24.5.2015 Pfingstmontag

Am Morgen verlassen wir den Ort schon früh. Niemand ist unterwegs. Läden und Bäcker haben geschlossen. Ein Stück geht es noch die Eure entlang. Nun auf dem gut ausgebauten Radweg. An der Mündung der Avre in die Eure biegen wir Richtung Muzy ab. Der Abzweig ist gut ausgeschildert. An der Avre gibt es keinen Radweg. Das Flüsschen ist eher ein Bach, das Tal schmal. Eine kaum befahrene Nebenstraße durchquert kleine Dörfchen.
Hier ist anscheinend das Zentrum der französischen Windkraft-Gegner. Schilder mit Aufschriften wie „Éoliens – non“ hängen überall. Sogar ein kleines gallisches Hüttendorf passieren wir. Die Sonne kommt durch und wir verzehren unsere letzten Vorräte bei einer Rast auf einem gemütlichen Kirchplatz. Hier gibt es sogar einen Wasserhahn, so dass wir uns einen Kaffee kochen können.

Zügig kommen wir nach Nonancourt. An der Zufahrt gibt es einen Satz der üblichen Supermärkte, die auch geöffnet haben, so dass wir uns mit allem versorgen können, was wir heute brauchen möchten. Das Tal wird jetzt noch idyllischer. Die Häuser und Höfe sehen eher nach Wochenend-Domizilen aus. Viele sind sehr herausgeputzt. Die Straße folgt nun weniger der Avre. Immer wieder geht es hinauf auf die Hügelkämme und wieder herunter. Uns wird warm.

Das Sträßchen teilt sich die Richtung nun mit der N12, die Autobahn-ähnlich ausgebaut ist. Es wird immer schwieriger, sich davon fernzuhalten. Wir kommen nur noch langsam voran. Schließlich aktivieren wir das Navi. Es hat zwar keine Ahnung von Topografie und lässt keinen Hügel aus, aber es hält uns immerhin fern von der Hauptverkehrsstraße während wir uns Verneuil sur l’Avre, dem nächsten Zwischenziel, weiter annähern.

Die Häuser sind inzwischen eher Landsitze. Das Wetter allerdings wird nicht besser. Der Wind pfeift uns immer stärker entgegen. Es fängt an zu nieseln. Irgendwann kommen wir doch unaufhaltsam auf Verneuil zu. Ein Traktor erzeugt beim Pflügen eine riesige Staubwolke. Und beim zwangsläufigen Überqueren der N12 lernen wir das Fürchten. Aber dann sind wir doch im Stadtzentrum. Der Kern von Verneuil ist mittelalterlich. Es gibt eine eindrucksvolle Kirche, in der wir einige Zeit verbringen. Wobei wir es genießen, mal aus dem Wind zu sein. Diverse andere Touris sind hier auch unterwegs.

Anschließend würden wir gerne irgendwo einkehren. Eigentlich haben wir schon keine Lust mehr, noch großartig weiterzufahren. Aber hier gibt es keinen Campingplatz. Der nächste wäre in La Ferté Vidame. An dem imposanten zentralen Platz hat nur ein einziges Bistro geöffnet. Da man draußen nicht mehr sitzen kann, ohne durchnässt davonzuwehen, sind die Plätze im Inneren stark frequentiert. Wir finden ein freies Eckchen und beschließen, einen heißen Tee zu trinken und Erkundigungen über den weiteren Weg einzuziehen.

Einheimische sind hier knapp. Aber schließlich finden wir einen Radfahrer im bunten Dress, der sich hier auskennt. Nach La Ferté gibt es die D941, die schnurgerade dorthin führt. Von der Entfernung her gut zu bewältigen. Stark befahren? Keine Ahnung. Es ist Pfingstmontag. Also wohl erträglich. Nach Süden. Also der Wind nicht mehr von vorne. Steigungen? Hm, das ist natürlich relativ. Im wesentlichen nicht. Schwer vorstellbar. Aber in der Richtung liegt die Perche. Eine Landschaft, von der wir noch nie gehört haben. Eine Ebene.

Das Navi hilft uns aus der Stadt. Wir müssen wieder die N12 überqueren. Diesmal freundlicherweise mit Hilfe einer Ampel. Die Straße ist kaum befahren. Führt kerzengerade durch eine leicht gewellte landschaftlich genutzte Ebene. Nach der bisherigen kurvigen Bergtour macht uns das Spaß. Wir fliegen geradezu dahin.

La Ferté ist so bald erreicht. Scheint ein hübscher Ort zu sein. Aber der Tag ist um. Wir biegen gleich am Ortseingang in Richtung CP ab. Der Platz ist ausgeschildert. Es geht ein Stück durch den Wald und vorbei an einem eindrucksvollen Schloss mit großem Park. Vom Schloss steht nur noch die Vorderfront. Der Campingplatz liegt im Park. Er beherbergt einige Wohnmobile. Eine Gruppe Motorradfahrer, die die Mobilhomes besiedelt und für uns gibt es eine Zeltwiese, auf die man vielleicht zwei Zelte stellen könnte. Wir haben sie für uns.

Die sanitären Anlagen sind neu und sauber. Es gibt reichlich heißes Wasser. Und so sitzen wir bald im zugehörigen Restaurant und beschließen den Tag mit einem Bier.