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#1519872 - 24.01.23 07:49
La Bombinette
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Dauer: | 13 Tage |
Zeitraum: | 15.8.2022 bis 27.8.2022 |
Entfernung: | 535 Kilometer |
Bereiste Länder: | Frankreich
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Der Plan: Mit La Bombinette und meinem Hund Motek direkt vom Haus aus auf dem Radwanderweg La Voie Bleue nach Süden radeln, bei Chemilly Richtung Vesoul auf den Zubringer zu der Eurovélo 6 wechseln, weiter den Doubs flussabwärts bis zur Saône fahren und dann wieder zurückkommen. La Bombinette ist ein Babboe Dog Lastenrad. Ich habe es seit dem 20.7.20, ein Geschenk von Edda. Es fällt mir schwer, es als E-Bike zu sehen, denn es fährt so gut, dass ich in der Ebene - auch mit Gepäck und Hund - keinen E-Antrieb brauche. Und sowieso ist der Hilfsmotor extrem schwach, bei hügeligen Strecken zähle ich mehr auf meine Beine oder muss schieben. Motek soll so oft wie möglich Freilauf bekommen, dann radele ich so langsam, dass er gemütlich trotteln kann.
Die Durchführung: Edda passte netterweise auf mein Haus und meine Katzen-Prinzessin Nele auf. Endlich mal wieder eine längere Tour, nach unzähligen Kurzausflügen, um meinen Hund Motek ans Reisen und Zelten zu gewöhnen!
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#1519873 - 24.01.23 07:52
Re: La Bombinette
[Re: Mütze]
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15. August, Tag 1: Bains-les-Bains, Corre, Jussey über Cendrecourt, Aboncourt, 57 km Ich hatte vollkommen chaotisch gepackt, es regnete, ich zögerte mit dem Aufbruch, aber dann rollte ich endlich. Die erste Frühstückspause musste ich natürlich an der Eidechsenschleuse bei Fontenoy-le-Château machen, die zweite dann in Corre auf dem Dorfplatz. Dann ging es weiter auf einem Abschnitt, den ich nicht so mag, denn der Radweg führt kurz über die stark befahrene Landstraße Richtung Jussey und biegt dann nach Ormoy auf eine kleine hügelige Straße nach Cendrecourt ab. In Ormoy regnete es kräftig, ich stellte mich in die Scheune eines Bauernhofes und ächzte dann über die Hügel, bis ich in Cendrecourt das dritte Frühstück - eigentlich ein spätes Mittagsessen - einnehmen konnte. Jetzt ging es gemächlich durch Jussey, und dann auf einen weiteren Abschnitt, den ich auch nicht so mag, nämlich die ebenfalls stark befahrene Landstraße nach Gevigney. Dort fehlte plötzlich die Beschilderung, statt bei der Kirche nach links abzubiegen um wieder auf den Radweg zu gelangen fuhr ich weiter auf der Landstraße. Also nee, das war nichts. Irgendwann reichte es mir und ich begann, mich nach einem Übernachtungsplatz umzusehen. Von Camping keine Spur, ich beäugte mehrere Orte zum Wildzelten und fragte schließlich in Aboncourt ein paar Spaziergänger. Die schickten mich zu Les jardins de la Lune, eigentlich sind das Gästezimmer, aber auf meine Bitte, in dem Garten zelten zu dürfen, ließen die Besitzer sich auch gerne ein, denn sie wollten eh bald einen Campingplatz aufmachen. Ich zahlte 10 € und baute mein Zelt auf. Die Leute hatten einen Labrador-Mischling namens Diego, die beiden Hunde tobten und spielten, dass es eine Freude war. Irgendwann bat ich um eine Pause, damit mein Dicker in Ruhe fressen konnte, für mich gab es mitgebrachte vegetarische Bio-Ravioli. Etwas später kam die Besitzerin dann wieder zu mir, ob ich auf Diego aufpassen würde? Sie sei bei Freunden eingeladen, der Hund solle aber nicht mit. Also gut, nächste Spielrunde durch den Garten, derweil ich duschte und mein Gepäck richtig ordnete. Die Besitzer hatten versprochen, um 22 h zurück zu sein und ihren Vierbeiner wieder zu übernehmen. Aber es wurde später und später. Irgendwann trennte ich die Hunde und zog mit meinem ins Zelt. Es fing an zu regnen. Drinnen wachte mein Hund über mich, draußen passte Diego auf uns alle auf.
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Geändert von Mütze (24.01.23 08:09) |
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#1519876 - 24.01.23 08:13
Re: La Bombinette
[Re: Mütze]
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16. August, Tag 2: Aboncourt, Chargey-les-Port, Port sur Saône, Vesoul, Montbozon, 66 km Frühstückskaffe gab es auf der Deichsel eines Anhängers, ich baute das Zelt ab während die Hunde nochmal spielten, dann ging es weiter. Den Radweg fand ich bald wieder, aber bis Port sur Saône führt er weiter über die Landstraße - zum Teil war's hügelig. Am höchsten Punkt bei Chargey lès Port machte ich eine Pause und war dann endlich wieder auf einem reinen Radweg an der Saône. Motek freute sich über Freilauf. Bald waren wir dann schon am Abzweig zum Zubringer zur Eurovélo 6. Bis Vesoul geht’s über gut geteerte Feldwege auf und ab durch abwechslungsreiche Landschaft. Ich beäugte den dortigen Campingplatz (liegt direkt neben einem Schwimmbad und war viel zu voll), aber es war eh noch früh am Tag. Kurz vor Vesoul verkehren übrigens auf dieser stillgelegten Bahnstrecke kleine Draisinen voll quietschender Touristen. Weiter ging's durch Schrebergärtchen bis nach Quincey, wo der Radweg dann auf einer ehemaligen Bahntrasse verläuft. Weia, war's hier schön kühl! Und es fuhr sich so nett - bis zur Überquerung der Landstraße bei Les Marcassins, wo ein Auffahrunfall geschah. Ich war gerade über die Straße drüber und hatte eine Pause eingelegt, als es gehörig krachte. Dann folgte ein Riesenstreit. Von vorbeifahrenden Radfahrern wurde ich immer auf den neusten Stand der jetzt tobenden Auseinandersetzung gebracht, Hihihi. Allmählich wurde es Abend, ich fragte mich nach einem Campingplatz durch und steuerte den von Camping Municipal von Montbozon an. Er liegt knapp neben dem Radweg, im Ort selber muss man steil runter an die Ognon fahren, um zu ihm zu gelangen. Und während ich so abwärts raste wurde mir klar, dass ich die Steigung nie wieder problemlos würde hochfahren können. Naja, erstmal Zelt aufbauen (4,20 € für die Übernachtung), Hundespiel mit der Australien Shepherd-Hündin eines Zeltnachbarn, Abendessen (vegetarische Tortellini), Abendrunde mit dem Hund … Alles schön ruhig und angenehm. Der Campingplatz von Montbozon ist wie ein kleines Dorf. Hier wohnen nicht nur Feriengäste, sondern auch Menschen, für die eine Mietwohnung zu teuer ist und Baustellenarbeiter, die in der Nähe zur Arbeit gehen. Mein Zeltnachbar fuhr zur Nachtschicht los, andere kamen erschöpft von der Arbeit nach Hause. Man grüßt sich und plaudert. Von der Stimmung her hat mich dieser Platz am meisten beeindruckt.
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Geändert von Mütze (24.01.23 08:20) |
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#1519882 - 24.01.23 08:37
Re: La Bombinette
[Re: Mütze]
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17. August, Tag 3: Montbozon, Loulans, Corcelle, St Hilaire, Roche lèz Beaupré, 44 km Gleich früh am Morgen brach auf dem Platz ein Streit aus. Erst hatte eine Frau auf einen Mann eingeschimpft, der zu beschwichtigen suchte und dann schließlich sagte: „Ja, warum klärst Du es nicht einfach direkt mit ihr? Sie wohnt doch gleich nebenan.“ Gleich danach stritten zwei Frauen äußerst heftig miteinander. Immer mal kamen Menschen in die Nähe, lehnten sich schweigend an ein Auto, betrachteten den Boden, warteten ab und ließen gewähren, gingen wieder. Und dann war das bereinigende Gewitter vorbei, die Sache war geklärt, das Dorf hatte seinen Frieden wieder. Schon praktisch, wenn man ein freistehendes Zelt hat, das man zum Trocknen einfach nur umdrehen muss … Und während das Zelt trocknete (es hatte wieder mal nachts geregnet) und ich packte, tauchte die Verwalterin auf, und wir überlegten, wie ich mit Rad, Gepäck und Hund die Steigung überwinden und wieder zum Radweg gelangen könnte. Sie bot Hilfe an, ihr Mann würde mein Gepäck übernehmen und zum höchsten Punkt bringen. Und so lief es dann. Der Verwalter verstaute meine Packtaschen in seinem Auto, mit nur dem Hund und mir kam La Bombinette die Steigung gut hoch. Oben am Wasserturm trafen wir uns wieder, ich bekam mein Gepäck zurück und bedankte mich herzlich. Ich wollte mich irgendwie erkenntlich zeigen, aber der nette Mann wollte absolut nichts. So einigten wir uns auf den Kreislauf der Freundlichkeiten: Bei der nächsten Gelegenheit würde ich jemandem helfen, der seinerseits dann wieder jemand anderem helfen würde und immer so weiter, bis der Kreis sich wieder schließ und eine Freundlichkeit zu dem Verwalter zurück kam. Frei nach dem Satz: „Übe Dich in zufälligen Freundlichkeiten und nicht zielorientierten Handlungen voller Schönheit“ (practice random kindness and senseless acts of beauty), den ich von meiner großen Schwester aus San Francisco mit nach Hause brachte. Jetzt rollte es sich gut, die stillgelegte Bahntrasse endete bei Loulans, genau bei einer gemütlichen Kneipe, aber mir war nach Picknick. Die Strecke lief über kleine Sträßchen, durch Dörfer und Felder, gute Beschilderung, es bombinettierte sich auf Beste, bis … Ja, bis in Corcelle-Mieslot eine fast 180 Grad Wende erfolgte und ich vor einer Mauer stand. Will sagen, ich hatte mir immer vorgestellt, zum Doubs ginge es abwärts, lag der Fluss doch unten in seinem Flussbett, oder etwa nicht? Womit ich nicht gerechnet hatte, war, dass man drei Täler überwinden musste, um zu eben diesem Flussbett zu gelangen. Oh weia, war das steil! Zwischen La Grande Corcelle und Lusans konnte ich den Hund nicht laufen lassen, um 32 Kilo Gewicht zu sparen, das war zu gefährlich, die Straße doch recht gut befahren. Ich schob also. Es war brütend heiß. Immer ein paar Schritte schieben, dann Verschnaufpause machen. Ich suchte mir Punkte auf der Straße, die mir mein Vorwärtskommen bestätigen sollten. Der Schatten eines Grashalms, ein Steinchen, ein Teerfleck … Pause. Der Schatten eines Grashalms, ein Steinchen, ein Teerfleck … Endlich war ich oben und konnte wieder fahren. Aber da war gleich die nächste Steigung bei St Hilaire. Hier konnte Motek zum Glück aussteigen, ich führte ihn mit meiner Stimme: „Geradeaus, Motek, geradeaus. So ist brav.“ Die letzte Steigung vor Venans war die schlimmste. Der Schatten eines Grashalms, ein Steinchen, ein Teerfleck … Pause. Der Schatten eines Grashalms, ein Steinchen, ein Teerfleck … Pause. Ich konnte schier nicht mehr, aber wen wundert's. Leer wiegt La Bombinette schon 65 Kilo, der Hund 32, dazu kamen gut 13 Kilo Gepäck und 3 Liter Wasser. In Roulans hatte ich endlich alle 3 Täler durchfahren und steuerte direkt auf einen kleinen Laden zu, wo ich mir einen Schweppes Agrum' kaufte, dem Hund zu trinken gab und im Schatten ausruhte. Puuh. Zum Doubs waren es jetzt nur noch so 2 Kilometer oder so, und die gingen nur abwärts. Mein erster Eindruck vom Doubs war: ausgetrocknet. Vorhanden war er aber doch - und angenehm. Es folgten Hundespaziergang und -spiel, weitere Pausen, gemütliches Fahren. Langsam sah ich mich nach einem Campingplatz um, als aber keiner kam erkundigte ich mich an der Kneipe Le Bistro du Barrage in Roche-lèz-Beaupré. Die Kellnerin rief gleich ihre Mutter an, die 200 m entfernt wohnte und organisierte für mich eine Übernachtung in deren Garten. Das war riesig nett, ich hatte nämlich keine Kraft mehr. Motek wurde angewiesen, die Katzen in Ruhe zu lassen, besonders Octa, den betagten Kater. Mein Zelt stand sicher in einem ruhigen Obstgarten. Und nach Dusche und Abendspaziergang mit dem Hund ging ich in dem Bistro auch essen. Einfach köstlich. Es brach dann noch ein Riesengewitter aus.
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Geändert von Mütze (24.01.23 09:12) |
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#1519890 - 24.01.23 09:17
Re: La Bombinette
[Re: Mütze]
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18. August, Tag 4: Roche lèz Beaupré, Besançon, Ranchot, 53 km Der Tag begann mit einem Einkauf im örtlichen Super U. Die freundliche Gartenbesitzerin hatte absolut nicht für den gewährten Zeltplatz nehmen wollen. Ich hatte mich einfach nur bedankt, an den Kreislauf der Freundlichkeiten gedacht, und fuhr dann weiter. Kurz vor Chalezeule sah ich die verrückte Brücke, über die ich hätte fahren müssen, wenn ich es noch bis zum nächsten Campingplatz geschafft hätte. Motek bekam Freilauf, während wir auf Besançon zuradelten. Und dann kam da gleich die nächste Überraschung: Der Radweg führt in einem kurzen Tunnel unter der Stadt durch! Mit mir bogen noch zwei andere Radfahrer und ein Ausflugsschiff ein, und wir lehrten den Passagieren das Gruseln, in dem wir langsam radelten und dabei ganz schaurig und laut riefen: „Huhuhu … ! Le monstre du tunnel … Huhuhu … !“ Ein toller Klang, da unten. Motek hatte weiter Freilauf, sowieso klappte alles richtig gut mit ihm. Nach Hundespiel und Trinkflaschen auffüllen (man, war das heiß heute!), kamen wir bei Thoraise an diesen weiteren Tunnel, durch den eine große Doubs-Schleife abgekürzt wurde. Lustig, statt einer Ampel eine Dusche aufzustellen ... Dann fand ich gegen Abend einen Campingplatz, den bei Ranchot. Ich wusch meine Wäsche und nutze La Bombinette als Trockner, kochte mir mein Abendessen (Nudeln mit Pesto) und machte noch 'ne Abendrunde am mit Seerosen bewachsenen Kanal.
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Geändert von Mütze (24.01.23 09:21) |
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#1519892 - 24.01.23 09:26
Re: La Bombinette
[Re: Mütze]
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19. August, Tag 5: Ranchot, Dôle, Tavaux, St Jean de Losne, 52 km In der Nacht hatte es wieder geregnet. Heutzutage reden ja alle über den Fußabdruck, den die Menschen auf der Welt hinterlassen. Und da war auch meiner, die Zeichnung meines unter dem Zelt trocken gebliebenen Bodens auf der verregneten Wiese. Ich musste wieder einkaufen und fragte mich nach einem Tante Emma Laden durch, das sind mir insgesamt die liebsten Geschäfte, nicht nur auf Reisen. Nachdem ich eine schöne Zugbrücke bewundert hatte, fand ich dann in Orchamps ein kleines Geschäft. Draußen war ein älteres Ehepaar dermaßen begeistert von dem Rad und dem Hund, dass sie nicht mehr zu bremsen waren. Einkaufen konnte ich erst nach 1000 Streicheleinheiten und Komplimenten. Dann fuhr ich zum Radweg zurück, machte eine Vesperpause gegenüber einer Baustelle am Kanal um die Staustufe zu reparieren und gondelte gemütlich weiter. Dôle kam in Sicht, ich durchfuhr es gemächlich mit offenen Sinnen, legte eine neue Pause ein, schaffte es bis Tavaux, wo der Radweg wegen einer als Seweso eingestuften Industrieanlage weiträumig umgeleitet wird (Autos und Einwohner dürfen sich der Anlage aber nähern) und gelangte wieder auf die ursprüngliche Strecke. Ja, und dann war ich schon in St Jean de Losne, dem Wendepunkt meiner Reise. Mein einer Zeltnachbar kam mit einer riesigen Kiste auf dem Gepäckträger angefahren. Der entnahm er ein Zelt und Schlafsachen, Kochutensilien, Speisen und ein kleines Radio. Dann kochte er sich etwas und setzte sich zum Essen auf die Kiste. Abends hörte er dann im Zelt eine Fußballübertragung. Lustig. Der andere Zeltnachbar war ein Pilger, der Weg St Jacques de Compostelle führt durch Dôle und St Jean de Losne. Er war ab Straßburg unterwegs, ein freundlicher Mensch. Aber für mich war es ja auch irgendwie eine Pilgerfahrt, ich war vor X Jahren hier schon einmal gewesen, auf meiner allerersten Radtour. Damals war ich abends angekommen und hatte gerade noch vor einem nicht endend wollenden Wahnsinnsregen mein Zelt aufgebaut. Zum Abendessen wollte ich mir Nudeln kochen, aber ich hatte kein Wasser da, zum Wasserhahn sprinten kam nicht in Frage. Da stelle ich einfach spontan vom Zelt aus meinen Kochtopf halb unter die Zeltplane, im Nu war er voll. Aus irgendeinem Grund geht mir diese Episode nicht aus dem Kopf, ich muss immer noch darüber lachen, es hat meine Einstellung zum Radwandern geprägt. Aus einer Palette baute ich mir dann noch einen kleinen Tisch, schließlich wollte ich hier ja einen Ruhetag verbringen.
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Geändert von Mütze (24.01.23 12:29) |
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#1519910 - 24.01.23 12:43
Re: La Bombinette
[Re: Mütze]
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20. August, Tag 6: Ruhetag Der Tag begann mit einem an Unverschämtheit grenzendem Abfaulen. Dann begab ich mich zum Kanu-Verleih gleich nebenan. Ich wollte paddeln gehen, für Motek war das eine Premiere. Die Bootsvermieter waren zwar nett, mir war es aber echt zu viel, wie sie Motek verhätschelten. Igitt. Ich hatte mir genau überlegt, wie ich meinen Hund an das Boot gewöhnen würde: Wir legten ein Kajak auf den Ponton, ich hieß Motek einsteigen, dann schaukelten wir es erstmal nur, während ich ihn lobte. Dann setzten wir das Boot in's Wasser, Motek kam wieder rein und wurde gelobt, dann endlich paddelte ich langsam los, wobei ich beruhigend auf ihn einredete. Also das ging nach kurzer Zeit schon richtig gut. Wir machten eine Spiel- und Planschpause am Ufer der Ourche, in die wir von der Saône eingebogen waren. Nach einer gut 2 stündigen Tour landeten wieder am Vereinshaus. Ich finde es toll, was Motek alles mitmacht. Allerdings glaube ich doch, dass er sich nicht so ganz wohl gefühlt hat, es war elend heiß, das Wasser spiegelte die Sonne noch mehr als eh schon. Weil ich jetzt sowieso schon vollkommen nass war, mietete ich gleich im Anschluss noch ein kleines E-Boot am Campingplatz und machte eine Besichtigungstour am Quai von St Jean de Losne: Ein netter Nachmittag. Jetzt wurde nochmal rumgefault, dann ein kleiner Hundespaziergang gemacht, mit der Campingbesitzerin geredet. Die Ärmste hatte - eh schon wegen Personalmangels übermüdet - wegen 3 Coronafällen im Campingrestaurant dieses ganz schließen müssen. Jetzt klingelte ständig das Telephon, jeder wollte wissen was los ist. Heute war nämlich Stadtfest und im Restaurant waren alle Tische reserviert gewesen. Ich kam mir ganz entsetzlich ungeschickt vor, als ich irgendwie meine Hilfe anbot. Leider gab es da nämlich absolut nichts, was ich hätte tun können. Ja, auf das Stadtfest ging ich dann auch noch und trank ein Bier mit meinen neuen Zeltnachbarn. Dann legte ich mich mit Isomatte und Schlafsack ans Saône-Ufer um das angekündigte Feuerwerk nicht zu verpassen. Wenn ich im Zelt übernachte ist mein Hund ja schon ein guter Wächter. Aber hier im Freien verdoppelte sich seine Wachsamkeit noch. Nur das Feuerwerk, das gefiel ihm dann gar nicht. Er knurrte, bellte und kläffte, war unruhig, fast panisch. Ich führte ihn umher, laufen ist in so Situationen das beste.
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Geändert von Mütze (24.01.23 12:46) |
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#1519912 - 24.01.23 12:51
Re: La Bombinette
[Re: Mütze]
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21. August, Tag 7: St Jean de Losne, Auxonne, Pontaillier, 55 km Fast schade, den Campingplatz wieder zu verlassen. Recht schnell war ich an der Stelle, wo der Doubs (bzw der Kanal) in die Saône fließt. Und dann auch ganz flott an dem Abzweig: Ich verließ die Eurovélo 6 (Atlantikküste - Schwarzes Meer) und bog wieder auf die Voie Bleue, die Saône entlang. Es war insgesamt einfach nur ein angenehmer Radeltag. Kurz nach Samery fehlte die Beschilderung, ich fragte mich durch, fand zur Saône zurück, machte hie und da kleine Päuschen, der Hund hatte Freilauf und Spaß. In Auxonne knipste ich dieses Bild mit den verschiedenen Wasserständen, wobei ich mich schätzungsweise 2 bis 3 m über dem aktuellen Wasserstand befand. Heiß wurde es auch schon wieder, in einem hitzebedingten Gehirnausfall machte ich dieses Photo, was mein gutes Packen belegen soll: Die Zahnbürste darf nämlich rausgucken. Jawoll. Am späten Vormittag rollte ich auf den Campingplatz von Pontaillier. Hier war ich schon öfters gewesen, mit Edda, alleine … Angenehme Erinnerungen habe ich hier. Übrigens war der Platz, den ich nur gut besucht kenne, wie leer gefegt. Später trafen hier noch 4 Väter mit insgesamt 6 Kindern ein, die ich in den nächsten Tagen immer wieder traf. Ihre Zelte bauten sie wie ein kleines gemütliches Dorf auf, untereinander hatten sie einen angenehmen ruhigen Umgangston. Am Abend aß ich in der Camping-Schenke und machte dann noch einen Spaziergang durch's Dorf.
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Geändert von Mütze (24.01.23 12:54) |
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#1519914 - 24.01.23 13:03
Re: La Bombinette
[Re: Mütze]
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22. August, Tag 8: Pontaillier → Gray, 47 km Beim Packen an diesem Morgen ging mir ein Gedicht mit scheinbaren Gegensätzen durch den Kopf. Und wisst ihr was? Ich löste sie alle. Lest mit und staunt: Dunkel war’s, der Mond schien helle, schneebedeckt die grüne Flur, als ein Wagen blitzesschnelle, langsam um die Ecke fuhr.Ob es hell oder dunkel ist, ob etwas schnell oder langsam ist, empfindet jeder Mensch anders. Und an den Eisheiligen kommt es oft vor, dass Schnee auf dem grünen Rasen liegt. Drinnen saßen stehend Leute, schweigend ins Gespräch vertieft, als ein totgeschoss’ner Hase auf der Sandbank Schlittschuh lief.Die übten Yoga und unterhielten sich dabei in Gebärdensprache. Der ägyptische Hochleistungssportler Einthot Gescho Sin El'Hase (die Wissenschaft streitet erbittert über korrekte Schreibweise und Aussprache) trainierte auf Sand mit Spezialschlittschuhen für die Eiskunstlaufweltmeisterschaft. Da seid Ihr platt, was? Ich sponn die Geschichte dann noch weiter, nämlich das Einthot Gescho der Sohn der bekannten Finanzministerin Ischab Dietasch En'voll und des Außenministers Ischbin auss Ermir sei … Es war wirklich sehr heiß. Ich fuhr dann los und kaufte noch im örtlichen ATAC ein (leider kein Tante Emma Laden). Es war interessant, eine Strecke zu fahren, die ich vor Jahren schon mal gefahren war - unglaublich, an was man sich alles erinnert … Bald kam ich dann schon an die Abzweigung zwischen der Saône und dem Canal entre Champagne et Bourgogne. Irgendwann bekam ich Hunger, aber da Motek Freilauf hatte und vorwärts wollte, frühstückte ich im Fahren. Jawoll! Auf meinem schmucken Dreirad ist das ja ganz einfach. Und dann trafen wir einen Hund, die beiden spielten mit einem Stöckchen. Als der andere Vierbeiner weiter musste und meiner noch weiter spielen wollte, war auch das kein Problem: Stöckchen aufheben und wieder werfen klappt von La Bombinette aus auch beim Radeln. Ich wollte heute bis Autet kommen, aber es war unerträglich heiß. In Talmay machte ich eine Pause im Schatten auf einem kleinen Parkplatz, dann ging's weiter, irgendwann fehlten die Schilder und ich gelangte auf ein Feldweg voller Löcher - kurz, es war anstrengend. Also bis Autet würde ich heute nicht mehr kommen. Lieber in Gray schon auf den Campingplatz und ausruhen. Als ich dort ankam, besagte ein Schild an der Tür, der Verwalter sei erst ab 16 h da. Ich hatte also Zeit und wollte mal schnell in eine Werkstatt fahren, meinen Reifendruck überprüfen lassen. Mal schnell? So einfach war das nicht. Der örtliche Radladen war geschlossen, die nächste Autowerkstatt in einem Industriegebiet am anderen Ende der Stadt. Ich suchte lange, fragte mich durch, bekam erneut einen Auffahrunfall mit und durfte dann endlich direkt in eine Werkstatt fahren, wo der sehr nette Chef den Druck überprüfte, als Bezahlung nur den Hund streicheln wollte und uns erfrischend kaltes Wasser zum Trinken brachte. Was ein Abenteuer. Aber so richtig zufrieden war ich nicht, denn schon alleine wegen meinem Hund hätte ich das Ganze besser auf einen kühleren Zeitpunkt verschoben. Als Zeltplatz ist der Camping Municipal de Gray genial. Am hinteren Ende sind mehrere Hecken so angelegt, dass man wie in einem Labyrinth zeltet und richtig seine Ruhe hat. Ich duschte, ruhte aus, drehte mehrere Runden mit dem Hund und kaufte mir zwei Glas Bier bei einer improvisierten Schenke. Ein überaus fröhlich wirkender Privatmann zapft hier eiskaltes und gutes Bier. So ganz angemeldet ist der Verkauf wahrscheinlich nicht, denn der Verwalter meldet einen an und weist dann den Weg … Aber was soll's.
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Geändert von Mütze (25.01.23 07:38) |
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#1519947 - 25.01.23 07:42
Re: La Bombinette
[Re: Mütze]
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23. August, Tag 9: Gray, Autet, 20 km Bei meinen bisherigen Kurzausflügen mit dem Hund hatte ich immer darauf geachtet, dass er im Zelt seinen festen Schlafplatz hat. Auf dieser Reise breitete ich einfach eine Decke im Zelt aus und legte meine Isomatte drauf. Der Hund schlief meistens vor dem Zelt ein und kam dann rein um sich irgendwohin zu legen, wo es ihm halt gerade passte. Das war viel besser so. Die Reste des Abendessens von gestern gab es heute zum 2. Frühstück. Den Abwasch machte der Hund ... Heute war es schon am frühen Morgen recht heiß. Es war vollkommen klar, dass ich am besten nur am Vormittag fuhr und am Nachmittag im Schatten ausruhte. Als nahm ich mir das nahe gelegene Autet als Tagesziel vor. Auch hier war ich vor Jahren schon mal gewesen, da gibt es keinen richtigen Campingplatz, dafür aber einen schönen Zeltplatz mit Badestrand und Frittenbude. Schon um 11 h 30 war ich da, wartete bei einem kühlen Schweppes Agrum' auf den Besitzer und hing meinen Erinnerungen nach. Dann baute ich mein Zelt auf und ruhte mich aus. Schwimmen, Eis essen, nochmal Schwimmen, Fritten essen, ausruhen, Schiffe ansehen, Hundespaziergang (mehrmals), beobachten wie sich der Zeltplatz langsam füllt … war das nett! Und dann kochte ich mir was zum Abendessen und pilgerte nochmal zur Frittenbude um als Nachtisch eine Crème Brûlée zu verspeisen und mir ein Bier an's Zelt mitzunehmen.
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Geändert von Mütze (25.01.23 07:44) |
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#1519955 - 25.01.23 08:57
Re: La Bombinette
[Re: Mütze]
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24. August, Tag 10: Autet, Soing, Scey sur Saône, 46 km Das ist das schönste Photo meiner ganzen Reise. Der Zeltplatz schläft noch. Aber Motek und ich sind wach, denn wir wollen früh los. Auf der Saône liegt wunderschöner Morgendunst und wird von der aufgehenden Sonne in Gold verwandelt. Ein Moment der Heiligkeit. Der Tag begann dann mit der Überlegung, wo ich am besten einkaufen könnte. In den Waschräumen des Zeltplatzes hing eine Reklame für einen Intermarché aus, aber der ist ja kein Tante Emma, und außerdem lag der nicht auf dem Weg. Ich fragte ein Radler-Paar, die aus der Richtung kamen, in die ich wollte - anscheinend gab es einen Tante Emma laden bei Soing. Super, also nichts wie los, aber gemütlich. Kurz vor Ray machte ich meine inzwischen dritte Frühstückspause und sah bemalte Steine. Ein Schmuckladen in Soing legte sie aus. Bemalung auf der Vorderseite, genaue Adressenangabe auf der Rückseite. Bei Mercey war ein Schild für einen kleinen Laden, ich bog ab um es zu suchen, fand nichts, fragte in einem Frisörsalon nach (und unterbrach dabei wichtige Arbeitsschritte wie Färben und Lockenwickeln) und fuhr unverrichtet Dinge auf den Radweg zurück: Der Ladenbesitzer war krank, das Geschäft zu. Mist. Aber zumindest Motek war heiter, denn er labte sich bei seinem nächsten Freilauf an einem Schockohasen, den er im Wald gefunden hatte, nur um sich kurz darauf in etwas zu wälzen, von dem ich lieber nicht so genau wissen wollte, was es war. (Ich wusste schon, wer von uns beiden heute Nacht nicht im Zelt schlafen würde.) Ach übrigens: Wusstet ihr schon, dass der Fahrtwind auch manchmal gewisse Gerüche transportiert? Besonders wenn das verströmende Objekt vor einem sitzt? Bei Seveux führt der Kanal durch einen Tunnel, die Radfahrer müssen über den Hügel fahren. Die Beschilderung kam mir abhanden, ich sah auf meiner Landkarte nach auf und fragte mich durch, war dann aber rasch wieder auf dem richtigen Weg. Und kurz vor zwölf war ich dann in Soing und beeilte mich die kleine Anhöhe hoch zu Tante Emma. Ein Laden genau nach meinem Geschmack. Und natürlich sagte ich der Besitzerin, dass ich den Intermarché gemieden hatte, um zu ihr zu kommen. Leider gab es kein Hundefutter, auch kein Katzenfutter (auf das wäre ich zur Not ausgewichen), die Besitzerin schlug Schinken vor, eine Schockohasen/Schinken Mischung kam mir verdauungstechnisch nicht so ideal vor … Ich würde halt woanders nochmal einkaufen gehen. Weiter ging's immer mit Schattenpausen und gemütlichem Fahren. Machte vollkommen Spaß. Bei St Albin ist dann wieder ein Tunnel, diesmal fand ich aber den richtigen Weg und machte ganz oben eine Pause um die Schilder mit der Geschichte des Kanals zu lesen. Und wenn man der von der Anhöhe über dem Tunnel wieder runterrollt, fährt man direkt durch eine Kneipe am Tunnelausgang. Jetzt war ich in Scey, fand einen Tante Emma Laden (mit Hundefutter) und steuerte dann den örtlichen Camping Municipal an. Hier würde ich wieder einen Ruhetag einlegen, die Hitze machte uns zunehmends zu schaffen. Meine Zeltnachbarn (mit der elf Monate alten Lotta) waren ausgesprochen nett. Wir gingen dann auch zusammen schwimmen, abends machten sie Pizza und gaben mir ein Stückchen ab. Hmmm ... Bei dem Abendspaziergang mit dem Hund entstand dann noch dieses Photo. Ich konnte weder Wasser noch Schweppes Agrum' noch sehen und kaufte mir noch zwei Flaschen Bier und Brause, um mir Fledermäuse beobachtend einen Radler zu mischen.
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Geändert von Mütze (25.01.23 09:00) |
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#1519962 - 25.01.23 09:37
Re: La Bombinette
[Re: Mütze]
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25. August, Tag 11: Ruhetag, 8 km Mein Ruhetag begann mit einer kleinen Radtour mit meinem Zeltnachbarn zu dem Tunnel bei St Albin, da wo der Radweg quasi durch die kleine Kneipe führt. Ich aß einen kleinen Salat (Puuh, haben die stolze Preise) und machte dann einen Hundespaziergang. Der Kneipenhund folgte uns die ganze Zeit über, ich musste mein ganzes Können an Körpersprache aufbringen, um ihn zu verscheuchen, denn er hörte auf absolut keinen Befehl. Sowieso liegt die Kneipe zwar sehr nett, die Stimmung gefiel mir aber nicht so sehr. Und so sieht es vor dem Zelt aus, wenn eine ordentliche Radlerin es zu einem Ausflug verlässt. Ja, ansonsten wären da noch rumfaulen, Spaziergänge, schwimmen, plaudern, erneuter Einkauf für ein leckeres Abendessen inklusive Bier - ein gelungener Tag eben. Ach ja: Mein Hund spielte dann noch mit einem Minihündchen aus dem Tierheim. Das war lustig, denn um mit dem kleinen Knirps auf der gleichen Höhe zu sein, legte er sich einfach hin und spielte liegend. Apropos Einkauf: In dem Tante Emma Laden von Scey rundete die Kassiererin den Endbetrag nach unten ab, wenn man bar bezahlte. Sie wollte nicht so viel Münzen in ihrer Kasse haben. Und es entspann sich der immer gleiche Dialog: nämlich dass ich bewusst nicht mit Kreditkarte zahle, weil ein bestimmter Prozentsatz auf die Endsumme dann immer an die Bank geht.
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Geändert von Mütze (25.01.23 09:40) |
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#1519965 - 25.01.23 09:51
Re: La Bombinette
[Re: Mütze]
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26. August, Tag 12: Scey sur Saône, Fouchécourt, Jussey, Corre, 55 km Nicht nur zum Transport und Wäschetrocknen dient mir meine Bombinette, sondern auch zum morgendlichen Lüften meines Schlafsacks … Ja, ich stand früh auf packte langsam zusammen. Heute waren erträgliche Temperaturen angesagt. Dann verabschiedete ich mich von den netten Zeltnachbarn und gondelte los. Richtig gut fuhr es sich, die Strecke war ich vor Jahren schon mal gefahren. Zwischen Port-sur Saône und Chargey-lès-Ports ging es über die - recht hügelige - Landstraße. Wir schon auf dem Hinweg machte ich bei der Marienstatue am höchsten Punkt eine Vesperpause. Und mein Hund tauschte auch wieder Nettigkeiten mit dem Hund im benachbarten Garten aus … Bei Fouchécourt gelanten wir wieder an die Saône und beäugten den kleine Hafen, wo es angeblich einen Zeltplatz geben soll. Aber da war nichts. Zum Übernachten war es eh viel zu früh, ich wollte einfach nur wissen, ob es da etwas gibt. In Gevigney machte ich eine ausführliche Pause und verstand dann auch, wo ich auf dem Hinweg hätte fahren müssen - aber da fehlte halt die Beschilderung. Zwischen Gevigney und Jussey geht es wieder über eine Landstraße, und die ist echt stark befahren. Da gibt’s nur eins: Augen auf und durch. Meine Geschwindigkeit war rekordverdächtig, so schnell wollte ich das hinter mich bringen. Dann bummelte ich durch Jussey und fuhr Richtung Cendrecourt. Die Verwalterin vom Camping in Scey hatte mir erzählt, dass es in Jussey mal einen richtig guten Campingplatz gegeben habe. Den suchte ich jetzt, es interessierte mich einfach. Und tatsächlich fand ich ein altes Hinweisschild. Also noch vor der Brücke über die Saône Richtung Cendrecourt links abbiegen. War das ein toller Platz! Direkt an einer kleinen, überhaupt nicht befahrenen Straße und am Saône-Ufer mit Anlegestelle für Boote. Ich gab Motek Freilauf und ließ die Stimmung auf mich wirken. Als wären gerade die letzten Feriengäste vom Platz gerollt, als hätte der Besitzer sich gerade nach einer langen, gut besuchten Saison gestreckt, gegähnt, den Platz aufgeräumt um zufrieden selber Urlaub zu machen. Ich bekam fast selber Lust, das Ganze zu übernehmen, denn zwischen Fouchécourt und Fontenoy gibt es keinen Zeltplatz, der direkt an der Radstrecke liegt. Ich verweilte und genoss die Ruhe, dann fuhr ich die kleine Straße weiter, gelangte bei Betaucourt auf die stark befahrene Landstraße Richtung Corre und auch hier: Augen auf und durch. Uffz, geschafft. Am kleinen Jachthafen von Corre fragte ich, ob ich hier mein Zelt aufschlagen dürfe. Ich hätte es vielleicht bis nach Hause geschafft, aber es braute sich ein riesiger Sturm zusammen, und außerdem hatte ich von Radlern gehört, dass es hier eine nicht offizielle Zeltwiese gäbe. So war das dann auch. Gegen 5 Euro bekam ich den Code zu den sanitären Anlagen (sauber und geräumig) und zeltete direkt am Hafen. Richtig nett. Es folgten Hundespaziergänge, Auskundschaften des Hafenrestaurants (viel zu hochnäsig, nicht nach meinem Geschmack), Rumfaulen, Bootchen angucken, gemütlich essen. Einfach nur gut.
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Geändert von Mütze (25.01.23 12:56) |
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#1519966 - 25.01.23 09:52
Re: La Bombinette
[Re: Mütze]
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27. August, Tag 13: Corre, Bains-les-Bains, 32 km
Leider gibt es von diesem Tag keine Photos. Ich schlief etwas länger, baute langsam ab und packte, bedankte mich nochmal bei der netten Hafenverwalterin (man darf darüber reden, dass am Zelthafen gezeltet werden kann, aber richtig Reklame dafür soll man nicht machen) und fuhr dann langsam nach Hause. Der Hund hatte viel Freilauf, ich machte oft kleine Pausen, schwelgte in Erinnerungen. Ja, und dann war ich um kurz nach 13 h wieder zu Hause. Das Gartentor stand schon offen, Edda hatte Tee gekocht, mein Nachbar einen Kuchen gebacken. Total nett. Wirklich.
Kartenmaterial: IGN, Série Verte, 1 cm = 1 km
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#1519998 - 25.01.23 18:01
Re: La Bombinette
[Re: Mütze]
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Unterwegs in Deutschland
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Schön geschriebener Bericht - danke!
Mit großem Hund und so einem Monster-Fahrzeug auf Reise zu gehen bedeutet ja erhebliche Einschränkungen: Du kannst nicht mal eben in die Bahn umsteigen, viele Hotels und Restaurants stehen Dir nicht zur Verfügung, Du mußt nicht nur auf Deine sondern auch auf die Grenzen des Hundes achten, das Spezialfahrzeug braucht Ersatzteile, die Du kaum vor Ort findest. Chapeau - dass Du Dir sowas zutraust!
Da bin ich ängstlicher und denke schon immer einen Plan B mit. Ich nehme ein Fahrrad mit Allerwelts-Technik und nur soviel Gepäck, dass ich es problemlos mal ne Treppe hochtragen kann - oder in Bus/Taxi-Kofferraum/Bahn. Hast Du keine Angst mit Hund und 3-Rad irgendwo zu stranden?
Liebe Grüße Maja
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#1520003 - 25.01.23 19:10
Re: La Bombinette
[Re: Mütze]
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Top!! Hab zwar keine n Hund aber vielleicht mach mal eine Reise mit meiner kleinen Tochter! Schöner Bericht, Frau Mütze!
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#1520006 - 25.01.23 19:35
Re: La Bombinette
[Re: Mütze]
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Servus Ruth,
ein wirklich unterhaltsamer Bericht einer hundsmäßigen Reise. Wies scheint hatte auch Dein Vierbeiner Spaß daran. Weiterhin viel Freude mit Motek und der Bombinette. Die gefallene Madonna kannst Du bei Gelegenheit einmal wieder auf die Füße stellen. Ist aber kein Muss, vielleicht ist es so ja entspannter.
Gruß Nat
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Off-topic
#1520009 - 25.01.23 20:12
Re: La Bombinette
[Re: MajaM]
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Unterwegs in Französische Südpolar-Territorien
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Mit großem Hund und so einem Monster-Fahrzeug auf Reise zu gehen bedeutet ja erhebliche Einschränkungen:
Sicher. Meine Radreisen mit grossem Hund (und Kind) habe ich mit Anhänger gemacht: Leichter, flexibler und billicher. So einen Dreiradtrümmer würde ich mir dafür sicher nicht antun. Wir hatten doch mal die SocialMedia affinen Eltern, die mit Alexa 10kg Akku und 3 Kids durch Schweden damit wollten Aber Hauptsache, es macht der TE Spass...
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Liebe Grüsse - Panta Rhei "Leben wie ein Baum, einzeln und frei doch brüderlich wie ein Wald, das ist unsere Sehnsucht." Nâzim Hikmet, Dâvet |
Geändert von panta-rhei (25.01.23 20:20) |
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#1520010 - 25.01.23 21:12
Re: La Bombinette
[Re: Mütze]
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Moderator
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Wenn Du Deinem Hund nun noch beibringst mitzutreten, dann seid Ihr ein perfektes Team . Danke für den Bericht über eine Radreise mit - aus meiner Sicht - ungewöhnlicher Begleitung.
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Gruß, Arnulf
"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot) | |
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#1520019 - 25.01.23 22:20
Re: La Bombinette
[Re: Mütze]
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Beiträge: 17.409
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Wenn ich auch kein radpartnerschaftliches Verhältnis zu Hunden habe, mich niemals auf ein Bombinette setzen möchte auch keinerlei Medaillenambitionen im Kanusport habe, kann ich doch dank deiner Reiserzählung in einen atmosphärisch gelungenen Erlebnisbogen eintauchen. Launige Schmunzelpoesie noch dazu.
Auf der Suche nach maximal möglichen Schnittpunkten musste ich ferner überlegen, ob wir uns hätten begegnen können. Die Antwort ist leider nein. Du warst zu früh unterwegs, ein paar Orte besuchte ich später im September. Die Orte hätten Montbozon, Dole oder auch die Sodafabrik in Tavaux sein können - da allerdings eher nachts. Der Radweg ist da wohl umgeleitet, weil das Betriebsgelände zu beiden Seiten des Kanals existiert. An den Rastplätzen am Kanal kann man ganz gut mal zelten für eine kurze Nacht.
Diesmal hatte ich mich mehr am Ognon orientiert als am Doubs, um zur Burgundischen Pforte zu gelangen. An der Saône war ich auch für kurz, habe aber eine Verbindung direkter durch die Bresse-Region gesucht. Da gibts auch ganz hübsche Einsamstraßen plus Radweg, wenn auch für mich doch etwas zu flach. Einen Abstecher nach Tournus hätte ich dir noch empfohlen, da gibts ein Velomuseum, dass allerdings nur an wenigen Tagen auf hat (kam also auch nicht zum Besichtigen).
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen | |
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#1520020 - 26.01.23 07:06
Re: La Bombinette
[Re: MajaM]
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Hallo Maja, ehrlich gesagt habe ich da überhaupt keine Bedenken. Ich übernachte eigentlich nur auf Campingplätzen, sollte ich mal unbedingt in ein Hotel müssen - meistens darf man gegen einen kleine Aufpreis den Hund mitnehmen. Auch in Restaurants darf er ja mit. Und mein Rad hat ganz normale Technik. Kettenschaltung, Trommelbremse (keine Hydraulik), kleine Reparaturen würde ich schaffen. Und wenn mal was nicht klappt, also das verbuche ich über Abenteuer. Ich habe da nicht so Befürchtungen und freue mich schon auf die nächste Reise.
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#1520021 - 26.01.23 07:09
Re: La Bombinette
[Re: natash]
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Danke für Eure Komplimente Schamel und Natash. Wenn ich wüsste, wie ich die Madonna aufstelle würde ich das gerne tun. Aber ich habe keine Ahnung, wie ich das Bild drehen könnte. So darf die Madonna sich ausruhen, bis ich das nächste Mal bei ihr vorbeigucke.
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#1520022 - 26.01.23 07:11
Re: La Bombinette
[Re: panta-rhei]
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Hallo Panta-Rhei, klar gibt es leichtere Fortbewegungsmethoden. Es macht mir einfach nur total Spaß mit meinem Hund und dem schmucken Dreirad.
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#1520024 - 26.01.23 07:26
Re: La Bombinette
[Re: Keine Ahnung]
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Motek hat ja ein Geschirr an und ich habe mal versucht, ob er das Rad am Berg ziehen kann. Nur so aus Spaß. Aber das klappte nicht. Rechts und links am Weg sind viel zu viel interessante Gerüche ...
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#1520025 - 26.01.23 07:27
Re: La Bombinette
[Re: veloträumer]
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Na, dann machen wir das dieses Jahr einfach so, dass Du auf einer Radreise bei mir vorbeischaust. Ich habe einen großen Garten, da kannst Du zelten. Und ein Gästezimmer habe ich auch.
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#1520059 - 26.01.23 16:18
Re: La Bombinette
[Re: Mütze]
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Beiträge: 7.966
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Liebe Ruth, Danke für den sehr unterhaltsamen Reisebericht. Mit deinem Motek seid ihr schon ein klasse Gespann und so kommt man sicher leicht mit anderen Menschen in Kontakt. Und Kompliment mit deiner Bombinette. Wenn ich das richtig verstanden habe alles mit Muskelkraft betrieben? Kompliment Euch weiterhin solche tolle Touren. Rennrädle
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Geändert von Rennrädle (26.01.23 16:19) |
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#1520075 - 26.01.23 19:47
Re: La Bombinette
[Re: Mütze]
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Beiträge: 573
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Deine Art zu Radreisen erinnert mich an meine ersten Radreisen: Überschweres Gepäck, und unkonventionelles Equipment. Es waren tolle Reisen damals. Danke für die Erinnerungen! "Random kindness and acts of senseless beauty" ist ein schönes Motto einer Reise. (Mein damaliges Motto war weniger philosophisch: "The more you Spar, the longer you travel!" Viele Grüße, Matthias
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#1520097 - 27.01.23 09:58
Re: La Bombinette
[Re: Rennrädle]
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Danke. Ja, mit Menschen bin ich da schon in Kontakt gekommen, ist ja auch nett so. Also meine Bombinette hat so eine Art Hilfsmotörchen, Babboe ist bekannt dafür, dass die Motoren nicht besonders stark sind, das hat der Verkäufer mir auch gleich gesagt. Ich finde es aber sehr angenehm so und plane meine Touren entsprechend.
Mit meinem Hund zu reisen macht Spaß. Das hat nochmal eine andere Qualität.
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