Die wenigen Hilfefälle, die mir bei Reisen am Wegesrad begegnet sind, zeichnete aber eine ähnliche Naivität und daraus resultierende Hilflosigkeit aus.
Deswegen hat man aber plötzlich die volle Verantwortung für das Resultat seiner Hilfsbereitschaft, wenn es aus irgendeinem Grund schief geht. Man kann ja schlecht sagen: "Pech für dich, dass ich Pech hatte oder dass Du dich auf jemanden verlässt, der einfach daher kommt. Ich muss jetzt weiter. Sieh zu, wie Du klar kommst."
Das muss man sich vorher überlegen, ob man helfen will oder nicht. Das gehört irgendwie zum Helfen dazu. Würde man in Streitsituationen helfen/eingriefen, muss man auch einkalkulieren, dass für einen selbst gefährlich werden kann.
Tatsächlich hat man immer mindestens kleine Nachteile dadurch (Zeit, Schmutz). Dass viele nicht mit elementaren Dingen am Rad klar kommen, ist mir eigentlich sehr bewusst, da ich ja schon selber nur wenige Dinge reparieren kann. Mancher Schrauber hier im Forum ist da auch ein bisschen weltfremd - es ist keineswegs so selbstverständlich, dass man mit Radtechnik zurecht kommt - Weltenbummler eingeschlossen. Ich habe sogar schon erlebt, dass in Ländern, in denen Räder allenfalls für Touristen bereit gehalten werden, manche Radladenhüter oder Radverleiher weniger vom Rad verstehen als ich selber. Kette mache ich nie selber - eben deswegen, weil dann oft eine Folgereparatur nötig ist, da die Kassette getauscht werden muss. Wieder neues Spezialwerkzeug usw. usw. Ich kann das jetzt nicht sicher sagen, aber vielleicht hätte ich die Kette gar nicht angeboten, da bei mir Kettenwechsel nahezu immer mit Kassettenwechsel einher gehen müssen (ich schaffe es einfach nicht, den richtigen Zeitpunkt zu finden) - und ich da ähnliches befürchtete hätte.
Aufpumpen muss ich auch meist selbst übernehmen, wenn ich helfen will. Mit der kleinen Leichtgewichtspumpe können die meisten gar nicht umgehen, da sie Standpumpen oder Tankstellen-Anlagen gewohnt sind. Meistens muss ich erst in der Pumpe den Ventilaufsatz umdrehen, da die meisten Autoventil haben. Jüngst habe ich das gemacht, das Ventil war aber trotzdem zu kurz - ich hatte es bereits gesehen, aber den guten Willen zufolge trotzdem ausprobiert. Oft passt auch das Minimalwerkzeug nicht - z.B. hatte mal den passenden Inbus, aber leider zu kurz für die versenkte Lenkerschraube. Auch ich selbst war davon schon betroffen, wurde mir mal vom Rennradfahrer geholfen - mittlerweile habe ich einen längeren Inbus dabei. Meistens ist auch der Werkzeuganbieter fitter und damit schneller als der Betroffene - ich helfe als auch lieber mehr schon aus Eigeninteresse, um nicht zuviel Zeit zu verlieren.
Ob ich helfen will, hängt natürlich immer von den Umständen ab. Bin ich irgendwie in Zeitnot (Zug erreichen etc.), würde ich sicherlich nicht anhalten. Meistens frage ich aber, sofern nicht schon andere zur Hilfe umherstehen oder die Reparatur schon vom Betroffenen selbst sichtbar ausgeführt wird.