Beide Bezeichnungen Rocket und Missile stammen nicht von mir sondern von unterwegs getroffenen Reiseradlern, mit welchen ich eine Zeitlang in die gleiche Richtung gefahren bin. Zu Deutsch Rakete... Aber zuerst zum Anfang im letzten Sommer/Herbst:
Die nächste Reise im Frühling 2016 wird wieder einige Höhenmeter und vor allem viel(!) Gegenwind bringen. Das Reisevelo Maschineli hat mich mit Laufleistung knapp unter Erdumfang weit genug getragen (zu verkaufen, bei zu erwartendem artgerechtem Umgang auch unter Wert ).
Ein neues Velo darf also her. Anforderungen, auch in Relation zum Vorgänger:
hält die geplante >10’000-Km-Tour durch und ist “Fluggepäck-fähig”
mindestens gleich bequem
leichter
aerodynamischer
Anforderungen für den Alltag (Bahntransport Schweiz): <200cm lang, kein Untenlenker
Nach langer Recherche und wiederum einigen Probefahrten habe ich mich für ein Challenge Fujin sport entschieden mit folgenden Anpassungen/Details:
gekürzte Kurbeln.
MTB-Übersetzung.
Gepäckträger-Spezialanfertigung. Die zweite (diesmal nicht von mir selbst entworfene/gebaute) Version überzeugt dann. Die Gewichtsfreigabe spornt mich zu weiteren Optimierungen an und ist nicht forumskompatibel .
Frühling 2016 ist vorbei und somit auch die beschriebene Reise (Bericht folgt wahrscheinlich auch noch irgendwann) und das Velo hat definitiv den Status Reiserad. Fazit:
Das Velo ist…
bequem. Mit der Übersetzung sind 5-50 km/h angenehm zu treten. Der Unterschied zur unbelüfteten Sitzauflage des Vorgängers ist immens. Schlechter Belag während hunderten Km führt zu Achillessehnenbeschwerden, weil mir die Schuhfersenkante bei jedem (vorne ungefederten!) Schlag leicht auf die Sehne drückt. Nur, wenn eingeklickt und nur bei vielen aufeinanderfolgenden langen Etappen, welche mir(!) auf einem Diamantrahmen ganz andere Beschwerden hervorrufen würden ...
schnell. Schnellste Etappe war 32 km/h Nettodurchschnittsgeschwindigkeit. Die Langsamste ohne viel bergauf/Gegenwind/schlechtem Belag aber mit einem Up-Reiseradler nebendran . Treten muss man aber schon selbst!
laufruhig auch mit Gepäck. Habe einmal bei 70 km/h (mit Reisegepäck) ein Sandwich gegessen und mich erst unsicher gefühlt, als der Blick die Tachoanzeige gestreift hat . Auch ganz langsam (1-2 km/h) fahren ist von der Balance her möglich. Geschätzte 70-80% der Distanz bin ich einhändig gefahren, freihändig geht aber nicht.
langdistanzgeeignet. Längste Etappe: ~620 km (Tag+Nacht+Tag). Meiste Km / 7 Tage: ~1500
Egal ob Wanderweg, Grossstadtjungel, Treppen oder enge Motelzimmer: Das Velo passt überall durch - nicht zuletzt wegen des Gesamtgewichts von ohne abpacken tragbar. Und es lässt sich auch an meiner statt komplett ins Zelt legen (Wandertag).
Unbefestigte Strecken sind meist fahrbar, aber dafür ist das Velo nicht gemacht (und die Leichtlaufreifen haben es mit beschädigten Flanken gedankt)
Bergauf bin ich gefühlt (dank anderem Körperöffnungswinkel?) viel schneller/entspannter als mit dem Vorgängermodell. Die Bremsen habe ich nur einmal ans Limit gebracht.
Flugzeugtransport: Hinterrad raus, Bremsscheibe weg (6 Schrauben), Schaltwerk weg (2 Schrauben), Lenker runter (1 Schraube) und quer (2 Schrauben). In Karton packen und bei "richtigen" Airlines ohne Aufpreis mitnehmen.
Verschleiss auf den ersten 13’000 km: 1 Schwalbe Kojak 35/406 (3 Platten), 1.5 Schwalbe Kojak 35/559 (0 Platten), 1 Kette "dreifachlang" , 1 Ritzelpaket, 1 Sitz (Notreparatur hat 3000 km gehalten und würde ggf auch dauerhaft halten), 3 lange Schaltkabel, 1 Freilaufkörper(?), 1 Paar Bremsbeläge.