
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#1237113 - 25.09.16 08:42
Re: Zum EV 6 und bis Mulhouse
[Re: Fricka]
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29.5.2015
Unser Plan ist, zügig nach Saint-Nazaire zu radeln, dort einen Ruhetag am Atlantik einzulegen, ein Stück der Küste zu folgen und im Bogen wieder zurückzukehren. Gutgelaunt machen wir uns also auf den Weg. Nach wenigen Metern ist klar, dass das eine anstrengende Sache wird. Uns steht eine steife Brise entgegen. Jeder Kilometer muss erkämpft werden. Dafür ist die Landschaft schön. Der Loire-Radweg führt direkt hinter dem CP entlang, um weiter dem Loire-Ufer zu folgen. Der Blick auf die Loire ist schön. Da werden wir uns auch nie dran satt sehen.
Ein Stück weiter wechseln wir auf die Straße, um weiter am Ufer entlang bis zur Brücke über den Fluss nach Chalonnes-sur-Loire zu folgen. Wir haben inzwischen Mangel an Ess- und Trinkbarem. Benzin für den Kocher brauchen wir auch. Deshalb wollen wir nicht an Chalonnes vorbei wie der Radweg, sondern in der Stadt nach Einkaufsmöglichkeiten sehen. Die Loire ist hier dreiteilig. Dreimal müssen wir eine lange, schmale Brücke überqueren, auf der die Autos uns nicht überholen können. Bei starkem Seitenwind. Grenzwertig.
In der Stadt finden wir im Gewerbegebiet eine Ansammlung von Märkten jeder Art vor, so dass wir alles bekommen, was wir suchen. Auf dem Rückweg zur Brücke halten wir an einer Tankstelle, die in einer Zeitnische gelandet zu sein scheint. Zwei uralte Zapfsäulen auf dem Bürgersteig. Hier tankt man mit Bedienung. Eine ältere Frau kommt herbei und besteht darauf, unsere Benzinflaschen zu füllen, nimmt das Geld dafür in Empfang und bringt uns 3 Cent Wechselgeld zurück.
Gut versorgt, überqueren wir die erste Brücke noch einmal. Der Radweg geht auf der Insel weiter. Vorbei an idyllischen Häusern und Gehöften in üppigen Gärten. Und am Lenin-Cafe. Es hat geschlossen. Lenin ist nicht da. Schade. Im Bikeline steht, es sei Kult, hier einzukehren. Immer schön gegen den Wind fahren wir bis zum Ende der Insel, wo wir über eine Brücke an das linke Ufer zurückkehren. Über dem Ufer thront hier Montjean-sur-Loire. Wir lassen es links liegen und fahren weiter.
Nun geht es einen Straßendamm entlang mit schönem Überblick über die Loire. Der Gegenwind frischt immer weiter auf. Jeder Meter muss erkämpft werden. 13 km bis zum nächsten Ort. Wir sind also froh über die Abwechslung als wir in Saint-Florent-le-Vieil ankommen. Ein hübscher Ort. Das große Restaurant hat geschlossen. Wir setzen uns dort auf eine Bank und frühstücken. Eine große Kirche thront über dem Ort. Eine dekorative Hängebrücke führt über die Loire. Und unten, an einem Anleger, liegt ein Boot für Ausflugsfahrten.
Der Radweg führt ein Stück am Ufer entlang, streift kurz die Straße und führt schließlich durch eine weite Aue. Ein Jakobsweg ist hier auch unterwegs. Wir treffen einige schwer bepackte Pilger. Der Weg zickzackt fröhlich und ist alles andere als gut ausgeschildert. Dazu kommen einige Baustellen, deren Umleitungen nicht gekennzeichnet sind. Es dauert also nicht lange, bis wir uns verfahren haben. Wir handeln uns einige zusätzliche Kilometer ein und sind entsprechend froh, als wir endlich wieder auf dem richtigen Weg sind.
Bei La Rabotière folgen wir also nicht dem Loire-Radweg auf seiner weiten, schottrigen Tour durch das Hinterland, sondern nehmen geradeaus die direkte Straße, die kurz vor der Brücke nach Ancenis wieder auf den Radweg trifft. Wir müssen die Brücke nehmen. Sie ist schmal und stark befahren, wie ihre Vorgängerin in Chalonnes. Der starke Wind kommt im Brückenbereich von der Seite. Das macht Spaß. Ich kann mein Rad kaum in der Spur halten. Bei Gegenverkehr bleiben die Autos hinter mir. Fehlt er, drängeln sie sich vorbei. Ich bin heilfroh, als ich am anderen Ufer ankomme.
Zeit für eine Pause. Wir fahren vom Flussufer hoch in die Stadt, sehen uns die Altstadt an, froh mal etwas im windgeschützten Bereich unterwegs zu sein, kaufen uns Kuchen in einer Bäckerei und setzen uns auf eine Bank mit Aussicht. Wir beratschlagen, wie wir weiter vorgehen wollen. Die eine unserer Thermarestmatten ist zwei Tage vorher delaminiert. Es geht schnell. Man kann sie wegen der entstandenen großen Beule nicht mehr nutzen. Schlafen auf dem Boden ist der Laune nicht förderlich. Und wie wir auf einer Werbetafel gesehen haben, gibt es in Saint-Géréon, einem Nachbarort, einen Decathlon. Wir beschließen, danach zu suchen und uns eine Billig-aber-immerhin-Matte zu kaufen.
Saint-Géréon ist schnell gefunden. Im Gewerbegebiet fragen wir uns durch. Und erwerben eine Matte. Richtung Loire zurück, unterqueren wir irgendwo die Bahn und sind wieder auf dem Weg. Es folgt eine neue Variante. Ein separater Radweg, erst befestigt, dann nicht mehr, immer die Bahn entlang. Mal auf gleicher Höhe, mal unten am Fluss, immer geradeaus. Irgendwann geht es wieder unter der Bahn durch und in einem Bogen durch das Hinterland auf Oudon zu. Besonders rasant kommen wir bei dem Gegenwind nicht voran. Da wir bis kurz vor Nantes wollen, um die Strecke bis zum Atlantik in zwei Tagen zu schaffen, fallen Stadtbesichtigungen heute eher aus. Mit einer Schlaufe geht es also hoch zur Brücke – same prodecure as before – nur dass der Wind noch stärker geworden ist. Bitte nicht mehr soviele Brücken…..
Laut Bikeline geht es drüben steil hoch auf den Berg und genauso steil wieder runter. Tatsächlich ist die Ecke aber entschärft worden. Der Radweg führt unten durch einen Auenwald. Und da bleibt er auch. Es gibt nur geringfügige Steigungen in ein Dörfchen, bevor es durch eine weite Ebene geht, in der in großem Stil Gemüse angebaut wird. Teils, wird gepflanzt, teils geerntet. Und riesige Sprenger sind unterwegs. Sie verwandeln den Radweg in eine Schlammbahn und so richtig Lust auf Vollbad haben wir auch nicht. Dazu ist es nicht warm genug. Jedenfalls sieht es sehr appetitanregend aus.
Am Wegesrand liegt ein großes Zelt- und Hüttenlager. Die Wanderarbeiter, die hier tätig sind. Es sieht ziemlich wild aus. Ein Stück noch die Loire entlang und über die nächste Brücke. Eine Zitterpartie, aber die letzte heute. Weiter geht es nun auf einem gut ausgebauten Radweg direkt am Ufer. Nantes ist nicht mehr weit. Wir zählen die Kilometer, um den Campingplatz von La Sainte-Luce nicht zu verpassen, da wir durch einen Wald am Ort vorbeifahren. Und schon sehen wir ein Schild. Eingang für Radfahrer, direkt vom Loire-Radweg aus.
Wir schieben unsere Räder auf das Gelände. Neben der Rezeption ist ein kleines Bistro. Eine junge Frau heißt uns herzlich willkommen und trägt uns ein. Für Radfahrer entfällt die Kurtaxe. Dazu gibt es einen Willkommens-Cocktail. Sie bringt uns zu einem heckengesäumten Stellplatz mit Tisch und Bank. In der Reihe gibt es noch mehr davon. Ein englisches, ein französisches Ehepaar und ein deutscher Alleinradler haben ihre Zelte schon aufgebaut. Es gibt beheizte Sanitärräume und ein großes Aufenthaltszelt mit allerhand Ausstattung.
Das Zelt ist schnell aufgebaut. Wir gehen duschen, trinken unseren Cocktail und holen unsere Zutaten für das abendliche Kochen im Gemeinschaftszelt. Die anderen sitzen schon dort. Wir kommen schnell ins Gespräch. Die anderen sind alle in der Gegenrichtung unterwegs. Schön, endlich aus dem Wind zu sein.
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#1237219 - 26.09.16 06:22
Re: Zum EV 6 und bis Mulhouse
[Re: Fricka]
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30.5.2015 Wir verlassen diesen gemütlichen und gastfreundlichen Platz ungern. Wäre eine nette Ecke für einen Ruhetag. Und wir sind seit Aachen unermüdlich unterwegs. Aber eigentlich möchten wir den Ruhetag doch lieber am Atlantik genießen. Insofern packen wir zügig und machen uns auf die Socken. Die anderen sind bereits auf und davon. Wenig später kommen wir nach Nantes. Laut Bikeline müssen wir hier lebensgefährliche Kreisverkehre umschiffen. Wir können uns eigentlich nicht so recht vorstellen, dass wir Großstädter im Nanter Verkehr das Fürchten lernen. Und tatsächlich ist das auch nicht so. Der Radweg ist gut ausgeschildert, führt Radwege entlang und überquert breitere Straßen grundsätzlich beampelt. Gut sieht sie aus, die Stadt, von der Loire aus. Es gibt etliche eindrucksvolle moderne Bauten und wir biegen natürlich auch Richtung Innenstadt ab. Die Kathedrale können wir natürlich nicht links liegen lassen. Wir umrunden das Schloss und machen halt im Schlosshof. Danach bummeln wir durch die Fußgängerzone bis wir wieder zum Loire-Ufer kommen, wo ein großer Markt stattfindet. Unsere Räder schiebend, kommen wir hier kaum durch. An seinem Ende finden wir den Radweg wieder und folgen ihm stadtauswärts. Nach kurzer Zeit folgen wir der für Fahrräder freigegebenen Busspur. Das lässt sich gut fahren, aber schön ist natürlich anders.
Kurz vor Unterquerung der Autobahn treffen wir auf einen Lidl, wo wir uns erst einmal mit Vorräten eindecken. Die Strecke wird jetzt ausgesprochen unidyllisch. Verfallene Wohnviertel und endloses Gewerbe wechseln sich ab. Dazu schlägt der Weg Haken, deren Sinn sich uns nicht wirklich erschließt. Irgendwann müssen wir mit der Fähre auf die andere Seite, wo wir bis zum Atlantik bleiben werden. Da sie uns am ersten Anleger vor der Nase wegfährt, nehmen wir die zweite. Dazu geht es noch einmal reichlich durch die Industrielandschaft. Und etliche stark befahrene Straßen entlang.
Die Überfahrt mit der Fähre ist nett. Mit uns zusammen sind noch mehrere Reiseradler unterwegs, genauso wie uns auch ständig welche entgegenkommen. Eine große Gruppe jung-sportlicher Rennradler setzt mit uns zusammen über. Sie sind mit reichlich Zacken unterwegs, kehren aber in jede Bar am Wegesrand ein, so dass sich das wieder ausgleicht und wir sie fast bis zum Meer immer wieder treffen.
In Le Pellerin geht es zunächst im Schwarm von der Fähre und einen schmalen Uferweg entlang, bis wir aus dem Ort herauskommen und nun einen Kanal entlang fahren. Erst auf der rechten, dann auf der linken Seite. Der Wind steht uns verlässlich entgegen. Und man kann den Radweg bis zum Horizont liegen sehen. Etwas unabwechslungsreich. Vorsichtig ausgedrückt. Ab und zu kommt von hinten ein E-Bike angerauscht, saust vorbei und verschwindet eine Stunde später in der Ferne. Gefühlte Stunden später passieren wir La Roche, das größtenteils aus einem Campingplatz, einer Outdoorbasis und einer Touri-Info besteht. Die meisten Reisegenossen kehren hier ein. Wir wollen jetzt nur noch ankommen und fahren weiter. Schließlich erreichen wir die Durchgangsstraße und kurz darauf Paimboeuf und damit die Loire. Die Loire ist jetzt breiter geworden. Drüben liegt viel Industrie und es sind reichlich Schiffe unterwegs. Wir setzen uns auf eine der wenigen Bänke neben einen Angler, um ein paar Kekse zu essen. Es ist kalt und wir werden fast davon geblasen. So schwingen wir uns bald wieder auf unsere Räder.
Dem Radweg auf seinen weiten Umwegen zu folgen, fehlt uns jetzt die Geduld und wir nehmen den direkten Weg über die Straße. Die ist stark befahren, hat aber einen Seitenstreifen. Die Brücke über die Mündung sehen wir erst relativ spät. Wir kennen sie natürlich von Fotos. In Wirklichkeit ist sie so nur schwer zu fotografieren. Die Industrie dominiert sehr stark. Dort, wo die Brücke ansetzt, finden wir in der Mitte eines Kreisels eine Stele. Hier beginnt der EV 6. Und einige andere Fernwege laufen durch.
Am Strand von Saint-Brevin herrscht zwar kein Badebetrieb, aber es sind viele Menschen unterwegs. Erfreut atmen wir die Meeresbrise ein. Wir wollen hier weiter südwärts und uns einen schönen CP am Strand suchen, um später im Bogen wieder an die Loire zurückzukehren. Hierzu bieten sich die Vélodyssée oder der Vélocéan an. Zunächst einmal versuchen wir, so nahe wie möglich am Strand zu bleiben. Die Küste ist ziemlich durchgehend bebaut. Was als CP ausgeschildert ist, sind hier zumeist große Mobil-Home-Anlagen. Bald erreichen wir den Ort mit dem netten Namen Saint-Michel-Chef-Chef. Unser Ziel für heute ist Préfailles. Ein kleiner und jetzt völlig verschlafener Badeort an der Pointe-Sainte-Gilda. Am Hafen gibt es einen CP, wo man uns aber nur entsetzt ansieht und meint, für Menschen wie uns habe man keinen Platz. Besonders einladend sieht es dort auch nicht aus. Und so landen wir auf dem Camping Eléovic. Er liegt auf einer Klippe über dem Meer, vom Ort aus Richtung Leuchtturm. Er ist mäßig belegt und komfortabel ausgestattet, inklusive Hallenbad und Restaurant. Wir bekommen einen Platz direkt am Zaun mit umfassendem Meeresblick und bauen unser Zelt auf. Der Wind pfeift und es sieht nach Regen aus. Wir hängen also gleich das Tarp zwischen die Bäume.
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#1237294 - 26.09.16 14:45
Re: Zum EV 6 und bis Mulhouse
[Re: Fricka]
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31.5.2015 Es regnet in Strömen. Wir frühstücken unter dem Tarp. Eigentlich wollten wir unsere Wäsche waschen. Wir beschließen, noch zu warten, ob das Wetter besser wird. Also hängen wir uns unsere Regenklamotten über und laufen, die Strandpromenade entlang, Richtung Cap. Über dem aufgewühlten Meer sieht man ein wildes Wolkenpanorama. In der Ferne liegt die Insel Noirmoutier. Ein erfrischender Spaziergang. Bis wir am Leuchtturm sind, sind wir total durchnässt.
Dort gibt es etliche Fischrestaurants, die sehr einladend aussehen. Menschenmengen sitzen an den Tischen und essen. Leider ist nirgendwo ein Platz zu bekommen. So kehren wir auf einem anderen Weg heim. Unter unserem Tarp ist es ungemütlich. Der starke Wind verteilt den Regen gleichmäßig. Wir setzen uns ein Weilchen in den Aufenthaltsraum neben dem Restaurant und schlafen auf dem dortigen Sofa gleich ein.
Erfrischt wieder aufgewacht, kaufen wir uns Märkchen für Waschmaschine und Trockner, um unsere Wäsche salonfähig zu machen. Den Nachmittag verbringen wir im überdachten, geheizten Schwimmbecken. Und abends laufen wir Richtung Ort. Auch ein schöner Spaziergang, aber die Idee, dort einzukehren, müssen wir canceln. Der Ort liegt mit seinen hübschen Ferienhäuschen aus der Zeit, in der der Badetourismus begann, völlig verlassen. Und so gehen wir früh schlafen.
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#1237390 - 27.09.16 04:55
Re: Zum EV 6 und bis Mulhouse
[Re: Fricka]
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1.6.2015
Das Wetter ist besser. Der Regen hat aufgehört. Der Wind bläst immer noch heftig vom Atlantik her. Heute wird er uns mehr oder weniger voran schieben. Zunächst folgen wir weiter der Küste. Einen direkten Weg dran entlang gibt es zwar nicht, aber immer wieder Ausblicke. Und ein paarmal folgen wir auch dem Abzweig zu einem Strand. Bald kommen wir in Pornic an, einem hübschen Badeörtchen. Hier tobt nun auch das Leben. Viele Menschen sind an den Stränden unterwegs. Nach einem kurzen Blick auf das örtliche Schloss biegen wir am Hafen entlang Richtung Ortszentrum ab. Der Hafen liegt in einer Flussmündung. Es ist Ebbe. Schiffe und Boote liegen auf dem trocken gelaufenen Grund.
Da sich die bei Decathlon gekaufte Isomatte als völlig unzureichend erwiesen hat, würden wir sie gerne umtauschen, also wieder dort vorbei. Mit etwas Glück und Rückenwind könnten wir das heute schaffen. Nach einem Blick auf die Karte beschließen wir, uns von unserem Navi direkt nach Nantes lotsen zu lassen. Im Weg sind hierbei lediglich Wasserflächen und der breite Industriegürtel um Nantes. Das Gelände ist teilweise leicht hügelig, aber im wesentlichen eben.
Es ergibt sich eine nette Fahrt durch ziemlich verlassene landwirtschaftliche Gegenden und kleine Dörfchen. Nach nicht allzuviel Zeit kommen wir am Fähranleger in Le Pellerin an. Da uns die Fahrt auf der gegenüberliegenden Seite bis zum nächsten Fähranleger nicht besonders gefallen hat und auch, um etwas Abwechslung zu haben, folgen wir nun der Alternativroute auf dieser Seite. Die Strecke ist mal mehr mal weniger ausgeschildert, aber deutlich idyllischer als die Hauptstrecke. Der Straßenverkehr ist weit entfernt. Die Loire bald auch. Die Umgebung grün. Hoch und immer höher über das Tal hinaus geht es und irgendwann verlieren wir den Radweg. Als wir uns nun abwärts halten, kommen wir bald am Fähranleger an. Wir genießen die erneute Fähren-Ruhepause.
Am anderen Ufer kennen wir den Weg schon. Kombiniert mit starkem Rückenwind führt das dazu, dass wir sehr bald im Zentrum von Nantes sind. Die Innenstadt kennen wir schon. So beschließen wir, diesmal auf die Insel in der Loire zu fahren und uns dort die Machines de l’isle anzusehen. Es stellt sich raus, dass hier Montags Ruhetag ist, aber es gibt trotzdem genug zu sehen. Skurrile Bauten, nette Kneipen, allerhand geparkte Maschinen, Kunstwerke und Werkshallen, in denen an neuen Attraktionen gebaut wird. Dazu eine schöne Aussicht auf die Loire und die Innenstadt von Nantes.
Der berühmte große Elefant hat gerade Waschtag. Er wird abgekärchert und geputzt. So können wir ihn uns in Ruhe aus der Nähe ansehen. Faszinierend die großen Lederohren und vor allem die Hydraulik.
Irgendwann beschließen wir, weiterzufahren, um zu versuchen, noch vor Ladenschluss bei Decathlon vorbeizusehen. Zügig verlassen wir Nantes und nehmen bei fast schon extremem Rückenwind rasant Fahrt auf. Bald haben wir Mauve-sur-Loire erreicht, wo es zum ersten mal über die Brücke geht. Das ist bei diesem Wind endgültig nicht mehr lustig. Ich bin heilfroh, als ich lebendig drüben bin. Ab geht es durch die Gemüseebene. Auf dem Weg liegt allerhand mittel-beschädigtes Gemüse. Das Abendessen ist also gesichert.
Ein Katzensprung bis zur Brücke nach Oudon. Ich versuche es mal mit Schieben. Neben der Fahrbahn gibt es eine Art super-schmalen Bürgersteig. Mit dem Wind ist es so erträglicher. Aber leider fahren die Autos nun so dicht vorbei, dass ich sie vermutlich alle sauber gewischt habe. Auch keine gute Methode zur Brückenquerung. Auf der Gegenseite schieben auch mehrere Reiseradler.
Von Oudon aus geht es wieder die Bahn entlang. Auch das lässt sich zügig fahren und bald sind wir in Ancenis. Aus dieser Richtung kommend, sehen wir den Campingplatz, biegen aber aus, um zu Decathlon nach Saint-Géréon zu fahren. Auf den letzten Drücker kommen wir bei Decathlon an. Nachdem wir erklärt haben, nur schnell etwas umtauschen zu wollen, lassen sie uns zu meinem Erstaunen noch rein. Der Umtausch selber ist problemlos. Wir zahlen etwas zu und bekommen eine Isomatte, die der Thermarest-Neoair in Abmessungen und vor allem Dicke ähnelt. Nur ist sie wesentlich billiger. Und entsetzlich sperrig und schwer. Der Campingplatz in Ancenis ist riesig. Eine große Jugendgruppe wird gerade in einem Zelt abgefüttert und bespaßt. Für uns hat man dadurch wenig Zeit. Auch hier gibt es einen Accueil à vèlo. Also eine abgegrenzte Fläche für Radler. Mit Tischen und Bänken, Wäscheständer und einem großen Aufenthaltszelt mit Mikrowelle, Kühlschrank, etc. Zwei Radler sind schon da, die aber anscheinend nicht zusammen gehören. Weder miteinander noch mit uns wechseln sie ein Wort. Wir sind froh, aus dem Wind zu kommen.
In Mobil-Homes in der Nähe sind noch mehrere Radlergruppen untergekommen, was man an den Rädern sieht, die an den Veranden lehnen. Duschen ist schwierig. Die Jugendgruppe ist dort angekommen und besetzt alles, was zu haben ist.
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#1237613 - 28.09.16 06:50
Re: Zum EV 6 und bis Mulhouse
[Re: Fricka]
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2.6.2015
Auch heute weht der Wind stramm vom Atlantik her. Frühstück gibt es im Gemeinschaftszelt und beim Zusammenpacken tun meine Wäscheklammern gute Dienste. Alles, was nicht festgebunden ist, saust quer über den Platz davon. Wir sind guter Dinge. Der Westwind wird uns zügig zurück nach Angers bringen. Mit Isomatten sind wir jetzt wieder komfortabel ausgestattet. Wenn auch die neue eine halbe Fahrradtasche einnimmt und da auch nur reinpasst, wenn man sehr genau rollt. Und bald sind wir in Chalonnes, wo das Weltkulturerbe Loiretal beginnt. Weshalb wir eigentlich unterwegs sind.
Zunächst einmal geht es wieder über die Brücke. Der Seitenwind ist genauso heftig wie der Verkehr. Über die nächste will ich unbedingt schieben. Wieder kürzen wir den Radweg ab, indem wir geradeaus die viel kürzere und praktisch unbefahrene Straße nehmen. Dort, wo wir wieder auf den Radweg treffen, kommt eine Gruppe von drei Schweizer Ehepaaren den offiziellen Radweg entlang. Wir fahren zusammen weiter. Einen flotten Stil. Der Wind schiebt und wir spornen uns gegenseitig an. Bald sind wir in Saint-Florent-le-Vieil. Hier kehren die Schweizer zum Mehrgangmenü im Viele-Sterne-Restaurant ein. Für sie sind Restaurants und Hotels hier zu Spottpreisen erhältlich. Wir essen Baguette und Käse auf einer Bank am Flussufer und fahren bald weiter.
Nach Montjean-sur-Loire geht es jetzt die uns schon bekannte schnurgerade Straße auf dem Damm entlang. Dummerweise Richtung Nord-Ost. Der Westwind kommt jetzt von schräg hinten und ist eher unangenehm. Gegenüber von Ingrandes biegt die Loire Richtung Süd-Ost. Das ist windtechnisch auch nicht besser. Die meisten Radler kommen uns entgegen und finden den Wind überhaupt nicht komisch. Einige denken an Abbruch. Einige meinen, so etwas sollte auf einem Premium-Radweg eigentlich verboten sein.
Über die Basse-Ile fahren wir nach Chalonnes. Wieder am geschlossenen Cafe Lenin vorbei. Da uns gerade danach ist, setzen wir uns an einen der Gartentische, um kurz Pause zu machen. Das Cafe sieht aus, als hätte es für länger geschlossen. Am Ende der Insel noch kurz über die Brücke und schon kennen wir uns aus, fahren zu den Supermärkten und frequentieren auch wieder die Miniaturtankstelle. Als die Tankwartin drauf besteht, uns auf die überreichten 1,5 € auch noch herauszugeben, gehe ich ihr nach, um ihr den Weg zu verkürzen. Und siehe da: sie betreibt hinter der Zapfsäule eine kleine Kneipe.
Zurück über die erste Brücke folgen wir den Loire-Radweg-Wegweisern. Eine überflüssige Tat. Das andere Ende der Insel, das hier noch umrundet wird, ist ziemlich reizlos. Und zum Dank dürfen wir den reichlichen Rückenwind hier auch noch einmal von vorne genießen. Auf heftigem Kopfsteinpflaster.
Zügig über die beiden nächsten Brücken kommen wir auf die Dammstraße und sind bald wieder in La Possoniere, wo wir vor kurzem übernachtet haben. Direkt neben dem CP liegt der örtliche Hafen mit einem sehr hübschen Rastplatz, schöner Aussicht und im Moment geschlossenem, aber vielversprechend aussehenden Kiosk. Auch über den Berg nach Savenniere kommen wir fix und gönnen uns nun eine Besichtigung der romanischen Kirche dort, sowie ein Glas Wein auf dem idyllischen Kirchplatz, wo schon etliche Radler sitzen. In Bouchemaine passieren wir den Abzweig ins Zentrum von Angers. Der Tag ist nicht mehr besonders jung. Und die Strecke hier auch nicht sehr einladend. Die große Stadt liegt zwar nicht an der Loire, aber irgendwie doch. Es gibt viel Verkehr, eine merkwürdige Wegführung und irgendwie ist der Rückenwind nicht mehr zuverlässig.
So quartieren wir uns auf dem Campingplatz in Pont-de-Cé ein. Er ist relativ belebt. Neben uns zelten zwei Radler, die sich heftig streiten und damit auch bis zu ihrer Abreise nicht mehr aufhören. Sie scheinen hier zu starten und kommen weder mit ihrem Zelt, noch mit ihrem Kocher, noch mit ihren Rädern zurecht. Irgendwie nervig.
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