30.5.2015
Wir verlassen diesen gemütlichen und gastfreundlichen Platz ungern. Wäre eine nette Ecke für einen Ruhetag. Und wir sind seit Aachen unermüdlich unterwegs. Aber eigentlich möchten wir den Ruhetag doch lieber am Atlantik genießen. Insofern packen wir zügig und machen uns auf die Socken. Die anderen sind bereits auf und davon.

Wenig später kommen wir nach Nantes. Laut Bikeline müssen wir hier lebensgefährliche Kreisverkehre umschiffen. Wir können uns eigentlich nicht so recht vorstellen, dass wir Großstädter im Nanter Verkehr das Fürchten lernen. Und tatsächlich ist das auch nicht so. Der Radweg ist gut ausgeschildert, führt Radwege entlang und überquert breitere Straßen grundsätzlich beampelt. Gut sieht sie aus, die Stadt, von der Loire aus. Es gibt etliche eindrucksvolle moderne Bauten und wir biegen natürlich auch Richtung Innenstadt ab.

Die Kathedrale können wir natürlich nicht links liegen lassen. Wir umrunden das Schloss und machen halt im Schlosshof. Danach bummeln wir durch die Fußgängerzone bis wir wieder zum Loire-Ufer kommen, wo ein großer Markt stattfindet. Unsere Räder schiebend, kommen wir hier kaum durch. An seinem Ende finden wir den Radweg wieder und folgen ihm stadtauswärts. Nach kurzer Zeit folgen wir der für Fahrräder freigegebenen Busspur. Das lässt sich gut fahren, aber schön ist natürlich anders.

Kurz vor Unterquerung der Autobahn treffen wir auf einen Lidl, wo wir uns erst einmal mit Vorräten eindecken. Die Strecke wird jetzt ausgesprochen unidyllisch. Verfallene Wohnviertel und endloses Gewerbe wechseln sich ab. Dazu schlägt der Weg Haken, deren Sinn sich uns nicht wirklich erschließt. Irgendwann müssen wir mit der Fähre auf die andere Seite, wo wir bis zum Atlantik bleiben werden. Da sie uns am ersten Anleger vor der Nase wegfährt, nehmen wir die zweite. Dazu geht es noch einmal reichlich durch die Industrielandschaft. Und etliche stark befahrene Straßen entlang.

Die Überfahrt mit der Fähre ist nett. Mit uns zusammen sind noch mehrere Reiseradler unterwegs, genauso wie uns auch ständig welche entgegenkommen. Eine große Gruppe jung-sportlicher Rennradler setzt mit uns zusammen über. Sie sind mit reichlich Zacken unterwegs, kehren aber in jede Bar am Wegesrand ein, so dass sich das wieder ausgleicht und wir sie fast bis zum Meer immer wieder treffen.

In Le Pellerin geht es zunächst im Schwarm von der Fähre und einen schmalen Uferweg entlang, bis wir aus dem Ort herauskommen und nun einen Kanal entlang fahren. Erst auf der rechten, dann auf der linken Seite. Der Wind steht uns verlässlich entgegen. Und man kann den Radweg bis zum Horizont liegen sehen. Etwas unabwechslungsreich. Vorsichtig ausgedrückt. Ab und zu kommt von hinten ein E-Bike angerauscht, saust vorbei und verschwindet eine Stunde später in der Ferne.

Gefühlte Stunden später passieren wir La Roche, das größtenteils aus einem Campingplatz, einer Outdoorbasis und einer Touri-Info besteht. Die meisten Reisegenossen kehren hier ein. Wir wollen jetzt nur noch ankommen und fahren weiter. Schließlich erreichen wir die Durchgangsstraße und kurz darauf Paimboeuf und damit die Loire. Die Loire ist jetzt breiter geworden. Drüben liegt viel Industrie und es sind reichlich Schiffe unterwegs. Wir setzen uns auf eine der wenigen Bänke neben einen Angler, um ein paar Kekse zu essen. Es ist kalt und wir werden fast davon geblasen. So schwingen wir uns bald wieder auf unsere Räder.

Dem Radweg auf seinen weiten Umwegen zu folgen, fehlt uns jetzt die Geduld und wir nehmen den direkten Weg über die Straße. Die ist stark befahren, hat aber einen Seitenstreifen. Die Brücke über die Mündung sehen wir erst relativ spät. Wir kennen sie natürlich von Fotos. In Wirklichkeit ist sie so nur schwer zu fotografieren. Die Industrie dominiert sehr stark. Dort, wo die Brücke ansetzt, finden wir in der Mitte eines Kreisels eine Stele. Hier beginnt der EV 6. Und einige andere Fernwege laufen durch.

Am Strand von Saint-Brevin herrscht zwar kein Badebetrieb, aber es sind viele Menschen unterwegs. Erfreut atmen wir die Meeresbrise ein. Wir wollen hier weiter südwärts und uns einen schönen CP am Strand suchen, um später im Bogen wieder an die Loire zurückzukehren. Hierzu bieten sich die Vélodyssée oder der Vélocéan an. Zunächst einmal versuchen wir, so nahe wie möglich am Strand zu bleiben. Die Küste ist ziemlich durchgehend bebaut. Was als CP ausgeschildert ist, sind hier zumeist große Mobil-Home-Anlagen. Bald erreichen wir den Ort mit dem netten Namen Saint-Michel-Chef-Chef.

Unser Ziel für heute ist Préfailles. Ein kleiner und jetzt völlig verschlafener Badeort an der Pointe-Sainte-Gilda. Am Hafen gibt es einen CP, wo man uns aber nur entsetzt ansieht und meint, für Menschen wie uns habe man keinen Platz. Besonders einladend sieht es dort auch nicht aus. Und so landen wir auf dem Camping Eléovic. Er liegt auf einer Klippe über dem Meer, vom Ort aus Richtung Leuchtturm. Er ist mäßig belegt und komfortabel ausgestattet, inklusive Hallenbad und Restaurant. Wir bekommen einen Platz direkt am Zaun mit umfassendem Meeresblick und bauen unser Zelt auf. Der Wind pfeift und es sieht nach Regen aus. Wir hängen also gleich das Tarp zwischen die Bäume.