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#671178 - 21.11.10 18:29
Ostalpen Salzburg-Wien-Maribor-Salzburg
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Themenersteller
abwesend
Beiträge: 17.338
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Dauer: | 29 Tage |
Zeitraum: | 26.6.2010 bis 24.7.2010 |
Entfernung: | 2744 Kilometer |
Bereiste Länder: | Österreich Slowenien Ungarn
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Die Ostalpen und das östliche Alpenvorland zwischen Salzkammergut, Pannonischer Tiefebene und den südlichen Kalkalpen29 Tage | 2744 km (Mw 95 km/d) | 35200 Hm (Mw 1214 Hm/d) | (Mw 14,1 km/h/d) | (Mw 6:38 h/d) InhaltsverzeichnisEinführung / 1. Salzkammergutseen, Eisenstraße, Wildalpen (gleich hiernach) 2. Mürz, Wiener Wald, Freizeitstadt Wien3. Donau, Burgenland, Bucklige Welt4. Semmering & Joglland5. Vulkan- & Thermenland Südsteiermark, Ostslowenisches Weinland6. Pohorje-Gebirge, Drau, Karawanken7. Kärntner Seenland, Nockberge, Mur8. Sölktäler, Dachstein, Altaussee, & viel WasserVorbemerkungDie Vorbedingungen dieser Tour waren nicht gerade günstig. Durch eine Schleimbeutelentzündung aus den ersten Saisontagen des Jahres (Ostern) hatte ich einen nahezu vollständigen Ausfall an Trainingsfahrten im Frühjahr zu beklagen. In Zahlen sind das z.B. 2000 km weniger als im Vorjahreszeitraum. Sofern ich Vorbereitungstouen gefahren bin, musste ich schonend fahren, was entsprechend wenig Trainingseffekte brachte. Anfangs bin ich gar teils unter Schmerzen gefahren, was natürlich unklug war aber auch damit zu tun hatte, dass ich lange auf einen Arzttermin warten musste. Zwar war das Knie zum Tourstart nahezu schmerzfrei, bei bestimmten, insbesondere ungelenken Tretbewegungen kam es aber zu vereinzeltem Stechen, manchmal spürte ich auch nur ein seltsames Grieseln. Die Schleimbeutelentzündung ist heute weder ausgeheilt (chronisch), noch erfordert sie zwingend eine Operation (Orthopäde hat abgeraten). Insbesondere beim Schnellfahren in der Ebene, bei längeren Touren, aber auch bei extrem summierter Bergfahrbelastung, sowie „unsauberem“ Treten spüre ich das Knie immer noch. Eine leichte Gewebeverwachsung ist möglicherweise irreversibel (kleine Beule), die restliche Entwicklung aber quasi ein schwebendes Verfahren. Die fehlende Fitness war nicht nur spürbar zu Beginn der Tour, sondern hat das ganze Jahr Auswirkungen gehabt, was sich in den von mir penibel erfassten Daten auf meinen Touren hier vor Ort recht gut belegen lässt (ca. 1,5 km/h im Schnitt langsamer). Langsamer heißt aber noch nicht ein Verlust an Ausdauerfähigkeit. Sicherlich sind die Etappen etwas kürzer als sie bei voller Fitness hätten sein können. Unter Verzicht auf extreme Höhenmeter konnte ich aber trotzdem eine runde und gleichwohl anspruchsvolle Tour machen – immerhin waren es auch bei dieser Tour etliche Pässe, vermutlich 55 (genaue Zählung unklar). Wahrscheinlich waren es an keinem Tag über 2000 Hm, gemessen an meinen Touren der Vorjahre also geradezu eine „Flachtour“. Folgerichtig war meine diesjährige Sommertour eine Art Notlösung. Auch Terminsachen im Rahmen einer Erbschaftsangelegenheit zwangen mich zu einer extrem kurzfristigen Planung, Zug- oder Flugbuchungen konnte ich nicht machen, aus geplanten fünf Wochen musste ich vier machen. Wegen dem Knie sollte auch jederzeit eine überschaubare Rückreise möglich sein. Aus diesen Gründen kamen weiter entfernte Reiseziele nicht in Betracht wie etwa meine ursprünglich bereits detailiert geplante Tour durch die Pyrenäen. Die An- und Abreise erfolgte mit dem Zug, wobei ich günstige Blanko-Tickets aus einer DB-Aktion verwendete. Für die Rückreise hatte ich keinen Radstellplatz reserviert, weil ich mir nicht sicher war, ob ich die Tour durchstehen würde. Ich wollte schließlich mittwochs für Sonntagabend einen Stellplatz in Schladming buchen – es war aber bereits ausgebucht. Sinnigerweise musste ich ja die Tour ohnehin witterungsbedingt unerwartet woanders – in Salzburg statt in Kufstein – beenden. Es gab dann in Salzburg etwas Probleme, weil mir der Schalterbeamte keine Radfahrkarte ohne Reservierung verkaufen wollte, Reservierung ist ja so kurzfristig nicht möglich. Irgendwie hat er mir dann doch eine verkauft – ich wäre sonst auch ohne gefahren. Ob es geholfen hat, dass ich wie ein wandelnder Wasserfall aussah, weiß ich nicht. Wenn ich aber noch länger in der Übergangsbaracke gestanden hätte (Salzburg Hbf war/ist? Baustelle), hätte sich alsbald der Boden aufgelöst. Wie erwartet war noch ausreichend Platz im Radabteil vorhanden, denn selbst bei gebuchten Plätzen dürften nur wenige Radler an diesem Tag überhaupt auf die Piste gegangen sein. Der TourgedankeDer von mir lange eher für meine altersschwachen Tage reservierte, niedere Alpenteil ganz im Osten sollte es dann werden. Zu weit für Kurztouren von mir entfernt, aber mit ausreichend Potenzial für einen unverhofften, geordneten Rückzug. Die Tour wurde zu einem echten Rundkurs, was nicht ganz so geplant war. Den letzten 2-tägigen Abschnitt zwischen Hallein und Kufstein musste ich wegen extremen Regenwetters streichen, was in der Sume einen Reisetag weniger ergab. Auch musste ich wieder einige Routen streichen, im Nachhinein schmerzt mich am meisten nicht die Burg Hochosterwitz und den Gosausee am Dachstein besucht zu haben. Die Unterteilung der Ostalpen bereitet mehr Schwierigkeiten als die der Westalpen. Entsprechend schwer tue ich mit einer Gliederung, zumal die Etappe nicht streng den Regionen folgen, sondern zuweilen quer Beet hin- und herwechseln. Das Leithagebirge, das Ödenburger Gebirge und der grenzübergreifende Naturpark Gschriebenstein finden sich i.d.R. nicht mehr in den Beschreibungen der Alpen. Ich zähle diese Erhebungen als östliche Alpenausläufer aber noch dazu. Alle von mir angefahrenen Regionen eignen sich auch für kompaktere Rundreisen. Dabei sollte man sich aber nicht streng an Bundesländer- oder Staatsgrenzen halten, da sich die meisten Regionen nur grenzüberschreitend vollständig erschließen. Unter den österreichischen Bundesländern ist die Steiermark wohl das heterogenste, dort bin ich auch am häufigsten eingefahren. Pleiten, Pech und PannenEs gehört zu meiner jüngeren Geschichte, dass ich auf meinen großen Radtouren mindestens einmal stürze. Diesmal war es gleich am zweiten Tag, als ich das Radmuseum suchend in Altmünster den Kopf während des Fahrens nach hinten wendete und vergaß ihn wieder nach vorne zu richten. So näherte sich das Rad unmerklich den berüchtigten Bordsteinen, und kaum dass der Blick nach vorne ging, lag ich schon da. Die puffernde Wirkung der Lowrider machten sich auch hier wieder bezahlt. Dennoch zog ich mir eine recht schmerzhafte Prellung am Schienbein zu, weil ich ans Pedal gelangte. Unmittelbare Kühlung wäre wohl gut gewesen, fand aber keine geeignete Möglichkeit. Der Schmerz war zwar nach wenigen Tagen verschwunden, eine schmerzempfindliche Stelle blieb aber ca. 3 Wochen erhalten. Abgesehen von einem Abdeckplättchen am STI-Hebel, das bei diesem Stolperer verloren ging, hatte ich keinerlei Pannen. Das eigentlich nur kosmetische Plättchen ersetze mir eine Radhändler in Tamsweg kostenlos aus seinem Altteilebestand. Danke! Trotzdem hatte ich laufenden Ärger mit der Technik – und zwar mit der des Tachos, genauer mit dessen Höhenmessfunktion. Dieser Funk-Tacho von Ciclomaster fing bereits in den ersten Tagen der Tour damit an, immer mal wieder seine Temperaturmessung einzustellen (meist dann Anzeige 0 °C) und gleichzeitig setzte auch die Höhenmessung aus. Lies man im Stand den Tacho ausgehen und startete erneut, ging die Messung wieder. Blieb ich mal kurz stehen, konnte es sein, dass der Tacho wieder einschlief. Kilometermessung und Uhrzeit funktierte aber immer. Daher sind etliche Tage in der Höhenmeterangabe zweifelhaft oder fehlerhaft, auch wenn ich schätzend und rechnend versucht habe die Werte zu korrigieren. Etappen, auf denen die Angaben besonders fraglich sind habe ich mit * gekennzeichnet. Bei einem vergeblichen Versuch mittels Batteriewechsel das Dilemma zu lösen, vergaß ich auch die Kilometer zu notieren, diese Etappe ist mit ** gekennzeichnet, wenngleich die Km-Angabe ungefähr stimmen müsste. Der Tacho wurde mittlerweile (noch innerhalb der Garantiezeit) vom Hersteller durch ein neueres Modell ersetzt, nachdem eine Reparatur scheiterte. (Über örtlichen Radhändler abgewickelt.) Damit gibt es auch noch ein kleines Lob für Ciclomaster, wenngleich ich die vollständige Umstellung der Produktlinie von Tachos mit Höhenmessung auf Funktachos für falsch halte, weil fehleranfälliger als die alten verkabelten. Pech war auch, dass das abschließende Wochenende im Dauerregen ertränkt wurde. Eine Weiterfahrt durch den Regen wäre sinnlos gewesen, die Berge waren in Wolken versunken und wie später in den Medien berichtet, kam es im westlichen Österreich und im angrenzenden Bayern auch zu Überschwemmungen. Trotzdem hatte ich in dem insgesamt nicht so berauschenden Sommer genau die vier Wochen rausgepickt, die wirklich Sommer waren. Gelegentlich zog Bewölkung auf, meist war es aber sonnig, wenngleich oft mit einem ungünstigem Dunstschleier für das Fotografieren. Auch das Blenden beim Fotografieren war diesmal sehr extrem, wahrscheinlich habe ich noch nie soviel blind shots gemacht. Dokumentiert ist die Reise mit über 2600 verbleibenden Fotos aber ausreichend, und ihr bekommt davon immerhin 1275 Stück zu sehen. Essen und TrinkenMeine Vorurteile über die östereichische wie auch die slowenische Gastronomie sind ziemlich positiv. Insofern muss ich nach der diesjährigen Reise da ein paar Abstriche machen – sprich, ich mache jetzt mal etwas die Meckerbude auf. Das erste Problem ist eigentlich kein österreichisches, sondern mittlerweile schon fast ein europäisches – zumindest auch in Deutschland sehr präsent: War doch früher der Italiener, der Chinese usw. eine Bereicherung für das heimische Speiseangebot, fallen heute viele „getarnte“ Drittland-Restaurants durch eine besonders minderwertige Küche auf. Ich kenne das ja schon jahrelang von diesen Universal-Pizza-Service-Stationen made in Hongkong in den Städten – Inder, Chinesen, Türken, Balkanesen oder was auch immer, die komplette Weltspeisekarte kann man ordern – aber mit was für einem Geschmackscharakter? Nunmehr greifen diese „Getarnten“ immer mehr auf seriös aussehende Sitzplatzrestaurants über, immer freundlich, aber… Getarnt weil z.B. italienisch „Ristorante“ oder was ähnliches draufsteht, drinnen werkelt aber ein Türke und versucht sich an italienischer Pizza. – Geht nicht gut, manche Hefelappen einfach eine Zumutung. Andere Tarnungen waren der Grieche als „Italiener“ (der griechische Salat war ja gut, aber die abgesoffenen Spaghetti?) oder Serben als „Alpengasthöfe mit lokaler Küche“ (mehlpappige Knödel). Im Schwarzwälder Loßburg hatte ich in jüngerer Zeit auch einen getarnten „Schwaben“, das waren Türken, die Spätzle-Fleisch-Komposition schlicht ein kulinarischer Missbrauchsfall. :verärgert. Liebe Türken, liebe Griechen, liebe Serben und liebe andere Drittland-Köche – warum kocht ihr nicht das, was ihr aus eurer Heimat kennt und könnt? Mal als Tipp: In Konstanz gibt es (mind.) zwei hervorragende (preiswerte) türkische Restaurants, die brillante türkische Gerichte auf den Tisch zaubern – aber eben nix Murx-Italo-Spaghetti, nix Mist-Schwabenteller, nix Fettlappenpizza. Ich esse auch gerne griechische Gerichte, serbische usw., wenn ihr das einigermaßen zurechtmacht. Aber warum dieses dilettantische Gefurche in fremden Töpfen? Das zweite Problem waren diesmal die Salate. Fast immer ein schwäbische Essigtunke. Muss das sein? Gitb es kein Olivenöl mehr? Zu teuer? – Und in der Steiermark: Kürbiskernöl als gewinnträchtiges Souvenir überall zu haben, in der Küchenpraxis offenbar ein Fremdwort. Bestellte ich sogar einen Salat, der ausdrücklich mit Kürbiskernöl angekündigt wurde, sah ich homöopathische Ölspritzer über einem Salat, der vorher in Essig ertränkt wurde. Wie soll ich da die braun-grünen steirischen Edeltropfen noch schmecken? Überhaupt die Steiermark: Verkauft doch der steirische Kenne-ich-die-reale-Welt-überhaupt-noch?-Fernsehkoch Johann Lafer sein Bundesland als Gourmeteldorado, so bekam ich eigentlich in der bodenständigen Küche vor Ort anderes zu hören: Ich traf noch zur Frühstückszeit bei einem künstlerisch gestaltetem Hotel mit Gastbetrieb bei Hatzenfeld ein, machte Fotos und ließ mich überreden, dort gepritzten Holundersaft und eine bodenständige Vulkanwurst zu essen (rot und feurig, es handelt sich dort um altes Vulkanland). Der Wirt war fahrradinteressiert und seine Herberge führte das Prädikat „Fahrradfreundlicher Gastbetrieb“ Warmes, gar fettiges Essen trachte ich sonst morgens nicht zu essen. Dann kam eine Gesellschaft junger Männer (U20), ca. so um die 20 verbale Kraftmeier in der Zahl. Ein offensichtlicher Jubilar spendierte Trinken und Essen für alle – Bier gabs dann – und Steak mit Pommes. Es war noch nicht Zehne. Da fragte ich den Wirt, ob das hier normal sei. Die Antwort ein klares Ja, das sei typisch steirische Lebensart! Das passt jetzt nicht sogut gut zu dieser Johann-Lafer-Welt. Ich würd’ es nicht erwähnen, wenn sich mir der Eindruck einer nicht sonderlich ausgefeilten Küche nahezu flächendeckend in der Steiermark aufgedrängt hätte. Ein anderes Ärgernis sind die Preise für Kaffee. Bisher war es immer so, dass nationale Grundnahrungsmittel im Lande günstig sind. Wein ist in Italien und Frankreich günstig, selbst wenn es sonst eher teurer ist. Wenn der Wein in der Schweiz teuer ist, schadet das die Landsleute nicht, die trinken zur Not auch ein Glas Gletscherwasser. Der Espresso danach (wonach auch immer ) kostet in Frankreich und in Italien eine Wenigkeit, beim französischen Milchkaffee ist die Entwicklung schon etwas ungünstiger. Aber im Kaffeeland Österreich mit ihren Häferlen und Hofspännern ist alles Braunfarbene doch überaus teuer. Ich möchte das jetzt nicht gerne politisch deuten. :fragend: Die 3,50 € für eine schlichte Tasse Kaffee (ländlich, Gasthof an der Katschbergstraße) ist dann doch schon Anlass für einen Protestschrei – war nicht die Ausnahme. Ich dachte spontan, ob ich jetzt noch eine junge Bedienung zum Nachschlag auf den Schoß gesetzt bekomme… - Okay, das war jetzt ein Macho-Spruch, Schande über mein Haupt…. In St. Veit gab es in einer Konditorei Frühstücksangebote von 6 bis 20 Euro. Die zu erwartende Leistung stand in keinem Verhältnis zum Preis (Urteil gemäß Karte, gegessen habe ich dort nichts, nachdem bereits in Gmunden schlechte Erfahrung mit einem Frühstück im noblen Seecafe gemacht hatte). Mag sein, dass St. Veit insgesamt ein wenig Nobeladresse ist, aber man muss es nicht auf die Spitze treiben. In Slowenien sammelte ich diesmal recht wenig typische Essenserfahrung, das zweimalige Essen in dem Ferienzentrum in Banovci war einmal ordentlich und einmal gut (bestätigt die allgemein gute Küche in oder bei Campingplätzen in Slowenien), das einzige Essen in einer bodenständigen Gostilna eher enttäuschend, in Maribor ein „getarnter“ Italiener – oder besser gesagt: Ich kenne Slowenen, die gut italienisch kochen können – diese waren dort aber nicht hinter dem Herd (matschige Gnocchi). Auffällig gut waren die Supermärkte in Slowenien bestückt, sogar manchmal variantenreicher als in Österreich. Auffällig auch etliche eingeschweißte Frischware in Österreich, z.B. bekommt man Ingwer nur als Familienpackung – egal ob Tante-Emma-Laden oder Großsupermarkt. Schwach das Käseangebot im Bergland Österreich – insbesondere auf dem Lande (Näheres s.u. im Tagebuch-Bericht). Als problematisch sehe ich den Vormarsch der Discounter an. Aldi alias Hofer ist mittlerweile in Slowenien ähnlich verbreitet wie traditionell beim nördlichen Nachbarn und Lidl zieht in beiden Ländern deutlich nach. Ähnliches konnte ich sogar jüngst in der Schweiz beobachten – dort aber noch mehr im Anfangsstadium. In Ungarn gab ich keinen Cent aus, somit habe ich dort auch keine Erfahrungen gesammelt, lediglich verlockende Eisdielen kann ich aus der Beobachtung heraus erwähnen. Wo soviel Häme ist, soll auch Lob sein. In der einfachen Küche darf man keine Wunder erwarten. Ich habe auch hervorragende Gerichte genossen, Preis/Leistung top – vielleicht mehr, als durch diese Darstellung suggeriert wird. Dabei liegen insgesamt die deftigeren Gerichte den Österreichern besser in der Pfanne, Gemüsebeilagen sind selten. Einige Male bin ich selber schuld gewesen, weil nicht rechtzeitg für österreichische Schließzeiten vor Ort. In Fürstenfeld hätte ich nur ein paar Meter zur Stadt gehabt, wo ich ausreichend heimische Küche gefunden hätte usw. Eine Kunst aber beherrschen die Österreicher selbst dort, wo der Rest des Essens nicht berauschend ist: Die Süßspeisen. Egal ob Topfenknödel, Strudel, Palatschinken, oder oder… - Einfach Spitzenklasse! (jetzt darf der Lafer doch noch lecker lachen) Der TourverlaufNach den jeweiligen Leseblöcken der insgesamt 8 Teile findet ihr jeweils eine Bildergalerie zum zugehörigen Teil (dazu immer das Bild anklicken, danach am besten auf Diaschau gehen und F11 drücken) – ich schreibs diesmal nur einmal! TEIL 1 Von der Millionärshochburg ins Armenhaus: Salzkammergutseen, Eisenstraße, bergige Flussradwege und Lebkuchen aus einem WallfahrtsortSa, 26.6. Salzburg - Glasenbach - Peschauer Sattel (714m) - Hinterebenau - Faistenau - Tiefbrunnau - Perfalleck (822m) - Fuschl - St. Gilgen - Scharflinger Sattel (604m) - Unterach - Weißenbacher Sattel (553m) - Ebensee - Altmünster113 km | 880 Hm | 6:08 h | 18,1 km/h C: Traunsee 11,- AE: Thunfischsalat, Pizza, Rotwein 17,- € Sowohl Anfang als auch Ende der Tour führten durch das schöne Salzkammergut, das mir bereits mit seinen Seen aus meiner 2003er-Tour gut bekannt war. Durch angrenzende Gebiete führte ich bereits weitere Touren, Salzburg sah ich zum dritten – nimmt man die wasserreiche Abreise noch dazu – zum vierten Male. Das Salzkammergut war demnach dem Gerne-Wiedersehen und dem Lücken-schließen gewidmet. Für den Einstieg wählte ich eine versteckte Route wenig südlich von Salzburg. Den Abweig in Glasenbach könnte man übersehen, zudem sollte man rechtzeitig den Tauernradweg Richtung Ort verlassen, damit man nicht vorbeifährt. Über eine Schlucht gelangt man zu den idyllischen Kleinoden Felsenbad und Hintersee abseits der Hauptwege, beides herrliche Badeplätze. Die Ruhe wird am heutigen Tage etwas durch eine Oldtimerrallye gestört – vor sieben Jahren habe ich in dieser Gegend ähnliches erlebt – scheint so, als fühlen sich Altblechfreaks im Salzburger Land besonders wohl (Millionäre? Zumwinkel-Freunde? Würth-Jünger?). Insgesamt bewältigt man auf dieser Strecke zum Fuschlsee mehrere kürzere, aber durchaus steile Anstiege. Der Wolfgangsee lag diesmal etwas trübe vor mir. Beeindruckend auch bei schlechter Sicht ist die Perspektive am Mondsee nach Westen gerichtet. Hier ist gegenüber 2003 mittlerweile ein neuer Tunnel gebaut worden, einer für Autos und einer für Räder. Letzterer ist in Intervallen seeseitig offen, was tolle Panoramablicke ermöglicht (wurde im Forum schon mehrfach erwähnt). Auch am Attersee gibt es neue Radwege. Zudem herrschte hier wir auch über den Weißenbacher Sattel überraschend wenig Verkehr. Ganz anders auf der Verkehrsader zwischen Ischl und Ebensee am Traunsee – kerzengerade Ödnis, unter grauem Himmel und röhrende Autos. Alternativen gibt es aber nicht. Der Traunsee diesmal in Abend- und Morgensonne, sehr atmosphärisch, ein See der ewigen Ruhe. Bin zum zweiten Mal auf dem Camping in Altmünster (direkt am See), kumpelhafter Campingwart. So, 27.6. Altmünster - Gmunden - Scharnstein - Dörfl - Schön - Steinbach - Ternberg - Großraming - Brunnbach117 km | 1480 Hm | 7:49 h | 14,8 km/h C: wild 0,- € AE: Knobibrot, Filetspieß mex., Pommes, Rotwein 17,50 € Schon besagten Strauchler erleide ich am Morgen. Da habe ich mich sehr über mich selbst geärgert, war gar über einen halben Tag lang beim Radeln leicht verunsichtert. Typisch Reiseradler: Selbst aus dem Besuch des Radmuseums wird nichts, denn diesmal bin ich zu früh. Eine mir unbekannte, dafür spannend erwartete Region war Eisenwurzen – jene Gegend, durch die die Eisenstraße führt, eine ehemalige alpine Industrieregion, wenn man so will. Im Gegensatz zum reichen und touristischen Salzkammergut gibt es hier eher verarmte und Orte mit wenig Tourismus und starker Abwanderung betroffen. Unweit Steinbach am Ziehberg, wo ich einen alten Schmelzofen mit Förderturm inspizierte, traf ich eine einheimische Frau, die mit einer sehr professionellen Kamera und einem Hund umherging. Wir kamen ins Gespräch über Fotografie, über die Abwanderung in der Region nach dem Niedergang der Eisenproduktion, über die fortschreitende ländliche Verarmung und Überalterung und über neue Perspektiven durch lokale und regionale Vermarktung. Sie war in einer Initiative tätig, die diese Region fördern soll, musste aber eingestehen, dass das die negativen Entwicklungen noch nicht aufhalten kann. Der Tag war sehr heiß, verlief vielfach entlang von Flüssen (Steyr, Enns). Dennoch fand ich keine Badestellen, denn die Flüsse haben sich hier sehr tief eingegraben, sind meist nicht von Wegen und Straßen erreichbar. Sinnbild dafür der Steyr-Durchbruch, der allerdings weniger aufregend ist als man einen Flussdurchbruch erwarten kann. Lob gilt den Radweggestaltern, die mit zahlreichen Tafeln sowohl über die Wegführung als auch über Geschichtles und die Natur informieren, zahlreiche Rastmöglichkeiten und Brunnen begleiten die Strecken. Schwierig ist allerdings die topographische Bauweise der Radwege. Ist der Steyr-Radweg nach mit etwas gutem Willen auch für Familien fahrbar, so verblüfft der Enns-Talweg als Hochleistungsstrecke mit steten Auf und Abs mit hochprozentigen Steigungen. Wer den Enns-Radweg fahren will, sollte Bergziegeneigenschaften mitbringen – zumindest in dem hier von mir gefahrenen Bereich (beim Gesäuse ist er einfacher). Die Straße auf der anderen Uferseite ist zwar auch nicht flach, dürfte aber weniger kurzweilige und steile Steigungen haben. Bereits in Reichraming hätte ich eine Abkürzung über einen Radweg einer alten Bahntrasse entlang nehmen können. Davon wusste ich aber nichts, habe mir das erst in Großraming auf einer Tafel angeschaut. Zum Glück hatte ich das aber nicht gemacht, wie der nächste Tag zeigen wird. In Großraming entschloss ich mich schließlich, die Enns zu verlassen und ins Hintergebirge einzufahren. Zunächst plante ich nur über den Hirschkogelsattel zu fahren, änderte aber am nächsten Tag meine Pläne mit harten Konsequenzen. In Großraming war der letzte Gasthof und so verschenkte ich 1,5 Stunden Tageslicht. Ungewöhnlich lange dauerte die Speisung und ich fuhr in die Dunkelheit hinein auf eine Berghöhe vor Brunnbach. Dort bot mir ein Kapellchen einen schöne Wildcampingplatz. Den Berg runter nach Brunnbach hätte ich gar eine Hütte mit Waschgelegenheit vorgefunden, was ich aber nicht ahnen konnte. Wer im Hintergebirge radeln will, sollte sich zusätzliche Radkarten kaufen (oder Äquivalentes für GPS). Es gibt etliche offizielle Radpisten, die gut fahrbar sind. Einige werden auch geringfügig von Autos befahren (Alm- und Forstbetrieb). Zudem sind Teilstrecken asphaltiert, sofern damit Bauernhöfe erschlossen werden. Das eröffnet eine Reihe von Möglichkeiten als Alternative zu den bekannten Flussradwegen außen rum. Die Karten oder Infotafeln sollte man aber genau studieren und vorsichtig sein. Die Österreicher erklären schon mal gerne eine Piste als Radweg, die geschottert und steil ist, dass dort nur gut trainierte Radler bzw. MTBer rauf kommen. Auch die einfach zu fahrenden Bahntrassen enden irgendwann und man muss für den Übergang in ein anderes Tal mit einem heftigen Anstieg rechnen. Mo, 28.6. Brunnbach - via R9 (Bahntrasse) - Große Klause - (Umleitungsstrecke: schwerer Schotter) - Hirschkogel (1157m) - Hirschkogelsattel (882m) - Mooshöhe (846m) - Unterlaussa - Altenmarkt - Landl*67 km | 1845 Hm | 6:17 h | 10,6 km/h C: Brückenwirt 4,- € AE: Zwiebelrostbraten, Knödel, Salat, Marillenknödel, Rotwein 15,70 € Wie schon angedeutet, ließ ich mich in Brunnbach von der direkten Linie zum Laussatal abbringen. Die Hinweise auf eine historisch belehrende Bahntrasse auf guter Piste mit geringer Steigung samt schönem Wasserfall verführte mich den Umweg zu fahren. Zur Reichraminger Waldbahn samt Bilder gab es bereits das Bilderrätsel 670. Die Strecke ist sehr lohneswert, man fährt durch alte Felstunnels und kommt an einer kleinen Klamm vorbei. Dann treffe ich auf eine Pistensperrung wegen Waldarbeiten. Ich versuche dort vorbeizukommen, die Holzstämme liegen aber derart über der Straße, das ein Überklettern ebenso unmöglich ist wie ein Umklettern im Flusstal. Die Arbeiter machen mir auch keine Hoffnung, dass ich in Kürze die Straße passieren könne. Stattdessen gibt es wenig vorher ein Schild „Umleitung“. Wer dieses Schild aufgestellt hat – es kann ja nur jemand der Forstverwaltung sein – hätte mir wenig später nicht begegnen dürfen, sonst wäre es zu einem Mord im Raminger Hintergebirge gekommen. Die Umwegpiste wurde zunehmend steiler und schottriger. Immer glaubte ich, dass es ja nicht beliebig nach oben gehen kann. Doch das war eine Täuschung. Ich begann zu schieben und selbst das war bald kaum noch möglich, zumal ich aus dem Wald heraus in die brennende Sonne geriet. Ich sah zwei Waldarbeiter, wollte bei einer Gabelung nach dem richtigen Weg fragen – aber die waren der deutschen Sprache nicht mächtig. Ich begann Steine den Berg herunterzurollen, in der Hoffnung, dass sie die weit unten zu hörenden Forstarbeiter erschlagen würden. Ich musste diese Agressionen loswerden, es war einfach höllisch. Natürlich konnten die Steine niemals die untere Straße erreichen. Das Geschiebe ging weiter, ich ließ mich erschöpft nieder, schaffte manchmal nur 50 m bis zum nächsten Niedersitzen. Ich war bereit zu Sterben. Wer weiß, ob ich aus diesem Berglabyrinth jemals rauskommen würde? Ich hatte keine Vorräte, kein Frühstück genossen. Es kam wieder eine Gabelung ohne ausreichende Hinweise. Ich folgte dem Hinweis „Hirschkogel“, ansonsten wäre ich den Berg runter zurück nach Brunnbach gelangt – ein teuflischer Kreis. Mit Minimaltempo überwand ich den Hirschkogel – nicht zu verwechseln mit dem Hirschkogelsattel. Den erreiche ich erst nach einer weiteren Talmulde. Hier fahren wieder Baumlaster. Nochmal hinunter, stoße ich auf die Piste, die ich eigentlich durchgehend fahren sollte. Für die Strecke zurück zu dem Tunnel mit dem Wasserfall fehlt mir Zeit und Kraft. Nochmal steil, aber fahrbar geht es hinauf zur Mooshöhe. Endlich oben! Endlich wieder Asphalt! Ich lege mich mit ausgestreckten Armen wie ein Toter auf die gepflegte Wiese eines Bauernhauses. Irgendwann kommt ein alter Mann und ist um mich etwas besorgt. Aber scheinbar lebe ich noch: jubel: Der Tag aber ist gelaufen. Ich streiche ein ganzes geplantes Dreieck zwischen Altenmarkt, Windischgarsten, Admont und wiederum Altenmarkt. Wenige Meter weiter ein „Radlerimbiss“. Die erst Nahrung am Spätnachmittag. Das Schinkenbrot mit der geviertelten Essiggurke ist aber eklig, nicht zu kauen für meine Kehle. Ich schmeiße die Hälfte weg. Sonst hätte es nur Würstchen gegeben. Was ist das für ein Radlerimbiss? Der Rest ist einfach zu fahren, bergab, eine kurze Rast auf einer Sandbank an der Steyr unterhalb Altenmarkt, dann eher leichteres Bergauf und Wellen bis zum Gasthof Brückenwirt, wo man auch Zelten kann. Sanitär ist nicht professionell, aber ausreichend. Mit Frühstück hätte ein Zimmer 18 Euro gekostet. Wo findet man sowas noch? Vielleicht hätte ich es nehmen sollen. Egal, aber Essen ging dann nicht mehr. Nein, nicht weil die Küche zu war, sondern weil ich Übelkeit verspürte nebst Fieber und Kopfschmerzen. Ich war zermürbt nach diesem Höllentag. Das Essen war sicherlich auch nicht das beste. Nur den Marillenknödel konnte ich schlucken. Aber die Nacht würde Erholung bringen. Di, 29.6. Landl - Radstatthöhe (637m) - Erzhalden - Wildalpen - Hals (820m) - Mariazell - Lahnsattel (1006m) - Frein/Mürz99 km | 1100 Hm | 6:33 h | 15,1 km/h C: wild 0,- € AE: Knobisuppe, pan. Schnitzel, Kartoffel, Salat, Rotwein 15,20 € Der erste Teil ist unscheinbar mittelgebirgig. Mit der engeren Flussfahrt im Salzatal Richtung Wildalpen dann faszinierende Bergkuppen und Felszapfen, blau sprudelndes Flussbett. Sehr schönes Tal. Bereits hier beginnt die Wasserversorung Wiens mit der 2. Wiener Hochquellenleitung, die gebaut werden musste, nachdem die 1. Wiener Hochquellenleitung den Durst der Donaumetropole allein nicht mehr stillen konnte. Mariazell ist bedeutender Wallfahrtsort, die Kirche markant. Schönes Schmiedehandwerk vor Ort, bedeutendstes Souvenir ist aber der Lebkuchen hier. Egal ob Weihnachten oder Sommer – diese Lebkuchen haben Ganzjahrescharakter. Alle erdenklichen Füllungen, Frucht- und Nusskombinationen stehen zur Wahl, explizite „Sommerlebkuchen“ sind mit Orangen verarbeitet. Die beiden erworbenen Lebkuchen sind schmelzgefährdet, entsprechend kurz kann ich sie vor meinen Gaumenklappen schützen. Das Halltal ist weniger alpin als das Salzatal, aber sehr anmutig mit verträumten Bauernhäuschen. Gutes Gasthaus in Frein mit „echtem“ Wiener Schnitzel – sprich: flächig groß, dünn und mit krosser, stark Blasen werfender Kruste. Für meinen Geschmack ist das aber zuviel Kruste, egal ob das original so sein soll.
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen |
Geändert von veloträumer (12.02.19 19:43) |
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#671227 - 21.11.10 20:55
Re: Ostalpen Salzburg-Wien-Maribor-Salzburg
[Re: veloträumer]
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Themenersteller
abwesend
Beiträge: 17.338
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Schon der zweite Teil, die weitere Fortsetzung dauert dann aber wieder ein Weilchen. TEIL 2: Annäherung an eine Mega-City: Von der Mürz zum Wiener Wald, Donauwelten und Mozartkugeln, Velo-Stadt und Freizeitinsel, Hochhäuser-Moderne und Hof-Nostalgie, Mückenplage und Kesselgulasch, Laufsteg der Eitelkeiten und Nacktradeln in einer GroßstadtMi, 30.6. Frein - Mürzsteg - Kapellen - Preiner Gscheid (1070m) - Reichenau - Höllental/Fuchspeßquelle - Klostertaler Gscheid (765m) - Eichelmühl - Gutenstein - Pernitz - Auf dem Hals (656m) - Pottenstein*110 km | 2280 Hm | 6:37 h | 16,5 km/h C: wild 0,- € AE: Cordon Bleu, Pommes, Salat, Radler, Kaffee 13,20 € Zunächst halte ich noch Kurs Südost als hätte ich mit Wien gar nichts im Sinn. Die Mürz lässt die Gedanken entrückt dahinfließen, sowohl in diesem oberen Teil als auch im späteren unteren Teil. Es kommt ein Wasserfall mit dem Namen „Totes Weib“ – wer mehr dazu wissen will, muss weiterlesen, denn es folgt an anderem Ort noch der „Tote Mann“ und beides steht im Zusammenhang. Im ehemaligen Zisterzienser-Kloster Stift Neuberg aus dem 14. Jahrhundert, das teilweise später Kaiser Franz Joseph als Jagdschloss diente, treffe ich einen Meister der Schauglasmanufaktur Kaiserhof. Wir unterhalten uns ebenfalls über die Schwierigkeiten der Region. Ich bemängele, dass man wenig Produkte aus der Eisenwurzen-Region (und angrenzender Gebiete) findet – z.B. regional geschützte landwirtschaftliche Produkte (es gibt sehr wenig Käse, wenn wird er nicht progessionell vertrieben), oder Kunsthandwerk. Das ist z.B. in ärmeren, ländlichen Regionen Frankreichs anders, oder auch in den italienischen Alpenregionen. Auch er kann nur auf lokale Einzelanbieter verweisen, es gibt keine kooperative Vermarktung. Die Glaskunstwerke hier sind wunderschön und gar nicht so teuer. Ich erwerbe zwei Miniaturen, einen Pfifferling und – eine Schnecke. „Weil ich so langsam unterwegs bin?“ kokettiert die Verkäuferin, die selbst auch ein bisschen radelt, aber die Berge sind so schwer, ja die Berge…. Leider ist die Schauproduktion wegen Umbauarbeiten gerade nicht anzusehen. Der untere Teil zum Preiner Gscheid ist unten recht romantisch, weiter oben thront majestätisch der Rax im Norden. Einen felsigen Höhepunkt bildet das Höllental mit zahlreichen Felstiften, Bergzapfen, Steinwürfeln und wagemutig gewachsen Kiefern darüber. In dem kalten Wasser unten finden sich herrliche Bademöglickeiten. Es folgen verträumte Wälder und Weiden mit Pferden, sumpfige Wiesen, das nicht gut sichtbare Schloss Gutenstein, eine Birkenallee und noch eine dunkelwaldiger zum Pass. Die Orte Pernitz und Pottenstein wirken schon ein bisschen wie der Vorhof von Wien, weniger ländlich, wenngleich eingebunden in ruhige Biotope. Do, 1.7. Pottenstein - Altenmarkt/Triesen - Hafnerberg (478m) - Windhag (500m) - Alland - Klausen-Leopoldsdorf - ? (518m) - Kleiner Semmering (463m) - Purkersdorf - Allhang (343m) - Hainbuch - Kahlenberg - Kloster Neuburg - Wien-Donauinsel - Wien-Lobau*129 km | 590 Hm | 8:27 h | 15,0 km/h C: Naturistencamp Lobau 11,- AE: Saure Wurst, Kesselgulasch, Knödel, Radler ~ 17,- € Fr, 2.7. Wien-Lobau - Wien Stadt - Wien-Donauinsel - Wien-Lobau62 km | 140 Hm | 4:06 h | 14,5 km/h C: Naturistencamp Lobau 11,- AE: Zanderfilet, Pfifferlinge, Kartoffeln, Radler, Topfenknödel an Erdbeerspiegel 20,60 € Eine idyllische, verträumte Atmosphäre verströmt das Triestingtal. Nochmal wechseln die Landschaften, ein kleiner Abschnitt mit Felsen, der ans Höllental erinnert, weites Weideland mit geräuschvoller Autobahn in Richtung Klausen-Leopoldsdorf, das mit tranquilen Weiden und einigen bemalten Häuschen ein schönes Örtchen abgibt. Von hier aus fahre ich in den Wiener Wald ein, die Bewaldung hier laubreicher als am Vortag, die Pässe werden flacher, die Orte scheinen mehr Wohndomizile als Bauernorte. Die meisten Straßen sind aber immer noch gering befahren, Ausnahme die Strecke vom Wienerwaldsee, den ich ganz umrunde (lohnt nicht, da fast nur Schilf), über Purkersdorf nach Allhang. Der Buchenwald bei Hainbuch spendiert große Mengen von Walderdbeeren. Ein enges Tal führt entlang des Weidlingbach hinunter – ein leichtes wäre jetzt der Weg zur Donau in Klosterneuburg. Doch lohnt hier nocheinmal aufzufahren um zur Wiener Höhenstraße zu gelangen. Schweißtreibend gewiss bei den Hochsommertemperaturen. Picknick unter dem Hermannskogel, offenbar führt eine kleine, steile Straße hinauf – doch diesen Anstieg möchte ich nicht mehr angehen. Knorriger Eichenwald und Buchen begleiten die Höhenstraße, die teils noch gepflastert ist. Optisch schöner als der Asphalt, aber das Hinterteil wehrt sich. Einige Pflasterpassagen sind erstaunlich glatt, andere aber typisch ruppelig. Die Anfahrt Wiens über der Wiener Höhenstraße und Kahlenberg ist dennoch wohl die schönste. Wien ist mir zwar nicht gänzlich unbekannt – allerdings die Erinnerung schwach, Ansichten kenne ich nur aus der Froschperpektive. Nicht als Radreisender, sondern im Rahmen eines mehrtägigen UN-Seminars lernte ich diese Stadt in den 1990er-Jahren kennen. Eine Stadtrundfahrt mit Besuch des Hundertwasser-Hauses und des Naschmarktes, zwei Musical-, ein Opernbesuch(e) und Durst löschen mit Bieren aus aller Welt bildeten damals das Rahmenprogramm. Schon damlas empfand ich Wien äußerst lebens- und liebenswert, hätte gerne dort einen Job gefunden. So ist der Blick aus der Vogelperspektive neu – und überrascht mich doch etwas. Wien ist ähnlich wie Stuttgart von einer Seite von Weinbergen umgeben. Der erste Eindruck aber lautet nicht „Ach ja, die K.u.k.-Hof- und Sissi-Stadt!“ sondern vielmehr: „Welcome to Vienna International!“ Der Stephansdom und andere historische Gebäude verschwinden geradezu zwischen den Silhouetten der Bauten und Hochhäusern einer globalen Avantgarde, die Donau überspannen zahlreiche Bücken in modernem Design und nach Osten verschwindet die Ebene in der Unendlichkeit des Dunstes. Die Stichstraße zum Leopoldsberg (noch mehr Aussicht) lasse ich aus, fahre gleich hinunter (erneut Pflaster) samt Blick auf Klosterneuburg mit der monumentalen Stiftskirche und nach Norden deutet sich im Weinviertel ein sanftes Hügelland jenseits des flachen Wiener Beckens an. Die Einfahrt nach Wien kann man sicherlich auch radgerechter gestalten, zunächst fahre ich verkehrsreiche Straße, bis ich endlich Radweg und zur Donauinsel finde. Hier fliegen Räder, Inlineskater aneinder vorbei, Partygelaunte, Sonnenhungrige und Badende bevölkern Wiesen und Ufer. Bistros und hippe Strandbars bilden Treffpunkte für Freizeittreibende, After-work-Verlorene oder einfach für Verliebte. Die Donauinsel ist ein riesiges Freizeitrevier, große Uferteile insbesondere des linken Donauufers ergänzen die Meile des easy living. Unzählige Brücken verbinden die Ufer, manche reine Rad- oder Fußgängerbrücken, andere sind doppelstöckig, oben Autos, unten Radler. Wien ist eine Stadt mit beneidenswerter Strandlänge. Das österreichische savoir vivre spiegelt sich auch darin wieder, das große Teile im Norden und Süden der Donauinsel sowie die Uferzone der Lobau FKK-Bereiche sind. Dort kann man auch ausgiebig nackt radeln oder nackt inlineskaten usw. Natürlich habe ich an meinem Ruhtag auch davon Gebrauch gemacht. Jenseits der begradigten Ufer gibt es urwüchsige Altdonauarme mit geschützer Flora und Fauna. Dort kann man weitgehend nicht baden, aber die Naturwelt auf vereinzelten Naturpfaden erkunden. Am Rande dieser Altdonauarme befindet sich auch das von mir aufgesuchte vom Naturistenverein geführte Camp, ist also kein allgemein öffentlicher Camping. Die Anlage ist sehr groß und erholsam gestaltet, auch ein Bistro ist vorhanden, hat aber einen kleinen Makel, der gegen Abend nicht nur dort sondern überall an der Donau und auch in donaunahen Biergärten zum Problem wird: Blutsaugende Schmalrüsseltiere. Das Gebiet der Lobau bietet für diese Tierchen – die ganz gegen die Gesetze keinen Waffenschein führen – ideale Brut- und Lebensbedingungen. Im Gegensatz zu anderslautenden Gerüchten führen diese lausigen Wesen ihre Angriffskriege die ganze Nacht über bis weit in den Morgen hinein und nicht nur in der Abenddämmerung. Soweit man sich in menschlich stärker frequentierten Bereichen wie Biergärten aufhält, helfen Mückenschutzmittel ausreichend. In Naturbereichen wie dem Camp ist man ohne gehobene Schutzkleidung aber chancenlos. Das ist natürlich nicht ganz kompatibel mit dem FKK-Gedanken, insbesondere wenn es so passende, warme Sommernächte hat. Die K.u.k-Museumsstadt ist weitgehend liebevoll gehegte Nostalgie, das heutige Wien prägen mehr das Arbeits- und Verkehrsleben, die Sitze aller denkbaren internationalen Unternehmen, die entsprechend moderne Glas- und Hocharchitektur, die Freizeitstadt in den unterschiedlichsten Ausprägungen einschließlich einer wohlwollenden Fahrradfreundlickeit, der Laufsteg mode- und trendbewusster Einheimischer und Internationaler, die vielfältigen Shopping-Meilen oder auch die verschiedenen Formen von traditioneller und fortschrittlicher Wohnqualität. Natürlich gibt es auch das historische Wien überall und mittendrin, eine gelungene Symbiose, manchmal auch nur eine Emulsion. Natürlich ist Wien auch eine Stadt der Museen und der sogenannten Hochkultur – diese Seite ließ ich jedoch diesmal unbeachtet. Es ist folglich auch nicht ganz untypisch, bei einem Tag Wien den Schwerpunkt der Freizeitstadt Wien zu widmen – zumal es sich ja um einen Radreiseruhetag handelt. (Man denke nur daran, wie schlauchend das Abschreiten von musealen Monumentalbauten und ihren Innereien ist.) Nichtsdestotrotz machte ich am Morgen bis zum späten Mittag ein Abstecher in die Stadt, ließ mich etwas vergnügen von dem Treiben der anderen Besucher, ließ ein Eis im Mund schmelzen, wenngleich ein Teil schon in den Händen zerrann. Ich besuchte einen Radladen, suchte mal wieder eine Erklärung für das Verhalten meines Tachos und kämpfte mich schließlich zum Prater und zum Stephansdom durch. Ich erlebte die Auferstehung von allseits berühmten Komponisten aus mehreren Jahrhundert und sehnte mich dann auch in der Sommerhitze alsbald zurück ans Wasser. Besonders positiv möchte ich das Gasthaus „Roter Hiasl“ rausstellen, ein Biergarten-Restaurant an der Raffineriestraße unweit der Steinspornbrücke und quasi verkehrstechnisch am Eingang zur Lobau. Ich habe dort beide Abende gespeist, und beide Male war das Essen ausgesprochen schmackhaft. Der Kesselgulasch hat seinem Namen wohl von den Kesselwagen, die wenig dahinter quietschende Geräusche von sich geben und den Ölhafen Lobau und das riesige Tanklager dort an das Schienennetz anbinden. Diese metallischen Schleifgeräusche muss man auch hin und wieder am Lobauer Strand ertragen, im Camp ist davon nichts zu hören. Als Zugeständnis an Wiener Ballwelten habe ich auch die abendlichen Live-Übertragungen der Fußball-WM mit Gelassenheit ertragen.
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Geändert von veloträumer (12.02.19 19:45) |
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#671268 - 22.11.10 07:47
Re: Ostalpen Salzburg-Wien-Maribor-Salzburg
[Re: veloträumer]
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Nett geschrieben. Du warst in meinem "Heimrevier" unterwegs (ich kenne alle von dir beschriebenen Straßen und Landschaften) und so ist es für mich interessant, welche Eindrücke andere von der Gegend und den Ortschaften haben. Und uneingeschränkte Zustimmung zu der Kritik an den österr. Kaffeepreisen. Wenigstens scheint es dir nicht passiert zu sein, dass du einen Capucchino bestellst und obendrauf thront ein Gupf Schlagobers. Oder - noch schlimmer - du orderst einen Kaffee mit Milch und bekommst zwei abgepackte kleine Tetrapacks zum Aufreissen, während keine 30 Meter weiter auf der Weide die Kühe muhen...
Dem grauslichen Industriekäse im Supermarkt kann man eigentlich unterwegs nur entkommen, wenn man bei den (allerdings nicht zahlreichen) Ab-Hof-Verkäufen oder bei den Bauernmärkten (meistens in größeren Ortschaften Samstag Vormittag) zuschlägt.
Gruß und gute Fahrt - Gerold
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#671304 - 22.11.10 11:00
Re: Ostalpen Salzburg-Wien-Maribor-Salzburg
[Re: veloträumer]
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Schon mal an dieser Stelle herzlichen Dank für den wie immer erfreulich detaillierten Reisebericht und die launigen Vorbemerkungen. Eine Passage erstaunt mich ein wenig: Die Unterteilung der Ostalpen bereitet mehr Schwierigkeiten als die der Westalpen. Gerade für die Ostalpen besteht ja eine traditionelle Einteilung: Die Alpenvereinseinteilung der Ostalpen ist Dir bekannt? Freue mich schon auf die Fortsetzung, K.
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#671347 - 22.11.10 13:40
Re: Ostalpen Salzburg-Wien-Maribor-Salzburg
[Re: k_auf_reisen]
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Eine Passage erstaunt mich ein wenig: Die Unterteilung der Ostalpen bereitet mehr Schwierigkeiten als die der Westalpen. Gerade für die Ostalpen besteht ja eine traditionelle Einteilung: Die Alpenvereinseinteilung der Ostalpen ist Dir bekannt? Ja klar. Die östlichen Ostalpen bestehen aber aus vielen kleinen Teilgebirgen, die oft schwierig abzugrenzen sind. (Diese Einteilungen sind ja Kompromisse und werden auch immer wieder in Frage gestellt.) In den Westalpen gibt es tiefe Täler, die für klare Trennlinien sorgen. Durch die kleinen Gebirgsgruppen kann man auch schlecht eine übersichtlichere Region bezeichnen. Ein Berg wie die Rax steht dann gleich für eine ganze Alpenregion (Rax-Alpe). So gibt es weder für die Region zwischen Salzkammergut und Winerwald einen einheitlichen Begriff, auch nicht für die Gegend zwischen Mürz und Wienerwald usw. Fahre ich durch Eisenwurzen und komme in die Mürzgegend oder noch weiter bei der Rax, dann finde ich immer noch die typischen Anzeichen der Eisenproduktion - ist aber nicht Eisenwuzen. Solche Dilemmata setzen sich auch im Süden fort, allerdings schon abgemildert. Karawanken-Pohorje wird ja schon zusammengefasst, ist aber im Landschaftstypus doch sehr verschieden. Weiter im Westen sind Tauern, Nockberge oder Dolomiten dagegen schon übersichtlicher abgenzbar und auch von einer gewissen Größe, die dann einer Unterteilung eines Berichtes dienen könnte. Kleine Anmerkung: Im Text habe ich fälschlich geschrieben, dass ich nach Klausen-Leopoldsdorf in den Wiener Wald eingefahren bin. Tatsächlich befindet sich die Wiener-Wald-Grenze bereits kurz nach Altenmarkt/Triesting. Ist auch angeschrieben. Da hat mir das Gedächtnis einen Streich gepielt, die Bilderfolge hat es dann wieder in meine graune Zellen gerichtet. (Bildfolge stimmt entsprechend). Diese Eingangsstrecke nach Alland ist auch nochmal verkehrsreich, nordwestlich von K-L-dorf ist es aber tatsächlich sehr ruhig, beliebte Rennradlergegend.
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#672891 - 28.11.10 22:48
Re: Ostalpen Salzburg-Wien-Maribor-Salzburg
[Re: veloträumer]
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Es gibt Neues für Leseratten und Bilderstürmer, wieder ein kleiner Schritt voran. TEIL 3: Lieblicher Rebensaft, liebliche Hügel und unliebsame Quälgeister: Von der Donau ins Burgenland zu den Buckligen WeltenSa, 3.7. Wien-Lobau - Orth-Donaufer ||Fähre|| Haslau - Bruck/Leitha - Breitenbrunn - Donnerskirchen - Kaisereiche (398m) - Hof - Stotzinger Berg? (385m) - Eisenstadt - Rust (ca. 3 km vor Rust)118 km | 685 Hm | 7:32 h | 15,6 km/h C: wild 0,- AE: Schweinemedaillons im Speckmantel, Spätzle, Schoko-Nockerln, Rotwein, Espresso 23,20 € Vom sonnigen Wien ins Sonnenland Burgenland über Bruck an der Leitha führt der direkte Weg am Flughafen Schwechat vorbei – ein nicht gerade verlockende Route. Deswegen wählte ich zunächst den Donauradweg in Richtung Hainburg bzw. Bratislava, der meistens in einer strikten Gerade auf dem Hubertusdann verläuft. Anfangs muss man an dem raumgreifenden Zentraltanklager vorbei, später wechseln Wiesenlandschaften mit urtümlichen Auenwäldern. Aus einer Forumsanfrage wusste ich um die Rad- und Fußgängerfähre zwischen dem Donauufer bei Orth und Haslau – die nächste Brücke wäre erst in Hainburg, von dort müsste man nach Bruck quasi wieder zurückfahren. Der Empfehlung aus dem Forum, am Orther Donauufer im von Serben geführten Restaurant ein Fischgericht zu kosten, konnte ich nicht nachkommen, da ich ja morgens dort war. Es war bereits offen, aber nur für Kaffee und Kuchen. Während ich die Fischgerichte nach Karte als hochwertig und preislich aktzeptabel einsortieren würde, blieb die Kaffeemahlzeit doch deutlich dahinter zurück. Auch die Radfähre ist schon ein gewisser Luxuspreis, zusammen mit dem Snack kostete der Donauübtertritt so immerhin 10 Euro. Es ist von Vorteil, ein Handy mitzuführen – will man vom Südufer rüber sogar zwingend notwendig. Denn der Fährmann hält sich auf der Nordseite auf und fährt nur bei Bedarf mit seinem Kahn rüber. Die Nummer ist auf beiden Seiten angeschrieben, glücklicherweise fand ich ihn persönlich vor. Das Warten am Südufer dürfte allerdings wenig Freude bereiten. Die fliegenden Minivampire finden in dem naturbelassenen Uferbiotop ideale Brutgebiete. Einschlägige Reiseradler werden hier ohne Vorwarnung und Gnade so lange ausgesaugt, bis sie der Leichenstarre nahe kommen. Es gibt nur die Möglichkeit der rasenden Flucht, was aufgrund des schlechten Fahrweges bis ins Dorf hinauf schwierig ist. Die mir entgegen kommenden zwei Reiseradler kann ich nur noch bedauern, ein Kurzgespräch hier käme einem Folterstechen gleich. Oben angekommen wollte ich mein Überleben mit einer Flasche Schampus feiern, es findet sich aber in diesem Ortsteil kein Einkaufsladen. Wie mir ein Einheimischer später berichtete, wird in den anliegenden Gebieten zwar Schädlingsbekämpfungsmittel gespritzt, in den Naturschutzgebieten darf das aber nicht gemacht werden. Den Abkürzungsweg nach Göttlesbrunn finde ich nicht – sofern es die Piste sein sollte, die ich vermutete – diese endet an einem Forsttor, das sich nicht öffnen lässt. Ohne nach Scharndorf einzufahren, gibt es eine Pistenalternative um den Wartberg rum. Es handelt sich dabei um einen dieser vielen Themenradwege, die sich überall in Österreich finden, insbesondere aber im Südosten des Landes. Dieser hier ist dem Wind gewidmet. Zahllose Windräder prägen immer wieder das kommende Landschaftsbild – bis hin am Neusiedler See oder auch von den Hügeln der Buckligen Welt aus. Bruck an der Leitha ist ein Städtchen mit einem schönem Schloss und ein paar netten Winkeln zum Verweilen. Immer mehr sticht aber auch das Weinland ins Auge – schon vor der Grenze zum Burgenland. In den Orten am Neusiedler See spiegelt sich das dann auch in den zahlreichen Buschenschanken wieder, die man hinter blumengeschmückten Torbögen in idyllischen Hinterhöfen entdecken kann. Zwischen historischen Gemäuern lässt sich hier gut Leben, mit südländischem Flair. Weingüter buhlen mit Weinverköstigungen um die Trinkerschar. Rebenhügel wechseln sich mit Sonnenblumen- und Maisfeldern ab, dazwischen Obstbaumwiesen. Der See liegt in scheinbar weiter Ferne unter sommerlauem Dunst, die Wasserfläche unscharf begrenzt von dem riesigen Schilfgürtel und öffnet die Weite der Pannonischen Tiefebene. In Donnerskirchen gibt es besondere Kirschspezialitäten, bin aber schon außerhalb der Öffnungszeiten, um in den Genuss zu kommen. Ein Ziel im Burgenland war es, die Berge und und Hügel des Burgenlandes abzuradeln. So überwand ich das Leithagebirge im Zickzack auf allen drei Straßenpässen. Diese Übergänge sind nicht spektakulär, aber doch sehr schön zu fahren. Kurvenreich durchfährt man liebliche Laubwälder oder auf der Nordwestseite weites Hügelland mit Landwirtschaft, Blick in das Wiener Becken. Die Kurven werden offenbar von einigen Motorradlern als Brunftrevier benutzt – es ist also Vorsicht geboten. Anlass für einen kurzen Blick auf den österreichischen Motormenschen. Ich erlebte zwischen Breitenbrunn und Donnerskirchen einen Unfall – ohne ihn aber vollständig gesehen zu haben. Ruhig und in gewisser Entfernung zur Straße radelte ich etwas verträumt auf dem Veloweg. Dann schreckte ich auf von einem lauten Quietschen und Kreischen. Nicht weit halblinks vor mir schlitterte ein Wagen ungelenk auf der Straßen und drehte sich nach offensichtlichem Gegenlenken um ca. 270°, um schließlich in einem Graben zu landen. Aus der auffliegenden Heckklappe kullerten Obst und Gemüse, zu beiden Seiten sprangen die Insassen aus dem qualmenden Auto. Ohne Bedenkzeit schimpften die Damen auf ihren männlichen Lotsen ein. Alle unverletzt. Es waren Ungarn, der Dreher offenbar ohne Fremdeinwirkung (auf gerader Strecke, Sekundenschlaf?). Wäre der Radweg direkt neben der Straße gewesen, hätte das Auto mich niederreißen können. Nun, typisch ungarische Fahrweise, mag sich jetzt der eine oder andere denken. Doch mitnichten! Nicht nur, dass wenige Kilometer später ein reinrassig burgenländisches Auto ähnlich kreischend hinter mir auftauchte – mit einem Blick zurück mir eine lenkende Dame gelassen zeigte, ich solle einfach weiterradeln. Ich empfand es als geradezu logische Konsequenz des Fahrverhaltens – hier im Burgenland im Besonderen, aber auch in Österreich im Allgemeinen. Denn auch in den alpinen Regionen fielen mir diesmal die Österreicher in den Autos als würdige Mitstreiter des deutschen homo automobiliensis auf. Die mehr geraden, dafür häufiger steilen Alpenpässe in den Ostalpen sind für heutige Kraftmotoren kein Hindernis mehr für rasende Pitbulls. Nach Abwägung internationaler Standards erhalten die Austria-Lenker alle fünf von fünf möglichen Gasfüßen von mir, möglicherweise auf Landstraßen sogar eine Zehenspitze vor dem deutschen Gasfuß. Aufsteigernation, ganz klar. (Aber keine Angst: Auf Autobahnen ist der Piefke nach wie vor unschlagbar. ) Im Vorgriff erwähne ich, dass der Slowene es nur auf vier Gasfüße schafft, wobei die aufsteigende Tendenz gegenüber den Vorjahren schon ausreichend berücksichtigt ist. Der Ungar blieb auf meinen wenigen Kilometern durch das Land unbewertbar unauffällig. Zurück zu k.u.k.: Eisenstadt steckt voller Sehenswürdigkeiten, die die österreichisch-ungarische Donaumonarchie prägten. In der Haydn-Stadt ragt natürlich das mächtige Schloss Esterhazy hervor, doch fügt sich alles in eine südlandisch-altehrwürdige, gleichwie lebenswert-moderne Atmosphäre. Manches Dächerbild mutet gar orientalisch an – standen ja bekanntlich die Türken einmal kurz vor Wien und inspirierten die damalige Bäckerzunft zum Halbmondmotiv des Croissants. An diesem Abend sorgt König Fußball für eine Publikumskonzentration in den Cafes und Kneipen auf der Hauptmeile, der etwas abseits gelegene Gasthof mit einem wunderschönen Biergarten inmitten von Stadtmauerresten ist quasi leer. Dafür mundet das Essen umso mehr. Das Personal scheint aber etwas unmotiviert. Der Tag war so aber noch nicht zu Ende. Denn ich fuhr in die Nacht hinein auf die Anhöhe kurz vor Rust am Neusiedler See, wo ich Gelegenheit zum Zelten vorfand. – Aber! In diesen Blumenwiesen tummeln sich bei Tageslicht nicht nur zahlreiche Schmetterlinge, sondern zur dunklen Nachtzeit auch die allseits bekannten Quälgeister mit dem Blutrüssel. Auch die lange Radhose liefert nicht ausreichenden Schutz, denn die Bohrlänge der Rüssel ist doch erheblich. Es gelang mir wider Erwarten, meine Hütte aufzustellen ohne gepökelt zu werden. Ich wurde dabei aber zum Massenmörder. Die Hölle war dann die Nacht, denn die Moskitos sammeln sich zwischen Innen- und Außenzelt zu dröhnenden Flughorden. Man fühlt sich an Pearl Harbour erinnert – auch wenn ich damals nicht dabei war. Der Knackpunkt kommt dann irgendwann mitten in der Nacht, wenn ich mal raus muss – für das „kleine Geschäft“. Das heißt: Zeltreißverschluss in Blitzgeschwindigkeit auf, raus, in Blitzgeschwindigkeit wieder zu und in eine sichere Entfernung zum Zelt rennen. Wenn die Flieger Lunte gerochen haben, sollte das Geschäft erledigt sein. Zum Zelt zurück, wild um sich schlagen und dabei wieder Zeltreißverschluss auf, zu, reinspringen nicht vergessen. Ein oder zwei Verirrte müssen schließlich dann noch im Zelt erjagt werden. Allerdings ist Schlafen im Kriegsgebiet doch irgendwie nur bedingt möglich. So, 4.7. Rust - Sopron - Mattersburg - Hochwolkersdorf - Wiesmath (718m) - Stang (610m) - Kirchschlag - Lockenhaus132 km | 1200 Hm | 8:52 h | 14,7 km/h C: wild 0,- AE: gebackener Ziegenkäse, Hirschgulasch, Knödel, Topfenstrudel, Rotwein, Espresso 25,- € Von der Anhöhe hat man nochmal einen Panoramablick über den Neusiedler See, später ist auf Seebene dieser ja nicht mehr zu sehen wegen des Schilfgürtels. Rust erfüllt alle Klischees eines touristischen Postkarten-Weinörtchens ohne dass es dabei sich unangenehm aufdrängt. Im Gegenteil, gerade zur Morgenzeit versprüht es einen ruhigen Charme, ein Ort liebenswürdiger Einkehr. Zugleich gilt Rust auch als DAS Storchendorf der Republik, was die klappernden Einwohner weithin sichtbar auf nahezu jedem Dachstuhl mit ihren Horsten samt Nachwuchspflege demonstrieren. In Abgrenzung zu Rust ist das ebenfalls pittoreske Weindorf Mörbisch ein ausgewiesenes Blumendorf, in dem die Bewohner diese Tradition des farbenfrohen Häuserschmucks pflegen, was auf dem mehrheitlich weißen Mauerwerk umso leuchtender wirkt. Zu jedem Seeort gehört eine Stichzufahrt zum See durch den Schilfgürtel, dort findet sich dann das typische Freizeitangebot wie Segel- und Tretboote, Strandbad, ggf. ein Funpark, ein Camping wie in Rust oder eine Seebühne für ein Festival wie in Mörbisch. Mit einer zahlreich genutzten Radfähre kann man ans andere Seeufer gelangen und die Seerundfahrt quasi abkürzen ohne die ungarische Grenze zu überschreiten. Diese Stichstraßen lohnen ohne weitere Absichten eigentlich nicht abzuradeln, weil auch dort das Seepanorama bescheiden ist. Ergiebiger ist der Seeradweg, mit Informationstafeln zur Fauna und Flora inder Schilfzone, oder aber später an der Grenze zur jüngeren Geschichte wie etwa dem Ungarnaufstand. Auch wenn es nicht überdeutlich zu sehen ist, so spürt man doch, dass Ungarn weniger wohlhabend ist. Etliche Gebäude wirken verfallen, elektrische Leitungen sind weitgehend noch über der Erde, was ein ziemlich wirres Stripenbild über den städtischen Straßen abgibt. Unverändert ist aber auch das angrenzende Ungarn Weinland und überraschend stärker hügelig. Sopron scheint dann bei der Einfahrt etwas verfallen, nähert man sich mehr dem Citybereich, ändert sich dieser Eindruck aber sehr stark. Viele K.u.k.-Häuser wurden in jüngster Zeit renoviert und so strahlt diese Stadt in einem altehrwürdigen Glanz. Manchmal steht noch Abgeblättert neben Aufgebrezelt, doch scheint die Stadt bemüht, sich die ganze alte Pracht zurückzuerobern. Eine Fußgängerzone wird gerade aufwändig verlegt, was mir stellenweise das Durchradeln erschwert. Doch ist die Stadt nicht rein museal, sondern auch lebendig voller, teils privater Kunstgalerien mit modernen Skulpturen und Malereien, mit Kongress- und Verwaltungszentren, mit Hotels, Eisdielen und Restaurants. Der Geist des virtuos-genialen Klavierteufels Franz Liszt, der hier seinen Aufstieg nahm und einen wesentlichen Teil seiner Schaffensphase verbrachte, scheint irgendwie lebendig zu sein. Es sei angemerkt, wie aber hier im Forum von anderen bereits beschrieben, dass der abkürzende Übergang von Ágfalva nach Loipersbach nur zu Fuß oder per Rad möglich, da es nur eine begrenzende Holzbrücke gibt. Die staubig-schottrige Piste in Ungarn ist grenznah im schlechten Zustand, Autos fahren dennoch bis zur Grenze, weil die Einheimischen dort Kleingärten angelegt haben. Die offene Strecke nach Mattersburg ist insbesondere bei der großen Hitze nicht sehr erhebend. Landschaftlich reizvoller wird die Strecke wieder mit dem Anstieg ins Rosaliengebirge über die mächitg über dem Tal thronende Burg Forchtenstein, in der man sich alte Ritterwelten anschauen kann. Das Rosaliengebirge markiert einen westlichen Teil der Grenze zu Niederösterreich und der Buckligen Welt. Diese selbstredend so bezeichnete Hügellandschaft bildet trotz der vemeintlich einseitigen Wiesen, Weiden und kleinen Wäldern ein erstaunliches Farben- und Lichtspiel. Es sind sozusagen „Variationen in Grün“. Unterhalb einer Burgruine liegt der Passionspielort Kirchschlag lieblich im Tal eingebettet. Eine Empfehlung für einen erholsamen Etappenstop. Zurück im Burgenland findet sich über Lockenhaus ein gut erhaltene Burg. Typisch hier ist die pendelnde Bevölkerung, Ungarn arbeiten gerne in Österreich, weil der Verdienst besser ist – so auch die nette Kellnerin im Gasthaus. Gleich ist aber die Lage mit den Mücken. Zwischen Fließgewässer und wilden Buschhecken ist hier natürlich auch einiges Stichiges in der Luft. Es ist glücklicherweise die letzte Mückennacht der Tour. Mo, 5.7. Lockenhaus - Köszeg - Rechnitz - Passhöhe Gschriebenweg (802m) - Lockenhaus - Bernstein - Wenzelanger Sattel (719m) - Bad Schönau - Zöbern - Aspang - St. Corona (844m) - Kirchberg/Wechsel113 km | 1550 Hm | 8:08 h | 13,7 km/h C: wild 0,- € Gemüsesuppe, Grillteller, Bratkartoffeln, Salat, Rotwein 17,- (Zirbenschnaps gratis) Die zweite Exkursion ins angrenzende Ungarn führt in die ebenfalls sehenswerte Stadt Köszeg. Sie ist etwas kleiner, etwas weniger mondän als Sopron, aber ein Stück charmanter, intimer, verträumter. Weniger einzelne Gebäude erzielen die Wirkung als vielmehr die verschiedenen Perspektiven und stillen Winkel. Hier wurde der zentrale Platz neu gestaltet, drum herum liegen Cafes und Eisdielen. Bereits ein Teil der Route in Ungarn liegt in dem grenzüberschreitenden Naturpark Gschriebenstein um die gleichnamige höchste Erhebung des Burgenlandes innerhalb des Günser Gebirges. Die östliche Seite erscheint blumenreich, die Süd/Nord-Querung über den Gschriebenenweg erweist sich aber als relativ schattige Fahrt durch überwiegend Nadel- bzw. Mischwald, vielfach Walderdbeeren. Wieder typisch Bucklige Welt dann mit weiten Hügelpanoramen beim Wenzelanger Sattel. Eine romantisch reizvolle Radwegstrecke ist das Zöberntal, vorbei an dem etwas deplatziert wirkenden Kurgebäuden von Bad Schönau. Eher schluchtig, wild und eng, aber steil und dunkelschattig ist die Strecke von Aspang nach St. Corona, wo sich ein herrliches Panorma hinunter über Kirchberg am Wechsel ergibt. Auf der Höhe befindet sich auch ein verlockender Panoramagasthof. In Kirchberg speise ich im Gasthaus St. Wolfgang, der auf der straßenabgewandten Seite ein schönen Biergarten am Bachlauf hat. Der Wirt lädt mich noch zu einem heimischen Zirbenschnaps ein und bietet mir an, im Gartenschuppen zu übernachten. Ich spare so den Zeltaufbau auf den doch recht feucht-frischen Wiesen um Kirchberg herum und kann am nächsten Morgen auch gleich ein Frühstück im Gasthof einnehmen.
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#674719 - 06.12.10 00:31
Re: Ostalpen Salzburg-Wien-Maribor-Salzburg
[Re: veloträumer]
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Eine weitere Fortsetzung: TEIL 4: Bahnwelten, Badewelten und ein Toter Mann: Rund um Semmering und JogllandDi, 6.7. Kirchberg/Wechsel - Ramsattel (824m) - Gloggnitz - Schottwein – Maria Schutz - Schottwein - Adlitzgraben - Semmering (985m) - Steinhaus - Pfaffensattel (1372m) - Rettenegg81 km | 1730 Hm | 6:56 h | 11,6 km/h C: wild 0,- € AE: Maibockschnitzel in Sesam-, Kürbiskernkruste & Wiener Art, Kartoffeln, Salat, Rotwein, Schoko-Palatschinken, Espresso 23,50 € Die Fahrt entlang der ältesten Gebirgsbahn war eines meiner Marksteine für diese Tour. Mit 15 Tunnels, 16 teils doppelstöckigen Viadukten und weiteren 100 Brücken ist die Semmeringbahn mehr als ein schlichtes technisches Meisterwerk aus dem Jahre 1854, das lediglich Eisenbahnfreunde in Verzückung versetzt. Der Verlauf der Bahn ist eines der auch heute noch gültigen Musterbeispiele, wie Technik in die Landschaft symbiotisch eingebunden werden kann und sie gleichzeitig bereichert. Der Fotograf kann sich zudem auf eine hohe Frequenz von unterschiedlichsten Züglein freuen. Für meinen Tourverlauf war es letztlich günstiger, die Semmeringbahn in meinen Südkurs statt in meine erste Tourwoche auf dem Weg von Salzburg nach Wien einzubinden, obwohl ich ja bereits dabei der Bahntrasse sehr nahe gekommen war und die Landschaft auf der Ostanfahrt dem nach Norden weisenden Höllental ähnelt. Die Auffahrt sollte man nur von Osten machen, die Westseite besteht aus einer doch eher langweiligen geradlinigen Route, auf der es weit weniger aufregende Bahnlandschaft zu sehen gibt. Aber auch von Osten muss man noch weitergehend aufpassen, denn es gibt drei Routen, die zum Semmering führen – nimmt man die Autobahn hinzu, sind es sogar vier (selbstverständlich keine Radalternative). Die eigentliche Bahnroute führt über den Adlitzgraben, in den man am Ortsanfang Schottwein abbiegen muss. Dort ist aber der Semmering nicht angeschrieben, so folgte ich zunächst der ausgewiesen Semmeringroute bis kurz nach Maria Schutz. Erst da wurde mir klar, dass ich so die Bahnarchitektur nicht zu sehen bekomme. Somit fahre ich erhebliche Höhenmeter umsonst – allerdings nicht ganz nutzlos, denn auf dieser offenen Strecke bekommt man einen guten Überblick über das Tal, während die Bahnroute sich in einige Nebentäler hineinbohrt und es kein weites Panorama gibt. Im Adlitzgraben findet sich schließlich noch ein Abzweig über den Haidbachgraben zum Semmering – diese Strecke dürfte die steilste und gleichzeitig unbefahrenste sein, verläuft aber ebenfalls ohne Bindung an die Bahnstrecke. Für bessere Blicke auf die Bahnviadukte muss man nochmals von der Strecke abweichen, etwa zur Kalten Rinne, dem vermutlich imposantesten Viadukt. Wer mehr von der Bahn sehen will, kommt aber nicht drumrum, den Bahnwanderweg abzulaufen. Alle Sehenswürdigkeiten sind mit informativen Tafeln versehen, die ersten stehen bereits am östlichen Ausgangsbahnhof Gloggnitz. Leider entwickelte sich am Nachmittag ein Regenfront und ich erlebte den Semmering – nicht nur Passhöhe, sondern auch Kurort – in Nieselwolken gehüllt. Während Semmering Kurort einige schöne alte Villen besitzt, hat man die Passhöhe mit einem Funpark ein wenig verschandelt. Der Regen ebbte zwar ab, es blieb aber stark bedeckt und doch empfindlich kühl – insbesondere bei der Auffahrt zum Pfaffensattel. Dieser hat eine Straße mit schlechtem Belag, besticht aber mit abwechselnden, stimmungsvollen Landschaftsteilen – bei allerdings kräftigen Steigungswerten. Im südlichen Tal ist Forellenzucht verbreitet, letztlich speise ich aber bei einem Wildspezialisten. Wieder empfinde ich die – zwar kreativen Panaden – dem Fleischgeschmack eher abträglich. Mi, 7.7. Rettenegg - Freistritzsattel (1290m) - Kirchberg - Aspang - Wechselpass (967m) - Pinggau - Rohrbach - Kreuzwirt (1030m) - Toter Mann (1065m) - Auf der Halt (1063m) - Ratten*115 km | 1800 Hm | 8:11 h | 14,0 km/h C: wild 0,- € AE: Schweinslendchen an Sahnesauce, Spätzle, Gemüse, Rotwein, Maronentorte 17,20 € Dieser Tag verläuft durch schönes Radelland – allerdings eher unspektulär. Das Pass-Highlight des Tages liegt gleich am Anfang mit dem Freistritzsattel, dessen Südanfahrt immer wieder von blau-violetten Lupinienflächen gesäumt wird. Den architektonischen Höhepunkt hingegen bildet das Augustiner Chorherrenstift in Vorau. Die weitläufige Anlage mit rosenblühen Klostergarten in Rot und Grün besticht durch reich verzierte Fassaden in pastellfarbenem Rosa neben erhabenem Weiß – trotz der monumentalen Ausmaße verströmt es eine leichte, besinnliche Atmosphäre, die zum Verweilen einlädt. Eher ungeplant fahre ich beim Kreuzwirt eine Waldstraße ein, die anfänglich noch asphaltiert, sich alsbald in eine teils rumpelige Waldpiste verwandelt. Die Gegend scheint eine Stätte für Geisterbeschwörer zu sein, denn der alte Römerweg bezeichnet einen Kultwanderweg, auf dem sich Wegweiser wie „Bergmesse“ finden lassen. Das ist nicht ohne Grund: Der Name des Passes „Toter Mann“ hat die Sagenerzähler inspiriert und zu folgender Legende angeregt: Unter einer Kapelle an dem Römerweg liegt ein Büßer. Dieser wollte mit seiner Frau von Ungarn eine Wallfahrt auf Knien nach Maria Zell machen. Doch er wurde in dieser Gegend krank und verstarb. Ein mitleidiger Bauer fand und begrub ihn und errichtete eine kleine Kapelle über seinem Grab. Dort kann man um Mitternacht zwischen dem 5. und dem 6. Januar mit dem Teufel sprechen, wenn man seinen Namen dreimal ruft. Die Frau des Verstorbenen wanderte weiter nach Maria Zell. Aber auch sie verstarb vor ihrem Ziel im oberen Mürztal. Diese Gegend mit einem beachtenswerten Wasserfall heißt seitdem „Totes Weib“ (s. Teil 2 des Berichts). Die Analyse des Namens ergibt aber, dass es sich um eine keltische Bezeichnung handelt – für einen Ort auf einer Kuppe mit Wegkreuzungen, an dem sich die Männer zu Beratungen trafen um Stammesentscheidungen zu treffen. Den Teufel hingegen ereilte an diesem Abend die deutschen Nationalkicker. Als sie im Halbfinale gegen die Spanier verloren hatten, kam ein Österreicher aus dem Nebenraum der Gaststube und sagte „Passt schon!“ Damit hatte ich auch einen für mich vollkommen ausreichenden Spielbericht erhalten. :zufrieden: Do, 8.7. Ratten - Am Alpstieg (1099m) - Krieglach - Mitterdorf - Kindbergdörfl - Auf der Schanz (1171m) - Fischbach - Jägerkreuz (1060m) - Birkfeld - Gschaid (806m) - Pöllau - Kaindorf - Bad Blumau - Fürstenfeld130 km | 1430 Hm | 8:34 h | 15,0 km/h C: Fürstenfeld 11,- AE: Griech. Salat, Spaghetti Arabiatta, Rotwein, Eiskaffee 16,90 € Neben den angrenzenden Hügellandschaften von Buckliger Welt und Joglland kreuze ich auch noch die angrenzende nordwestliche Ecke zur Mürz hin mit den Fischbacher Alpen. Der hier liegende Ort Alpl ist der Geburtsort des patriotischen Schriftstellers Peter Rosegger, der in den Verdacht geriet antisemitisch zu sein, weil er mit daran beteiligt war, dass der jüdische Heinrich Heine keinen Nobelpreis erhielt und ein Teil seiner Schriften posthum von den Nationalsozialisten für ihre Zwecke eingesetzt wurde. Der Vorwurf des Antisemiten konnte die Wissenschaft aber widerlegen, Roseggers Haltung war humanistisch, aber auch konservativ-monarchistisch geprägt. Der Mürzlauf zwischen Krieglach und Kindberg erfreut Auge und Seele mit träumerischer Flussidylle nebst Weiden in der breiten Talebene. Malerische Fassaden erstrahlen in Kindberg, herausragende Produkte hier sind Lebkuchen und einfallsreiche Glaskunst. Die romantische Auffahrt durch das Stanzer Tal ist reichlich schweißtreibend, kommt doch zum steilen Berg noch die vollendete Sommerhitze des Tages hinzu, ohne dass ich geeignete Badestellen finden kann – obwohl doch auf dem Weg ins südsteirische Thermenland. Nicht nur die Sonne sorgt für farbenfrohe Stimmung. Das Schloss Pöllau (ehemals Kloster) mit seinem Blumengarten, das Blumen- und Thermendorf Bad Waltersdorf und schließlich die weitläufige Hundertwasser- Thermenanlage von Bad Blumau sorgen für einen bunten Augenschmauß in der nun zur Ebene auslaufenden Strecke nach Süden. Auf den Feldern wird überwiegend Mais und Kürbis angebaut – das Kürbiskernöl wird überall direkt von den Produzenten vermarktet. Den Hundertwasserbau in Bad Blumau kann man recht weitreichend sich anschauen, bevor man an die Rezeption des Hotels oder den Thermeneingang gelangt. Die nicht gerade billigen Thermenanlagen mit integrierten Hotelzimmern und Appartments scheinen sich großer Beliebtheit zu erfreuen, nicht zuletzt bei Familien. Eine Übernachtung in Bad Blumau mit freiem Thermenzugang gibt es ab 120 Euro bei Einzelbelegung, ab 90 Euro pro Nase bei Doppelbelegung. Da fast alle Zimmer individuell gestaltet sind, gibt es große Abweichungen, auch je nach Saison. Es kann auch auf über 300 Euro pro Nase rauslaufen, und weil an Wochenenden z.B. ein Mindestaufenthalt von zwei Nächten vorgeschrieben ist, kann eine Familie da schnell mal einen 1000er loswerden, ohne was gegessen zu haben. Der Name Hundertwasser bekommt hier eine ganze neue Bedeutung.
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#674785 - 06.12.10 12:15
Re: Ostalpen Salzburg-Wien-Maribor-Salzburg
[Re: veloträumer]
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Rechtzeitig zur Mittagspause ein Nachschlag... TEIL 5: Grenzüberschreitendes Weinhügelland: Alte Vulkane, Lebenskunst und slowenische StädteperlenFr, 9.7. Fürstenfeld - Hatzendorf - Riegersburg - Feldbach - Fehring - Kapfenstein - St. Anna - Klöch - Bad Radkersburg - Ljutomer - Banovci*126 km | 1000 Hm | 7:18 h | 17,0 km/h C: Terme Banovci 11,50 AE: Braten Ljutomerer Art, Pommes, Gemüse, 2 Bier, ~ 17,- € Die Fahrt durch die Südsteiermark führt durch altes Vulkanland. Entsprechend hügeliger ist die Gegend wieder. Die Hänge werden vielfach für Weinbau genutzt, in den Ebenen dominiert wieder Mais, Sonnenblumen und Kürbis. Aber auch kleine Haine oder Flusslandschaften wie etwa an der Raab bieten schattige Abwechslung. Das Vulkanland steht auch für die besondere südsteirische Lebenskultur: Lebenskraft, Kulinarik, Genießen, Lebensqualität durch intensive Mitbestimmung der Bürger. Das Schlagwort Eat & Art findet sich in feinen Produkten wieder: Kürbiskernöl, Kürbiskerne aromatisert zu Knabbern (Vanille, Kaffe etc.), erlesene Weine, erlesene Marmeladen und Pastasaucen, hochwertige Schokolade – oft verbunden mit Kunst oder kunstvoller Gestaltung. Als Fan des süßen Bohnenschmelzes stattete ich natürlich auch bei der Schokoladenmanufaktur Zotter einen Besuch ab. Die erlesenen Kakaobohnen wählt die Riegersberger Edelschmiere nur von ökologisch nachhaltigen Kakaoanbauern aus. Zur braunen Sünde gab es ja bereits das Bilderrätsel 673. Eine andere Begebenheit über die südsteirische Lebensart erwähnte ich bereits in der Einführung in diesem Bericht unter „Essen und Trinken“. Offenbar hatte ich beim Livegenuss etwas weniger Glück mit der heimischen Küche, in den Shops waren die guten Produkte sehr wohl zu finden. Im eingangs besagten Gasthof Malerwinkl kam ich also am frühen Morgen in den Genuss einer Vulkanwurst. Das Hotel mit Genussshop ist aber ein Idealtypus von Eat & Art, die Zimmer sind individuell und künstlerisch gestaltet, Einflüsse von Hundertwasser sind sichtbar. Aber die Preise sind hier erschwinglich, Einzelzimmer ab 35, im Doppel ab 32 Euro pro Nase. Wer mal in der Gegend ist und Hotelübernachter, sollte hier mal einen Besuch abstatten – es ist ein sehr empfehlenswerter Ort der Gastlichkeit mit vielen Details – natürlich auch wunderbar zum Essen. Auf einen weiteren Shop mit feinen Regionalprodukte stoße ich in Riegersburg, der sich als Hexenladen bezeichnet. In der Tat war die Südoststeiermark einst auch ein Zentrum von Hexenverfolgung. In einem Prozess in Radkersburg und Graz gegen eine gewisse Benigna Khevenhüller wurde dieser vorgeworfen, eine Kinderfresserin zu sein und Liebeszauber zu betreiben. Die meisten Anklagen waren aber Folge von Unwettern und Ernteausfällen, weil das gewöhnliche Volk Hexen und Zauberinnen für Wettermacher hielten. Manche Bauern suchten sich mit Gaben wie Weizen, Most oder Geld an die Hexen zu schützen. Kam es aber zu Erntekatastrophen, sah man darin das Werk des Teufels, mit dem sich die Hexen verbündet haben sollen. Tatsächlich kam es 1675 im Luttenberger Prozess zu 36 Todesfällen und zu zahlreichen weiteren Peinigungen von Frauen, die nicht ins damalige Weltbild passen wollten. Auch auf einem ehemaligen Vulkan steht die weithin sichtbare und markante 850 Jahre alte Burg Riegersburg. Der Weg zur Burg ist derart steil, dass sich das Rad nicht hinaufschieben lässt. Wer den strapaziösen Fußweg sparen will, kann über ein noch recht junge Schrägseilbahn nach oben gelangen. Noch heute wird hier auf einer kleinen Fläche ein exklusiver Burgweinbau betrieben. Auf die Besichtigung des Inneren der Burg verzichtete ich, weil ich im Malerwinkl doch einige Zeit hatte liegen lassen und ich ja auch noch eine Zotter-Besichtigung geplant hatte, die aber dann unerwartet wegen des Betriebsurlaubes ausfallen musste. Die Routenwahl hier weit im Süden der Steiermarkt Richtung Radkersburg fällt schwer, denn es gibt sehr viele Alternativen – und nicht klar, welche die schönste sein könnte. In der Hoffnung, eine Badestelle an diesem wiederum extrem heißen Tag an der Raab zu finden, schlage ich nach Feldbach den Raabradweg ein. Dieser ist aber sehr verwinkelt und es kommen etliche Mehrkilometer nach Fehring zusammen. Zum Baden ist dieser Fluss, an dem Lederindustrie gediehen ist nicht (auch dazu Info-tafeln zu finden), nicht geeignet. Die Uferzugänge sind ebenso unzugänglich wie auch das meist fast stehende Gewässer eine ziemlich braune Lehmbrühe mit großem Mückenreichtum ist. Eine faszinierende Weinlandschaft entwickelt sich dann bei St. Anna – der Werbeslogan „Wein ist St. Anna“ ist selbstredend. Die vielen Weingüter machen den Eindruck einer sehr wohlhabenden Gegend und fügen sich mit viel Charme in den vorwiegend kürbistonangwandelten Farben in die Landschaft ein. In Richtung Bad Radkersburg verschwinden die Weinberge zugunsten einer flachen Wald- und Wiesenlandschaft. In Radkersburg selbst fällt die ausgeprägte K.u.k.-Architektur auf. Ohne die Mur als Grenzfluss wäre die Grenze nach Slowenien kaum zu merken. Die Bauweise ist sehr verwandt mit den Weingüterbauweisen zuvor – allerdings sind die meisten Häuser sehr neu oder gar noch im Rohbau. Offenbar Zeichen eines noch jungen und wachsenden Wohlstandes, wie auch die Autos ein besseren Mittelklasse dem entsprechen. Der Mut zu kräftigen, bunten Häusern ist noch ausgerägter als in der Südsteiermark. Auffällig sind auch die kleinen Kapellchen an den Straßenachsen der kleine Orte, die teils nur eine Art Tempel sind, weil sie nicht oder vielleicht nur von einem Zeremonienmeister betreten werden können. Hügel bieten sich hier wie sonst in Slowenien als Kirchenstandorte nicht an, weil die Felderlandschaft an der Strecke nach Ljutomer extrem eben ist. Nach Westen deuten sich Hügel an, die aber in der Sommerdunstluft kaum zu sehen sind. Sa, 10.7. Banovci (Ruhetag)0 km | 0 Hm | 0:00 h | - C: Terme Banovci 11,50 AE: Schnitzel Jeruzalem Art, Pommes, Salat, Rotwein 13,10 € Im Tagesendrausch der Flachgeschwindigkeit des Vortages versäumte ich die rechtzeitige Abzweigung nach Banovci, sodass ich ungewollt Ljutomer erreichte und zurückfahren musste um den geplanten Ruhetag in dem Ferienkomplex der Terme Banovci zu verbringen. Der Komplex besteht aus einem frei zugänglichen Restaurant, einer Hotelanlage, einer Saunanlage, sowie zwei Außenthermenkomplexen. Einer davon ist exklusiv für FKK wie auch ein entsprechender Teil des Campings. Die Thermenbereiche können aber nur mit mit einer Chip-Karte betreten werden, sind auch für Tagesgäste gedacht. Will man zwischen den beiden Teilthermalkomplexen wechseln oder mehrfach raus und rein, muss man eine Wartezeit von zwei Stunden akzeptieren, bis sich das Drehkreuz wieder öffnet. Offenbar will man damit verhindern, dass die Campinggäste zum Essen jederzeit ihren Wohnwagen bzw. ihr Zelt aufsuchen und die Angebote der Badebistros nutzen. Von dieser kleinlichen Gängelei mal abgesehen ist die gesamt Anlage hochwertig einschließlich der sanitären Anlagen des Campings. Es wurde weder am schönen Ambiente noch an ausreichend Sprudlern gespart, wer’s mag findet auch ausreichend Animation insbesondere für Kinder (beschränkt sich aber auf den Textilbereich). Durch die Camping-Therme-Kombi ist der Preis auch sehr günstig, denn auch in Slowenien kostet sonst ein Thermenbesuch bereits soviel oder zuweilen auch mehr ohne Campingplatz (z.B. Terme Topolsica bei Velenje). Die Umgebung besteht aus Feldern und Wiesen und ist absolut flach. Es riecht nach Kornfeld. Der pannonische Ort Banovci ist sehr klein und bedeutungslos, es gibt aber einen kleinen Laden mit nicht sehr üppigem, aber ausreichendem Angebot, eine Pizzeria und noch ein oder zwei weitere Cafes oder Kneipen. Über das Thermenrestaurant hinaus habe ich nur noch den Laden genutzt, am Ruhtag stand das Rad tatsächlich 100%ig still. Außer Wäschewaschen stand nur Faulenzen auf dem Programm. So, 11.7. Banovci - Ljutomer - Jeruzalem - Ormoz - Tomaz - Dornava - Ptuj - Vurberg (via Drauradweg) - Maribor - Limbus110 km | 835 Hm | 7:15 h | 14,7 km/h C: wild 0,- € AE: Fischsalat, Gnocchi Gorgonzola, Rotwein 13,25 Ljutomer ist zwar ein zentraler Ort mit wesentlicher Infrastruktur. Kaffee kann man überall an der Tanke trinken, dort gibt es meist eine Cafeecke innen und/oder außen. Die Tankstellensandwiches haben aber immer noch den Status von Waschlappenwickeln. Bäckereien finden sich seltener, eine bessere mit Cafe in Ljutomer fand ich erst leider nach meinem Tanke-Besuch. Die Stadt selbst wirkt sehr aufgeräumt mit einem großen Platz, die Gebäude im eher unauffälligem K.u.k.-Stil. Das folgende Hügelland entpuppte sich als mindestens ebenso liebliches, sonnnig-leuchtendes Land der Rebstöcke wie die angrenzende Südsteiermark. Auch hier spürt man ein gewissen Wohlstand, der sich in neu gebauten, aber stilvollen Häusern und den vielen mitunter neu asphaltierten Weinbergstraßen widerspiegelt, die längst nicht alle in den gängigen Straßenkarten eingezeichnet sind. Nur ein kleines Abkürzungsstück musste ich auf Schotterpiste überwinden, die aber passabel fahrbar war. Das Herzstück der Weinroute ist namensgebend Jeruzalem, ein kleines charmantes Weinörtchen auf dem Hügel mit traumhafter Aussicht gelegen. Jeder Blickwinkel auf der leicht hügeligen Route bereitet wieder neue Freude über die anmutige Landschaft. Die Weinroutenfahrt nach Süden setzte ich mit Unterbrechung in Ormoz nochmal nach Nordwest fort. Ormoz ist ohne besondere Architektur, dafür infrastrukturell wohl noch etwas besser ausgestattet als Ljutomer. In einem Supermarkt kann ich mich versorgen, denn die Lebensmittelabteilung ist sonntags eingeschränkt geöffnet. Unweit der Stadt stoße ich auf ein Kloster, in dem eine Kunstsammlung zu sehen ist, die aber offenbar wegen Sonntag geschlossen ist. Ab Tomaz wird das Weinland weniger, Feld- Wald, und Wiesenhügel, unterbrochen von einem See (eher ein Angelrevier) führt die Route in die Drau-Ebene, in der der See von Ptuj liegt und die Stadt mit dem Schlossberg etwas aus der Ebene herauswächst. Nördlich schließt sich am linken Drauufer wieder Weinhügelland an, während nach Westen die Ebene weithin bis zu den entfernt im Dunst steil aufsteigenden Bergen des Pohorje verläuft. Noch vor Ptuj komme ich in Dornava an einem träumerischen Barockschloss in Dornava vorbei, das etwas verfallen wirkt, was aber wohl eine Täuschung ist, denn es finden dort aktuell u.a. Konzerte statt. Ptuj offenbart sich dann als äußerst sehenswerte Stadt mit pittoresken Fassaden, filigranen Türmchen, detailverliebten Schnörkeln, schmucken Balkonbrüstungen, aufsteigenden Gassen, kleinen Plätzen, mit zahlreiche Cafes, Restaurants, Bars und Hotels. Am Drauufer fahren Schnellboote zum Drau-gestauten See, der ein beliebtes Freizeitrevier vor der Stadt ist – mit Terme, Golfplatz, Camping, Segelrevier usw. Ich habe aber den See nicht näher inspiziert. Noch mehr Ausblick hat man vom Schloss, das man besichtigen kann und im Schlosshof eine beliebte Lokalität bietet. Den Drauradweg finde ich eher zufällig, denn er ist nicht ausgeschrieben und bei den Einheimischen offenbar weitgehend unbekannt. Genau betrachtet ist es auch kein Radweg, sondern eine Nebenstraße, die verteiltes Siedlungsgebiet und nachfolgende Orte an den Rebstockhängen erschließt. Trotzdem wollte mir jeder, den ich ansprach, erzählen, dass nach Maribor nur die Schnellstraße durch die Ebene auf der anderen Drauseite (aber nicht entlang des Flusses) führt. Am besten findet man die Straße von der Burg kommend nach Nordwest abzweigend bevor es hiunter in die Stadt geht. Wenig später führt diese Straße auch ans Drauufer, im weiteren Verlauf entfernt man sich aber gelegentlich von der Drau und fährt auch mal in einem Ort ein Hügel hinauf. Auf der Einfahrt nach Maribor überquere ich zweimal die Drau, vielleicht gibt es aber auch eine rein nordseitige Einfahrt. Die zweitgrößte Stadt Sloweniens wird außen bereits deutlich von den Verkehrsadern dominiert. Auch die Innenansicht ist weniger intim als die von Ptuj. Es überwiegt eine monumentale, monarchische Bauweise mit breiten Straßen und großen Plätzen. Zwar finde ich viel Cafes, in denen sich die Fußballgemeinde zum WM-Endspiel eingefunden hat, aber die Suche nach einem Esslokal erweist sich als überraschend schwierig. Ich treffe auf eine Dame des Jazzclubs Satchmo, erkläre ihr, dass ich zwar in Deutschlands ältester Jazzzeitschrift arbeite, ich mich aber als hungriger Radler heute mehr für Esslokale interessiere. Sie versteht zwar meine Lage, meint aber, dass am Sonntag und mit Fußball es nur wenig Möglichkeiten gibt. Auch das reaktivierte Flößerviertel Lent ist offenbar nach dem Ende des dort jeden Sommer stattfindenden Festivals keine geeignete Essecke. Ich finde schließlich auf Hinweis eines Eiscafekellners ein italienisches Restaurant. Zwar befindet sich unten ein Freiluftbereich in der Gasse, aber nur für Getränke. Zum Essen muss man in die obere Etage, die trotz angepriesener Klimatisierung extrem aufgeheizt ist. Leider passt sich das Essen wie schon eingangs des Berichts angedeutet an die unangenehme Temperatur an. Hm, das war ein ziemliches Armutszeugnis für Maribor. Auch im sonsitgen Gesamteindruck klarer Verlierer gegenüber Ptuj. Zwar gibt es mittlerweile einen neuen Camping in Maribor, allerdings nicht an der Drau und in einer anderen Richtung als die meinige gelegen. Diesen nun in der Dunkelheit zu später Stunde zu suchen empfand ich als unproduktiv und fand bei Limbus ein Plätzchen für mein Zelt. Allerdings sei erwähnt, dass nicht nur diese Gegend dicht besiedelt ist und es mancherorts weniger geeignete Wildcampingplätze gibt als man denken mag – auch in den folgenden Nächten in Slowenien. Man sollte damit leben können, auch im Sichtbereich von Häusern zu weilen.
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Geändert von veloträumer (12.02.19 19:48) |
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#674800 - 06.12.10 13:10
Re: Ostalpen Salzburg-Wien-Maribor-Salzburg
[Re: veloträumer]
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Hallo Veloträumer, zuerst mal ein Dankeschön für Deinen schönen Radreisebericht. Gefällt mir sehr gut. Zudem bin ich gerade an diesen Abschnitt sher interessiert, denn
TEIL 5: [u]Grenzüberschreitendes Weinhügelland:
Fr, 9.7. [b]Fürstenfeld - Hatzendorf - Riegersburg - Feldbach - Fehring - Kapfenstein - St. Anna - Klöch - Bad Radkersburg
genau in dieser Gegend war ich dieses Jahr Anfang September. Allerdings hatte ich dort einen festen Standort (Neuhauser Hügelland, ca. 8 km von Kapfenstein entfernt) und wir (meine Frau und ich) haben "nur" kleinere Tagestouren (ca. 50 km) mit dem Radl unternommen. Allerdings kann einen die Gegend mit den kurzen und knackigen Anstiegen ganz schön schlauchen. Die restliche Zeit mussten wir "leider" Verwandte besuchen (meinerseits), so dass das radeln dort etwas kurz kam. Allerdings ist die Gegend auch ideal zum erwandern. Die Gegend ist sehr schön und was uns auch sehr wichtig ist (und wie du auch geschrieben hast) ist "Kulinarik" und "Genießen". Das kann man dort wirklich hervorragend! Herrlicher Wein, frische Pfifferlinge und Steinpilze (war ja schon September), Vulkanwurst und Vulkanschinken, Kürbiskernöl..... In unserer Unterkunft waren außerdem auch zwei Radler aus Wien, die dort öfters absteigen um mit dem Mountainbike dort Wochenendtouren zu machen. Falls mal jemand dort einen Tipp für 'ne Unterkunft mit spitzen Frühstück braucht: Hügellandhof Gruß Martin
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#674897 - 06.12.10 18:29
Re: Ostalpen Salzburg-Wien-Maribor-Salzburg
[Re: veloträumer]
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Hallo, Matthias,
super Bericht und wunderschöne Fotos. Ich muss mich schon wundern, wie du beim Radeln den Blick für so viele schöne Details hast und überhaupt noch die Zeit zum Fahren findest- zumal du ja die Berge nicht umgehst. Auch die Bildunterschriften finde ich sehr gut gelungen.
In zahlreichen Orten war ich auch schon, sowohl in Österreich als auch in Slowenien und natürlich auch in Sopron und Kőszeg. Allerdings habe ich meist Flussradwege benutzt. Zu meiner Schande hätte ich nur die wenigsten Orte in einem Bilderrätsel wiedererkannt.
Von Gloggnitz rauf zum Semmering habe ich bisher das Rad schon dreimal mit der Bahn mitgenommen, bin aber noch nie hochgeradelt. Auch von der Bahn aus hat man schöne Ausblicke, aber halt ganz andere.
Ich warte schon mit Interesse auf den nächsten Teil deines Tourenberichts.
Viele Grüße aus Budapest Martin
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#675202 - 07.12.10 18:25
Re: Ostalpen Salzburg-Wien-Maribor-Salzburg
[Re: martinbp]
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Ich bedanke mich schon mal für die zwischenzeitlichen Belobigungen und fruchtbaren Ergänzungen. Sodann hier ein weiterer Happen, diesmal mit etwas bildungsträchtigem Ballast. Das müsste dann ca. eine Woche vorhalten. TEIL 6: Von einsamen Wäldern durch Bergbaugebiete in tiefe Schluchten: Pohorje-Mystik, Drau-Selikeit, Karawanken-Wände und ein LindwurmMo, 12.7. Limbus - Ruse - Smolnik - Sumik - (Wanderung Wasserfall) - Osankarica (1202m) - Pesek (1385m) - Lovrenc - Recenjak (543m) - Ribnica - Radlje86 km | 1715 Hm | 7:38 h | 10,9 km/h C: wild 0,- € AE: Thunfischsalat, Pizza, Rotwein 10,70 € Das Pohorje (Bacher-Gebirge) ist eine waldreiche Mittelgebirgslandschaft, aber teils urwüchsig mit verträumten Hochmooren, verschlungenen Urwäldern und beeindruckenden Wasserfällen und in den meisten Teilen noch recht einsam zu beradeln. Es unterscheidet sich geologisch durch sein wasserundurchlässiges Basaltgestein von dem Kalkgestein der Südalpen. Obwohl nach Westen durch die Mislinja von den Karawanken getrennt, entwickeln sich die Landschaftsübergange weniger deutlich. Maribor kann sich dank des Pohorje-Gipfels (1050m) in die Reihe der Ski-Weltcup-Orte einreihen. Mit einer Seilbahn kann man bequem auf den Berg kommen und von dort Wanderungen starten – auch eine kostenpflichtige Fahrradmitnahme (4 €) ist möglich. Das ist aber nicht wirklich nötig, denn es gibt mehrere Auffahrt-Möglichkeiten ins Gebirge. Die Straße bei Ruse, über die man die Sumik-Wasserfälle erreichen kann, ist eine der einsameren Routen und nur im unteren Teil asphaltiert. Die folgenden Schotterpisten sind aber alle festgewalzt und weitgehend mit Reiserad gut fahrbar, für dünnbereifte Rennräder aber doch eher problematisch. Insgesamt hatte ich die Länge der Schotterpisten unterschätzt und entsprechend viel Zeit an diesem Tag eingebüßt. Nach urwaldähnlichen Teilen unten folgt schwarzwaldähnliche Flora weiter oben, auch mal von Weiden und Gehöften unterbrochen. An einer Stelle ergibt sich ein Panoramablick auf die unten fließende Drau. Der Parkplatz mit Wanderweg zu den Wasserfällen ist nur eine Zwischenhöhe und auch nach dem Osankarica kann man sich nicht ausruhen, weil der Pesek-Pass erst nach einer Zwischenabfahrt erklommen werden kann und sich entsprechend Höhenmeter summieren. Es gibt mäßige aber auch heftig steile Abschnitte. Einige andere Naturschönheiten lassen sich nur durch Abweichungen von der Route erkunden. So habe ich ich die Moorseen etwa Richtung Svet Areh oder auch den Schwarzen See westlich der Rogla-Straße nicht angesteuert (zusätzliche Wanderungen nötig). Wer das Pohorje umfassend erkunden will, sollte sich mehrere Tage Zeit nehmen und von der Kombination Rad und Wanderschuh Gebrauch machen. Auch ein fester Standort in oder bei Maribor macht Sinn, im Westen an der Bergstation gibt es auch luxuriöse Unterkünfte. Leider hatte ich es in Ruse ausgeschlagen, auf die Öffnung des Supermarktes zu warten. Es gibt auf der ganzen Strecke bis zum Pesek jedoch keine Verpflegungsmöglichkeit. Zwar befindet sich unweit Osankarica noch eine Lokalität, die aber geschlossen hatte. So war ich dann doch etwas ausgehungert bis zur ersten nahrhaften Mahlzeit am bereits späteren Nachmittag. Erstaunlicherweise ist auch die Straße vom Pesek hinab im oberen Teil nicht asphaltiert, während vom Pesek Richtung Rogla die Straße gut ausgebaut ist. Wahrscheinlich fahren die meisten auf den Ski- und Ausflugsberg Rogla von Süden an. Während der obere Teil der nördlichen Abfahrt vom Pesek an eine bewaldetes Alpintal erinnert, wird die Landschaft weiter unten sanfter. Man durchfährt hügeliges Wald-, Wiesen- und Weideland mit Weilern und kleinen Dörfern, viele Bewohner betreiben kleine Gärten zur Eigenversorgung mit Gemüse und Obst. Zurück an der Drau liegt diese in verträumter Abendstimmung. In Radlje findet sich kein geöffnetes, geeignetes Restaurant und ich muss schon mit einem gewissen Widerwillen mal wieder zu einem „Getarnten“ – ein Türke mit italienischer Pizza in Slowenien, kann ja nicht gut gehen. Auch am Radlpass findet sich nur schwer ein Plätzchen für mein Zelt, weil fast alles bewachsen oder steile Weiden. Zum Glück ist es möglich straßennah auf einer kleinen Wiese zu campen, der Verkehr ebbt in der Nacht nahezu völlig ab. Di, 13.7. Radlje - Radlpass (679m) - Stammer - St. Oswald - Stausee Soboth - Soboth/Koglereck (1347m) - Lavamünd - Dravograd - Ravne na Koroskem - ? (478m) - ? (511m) - Vrhe Gmajna84 km | 1495 Hm | 6:35 h | 12,7 km/h C: wild 0,- € AE: Selbstversorgung Der Radlpass bietet wenig Panorama zurück zur Drau, nach Norden führt er in typisches Almweideland. Mit dem österreichischen Teil dieser Etappe streife ich die Laantaler Alpen, die einen größeren rechteckigen Block nördlich der Drau bilden. Mehr offene Weiden mit gelbblumigen Almwiesen finden sich dann, wenn man die Soboth-Straße zu einem Teil erklommen hat, was allerdings harte Arbeit ist. Es folgen dann noch mehre größere Aufs und kleinere Abs. Ein farbenfrohes Erholungs- und Naturschutzareal ist der Soboth-Stausee. Vom blumenreichen Uferbiotop aus kann man die Bergwelt wunderbar entspannt genießen. Der See ist komplett umfahrbar und bietet neben dem offiziellen Strandbad am Anfang noch zahlreiche weitere, „wilde“ Badezugänge. Es ist ein beliebtes Ferien- und Wandergebiet, ohne allerdings völlig überlaufen zu sein. Doch scheint es so, als wolle mir jemand die Pause wieder nicht nicht ohne Hiebe gönnen. Kaum hatte ich meine Sachen zusammengepackt, zogen dunkle Wolken auf und alsbald prasselte ein Gewitter nieder, der See verwandelte sich in ein wildes Wasser. Am Seeanfang gibt es zum Glück ein Bistro-Restaurant, wo man z.B. mit selbstgemachtem Eis oder Kuchen die Regenpause überbrücken kann. Nach dem heftigen Gewitter dampft der Wald in mystischen Nebelschwaden, der faszinierende Ausblick von der Passhöhe ist stark getrübt, dafür entwickeln sich aufregende Wolken- und Lichtstrahlbilder. Ich treffe ein echtes Kärnter Original hier, hagere Figur, dunkelbraune, gegerbte Haut, großer Tramphut, zerfranste Kurzjeans, ausgetretene Jesuslatschen und mit einem kläpprigen Caravan unterwegs. Er schwärmt vom herrlichen Kärnten und malt sich so eine Radtour mit eigener Hütte als seinen großen Wunschtraum aus. Aber er hat es noch nicht geschafft, glaubt dass er nicht genügend Mut dazu hat. Mit festem Handschlag und dem schmitzig-strahlenden Lebenskunstlächeln nehmen wir schon fast kumpelhaften Abschied. Der echte Kärntner wird schnell Freund, ist ein grundoffener Mensch. Nicht weniger steil als die Auffahrt ist die Abfahrt, ein Holzlaster quietscht sich riskant den Berg runter. Unten liegt die Drau in einem durch den Regen leicht aufgewühlten, trotzdem so selig verträumt-leichten Blaugrün zwischen alten, schräg gewachsenen Apfelbäumen. Die phasenweise Aufheiterung nimmt sich wieder Richtung Berge und Slowenien zurück. So verläuft die Fahrt naturbedingt in einer gewissen Tristesse unter grauem Himmel, wenngleich weder Dravograd noch Ravne besonders auffällig schöne Orte sind. Hingegen scheint viel Gewerbe und einige Industrie ansässig, die eigentllich romantische Flussstrecke nach Ravne ist stark von Autos frequentiert. Da die Zeit wieder weiter fortgeschritten als geplant – weit diesseits vom ursprünglichen Etappenzeil Velenje – rechne ich mit einem Ende der Tour in unbewohntem Gebiet. Ich kaufe mir ein kaltes Abendessen im Supermarkt in Ravne zusammen. Doch dann regnet es erneut und eigentlich weiß ich gar nicht, wo ich dann das Erworbene geschützt essen kann, zumal es mittlerweile doch recht kühl geworden ist. Nicht nur in Ravne gibt es viele Restaurants, sondern auch auf der folgenden Hügelstrecke ist die Besiedlung dichter als erwartet. Auf beiden kleinen Passhügeln befindet sich jeweils eine einladende Gostilna, wenngleich die erste geschlossen ist. Als ich im Dunkeln an dem Bushaltehäuschen von Vrhe Gmajna eintreffe, esse ich unsinnigerweise recht ungemütlich mein kaltes Abendbrot (Nudelsalat, Käse usw.), während eine wärmende Speisesitzung in der direkt gegenüber liegenden Gostilna besonders heute die bessere Wahl gewesen wäre. Auch sind sämtliche Wiesen als Weiden abgetrennt, ein Zeltplatz nur schwer zu finden. Erst am Ende der ländlichen Siedlungsstraße des Dorfes führt der Weg zu einer Kirche mit Kupferdächern, die in die Mauern einer alten Burganlage integriert wurde. Dort finde ich eine geschützte Lage – quasi im doppelten Sinne, wenn man die herabschauen Heiligen des Kirchenportals hinzuzählt. Mi, 14.7. Vrhe Gmjana - Kladnik - Graska Gora - Velenje - Sostanj - Sleme (1084m) - Crna - Mezica - Pusnik - Bleiburg - Eberndorf102 km | 1165 Hm | 7:00 h | 14,5 km/h C: Rutar Lido 19,- AE: Gemüsesuppe, Schweinmedaillons, Farfalle m. Gorgonzolasauce, Salat, Eis, Rotwein, Espresso 16,30 € Zweifellos kam ich auf der Tour bereits durch viele alpine (ehemalige) Bergbaugebiete, DIE Bergbau-Etappe schlechthin ist aber diese hier. Eigentlich hatte ich schon einen Besuch in einem der Bergbaumuseen geplant, habe aber einen solchen wieder mal meinem Gesamttourverlauf geopfert, weil ich erheblich im Rückstand war. Eines der bedeutendsten europäischen Museen in dieser Hinsicht ist das Besucherbergwerk und Bergbaumuseum Slowenien in Velenje. Hier ist der Bergbau auch noch nicht Vergangenheit, sondern wird in einem der modernsten Kohlebergwerke mit spezifisch entwickelter Abbaumethode und offensichtlich erfolgreich weiter gepflegt. Eine weiteres ausgezeichnetes Bergmuseum ist das umgestaltete Blei- und Zinkbergwerk Podzemlje Pece zwischen Crna na Koroskem und Mezica. Hier gibt es sogar die Möglichkeit, ab Mezica ca. 5 km in einer geführten MTB-Tour durch einen Bergstollen im Pezengebirge zu fahren. Ob man mit dem eigenen Reiserad erlaubterweise da durchkommt, ist nicht klar aus der Homepage ersichtlich, offenbar ist die Bodenbeschaffenheit schwierig und am Ausgang muss man wohl hinabsteigen. Da ohnehin die Fahrtrichtung entgegen meiniger liegt, habe ich auch keinen Versuch zu einer solchen Exkursion angestrebt, zumal ich schon jenseits der Öffnungszeiten Mezica erreichte. Die Landschaft entwickelt sich ab Stari trg aus einem idyllischen Tal heraus mit kleinem Landbau (u.a. Hopfen) durch Waldpassagen hin zu einer teiloffenen Hügellandschaft mit dünner Besiedlung. Oberhalb von Velenje sieht man bereits die großen Kühltürme des Kohlekraftwerks unten im Tal in Sostanj. Auch am See von Velenje weiter unten bleibt das Kraftwerk im Blick, es handelt sich aber keineswegs um eine abschreckende Industrielandschaft. Der See ist Teil eines großen Erholungsgebietes, in dem alle erdenklichen Freizeitaktivitäten möglich sind. Auf der Ostseite finden sich zwischen Schilfgürteln etwas wildere Ufer, dahinter ein kleinerer gepflegter See mit Infrastruktur. Am Südufer des großen Sees sind dann die größeren Sport- und Freizeiteinrichtungen wie z.B. ein Campingplatz, auf dem ich ursprünglich eigentlich übernachten wollte. Der hohe Freizeitwert in und um Velenje hat seinen Grund. Velenje und Sostanj bilden zusammen eine wohlhabende Industrie- und Gewerberegion. Der Hauptarbeitgeber ist nicht das Bergwerk, sondern der Hausgerätehersteller Gorenje, der sogar ein kleiner Weltkonzern ist. Gorenje hat neuartige Entwicklungen angestoßen, so hat die Firma zusammen mit Apple multimediale Hausgeräte entwickelt – Backofen mit Internetanbindung oder so ähnlich. Ob man sowas braucht, sei mal dahingestellt, aber Gorenje agiert offenbar erfolgreich und hat auch internationale Designpreise für seine Produkte eingeheimst. Ein Blick in gängige Hausgeräteprospekte zeigt, das Gorenje-Produkte preiswerter sind als vergleichbare Produkte von Konkurrenten (AEG, Siemens etc.). Eine nachhaltige Firmenphilosophie rundet den positiven Eindruck ab. In Sostanj bestimmte früher eine Lederfabrik das Arbeits- und Wirtschaftsleben. Auch zur Lederherstellung gibt es das gewichtige Muzej Usnjarstva. Da Velenje keine hübschen Altbauten aufweisen kann (im Gegensatz zum nahen Sostanj), ist die Stadt übersichtlich und funktional gebaut. Dennoch hat man darauf geachtet, die Funktionalität mit einer hohen Lebensqualität zu verbinden. Ein historischeres Schmankerl hat die Stadt dann doch noch, nämlich eine schöne Burg, die man über einen kurzen steilen Anstieg erreicht. Von dort blickt man auf eine Sprungschanze – also auch Wintersport ist in Velenje präsent. Während auf der Südostseite zum Sleme-Pass noch waldreiche von Weiden unterbrochene Landschaft dominiert, führt die Nordwestseite allmählich in eine schluchtartige Bergwelt, die mehr dem Charakter der Karawanken entspricht. Hier finden sich dann auch die o.g. Bergbauorte. Von Crna gibt es eine westliche Verbindung (nach meiner Erkenntnis nicht durchgehend asphaltiert, aber gut fahrbar) ins Savinja-Tal und die Bilderbuchwelt von Logarska Dolina mit den Steiner Alpen. Kaum in Kärnten, öffnet sich bei Bleiburg eine weite Ebene mit Obstbaumwiesen, Mais-, Sonnenblumen- und Gerstenfeldern. Nach Süden erheben sich die mächtigen Felswände der Karawanken wie eine unüberwindbare Grenze. Diese Landschaft, um kleine Hügel bereichert, umschließt auch das Kleinseengebiet bei Eberndorf/Klopstein, das sich nur unweit der Drau befindet. Rutar Lido ist eine schöne FKK-Ferienanlage mit umfassender Infrastruktur, der Camping-Preis aber doch ein bisschen überteuert. Neben einer Poolanlage (für kühlere Tag auch Hallenbad) gibt es einen kleinen Badetümpel, der aber kein Ersatz für einen richtigen See darstellen kann. Insofern würde ich für Gleichgesinnte die Campingplätze am Keutschacher See, Tigrnger See oder insbesondere am Millstätter See (Pesenthein) mehr empfehlen – auch wegen der landschaftlich attraktiveren Lage. Eberndorf eignet sich aber gut als Ausgangsort für einige Karawankenexkursionen wie etwa zu den Obirhöhlen, der Kupitz-Klamm oder der Rosaliengrotte, ggf. auch erweitere Möglichkeiten mit dem MTB. Do, 15.7. Eberndorf - Sittersdorf - Wildensteiner Wasserfall - Schaidasattel (1069m) - Trögerner Klamm ("Zum Franzl") - Bad Eisenkappel - Seebergsattel (1215m) - Preddvor*98 km | 1350 Hm | 7:10 h | 13,4 km/h C: wild 0,- € AE: Gegrillte Wurst, Pfifferlinge, Brot, Bier, Eis 15,- € Am Gösselsdorfer See befindet sich ein uriges Sumpfgelände mit einer speziellen Flora und Fauna. Diese Etappe ist jedoch geprägt von grandiosen Bergmassiven dies- und jenseits des Karawankenhauptkamms mit Schluchten und Wasserreichtum. Den herrlichen Wildensteiner Wasserfall sollte man sich nicht entgehen lassen. Mit 54 m Fallhöhe gilt er als höchster freifallender Wasserfall in Europa. Er ist aber nur mit ergänzendem Fußmarsch erreichbar. Am Ausgangspunkt des Wanderweges entstand ein neues Handwerksmuseum aus einer privaten Initiative. Zu den Fahrgeräten im Museumsbestand gehört natürlich auch das Fahrrad in musealer Form. Der Weg zum Schaidasattel ist ein ziemlich harter, die heftigste Rampe wohl die Abkürzung zwischen dem Wildensteiner Wasserfall und dem Freibach-Stausee. Eine lohnenswerte Exkursion ist die Fahrt durch die Trögerner Klamm. Es reicht, wenn man die schmale Straße knapp 3 km bis zur Gaststätte „Franzl“ fährt. Dazu muss man sich nicht mal anstrengen, weil ohne nennenswerte Steigung. Die zahlreiche Gumpen eignen sich auch für eine Badeerfrischung im glasklaren Gebirgswasser, sind aber nicht immer ganz einfach zu erreichen. Die Klamm besteht überwiegend aus weißem Schlerndolomit, der aus dem über 200 Millionen Jahre alten Muschelkalk einer ehemaligen Lagune im Bereich des Schlern (Dolomitenberg nahe Brennerroute im Eisacktal) stammt. Durch die 600 tiefe Eingrabung des Trögernbach treten aber in den so sichtbar werdenden Schichtungen auch der rote Grödener Sandstein und der schwarz-graue Flaserkalk hervor. Im Bach verteilt sich der rundgeschliffene, gesprenkelte fossile Schotter der Tarviser Brekzie aus den Karnitischen Alpen, der nochmal 50 Mio. Jahre älter als der Schlerndolomit ist. Nach dem schmal-feuchten Tal zwischen dem kleine Kurort Bad Eisenkappel und dem seit dem zweiten Weltkrieg verwaisten, ehemaligen ortsteiligen Kurbad Vellach wirken die hellen Felsmassive der Steiner im Süden wie eine leuchtende Offenbarung der Berggötter. Im Abendlicht angestrahlt, ist der Eindruck nochmal stärker. Vom Seebergsattel hat man auf der Nord- wie auf der Südseite mehr Panoramablick als am Paulitschsattel. Mit den sensationellen Ausblicken auf der Südseite werte ich den Seebergsattel sogar zu einem der schönsten Alpenpässe auf, wenngleich die Passhöhe selbst wenig dazu beitragen kann. Im unteren Tal verläuft die Route wieder eng eingefasst neben dem rauschenden Gebirgsfluss bei vereinzelter Besiedlung. Preddvor ist ein belebter Ort, wie denn auch die gesamte Gegend dichter besiedelt ist als erwartet, der Einfluss der drittgrößten slowenischen Stadt Kranj ist trotz der ländlichen Umgebung spürbar. Fr, 16.7. Preddvor - Gorice - Trzic - Dovžanova Soteska - Trzic - Loibl-Pass Tunnel (1068m) - Kleiner Loiblpass (759m) - Klagenfurt - St. Veit93 km | 1090 Hm | 6:38 h | 14,0 km/h C: wild 0,- € AE: Knobisuppe, Chicken Wings, Ofenkartoffel, Eispalatschinken, Rotwein, Espresso 24,50 € Die Hügelstrecke mit dem abgedämpften Bergpanorama nach Norden und weiten Panoramablick über die Sava-Ebene hinweg nach Süden erfüllt sich mit einer besinnlichen Morgenstimmung. Erstaunlich viele Frühradler begegnen mir. Während Trstenik nach als Landort durchgeht, wirkt Gorice schon wie ein wohlhabender Pendelwohnort für Arbeitende in Kranj. Vor der sehenswürdigen Altstadt Trzic muss man sich durch ein ziemlich verkehrsträchtiges, neugebautes Städteband durchquälen. Als eine weitere lohenswerte Schluchtenexkursionen ohne große Anstrengung bietet sich die Dovžanova soteska nordöstlich von Trzic an. Die Schlucht hat als paläontologischer Fundort sogar Weltruhm erlangt. Auch hier kann man die geologischen Schichtungen und Erdaltertum studieren, dazu muss man allerdings auf einen Wanderweg ausweichen. Die Schluchtpassage ist indes gut durchfahrbar. Eine erweitere Auffahrt jenseits der Schlucht nach Jelenol verkneife ich mir zugunsten eines längeren Badeaufenthaltes an den Stufenkaskaden zu Ende des Schluchtteils. Es überkam mich spontan der Gedanke „eigentlich bist du ja im Urlaub…“ Wegen einer großen innerörtlichen Baustelle finde ich nicht durch Trzic den Weg zur Loiblstraße und mache einen Umweg über die Unfahrungsstraße. Diese ist offiziell für Räder gesperrt, ein Verbotsschild bei der alternativen Einmündung auf die Loiblstraße habe ich aber nicht gesehen. Wahrscheinlich existieren daher im Web unterschiedliche Ansichten, ob die Loiblstraße für Radler gesperrt ist oder nicht. Offensichtlich gilt das Verbot nur für die Umgehung Trzic. Wer die Stadt im Panoramabild braucht, muss aber auch auf die Umfahrung. Wahrscheinlich hatte man mal wieder für ein überflüssiges Schild keine sonstige Verwendung. Wer kann, wird ohnehin durch den Ort fahren. Eigentlich hatte ich mich auf die Überquerung des alten Loiblpasses ohne Tunnel eingestellt. Der Abzweig unmittelbar vor dem Tunnel ist aber weder ausgeschildert, noch ist das Tor dort offen. In dem Grenzshop mit dem typischen Sortiment überflüssiger Tax-Free-Produkte kennt sich scheinbar niemand aus. Alpenarbeiter ohne ein Herz für ihre Umgebung. Einer meint dann, dass das Tor ab und an mal auf wäre, meistens aber geschlossen. Warum wüsste er nicht. Wenig vor der Auffahrt mit Tor geht eine Treppe zu diesem Weg. Dort steht auf slowenisch „Loibl geschlossen“. Offenbar also auch für Wanderer (Steinschlag?) offiziell aktuell geschlossen. Ich hätte zwar mein Rad die Treppe hochhieven können, doch sagte mir ein Blick auf die Piste: zu steil, zu schottrig, unfahrbar. So sah ich meine Restroute mit der Tunneldurchfahrt einfach werden, aber das war auch eine Täuschung. Nicht nur der Zwischenpass Kleiner Loibl ist ein zähes Hindernis auf der weiteren Route, auch danach geht es nicht durchgehend abwärts und insbesondere nach der Drauüberquerung wartet ein weiterer unangenehmer Berg. So schmilzt wieder die verbleibende Zeit zu einem erbärmlichen Häuflein dahin. Das stimmungsvolle Foto an der Drau mit der Eisenbahnbrücke entstand übrigens unter lebensgefährlichen Einsatz von der Autobrücke aus – ich bitte das besonders zu würdigen! Die Tscheppa-Schlucht ist zwar von der Loiblstraße kaum einsehbar, aber der wesentliche Wasserfall liegt unmittelbar bei einer Straßenbrücke. Um die Tscheppa-Schlucht zu durchwandern muss man relativ kompliziert einen Schlüssel erwerben, um dann ggf. mit dem Bus wieder zurück zum Eingang zu fahren. Ansonsten müsste man hin und herwandern, was nicht weniger zeitaufwändig ist. Ein anderes Ärgernis ist die Loiblstraße selbst, die ein unrhythmisch enormes Gefälle aufweist, aber trotz Hauptverkehrsader heftige und sehr gefährliche Rippen und Wellen aufweist. Bei einer dieser Schläge ging meine Lenkertasche (Klettverschluss) auf und ein Gegenstand wurde herauskatapultiert. Zuerst blieb mir das Herz fast stehen, weil ich dachte, es wäre die Kamera gewesen. Doch glücklicherweise war es nur die Stirnlampe. Sie schien zwar unversehrt, ging aber nicht mehr, wie ich erst später bemerkte. Trotzdem war sie nicht kaputt: Die Lampe war aufgesprungen, eine von drei Batterien rausgefallen und dann wieder zugeschnappt. Erstaunlicher Zufall! Lob aber für das Plastik von Petzl, das den Aufprall so gut überlebt hat. Das Wiedersehen mit Klagenfurt kürze ich auf ein Express-Foto-Shooting. Ich statte dem Erschlager des Lindwurms einen Besuch ab, wodurch die Klagenfurter Gegend besiedelbar geworden sein soll. In Anlehnung an meine Donau-Burgenland-Erfahrung wäre es nachforschungswert, ob es sich bei der Beschreibung des Lindwurms vielleicht um eine leicht übertriebene Darstellung einer Mücke handeln könnte – Austrocknung der Sümpfe usw.? Eine andere beliebte Figur in Klagenfurt erkennt mich freundlich grüßend wieder, das Wörthersee-Mandl mit seinem Trinkfass. Um dem österreichischen Sandmännchenzeiten ein Schnippchen zu schlagen, esse ich bereits in einem Landgasthof direkt an der Schnellstraße weit vor St. Veit. Dabei gerate ich mangels alternativer Ausschilderung auf die Kraftfahrtstraße nach St. Veit, was kein Beinbruch wäre. Die Autofahrer sehen es aber anders und konzertieren den Song „We race in freedom, we hit the hooters - goodbye bicycle looser!“ Sie recken ihre Hälse schreiend aus den Seitenfenstern, während andere pantomimische Übungen hinter der Windschutzscheibe praktizieren. Bei der nächsten Ausfahrt habe ich mich dann wieder vom Teufelsacker gemacht – man sollte die Kreise dieses exzentrischen Vierrädervolkes nicht unötig stören. Der Gasthofpächter verfügte über eine ausgeprägtes, amüsantes Gastwirtlatein. So lustig war dann die Suche nach einem Nachtplatz wieder nicht, die nahe Schnellstraße und seltsame weithallende Partylaune vergellten mir zunächst das Zelten in der Nähe. Der Partylärm stellte sich als Geräuschkulisse eines Open-Air-Konzertes auf dem Felde raus. Ich hätte zwar hier den provisorisch eingerichteten Zeltplatz nutzen können – Zeltplatz hieß hier aber nicht Schlafplatz. Ich zog weiter und befragte meine Generalkarte, die in St. Veit einen Campingplatz vermutet. Nicht nur die Taxifahrer in St. Veit kamen aber zu der wahrheitsnäheren Erkenntnis, dass die Generalkarte mal wieder Märchen erzählt. So landete ich irgendwann in einem Feld, auf dem allerdings auch nicht vollendete Ruhe herrschte – es waren diesmal Rehe, die zum kratzbürstigen Nachtkonzert angetreten waren.
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen |
Geändert von veloträumer (12.02.19 19:50) |
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#676452 - 12.12.10 17:23
Re: Ostalpen Salzburg-Wien-Maribor-Salzburg
[Re: veloträumer]
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Weil ich ordentliche PC-Arbeitsplätze in den Zügen vorgefunden habe, bereits jetzt die Fortsetzung. TEIL 7: Träumerische Wege durch die Gurktaler Alpen: Zwischen Kärntner Seenland, kuppeligen Nockbergen und romantischer MurSa, 17.7. St. Veit - Kraigersee - Wimitz - Goggausee (755m) - Feldkirchen - Bodensdorf - Gerlitzen-Höhe Feuerberg/Parkplatz (1761m) - Bodensdorf - Annaheim90 km | 1710 Hm | 6:59 h | 12,7 km/h C: Camping Wirt 14,05 AE: Grillteller, Pommes, Salat, Radler, Espresso ~ 17,- € St. Veit hat eine alte Stadtmauer, die man sich hier als Lebensraum aus dem musealen Stein zurückgeholt. So ist in das Mauerwerk z.B. ein loungiges Cafe geradezu symbiotisch eingefügt. Auch sonst leuchtet die Stadt im Glanz von Alt und Neu. Zwischen Hundertwasser und Dali erfreut ein Hotelbau das Farbenherz in neogotischer Motivbemalung aus Blau, Rot und Weiß auf Eierbecherformen. Logisch, dass das Frühstücksbüffet hier besonders angepriesen wird, glaubt man hier doch in einen Eierkorb zu treten. Der Nobelcharakter St. Veits spiegelt sich in den Geschäften und Cafes wieder, allerdings auch in den Preisen. Auch die St. Veiter Einkaufspassage präsentiert sich exklusiv in einer avantgardistischen Gebälkarkade aus Stahl und Glas. Eine der mittlerweile nicht mehr ganz so geheimen Geheimtipps stellt das Wimitzbachtal dar. Zunächst noch Straße an einem sumpfblumengesäumten Bachlauf, führt ein großer Teil über weitgehend autofreie, untenteils asphaltierte Piste (einige Anrainerhöfe). Hier treffe ich auf eine Gruppe Radler, die auf Tagesausflug sind. Wir finden immer wieder zueinander, weil ich immer wieder fürs Fotografieren anhalte. So ganz kann ich die herrliche Atmosphäre des Tals aber nicht ins Bild umsetzen. Weiter oben plätschert Wasser überall von Hängen auf den Weg und einen sumpfige Wiesenebene mit archaisch anmutenden Baumkreationen liefert den blumigen Rückzugsraum für eine lange nicht gesehene Schmetterlingsvielfalt. Der Erfolg als fotografischer Schmetterlingsjäger bleibt allerdings bescheiden. Ein besonders großer, blaufarbener Falter hätte mich fast in den Sumpf gelockt, dann habe ich ihn doch ziehen lassen. Während die Radgruppe wohl ins zahlpflichtige Strandbad am Goggausee abstieg, suchte ich in der Tageshitze gleich den Weg weiter zum Ossiacher See, was kaum einer echten Abfahrt entspricht. Während der Goggausee mir schon zu viel unkrautfreien Kleingartencharakter hatte, sind am Ossiacher See noch einige stille Badewinkel zugänglich. Noch bei großer Hitze traf ich ein Radlerpaar, die sich für mein Tagesziel interessierten. Darauf erzählte mir der Mann, dass die Gerlitzenstraße sein stetiges Trainingsrevier sei. Neben bei machte er eine kurze Bemerkung, dass sein Rad nicht für die Überfahrt geeignet sei – im Nachhinein verwunderlich, dass er mich nicht stärker warnte. Die mangelnde Vorbereitungszeit zu dieser Sommertour war denn auch Ursache, dass ich einer heroischen Irreführung im Internet aufsaß, ohne diese zu überprüfen. Denn die Überfahrt von der südlichen Gerlitzenstraße auf die nördliche ist für einen Reiseradler aussichtslos, selbst der Versuch, ab der Ferienanlage Feuerberg (bis dahin asphaltiert) das Rad auf die nicht entfernt scheinende Kuppe zu schieben, scheiterte sicherlich an mehr als einer Portion Nudeln zu wenig. So konnte ich nur den Rückzug zum Ossiacher See antreten, zumal Eile geboten war ob düsterer Teufelswolken. Es wäre aber auch schade gewesen, diese Härteprüfung nicht absolviert zu haben, denn zumindest die untere Hälfte bietet immer wieder überragende Panoramablicke zum See. Und jede Kehre hier trägt einen Namen, wobei man offensichtlich mit der Mathiasl-Kehre auch an mich gedacht hat. Das Gewitter sorgte für einigen Wind auf dem überlaufenen Camping am Ossiacher See, tobte sich aber jenseits der Berge aus. So war die zu steile Schotterrampe am Gerlitzen letztlich auch ein Glück, nicht in das Donnerwetter nördlich davon zu geraten. So, 18.7. Annaheim - Afritz - Radenthein - Millstatt - Seeboden - Treffling/Burg Sommeregg - Gmünd - Kremsbrücke75 km | 795 Hm | 5:45 h | 12,8 km/h C: wild 0,- € Knobisuppe, Kärntner Pfandl, Rotwein, Apfelstrudel m. Eis, Espresso 22,80 € Zwar blieb das große Wasser aus, doch zeugten die Wolken von den umliegenden Berge von Wetterschlachten jenseits der Berghorizonte. Der Tag erforderte mehre Unterbrüche und kleinere Passagen durch leichten Regen, das Licht blieb trübe bis in den Spätnachmittag. Das Gegendtal zwischen Ossiacher See und Radenthein entstand der Sage nach so: Der Mirnockriese hauste einst am Mirnock über einem großen See. Eines Tages raubte er die blonde Fischerstochter. Ihr Vater konnte sie mit einem Schlaftrunk des Waldweibchens befreien. Voller Zorn schleuderte der Riese Felstrümmer der Mirnockgruppe in den See, so dass dieser sich teilte und zwei neue Seen entstanden – Brennsee und Afritzsee. Noch vor dem geographischen Mittelpunkt (großes Schild) findet sich in Winklern/Einöde das Europäische Pilzmuseum, das nach eigener Darstellung einzigartig für Europa auf 1000 qm in das Reich der Pilze einführt und Kinder in einen schaurig-schönen Zauberwald mit phosphorisierenden Algen entführt. Leider bin ich mal wieder vor der Öffnungszeit am Ort. In Radenthein entdecke ich viel Neues, was ich vor Jahren nicht wahrgenommen habe, oder was noch nicht da war. Radenthein ist ein knallharter Ort gewissermaßen, ein Ort des Granits nämlich. Im Granatium kann man nicht nur Mineralien anschauen, sondern gleich seinen Stein auch selbst handfest aus dem Fels klopfen. Soviel Bizeps-Arbeit überlässt der Radler anderen. Es ist ausreichend belustigend dabei Zuzuschauen, wie sich andere Blaufinger einheimsen. Näheres zum Granatium steht bereits im Bilderrätsel 657. Das Wiedersehen mit dem Millstätter See war ein trübes. Trotz der stillen Regenstimmung über dem See sprudelte das Touristenleben in dem Ort mit seiner charakteristischen Doppelzwiebel-Stiftskirche. Als Alternative zur 2003er Tour fuhr ich diesmal auf der Ostseite des Liesertals über Treffling, eine abseitige Weide- und Waldroute bereits aus Römischer Zeit, weitgehend ohne Blick ins Tal. Gmünd entpuppt sich als engagiertes Kunststädtchen mit Geschichte und Charme. Es ist denkbar, dass ich hier nochmal zurückkehre, etwa um das schöne Maltatal mal zu befahren. Die Katschbergstrecke wird bis zum Tunneleintritt von der Talbrückenarchitektur der Autobahn geprägt. Dennoch finden sich unten im engen Tal nette Häuschen mit Türmchen, mit Blumen oder/und in bunten Farben. Es ist gewissermaßen eine überrauschte Talidylle. Kremsbrücke ist dann quasi ein Gasthof-Weiler als Basis der Nockalmstraße, bekanntermaßen eine mautpflichtige Touristenstraße durch den Naturpark Nockberge – beliebt bei Kurvenfahrern mit und ohne Motor – und auch bei mir, war ich doch bereits zweimal zuvor dort unterwegs. Mo, 19.7. Kremsbrücke - Katschberghöhe (1641m) - St. Michael - Tamsweg - Predlitz-Turrach - Turracher Höhe (1783m) - Ebene Reichenau85 km | 1470 Hm | 6:37 h | 12,5 km/h C: wild 0,- € AE: Salat, gefüllte Käsnudeln, Nudeln m. Hackbällchen, Topfenstrudel, Rotwein, Espresso 24,30 € Heute ist der Tag der bergigen Nockerln. Schon wenig weiter nach meinem Nachtlagerplatz öffnet sich die grün-kurzgeschorene Kuppenbergwelt in strahlender Morgensonne. Nach einem teuren Kaffee entdecke ich auf der Weiterfahrt einen Wegweiser zu den Schnitzstub’n in Rennweg-Mühlbach. Dort schnitzt Alfred Peitler sensibel ausgeformte Holzfiguren mit detailtreuen Darstellungen bis in differenzierte Gesichtszüge hinein. Krippenfiguren, verschiedene Zierstücke und kunstvolle Schnitzbücher stehen in der Vitrine. Seine Hauptarbeit sind aber Holzinstrumente, insbesondere das Kärntner Hackbrett und Alphörner. Das Instrumentenbaugeschäft reicht aber nicht als Einkommensquelle, wie er mir berichtet, sodass er das gesamte Spektrum der Schnitzwerke bedient, Schnitzkurse gibt und auch noch selbst volksmusikalisch unterwegs ist. Scherzhaft schlägt ein Nachbar vor, ein Alphorn an mein Rad zu binden für eine authentische Bergtour in Rad und Ton. Meine Mitbringsel bleiben aber ein Kleinstflöte für die musikalische Jugend und ein kleines Edelweißgesteck. Wenn auch der Katschberg trotz seiner Verkehrsader ein liebenswerter Pass ist, so ist die Passhöhe selbst dagegen ein äußerst lauter Rummelplatz mit Hotels, Shops, Berg- und Bobbahn. Winters wie sommers ein Hort einer überflussgesättigten Gesellschaft, die das Bergabenteuer zu einem Fun-Abenteuer in den Bergen umdeutet. Die Abfahrt nach Norden ist extrem kurz und man muss kräftig in die Bremsen steigen, wenn es für ein Panoramabild über die Murebene reichen soll. Der Murradweg ist nicht zu Unrecht ein sehr beliebter Radweg. Die Infrastruktur mit den Rastplätzen ist vorbildlich. Die Landschaft liefert immer wieder neue Stimmungen und Perspektiven. In dem weiten Tal zwischen den einladenden Orten St. Michael und Tamsweg breiten sich weite Blumenfelder aus, meist in Weiß mit dem Blau von Kornblumen durchsetzt. Bei Schloss Mosham werden die Feuchtwiesen sogar zu einem kleinen Moor. Das Murtal verengt sich stark nach Tamsweg in Richtung Predlitz, man kann direkt vom Radweg an die Ufer treten und ist teils alleine neben der Murbahnstrecke. Es gibt wie schon sonst an den Radwegen auch hier zahlreiche Informationen und auch Sagengeschichten zu lesen – dem Museradler wird hier einiges geboten. Weiter lehrreich folgt die Holzstraße, von der ich aber in Predlitz-Turrach abbiege. Gleich zu Beginn der Fahrt zur Turracher Höhe befindet sich neben der Straße ein extremer Felsspalt, durch den Fluss seinen Weg findet. Die Landschaft ist nicht spektakulär, birgt einen leicht geheimnisvollen Charakter, aus dem die Kuppenberge herauswachsen. Ungeachtet des Naturparks befindet sich auch auf der Turracher Höhe wieder ein ganzes Arsenal für die Ski- und Fun-Kultur – Nockyflitzer statt Murmeltiere? Immerhin passen sich die Hotelbauten in die Landschaft am Passsee gut ein, sodass die Bauplaner hier von mir noch einen kleinen Schönheitsorden bekommen, während die von der Katschberghöhe den Hintern versohlt bekommen. Nach der Passhöhe erlebe ich dann noch den ultimativen Kick des freien Falls auf „entschärften“ 23 % Gefälle. (Früher gab es an einer Stelle maximal 34 % Steigung bzw. Gefälle und diente daher als Leistungsteststrecke für Porsche und Audi.) Di, 20.7. Ebene Reichenau - Hochrindl (1561m) - Deutsch-Griffen - Glödnitz - Flattnitzer Höhe (1400m) - Steindorf - Murau - Schöder - Kreuzerhütte**101 km | 1830 Hm | 8:52 h | 11,4 km/h C: wild 0,- € AE: Schweinebraten, Knödel, Salat, Rotwein, Heidelbeerkuchen 17,70 Mystisch verträumt erlebe ich die Almweiden mit flechtenüberwucherten Lärchen auf der nebeligen Morgenfahrt über Hochrindl. Ein sehr empfehlenswerter Tipp, um die Gurktaler Alpen auf einer Straße etwas abseits der Hauptrouten zu erleben. Die Flattnitzer Höhe scheint mir ein wenig mehr frequentiert zu sein, insbesondere dient die kleine, hochmoorige Almebene als Ausgangspunkt für viele Wanderer. Der See ist nicht unmittelbar von der Straße einsehbar, dazu müsste man von Süden kommend noch vor der öffnenden Almebene eine geschotterte Piste linksseitig wählen. Von der Almebene an begleitet die Straße den Bergbach durch eine archaische, lichte Niederwuchsbewaldung. Zurück in der Murebene und auf der Holzstraße, entwickelt sich der Murradweg etwas tückisch mit sachten kleine Zwischensteigungen und verwinkeltem Kurs. Die Sache wird mir etwas lästig, sodass ich teils auf die Straße ausweiche. Murau verfügt über ein wunderbares Ortsbild, insbesondere wenn man die pittoresken Häuserzeilen an der Mur vom Südufer aus betrachtet. Aber auch die Gassen und Häuser dahinter sind eine Augenweide und laden an gastlichen Orten zum Verweilen ein. Dem bildungsgetränkten Bierfreund steht ein Museum zur Verfügung, welches aber auch schon die Pforten geschlossen hat. Der Versuch, mit neuer Batterie den Tacho von seiner unheilbaren Höhenkrankheit zu heilen, scheitert leider kläglich. Ohne das heimische Bier probiert zu haben, strebe ich weiter Richtung Sölkpass. Am Fuße der Passtraße bekomme ich die strittige Ansichten zu hören, ob denn nun die Kreuzerhütte für mich noch zu österreichischen Essenszeiten erreichbar sein könnte. Der alte Bauer ist ähnlich pessimistisch wie ich, der junge Handwerker spielt den Überflieger und meint, dass selbst er das in einer Stunde mit dem Rad schaffen würde. Ich ging der Sache trotz meiner Bedenken nach und muss einräumen, dass die Jungprahlerei diesmal der Altersweisheit überlegen war. Tatsächlich verläuft die Strecke nur in der untersten Passage sehr steil, danach folgen zwar unrhythmisch, aber in weiten Abschnitten ziemlich gemäßigte Steigungen, in denen man ein recht rasantes Bergtempo fahren kann. Zwar nicht eine Stunde, aber nur ungefähr 20 Minuten später erreiche ich die Kreuzerhütte und kann nach dem Essen am Spielplatz des Berggasthofes campieren und werde dabei auch Mitglied in der „Du-Society“ der Bergwelt.
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#676547 - 12.12.10 22:44
Re: Ostalpen Salzburg-Wien-Maribor-Salzburg
[Re: veloträumer]
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Hm, und wo steht nun der Wurschtkessel, den Du uns zum Schluss zeigst?
Falk, SchwLAbt
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#676550 - 12.12.10 22:52
Re: Ostalpen Salzburg-Wien-Maribor-Salzburg
[Re: Falk]
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Wenn du die Bilderstrecke mit einem Klick öffnest und die Bilder laufen lässt, findest du auch dezente Bildunterschriften. Meist wird dabei klar, wo es ist. Das Dampflökchen steht in St. Veit. Ist zwar eine Ausstellungsstück, aber laut Landkarte gibt es da eine Bahnstecke, an der steht der Hinweis "Historische Dampfzüge". Da ich aber ins Wimitzbachtal abgegebogen bin, kann ich über diese Strecke direkt nach Norden mit der historischen Bahnlinie nichts sagen. Ich weiß auch nicht, ob es vielleicht in St. Veit ein Museum dazu gibt.
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#676552 - 12.12.10 23:48
Re: Ostalpen Salzburg-Wien-Maribor-Salzburg
[Re: veloträumer]
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und nun auch noch das Finale... TEIL 8: Von der Panorama-Sonne in den Wasserfall-Regen: Naturpark Sölktäler, Dachsteinmassiv, Altausseer Hüttenzauber und die Gollinger BilderbuchkaskadeMi, 21.7. Kreuzerhütte - Sölkpass (1790m) - St. Nikolai - Stein/Enns - Weißenbach - Schladming - Ramsau/Dachstein (1135m) - Filzmoos - Eben - St. Martin*105 km | 1310 Hm | 6:47 h | 15,2 km/h C: wild 0,- € AE: Fischsuppe, Schweinemedaillons Mediterraneo, Rotwein, gebackenes Apfelradl 29,70 € Wenngleich der Sölkpass seine Reize hat, insbesondere die Nordseite, so möchte ich ihn aber nicht höher bewerten als die bei vielen Radreisenden oft schlechter bewertete Alternative des Tauernpasses im Westen. Auch hatte ich nicht den Eindruck, dass der Verkehr im Sommer durch die Sölktäler geringer ist – beide Querungen der Niederen Tauern sind weder einsam noch übermäßig frequentiert. Die Fahrt im oberen Ennstal ist eine sensationelle Panoramafahrt an Stoderzinken und den gewaltigen Bergmassiven des Dachsteins vorbei. Wer vor Ort weilt, kann eine Reihe von eindrucksvollen Stichtouren in die Berghöhen machen und das ggf. mit Bergbahnausflügen ergänzen. Auf über 1000m Höhe befinden sich sogar mehrere Campingplätze und natürlich ein üppiges Angebot an Hotels und Ferienwohnungen. Bei soviel Bergschönheit muss man allerdings sich diese Welt mit vielen anderen Liebhabern teilen, die auch nicht gerade alle mi’d’m Radl doh sein. Nicht vergessen sollte man einen Abstecher nach Schladming, wo historische wertvolle Häuser zu bewundern sind, darunter bild- und textumschnitzte Fenster und Türen mit gar etwas schlüpfrigen Geschichten am Knappenhaus. Noch rechtzeitig bemerkte ich den Anriss meiner Bremszüge. Ich führte nur einen Ersatz mit und hätte ohne die helfende Zange eines Radhändlers die alten nicht herausbekommen. Die Arbeit war dann doch schweißtriefend und langwierig. So kürzte ich wieder geplante Strecke über die Wagrainer Höhe und nahm nach der Dachsteinroute direkt Kurs ins Lammertal. Mit einer kleinen Baderunde samt sauberer Duschräume im kostenlos zugänglichen, künstlichen Badesee von St. Martin konnte ich mich unmittelbar beim anliegenden Terrassenitaliener erfrischen. Diesmal echte italienische Küche von hoher Qualität. Buon appetito! Do, 22.7. St. Martin - Bad Abtenau - Pass Gschütt (987m) - Gosau - Bad Goisern - Pötschenpass (993m) - Altaussee (Seeumrundung) - Blaa-Alm (889m) - Rettenbach - Bad Ischl - Kräutern95 km | 1350 Hm | 6:27 h | 14,0 km/h C: wild 0,- € AE: Auberginen überbacken, Risotto m. Huhn, Rotwein, Eis m. Himbeeren 23,50 € Die Route über BAD Abtenau mit alter Schwefelkochsalzquelle – nicht die Hauptstraße über Abtenau! – ist eine ganz entlegene, schmale Straße durch urigen Wald am Bergfluss entlang. Ohne auf die Gschütt-Straße zu wechseln findet sich direkt anschließend eine kleine kurvige, aber steile Straße durch den Wald, die dann später über grüne Almweiden mit einem gigantischen Panorama führt, u.a. mit der Gipfelwelt des Hochkönigs der Salzburger Kalkalpen und der Berchtesgadener Alpen. Diese vollendete Postkartenperspektive gibt es nur auf dieser Route mit ein paar zusätzlichen Höhenmeter, denn alsbald fällt die Straße zur tallagigen Gschütt-Passstraße ab. Die Faszination der Panoramen reißt noch nicht ab, denn nochmal bildet das Dachstein-Massiv – diesmal von Norden und der verstreuten Gemeinde Gosau betrachtet – eine überragende Bergkulisse. Unwissend um die herrliche Lage des Gosausees lasse ich eine Stichstraßenexkursion aus. Am Hallstätter See genieße ich wie schon 2003 am Strandbad Bad Goisern die von hohen Felswände eingefasste Seeromantik. Diesmal ist die Baderast auch schlichte Notwendigkeit, denn die Hitze des Tages ist enorm. Selbst nach ausgiebiger Pause bin ich bereits kurz nach Fahrtantritt zum Pötschenpass eigentlich wieder erholungsbedürftig. So kommt es, dass ich den Rundweg um den Altausseer See im entschleunigten Tempo entlang pedaliere. Teils über Wurzelwerk führend, ist er aber durchaus passabel fahrbar. Man nehme aber Rücksicht auf Wanderer, die nahezu alle Badegäste sind, denn fast der ganze See bietet klein Badebuchten, die selbst gegen Abend noch gut besucht sind. Dies hat auch darin seinen Grund, dass neben den Urlaubern auch eine große Sprachschule vor Ort ist, deren Besucher wohl abends noch eine Entspannung suchen. Nunmehr hebt sich das Panorama nach Westen sogar hinauf zu den Schneefeldern des Großglocknergebietes Dachsteinmassivs. So teste ich gerne auch hier nochmal das Seewasser. Die Urkraft der Natur wirkt hier noch eindringlicher als am Hallstätter See. Eine Frau am Kiesstrand meint: „In den ersten Tagen des Urlaubs hatte ich noch das Ziel, viele Bücher zu lesen. Je länger ich aber hier bin, desto mehr möchte nur noch in die Landschaft schauen.“ Welch eine treffende Weisheit! Fast zu schade um den Abend nicht mehr hier zu genießen. Aber die Entscheidung weiterzuradeln erwies sich ungeahnt als ein kluge. Zunächst erlebte ich noch ein Almfest auf der Blaa-Alm als Zaungast. Auch hier hätte ich einen schönen, bergtypischen Tagesausklang erleben können. Doch die Weiterfahrt hinunter war noch recht anstrengend, besser gesagt schwierig. Der nicht asphaltierte Teil nach Norden führt durch eine beeindruckende Schlucht, aber auch über eine üble Schotterpiste, die ich in Teilen als nicht radreisetauglich und schon gar nicht als rennradtauglich einstufen muss. Obwohl die Österreicher diese Route als offiziellen Radweg ausgeschildert haben, ist er gleichzeitig Teil einer MTB-Weltmeisterstrecke!? Da scheinen doch die Ausschilderer ein wenig von der Rolle gewesen zu sein. Da ein Teil des unnötigen lockeren Schotters erst jüngst dort ausgebracht worden sein muss, darf man sich auch fragen, was die Verantwortlichen sich dabei gedacht haben. Nochmal darf ich bei einem guten Italiener speisen. Doch in Bad Ischl zieht des späten Abends nun heftiger Wind auf. Etwas unbedarft fahre ich aus der Stadt, ein heftiges Gewitter droht hereinzubrechen. Der Gewittersturm ist bald derart kräftig, dass ein Zeltaufbau ausgeschlossen ist. Die unentgeltliche Rettung für die Nachtruhe liefert ein preisdekoriertes Buswartehäuschen vor einer Schule, das ausreichend Windschutz gewährt. Fr, 23.7. Kräutern - St. Wolfgang ||Fähre|| Reith - Strobl - Postalm - Lienbachsattel (1304m) - Voglau - Unterscheffau65 km | 1005 Hm | 4:51 h | 13,1 km/h H: Pointwirt 35,- € AE: Knobisuppe, Grillteller, Pommes, Reis, Gemüse, Salat, Rotwein 15,90 € Obwohl das große Gewitter woanders niederging, ist der Wetterwechsel unübersehbar. Tief hängende Wolken verhindern den Blick auf die Berge, Nebelschleier kleiden die Landschaft in hörbare Stille. Der Wolfgangsee (Abersee) verweigert die touristische Trubelstimmung und vermindert untergründig den Lebenspuls. Es wäre falsch, in St. Wolfgang nicht auch eine idealisierte Kitschkulisse zu sehen, doch ist es mehr Kunst als Kitsch, und die Kunst ist von bestechlichem Charme. Es ist doch eher das Abziehbild in unseren Gedanken, das die vom Fernsehen ersponnenen Klischees verfestigt. Tatsächlich ist St. Wolfgang ein Kleinod bemerkenswert kunstvoller historisch geerdeter Architektur und gekonnten Kunsthandwerks – schlicht ein Ort, der zum Verweilen einlädt – egal ob das Rössl Schwarz oder Weiß heißt. Die Rad- und Fußgängerfähre ans andere Ufer fährt zwar bei meiner Ankunft schon, wer aber zu frühen Morgenzeiten oder zu Abendzeiten die Seeseite wechseln möchte, muss wieder von St. Wolfgang die Straße zurückfahren. Neben der seeferneren Bundesstraße gibt es auch eine seenahen Radweg auf der Südseite. Zu den entdeckungswürdigen Passstraßen zählt die Postalmstraße, die auch teils Mautstraße ist. Enger, schluchtartiger Charakter mit geschliffenen Gumpen des Weißenbachs und tropfenden Moosen oder kleinen Wasserfällen bestimmt die untere Anfahrt. Auf einem Hochplateau besteht heute das größte Almengebiet Österreichs umfasst. Die Weiden sind in einen großes Walgebiet eingebunden und im Winter ist hier ein weit verzweigtes Skigebiet, bei dem hohe Ökostandards gesetzt werden. Den höchsten Straßenpunkt erreicht man auf Asphalt per Stichstraße oder mit Schotter auch per Durchgangsstraße. Diesen Exkurs bin ich aber nicht gefahren. Die Straße hat zwei Hochpunkte, genau genommen sogar drei, in der Hauptmulde dazwischen liegt der Lienbachhof. Auf der offenen Südostseite ergeben sich weite Panoramablicke, die aber bei meiner Fahrt in den Wolken stecken bleiben. Der hängende Himmel ließ schon mal eine leichten Regen nieder, doch trödelte ich ein wenig unbeeindruckt. So kam ich noch vor den Lammeröfen in dicken Regen. Am Schluchteingang stand ich dann stundenlang unter. Das Etappenziel des Tages wandert in meinem Kopf immerzu näher heran bis ich schließlich nur noch den nächsten Gasthof erreichen wollte. Als der Regen ein wenig abzuebben schien, lief ich noch durch die Klamm der Lammeröfen auf den klitschigen Stegen. Das Wasser tobte stärker und lauter durch die Felsspalten als es ohne Regen der Fall ist und beeindruckte umso mehr. Unvermeidlich war aber, dass in die Schuhe über die Schuhplattenöffnungen Wasser eindrang, sodass mir allmählich Schwimmhäute wuchsen. Nach dem Klamm-Run war ich auch ausreichend aufgeweicht und Wasser konnte ja nur noch an mir abtropfen. Eigentlich kam ich mir eigentlich etwas wie beim Petrus-Rekord-Dauerduschen vor, denn gewöhnlicher Sommerregen macht ja auch mal Pause. Der unmittelbar nächste Gasthof war ausgebucht, aber was sind schon weitere 4 Kilometer mit gefühlten 40 Liter Wasser pro Quadratzentimeter Hautfläche. Sa, 24.7. Unterscheffau - Golling - Gollinger Wasserfall - Hallein - Salzburg (via Tauernradweg)43 km | 390 Hm | 2:48 h | 15,3 km/h Es regnete die ganze Nacht, ohne dass dadurch die Wasservorräte im himmlischen Gebälk knapper wurden. Immerhin waren die feuchten Fäden etwas dünner geworden beim Ausblick aus dem Morgenfenster. Es war aber auch klar, dass die Tour heute zu Ende gehen würde. Die Übernachtung in dem Gasthof Pointwirt war die einzige Hotelübernachtung auf meiner Tour. Anlass dafür, an dieser Stelle ein paar Bemerkungen zu meinem Übernachtungs- und Hygienekonzept auf dieser Radtour zu machen. Von den insgesamt 28 Nächten campierte ich 18mal in der „Wildnis“, nur 9mal war es ein Campingplatz. Neben Budgetgründen lag es auch daran, dass meine notdürftig schnell geplante Tour nicht ideal auf Übernachtungsplätze ausgerichtet war. Auch einige Teile in Österreich und Slowenien zwingen quasi zur Improvisation mit freien Schlafstellen, wenn man die radlerisch anvisierten Ziele nicht so erreicht wie geplant. Die Körperpflege ließ sich erstaunlich gut bewältigen, wenn man am Abend im Gasthof einen Waschlappen mit zur Toilette nimmt. Am Morgen hingegen haben sich neben Kaffeebesuchen besonders die öffentlichen WCs in Österreich bewährt. Diese sind oft derart sauber gewienert und luxuriös, dass man sich in spendierfreudigen Scheichtümern zu befinden glaubt. Manche Camping- oder Gasthof-Toilette kann da nicht mithalten – insbesondere beim Blick hinüber in das Nachbarland der Schweiz. Immerhin konnte nahezu trocken beim Pointwirt noch starten, aber es dauerte nicht lange bis zur Fortsetzung des Dauerregens. Die Berge taten mittlerweile alle 100 % geheimnisvoll und ließen sich nicht mehr blicken. Einen besonderen Ort wollte ich aber noch ansteuern, weil ich ihn vor drei Jahren unbeachtet ließt: Den Gollinger Wasserfall, einer großen Naturimpressionen, die zahlreiche Romantiker zu Gemälden zu berauschender Naturdarstellung anregte. Von der Eintrittshütte muss man nur ein kleines Stück hinauflaufen. Durch den Regen sind aber Passsagen klitschig und matschig, eine Passage ist sogar gesperrt. Trotz der ungünstigen Begleitumstände ein lohenswerter Besuch. Auch hier grollt das Wasser durch die erhöhten Wassermassen mit gehobener Inbrunst. Zunächst überlege ich noch, direkt ab Gollinger Bahnhof zu fahren, schlage mich dann aber noch wechselweise durch starke und leichtere Regenströme bis Hallein auf der linksseitigen Radwegstrecke durch. In Hallein dann noch mal zu Bahnhof und wieder weiter auf dem Rad mit durchgebissenen Zähnen. Kurz vor Salzburg vermute ich sogar ein Ende des großen Wassers, doch das war wohl eine Wunscheinblendung. Als ich in den Straßen Salzburgs einfuhr, wurden schließlich alle Schotten geöffnet und ich vermisste mein U-Boot. Endlich am Baustellen-Bahnhof, empfand ich im Zug tiefe Genugtuung über ein herrliche Sommertour, die dennoch unsommerlich endete. Irgendwie war der Regen aber innerhalb weniger Minuten verdunstet und die Erinnerung voller herrlicher Bilder und Eindrücke. Das Ende ist dann auch wieder ein Anfang, denn es haben sich wieder neue Lücken auf den Karten aufgetan – aber hier ist jetzt erstmal Schluss.
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Geändert von veloträumer (12.02.19 19:52) |
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#676610 - 13.12.10 11:37
Re: Ostalpen Salzburg-Wien-Maribor-Salzburg
[Re: veloträumer]
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Hallo Matthias,
vielen Dank für den schönen Bericht und die detaillierten Beschreibungen. Vier Wochen durchgehend durch die Lande radeln können, da könnte glatt Neid aufkommen.
Die Beobachtungen landestypischer Gegebenheiten und Begegnungen sind durchwegs recht scharfsinnig und gut getroffen, außerdem immer unterhaltsam formuliert.
Vielen Dank nochmals,
Hans
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#676678 - 13.12.10 18:46
Re: Ostalpen Salzburg-Wien-Maribor-Salzburg
[Re: Hansflo]
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Danke auch auch für dein Interesse, Hans.
Mal wieder eine Korrektur: Der Blick vom Ostufer des Altausseer Sees geht nicht zum Großglockner, sondern zum Dachsteingletscher. Die Dachsteingruppe hatte ich bei Gosau anders wahrgenommen und ich dachte, dass der Blickwinkel nicht zum Dachstein führt. Eigentlich hätte ich ja stutzig werden sollen, weil die Bergansicht so nah scheint und der Großglockner nochmal eine Ecke weiter weg liegt.
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#676766 - 14.12.10 05:59
Re: Ostalpen Salzburg-Wien-Maribor-Salzburg
[Re: veloträumer]
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Hallo Matthias!
Auch von mir Danke für den tollen Bericht der Heimat!!!! :-) PS: das mit dem Großglockner kann ja mal passieren, bei sooo vielen Eindrücken!!
Markus
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Geändert von varadero (14.12.10 06:11) |
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#1328587 - 24.03.18 19:46
Re: Ostalpen Salzburg-Wien-Maribor-Salzburg
[Re: veloträumer]
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Servus Matthias, nachdem du deinen Bericht unter meïnem verlinkt hast, bin ich neugierig geworden und jetzt habe ich endlich Gelegenheit gefunden, mir alles durchzulesen. Ist ein echt toller Bericht geworden, auch wenn ich die Gegebenheiten manchmal leicht anders sehe im mittlern Oberösterreich . Aber jeder sieht es mit anderen Augen und da ist auch gut so . Pleiten, Pech und Pannen: Da hattest du ja Glück im Unglück, dass du dir nicht mehr getan hast und weitrfahren konntest! zur unmittelbare Kühlung: Da wär doch gleich der Traunsee nebenan gewesen :-). Zum Essen: Gute Restaurants werden auch meiner Erfahrung immer seltener- aber auch kein Wunder: - schlechte Arbeitszeiten und Gehälter - viele Kunden möchten alles billig (z.T. auch verständlich, wenn diese z.B. beruflich unterwegs sind oder selber nicht gut verdienen) - viele möchten das Essen schnell haben Das alles macht es den Begreibern schwer, gut bezahlte Köche einzustellen, frisch zu kochen und dann noch Salate mit unterschiedlichen Dressings. Aber mir fallen auch schon die nicht so günstigen und gleichzeitig nicht so guten Ketten auf. Einmal testete ich eine solche in Deutschland zum Pizzaessen. Diese Pizzakette mit Hut wird mich nicht mehr so schnell sehen, außer ich bin recht hungrig (dort ist es mir nicht so vorgekommen, als stecke Liebe und Freude dahinter bei der Zubereitung der Speisen). Wieso soll Österreich ein Kaffeeland sein - der kommt ja von Afrika :-D. Also ich bevorzuge Tee und Wasser bzw. Saft, einige Most und viele auch Bier In Slowenien aß ich auch gut bei der Radreise nach Kroatien. In Ungarn hättest du es probieren sollen. Dort speiste ich mal hervorragend während einer Dienstreise- kann natürlich eine Ausnahme sein, aber auch meine Kollegen beschwerten sich nicht, soweit ich mich erinnere. Auch so ein angenehmes Hotel wie dort habe ich in Deutschland und Österreich nicht immer.... Auf den FKK Bereich auf der Wiener Donauinsel kann ich mich auch noch erinnern, als ich nach Bratislava fuhr. Da war, soweit ich mich noch erinnere eine Person, die nichts besseres zu tun hatte als am Radweg rumzustehen und runterzugaffen :-/. Manche scheinen halt so weitsichtig zu sein, dass sie am fremden Körper lernen müssen, was sie am eigenen haben ... Wien habe ich nicht so gut in Erinnerung, so viele Leute, Großstadt, mit Deutsch oder Österreichisch hat man da schon oft Probleme. Gut, damals hatte ich noch keïne Erfahrungen mit Großstätten (bin in der Nähe der Strecke von Gmunden nach Steinbach am Ziehberg, wo du gefahren bist, aufgewachsen- in Gschwandt und danach St. Konrad), jetzt ginge es mir vielleicht schon anders in Wien. Das Foto gefällt mir sehr gut, dass du am Ende des Berichtes nach Wien reingestellt hast (Zelt neben Bach). Radwege (zu 22.07.): Die sind in Österreoch öfter nicht ganz ideal, was die Streckenführung betrifft, da stimme ich dir zu. Besonders auffallend wird das, wenn man mehrspurig unterwgs ist (Velomobil, Trike) und durch die vielen Umwege, wenn wo ein Gasthaus ist, das sich sonst neben der Strecke befinden würde. Trotzdem würde ich die Leute, die diese ausschildern, eher als "zuständig" als "verantwortlich" bezeichnen. Verantwortlich ist meiner Ansicht im Normalfall immer der Fahrer- auch wenn mir vorkommt, dass gerade im Freizeitbereich immer mehr Menschen anders denken (oder deren Anwälte)... Nochmals danke für deinen Bericht und beste Grüße Franz
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#1328610 - 25.03.18 04:18
Re: Ostalpen Salzburg-Wien-Maribor-Salzburg
[Re: veloträumer]
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Sehr beeindruckend, Matthias! Anhand deiner Bilder und natürlich durch den geistreichen Text macht man die Reise innerlich mit, auch wenn man die heimischen Kissen, Kamine und Küchen nicht verläßt. Besondere Bewunderung auch für deine enorme Durchhaltekraft bei solchen Fehlsteuerungen der himmlischen HazweiOVerwaltung! Ich hätte mit solchen Aussichten vor der Nase sicherlich früher aufgegeben. Danke übrigens auch für das eine Foto mit einer Kuh MIT Hörnern! Noch testhalber ein PPS: das ergeht hier editierend nach 19 Minuten!
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...in diesem Sinne. Andreas |
Geändert von iassu (25.03.18 04:37) |
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#1328826 - 26.03.18 12:29
Re: Ostalpen Salzburg-Wien-Maribor-Salzburg
[Re: iassu]
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Huch, was alles wieder nach oben kommt. Das Jahr mit dem lädierten Knie von Ostern. Das Wetter dieser Reise war allerdings unter der Gesamtheit meiner (großen) Alpenreisen (Pyrenäenreisen nicht anders) eher unter den stabilen und recht sonnig-sommerlichen. Der Eindruck wurde eben durch das Finale etwas getrübt - es war aber genau gesehen ja nur das letzte Wochenende. Wenn ich an die jüngeren Alpenreisen 2016 in den Westalpen (Piemont) oder gar 2015 in den Ostalpen (Karantanien) zurückdenke, dann waren es 2-3 Wochen (von dann aber insgesamt 5, nicht wie hier 4 Wochen) sehr unbeständige Witterung mit teils Schüttungen aus der Zeit von Arche Noah. Insbesondere lagen diese schlechten Phasen eher im ersten Teil der Reise, sodass ich mich an die Hoffnung auf besserer Tage klammere. Sicherlich ja, wenn ich an deinen Abbruch an der kroatischen Küste denke, bin ich wohl über den Punkt hinweg, mich von schlechten Aussichten entscheidend einschüchtern zu lassen. Anders lassen sich reine Bergtouren in diesen Breiten aber nicht durchführen. Gegen Ende einer Reise fällt es mir hingegen leichter, auch mal einen Tag fallen zu lassen, den ich zu Reiseanfang noch irgendwie anders durchgestanden hätte.
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Geändert von veloträumer (26.03.18 12:30) |
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