Vier Uhr Freitag morgens – Klein Paris schläft noch. Das Aufstehen hat erstaunlich wenig Überwindung gekostet, schließlich habe ich mich die ganze Woche auf die Tour gefreut – letztes großes Ding vorm Prüfungsstress. Also am Vorabend alles vorbereitet: Bemmen geschmiert und in ne Bemmbüche gepackt. Rad gecheckt – super. Halb vier aus dem Bett gepellt und pünktlich um vier losgefahren, um meinen Vorfahrern von letzter Woche nachzueifern. Zunächst orientierte ich mich an Radweit:Leipzig-Chemnitz, da ich mit der Strecke gute Erfahrungen gemacht hatte, zudem hatte ich keine weiteren Zwischenstopps bei diversen Bäckern im Sinne.
Ich tangierte Markkleeberger & Störmtaler See und fahre durch Mausekitzscher, die Stadt, in der ich aufwuchs. Bereits dort machte sich eine Sonnenaufgangstendenz bemerkbar:
Dem weiteren Verlauf Radweit folgend bis Geithain
über eher ruhige Straßen.
Beim Blick ins Muldental verzehre ich mein Frühstrück – Käsetoast und Gurke.
Ein Stückchen an der Mulde entlang, bis ich sie schließlich wieder verlasse. Beim Aufstieg kann man noch einmal ein in den frühen 1870ern erbautes Viadukt bestaunen:
In Burgstädt verlasse ich Radweit:Leipzig-Chemnitz und nehme den schnellsten Weg nach Limbach-Oberfrohna, um ab dort den Track von L.O.-Radler abzufahren, den die Vorhut letzte Woche genommen hat.
Und weiter. Blicke gen Süden:
Nach Jahnsdorf der erste Anstieg, der mich ordentlich zum jappsen bringt, sowas bin ich halt nicht gewöhnt. Dafür konnte man oben angekommen gut gucken:
Ich fahre wieder ins Tal, gucke auf mein GPS und stelle fest, dass ich den Track verloren habe. Ich also voll auf die Eisen, die runtergefahrenen Höhenmeter wieder hoch – da konnte Schlimmeres verhindert werden. Wieder oben gings schön in den Wald. Wirklich tolles Stück Weg, macht Spaß mit dem MTB. Sah in etwa so aus:
Wieder südlich guckend ein ungewohnt-faszinierender Anblick: echte Berge!
Vorm Anstieg zum Fichtelberg genehmige ich mir und dem Fiet eine Pause. Rein in den Wald und immer bergauf:
Sehr ordentliche Wege. Die Höhenmeter machen mir wirklich zu schaffen, sodass ich öfter mal schiebe – man ist halt nichts gewohnt. Die Schiebepassagen hielten sich auch in Grenzen.
Völlig verschwitzt erreiche ich ein Rinnsal
und gönne mir eine kleine Pause, ehe ich halb eins auf dem Fichtelberg ankam.
Übles Motorradtreffen droben. Mein Fiet ist das einzig unmotorisierte Zweirad. Ich mache nicht allzu lange Pause- gegenüber lacht mich schon der Keilberg (Klínovec) an. Ein langes Stück Abfahrt bringt mich in die Tschechische Republik und eine dreiviertel Drehung im Kreisverkehr in Richtung Keilberg. Der Anstieg ist sehr passabel vonstatten gegangen. Eindrücke:
Wiederum Abfahrt. Sehr eindrucksvolle Sicht:
Ca. 25km durch Tschechien. Beinahe unberührte Natur und tendenziell nur bergab, gefällt mir. Die Straßenqualität war zwar nicht der Bringer, doch der Anblick entschädigt für alles:
Ich passiere den Grenzort, fahre ein Stück und denke, mich trifft der Schlag. Ewiges bergauf nach Johanngeorgenstadt. Ich mühe mich ziemlich ab, schließlich bin ich schon eine Weile unterwegs. Die Autofahrer haben aber Rücksicht.
Es wird dunkler und bald fängts auch schon an zu schiffen. Also schnell die gute JW-Jacke übergezogen und einfach weitergefahren. Mit Bedacht entschied ich mich vorm Losfahren für eine kurze, schnelltrocknende Jogginghose, sodass mir das Wasser nicht viel anhaben konnte.
Ich vernahm den Abzweig zum Auersberg und bog ab. Kurzer Eindruck dazu:
Wieviel unmenschliche Prozent es wohl da hochging? Keine Ahnung, als ich oben ankam, war alles wieder vergessen: die Anstrengung, der Regen .. Fröhlich lachte mich die Sonne an.
Auf dem Weg nach Eibenstock verpasste ich die Abbiegung des Tracks und fuhr durch die Stadt. Zur Talsperre hoch nochmal eine elende Schinderei – ich fluche höflich.
Mit dem Wissen, dass dies wohl die letzte große Höhenmeteraktion war, gehts weiter.
Bei Zwickau endlich der Muldentalradweg. Erneut starker Platzregen, von dem ich mich nicht beirren lasse – bloß das Donnern macht mir etwas Unbehagen.
Das folgende Stück Mulderadweg fuhr sich besser als erwartet – ich kannte diesen Abschnitt noch nicht. In Glauchau verfahre ich mich nochmal ein wenig, folge dann dem Radweg R3 (irgendwie von der VR-Bank gesponsort oder so). Die Qualität der Landstraßen war eher mäßig. Ich sehe schon sehr dunkle Wolken sowie einhergehende Blitze am Horizont:
Ca. 15km vor Altenburg gings dann los: Platzregen mit erbsengroßen Hagelkörnerchen. Die Jacke und die Schirmmütze schützten den oberen Körperteil. Die Oberschenkel werden vom Hagel gepiesackt, sodass ich trotz der Situation etwas schmunzle. Wieder das unheimliche Donnern. Ich philosophiere aus Langeweile, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, vom Blitz erschlagen zu werden und ob man auf dem Fahrrad vor einem Blitzeinschlag sicher wäre.
Ich gelange an einen Bahnübergang, Schranken geschlossen mit einem Kasten „zum Schranke öffnen, bitte Knopf drücken und Anruf abwarten“. Ich drücke und eine Frauenstimme erwidert: „Es kommt ein Zug!“ Ich stehe ne Minute im Regen und es kommt tatsächlich einer – mit 12 Bundeswehrpanzern beladen...
Weiter im Eiltempo gen Leipzig. Ich folge dem Pleißeradweg und bin gegen 23.15 Uhr nach 321 Kilometern wieder in Klein Paris.
Vielen Dank Peter Lpz für die Idee zur Tour!! War echt mal was einmalig-Verrücktes.
Der Muskelkater hielt sich doch bedeckt: ich hatte nur leichte Schulter- und Knieschmerzen in der linken Körperhälfte.
Zum Schluss noch ein Link zum Track:
http://www.gpsies.com/map.do?fileId=audkphmykrohxftcGrüße aus LE
Johannes