6.6.2015

Das Schloss von Amboise kennen wir schon. Wir erfreuen uns also an der Ansicht von außen über dem Fluss. Und beschließen, einen Spaziergang durch den Ort zu machen. Der Ort ist gut besucht. In den Cafes ist kein freier Stuhl zu finden. An der Schlossmauer ist eine Bühne aufgebaut für ein Blasmusik-Festival. Eine irische Kapelle marschiert gerade auf und beginnt zu spielen. Neben der Bühne macht ein Clown Riesen-Seifenblasen. Sommerbetrieb.

Wir gehen weiter durch nach Clos de Luce. Leonardos Wohnsitz in Amboise. Er kam hierher auf Einladung des französischen Königs, um für ihn Schlösser zu bauen. Im Gepäck hatte er u.a. das berühmte Gemälde von Mona Lisa. Das Gehöft liegt etwas außerhalb in einem großen Park. Im Hof ist ein Laden und ein Restaurant. Die Räumlichkeiten sind zu besichtigen. Die Ausstattung ist ziemlich prächtig. Das Gebäude übersichtlich. Im Keller ist eine Ausstellung von Modellen der Erfindungen Leonardos. Die Leonardo-Brücke. Ein Hubschrauber. Ein Raddampfer. Eine Flugmaschine. Die Umsetzung seiner Zeichnungen. Sehr interessant.

Im Park gibt es die Modelle noch einmal in groß. Ein netter Spaziergang, auf dem es immer wieder was zu sehen gibt. Man kann die Modelle auch ausprobieren. Jemand will gerade mit dem Hubschrauber abheben. Im Prinzip müsste der funktionieren. Aber der Antrieb mit Menschenkraft reicht nicht. Obwohl wir den Piloten zu Höchstleistungen anspornen. Ein vorbeikommender Ingenieur rechnet gleich mal nach und erklärt die Lage für aussichtslos.

Schließlich kehren wir zu unseren Rädern zurück, die wir an der Schlossmauer geparkt werden. Nr. 8, der insgesamt 14 Blaskapellen spielt inzwischen. Wir finden zwei freie Stühle in einem Cafe und hören ein Weilchen zu. Sommerferienstimmung kommt auf.

Da uns die Fahrt durch die Hügel gestern nicht so gefallen hat, nehmen wir die Brücken über die Loire und fahren hoch zur Straße, die ab hier auch nicht mehr als stark befahren markiert ist. Auch hier ist es hügelig, aber gut zu fahren. Der Verkehr ist übersichtlich. Die Loire nicht zu sehen. Auf der einen Seite liegen Felder, auf der anderen ist es eher waldig. Wir passieren Dorf um Dorf. Die Strecke zieht sich. Bei Onzain biegen wir ab Richtung Loire. Am Ufer verläuft eine stark befahrene Straße. Auch auf der Brücke ist viel Verkehr. Wir setzen uns erst einmal zu einem Picknick ans Flussufer. Wo wir nicht die einzigen sind. Die Straße stört zwar. Und das Ufer ist auch nicht idyllisch. Aber der Blick auf das Schloss von Chaumont-de-Loire ist schön.

Gleich nach Überqueren der Brücke geht es links ab, auf unbefestigtem Weg direkt an der Loire entlang bis zur Mündung des Beuron. Dort folgt der Radweg dem Nebenfluss nach Candé-sur-Beuron. Ein hübsches Städtchen. Hier treffen wir auf diverse Radler, die etwas desorientiert unterwegs sind und schließen uns dem an. Irgendwie klappt es mit der Ausschilderung nicht so richtig. Es geht an der Außenkante diverser Ortschaften entlang bis Chailles. Dort biegen wir ab Richtung Loire und treffen dort auf die Straße Richtung Blois. Der Verkehr ist heftig. Es gibt aber einen Radweg.

Direkt am Ufer fahren wir auf die Brücke zu, auf der eine Baustelle ist, wodurch der Verkehr schwer ins Stocken kommt. Es staubt maximal. Dazu all die Autos. Eine Sauerstoffmaske wäre jetzt nett. Außerdem sind wir froh, als wir heil drüben ankommen. Wir retten uns über eine Fußgängerampel und schieben unsere Räder in die lebendige Fußgängerzone in Richtung Schloss. Das Schloss liegt reichlich oben drüber. Und so ketten wir unsere Räder bald an eine Laterne, um zu Fuß weiterzugehen.

Im Schloss gibt es diverse Bereiche, die besichtigt werden können. Wir gucken uns einige davon an, verlieren aber bald die Lust. Es ist heiß. Und der Trubel ist uns zu viel. Wir sehnen uns ins Grüne zurück. Also wieder auf die Räder und rüber über die Brücke. Noch einmal nackter Horror. Drüben würde jetzt theoretisch ein Radweg am Ufer entlangführen. Da ist aber keiner. Wir fahren die Straße entlang, unter einer Hauptverkehrsstraße durch, finden am Kreisel wieder Wegweiser und irgendwie nach Vineuil. Dort kaufen wir ein. Und wollen weiter dem Loire-Radweg nach Chambord folgen.

Irgendwie klappt das nicht. Ort liegt direkt neben Ort. Aber auf den Nebenstrecken gibt es keine Ortsschilder, so dass wir nicht so recht wissen, wo wir sind. Bis wir auf das von Saint-Claude-de-Diray stoßen. Wir sind ziemlich weit weg von der Strecke. Also folgen wir jetzt den Auto-Wegweisern Richtung Chambord. Verkehr ist hier sowieso nicht. Weitere Schikanen des Radwegs, den wir in Huisseau wieder treffen, lassen wir aus. Das Tageslicht geht zur Neige. Und das will um diese Zeit was heißen. Es ist schon sehr spät.

Eine lange schnurgerade Straße führt durch den Wald zum Schloss. Und da steht es im Licht der untergehenden Sonne romantisch beleuchtet. Dran geklebt an das riesige Märchenschloss ist eine Art Zelt mit Bühne. Da findet gerade ein Kongress statt. Wir umrunden das Schloss auf diversen Wegen und genießen auch die riesige Parkanlage. Nachdem wir diverse Karten und Anschläge studiert haben, finden wir die richtige Schneise nach Muides-sur-Loire. Dort wollen wir unsere Zeltnachbarn wiedertreffen.

Es dämmert jetzt schnell. Wir treten kräftig in die Pedale und sind bald dort. Der Campingplatz liegt, wie eingezeichnet, direkt neben der Brücke, unten an der Loire. Es geht steil bergab durch einen riesigen Fliegenschwarm. Dicke Fliegenwolken hängen über dem Platz. Die Rezeption ist nicht mehr besetzt. Wir lassen uns neben unseren Bekannten nieder. Auch sonst verteilen sich diverse Radler-Quartiere auf der Wiese.