Der Rahmen ist für meinen Anspruch zu lang.
Sicher? Solange auch nur ein Zentimeter Vorbaulänge nötig ist, ist der Rahmen doch eher zu kurz. Dass Vorbaulänge die Eigenstabilität verbessert, ist doch schon vor langer Zeit an die Brüder Grimm gesendet und dort redaktionell aufbereitet worden. Oder habe ich die falschen Füße? Ein Rahmen, bei dem die Fußspitzen in engen Bögen mit dem Vorderrad ins Gehege kommen, gehört dem Hersteller solange um die Ohren gehauen, bis sich das gibt. Ein langer Achsstand vergrößert nur die Schleppkurve. Die spielt allenfalls in schwerem Gelände eine Rolle.
Das sind ja gleich drei unterschiedliche Themen in einem Suppentopf - wie sich das für eine anständige Suppe auch gehört.
Ich möchte das mal rückwärz aufarbeiten. Daß unterschiedliche Radstände sehr direkt ins Fahrverhalten eingehen, weißt auch du. Das hat mit schwerem oder leichten Gelände nix zu tun. Höchstens daß jemand, der 300 km vor der Mündung einen ungemäanderten Flußradweg besteigt und ohne anzuhalten und je einem anderen Verkehrsteilnehmer auszuweichen erst an der Mündung wieder absattelt, davon wenig mitbekommt, das mag sein, ja.
Zweitens: die Fußfreiheit: Was bitte willst du mit Minimum 10 cm Luft zwischen den Schuhspitzen und dem Schmutzblech? Eine Greifvogelzucht aufbauen? Das ist wirklich und wahrhaftig vergeuteter Raum.
Jetzt zur Vorbaulänge. Wie alle Parameter am Rad, auch mein Lieblingsnonsensethema, das Knielot, darf auch sie nicht isoliert betrachtet werden. Was das Lenkverhalten angeht, kommt es ausschließlich auf die Position der Griffe zur Drehachse an. Wie die Verbindung dazwischen konstruiert ist, ist unerheblich, auch wenn sie in einem Bogen bis zum Erdtrabanten reichen sollte, zumindest geometrisch betrachtet.
Wird aber der Vorbau verlängert und der Lenker belassen, was zumindest gedanklich den meisten dieser Überlegungen zugrunde liegen dürfte, dann verändert das das Lenkverhalten ganz selbstverständlich, weil es die Hebelverhältnisse verändert. Das wirst auch du nicht bestreiten wollen.
Warum, um mal die Punkte zusammenzudenken, die Räder der gelobten Vergangenheit kurz nach Christi Geburt quasi null Vorbaulänge hatten, sagst du selber: sie hatten eine Gabel-Steuerrohr-Geometrie einerseits und eine Lenkerform andererseits, die einen Vorbau unnötig machten. Das bedeutet aber doch bitteschön nicht, daß Änderungen an der Helbelage keine Auswirkungen hätten!
Warum dann bei den Rennrädern lange Vorbauten kamen? Na selbstmurmelnd, weil man den Radstand so kurz wie irgend möglich halten will. Denn kurz ist wendig und mit einem Schlachtschiff hat man bei der Einerregatta einfach schlechte Karten. Das ist auch alles andere als Voodoo, das kann jeder sofort nachprüfen, der mal von seinem 125 cm Reiseroß auf ein 99cm Rennrad umsteigt. Sofern er das will.