Und dann redet man sich eben ein, dass man auch damit die Berge hochkommt. Ich kann mir echt nicht vorstellen, dass, wenn Ihr abends, nachdem ihr alles abgeladen habt, den Berg noch mal hochfahrt, dass Ihr dann nicht spritziger, schneller und ausdauernder seid. Das sagt doch wirklich allein die Physik, oder nicht? Klar, je schwerer man selbst ist, desto relativer ist Gepäck. Aber auch das stimmt vielleicht nicht so. Das eigene Gewicht, das sind neben unnötigem Fett ja immer auch noch die Muskeln, also aktives Gewicht. Das passive Gewicht (also das Gepäck) dagegen tritt nicht mit den Berg hoch.
Also insgesamt war ich überrascht, dass einige von Euch den Einfluss des Gepäcks negieren.
Moooment. Negiert wurde der nicht. Nur relativiert. Argumentieren wir mal nicht aus dem Bauch heraus pauschal mit Physik, sondern machen handfeste Mathematik (mit fiktiven Zahlen):
Fahrer - 80 kg
Rad - 10 kg
Gepäck - 4 kg
Macht nach Adam Riese 94 kg. Das ganze mit 10 kg Gepäck macht dann 100 kg. Das sind noch nicht mal 5% mehr (es sind 4,2%). Bei einer Bergauffahrt mit 15,00 km/h reduziert das das Tempo um 5% auf 14,25 km/h (reine Hubleistung unter Vernachlässigung des Windwiderstandes). Der Einfluss ist geringer, als man so glaubt.
Und wie ich schon sagte - es gibt eine ganze Menge Spielraum. Nicht zu vergessen - die Berge fangen im Kopf an. Und mit Gepäck die Berge hochzufahren trainiert ungemein. Wenn ich dann mal ohne Gepäck hocfahre, dann scheine ich zu fliegen.
Und bevor ich es vergesse - ich habe auch schon am Berg mit 4 Packtaschen am Rad mal Mountainbiker gejagt, die die partout vor mir ankommen wollten, aber absolut nicht fähig waren, ihre Kräfte richtig einzuteilen.
Sie haben es wirklich mit allerletzter Kraft kurz vor mir geschafft.
Übrigens - zwei volle Trinkflaschen wiegen bei mir am Rennrad oder Randonneur auch schon knapp 2 kg.
Zu deiner Geschichte mit der Frau und der Lenkertasche:
In der Gruppe zu fahren heißt auch, sich aufeinander einzulassen. Dann kann man einfach nicht immer Vollgas fahren. Punkt. Wenn man jemanden 2 Bergrücken zurückhängen lässt, anstatt oben aufeinander zu warten, dann zeugt das von wenig Sozialgefühl.
Damit wir uns nicht falsch verstehen - ich fahre auch gern schnell und weit. Aber wenn ich das tun will, dann mache ich das entweder allein, oder mit Leuten, deren Leistungsfähigkeit ich einschätzen kann, oder es gibt die Absprache sich zu trennen. Letzteres ist weder ehrenrührig noch asozial, so lange man das vorher abspricht und alle einverstanden sind.
Ich stelle bei unseren Gruppenausfahrten (teilweise über 250 km) immer wieder fest, dass es Leute gibt, die einfach nicht in der Gruppe fahren können. Ohne dich persönlich auf den Schlips treten zu wollen - nach meiner Erfahrung sind das oft die Brevet- und Alleinefahrer, die es nie gelernt haben, ihr Tempo zu variieren (weil sie es nie mussten).
Und last but not least - in einer Gruppe ist IMMER eine(r) der/die Schwächste. Auf den lässt man sich ein, oder lässt es bleiben.
Da habe ich vielleicht den Vorteil, aus dem Rennradsport zu kommen. Wer dort sein Tempo nicht anpassen kann, der kann nie im Leben einen Wettkampf mit Fahrerfeld fahren.
Gruß
Thoralf